Kategorie-Archiv: Buchkultur

Amartya Sen erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2020

Amartya Sen Foto: Fronteiras do_Pensamento, Sao Paulo
Amartya Sen Foto: Fronteiras do_Pensamento, Sao Paulo

Der Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hat den indischen Wirtschaftswissenschaftler, Philosophen und Nobelpreisträger Amartya Sen zum diesjährigen Träger des Friedenspreises gewählt. Das gab heute Karin Schmidt-Friderichs bekannt, die als Vorsteherin des Börsenvereins zugleich Vorsitzende des Stiftungsrats ist.

In der Begründung des Stiftungsrats heißt es: „Wir ehren mit Amartya Sen einen Philosophen, der sich als Vordenker seit Jahrzehnten mit Fragen der globalen Gerechtigkeit auseinandersetzt und dessen Arbeiten zur Bekämpfung sozialer Ungleichheit in Bezug auf Bildung und Gesundheit heute so relevant sind wie nie zuvor. Gesellschaftlichen Wohlstand nicht allein am Wirtschaftswachstum zu messen, sondern immer auch an den Entwicklungsmöglichkeiten gerade für die Schwächsten, gehört dabei zu seinen wichtigsten Forderungen. Amartya Sen hebt Solidarität und Verhandlungsbereitschaft als essentielle demokratische Tugenden hervor und beweist, dass Kulturen keine Quelle des Streits um Identitäten sein müssen. In eindringlichen Darstellungen zeigt er, wie Armut, Hunger und Krankheit mit fehlenden freiheitlichen Strukturen zusammenhängen. Mit dem ,Human Development Index‘, dem ,Capabilities Approach‘ und den ,Missing Women‘ hat er früh Konzepte vorgelegt, die bis heute hohe Maßstäbe für die Ermöglichung, Gewährleistung und Bewertung gleicher Chancen und menschenwürdiger Lebensbedingungen setzen. Sein inspirierendes Werk ist Aufruf dazu, eine Kultur politischer Entscheidungen zu fördern, die von der Verantwortung für andere getragen ist und niemandem das Recht auf Mitsprache und Selbstbestimmung verwehrt.“

Amartya Kumar Sen wurde am 3. November 1933 in Shantiniketan in Indien geboren. Geprägt wurde sein Aufwachsen durch die Unabhängigkeitsbewegungen in Indien während der 1940er Jahre und die Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Moslems, die ebenfalls in dieser Zeit stattfanden, sowie von der großen Hungersnot in Bengalen 1943.

Nach einem Studium der Wirtschaftswissenschaften am Presidency College in Kalkutta, wurde er 1959 am Trinity College in Cambridge/England promoviert und widmete sich gleichzeitig dem Studium der Philosophie, was sich in einer Vielzahl seiner späteren Arbeiten niederschlägt: Problemstellungen der ökonomischen Theorie treffen auf Moralphilosophie und Ethik. Seit den 1960er Jahren lehrte Amartya Sen an zahlreichen Hochschulen, hierunter Delhi, Stanford, Berkeley, Oxford und Cambridge. Seit 2004 ist er als Professor an der Harvard Universität tätig.

Einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde Amartya Sen zunächst durch die Weiterentwicklung der Sozialwahltheorie und seine Analysen der Vereinbarkeit von grundlegenden gesellschaftlichen Entscheidungen und individuellen Rechten. Darüber hinaus setzt sich der Wirtschaftsphilosoph, zu dessen Forschungsthemen auch Public Health und Gender Studies gehören, unermüdlich für Demokratie, Freiheit und globale Gerechtigkeit ein. Er geht davon aus, dass sich die Qualität einer Wirtschaftsordnung weniger am Wachstum bemessen sollte, sondern diese vor allem von den Entwicklungsmöglichkeiten der Menschen abhängt sowie von ihrer Freiheit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Mit seinem vielfältigen wissenschaftlichen Werk leistet er bedeutende Beiträge unter anderem zur Wohlfahrtsökonomie, Sozialwahltheorie, Entscheidungstheorie, zur Analyse von Hunger und Armut sowie zur Entwicklungsökonomie.

Für sein einflussreiches Wirken und seine in über 30 Sprachen übersetzten Bücher erhielt der Wirtschaftsphilosoph zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1998 den Nobelpreis für Wirtschaft, sowie über 100 Ehrendoktortitel. Er lebt in Cambridge (Massachusetts) und ist seit 1991 mit der britischen Wirtschaftshistorikerin Emma Georgina Rothschild-Sen verheiratet, die ebenfalls an der Harvard University lehrt. Er ist Vater von vier Kindern.

Dem Stiftungsrat gehören Klaus Brinkbäumer, Prof. Dr. Raphael Gross, Dr. Moritz Helmstaedter, Dr. Nadja Kneissler, Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel, Felicitas von Lovenberg, Prof. Dr. Ethel Matala de Mazza, Bascha Mika sowie Karin Schmidt-Friderichs an.

Die Verleihung des Friedenspreises findet am Sonntag, 18. Oktober 2020, unter den zu diesem Zeitpunkt geltenden Gesundheitsbestimmungen in der Frankfurter Paulskirche statt und wird live im Fernsehen übertragen. Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.

Weitere Informationen sind abrufbar unter www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de.

Hessischer Verlagspreis 2020 geht an Vittorio Klostermann und gutleut verlag Frankfurter Preisträger beeindrucken Jury mit geisteswissenschaftlichem und lyrischem Programm

Archivbild: 1. Hessischer Verlagspreis 2018 © Foto: Diether v. Goddenthow
Archivbild: 1. Hessischer Verlagspreis 2018 © Foto: Diether v. Goddenthow

Wiesbaden. Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat gestern die Juryentscheidung für den Hessischen Verlagspreis bekannt gegeben: Der mit 15.000 Euro dotierte Hauptpreis geht an den Verlag Vittorio Klostermann. Den Sonderpreis in Höhe von 5.000 Euro bekommt der gutleut verlag. Der Verlagspreis wird seit 2018 gemeinsam mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels ausgelobt.

„In diesem Jahr zeichnen wir zwei Verlage aus, die ihr Publikum auf unterschiedliche Weise begeistern“, so Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Der Verlag Vittorio Klostermann steht für ein hervorragendes geisteswissenschaftliches Programm und ist mit neun Jahrzehnten Verlagsgeschichte eine Institution. Der gutleut verlag macht aus Büchern kleine Kunstwerke, die schon Freude bereiten, wenn man sie nur im Regal sieht, und natürlich noch mehr, wenn man sie aufschlägt. Ich gratuliere den beiden Preisträgern herzlich zu ihrem Erfolg. Gleichzeitig ist klar, dass vor allem in dieser Zeit alle hessischen Verlage unsere Aufmerksamkeit verdienen. Vielen von ihnen leiden in der Pandemie unter Umsatzeinbußen, die meisten Literaturfestivals und Lesereisen sind abgesagt, zögerlicher Kauf in den Buchläden vor Ort wirkt sich auch auf die Verlage aus. Umso mehr freue ich mich, dass die Frankfurter Buchmesse 2020 stattfinden wird – das ist ein wichtiges Signal für unsere Verlage.“

Barbara Jost, Vorsitzende des Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland des Börsenvereins, ergänzt: „Es freut mich sehr, bereits zum dritten Mal den Preisträger und Preisträgerinnen gratulieren zu dürfen. Die Jury hat wieder hervorragende Arbeit geleistet. In diesem Jahr bekommen ein traditionsreicher geisteswissenschaftlicher Verlag und ein Verlag, der sich durch innovative Lyrik-Bücher auszeichnet, den Hessischen Verlagspreis. Das zeigt, wie breit der Preis die Verlagslandschaft fördert. Beide Verlage sind auch stark gesellschaftlich engagiert. Verlegen kommt von ,Vorlegen‘ und in diesem Sinne hat Vittorio Klostermann gehandelt, als er 1948 eine Ausfallbürgschaft für die Frankfurter Buchmesse geleistet hat. Die aktuelle Krise zeigt, dass die Buchbranche immer wieder auf engagierte Verlegerinnen und Verleger zählen kann; die Solidarität in der Branche ist groß. Der Gutleut Verlag macht es sich zur Aufgabe, bildenden Künstlern und Lyrikern eine Plattform zu bieten. Dabei beeindrucken die einzelnen Bücher durch ihre Bild-Text-Konzepte. Beide Verlage bereichern das kulturelle Leben nicht nur in Hessen.“

Laut Jury erhält der Frankfurter Vittorio Klostermann Verlag den Hessischen Verlagspreis für sein geisteswissenschaftliches Programm, das seit Jahrzehnten aufgebaut wird. Der Schwerpunkt der Veröffentlichungen liegt auf der Philosophie, daneben erscheinen grundlegende Werke zur Literatur-, Rechts-, Kultur- und Geschichtswissenschaft. Mit Sondereditionen wie der Weißen Reihe für vorwiegend Dissertationen und der Roten Reihe mit künftigen Klassikern der Philosophie und verwandter Gebiete wendet sich der Verlag besonders an ein studentisches Publikum. Immer wieder sorgen Bücher aus dem Verlag für intensive und gelegentlich auch kontroverse Diskussionen in der Wissenschaft und den Feuilletons.

Die Wurzeln des Frankfurter gutleut verlags liegen im Bereich der Bildenden Kunst. In zahlreichen Reihen mit über 100 Publikationen – die meisten davon Lyrikbände – beweist der Verlag Liebe zur Sprache und zum Produkt „Buch“, lobte die Jury: Die Bücher sind in ihrer Gestaltung kleine Kunstwerke und bieten sowohl etablierten Autorinnen und Autoren als auch Newcomern ein Zuhause.

Hintergrund „Hessischer Verlagspreis“:
Der Verlagspreis ist Teil einer Initiative zur Verlagsförderung des Landes Hessen und des Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. Er verfolgt das Ziel, die kulturelle Vielfalt der Verlage in Hessen zu würdigen, sie zu unterstützen und zu erhalten. Außerdem sollen mit ihm die Verbreitung und der Vertrieb von Büchern gefördert und die komplexe und herausfordernde Verlagsarbeit in einer anspruchsvollen Phase sämtlicher Digitalisierungsaktivitäten in den Mittelpunkt gestellt werden.

Bewerben können sich alle unabhängigen Verlage mit Firmensitz in Hessen, deren jährlicher Umsatz unter zwei Millionen Euro liegt. Die Ausschreibung richtete sich an alle Verlagssparten (Belletristik, Lyrik & Sachbuch, Fachbuch & Wissenschaft sowie Kunst- & Regionalbuch). Verlagsstrategie und das Gesamtprogramm, nicht einzelne Bucherfolge oder bekannte Autoren, hatte die Jury zu bewerten. Der Jury gehörten an: Florian Balke (FAZ), Katharina Hesse (Stiftung Buchkunst), Björn Jager, (Hessisches Literaturforum), Jutta Leimbert (Buchhandlung Vaternahm, Wiesbaden), Hans Sarkowicz (Hessischer Rundfunk), Ute Schwens (Deutsche Nationalbibliothek), Aljoscha Walser (Berater für die Medienindustrie und ihre Dienstleister).

PEN schlägt Unterstützung der Buchbranche durch Verdoppelung des Ankaufsetats öffentlicher Bibliotheken vor

Mediathek - Stadtbücherei Wiesbaden. © Foto: Diether v. Goddenthow
Mediathek – Stadtbücherei Wiesbaden. © Foto: Diether v. Goddenthow____

In einer Presseverlautbarung fordert das deutsche PEN-Zentrum die Bundesregierung, die Bundesländer sowie die Kommunen dazu auf, ihr Ankaufsbudget für Bücher in allen öffentlichen Bibliotheken in diesem Jahr zu verdoppeln. Die dafür nötigen finanziellen Mittel sollten möglichst zeitnah bewilligt und aus dem jeweiligen Länder- und Bundeshaushalt zur Verfügung gestellt werden, um die Kommunen zu entlasten. Dadurch könnte der Bibliotheksbestand von der Belletristik über die Kinder- bis zur Fachliteratur in besonderer Weise erneuert, erweitert und verdichtet werden.

Bedingt durch die Einschränkungen der Corona-Krise sind viele Verlage, Buchhandlungen sowie Autorinnen und Autoren unverschuldet in eine finanziell prekäre Lage geraten, die häufig existenzbedrohend ist. Obwohl die Bedeutung der Kultur von staatlicher Seite immer wieder betont wird, kommen viele der aufgelegten Hilfsprogramme oft nicht an. Außerdem sind die Lebenssituationen und Einkommensverhältnisse der Solo-Kulturschaffenden individuell sehr verschieden, so dass die zugesagten finanziellen Hilfen nicht alle Betroffenen erreichen.

„Eine Erhöhung des Ankaufsetats der öffentlichen Bibliotheken wäre ein in seiner Art einmaliges kulturelles Hilfsprogramm, von dem die gesamte Buchbranche in Deutschland profitieren würde. Darüber hinaus wäre es ein wunderbares Zeichen, um die Bedeutung der Lesekultur als Teil einer bundesweiten Bildungsoffensive hervorzuheben und diesen einzigartigen Standortfaktor in Deutschland nachhaltig zu stärken“, so Ralf Nestmeyer, PEN-Vizepräsident.

Frankfurter Buchmesse 2020 soll stattfinden als „Sonderedition“ – Grünes Licht der hessischen Landesregierung

Frankfurter Buchmesse 2020 findet statt. © Foto: Diether v. Goddenthow
Frankfurter Buchmesse 2020 findet statt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Wie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Spätnachmittag bekannt gab, wird die Frankfurter Buchmesse 2020 stattfinden. Das habe der Aufsichtsrat der BBG (Börsenverein des Deutschen Buchhandels Beteiligungsgesellschaft) heute entschieden.

Weiter heißt es in der Pressemeldung, dass geplant sei, die Frankfurter Buchmesse (14.-18. Oktober 2020) auf dem Messegelände, dezentral in der Stadt Frankfurt am Main und zeitgleich virtuell stattfinden zu lassen. Grundlage für die Durchführung der 72. Frankfurter Buchmesse auf dem Messegelände ist ein detailliertes Gesundheits- und Hygienekonzept, das die dann geltenden Schutzverordnungen des Landes Hessen umsetzt und die Sicherheit der an der Messe teilnehmenden Besucher*innen, Aussteller*innen und Mitarbeiter*innen gewährleistet. Das von der Frankfurter Buchmesse und der Messe Frankfurt gemeinsam erarbeitete Hygienekonzept hat das Ordnungsamt und das Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt überzeugt. Aufgrund der dynamischen Lage ist die kontinuierliche, fachliche Evaluation der Gesamtsituation und eine ständige Anpassung an die geltenden rechtlichen Voraussetzungen unerlässlich.

Juergen Boos © Foto: Diether v. Goddenthow
Juergen Boos © Foto: Diether v. Goddenthow

„Die Frankfurter Buchmesse ist das Schaufenster der internationalen Buchbranche und hat auch deshalb in den letzten Jahren einen immer größeren Zuspruch gefunden – nicht nur beim Fachpublikum und im Rechtehandel, sondern auch bei den Leserinnen und Lesern. Sie ist zu einer internationalen Agora des intellektuellen Austausches geworden. Diesen Diskurs-Charakter wollen wir auch in der Krise nutzen und für die Zukunft der Buchbranche erhalten,“ sagt Siegmar Mosdorf, Vorsitzender des Aufsichtsrates.

Juergen Boos, der Direktor der Frankfurter Buchmesse, betont: „In diesem Jahr ist es wichtiger als je zu vor, die Frankfurter Buchmesse durchzuführen. Mit der Präsenz auf dem Messegelände, Buchevents vor Ort und virtuell schaffen wir Aufmerksamkeit für Autorinnen und Autoren, für die Branche, für unsere Themen. Die Frankfurter Buchmesse 2020 ist coronabedingt eine Sonderedition – ein Programm vor Ort, kombiniert mit zukunftsweisenden digitalen Formaten. Wir danken dem Ministerpräsidenten des Landes Hessen, Volker Bouffier, dem Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, dem Finanzminister Michael Boddenberg sowie dem Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, Peter Feldmann, für ihre große Unterstützung.“

Buchmessen-Impression 2019  © Foto: Diether v. Goddenthow
Buchmessen-Impression 2019 © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Frankfurter Buchmesse erwartet die Teilnahme von Ausstellern aus ganz Europa und, abhängig von den dann geltenden Reisebeschränkungen, dem internationalen Ausland. Details zur Programmplanung und zur diesjährigen Kampagne werden Ende Juni bekannt geben.

„Die Frankfurter Buchmesse ist ein Teil der DNA dieser Stadt und auch eine Ikone der Messewirtschaft. Wir freuen uns sehr darüber, dass sich die Branche für eine Buchmesse 2020 entschieden hat und damit ein sehr positives wirtschaftliches Signal sendet. Dabei haben – wie dies bei der Messe Frankfurt stets der Fall ist – die Sicherheit und Gesundheit aller Teilnehmer höchste Priorität. Wir haben ausgefeilte Maßnahmen hinsichtlich Abstandsregeln, Besucherführung und Hygiene erarbeitet, und werden das Konzept den aktuellen Erkenntnissen und Anforderungen anpassen. Die Umsetzung wird sehr strukturiert erfolgen, und wir werden die Frankfurter Buchmesse mit allen Kräften unterstützen“, so Uwe Behm, Geschäftsführer der Messe Frankfurt.

Digitales Rahmenprogramm

Das digitale Rahmenprogramm der Frankfurter Buchmesse deckt mit vielen Angeboten die Anforderungen sowohl der Teilnehmer*innen vor Ort als auch der virtuell zugeschalteten Teilnehmer*innen aus der ganzen Welt ab: Unternehmens- und Produktpräsentationen, Anlässe und Formate zur Geschäftsanbahnung, Kontaktaufnahme mit Geschäftspartnern, Markttrends und Weiterbildung.„Derzeit entwickeln wir eine Reihe von digitalen Formaten, die genau auf diese Kundenbedürfnisse eingehen und die Teilnahme von Unternehmen und Akteuren aus dem Publishing und angrenzenden Industrien weltweit an der Buchmesse 2020 ermöglicht,“ führt Juergen Boos aus.

Um Bücherfans weltweit über die Neuerscheinungen des Bücherherbstes 2020 zu informieren, findet die Frankfurter Buchmesse eine Woche lang auch virtuell statt. Geplant ist unter anderem ein BOOKFEST-Zentrum, von welchem aus die Frankfurter Buchmesse und ihre Medienpartner Neuerscheinungen und Autor*innen vorstellen und relevante Diskussionen anstoßen wird.

Die großen deutschen Publikumsverlage – die Verlagsgruppe Random House, die deutschen Bonnier Verlage, die Holtzbrinck Buchverlage sowie die Verlagsgruppe Bastei Lübbe – haben im Austausch mit der Frankfurter Buchmesse die Idee eines neuen Veranstaltungskonzepts im Rahmen der Buchmesse initiiert. Sie sind eng in die Konzeption, Kommunikation und später auch die Umsetzung dieser Idee involviert.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Initiativen aus der Buchbranche, die sich mit vielen Ideen zu digitalen und physischen Formaten einbringen will, und die mit der Frankfurter Buchmesse im regen Austausch steht.

Ehrengastauftritt 2020

Ahornsirup als süße kleine Botschaft des ursprünglichen Ehrengastlandes Kanadas. Nun wird geprüft, ob der Gastlandauftritt womöglich auf 2021 verschoben werden kann / soll. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ahornsirup als süße kleine Botschaft des  Ehrengastlandes Kanada.  © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Frankfurter Buchmesse berät aktuell mit dem Ausrichter des Ehrengast-Auftritts, dem kanadischen Kulturministerium und Canadian Heritage, über ein der Situation angepasstes Konzept. Eine Entscheidung wird in Kürze erwartet.

Die Frankfurter Buchmesse 2020 – aktueller Planungsstand:

  • Termin: Die Frankfurter Buchmesse findet vom 14. bis 18. Oktober 2020 statt.
  • Fachbesuchertage sind vom 14.- 18. Oktober. Am Wochenende (17. und 18. Oktober) ist die Frankfurter Buchmesse zusätzlich für das Publikum geöffnet.
  • Zugelassene Besucherzahl: Die Zahl der auf dem Gelände zeitgleich zugelassenen Besucher*innen richtet sich nach der im Oktober belegten Bruttofläche.
  • Einlass: Der Einlass erfolgt kontaktlos nach Vorabregistrierung und Selbstauskunft über den Gesundheitszustand.
  • Hallenbelegung: Derzeit konzentriert sich die Planung auf sechs Hallenebenen (Hallenebenen 3.0 und 3.1, 4.0, 4.1 sowie 6.0 und 6.1).
  • Platzierung: Die Platzierung wird voraussichtlich Mitte Juli abgeschlossen sein.
  • Standfläche: Die kleinstmögliche Standfläche wird 8 m² betragen. Aussteller, die 4 m² gebucht haben, erhalten ohne Mehrkosten weitere 4 m² dazu. Alle weiteren Standgrößen werden ebenso nach einem Staffelmodell kostenneutral aufgestockt.
  • Gangbreiten: Darüber hinaus wird jedem Stand 1,5 Meter der davor liegenden Gangbreite als zusätzliche Kommunikationsfläche zugeschlagen.
  • Die Gangbreite in den Hallen liegt zwischen 6-8 Meter.
  • Rechtehandel: Das literarische Agentenzentrum – LitAg (neuer Standort in Halle 6.1) steht in diesem Jahr auch Lizenzverantwortlichen aus Verlagen zur Verfügung.
  • Workspaces: Zusätzlich zu dem Angebot, einen Stand zu mieten, bietet die Frankfurter Buchmesse Interessierten tageweise in jeder Hallenebene Arbeitsplätze in den Frankfurt Workspaces zur Miete an.
  • Bühnen: Die Großbühnen werden in diesem Jahr weitestgehend durch digitale oder entzerrte, physische Angebote ersetzt.
  • Buchverkauf: Besucher*innen können am Messe-Samstag und Messe-Sonntag Bücher zum gesetzlich gebundenen Ladenpreis kaufen.
  • Registrierung und Ticketkauf sind nach einer Vollregistrierung und Selbstauskunft ausschließlich online möglich.
  • Der Ticketshop für Fachbesuchertickets öffnet voraussichtlich am 01.08.2020.

Wichtiges Signal für Buch und Gesellschaft – Börsenverein begrüßt Stattfinden der Frankfurter Buchmesse 2020

Der Aufsichtsrat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Beteiligungsgesellschaft hat heute beschlossen, dass die Frankfurter Buchmesse vom 14. bis 18. Oktober 2020 stattfinden wird. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Gesellschafter der Frankfurter Buchmesse, sieht die Entscheidung als richtigen Schritt und wichtiges Zeichen.

Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins:

Karin Schmidt-Friderichs Foto: feinkorn/Gabi Gerster
Karin Schmidt-Friderichs Foto: feinkorn/Gabi Gerster

„Unsere Gesellschaft braucht Bücher, den Kulturdialog und die lebendige Debatte in dieser Zeit mehr denn je. Umso wichtiger ist es, Bücher ins Rampenlicht und ins Bewusstsein zu rücken. Dies versteht kein Event besser als die Frankfurter Buchmesse. Die Frankfurter Buchmesse 2020 trotz Corona durchzuführen, ist eine mutige und wegweisende Entscheidung. Durch eine aufmerksamkeitsstarke Buchwoche mit Veranstaltungen vor Ort und gleichzeitig virtuell stärken wir das Kulturleben und die Menschen, die es mitgestalten. Gleichzeitig setzen wir wichtige Impulse für die Leser*innen und die ganze Gesellschaft. Natürlich steht bei der Messe vor Ort die Sicherheit für Besucher*innen, Aussteller*innen und Mitarbeiter*innen an erster Stelle. Das werden ein ausgefeiltes Gesundheits- und Hygienekonzept sowie eine kontinuierliche Evaluation durch die zuständigen Behörden gewährleisten. Mit voller Energie geht das Team der Frankfurter Buchmesse an die Ausarbeitung eines Konzeptes für diese besondere Messe und baut auf die Begeisterung der Branche für das weltweit wichtigste Buchereignis.“

Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins:

Alexander Skipis © Foto: Diether v. Goddenthow
Alexander Skipis © Foto: Diether v. Goddenthow

„Zusammen mit der Frankfurter Buchmesse werden wir den Besucher*innen und Aussteller*innen die beste Buchmesse unter den gegebenen Umständen bieten. Sie wird in diesem Herbst einen wichtigen und notwendigen Impuls für das Buch in der Gesellschaft setzen. Unser großer Dank gilt der Stadt Frankfurt am Main und der Hessischen Landesregierung für ihre Unterstützung. Gerade die Bereitschaft des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier, offensiv für die Buchmesse einzutreten, hilft uns, diese zu veranstalten.“

Die vom Börsenverein im Rahmen der Frankfurter Buchmesse vergebenen Auszeichnungen – der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und der Deutsche Buchpreis – werden ebenfalls zu den geplanten Terminen vergeben: der Deutsche Buchpreis am 12. Oktober, der Friedenspreis am 18. Oktober 2020.

PEN protestiert gegen geplante Einstellung der NDR-Sendung „Bücherjournal“

buecherjournalndrDarmstadt, 13. Mai 2020. Das deutsche PEN-Zentrum unterstützt den von Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses Hamburg und Mitglied des deutschen PEN, initiierten offenen Brief gegen die Einstellung der NDR-Sendung „Bücherjournal“ an den Intendanten des Norddeutschen Rundfunks, Joachim Knuth.

Dem NDR zufolge werde der Sender in den kommenden vier Jahren insgesamt 300 Millionen Euro einsparen müssen. Neben dem seit über dreißig Jahren existierenden TV-Magazin „Bücherjournal“ sollen zahlreiche weitere Sendungen eingestellt werden.

„Statt bewährte Sendungen einzustellen, sollte die Literaturberichterstattung ausgebaut werden“, betont PEN-Generalsekretär Heinrich Peuckmann. „Der Rückgang der Lesekultur wird inzwischen vielfach beklagt. Diesen Trend nicht nur zu stoppen, sondern Leselust zu wecken, ist eine wichtige Aufgabe für die öffentlich-rechtlichen Sender. Insofern ist die Einstellung des ‚Bücherjournals‘ ein fatales Zeichen.“

Nach Rainer Moritz sind PEN-Präsidentin Regula Venske sowie Isabel Bogdan, Mitglied des deutschen PEN und stellv. Vorstandsvorsitzende des Literaturhaus-Vereins Hamburg, Erstunterzeichnerinnen des offenen Briefes, der sich im Wortlaut der Anlage entnehmen lässt.

Literatur im Fernsehen: „Unsere Gesellschaft braucht das öffentliche Gespräch über Bücher“

Das Literarische Quartett im ZDF ist eines der letzten Literaturformate der öffentlich rechtlichen  Rundfunk-Anstalten. Archivfoto von der Buchmesse 2019 © Diether v. Goddenthow
Das Literarische Quartett im ZDF, zuletzt am 1. Mai 2020 mit Gastgeberin Thea Dorn,  ist eines der letzten Literaturformate der öffentlich rechtlichen Rundfunk-Anstalten. Archivfoto von der Buchmesse 2019 © Diether v. Goddenthow

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels kritisiert das kontinuierliche Verschwinden von Buchthemen im öffentlich-rechtlichen Programm / Statements von Verleger*innen und Buchhändler*innen

Bücher verschwinden zunehmend aus der Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) hat angekündigt, im Zuge von Sparmaßnahmen ab 2021 die Literatursendung „Bücherjournal“ einzustellen. Nach Streichungen in den letzten Jahren etwa beim BR Fernsehen („Lesezeichen“, „Lido“, „Südlicht“, „Gottschalk liest?“), SWR Fernsehen („Lesenswert Sachbuch“) und ZDF („Lesen!“, „Die Vorleser“) gehen im Programm des öffentlich-rechtlichen Fernsehens vermehrt Sendeplätze für Buchthemen verloren.

Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels

Karin Schmidt-Friderichs Foto: feinkorn/Gabi Gerster
Karin Schmidt-Friderichs Foto: feinkorn/Gabi Gerster

„Unsere Gesellschaft braucht das öffentliche Gespräch über Bücher. In den Programmen von ARD und ZDF aber haben Bücher in den vergangenen Jahren massiv an Sichtbarkeit eingebüßt. Seinem Auftrag einer kulturellen Grundversorgung kommt der öffentlich-rechtliche Rundfunk damit nicht mehr ausreichend nach. Dies ist gesellschaftlich besorgniserregend. Bücher stehen für solide recherchierte und differenzierte Informationen, sie vermitteln komplexe Zusammenhänge, geben dialektische Denkanstöße und tragen neue Themen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Sie sind Teil unserer kulturellen DNA und leisten einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen einer freien, demokratischen Gesellschaft. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen wirkt als Katalysator gesellschaftlicher Debatten in alle Bevölkerungsgruppen hinein. Bücher zunehmend aus der Wahrnehmung der Menschen zu rücken, ist nicht erst in Zeiten von Fake News und Verschwörungstheorien fatal. Literatursendungen abzusetzen und Zuschauer*innen literarischen Austausch vorzuenthalten, schmälert einmal mehr die Möglichkeit der kulturellen Teilhabe aller.“

Stimmen von Verleger*innen und Buchhändler*innen

Philipp Keel, Verleger Diogenes Verlag

Philipp Keel Foto: Diogenes/Maurice Haas
Philipp Keel Foto: Diogenes/Maurice Haas

„Warum ausgerechnet am Futter für den Geist sparen? Es war einmal Kultur im Fernsehen.“

 

 

 

 

 

Florian Illies Foto: Patrick Bienert
Florian Illies Foto: Patrick Bienert

Florian Illies, verlegerischer Geschäftsführer Rowohlt Verlag
„Wenn das öffentlich-rechtliche Fernsehen seinen Auftrag zur Grundversorgung weiter ernst nehmen will, dann sollte es wissen, dass Bücher und die Vermittlung von Büchern ein zentraler Bestandteil der mentalen Grundversorgung sind und dass es naiv ist, zu glauben, man könne ausgerechnet bei der Kultur unbemerkt und schadensfrei mit dem Sparen beginnen.“

Felicitas von Lovenberg, Verlegerin Piper Verlag

Felicitas von Lovenberg Foto: SLAVICA
Felicitas von Lovenberg Foto: SLAVICA

„Leser*in wird und bleibt nur, wer die passenden Bücher für sich findet. Bei dieser Entdeckungsreise durch die literarische Welt ist das Bücherjournal des NDR ein zuverlässiger Kompass, mit einer klugen, überraschenden, einleuchtenden Auswahl und guten Beiträgen. Fernsehen besteht darin, dass jemand irgendwo sitzt und hinschaut. Gutes Fernsehen regt dazu an, nach dem Schauen aufzustehen und weiter zu denken. Dass jetzt ausgerechnet wieder eine Sendung eingestellt werden soll, die dazu beiträgt, ist ein Skandal.“

Tim Jung, Verleger Hoffmann und Campe Verlag

Tim Jung Foto: Frank Krems
Tim Jung Foto: Frank Krems

„Bücher sind für den Erhalt einer demokratisch-aufgeklärten Gesellschaft unverzichtbar. Zugleich brauchen Bücher Öffentlichkeit. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen steht nicht nur über seinen Kulturauftrag in der dringenden Pflicht, Büchern diese Öffentlichkeit zu verschaffen und damit zum Erhalt unserer demokratisch-aufgeklärten Gesellschaft beizutragen.“

Thomas Rathnow, CEO Verlagsgruppe Random House

Thomas Rathnow Foto: Bernd Hoppmann
Thomas Rathnow Foto: Bernd Hoppmann

„Der Auftrag des NDR lautet nach Auskunft des Senders, dass ‚das Programm informieren, bilden, beraten, unterhalten und insbesondere Beiträge zur Kultur anbieten‘ soll. Das aktuelle Programmschema des NDR weist gewiss kein Übermaß an kulturellen Sendungen auf. Da Kultursendungen vermutlich nicht zu den besonders teuren Produktionen zählen, ist schwer nachzuvollziehen, dass ausgerechnet das Bücherjournal mit seiner 30-jährigen Geschichte den aktuellen Sparbemühungen zum Opfer fallen soll. Die Verantwortlichen sollten ihre Entscheidung überdenken und nach kreativen Lösungen suchen, um ihrem Selbstverständnis gerecht zu werden. Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk wird bei der Vermittlung von Literatur und Kultur zurecht eine besondere Verantwortung zugewiesen. Hier sollte er seine Chancen wahrnehmen.“

Björn Bedey, Geschäftsführer Bedey Media

Björn Bedey Foto: Chris-Emil Janßen
Björn Bedey Foto: Chris-Emil Janßen

„Literatur ist ein fester und prägender Bestandteil unserer Kultur – seit Jahrhunderten. Gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist aufgrund seines verfassungsrechtlich vorgegebenen Auftrages dazu verpflichtet, dies in seiner Berichterstattung zu berücksichtigen. Dieser Verpflichtung wird in den letzten Jahren immer unzureichender nachgekommen. Die angekündigte Einstellung der Literatursendung Bücherjournal des NDR stößt in diesem Kontext auf mein vollkommenes Unverständnis und stellt hierdurch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk an sich in Frage.“

Nina Hugendubel, geschäftsführende Gesellschafterin Hugendubel

Nina Hugendubel Foto: Stefan Pielow
Nina Hugendubel Foto: Stefan Pielow

„Wir wissen aus Umfragen, dass das Bücherlesen bei den Menschen an sich sehr positiv besetzt ist. Allein im Wettbewerb um Aufmerksamkeit kann es sich nicht immer durchsetzen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, die Menschen auf vielseitigen Wegen an das so wertvolle Medium Buch zu erinnern. Auch Fernsehformate wie das Bücherjournal sind solch ein Weg. Wir hoffen, dass der NDR als wichtiger öffentlich-rechtlicher Sender ein neues Format für das Buch entwickelt.“

Robert Duchstein, Geschäftsführer Buchhandlung Reuffel, Koblenz

Robert Duchstein Foto: Kai Myller
Robert Duchstein Foto: Kai Myller

„Literatur ist unser wichtigstes Kulturgut. Die Geschichten, mit denen Autor*innen uns Menschen bewegen, inspirieren und zum Nachdenken bringen, verdienen Aufmerksamkeit und Diskurs im öffentlichen Raum. Dafür brauchen wir neben Print- und digitalen Medien auch gute Literatursendungen im Fernsehen.“

 

Buchhandlungen, Archive u. Eisdielen in Hessen ab morgen wieder geöffnet – Wer darf öffnen, wer bleibt geschlossen? Auslegungshinweise zu Corona-Verordnung aktualisiert

Auch die Buchhandlung Angermann in der Wiesbadener Mauergasse hat ab 20. April 2020 wieder geöffnet. © Foto: Diether v Goddenthow
Auch die Buchhandlung Angermann in der Wiesbadener Mauergasse hat ab 20. April 2020 wieder geöffnet. © Foto: Diether v Goddenthow

Mit der vierten Verordnung zur Bekämpfung des Corona-Virus lockert Hessen ab Montag auch einige der bestehenden Schutzmaßnahmen für den Handel. Um den örtlichen Behörden die Anwendung zu erleichtern, haben Wirtschafts- und Sozialministerium ihre Auslegungshinweise aktualisiert. „Die Lockerung der Einschränkungen heißt nicht, dass die Bedrohung durch das Virus vorbei ist – im Gegenteil: Wenn wir jetzt leichtsinnig werden, gefährden wir unsere gemeinsamen Erfolge bei der Bekämpfung der Pandemie, die nur durch die Kontaktverbote und drastischen Maßnahmen erreicht werden konnten. Deshalb müssen wir bei jeder Lockerung mit äußerster Vorsicht und Augenmaß vorgehen“, sagten Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und Sozialminister Kai Klose. „Das Virus ist weiter da und kann eine zweite Ansteckungswelle auslösen, die zu einer wieder steigenden Zahl schwerer Erkrankungen und Todesfällen führt. Um die Ausbreitung des Virus weiter zu bremsen, müssen wir Menschenansammlungen mit ihrer großen Ansteckungsgefahr unbedingt vermeiden. Der Mindestabstand von 1,50 m zu anderen Personen ist unbedingt einzuhalten. Ob und wie weitere schrittweise Lockerungen nach dem 4. Mai möglich sind, entscheidet sich auch daran, ob die Bürgerinnen und Bürger sich auch weiterhin so gut an die Vorsichtsmaßnahmen halten wie in den letzten Wochen. Es darf jetzt auf keinen Fall Sorglosigkeit ausbrechen.“

Die wichtigsten Bestimmungen:

– auch in Hessen gilt: Geschäfte mit weniger als 800 qm Verkaufsfläche können bei strikter Anwendung der Abstands- und Hygieneregeln wieder öffnen. Angesichts der Tatsache, dass sich die Mehrzahl der Nachbarländer für diesen Weg entschieden hat, wird Hessen auch größeren Einzelhändlern unter strengen Bedingungen die Öffnung erlauben: Sie müssen ihre Verkaufsfläche auf 800 qm reduzieren, und zwar so, dass die Abtrennung unmissverständlich und klar ist und auch durchgesetzt wird.

– Für Buchhandlungen, Auto- und Fahrradhändler gilt die Größenbeschränkung nicht. Klargestellt wird, dass auch Geschäfte in Einkaufszentren öffnen dürfen, wenn ihre Verkaufsfläche kleiner als 800 qm ist.

– Klargestellt wird ferner, dass sich in jedem Geschäft gleichzeitig nur eine Kundin oder ein Kunde je angefangener 20 qm für den Publikumsverkehr zugänglicher Grundfläche aufhalten darf, um einen Abstand von mindestens 1,5 m zwischen Personen im Geschäft sicherzustellen. Besteht die Gefahr einer Unterschreitung, etwa in Kassenbereichen, müssen Trennvorrichtungen vorgesehen werden.

– allen Geschäften wird von Montag an erlaubt, zuvor bestellte Waren zu liefern oder von Kunden selbst abholen zu lassen. Dabei müssen jedoch hygienische Voraussetzungen eingehalten werden.

– Eisdielen dürfen künftig sowohl Ware ausliefern als auch an der Theke – bei Einhaltung der Abstandsregeln – verkaufen, allerdings nur im Außer-Haus-Verkauf und ohne das Anbieten von Sitzgelegenheiten. Um Konflikte mit dem Abstandsgebot zu vermeiden, darf im Umkreis von 50 Metern kein Eis verzehrt werden.

– Wieder erlaubt sind ab Montag auch Autokinos, Bibliotheken und Archive.

Die ausführlichen Auslegungshinweise finden Sie hier

Corona-Krise: Börsenverein fordert Ausweitung der staatlichen Hilfen für die Buchbranche

© Diether v Goddenthow
© Diether v Goddenthow

Börsenverein begrüßt Bereitstellung des Corona-Soforthilfepakets / Weiterhin akuter Handlungsbedarf u.a. bei Gewerbemieten, KfW-Kreditvergabe und Zuschüssen für Unternehmen mit über zehn Mitarbeiter*innen / Zügige Wiedereinführung der Verlegerbeteiligung gefordert

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels begrüßt die schnell auf den Weg gebrachten Hilfsmaßnahmen von Bund und Ländern, die helfen sollen, die durch die Corona-Pandemie ausgelöste Wirtschaftskrise zu bewältigen. Nach den ersten Erfahrungen seiner Mitgliedsunternehmen sieht der Verband jedoch weiteren dringenden Handlungsbedarf aus Sicht der Buchbranche und fordert Nachjustierungen durch die Bundesregierung.

Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins: „Wir sind dankbar für die Bereitschaft und Tatkraft aller politisch Verantwortlichen, die Krise auch wirtschaftlich zu meistern. Es zeigt sich aber, dass die bisher aufgesetzten Hilfen die zu erwartenden wirtschaftlichen Einbußen in der Buchbranche nur unzureichend abfedern können. Aufgrund der geringen Umsatzrenditen im Buchhandel sind kaum Finanzpolster vorhanden, sodass viele Buchhandlungen, Verlage, Autor*innen und Buchlogistiker existenziell gefährdet sind. Wir fordern die Politik auf, die Hilfsmaßnahmen für die Buchbranche zu ergänzen. Außerdem ist es jetzt dringender denn je, die Verlage wieder an den Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaften zu beteiligen, damit sie möglichst schon in diesem Jahr mit diesen Einnahmen kalkulieren können. Jetzt wird jeder Cent gebraucht, um die Wertschöpfungskette funktionsfähig zu halten und die gesamte Buchbranche vor gravierenden Folgen zu bewahren. Es geht um die Zukunft der gesamten Buchlandschaft in Deutschland mit ihrer Qualität und Vielfalt!“

Der Börsenverein hat einen Forderungskatalog an die Bundesregierung übermittelt. Er fordert darin:

1. Zuschüsse vom Bund für kleine und mittelgroße Unternehmen mit mehr als 10 Mitarbeiter*innen
2. Zusätzliche zweckgebundene Zuschüsse für alle Unternehmen zu Gewerbemieten oder Aussetzen der Mietverbindlichkeiten für die Zeit der behördlichen Ladenschließungen
3. Verbesserungen bei der Kreditvergabe über die KfW in Form von einhundertprozentigen Ausfallbürgschaften
4. Vereinfachung und Vereinheitlichung der Antragsverfahren für die Soforthilfen mit klaren Angaben zu Begründungskriterien und Nachweispflichten
5. Verlängerung der Übergangsfrist zur Implementierung der im Einzelhandel neu erforderlichen Kassensysteme über den 30. September 2020 hinaus um mindestens ein Jahr
6. Schnellstmögliche Wiedereinführung der Beteilung der Verlage an den Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaften und Ausweitung der urheberrechtlichen Privatkopie-Vergütung auf Cloud-Speicherdienste
7. Wegfall des gesetzlich verpflichtenden Nachlasses, den Buchhandlungen beim Verkauf von Schulbüchern an staatliche Einrichtungen gewähren müssen, bis Ende 2020
8. Weitergehende Entlastungen bei den Beiträgen für die Künstlersozialkasse

Seit rund zwei Wochen sind die meisten Buchhandlungen in Deutschland auf Anordnung der Länder – mit Ausnahme von Berlin und Sachsen-Anhalt – geschlossen. Dadurch verzeichnet die gesamte Buchbranche nach Einschätzung des Börsenvereins Umsatzeinbußen von monatlich einer halben Milliarde Euro. Bei den Buchhandlungen in Deutschland werden pro Monat insgesamt rund 15 Millionen Euro Mietverbindlichkeiten fällig, denen während der Schließungen keine Umsätze vor Ort entgegenstehen. Fast alle Buchhandlungen verkaufen während der Ladenschließungen weiter Bücher online. Eine Übersicht der Buchhandlungen mit Kontaktangaben und Link zum Webshop ist abrufbar unter www.buchhandlung-finden.de.

Coronavirus: Börsenverein fordert Soforthilfe für Buchbranche

Auch der Buchhandel ist in seiner Existenz von den Corona-Schutzmaßnahmen gefährdet, da bundesweit die Buchläden, wie hier Hugendubel in Wiesbaden, geschlossen haben. Dringender Appell: Schauen Sie auf den Internetseiten Ihrer stationären Buchhandlung und bestellen Sie bitte dort und nicht bei den großen Online-Plattformen. © Foto: Diether v Goddenthow
Auch der Buchhandel ist in seiner Existenz von den Corona-Schutzmaßnahmen gefährdet, da bundesweit die Buchläden, wie hier Hugendubel in Wiesbaden, geschlossen haben. Dringender Appell: Schauen Sie auf den Internetseiten Ihrer stationären Buchhandlung und bestellen Sie bitte dort und nicht bei den großen Online-Plattformen. © Foto: Diether v Goddenthow

Ladenschließungen für gesamte Buchbranche existenzgefährdend / Staatlicher Notfallfonds für schnelle, unbürokratische Hilfe gefordert
Die Bundesregierung und die Landesregierungen haben zur Eindämmung des Coronavirus umfassenden Maßnahmen beschlossen. Durch die zu erwartenden flächendeckenden Ladenschließungen, die auch zur Schließung von Buchhandlungen führen, haben Buchhandlungen, Verlage, Zwischenbuchhändler und Autor*innen absehbar mit massiven wirtschaftlichen Einbußen zu rechnen. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels fordert daher eine schnelle und wirksame Unterstützung von der Politik.

Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins: „Die Buchbranche unterstützt solidarisch die von Bund und Ländern getroffenen Maßnahmen. Ein gemeinsames und entschiedenes Vorgehen ist jetzt unumgänglich, um die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen und damit die Gesundheit gerade der Schwächeren in der Gesellschaft zu schützen. Für die größtenteils Klein- und Kleinstunternehmen, aber auch die wenigen größeren Unternehmen der Branche sind Schließungen allerdings kritisch bis existenzgefährdend. Wir benötigen deshalb effektive und unbürokratische Sofortmaßnahmen von staatlicher Seite. Wenn Buchhandlungen etwa für einen Monat keine Bücher mehr vor Ort verkaufen können, sind neben den Buchhandlungen auch die Verlage, deren Bücher dort nicht verkauft werden können, existenziell bedroht. Die Umsatzrenditen in der Branche sind so gering, dass viele Unternehmen nur schmale oder gar keine Finanzpolster haben und in Liquiditätsengpässe kommen werden. Zwar arbeiten zahlreiche Buchhandlungen daran, online oder telefonisch bei ihnen bestellte Bücher per Fahrradkurier oder über andere Lieferdienste zustellen zu können. Das wird aber nicht ausreichen, um die finanziellen Einbußen auszugleichen.“

Der Börsenverein hat sich daher mit der dringenden Bitte um Einrichtung eines Notfallfonds an die Bundesregierung gewandt, mit dem unbürokratisch und schnell Geld für die betroffenen Unternehmen und Selbständigen bereitgestellt werden kann. Außerdem bittet der Verband die politisch Verantwortlichen zu prüfen, wie sie die Buchbranche dabei unterstützen können, die Grundversorgung der Bevölkerung mit Büchern auf lokaler Ebene zu gewährleisten, etwa durch gesundheitspolitisch vertretbare Ausnahmeregelungen.

Alexander Skipis: „Gerade wenn das öffentliche Leben so drastisch eingeschränkt ist, ist die Versorgung der Bürger*innen mit Büchern und damit ,geistiger Nahrung‘ elementar. So muss zum Beispiel angesichts der Schulschließungen die Versorgung der Schüler*innen mit Schulbüchern und Unterrichtsmaterial sichergestellt werden. Hier benötigen wir effektive Maßnahmen für den Buchhandel vor Ort, damit nicht nur große Online-Versender wie Amazon profitieren, was zu einer langfristigen Abwanderung von Kund*innen aus dem Buchhandel führen kann.“

Schnell, unbürokratisch, effizient – Deutscher PEN fordert in der Krise Grundeinkommen für Solo-Selbstständige in der Kultur

Darmstadt, 19. März 2020. Das PEN-Zentrum Deutschland unterstützt die Forderung des Deutschen Kulturrates nach einem schnellen und unbürokratischen Nothilfeprogramm für die Kultur. Die Schriftstellerorganisation begrüßt das Versprechen der Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, sich über den bestehenden Haushalt hinaus dafür einzusetzen, zusätzliche Mittel für Kultur und Medien als Nothilfe zur Verfügung zu stellen. Begrüßenswert ist auch, dass die Kulturministerkonferenz der Länder sich der Forderung nach einem Notfallfonds bereits angeschlossen hat und dass einzelne Landesregierungen hier bereits tätig werden und unbürokratische Verfahren planen.

Gleichwohl wird es Härtefälle geben, nicht erfassbare Einbußen und andere Einkommenslücken aufgrund der Pandemie. Das PEN-Zentrum Deutschland unterstützt deshalb die Petition der Berliner Modedesignerin Tonia Merz nach einem bedingungslosen Grundeinkommen für Solo-Selbständige in der Kulturbranche für einen Zeitraum von sechs Monaten. Die Solo-Selbständigen in den unterschiedlichen Kunstsparten, die auf Honorarbasis arbeiten, sind durch die derzeitigen Schließungen, Ausfälle und Absagen besonders betroffen. Nach ersten Umfragen brechen zwischen 80 und 100% der Einnahmen weg.

„‚Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch‘, dichtete Friedrich Hölderlin, dessen 250. Geburtstag wir in diesem Jahr feiern. Für Künstlerinnen und Künstler und die vielen sogenannten ‚Freien‘ in der Kultur- und Kreativwirtschaft wird es existentiell notwendig sein, dass ‚das Rettende‘ in diesem Fall von der Politik kommt“, so die Präsidentin des deutschen PEN, Regula Venske. „Letztlich kommt es aber jetzt auf die Solidarität der gesamten Bevölkerung an, um diese Krise gemeinsam zu meistern.“