Kategorie-Archiv: Archäologisches Museum Frankfurt

Ein Stück Frankfurter Geschichte wird für die Zukunft erhalten

v.li. Dr. Andrea Hampel,Leiterin des Denkmalamtes, Dr. Carsten Wenzel, kommissarischer Leiter des Archäologischen Museums, Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt, Mike Josef, Planungsdezernent.
v.li. Dr. Andrea Hampel,Leiterin des Denkmalamtes, Dr. Carsten Wenzel, kommissarischer Leiter des Archäologischen Museums, Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt, Mike Josef, Planungsdezernent.

Stadträte Josef und Hartwig stellen Lackprofile römischer Fundstücke vor Planungsdezernent Mike Josef und Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig haben heute ein erstmals in Frankfurt angewandtes Verfahren vorgestellt, wie archäologische Bodenfunde für die Nachwelt konserviert werden können. Gemeinsam mit der Leiterin des Denkmalamtes, Dr. Andrea Hampel, und dem kommissarischen Leiter des Archäologischen Museums, Dr. Carsten Wenzel, erläuterten die beiden Stadträte Herstellung und Inhalt zweier sogenannter Lackprofile, mit denen römische Ausgrabungsfunde aus dem Stadtgebiet für die Zukunft erhalten und museal präsentiert werden können.

„Mithilfe der Lackprofile können die herausragenden Befunde aus den jüngsten Grabungen in Heddernheim beispielhaft erhalten werden“, sagte Planungsdezernent Josef. „Indem ein vollständiges Bodenprofil abgenommen und mit allen darin enthaltenen Fundstücken im ursprünglichen Zustand konserviert wurde, ist nun ein Blick zurück in die Vergangenheit möglich.“ Kulturdezernentin Hartwig ergänzt: „Nicht nur können auf diese Weise die archäologischen Befunde aus der Römerzeit in ihrer Gesamtheit erhalten, sondern auch sehr eindrucksvoll präsentiert werden. Scherben von Keramikgefäßen sind darin ebenso zu erkennen wie zahlreiche Tierknochen oder Metallobjekte wie eine verkleinerte Lanzenspitze – so lässt sich unsere Geschichte anhand von Originalen bildhaft vermittelt.“

Die Herstellung und Bearbeitung von Lackprofilen bis hin zu einem ausstellungfähigen Objekt ist äußerst aufwendig und dauert mehrere Wochen. Die beiden römischen Lackprofile sind das Ergebnis einer Kooperation zwischen dem Archäologischen Museum Frankfurt und dem städtischen Denkmalamt.

Restauratoren und Grabungstechniker waren zunächst vier Tage lang im Schutzanzug und mit Atemmaske tätig, um die bereits freigelegten Bodenprofile zu bearbeiten. Diese wurden mit einem Kunstharzprodukt beschichtet und getrocknet, bevor die Vorderseite erstmals sichtbar wurde. Nach dem Abtransport ins Museum wurde diese bereinigt, lose Kiesel und Ähnliches abgenommen und gebrochene Knochen restauriert. Schließlich wurde das Ganze in einen Rahmen gefasst und gleichmäßig an den Seiten und am Boden beschnitten.
Die Profile sind zwischen 1,50 x 1,50 Meter und 2,50 x 1,50 Meter groß. Die Kosten alleine für das Material liegen bei rund 4000 Euro. Es ist angedacht, ein Lackprofil in der Römerstadtschule unterzubringen und eines im Archäologischen Museum auszustellen.

Bereits seit Mai vergangenen Jahres führte das Denkmalamt aus Anlass der die Erweiterung der Römerstadtschule archäologische Ausgrabungen durch und machte herausragende Funde. Dabei wurde im Zentrum der römischen Stadt Nida, die sich in den heutigen Gemarkungen Heddernheim und Praunheim befand, ein neu entdeckter Tempelbezirk mit mindestens fünf Tempeln freigelegt. Neben mehreren ehemals repräsentativen Steingebäuden stieß man zudem auf weitere Zeugnisse der religiösen Verehrung zur Römerzeit. Dazu gehören auch Kultgruben aus dem 2. Jahrhundert nach Christus, die in einem bisher nicht erforschten Zusammenhang mit religiösen Handlungen innerhalb der Tempelanlage stehen. Durch die nun erstellten Lackprofile kann ihr Zustand, ihr Inhalt und ihre Struktur unverändert für die Zukunft konserviert werden.

Die römische Fundstelle in Frankfurt-Heddernheim als Verwaltungssitz der Civitas Taunensium ist bereits seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Es handelt sich um eine der bedeutendsten Fundstellen im Stadtgebiet und innerhalb der römischen Provinz Germania Superior (Obergermanien).

Nach einer Militärphase ab dem Jahr 70 nach Christus wurde um 85 nach Christus die Provinz Germania Superior gegründet und es entstand eine zivile Siedlung in der Nähe der Nidda. Die Stadt Nida bestand nach ihrer Gründung um 110 nach Christus bis zur Aufgabe der rechtsrheinischen Gebiete 259/260. Sie hatte eine besondere Bedeutung als zentraler Handels- und Verwaltungsplatz. Der römische Name Nida, der sicher auf einen keltischen Ursprung zurückgeht, ist durch einen Inschriftenfund gesichert.

Über lange Zeit wurde das Areal landwirtschaftlich genutzt, bis durch die Ernst-MaySiedlung „Römerstadt“ in den Jahren 1927/1929 der südliche Teil der Stadt überbaut wurde. Gleichwohl erfolgte eine archäologische Dokumentation der Befunde gemäß dem damaligen wissenschaftlichen Standard. Nach dem 2. Weltkrieg begannen moderne wissenschaftliche Aufnahmen des Geländes, wobei man sich in erster Linie auf die Erforschung des „Steinkastells“ aus der militärischen Periode konzentrierte. Das Steinkastell liegt im Osten des römischen Stadtgebiets und berührt nur zu einem Teil die spätere zivile Stadt.

Ab 1961 wurde der bis dahin unversehrte nördliche Teil der Stadt allerdings großflächig überbaut. Die Fundstelle erlitt beim Bau der Nordweststadt schwerste Verluste: Hochhäuser, Tiefgaragen, U Bahntrassen und eine Schnellstraße wurden auf einer Fläche von 500.000 Quadratmetern errichtet. Mit wenigen Ausnahmen konnte die Denkmalpflege damals keine Dokumentation in wissenschaftlich angemessener Form durchführen.

9. Deutscher Archäologiekongress vom 3. bis 8. Juli 2017 in Mainz mit Exkursionen zu einzigartigen Fundstätten

v.li.Prof. Dr. Alfried Wieczorek, Vorsitzender des West- und Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung e.V. (WSVA) und Vizepräsident des Deutschen Verbandes für Archäologie e.V. (DVA),Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE Rheinland-Pfalz,Dr. Birgit Heide, GDKE, Kommissarische Direktorin Landesmuseum Mainz, Dr. Jasper von Richthofen, Vorsitzender des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumswissenschaften e. V. (MOVA), Prof. Dr. Claus von Carnap Bornheim, Vorsitzender des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumswissenschaften e. V. (NWVA). Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
v.li.Prof. Dr. Alfried Wieczorek, Vorsitzender des West- und Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung e.V. (WSVA) und Vizepräsident des Deutschen Verbandes für Archäologie e.V. (DVA),Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE Rheinland-Pfalz,Dr. Birgit Heide, GDKE, Kommissarische Direktorin Landesmuseum Mainz, Dr. Jasper von Richthofen, Vorsitzender des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumswissenschaften e. V. (MOVA), Prof. Dr. Claus von Carnap Bornheim, Vorsitzender des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumswissenschaften e. V. (NWVA). Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Kaum ein Deutscher Archäologiekongress verspricht so spannend zu werden, wie der derzeitige 9. Deutsche Archäologiekongress vom 3. Bis 8. Juli 2017 im Mainzer Landesmuseum. Geht es doch neben Vortragsreihen, Diskussionsrunden, Arbeitsgruppen, Poster-Ausstellungen auch um so zentrale Fragen wie „Prekäre Beschäftigungsverhältnisse“, „Archäologie und Identität“ und „Migration und Mobilität in der Menschheitsgeschichte“. Darüber hinaus haben die über 650 Kongressbesucher die Chance, die wesentlichen Highlights Rheinland-Pfälzischer Archäologie aus 400 Grabungsstätten in der Jubiläumsausstellung „vorZeiten“ im Landesmuseum besichtigen zu können sowie an zahlreichen Exkursionen teilzunehmen, etwa zum: Isis-Tempel oder zur Kirche St. Johannis in Mainz sowie Exkursionen etwa zur Georgskapelle nach Heidesheim, zur Kaiserpfalz in Ingelheim, zur Römervilla in Bad Kreuznach und zur Klosterruine Disibodenberg.

Was die Sache, insbesondere für Teilnehmer von außerhalb besonders spannend mache, sei, dass es „wahrscheinlich im Bundesvergleich keine Region oder Regionen wie in Rheinland-Pfalz gibt, die eine solche Qualität an Funden haben“, unterstreicht Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE Rheinland-Pfalz, mit ein wenig Stolz die Bedeutung von Mainz als diesjährigen Kongress-Ort beim Pressegespräch. Mainz und Tier gingen als urbane Zentren auf die Römerzeit zurück. Allein das seien Qualitäten, „die tatsächlich nicht vergleichbar sind mit anderen Grabungsstätten im Bundesgebiet.“, so der GDKE-Generaldirektor. „Rheinland-Pfalz müsse keinen Vergleich mit irgendeiner anderen Landschaft im westlichen Mitteleuropa scheuen.“Schließlich belegten die außerordentlich hohe Zahl an archäologischen Funden und Befunden nicht weniger als 4 Mio. Jahre Erd- und 800.000 Jahre wechselvolle Menschheitsgeschichte an Rhein und Mosel, deren Highlights gegenwärtig in der Landesausstellung VorZeiten im Landesmuseum Mainz gezeigt werden.“, Thomas Metz.

Das sieht auch ähnlich so der Vorsitzender des West- und Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung e.V. (WSVA) und Vizepräsident des Deutschen Verbandes für Archäologie e.V. (DVA) Prof. Dr. Alfried Wieczorek: Zum einen sei Mainz ein Ort für Archäologen, wo man immer gerne wieder kommt, vor allem dann, wenn es viel Neues zu sehen gäbe, nicht nur die fantastische Ausstellung VorZeiten, in der die Highlights aus 70 Jahren Rheinland-Pfälzische Landesarchäologie gezeigt würden. „Sondern hier in Mainz und Umgebung sind unglaublich wichtige, interessante Grabungen, die zur Zeit laufen, allein die Ausgrabung an der Johanniskirche, die wirkliche ein Unikat ist für die Archäologie nördlich der Alpen, so Prof. Dr. Alfried Wieczorek. Das sei ein außergewöhnlicher Standort mit fantastischen Funden, ein Ort, „den man als Archäologe unbedingt mal gesehen haben muss.“ Denn so schnell käme ein solcher Ort, an dem man so etwas Besonderes sehen kann, nicht wieder, schwärmt der WSVA- und DVA-Vorsitzende.

Der diesjährige Archäologen-Kongress wäre nicht „bloß“ ein Tagungsprogramm, „dass sich alle drei Jahre, sozusagen kulminiert in einem großen Archäologiekongress“. Vielmehr habe es der Kongress in diesem Jahr auch mit unzähligen wichtigen Dingen außerhalb dieses Kongressgebäudes zu tun, nämlich mit den Ausgrabungen, mit den archäologischen Stätten in der Umgebung von Mainz und in Mainz selbst, so Wieczorek. Diese würden in ihrer Veränderung vergangener 70 Jahre dem Teilnehmer-Kreis aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Polen, Tschechien, Dänemark, aus der Schweiz und den Beneluxländern die in dieser Woche präsentiert werden.

„Aktuell stehen wir angesichts vieler finanzieller Engpässe vor großen Herausforderungen“, ergänzt Dr. Jasper von Richthofen, Vorsitzender des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung (MOVA) „das macht die Bedeutung dieses Archäologiekongresses deutlich und wir müssen uns zugleich immer wieder neu mit der Frage beschäftigen, welche Rolle die archäologische Wissenschaft für die Gesellschaft spielen kann.“

In den unterschiedlichen Arbeitsgruppen diskutieren Expertinnen und Experten um Themen wie etwa die Vielfalt der Geschlechter, Migration und aktuelle Forschungsergebnisse oder um das Schwerpunktthema des diesjährigen Kongresses: „Archäologie und Identität“. „Angesichts der Zerstörungen von kulturellem Erbe in den letzten Jahren wird der Kulturgutschutz aktuell viel diskutiert und auch die umfassenden Migrationsbewegungen stellen uns vor neue Herausforderungen“, so Prof. Dr. Alfried Wieczorek.

Ein weiteres aktuelles Thema sind „prekäre Beschäftigungsverhältnisse“ in der Archäologie. Dabei geht es unter anderem um problematische Zeitverträge und unverhältnismäßige Entlohnung. „Für den wissenschaftlichen Nachwuchs ist diese Situation zunehmend untragbar und sie bedroht auch die Qualität der Arbeit in der Denkmalpflege“, so Prof. Dr. Claus von Carnap Bornheim, Vorsitzender Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsforschung, „wir werden die Thematik daher intensiv im Laufe des Archäologiekongresses mit allen Beteiligten diskutieren.“

„Das Herz der Archäologie schlägt in diesem Jahr in Mainz“, freut sich die kommissarische Direktorin des Landesmuseum Mainz, Dr. Birgit Heide, „mit unserer aktuellen Landesausstellung „vorZeiten“ präsentieren wir zudem eine außergewöhnliche Zeitreise durch 400 Millionen Jahre Erd- und Kulturgeschichte mit faszinierende Zeugnissen längst vergangener Epochen und einmaligen Exponaten – von den erdgeschichtlichen Anfängen bis in die Gegenwart. So gesehen ist es uns eine große Ehre, dass wir den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Archäologiekongresses das reichhaltige kulturelle Erbe von Rheinland-Pfalz erlebbar machen können.“

Der 9. Deutsche Archäologiekongress des Deutschen Verbandes für Archäologie und der Deutschen Altertumsverbände wird veranstaltet für den Deutschen Verband für Archäologie vom West- und Süddeutschen Verband für Altertumsforschung in Kooperation mit dem Mittel- und Ostdeutschen Verband für Altertumsforschung. Kooperiert wird dabei in Mainz mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz und seinen Direktionen Landesmuseum Mainz und Landesarchäologie, Außenstelle Mainz. Im Landesmuseum befindet sich zugleich das Tagungsbüro. Weitere Kooperationspartner und Tagungsorte sind das Römisch-Germanische Zentralmuseum, das Institut für Altertumswissenschaften, Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Deutschen Archäologen-Verband.

Neuer Direktor für das Archäologische Museum Frankfurt

Wolfgang David
Wolfgang David

Dr. Wolfgang David tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Egon Wamers an
(kus) Die Suche nach einem Direktor für das Archäologische Museum Frankfurt ist abgeschlossen. Dr. Wolfgang David übernimmt die Leitung des Museums zum 1. Januar 2018. Er tritt damit die Nachfolge von Prof. Dr. Egon Wamers an. Der 56-jährige Archäologe ist derzeit Leiter des kelten römer museums manching, zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistent an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Der Findung war eine öffentliche Ausschreibung unter der Leitung der Kulturdezernentin Ina Hartwig vorausgegangen.

„Ich bin sehr froh, dass der Magistrat meinem Wunsch gefolgt ist, Dr. Wolfgang David zum neuen Leiter des Archäologischen Museums Frankfurt zu ernennen. Er ist ein hoch qualifizierter Wissenschaftler mit großer inhaltlicher Fachkenntnis, organisatorischer und kuratorischer Erfahrung. Er denkt sowohl in regionalen, nationalen als auch internationalen Kooperationen“, erklärt Kulturdezernentin Hartwig.

„Dr. David hat sich durch das von ihm aufgebaute kelten römer museum manching einen Namen gemacht – binnen zehn Jahren hat er dem Haus einen Platz in der europäischen Museumslandschaft gesichert. Ich bin überzeugt davon, dass er das wissenschaftliche und didaktische Konzept des Archäologischen Museums Frankfurt weiterentwickeln und seine Erfahrungen im Bereich der besucherorientierten Vermittlungsarbeit einbringen wird. Eine so erhöhte nationale und internationale Sichtbarkeit wird das Museum weiter stärken.“

Der 1961 in Kassel geborene Wolfgang David studierte Vor- und Frühgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Seine Promotion verfasste er über karpatenländische Bronzen der ausgehenden älteren und beginnenden mittleren Bronzezeit. Er hat zahlreiche Publikationen veröffentlicht und Vorträge im In- und Ausland gehalten. Die Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit liegen auf der Bronzezeit, der Archäologie und Geschichte der Kelten. Als weiteres Forschungsfeld ist seit seinen Ausgrabungen im ehemaligen Konzentrationslager Dachau die Archäologie des 20. Jahrhunderts hinzugekommen.

Dr. David leitet das 2006 eröffnete kelten römer museums manching, ein staatliches Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung München, seit dessen Gründung. Das Museum schlägt inhaltlich eine Brücke zwischen den Kelten und Römern und zeigt Funde aus der Keltenstadt Manching und dem nahegelegenen Römerkastell Oberstimm.

Dr. David hat das Regionalmuseum in den vergangenen Jahren auch überregional und auf europäischer Ebene mit einem reichhaltigen museumspädagogischen Angebot und Wechselausstellungen mit internationalen Partnern aufgebaut und bekannt gemacht.

Bis zu seinem Dienstantritt im kommenden Jahr wird Dr. Carsten Wentzel die kommissarische Leitung des Archäologischen Museums übernehmen. Der derzeitige Leiter Prof. Dr. Wamers wird Ende Juni in den Ruhestand verabschiedet.

Archäologisches Museum Frankfurt: ODIN, THOR und FREYJA. Skandinavische Kultplätze des 1. Jahrtausends n. Chr.“ – v. 11.2 bis 6.6.2017

Odin, Thor und Freyja gehören zu den bekanntesten Gottheiten des heidnischen Nordens. Sie waren zuständig für Kriegswesen, Ordnung und Fruchtbarkeit. Das Archäologische Museum in Frankfurt entführt jetzt mit der neuen Ausstellung "Odin, Thor, Freyja" anhand neuester Forschungen zur altskandinavischen Religion und Kultpraxis in die Religions- und Lebenswelt mit  interssanten Fundstücken, Infotafeln und Rekonstruktioen von Kultplätzen des 1. Jahrtausends n. Chr. und des Frankenreichs“  Sehr anschaulich, und gut geeignet auch für den Besuch mit Kindern! Bild: Ausstellungs-Entrée Foto: Diether v. Goddenthow
Odin, Thor und Freyja gehören zu den bekanntesten Gottheiten des heidnischen Nordens. Sie waren zuständig für Kriegswesen, Ordnung und Fruchtbarkeit. Das Archäologische Museum in Frankfurt entführt jetzt mit der neuen Ausstellung „Odin, Thor, Freyja“ anhand neuester Forschungen zur altskandinavischen Religion und Kultpraxis in die Religions- und Lebenswelt mit  interssanten Fundstücken, Infotafeln und Rekonstruktioen von Kultplätzen des 1. Jahrtausends n. Chr. und des Frankenreichs“  Sehr anschaulich, und gut geeignet auch für den Besuch mit Kindern! Bild: Ausstellungs-Entrée Foto: Diether v. Goddenthow

Odin, Thor und Freyja Skandinavische Kultplätze des 1. Jahrtausends n. Chr. und das Frankenreich Eine Ausstellung des Archäologischen Museums Frankfurt und des Dänischen Nationalmuseums Kopenhagen

DAS NEUE BILD DES ALTEN GLAUBENS
Für Plinius den Älteren (23 – 79 n. Chr.) war Scatinavia eine „Insel von unerforschter Ausdehnung“. Unerforscht für die antike Welt waren vor allem die Bewohner Skandinaviens und ihre Religion. 1200 Jahre später brachten christliche, aus Island stammende Gelehrte die altnordischen Mythen und damit wichtige Informationen über das altnordische Heidentum aufs Pergament. Darauf basierte im Wesentlichen bis in die jüngste Zeit unsere Kenntnis von der vorchristlichen Religion des Nordens. Über die religiöse Praxis, über Sakralbauten und -plätze sowie über die soziale Funktion und Organisation der Religion gab es jedoch kaum gesicherte Fakten.

NEUE AUSGRABUNGEN UND FORSCHUNGSPROJEKTE

Besucher durchschreiten zur Ausstellung die anschauliche Rekonstruktion des Kultbaus von Tissø-Fugledegård (850 - 950 n. Chr.).  Foto: Diether v. Goddenthow
Besucher durchschreiten zur Ausstellung die anschauliche Rekonstruktion des Kultbaus von Tissø-Fugledegård (850 – 950 n. Chr.). Foto: Diether v. Goddenthow

Erst umfangreiche Ausgrabungen der letzten Jahre in Skandinavien ermöglichen jetzt tiefere Einblicke in Kultpraxis und Opferrituale der paganen Religion. Vorwiegend in Dänemark und Schweden wurde eine ganze Anzahl großer Residenzen regionaler Herrscher des 1. Jahrtausends n. Chr. ausgegraben – alle mit Kultarealen, Tempelbauten und Opferplätzen. Insbesondere die großangelegten Ausgrabungen der frühmittelalterlichen Fürstenresidenz bei Tissø auf Seeland erbrachten eine Fülle an Funden und Befunden.

Die Grabungen wurden seit 2010 von einem langjährigen Forschungsprojekt des Dänischen Nationalmuseums über vorchristliche Kultplätze und altnordisches Heidentum (Førkristne kultpladser – ritualer og tro i yngre jernalder og vikingetid) begleitet, das von Prof. Dr. Lars Jørgensen initiiert und geleitet wurde.

Diese aufregenden Forschungsergebnisse über dänische Kultplätze des 1. Jahrtausends n. Chr. werden jetzt erstmalig in einer gemeinsamen Ausstellung des Dänischen Nationalmuseums und des Archäologischen Museums Frankfurt präsentiert. Ein zweiter Themenpunkt sind die Beziehungen des Nordens zum kontinentalen Frankenreich und die Christianisierung.

KULT & HERRSCHAFT

Schon seit der Zeitenwende gab es in den verschiedenen Landschaften und Regionen Skandinaviens großangelegte Residenzen von Häuptlingen, Fürsten und Kleinkönigen; sie bildeten Mittelpunkte größerer Herrschaftsgebiete. Zentrum dieser Residenzen wiederum waren riesige, weiß gekälkte Hallenbauten von bis zu 50 m Länge, vergleichbar in Ausmaßen und Funktion den Thronhallen (Aula regia) karolingischer Pfalzen. Diesen Großhallen waren heilige, umzäunte Kultareale zugeordnet, in denen Tempelbauten errichtet worden waren. In diesen wurden die großen überregionalen jahreszeitlichen Opfer vollzogen, an denen teilzunehmen alle Mitglieder der regionalen Kultgemeinschaft verpflichtet waren.

Kultausübung war somit eng mit Adelsherrschaft verschränkt. Der „Fürst“ war in Personalunion weltlicher Herrscher und Kultleiter, sein „Regnum“ umschloss zugleich auch den Raum einer Kultgemeinschaft – der „Fürst“ war rex et sacerdos und er fungierte als Pontifex Maximus – wie die römischen Kaiser seit Augustus. Herrschaft und Politik waren religiös, Religion war politisch.

Diese Doppelfunktion von Herrschaft und Kult wird exemplarisch durch einen riesigen Halsreif aus acht geflochtenen Goldsträngen symbolisiert, der südlich der Residenz Tissø gefunden wurde. Mit 34 cm Durchmesser bei einem Gewicht von ca. 1.800 g (ursprünglich ca. 2.000 g) ist es der größte Goldreif der Wikingerzeit. Er wurde sicherlich nur zu besonderen zeremoniellen Anlässen vom Herrscher und Kultleiter getragen und zierte vermutlich zwischenzeitlich eine Götterstatue, so wie man es aus der Antike kennt.

Die zentrale Bedeutung des gemeinschaftlichen Opfers wird in der Ausstellung mit der Runeninschrift auf dem Stein von Stentoften in Südschweden, einem Menschenopfer aus dem Hundstrup-Moor sowie weiteren Opferfunden aus Seeland demonstriert.

DIE RESIDENZEN HOBY, GUDME UND TISSØ

Ausstellungsansicht: Odin, Thor und Freyja Skandinavische Kultplätze des 1. Jahrtausends n. Chr. und das Frankenreich im Archäologischen Museum Frankfurt a. Main. Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungsansicht: Odin, Thor und Freyja
Skandinavische Kultplätze des 1. Jahrtausends n. Chr.
und das Frankenreich im Archäologischen Museum Frankfurt a. Main. Foto: Diether v. Goddenthow

Die frühen Herrensitze von Hoby (Lolland; um Chr. Geb.) und von Gudme (Fünen; 3. bis 6. Jh. n. Chr.) werden mit neuen 3D-Film-Rekonstruktionen der Anlagen und kostbarsten Grab- und Schatzfunden vorgestellt.

Im Zentrum der Ausstellung steht die königliche Residenz von Tissø (Seeland; 6. bis 11. Jh. n. Chr.). Einen Höhepunkt bildet dabei die architektonische Inszenierung des Kultbaus und der riesigen Versammlungshalle in natürlicher Größe.

Eine Vielzahl seltener und faszinierender Funde des altnordischen Opferund Götterkultes, darunter Figürchen der Hauptgottheiten Odin, Thor und Freyja, sowie der adeligen Lebenswelt (Gefolgschaft, Frauen, Feste, Jagd, Handwerk, Handel) illustrieren eindrucksvoll die herausragende Funktion dieses Platzes.

DAS FRANKENREICH UND DER NEUE GLAUBE

Ausstellungsansicht: Odin, Thor und Freyja Skandinavische Kultplätze des 1. Jahrtausends n. Chr. und das Frankenreich im Archäologischen Museum Frankfurt a. Main. Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungsansicht: Odin, Thor und Freyja
Skandinavische Kultplätze des 1. Jahrtausends n. Chr. und das Frankenreich im Archäologischen Museum Frankfurt a. Main. Foto: Diether v. Goddenthow

Mit der langwierigen, wechselvollen Übernahme des Christentums ab dem 9. Jahrhundert wurde auch der Norden Teil des christlichen Europas. Die vorangehende Zeit des 6. bis 9. Jahrhunderts war von engen Kontakten zwischen skandinavischen und fränkischen Eliten geprägt. Zwischen den nordischen Herrensitzen und den fränkischen Königshöfen und Pfalzen auf dem Kontinent, wie Frankfurt und Ingelheim, zeigen sich auffällige bauliche und funktionale Parallelen. Mit dem adeligen Kindergrab aus dem Frankfurter Dom und dem königlichen Bootkammergrab von Haithabu werden singuläre Zeugnisse dieser tiefgreifenden persönlichen Beziehungen präsentiert.

EINTRITT
Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren!
Erwachsene zahlen den regulären Eintritt (€ 7,00, ermäßigt € 3,50).
An jedem letzten Samstag im Monat ist der Eintritt frei!

BEGLEITPROGRAMM
Ein umfangreiches Begleitprogramm vermittelt vertiefende und unterhaltsame Einblicke in
die Götterwelt des paganen Nordens und präsentiert mit Gastvorträgen namhafter
Experten aktuelle archäologische und runologische Forschungsergebnisse.

Kinder können außerdem mit dem Rätselheft zur Sonderausstellung »Odin, Thor und Freyja«
die faszinierende Götterwelt der Wikingerzeit entdecken. An der Kasse wartet eine kleine Belohnung.

Information und Anmeldung zu Führungen für Erwachsene, Kinder und Schulen:
Dienstags bis freitags von 10 – 13 Uhr: 069/212 39344
fuehrungen.archaeologie@stadt-frankfurt.de

Öffentliche Führungen durch die Sonderausstellung sonntags 14 und 15:30 Uhr, mittwochs 18 Uhr
Führung kostenlos. Es gilt der reguläre Eintritt.

AUSSTELLUNGSKATALOG
katalog-cover„ODIN, THOR und FREYJA. Skandinavische Kultplätze des 1. Jahrtausends n. Chr.“ Zweisprachig (dt./engl.). Schnell und Steiner-Verlag, Regensburg 2017. 17,95 EUR an der Museumskasse; 24,95 € im Buchhandel.

Odin, Thor und Freyja – Skandinavische Kultplätze ab 11.Februar 2017 im Archäologischen Museum Frankfurt

odin-thor-coverKooperations-Ausstellung des Archäologischen Museums Frankfurt
und Dänischen Nationalmuseum Kopenhagen

Odin, Thor und Freyja sind die bekanntesten Gottheiten des heidnischen Nordens. Sie waren zuständig für Kriegswesen, Ordnung und Fruchtbarkeit. Doch kaum etwas wissen wir über die soziale und politische Organisation des Heidentums. Erst durch umfangreiche Ausgrabungen der letzten Jahre in Skandinavien erhalten Sakralbauten, Kultpraxis und Opferrituale ein Gesicht. Fürstliche Residenzen hatten stets heilige Areale und Tempelbauten; Herrschaft und Kult waren engstens miteinander verknüpft. Die Ausstellung präsentiert die aufregenden Forschungsergebnisse zu dänischen Kultplätzen des 1. Jahrtausends n. Chr. und ihre Beziehungen zum Kontinent.

Archäologisches Museum
Karmelitergasse 1
60311 Frankfurt am Main
Telefon 069/212-35896

Museumsuferfest 2016: Archäologische Museum – Die Karolinger und ihre nordischen Nachbarn

© massow-picture
© massow-picture

Die Karolinger und ihre nordischen Nachbarn – Die Pfalz Franconofurd 800 bis 1000 n. Chr.

Reges Francorum und Gäste
Das Archäologische Museum nimmt seine Besucher beim Museumsuferfest 2016 mit in die Zeit um 800 bis 1000 n. Chr. Als Karl der Große und seine Nachfolger in mächtigen Pfalzanlagen herrschten, wurde im wikingischen Norden in prächtigen Hallen Hof gehalten. Die Gruppe Reges Francorum gibt lebendige Einblicke in diese Zeit. Im Museum dreht sich fleißig die Spindel, die Bogensehne surrt, die Feder fliegt übers Pergament. Draußen ächzen Männer unter dem Gewicht der Kettenhemden, begleitet vom Hämmern der Schmiede. Hier werden Schilde in Anschlag gebracht und die Schwerter gekreuzt. Edle Damen zeigen, was es hieß, Fränkin oder Wikingerin zu sein.

Das Archäologische Museum in der Karmeliterkirche zeigt Sammlungen zur prähistorischen, römischen und mittelalterlichen Archäologie Frankfurts und seines Umlandes, außerdem zur Klassischen Antike und zur Archäologie des Alten Orients.

Die Sonderausstellung sowie die DUPLO und LEGO Spielecken können während der Öffnungszeiten ganztägig besucht werden.

Karmeliterkirche: Büchermarkt
Mainufer, Höhe Leonhardskirche: Informationsstand
Programm vor und in der Karmeliterkirche

Archäologisches Museum Frankfurt

Vier Frankfurter Museen laden am Satourday 30. April zur Entdeckungsreise ein –

© massow-picture
Museum Giersch der Goethe-Universität © massow-picture

(pia) Am Samstag, 30. April, können Familien auf große Entdeckungstour durch vier Frankfurter Museen gehen, denn das Archäologische Museum, das Deutsche Architekturmuseum, das Historische Museum, und das Museum Giersch der Goethe-Universität laden am Satourday zur Entdeckungsreise ein.

Archäologisches Museum Frankfurt. © massow-picture
Archäologisches Museum Frankfurt. © massow-picture

Zu Fuß wanderten unsere Vorfahren in der Stein-, Bronze- und Eisenzeit durch Europa. Welche Wege sie dabei nahmen und welche Dinge sie mit sich trugen, können Kinder ab zehn Jahren im Archäologischen Museum entdecken. Weitaus komfortabler dagegen reiste es sich in der Großraumlimousine des Architekten Richard Buckminster Fuller.

 

 

Archithektur Museum Frankfurt. © massow-picture
Archithektur Museum Frankfurt. © massow-picture

Von seiner Idee inspiriert, entwerfen und bauen die jungen Museumsbesucher im Deutschen Architekturmuseum eigene fahrende Räume. Die Werke des jüdischen Malers Ludwig Meidner und die Gründe für seine unfreiwillige Reise ins Exil nach London lernen kleine und große Kunstbegeisterte im Museum Giersch kennen. Exotische und damals unbekannte Dinge, die Frankfurter Patrizier, Unternehmer und Wissenschaftler von ihren Reisen in ferne Länder mitbrachten, sind bei einer Führung im Historischen Museum zu sehen.

Historisches Museum Frankfurt © massow-picture
Historisches Museum Frankfurt © massow-picture

„Die frühzeitige und nachhaltige Förderung der kindlichen Neugier und des damit verbundenen Entdeckerdrangs ist ein wichtiges Anliegen. Denn damit wird der Grundstein für wichtige Schlüsselqualifkationen wie Experimentierfreude, Kreativität und vernetztes Denken gelegt“, erläutert Kulturdezernent Felix Semmelroth die Idee des musealen Familienprogramms.

Der Satourday findet an jedem letzten Samstag im Monat statt und gibt Kindern die Möglichkeit, spielerisch Kunst und Kultur zu entdecken, zu erleben und zu erfahren.

Für die Angebote des Deutschen Architekturmuseum und des Museum Giersch ist eine vorherige Anmeldung notwendig. Nach vorheriger Anmeldung ist die Teilnahme an allen Satourday-Angeboten kostenlos. Die Kontaktdaten der Museen zur Anmeldung sowie nähere Informationen zum Satourday-Programm liegen zum Download unter http://www.museumsufer-frankfurt.de bereit.

Eine Nacht lang kollektives lustvolles kunstwandeln bei der Nacht der Museen 2016 in Frankfurt und Offenbach

Inszenierungen des Antagon-Theaters vor dem Frankfurter Römer in der Nacht der Museen in Frankfurt  und Offenbach.  © massow-picture
Inszenierungen des Antagon-Theaters vor dem Frankfurter Römer in der Nacht der Museen in Frankfurt und Offenbach. © massow-picture

NACHT DER MUSEEN lockte rund 40.000 Besucher in Frankfurter, Offenbacher und Höchster Museen

Auf die richtige Strategie kommt es an, um möglichst viele Eindrücke mitnehmen zu können. © massow-picture
Auf die richtige Strategie kommt es an, um möglichst viele Eindrücke mitnehmen zu können. © massow-picture

Eine Nacht lang stand am 23. April 2016  in Frankfurt, Offenbach und Höchst alles im Zeichen von Kunst und Kultur: 40 Museen und Kulturinstitutionen boten ein abwechslungsreiches Programm, das rund 40.000 Besucher zum kollektiven Kunstwandeln bis in die frühen Morgenstunden anregte. Selbst Petrus hatte mitgemacht und bescherte Nachtschwärmern eine zwar kühle, aber trockene Nacht. Mit einem 14-Euro-Pauschalticket konnte, wer das Bad in der Menge liebt, sich den Weg durch die 40 offenen Museen, Ausstellungen und zahlreichen zusätzlichen Rahmen-Veranstaltungen  bahnen.

Bequem im 5- bis 10minütigen Shuttlebus-Takt durch die ganze Stadt bis nach Offenbach und Höchst. © massow-picture
Bequem im 5- bis 10minütigen Shuttlebus-Takt durch die ganze Stadt bis nach Offenbach und Höchst. © massow-picture

Im 5- bis 10-Minutentakt brachten 4 Shuttle-Buslinien, eine historische Straßenbahn und ein Schiffs-Shuttle zwischen den Museumsufern, die Kunst- und Party- Peoples kostenlos an jeden gewünschten Musen-Ort bis  nach Offenbach, Höchst und wieder zurück.

„Mit exzellenten Ausstellungen und einem attraktiven Rahmenprogramm lockte die NACHT DER MUSEEN zahlreiche kulturbegeisterte Besucher und Nachtschwärmer in die Frankfurter Ausstellungshäuser“, zog Kulturdezernent Prof. Dr. Felix Semmelroth ein positives Resümee der Großveranstaltung.  „Die interaktiven Vermittlungsangebote, musikalischen Akzente und ausgefallenen Performances zogen das Publikum vom Museumsufer bis Höchst in ihren Bann. Einmal mehr zeigte sich, welche Anziehungskraft die Frankfurter Museumslandschaft weit über die Region hinaus hat“, so Semmelroth weiter.

Taschenlampenführung der Kulturothek: "Figuren, die auf uns niederschauen" werden am Römer entdeckt. © massow-picture
Taschenlampenführung der Kulturothek: „Figuren, die auf uns niederschauen“ werden am Römer entdeckt. © massow-picture

Besonderes Interesse erweckten vor allem die Orte, die exklusiv zur NACHT ihre Pforten öffneten, oder nicht permanent öffentlich besichigt werden können,  etwa der Kaisersaal im Römer, das Kriminalmuseum der Frankfurter Polizei oder auch Führungen unter die „Alte Brücke“ oder spezielle Stadtführen wie  die Römer-Tour, bei der selbst alteingesessene Frankfurter noch Neues über die Frankfurter Stadtgeschichte erfahren konnten.

 

Info-Point der Nacht der Museen vor dem Rathaus auf dem Römer. © massow-picture
Info-Point der Nacht der Museen vor dem Rathaus auf dem Römer. © massow-picture

Ausgangspunkt der Nacht der Museen in Frankfurt, Offenbach und Höchst war der Frankfurter Römerbergplatz mit Info-Zelt, Versorgungsbuden und Akrobatikvorführungen.

 

52 gekrönte Häupter im Kaisersaal des Römers

Imposant der Kaisersaal im Frankfurter Rathaus, dem Römer. © massow-picture
Imposant der Kaisersaal im Frankfurter Rathaus, dem Römer. © massow-picture

Im Kaisersaal begaben sich die Gäste auf die Spuren von Fußball-Helden, der Queen und vor allem auf die Spuren deutscher Geschichte: So waren im Kaisersaal die einzig vollständige erhaltene Galerie aller Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zu betrachten, Wandgemälde von Karl dem Großen über Friedrich Barbarossa bis zu Franz II, insgesamt 52 gekrönte Häupter. In einer Gold-Vitrine war zudem eine Kopie der Goldenen Bulle von 1356 ausgestellt, die seit 2013 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe gehört. Die „Goldene Bulle“, so erfuhren Teilnehmer der ab 19 Uhr stündlich stattfindenden  Kaisersaal-Führungen, war die erste, von Karl dem IV. durchgesetzte mittelalterliche Verfasserung, eine Art „Grundgesetz“ des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, in der vor allem die Modalitäten der Wahl und der Krönung der römisch-deutschen Könige durch die Kurfürsten bis zum Ende des Alten Reiches 1806 geregelt wurden.

Bei der ab 19 Uhr stündlichen Führung im Kaisersaal, wird die Bedeutung Frankfurts und des Römers bei der Wahlmonarchie im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, erläutert. © massow-picture
Bei der ab 19 Uhr stündlichen Führung im Kaisersaal, wird die Bedeutung Frankfurts und des Römers bei der Wahlmonarchie im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, erläutert. © massow-picture

Anders als in Erbmonarchien wie in Dänemark, Schweden, England galt hierzulande eine Wahlmonarchie. Starb ein König, kamen die Kurfürsten, mindestens 7 mussten es sein, davon 3 geistliche und 4 weltliche, in Frankfurt zusammen. Sie mussten innerhalb von vier Wochen einen neuen König, den späteren Kaiser, unter sich ausgucken. Das geschah im Römer, die Krönung fand jedoch im Kaiserdom St. Bartholomäus statt. Musikalisch umrahmte das Flora Fábri Duo mit Lorenzo Gabriele und Flóra Fábri die Nacht im Kaisersaal mit Sonaten von Johann Sebastian Bach.

Mord und Todschlag im Kriminalmuseum

Einer der populärsten Verbrechen war die Ermordung der Frankfurter Edelprostituierten Rosemarie Nitribit im Jahr 1957. Selbst ihr legendärer schwarzer Mercedes 190 SL wird im Modell gezeigt. © massow-picture
Eines der populärsten Verbrechen war die Ermordung der Frankfurter Edelprostituierten Rosemarie Nitribit im Jahr 1957. Selbst ihr legendärer schwarzer Mercedes 190 SL wird im Modell gezeigt. © massow-picture

Ein besonderes „Geschichts-„Erlebnis versprach der Besuch des Kriminalmuseums im Polizeipräsidium Frankfurt a. Main, welches ansonsten nur nach Voranmeldungen von Gruppen mit 15 bis 20 Personen besucht werden kann. Es basiert auf einer Lehrmittelsammlung zur Polizistenausbildung aus dem Jahr 1920.

Wie wohl ein echte Pistole in der Hand liegt, kann hier getestet werden. Die Aservaten begangener Straftaten können im kleinen "Separee" bestaunt werden. © massow-picture
Wie wohl ein echte Pistole in der Hand liegt, kann hier getestet werden. Die Aservaten begangener Straftaten können im kleinen „Separee“ bestaunt werden. © massow-picture

Es zeigt nicht nur herausragende historische Fälle wie den ersten Nachkriegs-Raubmord von 1952 oder die Ermordung der Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt im Jahr 1957, oder Kuriosa wie „Marmeladenpistolen“ und „Schmuggelutensilien“. Es präsentiert vor allem auch bedeutende Kriminalfälle der jüngeren Vergangenheit, wie etwa den Fall des sogenannten „Hammermörders“, dem im Jahr 1990, dem sechs Obdachlose zum Opfer fielen.

Nachgestellter Tatfundort einer erdrosselten Prostituierten der sechsfachen  Bordellmord-Serie. © massow-picture
Nachgestellter Leichenfundort einer erdrosselten Prostituierten des sechsfachen Bordellmords. © massow-picture

Besonders aber faszinierten die Besucher in den brechend vollen Ausstellungsräumen die mit einschlägigen Exponaten ergänzten Infotafeln über „Schränker“ (Tresorknacker), Falschgeld, Kriminaltechnik, Fingerabdruck, DNA-Ermittlung, Produkterpressung, Gesichtsweichteilrekonstruktion bis hin zu Tatortszenario-Nachstellungen wie dem sechsfachen Bordellmord oder die Sonderausstellung „Doppelmord im Volkspark Niddertal“.

Für das Rahmenprogramm sorgten das Polizeiorchester, Vorführungen des Polizeihundekomandos, eine Ausstellung von Polizeifahrzeugen und Darbietungen der Künstler von THEATEReMOTION.

Senckenberg Naturmuseum

Auf eindrucksvolle Weise entführte das Senckenberg Naturmuseum in eine Welt, in der viele außergewöhnliche und seltene Ausstellungsstücke die Fantasie großer und kleiner Besucher beflügelte, hier im Saal der großen Saurier-Skelette. © massow-picture
Auf eindrucksvolle Weise entführte das Senckenberg Naturmuseum in eine Welt, in der viele außergewöhnliche und seltene Ausstellungsstücke die Fantasie großer und kleiner Besucher beflügelte, hier im Saal der großen Saurier-Skelette. © massow-picture

Großen Zuspruch bei Jung und Alt fand vor allem das Senckenberg Naturmuseum, welches auf 6000 qm mit mehreren tausend, zum Teil weltweit einzigartigen Exponaten zu einer Reise „Die beste der möglichen Welten“ durch vier Millarden Jahre Erdgeschichte und ihrer Bewohner sowie  der Sonderausstellung „Vielfalt zählt: Eine Expedition in die Biodiversität“ eingeladen hatte.

Viel Betrieb herrschte an den im ganzen Haus aufgebauten Laborzentren, an denem junge "Wissenschaftle"Insekten und andere Funde mikroskopisch unter die "Lupe" nehmen konnten. © massow-picture
Viel Betrieb herrschte an den im ganzen Haus aufgebauten Laborzentren, an denem junge „Wissenschaftle“Insekten und andere Funde mikroskopisch unter die „Lupe“ nehmen konnten. © massow-picture

Für weitere Unterhaltung sorgten die Bühnenshow und Besucherquiz mit PICO BELLO’s Schrägen Professoren Dr. KNOW und Dr. HOW  sowie das Headlong Jazz Quartett mit Swing, Latin & Funk. Während sich Besucher über die Vielfalt der Wirbeltiere, Saurier, riesige Wahle und Elefanten, Fossilien aus der Fundstätte der Grube Messel, über das Flammenrohr, die Savanne, über die Domestikation von der Steinzeit bis heute, über Schlösser, Säle und Schwarze Häupter oder Terra incognita in der Paläobotanik informieren konnten, hatten junge Nachwuchsforscher an mobilien Loborzentren Gelegenheit Zell- und anderes Biomaterial selbst durchs Mikroskop zu betrachten.  Alles in allem war die  Zeit für diese Vielfalt viel zu kurz, aber sie reichte, um sich einen guten Eindruck für den nächsten Besuch des Naturmuseums zu verschaffen.

Struwwelpeter-Museum

Lieblingsort vieler Jugendlicher war  in der Nacht der Museen das Theaterzimmer mit den Struwwelpeter-Kostümen, die übergezogen und aufgenommen, dann rasch gepostet werden konnten. © massow-picture
Lieblingsort vieler Jugendlicher war in der Nacht der Museen das Theaterzimmer mit den Struwwelpeter-Kostümen, die übergezogen und aufgenommen, dann rasch gepostet werden konnten. © massow-picture

Auch zum Struwwelpeter-Museum muss man unbedingt wieder kommen, da der kurze Besuch in dem auf vier Altbau-Etagen liebevoll eingerichteten Ausstellungsräumen  den meisten Besuchern lediglich einen ersten Eindruck vermitteln konnte.

Von Anti-Rassismus bis Zündholz - eine Sonderausstellung zeigt den kulturgeschichtlichen Hintergrund der Geschichten, die Heinrich Hoffmann ursprünglich für seinen Sohn als Weihnachtsgeschenk gedichtet und gezeichnet hatte. © massow-picture
Von Anti-Rassismus bis Zündholz – eine Sonderausstellung zeigt den kulturgeschichtlichen Hintergrund der Geschichten, die Heinrich Hoffmann ursprünglich für seinen Sohn als Weihnachtsgeschenk gedichtet und gezeichnet hatte. © massow-picture

Eine tiefergehende Beschäftigung mit den vielen Exponaten braucht einfach seine Zeit. Präsentiert wird nicht nur die Erfolgsgeschichte des Struwwelpeters, sondern auch viele weitere Arbeiten von Heinrich Hoffmann in Bildern, Skizzen, Büchern und Briefen. Der Frankfurter Arzt und Autor verfasste den Sruwwelpeter 1844 als Weihnachtsgeschenk für seinen dreijährigen Sohn Carl. Inzwischen wurde der in 45 Sprachen und über 80 deutsche Dialekte übersetzte Struwwelpeter zu einer Kultfigur. Besucher finden im Struwwelpeter-Museum alias Heinrich-Hoffmann-Museum seltene Originalausgaben, exotische Übersetzungen, Kitsch und Kunst. Ganz besonders wendet sich das Museum auch an Kinder. Für sie wurde im Ausstellungsdesign eine „Kinderebene“ mit lustigen Bildern und Spielen eingezogen. Lieblingsort vieler kleiner Besucher ist das Theaterzimmer mit den Struwwelpeter-Kostümen zum Verkleiden. Während der Nacht der Museen wurde Struwwelpeter auch zum Filmstar. Zudem las Ur-Ur-Enkelin, die Schauspielerin Monika Hessenberg, humorvoll aus der Lektüre ihres Vorfahren vor. Ein Höhepunkt war eine Kostümführung der  „Therese Hoffmann“, die durch die Ausstellung ihres „Gatten Heinrich“ geleitete.

Gesang der Schamanen im Archäologischen Museum

Simon Saaàt Mareinen und Niko Valkeapää präsentieren rituelle Gesänge der saamischenSchamanen vor vollem Haus in der Karmeliterkirche des Archäologischen Museums. © massow-picture
Simon Saaàt Mareinen und Niko Valkeapää präsentieren rituelle Gesänge der saamischenSchamanen vor vollem Haus in der Karmeliterkirche des Archäologischen Museums. © massow-picture

Entführt in eine Zeit vor unserer Zeit wurden Nachtschwärmer im Archäologischen Museum. Das für seine regionalen archäologischen vor- und frühgeschichtlichen Funde aus der Stein- bis zur Römerzeit, für seine internationale Sonderausstellungen, wissenschaftliche Forschung, Bildungs- und Restaurierungsarbeiten bekannte Haus, hatte unter anderem eingeladen zu rituellen Gesängen (Joiken) der saamischen Schamanen mit dem Sänger Simon Issát Mareinen der schwedisch-norwegischen Band ÀRA.

Die Nachtschwärmer konnten viele Ausstellungsstücke zum Alltagsleben der Saamen bestaunen, wie hier ein Zelt und einen Schlitten. © massow-picture
Die Nachtschwärmer konnten viele Ausstellungsstücke zum Alltagsleben der Saamen bestaunen, wie hier ein Zelt und einen Schlitten. © massow-picture

Neben dem Schlagen der Zaubertrommel versetzte das Joiken den saamischen Schamanen in rituelle Ekstase. Mareinen trat um 19, 21, 23 und 24 Uhr in der farbig illuminierten Karmeliterkirche des Museums gemeinsam mit dem finnischen Saamen Niko Valkeapää auf, der auch unter Jazz-Musikliebhabern bekannt ist.

Ausstellungsstücke aus  dem Alltagsleben der Saamen, hier: diverse Felle und Geweihe, aber auch eine Bilderschau über ihr Leben.  © massow-picture
Ausstellungsstücke aus dem Alltagsleben der Saamen, hier: diverse Felle und Geweihe, aber auch eine Bilderschau über ihr Leben. © massow-picture

Um 20, 22. und 24 Uhr gab es „Renrajd Vualka“, Erzählungen zum Leben der Saamen. Renraja nennt man den Zug der Rentierschlitten-Gespanne und der Trag-Rentiere. VUALKA ist der südsaamische Begriff für „sich auf den Weg machen“. Getreu dem Motto „Wir zeigen ein Stück Lappland“ erzählten die Mitarbeiter Besuchern über das Leben der Saamen und im Besonderen über das Schicksal einer schwedischen Saamin, die um 1580 an den Hof des damaligen Landgrafen Wilhelm IV. von Hessen Kassel verbracht wurde. Zelte, Schlitten und zahlreiche weitere Ausstellungsstücke zum Alltagsleben der Saamen veranschaulichten die Berichte.

50er Jahre Schauplätze im Institut für Stadtgeschichte

Zur diesjährigen Nacht der Museen zeigte das Institut für Stadtgeschichte die Sonderausstellung Frankfurt in den 50er Jahren. © massow-picture
Zur diesjährigen Nacht der Museen zeigte das Institut für Stadtgeschichte die Sonderausstellung Frankfurt in den 50er Jahren. © massow-picture

Ein ausgesprochener Anziehungspunkt waren auch die zwei Ausstellungen im Institut für Stadtgeschichte, dem Nachbarn des Archäologischen Museums. Im Dormitorium drehte sich in der Schau „Schauplätze“ alles um Frankfurt in den 50er Jahren. Anhand von 150 Fotos werden Themen wie Wiederaufbau, Wirtschaftswunder, US-Hauptquartier und Messe und Verkehr lebendig. Zwei Kuratorenführungen, einmal von Tobias Picard M.A. gegen 20 Uhr, und von Dr. Michael Fleiter gegen 22 Uhr, kamen gut an. In den Foyers konnten Kunstinteressenten die großformatigen  „Farbsuggestionen“ der Frankfurter Künstlerin Renate Saubermeister (1937 bis 2012) bestaunen.

Walkingband "Drei zu Null" ließ musikalisch die 50er Jahre wieder aufleben. © massow-picture
Walkingband „Drei zu Null“ ließ musikalisch die 50er Jahre wieder aufleben. © massow-picture

Im Refektorium heizte die Walkingband „Drei zu Null“ jeweils um 19, 21. 23 und 24 Uhr in verträglicher Lautstärke mit Schlagern der 50er Jahre ein. Wer Lust hatte konnte sich Björn Wissenbach M.A. zu einer Stadtrundgang über „Frankfurts Wirtschaftsgeschichte“ anschließen oder Sabine Mannel M.A. zwischen 19 und 1 Uhr mit festem Schuhwerk zu einer Taschenlampenführung durch das Fischergewölbe mit ehemaligem Anlegesteg für die Nachen (flachen Boote) der Mainfischer unter der Alten Brücke folgen. Diese dienten den Mainfischern bis 1926 als eine Art Werft.

Viel Betrieb herrschte im Caricatura, dem Museum für komische Kunst. © massow-picture
Viel Betrieb herrschte im Caricatura, dem Museum für komische Kunst. © massow-picture

Besonderer Beliebtheit erfreuten sich die Ausstellungen und Events vom Goethe-Haus, Caricatura-Museum, Haus am Dom, Dom-Museum, von Städel Museum, Museum Angewandte Kunst und Museum Judengasse: Im Städel nahmen zahlreiche Besucher das Angebot der Meisterwerke-Führungen durch das Haus wahr, um anschließend zu funkigen House- und Disco-Sounds im Metzler-Saal zu tanzen. Beflügelt von den lebhaften Trommelperformances von Max Gaertner und der FutureArtPerformanceGroup, durchliefen die Besucher mit viel

Besucher- Magnet war auch wieder die Schirn mit ihren Ausstellung "Ich" und "Joan Miro", die noch bis zum 12. Juni zu besichtigen ist. © massow-picture
Besucher- Magnet war auch wieder die Schirn mit ihren Ausstellung „Ich“ und „Joan Miro“, die noch bis zum 12. Juni zu besichtigen ist. © massow-picture

Spaß den interaktiven Parcours zum Glücklichsein im Museum Angewandte Kunst – die Ausstellung „The Happy Show“ war erst am vergangenen Freitag eröffnet worden. Neben Führungen durch die neue Dauerausstellung des kürzlich wiedereröffneten Museum Judengasse lauschten die Besucher konzentriert den venezianischen kantoralen Klängen aus der Renaissance.

Die Gartenfassade des Bolongaropalasts erstrahlt zur NACHT im faszinierenden Lichtspiel der Farben und Formen!
Die Gartenfassade des Bolongaropalasts erstrahlt zur NACHT im faszinierenden Lichtspiel der Farben und Formen!

Auch die denkmalgeschützte Höchster Altstadt zog viele Kunstwandler in ihren Bann: Während Michael Quast mit seiner Lesung über kauzige Originale für heitere Stimmung im Bolongaropalast sorgte, begeisterte das Frankfurter Blechbläserquartett mit seinem Jazz-Medley vom Höchster Schlossturm aus die Zuhörer. Hinter den historischen Mauern des Bolongaropalasts erwachten die Zeiten des Barock, des Rokoko und der alten Römer bei historischen Tanzaufführungen zum Leben, gefolgt von einer audiovisuellen Installation auf der Fassade des Gebäudes.

Ausgesprochen bunt ging es im Museum für Kommunikation zu; hier wurden die 80er zum Leben erweckt. Besucher konnten ihr tänzerisches Geschick im Stil von Dirty Dancing, Flashdance und Footloose unter Beweis stellen, eine flippige Disco-Diva-Karaoke-Show sorgte zudem für heitere Stimmung. Nebenan im Filmmuseum schlüpften viele Besucher in die Rollen ihrer Lieblingsfilm-Helden und verewigten sich auf ihren persönlichen Bluebox-Fotos, während im Experiminta ScienceCenter das Geheimnis von optischen Täuschungen und Fliehkraft gelüftet wurde.

Musikalisch ging es mit Indian Vibes im Deutschen Architekturmuseum heiß her, und im Offenbacher Ledermuseum wurde ordentlich geswingt und gejazzt. Nachtschwärmer kamen in der besonderen Atmosphäre des Höchster Bolongaropalastes und auf dem Dach des Skyline Plaza mit spektakulärem Blick auf Frankfurts Wolkenkratzer auf ihre Kosten. Hier wurde zu frischen Partysounds ausgelassen bis in den frühen Morgen gefeiert.

„Junge Kunst mit Zukunft“ stand bei der EY-Benefizauktion im Museum Angewandte Kunst zur Versteigerung: 26 ausgewählte Werke junger Künstler der Frankfurter Städelschule und der Offenbacher Hochschule für Gestaltung (HfG) kamen unter den Hammer und wurden für insgesamt 60.159 € versteigert.

Weitere Informationen über das Programm der Nacht der Museen 2016

Kultur und Religion in der Vorgeschichte am 10. Jan 2016 Archäologischen Museum Frankfurt

Menschenfiguren, © C. Breckle, M. Schumann, rem
Menschenfiguren, © C. Breckle, M. Schumann, rem

 

 

 

 

 

 

Rudi Gerharz erläutert Kultur und Religion in der Vorgeschichte
(pia) In allen Phasen der Menschheitsgeschichte sind Kultur und Religion eng miteinander verbunden. Häufig kann dies auch im Fundgut der Archäologen nachgewiesen werden.

In der Führung am 10. Januar im Archäologischen Museum erläutert der Archäologe Rudi Gerharz, dass durch Analogien mit ethnographischem Material die Relikte der Vorgeschichte zum Leben erweckt werden können und dadurch gleichsam die Ursprünge religiösen Denkens wahrnehmbar werden, dessen Wirkungen bis in unsere heutige Lebenswelt reichen. Die Führung beginnt um 11 Uhr, Treffpunkt ist das Museumsfoyer. Der Eintritt kostet 7 Euro, ermäßigt 3,50 Euro, die Teilnahme ist kostenlos.

Weltweit erstmals ethno-archäologische Ausstellung zu Urreligion um Bärenkult und Schamanenzauber im Archäologischen Museum Frankfurt

Landschaft im russischen Tschukotka 2009 Foto: Diamar Erlebnisreisen
Landschaft im russischen Tschukotka 2009 Foto: Diamar Erlebnisreisen

BärenKult und Schamanenzauber Rituale früherJäger
5. Dezember 2015 – 28. März 2016

Warum hat man Bären feierlich bestattet? Weshalb tanzten Schamanen mit einem Hirschgeweih auf dem Kopf? In welchen Zauberwelten weilten sie bei ihren Seelenreisen? Und wozu dienten Äxte und Stäbe, die wie Köpfe von Elchkühen gestaltet waren?

Die kultische Verehrung von Jagdtieren

Schamane der Niwchen,© Archäologisches Museum Frankfurt
Schamane der Niwchen,© Archäologisches Museum Frankfurt

Bärenzeremoniell, Hirschtanz sowie Ren- und Elchkult waren religiös-schamanische Rituale zahlreicher indigener Jägervölker im Norden Skandinaviens und Sibiriens. Mit Faszination und gleichzeitig Abscheu begegneten Geistliche und Reisende des 17. und 18. Jahrhunderts diesen Praktiken. Sie verdammten sie als „erschröckliche Abgötterej vnnd verehrung der Teuffel“. Dahinter stand jedoch eine urtümliche Vorstellungswelt und Religiosität, die in der Lebensform archaischer Jäger-Fischer-Sammler-Kulturen wurzelte.
Aber es erstaunt nicht nur die weite Verbreitung dieser Kulte über die gesamte zirkumpolare Zone, sondern noch mehr ihr unergründliches Alter. Denn die Verehrung von Bären und Geweihträgern, verbunden mit schamanischen Ritualen, ist schon für die Altsteinzeit überliefert, dem Auftreten des modernen Menschen in Europa vor etwa 40 000 Jahren und noch darüber hinaus. In den religiösen Phänomenen neuzeitlicher Ethnien der nördlichen Hemisphäre werden somit Züge einer menschlichen „Urreligion“ sichtbar.

Die Ausstellung
02_Ausstellungsplakat_AMFbErstmals weltweit wird diese Frage in einer Ausstellung thematisiert und mit faszinierenden archäologischen und ethnologischen Funden präsentiert und inszeniert. Saamische Bärengräber, altfinnische Kultäxte sowie sibirische Schamanenausstattungen und Bärenschmaus-Geschirr verbinden sich mit Inszenierungen altsteinzeitlicher Bärenverehrung, mit Bodenfunden und Bildzeugnissen alt- und mittelsteinzeitlicher Hirschkulte und schamanischer Aktivitäten zu einer einmaligen Expedition in die religiöse Welt der menschlichen Frühzeit.

Bärenverehrung und Schamanentum in der Altsteinzeit
Aus zahlreichen Höhlen der mittleren und jüngeren Altsteinzeit (etwa 25 000 – 12 000 v. Chr.) kennt man die sorgfältige Deponierung und Behandlung von Schädeln und Knochen des Höhlenbären und des Braunbären. Noch ist ungeklärt, welche konkreten Vorstellungen und Rituale sich dahinter verbergen. Ebenfalls aus der jüngeren Altsteinzeit stammende Befunde und Darstellungen schamanischer Praktiken legen nahe, auch die Bärenverehrung in diesem Kontext zu sehen.

Wir illustrieren diese paläolithischen Phänomene mit originalgetreuen Inszenierungen zweier Höhlenbefunde aus Rumänien und Frankreich sowie mit altsteinzeitlichen Werkzeugen und künstlerischen Erzeugnissen.

Tanzender Schamane der sibirischen Tungusen mit Geweihaufsatz und Trommel © Archäologisches Museum Frankfurt
Tanzender Schamane der sibirischen Tungusen mit Geweihaufsatz und Trommel © Archäologisches Museum Frankfurt

Sibirische Schamanen
Besonders gut ist das Wirken von Schamanen bei sibirischen Völkern beschrieben worden. Schamanen waren die Mittler zwischen dem Diesseits und den jenseitigen Welten. Durch Ekstasetechniken und unterstützt von Hilfsgeistern konnten sie auf Seelenreise gehen und so die gestörte Weltordnung oder Gesundheit wiederherstellen.

Aus ethnologischen Sammlungen in Mannheim und Frankfurt zeigt die Ausstellung eine komplette Schamanentracht und -ausstattung, zahlreiche Kultfiguren sowie eine der seltenen Schamanentrommeln.

Der zikumpolare Bärenkult

Baerenschmaus bei den Niwchen © Archäologisches Museum Frankfurt
Baerenschmaus bei den Niwchen © Archäologisches Museum Frankfurt

Das komplexe Zeremoniell der Jägervölker der nördlichen Hemisphäre rund um die Jagd und Tötung des Bären war bis in das 20. Jahrhundert hinein von großer Einheitlichkeit. Im Zentrum stand das große Bärenfest, und es endete mit der feierlichen Beisetzung der Bärenknochen – damit dieses gewaltige, menschenähnliche Raubtier, der Herr des Waldes und Ahn des Menschen, eines Tages wieder auferstehen könne.
In der Ausstellung illustrieren wir das Ritual mit reichen archäologischen und ethnographischen Zeugnissen der Saamen (Lappen) Nordskandinaviens und der Niwchen (Giljaken) Nordostsibiriens. Highlights sind die Bärengräber von Gällholmen in Schwedisch-Lappland und von Salsfjell in Nordnorwegen, eine der selten erhaltenen saamischen Schamanentrommeln aus den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim sowie die große Illustration zum saamischen Bärenfest von Ossian Elgström.

Hirschtanz und Elchkult
Die Verehrung der großen Geweihträger Hirsch, Ren und Elch als Symboltiere zyklisch wiederkehrender Fruchtbarkeit und die allegorische Vereinigung mit ihnen in Maskentänzen
bilden einen weiteren Phänomenkomplex, der sich seit den jungpaläolithischen Höhlenmalereien bis in die zirkumpolaren Kulte des 19. Jahrhunderts nachweisen lässt.
Das Thema illustrieren mesolithische Hirsch- und Elchgeweihkappen, eine sibirische Schamanenkappe mit Rehgehörn und nordskandinavische Felsritzungen. Erstmals außerhalb Schwedens und Finnlands werden zwei altfinnische Kultäxte in Gestalt von Elchköpfen gezeigt, Highlights der Nationalmuseen in Stockholm und Helsinki.

Die im Archäologischen Museum Frankfurt konzipierte Ausstellung entstand in Kooperation mit den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim und dem Neanderthal Museum Mettmann.

Die Sonderausstellung steht unter der Schirmherrschaft S.E. Lars Danielsson, Botschafter von Schweden.

Begleitprogramm

Katalog
02_Ausstellungsplakat_AMFbEin reich bebilderter Katalog mit facettenreichen Einblicken in die Themen der Ausstellung erscheint im Verlagshaus Schnell und Steiner zum Preis von 14,95 €:
Egon Wamers (Hg.), Bärenkult und Schamanenzauber. Rituale früher Jäger.
Der Katalog ist an der Museumskasse erhältlich. Bestellungen über den Verlag.

Wissenschaftliche Vorträge
Das Archäologische Museum Frankfurt ist Schnittstelle von aktueller Wissenschaft und einer breiten, interessierten Öffentlichkeit. Im Rahmen der Sonderausstellung finden vier Vorträge zu verschiedenen Themen der faszinierenden Welt des Schamanismus statt. Das Spektrum reicht dabei von den Ursprüngen dieses religiösen Phänomens in der Altsteinzeit bis hin zu den schillernden Ausprägungen in unserer Zeit. Die Vorträge vermitteln den Zuhörern vertiefende und unterhaltsame Einblicke in aktuelle archäologische und ethnologische Forschungen zu den Themen der Sonderausstellung.

Veranstaltungen in der Sonderausstellung
Konzert: JOIK – der rituelle Gesang der saamischen Schamanen
Am 5. Dezember, 19 bis 21 Uhr, singt der saamische Künstler und Joiker Simon Issát Mareinen in der Sonderausstellung. Er ist Sänger der gefeierten schwedisch-norwegischen Band ÁRA und beherrscht sowohl den traditionellen wie den modernen Joik-Gesang. Neben dem Schlagen der Zaubertrommel versetzte vor allem das Joiken den saamischen Schamanen in rituelle Ekstase. Joik-Gesänge begleiteten ihn auf seiner Reise in die Anderwelten.
Das außergewöhnliche Klangerlebnis entführt die Besucher in die Weiten des nördlichen Skandinaviens.

Ethno-poetisches Erzähl-Spiel
»Beim Alten in den Wäldern«
Am 13. Februar 2016, 19 Uhr, folgen Uschi Erlewein (Geschichtenspielerin) und Ulrika Bohnet (Ethnologin) der Fährte des Bären durch die Geschichten und Kulturen Sibiriens, Zentralasiens und Alaskas. Mit der Reise in die Landschaften der Schamanen und Schlitzohren beschreibt dieses ethno-poetische Erzähl-Spiel für Jugendliche und Erwachsene neue Wege der Kulturvermittlung.

Öffentliche Führungen
An zwei festen Terminen pro Woche – sonntags um 14 Uhr und mittwochs um 18 Uhr – können interessierte Besucher ohne vorherige Anmeldung an Führungen durch die Sonderausstellung teilnehmen. Ausgewählte Sonntagsführungen – jeweils um 11 Uhr – bieten zudem abwechslungsreiche und unterhaltsame Einblicke in spezielle Themen rund um Bärenkult, Hirschverehrung und Schamanismus.
Darüber hinaus können jederzeit private Gruppenführungen gebucht werden.

Führungen für Schulen, Kitas und Jugendhäuser
Im speziellen Führungsangebot für Schulen, Kindertagesstätten und Gruppen aus Jugendhäusern werden die Ausstellungsthemen von qualifizierten Führungskräften individuell abgestimmt erläutert.
Für Schülerinnen und Schüler ab Sekundarstufe 1 bietet sich die Gesprächsführung »Schamanenzeiten« an, während sich die »Geschichten aus der Schamanentrommel« – musikalische Rundgänge mit Gesprächen vor spannenden Ausstellungsobjekten – bestens für Grundschüler und Kita-Gruppen eignen.

Lehrerinnen und Lehrer haben darüber hinaus die Möglichkeit, sich im Rahmen einer Einführung mit dem Thema der Ausstellung für ihre Unterrichtsgestaltung vertraut zu machen (9. Dezember, 15.30 – 17 Uhr).

Familienprogramm
Zur Sonderausstellung wird ein speziell auf die Bedürfnisse von Familien mit Kindern (ab 10 Jahren) abgestimmtes Programm angeboten: die phantasievollen, musikalisch auf der Gitarre begleiteten Kinder-Führungen »Bärentatzen im Schnee. Musikalische Märchenreise zu fernen Völkern«, die spannenden Taschenlampenführungen oder die Lesung aus dem Kinderbuchklassiker »Grischka und sein Bär«.
Kinder können außerdem mit dem Aktionsheft zur Sonderausstellung »Bärenkult und Schamanenzauber. Das bärenstarke Rätselheft« auf Expedition zum Polarkreis gehen und die geheimnisvolle Welt der Schamanen entdecken. An der Kasse wartet eine kleine Belohnung.

Förderung
Dezernat für Kultur und Wissenschaft
der Stadt Frankfurt am Main

Historisch-Archäologische Gesellschaft Frankfurt am Main e.V.
Verein für das Historische Museum und das Archäologische Museum