CARTE BLANCHE: PEPE DANQUART Filmreihe im August, Deutsches Filmmuseum Frankfurt, Pepe Danquart zu Gast am Donnerstag, 13. August, um 20:15 Uhr

© massow-picture Filmmuseum Frankfurt a. Main
© massow-picture Filmmuseum Frankfurt a. Main

CARTE BLANCHE: PEPE DANQUART
Filmreihe im August
Pepe Danquart zu Gast am Donnerstag, 13. August, um 20:15 Uhr

Das Deutsche Filmmuseum ehrt den Regisseur und Oscar®-Preisträger Pepe Danquart mit einer Carte Blanche: In der Wunschfilmreihe zeigt er neun Filme, die ihn nachhaltig geprägt und beeinflusst haben. Er stellt Herbert Achternbuschs BIERKAMPF neben Quentin Tarantinos RESERVOIR DOGS und präsentiert Klassiker von Yasujirō Ozu, Wim Wenders und John Cassavetes. Am Donnerstag, 13. August, ist Pepe Danquart im Kino zu Gast und stellt seinen Film NACH SAISON vor, in dem er 1994 den UN-Sondergesandten Hans Koschnick ins umkämpfte Kriegsgebiet im bosnischen Mostar begleitete.

Pepe Danquart, geboren 1955 in Singen/Hohentwiel, war 1977 Mitbegründer des Filmkollektivs der Medienwerkstatt Freiburg, das mit radikalen politischen Videos zu gesellschaftlichen Debatten Stellung bezog. 1994 erhielt Danquart den Oscar® für seinen Kurzfilm SCHWARZFAHRER. Als Regisseur, Produzent und Autor schuf er zahlreiche preisgekrönte Filme, unter anderem eine Sporttrilogie zu Eishockey (HEIMSPIEL, DE 1999), Tour de France (HÖLLENTOUR, DE 2004), und Extrembergsteigen (AM LIMIT, DE/AT/US 2007). Viel Beachtung fanden auch sein Dokumentarfilm JOSCHKA UND HERR FISCHER (DE 2011) sowie zuletzt LAUF JUNGE LAUF (DE/FR/PL 2013), den er in der Reihe „Was tut sich – im deutschen Film?“ vorstellte. Pepe Danquart ist Gründungsmitglied der Deutschen Filmakademie und lehrt als Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg.

Donnerstag, 13. August, 20:15 Uhr
NACH SAISON
Deutschland 1997. R: Pepe Danquart, Mirjam Quinte
Dokumentarfilm. 125 Min. 35mm. OmU
Der deutsche EU-Sondergesandte Hans Koschnick kommt im Sommer 1994 in die von zwei Bürgerkriegen zerstörte Stadt Mostar. Der Friede ist brüchig, das Misstrauen zwischen den beiden Bevölkerungsteilen groß: Der Westen ist kroatisch, die Muslime leben im Osten. Durch Mostar zieht sich eine unsichtbare Grenze mit einem Übergang, den die Bewohner „Checkpoint Charly“ nennen. Pepe Danquart und Mirjam Quinte begleiten Koschnick zwei Jahre lang und liefern Einblicke in eine Gesellschaft, die von Krieg und Hass gezeichnet ist. NACH SAISON war für den Deutschen Filmpreis nominiert.
Vor dem Film spricht Urs Spörri (Deutsches Filminstitut) mit Pepe Danquart über seine Filmauswahl

Samstag, 1. August, 20:30 Uhr
THE THIRD MAN Der dritte Mann
GB 1949. R: Carol Reed
D: Orson Welles, Joseph Cotten, Alida Valli. 105 Min. Blu-ray. OmU
THE THIRD MAN zählt zu den Meilensteinen des europäischen Nachkriegskinos – nicht zuletzt dank der unvergesslichen Musik des Zitherspielers Anton Karas. Carol Reed drehte eine Mixtur aus Krimi, Thriller und Melodram um einen US-amerikanischen Schriftsteller, der sich im geteilten Nachkriegs-Wien auf die Suche nach seinem zynischen Freund Harry Lime macht. Pepe Danquart hat einen ganz persönlichen Bezug zu THE THIRD MAN, spielte doch Alida Valli im letzten Film vor ihrem Tod unter
Danquarts Regie, in SEMANA SANTA (GB/FR/DE/ES/IT/DK 2002).

Sonntag, 2. August, 20 Uhr
Donnerstag, 6. August 2015, um 20 Uhr
THE DEER HUNTER Die durch die Hölle gehen
USA 1978. R: Michael Cimino. D: Robert De Niro, Christopher Walken,
John Cazale, Meryl Streep. 183 Min. DCP. OmU
THE DEER HUNTER ist ein Antikriegsfilm, der Pepe Danquart maßgeblich beeinflusst hat. Die Protagonisten Michael, Steven und Nick sind drei befreundete russischstämmige Stahlarbeiter aus Pennsylvania, die gemeinsam in einen sinnlosen Krieg ziehen müssen. In Gefangenschaft bei den Vietcong werden sie gezwungen, „Russisches Roulette“ zu spielen – eine Metapher, die für internationales Aufsehen sorgte. Die sowjetische Delegation reiste 1979 geschlossen von der Berlinale ab, Ciminos Film gewann im selben Jahr fünf Oscars®.

Freitag, 7. August, 18 Uhr
Samstag, 22. August, um 20:30 Uhr
BAKUSHŪ Weizenherbst
Japan 1951. R: Yasujirō Ozu
D: Setsuko Hara, Chishū Ryū, Chikage Awashima. 124 Min. 35mm. OmeU
„Irgendwo weint jetzt wohl ein Kind“, sagt ein alter Mann, als ein Luftballon am Himmel vorbeigeweht wird. Diese Szene beschreibt sehr gut die Stimmung in BAKUSHŪ, einem Meisterwerk Yasujirō Ozus. Als Marniya Noriko darin gegen ihren Willen eine Zweckehe eingehen soll, heiratet sie im Geheimen einen Jugendfreund. Es folgt ein Eklat, den Ozu brillant in scheinbar schlichten Bildern auf die Leinwand zaubert. Pepe Danquart sah den Film als Jugendlicher im Kommunalen Kino Freiburg, wo ihn die fremde Kultur, das Spiel mit Nähe und Distanz sowie das Kino zwischen Tradition und Moderne stark beeindruckte.

Samstag, 8. August, um 20:30 Uhr
BIERKAMPF
BRD 1977. R: Herbert Achternbusch. D: Herbert Achternbusch, Annamirl
Bierbichler, Josef Bierbichler. 85 Min. 16mm
Während des Oktoberfests schlüpft der Trinker Herbert in eine gestohlene Polizeiuniform. Um sich seiner neuen Position zu vergewissern, fängt er an, Besucher des Volksfestes zu maßregeln. Als die „richtige“ Polizei ihn schließlich aufspürt, kommt es zu einem tragischen Ereignis. Achternbusch drehte seinen Film beim Oktoberfest 1976. Sein „eingreifendes Kino“ (O-Ton Danquart) kann mit seiner absurden und anstößigen Attitüde analog zu den Filmen der Medienwerkstatt Freiburg gedeutet werden.

Sonntag, 9. August, 20:15 Uhr
Mittwoch, 12. August, 20:15 Uhr
MOARTEA DOMNULUI LAZARESCU Der Tod des Herrn Lazarescu
Rumänien 2005. R: Cristi Puiu
D: Ion Fiscuteanu, Luminita Gheorghiu, Doru Ana. 150 Min. 35mm. OmeU
Voll schwarzem Humor zeigt Cristi Puiu den Tod des Herrn Lazarescu und karikiert tragikomisch die Zustände im rumänischen Gesundheitswesen. Lazarescu, ein 63-jähriger Rentner, lebt mit seinen drei Katzen alleine in einer Mietwohnung im Bukarester Plattenbau. Aus Kopfschmerz und Magendrücken entwickelt sich für ihn eine nächtliche Krankenhaus-Odyssee. Mit ihrem „beteiligten Realismus“ (O-Ton Danquart) kreierten die Filmemacher der Romanian New Wave einen Stil, der seit dem Jahr 2000 international für Furore sorgt. MOARTEA DOMNULUI LAZARESCU wurde 2005 in Cannes uraufgeführt und erhielt die Auszeichnung „Un Certain Regard“. In Deutschland kam der Film nie regulär in die Kinos.

Freitag, 14. August, um 18 Uhr
PARIS, TEXAS
BRD/Frankreich/Großbritannien 1984. R: Wim Wenders
D: Harry Dean Stanton, Nastassja Kinski. 147 Min. DCP. engl. OmU
Ein Klassiker von Wim Wenders: In PARIS, TEXAS irrt Travis halb verdurstet durch die texanische Wüste, vor Jahren bereits zerbrach seine Familie. Jahrelang war er wie vom Erdboden verschluckt, dann taucht er, ohne Erinnerung an seine Vergangenheit, in Devil’s Graveyard auf. Mithilfe seines Bruders gelingt es ihm, Sprache, Erinnerung und seinen Sohn wiederzufinden. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach seiner Frau Jane. Laut Pepe Danquart ist Wenders der prägendste Filmstar Deutschlands, da er seinen Rhythmus gegen jeden Zeitgeist und jede Mode einer inneren Stimme folgend entwickelt.
Anlässlich des 70. Geburtstags von Wim Wenders.

Samstag, 15. August, 20 Uhr
Freitag, 21. August, 18 Uhr
HUSBANDS Ehemänner
USA 1970. R: John Cassavetes
D: Ben Gazzara, Peter Falk, John Cassavetes. 138 Min. DCP. OF
John Cassavetes ist ein großes Vorbild für Pepe Danquart, vor allem wegen seiner Radikalität und dem Glauben an seine Ästhetik. HUSBANDS handelt von den drei New Yorker Freunden Harry, Gus und Archie, die über vierzig und mehr oder weniger glücklich verheiratet sind. Als ein gemeinsamer Freund von ihnen stirbt, stürzen sie in eine Midlife-Crisis und beschließen, endlich wieder richtig zu leben. Eine Sauftour nach London soll ihr Neubeginn sein. Filmkritiker Gregor Torinos schrieb: „Selten hatte ich in einem Film so sehr das Gefühl, durch und durch echten Menschen zu begegnen, die man […] trotz all ihrer offensichtlichen Fehler sofort in sein Herz schließen muss.“

Sonntag, 16. August, 20:30 Uhr (Teil 1)
Mittwoch, 19. August, 20 Uhr (Teil 2 & 3)
LA HORA DE LOS HORNOS: NOTAS Y TESTIMONIOS SOBRE
EL NEOCOLONIALISMO, LA VIOLENCIA Y LA LIBERACIÓN
Stunde der Hochöfen
Argentinien 1968. R: Octavio Getino, Fernando Ezequiel Solanas
Teil 1: 90 Min. 16mm. OmeU · Teil 2: 127 Min. 35mm. OmeU · Teil 3: 45 Min. 35mm. OmeU
LA HORA DE LOS HORNOS ist einer der berühmtesten Essayfilme Lateinamerikas und gilt als Schlüsselwerk des politischen Kinos. Das Filmemachen als Revolution und das Leben von „Pepe“ Solanas – vom Filmemacher zum Präsidentschaftskandidaten, der später verfolgt wurde – bewegte Pepe Danquart sehr. Der Film versteht sich als Agitations- und Propagandafilm gegen die neokolonialistische Repression. Gedreht wurde er im Untergrund, fertiggestellt auf der Flucht ins Exilland Italien. In einer orgienhaften Montage aus Ton, Bild und Text erzählt der Film von Abhängigkeiten, Ausbeutung und Unterdrückung in Argentinien Ende der 1960er-Jahre.

Mittwoch, 26. Augsut, 20:30 Uhr
WHORES‘ GLORY
Österreich/Deutschland 2011. R: Michael Glawogger
Dokumentarfilm. 110 Min. DCP. OmU
In WHORES’ GLORY porträtiert Michael Glawogger Frauen, die in Thailand, Bangladesh und Mexiko von der Prostitution leben. Ihre Beweggründe sind so unterschiedlich wie die Traditionen des jeweiligen Landes. Einige Frauen streben nach schnellem Geld und wissen ihr Geschäft professionell umzusetzen, während andere von Armut und Aussichtslosigkeit getrieben sind. Der Dokumentarfilm zeigt, wie dicht Glamour und Elend im Beruf der Prostituierten beieinander liegen und lässt den Zuschauer nah an die Protagonistinnen heran. Produziert wurde WHORES´ GLORY von Pepe Danquart, der über den tragischen Malaria-Tod Glawoggers sagt: „Er starb und lebte, wie seine Filme waren.“

Freitag, 28. August, 18 Uhr
Samstag, 29. August, 20:30 Uhr
RESERVOIR DOGS Reservoir Dogs – Wilde Hunde
USA 1992. R: Quentin Tarantino
D: Harvey Keitel, Tim Roth, Michael Madsen. 99 Min. 35mm. OmU
Das Regiedebüt von Quentin Tarantino: Acht Männer sitzen in einem Lokal, jeder kennt nur den Decknamen des anderen. Mr. White, Mr. Orange, Mr. Blonde, Mr. Pink, Mr. Blue, Mr. Brown (Tarantino selbst) und Nice Guy Eddie haben sich nie zuvor gesehen. Sie diskutieren inbrünstig über Madonnas „Like A Virgin“, doch ihr Ziel ist klar: Sie sollen einen Diamantenraub für Gangsterboss Joe Cabot ausführen. Der Plan misslingt, es kommt zur blutigen Schießerei mit der Polizei. Mit der gefeierten Premiere dieses Films 1992 beim Sundance Festival gelang Quentin Tarantino der Durchbruch. Pepe Danquart drehte mit seinem Kurzfilm PLAYBOYS (DE 1997) eine Hommage an die legendäre Eröffnungssequenz von RESERVOIR DOGS.