„Avrea Mangontia – Mainz im Mittelalter“ – Landesmuseum Mainz beleuchtet eine der wichtigsten und mächtigsten Städte des Mittelalters

„Die rheinland pfälzische Landeshauptstadt hat nicht nur ein außergewöhnlich reiches kulturelles Erbe mit einer hochspannenden Geschichte der kulturellen Vielfalt, sie war gerade im Mittelalter über Jahrhunderte hinweg von zentraler Bedeutung, was sich auch in ihrem Beinamen „Das Goldene Mainz“ als Aurea Moguntia widerspiegelt. © Foto Diether v. Goddenthow
„Die rheinland pfälzische Landeshauptstadt hat nicht nur ein außergewöhnlich reiches kulturelles Erbe mit einer hochspannenden Geschichte der kulturellen Vielfalt, sie war gerade im Mittelalter über Jahrhunderte hinweg von zentraler Bedeutung, was sich auch in ihrem Beinamen „Das Goldene Mainz“ als Aurea Moguntia widerspiegelt. © Foto Diether v. Goddenthow

Neue Erkenntnisse aus der großen Landesausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht. Von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa“ gaben den Anlass zu dieser hochkarätigen Anschluss-Ausstellung „Avrea Magontia – Mainz im Mittelalter“, so die Direktorin Dr. Birgit Heide bei ihrer Begrüßung zur Eröffnung am 18.3.2022. Daher sei es für das Mainzer Landesmuseum, aber insbesondere auch für die Stadt Mainz und Rheinland-Pfalz außerordentlich wichtig gewesen, die enorme Bedeutung des mittelalterlichen Mainz für das ganze Reich jetzt dauerhaft präsentieren zu können.[/caption]

"Wir präsentieren mit dieser Ausstellung einen eindrucksvollen Rundgang durch die Geschichte einer der wichtigsten Städte des Mittelalters", so Direktorin Dr. Birgit Heide Foto: Agentur Bonewitz
„Wir präsentieren mit dieser Ausstellung einen eindrucksvollen Rundgang durch die Geschichte einer der wichtigsten Städte des Mittelalters“, so Direktorin Dr. Birgit Heide Foto: Agentur Bonewitz

Auf gut 400 m2 geben 90 hochkarätige Exponate in chronologischer Reihenfolge einen wunderbaren Überblick über mehr als 800 Jahre Mainzer Stadtgeschichte. Die Ausstellung führt vom frühen Mittelalter, als für Mainz ein neuer wirtschaftlicher und politischer Aufstieg einsetzt, über das „Goldene Mainz“ bis hin zur freien Stadt und der Errichtung des Kaufhauses am Brand durch die Mainzer Bürger am Beginn des 14. Jahrhunderts, so Dr. Heide.

Der Rundgang beginnt mit dem fränkischen Geschlecht der Merowinger im 5. Jahrhundert. Dieses fränkische Königsgeschlecht herrscht seit Ende des 5. Jahrhunderts bis 751 über weite Teile Westeuropas.

Hechtsheimer Frauengrab aus  dem frühen 6. Jh. zu Zeiten der Merowinger. © Foto Diether v. Goddenthow
Hechtsheimer Frauengrab aus dem frühen 6. Jh. zu Zeiten der Merowinger. © Foto Diether v. Goddenthow

Danach übernehmen mit Karl dem Großen  (768 – 814) die  Karolinger die Herrschaft in Frankreich. Mit der Ausdehnung  ihres Reiches von Frankreich ausgehend bis an die Elbe im Osten gerät dadurch Mainz aus einer Grenzlage in eine zentrale geographische Position mit weitreichenden Folgen, wobei besonders wichtige Verkehrsadern für die Hafenstadt Mainz die Flüsse Rhein und Main waren.

Es war die christliche Mission im östlichen Reichsteil die die Errichtung zahlreicher Kirchen und Klöster innerhalb und außerhalb der Stadt begünstigte. Und mit der Übernahme des Bistums durch Bonifatius 746 beginnt für Mainz der religiöse und politische Aufstieg. Mainz wird zur größten Erzdiözese seiner Zeit, die vom Bistum Verden im Norden über Halberstadt und Eichstädt im Osten bis nach Konstanz und Chur (heutige Schweiz) im Süden reicht. Man kann sich das heutzutage kaum vorstellen, dass die Mainzer Erzbischöfe in dieser Zeit zu den kirchlichen und politischen Führungskräften des Reichs gehören und haben hohe Ämter der königlichen Verwaltung innehaben. Allen voran Willigis, der unter den Ottonen-Kaisern ab 971 Reichskanzler wurde und 975 zugleich von Kaiser Otto II. zum Erzbischof von Mainz erhoben wurde und schließlich auch Stellvertreter des Papstes war.

Die acht ganzfigurischen Sandsteinreliefs, die als Zinnen das mittelalterliche Mainzer Kaufhaus mit den Erzbischöfen vo Köln, Mainz u. Trier, den Markgraf von Brandenburg, König von Böhmen, Deutschen König, Herzog von Sachsen und Pfalzgraf bei Rhein zieren, bezeugen einmal mehr Größe und Bedeutung des mittelalterlichen Mainz.  © Foto Diether v. Goddenthow
Die acht ganzfigurischen Sandsteinreliefs, die als Zinnen das mittelalterliche Mainzer Kaufhaus mit den Erzbischöfen vo Köln, Mainz u. Trier, den Markgraf von Brandenburg, König von Böhmen, Deutschen König, Herzog von Sachsen und Pfalzgraf bei Rhein zieren, bezeugen einmal mehr Größe und Bedeutung des mittelalterlichen Mainz. © Foto Diether v. Goddenthow

Mainz wird mit den Ottonen ab 919 immer mächtiger. Zahlreiche Herrscheraufenthalte, Reichsversammlungen und Reichssynoden sind belegt. Im Spannungsfeld zwischen königlicher und erzbischöflicher Herrschaft entsteht nicht nur eine wohlhabende christliche Bürgerschaft, sondern auch die jüdischen Gemeinden tragen seit ihren frühen Anfängen im 10. Jahrhundert enorm zur städtischen Entwicklung von Mainz bei. Sie prägen das Stadtbild mit und entfalten eine weitreichende Wirkung, auch weit über Mainz hinaus. Um 1200 entsteht hier im Raum am Rhein das einzigartige Netzwerk der drei SchUM-Städte Mainz, Worms und Speyer.

Ausstellungs-Impression © Foto Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression © Foto Diether v. Goddenthow

Um 1300 befindet sich Mainz auf dem Höhepunkt seiner wirtschaftlichen Bedeutung. Die Stadt unterhält weitreichende Handelsbeziehungen in alle damals bekannten Regionen und die Wirtschaft und der Handel florieren. Davon profitieren sowohl die Mainzer Bürger als auch die Geistlichkeit. Neben den zahlreichen Kirchen und Klöstern werden auch repräsentative Wohnhäuser errichtet, die das enorme Selbstbewusstsein der Mainzer Bürgerschaft verdeutlichen. Zudem errichten die Bürger das größte Kaufhaus im südwestdeutschen Raum, das mit seiner Darstellung der Kurfürsten einzigartig im gesamten Reich geblieben ist.

Nach diesem kräftigen wirtschaftlichen Wachstum und dem Erstarken der Geschlechter im 13. und 14. Jahrhundert, kommt es ab dem 14. Jahrhundert jedoch zu wachsenden Spannungen. Zünfte, Patrizier und Erzbischof liegen in erbittertem Streit und die mittlerweile hoch verschuldete Stadt verliert ihre führende wirtschaftliche Rolle schließlich an Frankfurt. Erst Mitte des 15. Jahrhunderts setzt sich der Erzbischof schließlich endgültig als Stadtherr gegen die Bürgerschaft durch und sorgt für einen erneuten Aufschwung der Stadt. Die Gebäude der wohlhabenden Bürger und Geschlechter werden mit aufwendiger Bauskulptur, wie den für Mainz typischen Hausmadonnen, geschmückt. Kirchen und Klöster werden reich ausgestattet, Kunst und Wissenschaft werden gefördert und 1477 wird die Universität Mainz gegründet. Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, erfindet den Druck mit beweglichen Lettern. Damit bricht für die Stadt eine neue Zeit an, von denen die übrigen Sammlungen des Mainzer Landesmuseum ebenfalls ein beredtes Zeugnis abgeben.

Unter den hochkarätigen Exponaten der von Romina Schiavone M.A. kuratierten Ausstellung befindet sich beispielsweise Grabbeigaben des Hechtsheimer Frauengrabs aus dem 6. Jahrhundert, eine Kopie des Abdrucks vom ältesten Siegel der Stadt Mainz, die „Große Mainzer Adlerfibel“, die ältesten jüdischen Grabsteine, die herausragende frührömische Bronzetür, die möglicherweise einst im Kloster St. Alban angebracht war, und den sogenannten Kurfürsten-Zyklus, der die Zinnen des mittelalterlichen Kaufhauses am Brand zierte, das ebenfalls in einer spektakulären digitalen 3-Visualisierung noch einmal zum Leben erweckt wird. Weitere Höhepunkte sind Kopien des sogenannten Mainzer Goldschmucks, die sich seit einigen Jahren als Dauerleihgabe vom Haus der Goldschmiedekunst, Juwelier Weiland, im Landesmuseum befinden.

Die Stationen dieser sehr gelungenen Ausstellung präsentieren einen eindrucksvollen Rundgang durch die Geschichte einer der wichtigsten Städte des Mittelalters.

Landesmuseum Mainz
Große Bleiche 49 – 51
55116 Mainz
Telefon 06131 2857 0
Fax 06131 2857 288
landesmuseum-mainz@gdke.rlp.de
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