„ANETTE LENZ. à propos“ im Museum Angewandte Kunst, Frankfurt eröffnet – bis 3. Januar 2021

© Museum Angewandte Kunst
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Die in Paris lebende deutsche Grafikdesignerin Anette Lenz zählt zu den einflussreichsten Gestalter*innen der Gegenwart. Aus einem Misstrauen gegenüber kommerzieller Werbung heraus hat sie neue Strategien für die visuelle Kommunikation im öffentlichen Raum entwickelt. Ihr teilweise anarchisches, immer lustvolles und experimentelles Spiel mit Typografie, Farbe, Fotografie und Film brachte außergewöhnliche Plakatserien, Bücher, Ausstellungsdesigns und visuelle Identitäten mehrerer französischer Städte, Theater und Museen hervor. In einer nach wie vor männlich dominierten und von ökonomischen Faktoren bestimmten Kommunikationswelt vertraute sie stets auf die eigene Einmaligkeit, wodurch sie zur Vorreiterin einer neuen Generation von Grafikdesignerinnen geworden ist.

In dieser ersten Einzelausstellung in Deutschland kontextualisiert, ironisiert und kommentiert Anette Lenz ihr eigenes Lebensgefühl. Sie verwandelt die Museumsräume in begehbare grafische Welten, die visuelle Kommunikation als sinnlich-poetischen Denkanstoß erlebbar machen. Der Titel à propos – was so viel bedeutet wie „nebenbei bemerkt“ – steht dabei nicht nur für ein kommentierendes Hinzufügen von etwas Eigenem, sondern erhebt auch den Anspruch auf Relevanz: ein Kommentar, der genau zum richtigen Zeitpunkt kommt. Er lässt sich als Aufforderung an uns verstehen, eine Komplizenschaft mit dem Werk und der gestalterischen Haltung von Anette Lenz einzugehen. Die Wirkung ihrer Arbeiten macht uns dabei nicht zu Konsument*innen, sondern ermöglicht uns, am Ideenreichtum und der Ausdruckskraft von Grafikdesign teilzuhaben, an einem raffinierten Spiel aus immer wieder anders inszenierten Wechselbeziehungen von Information und Bildlichkeit. Das grafische Werk ICH BIN EIN TEIL DES GROSSEN GANZEN UND DAS GANZE GROSSE IST IN MIR von Anette Lenz ist dabei ein passender Auftakt für ihr Konzept eines gestalterischen Nachhalls, das in diesen Zeiten wohl kaum aktueller sein könnte.

Beim Durchschreiten der Räume können Besucher*innen in Anette Lenz vielschichtigen Gestaltungsprozess eintauchen. Sie spielt mit Überlagerung, Dreidimensionalität sowie Räumlichkeit und zieht verschiedenste Materialien und Medien als Inspiration heran. Die Ausstellung wird über ihre Laufzeit bis zum 3. Januar 2021 nach und nach mit weiteren Inhalten erweitert. Dies betont umso mehr das stetig Prozesshafte in der gestalterischen Praxis von Anette Lenz.
Kuratoren der Ausstellung sind Peter Zizka und Museumsdirektor Prof. Matthias Wagner K

Begleitet wird die Ausstellung von einem abwechslungsreichen Begleitprogramm. Neben öffentlichen Führungen, die im Museum Angewandte Kunst ab Juli wieder möglich sind, ist eine Art „Midissage“ im Herbst geplant, da die feierliche Eröffnung aufgrund der Corona – Maßnahmen nicht wie gewohnt stattfinden kann. Darüber hinaus ist in Kooperation mit dem Centre Pompidou in Paris ein Livestream einer lyrischen Inszenierung zur Feier des Prix Littéraire Bernard Heidsieck – Centre Pompidou im Museum Angewandte Kunst geplant, der zeitgleich an verschiedenen Institutionen weltweit stattfinden soll. Der Preis, dessen Erscheinungsbild ebenfalls von Anette Lenz gestaltet wurde, zeichnet Lyrik in Kombination mit Ton, Tanz oder Performance aus. Der Preis wird seit 2017 jedes Jahr beim Poesie -Festival Extra! in Paris vergeben. Über die genauen Termine wird das Museum Angewandte Kunst frühzeitig auf seiner Website informieren.