Ab Sonntag geht’s im Wiesbadener Museum auf „Eiszeit-Safari“ – Sensationelle Tier-Rekonstruktionen hautnah erleben!

Eiszeit-Safari im Wiesbadener Landesmuseum entführt die Besucher in eine faszinierende Welt,  als Mammutherden und Wollnashörner noch durch unsere Landschaft streiften, als Höhlenlöwen zu den gefährlichsten Raubtieren gehörten und Riesenhirsche mit ihrem Geweih selbst Wölfe beeindruckten.© Foto: Diether v. Goddenthow
Eiszeit-Safari im Wiesbadener Landesmuseum entführt die Besucher in eine faszinierende Welt, als Mammutherden und Wollnashörner noch durch unsere Landschaft streiften, als Höhlenlöwen zu den gefährlichsten Raubtieren gehörten und Riesenhirsche mit ihrem Geweih selbst Wölfe beeindruckten.© Foto: Diether v. Goddenthow

Die Eiszeit lebt: Ab Sonntag dem 7. Oktober 2018 öffnet das Museum Wiesbaden in Kooperation mit den Mannheimer Reiss-Engelhorn Museen das Tor zu einer Zeitreise der ganz besonderen Art. Es lädt zu einer wissenschaftlich flankierten Safari in die letzte Kaltzeit Europas ein. Diese war vor zirka 30 000 bis 15 000 Jahren, als noch Mammutherden, Wollnashörner und Riesenhirsche durch das Rhein-Main-Gebiet streiften, der Höhlenlöwe zu den gefürchtetsten Raubtieren zählte und unsere Vorfahren recht erfinderisch sein mussten, um als Jäger und Sammler in der unwirtlichen Umgebung mit karger Vegetation über die Runden zu kommen.
Dies uns vieles mehr können Besucher anhand von 100 sensationellen, lebensechten Tierrekonstruktionen und Pflanzen-Präparaten sowie Skeletten, Fossilien und Artefakten aus der Region Hessen auf 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche hautnah erleben.

Prof. Dr. Wilfried Rosendahl, Direktor der Reiss-Engelhorn-Museen und Ausstellungskurator , stellt Urs und Lena,  die  beiden Reiseführer der Eiszeitsafari vor.  Menschen der Eiszeit haben vor etwa 30 000 bis 12 000 Jahren gelebt. Vor 30 000 Jahren  hatten sie noch eine etwas dunklere Hautfarbe vergleichbar mit der heutiger  Marokkaner. Der Homo sapiens sapiens, vor zirka 40 000 Jahren aus Afrika gekommen, hat sich auch mit dem hier lebenden Neandertaler vermischt.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Prof. Dr. Wilfried Rosendahl, Direktor der Reiss-Engelhorn-Museen und Ausstellungskurator , stellt Urs und Lena, die beiden Reiseführer der Eiszeitsafari vor. Menschen der Eiszeit haben vor etwa 30 000 bis 12 000 Jahren gelebt. Vor 30 000 Jahren hatten sie noch eine etwas dunklere Hautfarbe vergleichbar mit der heutiger Marokkaner. Der Homo sapiens sapiens, vor zirka 40 000 Jahren aus Afrika gekommen, hat sich auch mit dem hier lebenden Neandertaler vermischt. Aus „Gendergründen“ habe man Lena (r.) auch einen Speer in die Hand gedrückt. © Foto: Diether v. Goddenthow

„Eiszeitsafari“ klinge erstmal nach einem Widerspruch, so Professor Dr. Wilfried Rosendahl, Direktor der Reiss-Engelhorn-Museen und Ausstellungskurator. Denn schließlich stünde ja „Eiszeit“ für „kalt, eisig und lebensfeindlich“, „Safari“ hingegen für „sonnig, heißt und voller Leben“, würde mit Afrika assoziiert, was eigentlich gar nicht zusammenpasse. Doch wenn man genauer hinschaue, erkenne man, dass es auch verblüffende Ähnlichkeiten, etwa die Begegnung mit großen exotischen Tieren gebe. Im heutigen Afrika sind das beispielsweise Elefant, Löwe, Hyäne, Nashorn und Büffel. In der Eiszeit waren es in dieser Region: Mammut, Höhlenlöwe, Höhlenhyäne, Wollnashorn und Steppenbison.

Bis in letzte Detail, wie hier die überlangen Augenwimpern des Wollhaarmammuts, wurden die vorzeitlichen Tiere der Eiszeit rekonstruiert. © Foto: Diether v. Goddenthow
Bis in letzte Detail, wie hier die überlangen Augenwimpern des Wollhaarmammuts, wurden die vorzeitlichen Tiere der Eiszeit rekonstruiert. © Foto: Diether v. Goddenthow

Das Konzept und die Tierrekonstruktionen der Schau sind von den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim entwickelt worden und gehen von dort aus auf Wanderschaft. Darüber hinaus haben die Naturhistorischen Sammlungen des Landesmuseums die Ausstellung mit Tierpräparaten, Fossilien und Zeugnissen menschlichen Wirkens aus den eigenen Sammlungen erweitert.

Leihgaben von bedeutenden Fundstätten der Region zeigen, wie Menschen in der Eiszeit lebten, jagten und sich künstlerisch betätigten. Diese hinterließen ihre Spuren an unterschiedlichen Orten: Sie jagten Wildpferde in Igstadt und badeten in den heißen Quellen von Wiesbaden. An der Lahn stellten sie Schmuck aus Knochen her und im Mittelrheintal zeichneten sie tausende von Tieren und Menschen auf Schiefertafeln.

Urs und Lena haben wohl in solch einem Zelt gelebt. Etliche Menschen haben zu der Zeit aber auch noch in Höhlen gewohnt.© Foto: Diether v. Goddenthow
Urs und Lena haben wohl in solch einem Zelt gelebt. Etliche Menschen haben zu der Zeit aber auch noch in Höhlen gewohnt.© Foto: Diether v. Goddenthow

Ein Highlight der Ausstellung sind die Nachbildungen eines Sommer- und Winterzelts der eiszeitlichen Jäger, die insbesondere Kindern beim Betreten große Freude bereiten. Ein Modell der Steedener Höhlen bei Runkel an der Lahn aus dem Bestand des Stadtmuseums veranschaulicht einen der wichtigsten hessischen Fundorte eiszeitlicher Natur und Kultur. Zu sehen sind Stein- und Knochenwerkzeugen sowie verzierter Knochen, Schmuckstücke und Nähnadeln.

Modell der Steedener Höhlen bei Runkel an der Lahn.© Foto: Diether v. Goddenthow
Modell der Steedener Höhlen bei Runkel an der Lahn.© Foto: Diether v. Goddenthow

Die Funde stammen von unterschiedlichen Kulturstufen zwischen 38.000 bis vor 12.000 Jahre vor unserer Zeit an. Ein besonderer Fund aus diesen Höhlen – die bedauerlicherweise 1953 für den Kalkabbau zerstört wurden – ist der Unterkiefer eines Höhlenlöwen.

Dipl.- Biol. Fritz Geller-Grimm, Abteilungsleiter und  Kurator  Naturwissenschaft im Museum Wiesbaden, erläutert die zirka 600 000 Jahre alten Fossilien, die 2017 in der Baugrube gegenüber der Rheinstrasse 5, Bauprojekt Wilhelm IX, gefunden und vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen geborgen wurden. Sie stammten aus dem mittelpleistozänen Cromer-Komplex. Damals gab es mitten im heutigen Wiesbaden Flussablagerungen am Rande eines stehenden und morastigen Gewässers. © Foto: Diether v. Goddenthow
Dipl.- Biol. Fritz Geller-Grimm, Abteilungsleiter und
Kurator Naturwissenschaft im Museum Wiesbaden, erläutert die zirka 600 000 Jahre alten Fossilien, die 2017 in der Baugrube gegenüber der Rheinstrasse 5, Bauprojekt Wilhelm IX, gefunden und vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen geborgen wurden. Sie stammten aus dem mittelpleistozänen Cromer-Komplex. Damals gab es mitten im heutigen Wiesbaden Flussablagerungen am Rande eines stehenden und morastigen Gewässers. © Foto: Diether v. Goddenthow

Im Zuge der Kooperation mit den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim wurde aktuell für die Eiszeit-Schau das absolute Alter dieses Fossils aus der Sammlung des Museums Wiesbaden mit der 14C- oder -Radiokarbonmethode bestimmt. Das Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie hat ein Alter zwischen 36.600 bis 35.900 Jahre ermittelt. Der rund 36.000 Jahre alte Unterkiefer wird auch in der Ausstellung präsentiert. Damit trafen die ersten modernen Menschen Europas auf dieses Tier.

Ausstellungs-Impression. Ein Riesenhirsch begrüßt die Besucher. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression. Ein Riesenhirsch begrüßt die Besucher. © Foto: Diether v. Goddenthow

In der 1000 Quadratmeter großen Ausstellung „Eiszeit-Safari“ (7. Oktober 2018 – 21 April 2019) können die Besucherinnen und Besucher auf dem Weg durch drei Ausstellungsräume die Big Five der Eiszeit entdecken: Mammut, Höhlenlöwe, Höhlenhyäne, Wollhaarnashorn und Steppenbison. Dabei stehen ihnen unsere Vorfahren Urs und Lena zur Seite. Beide Scouts, die auch in der Ausstellung mit Kleidung, Schmuckstücken und Werkzeugen zu sehen sind, begleiten die Gäste bis zum Ausgang.

Die Pflanzenwelt der letzten Kaltzeit Europas.© Foto: Diether v. Goddenthow
Die Pflanzenwelt der letzten Kaltzeit Europas.© Foto: Diether v. Goddenthow

Die Vielfalt der Tiere erstaunt insbesondere auch deshalb, weil sowohl kälteliebende Tiere, wie das Mammut als auch wärmeliebende Tiere, wie zum Beispiel das Wisent, Teil der Eiszeit-Safari sind. Die Ausstellung konzentriert sich zwar auf die letzte große Kaltzeit des Eiszeitalters bis vor 12.000 Jahren. Doch seit etwa 12.000 Jahren wird es wärmer und die heutige Tier- und Pflanzenwelt zog nach Mitteleuropa ein. Mammut, Wollnashorn, Riesenhirsch und Steppenbison starben aus.

Das Europäische Waldbison erscheint in am Ende der letzten Eiszeit, als Wälder häufiger werden. Damit löst er das Steppenbison ab. Die Berberaffen (u.Mitte i Bild) verschwanden hierzulande mit der letzten Kaltzeitphase vor 30 000 Jahren. © Foto: Diether v. Goddenthow
Das Europäische Waldbison 8r.) erscheint in am Ende der letzten Eiszeit, als Wälder häufiger werden. Damit löst er das Steppenbison ab. Die Berberaffen (u.Mitte i Bild) verschwanden hierzulande mit der letzten Kaltzeitphase vor 30 000 Jahren. © Foto: Diether v. Goddenthow

Am Ende des Rundgangs begegnen die Besucher einem Flusspferd, das heute nur noch aus Afrika bekannt ist. Noch zur letzten großen Warmzeit vor 115.000 Jahren gab es diese auch in unserer Region. Originale Zähne und Knochen lassen sich in den Rheinschottern finden. Wer weiß, ob diese bei noch stärkerer Erwärmung zurück nach Wiesbaden finden?

Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen und Aktionstagen

Blick in den oberen Teil der fantastischen Ausstellung. © Foto: Diether v. Goddenthow
Blick in den oberen Teil der fantastischen Ausstellung. © Foto: Diether v. Goddenthow

Ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen und Aktionstagen für Familien und Kinder umrahmt die Ausstellung. Die nächsten Eiszeittage finden zum Thema „Leben als Jäger und Sammler“ am eintrittsfreien Samstag, den 3. November 2018 von 12 bis 15 Uhr statt. Das gesamte Begleitprogramm ist online verfügbar.

Zur Ausstellung sind die Begleitbücher „Eiszeit-Safari —Reisebegleiter“ (ISBN 978-3-89937-204-5; 19,90 €) und „Eiszeit-Safari —Urzeitabenteuer für Kinder“ (ISBN 978-3-89937-205-2; 7,90 €) im Verlag Dr. Friedrich Pfeil erschienen. Die bilinguale App „Eiszeit-Safari“ steht zum kostenlosen Download im App Store und bei Google Play sowie im Museum auf Leihgeräten gegen Gebühr zur Verfügung.

Informationen zum umfangreiches Begleit- und Pädagogikprogramm

Ort:

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192
www.museum-wiesbaden.de, museum@museum-wiesbaden.de

Öffnungszeiten*
Mo geschlossen
Di, Do 10:00—20:00 Uhr
Mi, Fr-So, Feiertage 10:00—17:00 Uhr

Eintritt
Sonderausstellung* 10,— Euro (7,— Euro)
Dauerausstellung* 6,— Euro (4,— Euro ermäßigt)
* Der Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Dauerausstellung. Kinder und Jugendliche
unter 18 Jahre freier Eintritt in die Sammlungen. Weitere Ermäßigungen und Tarife für Gruppen unter:
www.museum-wiesbaden.de ⁄preise

Service
Ausleihbare Rollstühle, Buggies und Sitzhocker im Foyer. Die die Ausstellungsbegleitende App mit dem Multimedia-Guide ist auf Leihgeräten in begrenzter Anzahl gegen eine Gebühr erhältlich.