Innenminister Michael Ebling und Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide haben bei der gestrigen Pressekonferenz im bereits rückgebauten Interims-Plenarsaal der historischen Steinhalle erste Schritte zur Neugestaltung des Landesmuseums Mainz vorgestellt. Durch den Ausbau des in Teilen der Steinhalle zwischen 2016 –bis 2021 interimsmäßig für den rheinland-pfälzischen Landtag untergebrachten Plenarsaals bietet sich die geplante Neuerung des Landesmuseums Mainz jetzt besonders an.
Dabei sollen moderne Formate und eine noch weitere Öffnung zur Stadt sowie für Schulen und Kitas das Landesmuseum zukunftsfähig machen. Es soll hierdurch für ein breites Publikum noch attraktiver werden. Wichtige Elemente der Neukonzeption sind die einzigartig gestaltete Steinhalle, die wieder vollständig für kulturelle Zwecke genutzt werden soll. Noch stärker soll auch der barocke Museums-Innenhof bespielt und darüber hinaus auch als Ruhe-Oase im Stadtzentrum nutzbar werden. Neue digitale Vermittlungs- und Ausstellungsmodule sowie eine für visuelle Inszenierungen nutzbare Außenfassade sind weitere Stichworte der Ideensammlung.
Innenminister Michael Ebling, dessen Ministerium in einem ersten Schritt einen Zuschuss von 1,5 Mio Euro eingeplant hat, unterstrich, dass das Landesmuseum Mainz das Museum für Kunst- und Kulturgeschichte in Rheinland-Pfalz schlechthin sei. „Dabei bietet es nicht nur herausragende Sammlungen wie die Werke von Max Slevogt oder die römischen Monumente rund um die Große Mainzer Jupitersäule, sondern mit der Steinhalle und dem barocken Innenhof als Ruhepol inmitten der Stadt auch eine einzigartige Architektur. Es ist ein Meilenstein, dass die Steinhalle fortan wieder voll und ganz musealen Nutzung zur Verfügung steht. In einem ersten Schritt werden wir dort ab 2025 die neue Ausstellung ‚Jüdisches Erbe und Leben in Rheinland-Pfalz‘ präsentieren, mit der wir auch modernste Museumstechnik wie Künstliche Intelligenz und Augmented Reality für die spätere Erneuerung der Dauerausstellung erproben werden“, sagte Innenminister Michael Ebling.
Parallel zur Ausstellung über das jüdische Erbe werde die dauerhafte Umgestaltung der Steinhalle geplant. Diese soll künftig wieder ohne Raumteiler und multifunktional nutzbar sein. Das jüdische Erbe und das UNESCO-Welterbe SchUM werden danach feste Bestandteile des Landesmuseums sein, so Ebling.
Die Chance den Bogen über rund 300 000 Jahre Kultur-, Menschheits- und Gesellschaftsgeschichte zu schlagen
Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide freut sich über die künftige Neugestaltung als einen weiteren Meilenstein des Mainzer Landesmuseums in seiner wechselvollen Geschichte. Es werde dadurch zukunftssicher gemacht. Das 1803 begründete Landesmuseum Mainz sei eines der ältesten Museen Deutschlands, dessen Anfänge der Sammlungen auf das 16. Jahrhundert zurückgingen. Der eine Grundstock sei 1803 die sogenannte Napoleonische Schenkung mit 36 wertvollen Gemälden aus dem Pariser Louvre gewesen, Das zweite sei das altertumsrelevante Standbein, das sowohl die städtischen Sammlungen als auch alle Funde umfasse, die der Mainzer Altertumsvereins 1910 eingebracht habe. Schenkungen, Nachlässe usw. wären hinzu gekommen. Kurzum: Mittlerweile verfüge das Landesmuseum Mainz über die bedeutendsten Sammlungen im Lande mit über 300 000 Sammlungsstücken.
„Keiner hat wie das Mainzer Landesmuseum dieses Sammlungsspektrum wie wir“, so Dr. Heide. Zwar werde es oft als Mehrspartenmuseum bezeichnet, aber hierdurch habe man Chancen zur Neuausrichtung „wie sonst kein Museum in Rheinland-Pfalz“. Eine Überlegung sei, bewusst eben nicht die einzelnen Abteilungen zu separieren, etwa zu sagen, „da habe ich ein archäologisches Museum, da habe ich vielleicht ein Kunstmuseum, sondern wir wollen die Chance nutzen, es zu kombinieren. Wir haben die Chance, wirklich diesen Bogen über rund 300 000 Jahre Kultur-, Menschheits- und Gesellschaftsgeschichte zu schlagen von Beginn der Menschheit an bis heute“, so die Museumsdirektorin. Es sei ja nichts vom Himmel gefallen, alles hatte und hat irgendwie eine Wirkung, eine Ursache. „Wir wollen zum Beispiel die Archäologie mit der Kunstgeschichte auch verknüpfen“, so Dr. Heide, da viele Maler ja Bezug genommen hätte. Und „das wollen wir eben zeigen, dass die Kulturgeschichte von uns, von unserem Menschsein, mehr ist als nur ein Gemälde oder ein Fund, ein archäologisches Objekt. Die Chance wird sein, und da freue ich mich, dass es zusammenfindet, das gehört alles zusammen, und in dieser Form wollen wir es bringen“. Dafür gäbe es bislang keine Vorbilder, nach denen man sich in Mainz orientieren könne. Mainz wolle und werde da Vorreiter sein.
Vier Alleinstellungsmerkmale stärker herausstellen
Zugleich sollen aber die vier Alleinstellungs-Merkmale des Mainzer Landesmuseums noch stärker sichtbar werden:
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Das eine sei natürlich das das Römische Erbe, insbesondere in der Steinhalle. Dieser Ort und die Sammlung sei etwas ganz Besonders: „Allein die Menge an bildverzierten Grabsteinen ist hier doppelt größer als selbst in Trier oder in Köln, da hat Mainz wirklich eine absolute Vorreiterrolle, und das wollen wir auch gern wieder zeigen“, ist Dr. Heide stolz.. (Bildgrabstein von letztem Termin zeigen)
- Das zweite Alleinstellungsmerkmal sei Mainz im Mittelalter: „Mainz war im Mittelalter eine absolute Metropole gewesen, was hinreichend gar nicht ganz so bekannt ist“, erklärte die Museumdirektorin. Das wolle man „ stärker auch wieder fokussieren, und natürlich damit auch die Bedeutung der Shum-Gemeinde, der Shum-Stadt in Mainz auch wieder zeigen, weil das einfach zu Mainz gehört.“, so Dr. Heide,
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Ein drittes Alleinstellungsmerkmal solle die napoleonische Schenkung als Grundstock des Museums mit hervorragender Kunst, die damals nach Mainz gekommen sei, herausgestellt werden. Es gäbe kein Museum auf deutschem Boden mit solch einer Schenkung.
- Ein ganz wichtiger Punkt sei auch der Maler Slevogt. Kein Museum verfüge, so Dr. Heide, wie Mainz über solch einen großen Bestand. Vor 10 Jahren könnte das Land Rheinland-Pfalz zudem „auch den grafischen Nachlass erwerben. Auch das ist ein Alleinstellungsmerkmal, was es gilt herauszustellen.“
Ausstellungsplanung
Ab Januar 2025 werde das Schaufenster „General-Direktion Kulturelles Erbe“ (GDKE) gestartet mit wechselnd spannenden Exponaten der GDKE. Hierdurch können die Besucher in Mainz auch mal einen Überblick bekommen, was das an Funden und Kulturschätzen reiche Bundesland Rheinland-Pfalz alles zu bieten. Wie bei einer Wanderausstellung sollen die in Mainz vorgestellten Exponate dann als nächstes in der Landesarchäologie Koblenz gezeigt werden. Im Laufe der Zeit solle die ganze Generaldirektion in allen Bereichen und Abteilungen einmal vorkommen.
Die rund 15 Jahre alte Dauerausstellung des Landesmuseums, die technisch und pädagogisch nicht mehr zeitgemäß ist, soll schrittweise erneuert werden. Dabei werden alle Erneuerungen im laufenden Betrieb umgesetzt werden, sodass das Museum weiterhin geöffnet bleibt.
Eine erste Neuerung dabei wird die neue Ausstellung „Mainz Kompakt“ sein, die ab 2026 im Marstall zu sehen sein wird. Hier werden ausgewählte Highlights und Funde aus Mainz gezeigt werden. Diese Überblicksausstellung dürfte auch besonders für Tagestouristen und Besuchergruppen mit begrenzter Zeit interessant sein.
Es seien auch ab 2025 jährlich zwei bis drei wechselnde Sonderausstellungen geplant und darüber hinaus weitere kleine Kabinettausstellungen in der Grafischen Sammlung. „Das ist uns wichtig, dass wir durchgehend ein breites abwechslungsreiches. aber auch ein lohnendes und spannendes Ausstellungsangebot veranstalten.“, so Dr. Heide.
Barocker Innenhof soll attraktiver werden
Zukünftig soll auch der Innenhof attraktiver gestaltet werden, um das Museum stärker zur Stadt hin zu öffnen. Dazu wird das Schwerlastregal für die Steindenkmäler abgebaut, und der Innenhof wird so umgestaltet, dass seine Aufenthaltsqualität weiter steigt. „Der Innenhof ist bereits jetzt ein beliebter Treffpunkt und Veranstaltungsort. Durch eine sichtbare Aufwertung wollen wir sein Potenzial noch besser nutzen“, sagte Dr. Heide. Zusätzlich wird die Außenfassade des Museums, zunächst in der Weihnachtszeit mit einem ‚Adventskalender‘ und ab dem nächsten Jahr mit neuen Fahnen und Bannern, stärker in Szene gesetzt.
Digital aufrüsten
„Zukünftig werden Museen immer mehr auf Interaktion und Erlebnisse setzen müssen – genau das wird durch die Neugestaltung des Landesmuseums ermöglicht. In einer Stadt wie Mainz, die für ihren Gemeinschaftssinn und ihre lebendige Stadtkultur bekannt ist, haben wir die einmalige Gelegenheit, das Museum zu einem gesellschaftlichen Hotspot zu machen und das kulturelle Erbe für alle zugänglich zu machen. Mit dem Abbau des Plenarsaals steht die Steinhalle nun wieder vollständig für die Präsentation bedeutender Kulturgüter zur Verfügung“, so Ebling.
(Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)