Solidarität des Hessischen Landtags mit demonstrierenden Iranerinnen für „Frauen-Leben-Freiheit“ über Parteigrenzen hinweg

Wie Martina Feldmayer, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Hessischen Landtag, mitteilt haben sich die Fraktionen der Parteien CDU, GRÜNE, SPD und FDP mit den Demonstrantinnen im Iran und ihrem Ruf „Frauen-Leben-Freiheit“ solidarisiert. „Frauen-Leben-Freiheit, das ist der Ruf der mutigen Frauen, Mädchen und Männer im Iran, die gegen die systematische Verletzung von Frauen- und Menschenrechten zu Tausenden auf die Straße gehen. Mit dem gemeinsamen Antrag von CDU, SPD, GRÜNEN und FDP sendet der Landtag ein starkes Zeichen der Solidarität an die Demonstrantinnen. Er sendet ein Zeichen an die in Hessen lebenden Menschen iranischer Herkunft. Wir sehen und teilen ihre Sorge um ihre Angehörigen, um ihre Freundinnen, um ihre Leute in der Heimat. Ihr seid nicht alleine. Es ist gut und wichtig, dass sich die Innenministerkonferenz mit dem Thema Abschiebungen in den Iran beschäftigt. Es ist gut und wichtig, wenn die Bundesregierung, die dafür zuständig ist, eine neue Lagebewertung zur Situation im Iran vorlegt, auf deren Grundlage das Thema Abschiebungen neu bewertet werden wird. Unabhängig davon hat Innenminister Beuth erklärt, dass in Hessen vor der nächsten Innenministerkonferenz zunächst keine Abschiebungen in den Iran durchgeführt werden.“

BOOKFEST zur Frankfurter Buchmesse: Über 60 Veranstaltungen in 20 Frankfurter Locations – Mit Donna Leon, Richard David Precht, Mithu Sanyal, Melanie Raabe u.v.a.

Auch 2022 präsentiert sich das BOOKFEST mit einem Programm voller Literatur, Inspiration und spannender Begegnungen und wartet mit über 60 Veranstaltungen mit Autor*innen, Lyriker*innen, Übersetzer*innen, Illustrator*innen und Moderator*innen an mehr als 20 verschiedenen Locations in Frankfurt auf. Über 20 Verlage sowie 9 Buchhandlungen und Kulturinstitutionen sind an dem Programm beteiligt.

Seien es Bestseller-Lesungen, Talk-Runden, Hörbuchwelten oder Verlagsabende – etwa von Kein & Aber oder der Frankfurter Verlagsanstalt – das Programm ist so vielfältig wie die Autor*innen vor Ort: Rebecca Gablé präsentiert ihren Fans ihren historischen Roman Drachenbanner; Melanie Raabe stellt im Gespräch mit Ulrich Noller ihren Titel Die Kunst des Verschwindens vor und Richard David Precht und Harald Welzer sprechen mit Michel Friedman über ihr neues Buch Die vierte Gewalt – Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist. Die Bildungsexpertin Florence Brokowski-Shekete spricht über ihr neues Buch Raus aus den Schubladen! Meine Gespräche mit Schwarzen Deutschen (Orlanda), Volker Weidermann, Mithu Sanyal und Florian Illies denken über die Bücher ihres Lebens nach, und mit Elvira Sastre, Najat El Hachmi, Isaac Rosa, José Ovejero und Rosa Ribas ist auch der Ehrengast Spanien prominent vertreten.

Zudem werden im Rahmen des BOOKFEST am Samstagvormittag, den 22. Oktober, auch die Gewinner*innen des Deutschen Jugendliteraturpreises 2022 vorgestellt. Doch das ist noch nicht alles, was der Kinder- und Jugendbuchbereich am Messesamstag zu bieten hat: Paul Maar liest aus seinem neuen Band Das Sams und die große Weihnachtssuche und Alice Pantermüller (Mein Lotta-Leben) und Daniela Kohl (Florentine Blix) werden mit einer gemeinsamen Veranstaltung zu Gast sein. Tatjana Kiel und Dr. Wladimir Klitschko (per Videocall aus Kiew zugeschaltet) präsentieren ihre Kindershow „Willenskraft stärken“ zu ihrem Buch Wil, der Wolkenstürmer.

Besucher*innen des BOOKFEST können sich außerdem auf eine international erfolgreiche Krimi-Autorin freuen: Donna Leon wird live beim BOOKFEST extra am 20. Oktober um 20.00 Uhr im Congress Center auf dem Messegelände zu Gast sein. Im Gespräch mit Shelly Kupferberg stellt die Bestsellerautorin ihre Biografie Ein Leben in Geschichten vor und gibt dabei faszinierende Einblicke in ihr Leben und Schreiben. Der Ticketverkauf ist bereits gestartet:
https://www.eventim.de/eventseries/bookfest-extra-donna-leon-3201822/.

Das gesamte BOOKFEST-Programm ist hier online abrufbar: www.bookfest.de. Alle BOOKFEST-Veranstaltungen – mit Ausnahme des Bookfest extra – sind kostenfrei. Eine Registrierung ist in der Regel nicht nötig, außer wenn explizit im Veranstaltungstext erbeten. Daher gilt: Kommen Sie bitte rechtzeitig zu den Veranstaltungen, weil die Teilnehmerzahlen begrenzt sind. Alle Locations des BOOKFEST city erfüllen die Schutzverordnung des Landes Hessen; es gelten die jeweiligen Sicherheitsbestimmungen vor Ort.

St. Johannis und die Römerzeit Landesmuseum Mainz mit Hybrid-Vortrag von Dr. Guido Faccani

© Foto: Diether von Goddenthow
© Foto: Diether von Goddenthow

Seit fast zehn Jahren steht die Kirche St. Johannis, ausgelöst durch Restaurierungsarbeiten rund um eine Fußbodenheizung, im Fokus der archäologischen und baugeschichtlichen Fachwelt, aber genauso im Interesse der Mainzer Bevölkerung und längst auch unter bundesweiter Beobachtung. Und tatsächlich jagt hier, wenn man sich die fortschreitenden Ergebnisse anschaut, eine Sensation die nächste.

Nach der Entdeckung des Grabes von Erzbischof Erkanbald im Juni 2019 steht fest, dass St. Johannis der Alte Dom ist, mehr noch – die erste Kathedrale von Mainz und wahrscheinlich die älteste ehemalige Bischofskirche nördlich der Alpen. Unter dem Titel „Spätantike unter St. Johannis? Das auch noch…” wird Dr. Guido Faccani, der die wissenschaftliche Forschungsleitung in St. Johannis innehat, dazu am 25. Oktober 2022 um 18 Uhr im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) einen Vortrag halten.

Als Experte für Kunstgeschichte und sakrale Bauten der Spätantike und des frühen Mittelalters wird Faccani aufzeigen, dass die Baugeschichte von St. Johannis weit in die Römerzeit zurückreicht und die architektonische und funktionale Entwicklung etliche Wendepunkte aufweist. Ob sich einer davon in der Spätantike festmachen lässt, als sich das Christentum auf staatlicher Ebene etablierte, wird Faccani ebenso in seinem Vortrag erörtern wie die Frage des ersten Kirchenbaus unter St. Johannis.

Sein Vortrag mit dem Titel „Spätantike unter St. Johannis? Das auch noch…” wird als Hybrid-Veranstaltung durchgeführt. Es besteht demnach die Möglichkeit, an dem Vortrag in Präsenz teilzunehmen oder ihm in digitaler Form zu folgen. Da die Zahl der Teilnehmenden begrenzt ist, wird um eine Anmeldung bis 24. Oktober, 12 Uhr, per E-Mail unter anmeldung@gdke.rlp.de gebeten, die Platzvergabe erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Der Zugangslink wird den Teilnehmenden nach Anmeldeschluss per E-Mail zugeschickt. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Die Vortragsreihe ist Teil eines umfangreichen Begleitprogramms zur großen Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“, die im Rheinischen Landesmuseum Trier zu sehen ist. Auch das Landesmuseum Mainz zeigt noch bis 29. Januar 2023 eine kleine Sonderausstellung unter dem Titel „Niedergang oder Neuanfang? – Mainz und Köln zwischen Antike und Mittelalter“, ergänzt durch eine Reihe von Vorträgen, die sich teils dezidiert mit der Stadt Mainz, mit Funden, Bauwerken oder mit den Begräbnisstätten der damaligen Zeit befassen.

Es wird um eine Anmeldung bis 24. Oktober, 12 Uhr, per E-Mail unter anmeldung@gdke.rlp.de gebeten, die Platzvergabe erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen.

Landesmuseum Mainz
Große Bleiche 49 – 51
55116 Mainz
Telefon 06131 2857 0
Fax 06131 2857 288
landesmuseum-mainz@gdke.rlp.de
https://landesmuseum-mainz.de/p>

Mainzer Medizinstudierende und Kinder versorgen vom 20. bis 22. Oktober 2022 gemeinsam Plüschtiere

Teddydoktoren der Universitätsmedizin Mainz verarzten plüschige Patienten © UM/Thomas Böhm
Teddydoktoren der Universitätsmedizin Mainz verarzten plüschige Patienten © UM/Thomas Böhm

(Mainz, 12. Oktober 2022, vw) Was passiert, wenn ich im Krankenhaus liege? Wie wandert Essen durch unseren Körper? Was passiert, wenn ich mich verletzt habe? Antworten auf diese Fragen erhalten Kinder bei der 21. Teddyklinik Mainz in den Räumlichkeiten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) in der Isaac-Fulda-Allee 2c am Mainzer Kisselberg. Ziel der Veranstaltung ist es, den Kindern spielerisch die Angst vor dem Arztbesuch zu nehmen. Dafür schlüpfen Studierende der Human- und Zahnmedizin der Universitätsmedizin Mainz in die Rolle von Teddydoktoren.

Nach einer zweijährigen, Corona-bedingten Pause lädt die Fachschaft Medizin der Universitätsmedizin Mainz herzlich zur 21. Teddyklinik Mainz ein. Das Teddybärenkrankenhaus öffnet vom 20. bis zum 22. Oktober 2022 seine Pforten in den JGU-Räumlichkeiten in der Isaac-Fulda-Allee 2c. An den ersten beiden Tagen werden zuvor angemeldete Kindergartengruppen erwartet. Diese Termine sind bereits ausgebucht. Am 22. Oktober 2022 bietet das Team von 10.00 bis 15.00 Uhr eine offene Sprechstunde für alle Kinder ab drei Jahren an, die mit ihren Eltern oder anderen erwachsenen Begleitpersonen die Teddyklinik besuchen möchten. Eine Voranmeldung ist für die offene Sprechstunde nicht erforderlich.

Wenn ein Kind mit einem plüschigen Patienten in die Sprechstunde kommt, wird zunächst die Krankengeschichte erfragt, Fieber gemessen, Pflaster geklebt und vieles mehr. Bei manchen Kuscheltieren schließen die Teddydoktoren schlimmere Verletzungen mittels Teddy-Röntgen aus. Wie es um die Zahngesundheit der kuscheligen Freunde steht, findet das Kind in der Zahnklinik heraus. Nach jeder Behandlung geht es in die Apotheke, wo ein Rezept für „Schmerz-weg-Spritzen“ oder „Gute-Laune-Drops” zur Weiterbehandlung daheim eingelöst werden darf.

Neben dem spannenden Arztbesuch können die Kinder in der OP-Show herausfinden, was Teddys Bauchschmerzen bereitet.

Die Veranstaltung wird coronakonform mit einem entsprechenden Hygienekonzept durchgeführt. Der Zutritt zur Teddyklinik ist volljährigen Personen nur gestattet, wenn diese einen Mund-Nasen-Schutz in Form einer FFP2-Maske tragen. Für Kinder gilt voraussichtlich keine Maskenpflicht.

Die Publikum-Highlights der Frankfurter Buchmesse 2022 im Überblick

Agora der Frankfurter Buchmesse © Foto: Diether von Goddenthow
Agora der Frankfurter Buchmesse © Foto: Diether von Goddenthow

Live is life: Besucherinnen und Besucher der Frankfurter Buchmesse 2022 erleben große Autorinnen und Autoren, spannende Talks und anregende Diskussionen live auf der großen Bühne im Congress Center, im Frankfurt Studio, im Frankfurt Pavilion sowie abends in der Stadt beim BOOKFEST city.

So wird die nicht-binäre Person Alok Vaid-Menon aus den USA im Rahmen ihrer Deutschland-Tour in Frankfurt ihr neues Buch „Mehr als binär“ vorstellen. Alok nutzt für die eigene Kunst Poesie, Comedy, Performances, Lesungen, Klangkunst, Modedesign, Selbstporträts und Social Media – mit über einer Million Followerinnen und Followern auf TikTok und Instagram (Sonntag, 23. Oktober 2022, 12.30-13.00 Uhr, Frankfurt Studio). Ebenfalls transmedial zeigen sich dieses Jahr „Die drei ???“ mit einer Lesung aus ihrer ersten Graphic Novel „Der Goldene Salamander“ mit den Autoren und Illustratoren Christopher Tauber und Calle Claus (Samstag, 22. Oktober 2022, 10.30-11 Uhr, Frankfurt Studio). Ein weiterer Star auf TikTok, Instagram und YouTube ist der Bestseller-Autor und Motivations-Trainer Biyon Kattilathu. In seiner Veranstaltung „Ein Spaziergang zu dir selbst“ führt Biyon Kattilathu durch wichtige Stationen seines Lebens – unterhaltsam, überraschend und mit tiefgreifenden Lerneffekten (Samstag, 22. Oktober 2022, 16.00-17.00 Uhr, Frankfurt Studio).

In diesem Jahr wieder aufgebaut: Frankfurt Pavilion  © Foto: Diether von Goddenthow
In diesem Jahr wieder aufgebaut: Frankfurt Pavilion © Foto: Diether von Goddenthow

Am gleichen Ort präsentiert die deutsch-amerikanische Schauspielerin Diane Kruger (Troja, Inglourious Basterds) ihr Kinderbuch Dein Name, das ihrer Tochter gewidmet ist und ihre Kindheit in Deutschland thematisiert (Samstag, 22. Oktober, 13.30-14:30 Uhr, Saal Harmonie, Congress Center).

Nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr setzen STERN und die Verlagsgruppe Penguin Random House ihre Kooperation auf der Frankfurter Buchmesse fort. Auf einer eigenen Bühne bietet die Büchertalk-Reihe „Die 30-Minuten-WG“ wieder ein vielfältiges Programm: An den fünf Messetagen heißen die Moderatoren und Literaturexperten des STERN hochkarätige Talkgäste am Stand der Verlagsgruppe (Halle 3.0 D 21) willkommen, darunter Fußballweltmeister und Unternehmer Philipp Lahm sowie die Bestseller-Autorinnen Amelie Fried, Dörte Hansen, Charlotte Link, Stefanie Stahl und die Autoren Wladimir Kaminer sowie Richard David Precht. Alle Veranstaltungen werden live gestreamt. Zudem gibt es Backstage-Interviews, Reportagen und Video-Zusammenschnitte auf den jeweiligen Social-Media-Kanälen.

Für Kinder und Fans guter Kinder- und Jugendliteratur finden am Messewochenende noch viele weitere Lesungen in den Räumen des Congress Center und im Frankfurt Pavilion statt: Unter anderem mit den Autorinnen Alice Pantermüller und Daniela Kohl (Mein Lotta-Leben), Tatjana Kiel, Katja Brandis (Woodwalkers Staffel 2) und Silke Schellhammer (School of Talents) sowie den Autoren Paul Maar (Das Sams und die große Weihnachtssuche), Detlev Jöcker, Marcus Pfister (Der Regenbogenfisch) und digital dazugeschaltet Dr. Wladimir Klitschko (Wil, der Wolkenstürmer).

Impression aus den Messehallen, hier am Suhrkamp-Stand. © Foto: Diether von Goddenthow
Impression aus den Messehallen, hier am Suhrkamp-Stand. © Foto: Diether von Goddenthow

Auch für das beliebte Romance-Genre gibt es eine Bühne: Der KYSS Verlag bietet eine Signierstunde mit seinen Star-Autornen Anya Omah, Kira Mohn und Nikola Hotel an (Samstag, 22. Oktober 2022, 10.00-11.30 Uhr, Raum Illusion, Congress Center). An gleicher Stelle kommen dann Thriller-Fans auf ihre Kosten: Im „Crimethrill Event“ signieren u.a. die Star-Autorinnen und Autoren des Genres: Sebastian Fitzek, Ursula Poznanski, Arno Strobel und Andreas Winkelmann. Dort findet später auch eine Signierstunde mit weiteren Stars statt, unter anderem: Ildikó von Kürthy, Manuela Inusa und Klaus-Peter Wolf.

Derweil geben sich auf der Studiobühne des Podcast-Radios detektor.fm (THE ARTS+ Areal, Halle 4.0 G 59) weitere Stars während der Messetage das Mikro in die Hand: Über 50 Autorinnen und Autoren wie Teresa Bücker, Sebastian Fitzek, Jakob Hein, Judith Holofernes, Volker Kutscher, Sheila de Liz, Katja Lewina, Ahmad Mansour, Carlo Masala, Luisa Neubauer und Dirk Stermann werden dort zu Gast sein. detektor.fm wird live von der Frankfurter Buchmesse senden und alle Gespräche anschließend auch in seinem Podcast „N99“ zur Verfügung stellen.

THE ARTS+ Areal, Halle 4.0 G 59  © Foto: Diether von Goddenthow
THE ARTS+ Areal, Halle 4.0 G 59 © Foto: Diether von Goddenthow

ARTE diskutiert mit jungen Autoren und Autorinnen (u.a. mit Mithu Sanyal, Theresia Enzensberger, Ananda Klaar) über Macht und Sex und die heutige Streitkultur: „Und jetzt? Ein Nachmittag zur Zukunft der Gesellschaft von ARTE“ (Freitag, 21. Oktober, 15.00-18.00 Uhr, Frankfurt Pavilion, Agora). Zum Ausklang wird ein Konzert mit dem ukrainischen Schriftsteller und Musiker Serhij Zhadan geboten, dem Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels 2022.

Um Gesellschaftsentwürfe dreht sich auch Luisa Neubauers Buchvorstellung (Gegen die Ohnmacht. Meine Großmutter, die Politik und ich). Sie hat ihr neues Werk zusammen mit ihrer fast 90-jährigen Großmutter Dagmar Reemtsma geschrieben (Samstag, 22. Oktober, 10.30-11.30, Saal Harmonie, Congress Center).

ARD-Bühne im Forum. © Foto: Diether von Goddenthow
ARD-Bühne im Forum. © Foto: Diether von Goddenthow

Die ARD präsentiert auch 2022 wieder ihr erfolgreiches Format „SHEROES:Streiterinnen für die Zukunft“, moderiert von der reichweitenstarken Autorin, Kolumnistin und Podcasterin Jagoda Marinić. Mit dabei sind u.a. Jasmin Schreiber, Luisa Neubauer, Ulrike Herrmann, Shikiba Babori und Maja Göpel, (ARD-Bühne im Forum, Ebene 0).

Wer gute Stories gerne bunt oder in Form von Performances schätzt, kann am Messesonntag das Finale der Deutschen Cosplay Meisterschaft (Sonntag, 23. Oktober, 13.30 Uhr, Congress Center) sowie die TikTok Stage besuchen (Sonntag, 23. Oktober 2022, 10.00-17.00 Uhr, Agora, Details siehe Pressemitteilung „Buchstäblich #BookTok: TikTok und Frankfurter Buchmesse starten Kooperation“).

Cosplay-Meisterschaftstreffen am Sonntag, 23.10.2022. © Foto: Diether von Goddenthow
Cosplay-Meisterschaftstreffen am Sonntag, 23.10.2022. © Foto: Diether von Goddenthow

Mit dem BOOKFEST erwartet Literaturfans auch 2022 wieder ein Programm an über 20 verschiedenen Locations in Frankfurt mit u.a. Melanie Raabe, Richard David Precht und Donna Leon (Details siehe Pressemitteilung „BOOKFEST 2022“).

Viele Autoren werden auch in Signierzelten auf der Agora ihre Werke signieren. Vor Ort sind Alok Vaid-Menon, Elke Heidenreich, Charlotte Link, Ralph Ruthe, Kirsten Boie u.v.a.

Alle Veranstaltungen und Autorinnen und Autoren sind im Veranstaltungskalender unter www.buchmesse.de/kalender sowie hier zu finden.

Die Autoren der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 präsentieren im ausverkauften Schauspiel Frankfurt ihre Werke

Am 9. Oktober 2022 stellten sich im Schauspiel Frankfurt die sechs Nominierten der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2022 vor. v.li.: Daniela Dröscher „Lügen über meine Mutter“, Kim de l’Horizon „Blutbuch“, Fatma Aydemir „Dschinns“, Kristine Bilkau „Nebenan“, Eckhart Nickel „Spitzweg“, Jan Faktor „Trottel“- © Foto: Diether von Goddenthow
Am 9. Oktober 2022 stellten sich im Schauspiel Frankfurt die sechs Nominierten der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2022 vor. v.li.: Daniela Dröscher „Lügen über meine Mutter“, Kim de l’Horizon „Blutbuch“, Fatma Aydemir „Dschinns“, Kristine Bilkau „Nebenan“, Eckhart Nickel „Spitzweg“, Jan Faktor „Trottel“- © Foto: Diether von Goddenthow

Zum 15. Mal präsentierten am 9. Oktober 2022 das Kulturamt Frankfurt am Main und das Literaturhaus Frankfurt die Nominierten der Shortlist eine Woche vor der 18. Preisverleihung des Deutschen Buchpreises in Kooperation mit der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, die den Preis vergibt.

Alle sechs Finalistinnen und Finalisten und eine Finalist*In, die in diesem Jahr in der Endauswahl für den deutschsprachigen Roman des Jahres stehen, wurden in Lesungen und Gesprächen von Sandra Kegel (F.A.Z.), Alf Mentzer (hr) und Christoph Schröder (freier Kritiker) vorgestellt. Die Veranstaltung fand im beinahe ausverkauften Schauspiel Frankfurt statt. Was ihre Freude „heute noch einmal steigere“, sei die Tatsache, „dass wir einander nach der Pandemie erstmals wieder in so großer Runde uns begegnen können“, freute sich Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Dr. Sonja Vandenrath-© Foto: Diether von Goddenthow
Dr. Sonja Vandenrath-© Foto: Diether von Goddenthow

Ausgangsüberlegung war 2008, der Geburtsstunde des Deutschen Buchpreises, „mit dieser Gemeinschaftsveranstaltung Frankfurt als Buch- und Literaturstadt ein weiteres Highlight zu verschaffen, und gleich den großen Scheinwerfer auf die Autorinnen und Autoren der Shortlist zu richten und als Win-Win-Win-Situation dem Frankfurter Publikum die exklusive Chance geben, alle Nominierten kompakt an einer Veranstaltung zu erleben“ so Dr. Sonja Vandenrath, Literaturreferentin der Stadt Frankfurt am Main. Hauke Hückstädt, Leiter des Literaturhauses Frankfurt, unterstrich in seinem Grußwort, dass die sechs Nominierten der Shortlist, „denen heute unsere ganze Aufmerksamkeit und die Aufmerksamkeit der Buchwelt gelte, unter mehr als 200 geprüften Büchern von einer Fachjury ausgewählt worden seien“.

Fatma Aydemir „Dschinns“, Moderation: Alf Mentzer

Alf Mentzer im Talk mit Fatma Aydemir © Foto: Diether von Goddenthow
Alf Mentzer im Talk mit Fatma Aydemir © Foto: Diether von Goddenthow

Als erste im Reigen präsentiert Fatma Aydemir im Gespräch mit Moderator Alf Mentzer ihr im Carl Hanser Verlag erschienenes Werk „Dschinns“. Eher rein zufällig habe sie einen Familienroman geschrieben, denn Ziel sei es gewesen, wie sie sagt, mehr über die erste Generation der türkischen Arbeitsmigranten zu erfahren. Die Hauptfigur Hüseyin, angelehnt an ihren Vater, hat dreißig Jahre in Deutschland gearbeitet, Doppelschichten geschoben, vier Kinder ernährt und trotzdem immer etwas Geld beiseitegelegt, um sich im 59. Lebensjahr endlich seinen Traum von einer Eigentumswohnung in Istanbul erfüllen zu können. Er hat aber nicht lange davon, denn nicht mal 12 Tage später erleidet er, angekommen in seiner Sehnsuchtswohnung, einen tödlichen Herzinfarkt. Jetzt, im Moment der Trauer und des Verlustes, beginnt der eigentliche Roman: Zur Beerdigung reisen Ehefrau und ihre vier Kinder auf unterschiedlichen Wegen nach Istanbul. Aus deren Perspektiven, sich eigentlich recht fremd gebliebener Personen, entfaltet Fatma Aydemir nach und nach diese spannungsreiche Geschichte .

Fatma Aydemir © Foto: Diether von Goddenthow
Fatma Aydemir © Foto: Diether von Goddenthow

„Für mich hat dieser Zusammenhalt dieser Personen überhaupt nichts heimeliges, im Gegenteil, es ist eher unheimlich, es gibt so eine unheimliche Spannung bei dieser Familie. Woher kommt diese Spannung?“, fragt Alf Mentzer. „Ich glaube“, so Fatma Aydemir , „das kommt aus dem Konzept Familie, das ist universell“ Und je tiefer sie in diese Thematik einstieg, umso mehr verstärkte sich dieses Gefühl: „Ja eigentlich ist das ganz absurd, davon auszugehen, dass dieses Gruppe von Menschen, in die man hineingeboren wird, irgendwie per sé das Beste ist, was einem passiert ist, und dass man sich da wiederfinden muss“, so die Autorin, die auch für neue Formen des Zusammenlebens plädiert. Denn für viele Menschen sei Familie kein besserer Ort, kein Ort, an dem es heimelig sei, eher unheimlich, und im Buch sei es für jede Figur  ein bisschen anders. Sie habe versucht, die Familie im Prozess des Auseinanderbrechens zu zeigen.

Das „Unheimliche“ stecke ja auch schon im Titel des Romans „Dschinns“, so Mentzer. „Dschinns“ wären in der islamischen Vorstellung unsichtbare Geister, die die Welt bevölkerten, deren Namen man wahrscheinlich auch gar nicht laut aussprechen dürfte. „Auch meine Kindheit war von der Angst vor Dschinns geprägt“, so Aydemir. Dinge, die uns Angst machten, seien ja meistens genau deswegen so angsteinflößend, weil sie so vage und nicht greifbar seien, so wie bei Dschinns. Ihre Geschichte und die Idee von Familie passten dazu, „da ‚es‘ eben im Raume ist, wir davon wissen, ‚es‘ uns Angst macht, und dass wir ‚es‘ deswegen nicht mehr aussprechen.“ Familienzusammenkünfte wie Treffen auf Beerdigungen seien schon davon geprägt, „dass wir Menschen auf Grundlage eines Kompromisses zusammenkommen, nämlich, dass sie nicht alles auspacken, sehr zurückhaltend seien und nicht alles dem Gegenüber zumuten, weil es sonst einfach eskalieren und auseinanderbrechen würde“, erläutert Aydemir, die dem Schweigen in bestimmten Situationen  als sozialen Kitt auch eine positive Seite zubilligt.  Aber „in dieser Familie“, lässt Aydemir ihren Bruder Harkan im Roman sagen, „kämpft man mit dem Schweigen als Waffe“, wirft Mentzer ein. Einen Grund hierfür, so Aydemir, sei auch in der kurdischen Herkunft der Familie begründet, in der zum Schutz der Kinder mehr als üblich geschwiegen wurde,  und man ihnen nicht mal mehr die kurdische Sprache beigebracht wurde. Es sei ein Schweigen innerhalb dieser Familie, und ein Schweigen, was in der türkischen Geschichtsschreibung und Gesellschaft existiere.

Kommentar der Jury:
„Dschinns“ vereint Fragen nach Identität, Geschlecht und Herkunft ebenso wie die Themen Rassismus und Diskriminierung, während gleichzeitig ein Teil jüngerer deutscher Geschichte behandelt wird, der bisher kaum in der Literatur zu finden ist.

Biographie:

Fatma Aydemir © Foto: Diether von Goddenthow
Fatma Aydemir © Foto: Diether von Goddenthow

Fatma Aydemir wurde 1986 in Karlsruhe geboren. Sie lebt in Berlin und ist Kolumnistin und Redakteurin bei der taz. Bei Hanser erschien 2017 ihr Debütroman Ellbogen, für den sie den Klaus-Michael-Kühne-Preis und den Franz-Hessel-Preis erhielt. 2019 war sie gemeinsam mit Hengameh Yaghoobifarah Herausgeberin der Anthologie Eure Heimat ist unser Albtraum. Ihr zweiter Roman Dschinns (Hanser, 2022) wurde mit dem Robert-Gernhardt-Preis ausgezeichnet.

 

Jan Faktor „Trottel“, Moderation: Sandra Kegel

Sandra Kegel-im Talk mit Jan Faktor  © Foto: Diether von Goddenthow
Sandra Kegel-im Talk mit Jan Faktor © Foto: Diether von Goddenthow

„Die stille Frage meiner Jugend lautete, ob ein Trottel im Leben glücklich werden kann. Und im Grunde war es keine Frage“, beginnt Jan Faktor sein  bei Kiepenheuer & Witsch erschienenes Buch „Trottel“. Diese Frage, so  Faktor,  habe ihn schon ein Leben lang beschäftigt. Als er diese Frage, notiert auf einem Zettel, den er Jahrelang in der Hosentasche hatte, vor zwei Jahren hervorholte, habe sich daraus intuitiv ein Buch mit  über 400 Seiten entwickelt. Der Roman besteht aus vielen Geschichten, die   „an einem Stück“ hintereinander aus ihm wie aus einer „Magma-Blase“  herausgeplatzt wären, gleich ganz zu Beginn die, vom  Selbstmord seines Sohnes vor 10 Jahren, der auch so ein Trottel gewesen sei wie er selbst, über den er eigentlich gar nicht schreiben wollte, was aber auf einmal unvermeidbar war.

Jan Faktor  © Foto: Diether von Goddenthow
Jan Faktor © Foto: Diether von Goddenthow

Ob es denn einen Unterschied zwischen „Schelm“ und „Trottel“ gäbe, will Moderatorin Sandra Kegel wissen: „Einen gewaltigen“, so Faktor: Der Trottel sei nicht schlau, sondern dumm, er gäbe Dinge von sich preis, ohne zu spüren, dass er sich damit lächerlich mache, ganz anders wie ein Schelm, der sei schlau und berechnend. Der Trottel sei ehrlich, aber seiner Welt ausgeliefert. Auch er sei ein Trottel, deswegen der Titel.

Ihren Anfang nimmt die Geschichte des Trottels, eine Erinnerung an ein Leben, in dem immer alles anders kam, als gedacht, dabei in Prag, nach dem sowjetischen Einmarsch. Auf den Rat einer Tante hin studiert der Jungtrottel Informatik, hält aber nicht lange durch. Dafür macht er erste groteske Erfahrungen mit der Liebe, langweilt sich in einem Büro für Lügenstatistiken und fährt schließlich Armeebrötchen aus. Nach einer denkwürdigen Begegnung mit der »Teutonenhorde«, zu der auch seine spätere Frau gehört, »emigriert« er nach Ostberlin, taucht ein in die schräge, politische Undergroundszene vom Prenzlauer Berg, gründet eine Familie, stattet seine besetzte Wohnung gegen alle Regeln der Kunst mit einer Badewanne aus, wundert sich über die »ideologisch morphinisierte« DDR, die Wende und entdeckt schließlich seine Leidenschaft für Rammstein.

Kommentar der Jury:
Jan Faktors Roman „Trottel“ verbindet Zeitgeschichte und Lebensgeschichte auf sehr besondere Weise: Er beschreibt den Weg eines Außenseiters von Prag nach Berlin, vom Arbeitnehmer im realexistierenden Sozialismus zu einem Schriftsteller, der literarische Trauerarbeit leistet. Im Kern des Romans steht der Verlust eines Sohnes. Faktor gelingt das große Kunststück, mit einer Geschichte über Trauer Witz zu erzeugen. Er zielt auf die DDR ebenso wie auf die bundesdeutsche Gegenwart, auf den Literaturbetrieb und nicht zuletzt auf das eingestandene „Trotteltum“ seines Erzählers. Dabei entsteht ein provokanter, bisweilen verstörender Schelmenroman über die Frage, „ob ein Trottel im Leben glücklich werden kann“. Es ist ein Buch, das auch gnadenlose, aber sehr hilfreiche Kritik an unserer Gesellschaft übt.

Biografie:

Jan Faktor  © Foto: Diether von Goddenthow
Jan Faktor © Foto: Diether von Goddenthow

Jan Faktor, 1951 in Prag geboren, übersiedelte 1978 nach Ostberlin. Arbeit als Kindergärtner und Schlosser. Entdeckt in den 1980er-Jahren das „Rückläufige Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache“ für die experimentelle Dichtung. Bis 1989 fast ausschließlich in der inoffiziellen Literaturszene engagiert. 1989/90 Mitbegründer der Zeitung des Neuen Forums.

 

Kim de l’Horizon „Blutbuch“, Moderation: Christoph Schröder

Christoph Schroeder im Talk mit Kim de l’Horizon- © Foto: Diether von Goddenthow
Christoph Schroeder im Talk mit Kim de l’Horizon- © Foto: Diether von Goddenthow

Die Erzählperson in „Blutbuch“, erschienen bei DuMont Buchverlag, indentifiziert sich als nonbinär, also weder als Mann noch als Frau, so wie die Autor*In Kim de l’Horizon selbst. Mehr noch: Sie sei, erzählt Kim de l’Horizon, auch als „Hexer*In“ unterwegs und mache auch Rituale und habe hier einen Kristall mitgebracht, „um mir ein bisschen Kraft zu geben.“ Im Zusammenhang mit dieser Publikation „seien wahnsinnig viele Dinge auf mich zugekommen, Energien und Geschichten werden an mich herangetragen, liebevolle, aber auch hasserfüllte, und dieser Kristall hilft mir zu klären, was gehört zu mir, und was gehört zu anderen Menschen.“

Kim de l’Horizon- © Foto: Diether von Goddenthow
Kim de l’Horizon- © Foto: Diether von Goddenthow

Blutbuch ist in der grundsätzlichen Form eigentlich ein langer Brief, den die Ich-Erzählperson an ihre/seine die Familie dominierende Großmutter schreibt, als diese an Demenz erkrankt und Erzähler-Ich beginnt, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Wieso vermag sich die Großmutter kaum von ihrer früh verstorbenen Schwester abzugrenzen? Und was geschah mit der Großtante, die als junge Frau verschwand? Die Erzählfigur stemmt sich gegen die Schweigekultur der Mütter und forscht nach der nicht tradierten weiblichen Blutslinie. „Gleichzeitig ist es für mich auch eben nichts Lineares, sondern ich habe versucht, mit diesem Roman einen Hexenkessel zu bauen, in dem alles Platz hat, was irgendwie so an einen herangetragen wird, wenn man irgendwie ein Körper ist auf dieser Welt. Und deshalb ist es nicht binär. Es hat Zirkelbewegungen für mich drin, und es fängt auch nicht an einem Anfang an, sondern wie für mich, so mitten im Satz, und das war das Ziel eigentlich, dass, wenn Menschen das lesen, sie so gerade reingezogen werden in diese Hexensuppe“, so die Autor*In.

Kommentar der Jury:
Die Blutbuche im Garten ist Ursprung und Fluchtpunkt im Leben von Kim, der non-binären Hauptfigur dieses Romans. Gepflanzt wurde sie zur Geburt der Großmutter – der Großmeer, wie sie im Berndeutschen genannt wird. Im Meer dieser Überfigur droht das Kind Kim zu versinken, gleichzeitig ist sie aber von einer magischen Faszination. Als die Großmeer ihr Wissen und ihre Dominanz an die Demenz verliert, beginnt Kim eine eigene Sprache zu bilden: für Identität und Körperlichkeit, für Herkunft und Prägung. Da es in diesem Gemenge keinen geraden Weg gibt, kann die Form des Romans nicht linear sein. Sie ist experimentell und gewagt, in einem Moment jäh derb und obszön, im nächsten wieder zart und intensiv. Sie nutzt überraschende Ebenen und Sichtweisen. Ein Roman, der berührt und bewegt.

Biografie:

Kim de l’Horizon- © Foto: Diether von Goddenthow
Kim de l’Horizon- © Foto: Diether von Goddenthow

Kim de l’Horizon, 1992 bei Bern geboren, studierte Germanistik, Film- und Theaterwissenschaften in Zürich sowie Literarisches Schreiben in Biel. Zurzeit Masterstudiengang Transdisziplinarität an der ZHdK. They ist Mitglied des Kollektivs e0b0ff und der Redaktion des Literaturmagazins delirium, außerdem Gewinner*in des Treibhaus- und OpenNet-Wettbewerbs der Solothurner Literaturtage für Prosa, des Textstreich-Wettbewerbs für Lyrik, des Dramatiker*innenförderpreises Dramenprozessor 2020 und eines Kurzfilmwettbewerbs der HAZ. Publikationen in verschiedenen Literaturmagazinen.

 

Daniela Dröscher „Lügen über meine Mutter“, Moderation: Sandra Kegel

Sandra Kegel- im Talk mit Daniela Droescher © Foto: Diether von Goddenthow
Sandra Kegel- im Talk mit Daniela Droescher © Foto: Diether von Goddenthow

Als vierte der Nominierten betritt Daniela Dröscher mit ihrem bei Kiepenheuer & Witsch erschienenen Roman „Lügen über meine Mutter“, die Bühne. Auch das sei ein Roman, der, so Moderatorin Sandra Kegel, aus einer autobiographischen Wunde heraus geschrieben sei. Die Autorin wuchs wie ihr Alter Ego, die kindliche Protagonistin Ela, in der örtlichen Welt des Hunsrücks auf. Vordergründig geht es um  das übermäßige Körpergewicht ihrer Mutter. Ist diese schöne, eigenwillige, unberechenbare Frau zu dick? Muss sie dringend abnehmen? Ja, das muss sie, entscheidet ihr Ehemann. Und die Mutter ist dem ausgesetzt, Tag für Tag, wobei sie sich selbst nicht als zu dick empfindet, ihre größte Lebenslüge, gleich zu Romanbeginn.
Eigentlich hatte die Mutter, Tochter schlesischer Flüchtlinge, mehr vom Leben gewollt, doch der karrierebewusste Ehemann, dessen Vorankommen sie aber ständig  selbst befeuert, kontrolliert mittlerweile alles: die Haushaltsfinanzen, den tagtäglichen Streit, ihr Übergewicht, für das sich selbst das eigene Kind schon schämt. Die Fassade der kleinbürgerlichen Aufsteigerfamilie zerbröckelt endgültig, als die Mutter in einem skurrilen Akt der Notwehr ihr unverhofftes größeres Erbe, von dem sie jedoch völlig überfordert ist und es auch nicht nutzt, um sich vom Mann zu befreien, verschleudert.

Hintergründig geht es in Dröschers Roman um die destruktiven Auswirkungen eines unbedingten Aufstiegswillen einer kleinbürgerlichen Familie. Es geht um ewiges Vergleichen mit anderen, um Konkurrenz und um das Patriarchat in den 80er Jahren einer westdeutschen Landschaft. Als Daniela Dröscher 1977 geboren wurde, wurde erst in Deutschland Frauen das Recht zugestanden, ohne Zustimmung des Ehemannes erwerbstätig sein zu können.

 Daniela Droescher © Foto: Diether von Goddenthow
Daniela Droescher © Foto: Diether von Goddenthow

Vor diesem Hintergrund erzählt die Autorin auf zwei Ebenen: aus kindlicher Perspektive einer Zehnjährigen und, strukturierend, aus der einer Erwachsenen. Erzählt wird  vom Aufwachsen in dieser dysfunktionalen Familie im Hunsrück der 1980er Jahre, die immer stärker beherrscht wird von der fixen Idee des Vaters, das Übergewicht seiner Frau wäre verantwortlich für alles, was ihm versagt bleibt: die Beförderung, der soziale Aufstieg, die Anerkennung in der Dorfgemeinschaft. Es ist diese zum  Tunnelblick verkommene fixe Idee von Prestige- und  Wohlstandsmehrung, der die Seelen abgestumpft hat: Da lässt niemand dem anderen  auch nur irgendwie einen Zentimeter. Es gibt nur Konkurrenz. Erbarmungslos sind alle gefangen in dieser unheilvollen Struktur des Aufstiegs. „Es geht darum: ‚Was hat der Nachbar?‘, ‚Wer hat überhaupt?‘, ‚Wessen Wohlstand ist eigentlich legitim?‘, und ‚Weswegen sind die, die zugezogen sind, wohlhabender, als wir?‘. Es gibt den gesellschaftlichen Druck, unter dem auch der Vater steht, oder er steckt in diesem Aufstiegsmärchen fest und ich meine, dieses System, das Wirtschaftssystem ist ja kein Geheimnis, das produziert halt Ellbogen und Konkurrenz. Davon zehrt es ja. Es ist das Lebenselixier“, so die Autorin.

Kommentar der Jury:
Daniela Dröscher erzählt ihre von essayistischen Einschüben unterbrochene literarische Mikrosoziologie aus der Kinderperspektive. Beendet ist die Geschichte vom nicht mehr wunschlosen Unglück der Mutter erst, wenn ein neues Spiel beginnt – das der eigenen Familie.

Biografie:

 Daniela Droescher © Foto: Diether von Goddenthow
Daniela Droescher © Foto: Diether von Goddenthow

Daniela Dröscher, 1977 geboren, aufgewachsen in Rheinland-Pfalz, lebt in Berlin. Sie schreibt Prosa, Essays und Theatertexte. Studium der Germanistik, Philosophie und Anglistik in Trier und London, Promotion im Fach Medienwissenschaft an der Universität Potsdam. Ihr Romandebüt „Die Lichter des George Psalmanazar“ erschien 2009 im Berlin Verlag, es folgten der Erzählband „Gloria“ und der Roman „Pola“ sowie das Memoir „Zeige deine Klasse“ bei Hoffmann & Campe. Sie wurde unter anderem mit dem Anna-Seghers-Preis ausgezeichnet.

 

Kristine Bilkau „Nebenan“, Moderation: Alf Mentzer

Alf Mentzer im Talk mit Kristine Bilkau © Foto: Diether von Goddenthow
Alf Mentzer im Talk mit Kristine Bilkau © Foto: Diether von Goddenthow

Als Vorletzte der Shortlist-Matinee präsentiert Kristine Bilkau im Talk mit Alf Mentzer ihr bei Luchterhand erschienenes Werk „Nebenan“. Die Geschichte spielt in einem kleinen Ort am Nord- Ostsee-Kanal, zwischen Natur, Kreisstadt (Rendsburg) und Industrie, kurz nach dem Jahreswechsel. Mitten aus dem Alltag heraus verschwindet eine Familie spurlos. Das verlassene Haus wird zum gedanklichen Zentrum der Nachbarn: Julia, Ende dreißig, die sich vergeblich ein Kind wünscht, die mit ihrem Freund erst vor Kurzem aus der Großstadt hergezogen ist und einen kleinen Keramikladen mit Online-Shop betreibt. Astrid, Anfang sechzig, die seit Jahrzehnten eine Praxis in der nahen Kreisstadt führt und sich um die alt gewordene Tante sorgt.

Kristine Bilkau © Foto: Diether von Goddenthow
Kristine Bilkau © Foto: Diether von Goddenthow

Und dann ist da das mysteriöse Kind, das im Garten der verschwundenen Familie auftaucht. Sie alle kreisen wie Fremde umeinander, scheinbar unbemerkt von den Nächsten, sie wollen Verbundenheit und ziehen sich doch ins Private zurück. Und sie alle haben Geheimnisse, Sehnsüchte und Ängste. Ihre Wege kreuzen sich, ihre Geschichten verbinden sich miteinander, denn sie suchen, wonach wir alle uns sehnen: Geborgenheit, Zugehörigkeit und Vertrautheit. „Wir haben alle Sehnsüchte, ich finde es hochinteressant“, so die Autorin, „sich mit Sehnsüchten zu beschäftigen, weil sie auch eben so brisant sein können:“ Sehnsüchte können kommerziell ausgebeutet werden, wie zum Beispiel in der Werbung, aber auch politisch, „und da kann es richtig problematisch werden, finde ich, wenn Sehnsucht nach häuslichem Glück, nach einen einfachen Leben, einer vermeintlich besseren Vergangenheit, die es mal gegeben hat“, Menschen so beherrschten, dass sie von ihrem eigentlichen Leben abkommen.

Kommentar der Jury:
Die Keramikkünstlerin Julia führt eine liebevolle Partnerschaft, leidet aber unter ihrem unerfüllten Kinderwunsch. Astrid, Mutter von drei erwachsenen Söhnen, will sich langsam aus dem Berufsleben als Ärztin zurückziehen. Meisterhaft zeigt Kristine Bilkau anhand der Schicksale zweier Frauen in der norddeutschen Provinz, welche Abgründe in einem scheinbar alltäglichen Leben lauern. Die Stärke dieses subtil erzählten Romans liegt in den Details und den kleinen Kippmomenten – zwischen Fruchtbarkeitskliniken und verschwundenen Müttern, traumvergessenen Landschaften und illegalen Müllkippen. Nicht nur den Figuren, auch den Lesenden wird immer wieder der scheinbar sichere Grund unter den Füßen weggezogen. Doch dass Leben ohne Vertrauen nicht gelingen kann, auch davon erzählt „Nebenan“.

Biografie:

Kristine Bilkau © Foto: Diether von Goddenthow
Kristine Bilkau © Foto: Diether von Goddenthow

Kristine Bilkau, 1974 geboren, studierte Geschichte und Amerikanistik in Hamburg und New Orleans. Ihr erster Roman „Die Glücklichen“ wurde mit dem Franz-Tumler-Preis, dem Klaus-Michael-Kühne- Preis und dem Hamburger Förderpreis für Literatur ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Vor „Nebenan“ erschien „Eine Liebe, in Gedanken“ im Luchterhand Literaturverlag. Kristine Bilkau lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

 

Eckhart Nickel „Spitzweg“, Moderation: Christoph Schröder

Christoph Schroeder im Talk mit Eckhart Nickel. © Foto: Diether von Goddenthow
Christoph Schroeder im Talk mit Eckhart Nickel. © Foto: Diether von Goddenthow

Als letzter in der Runde stellt Moderator Christoph Schröder den   Autor Eckhart Nickel mit seinem im Piper Verlag erschienen Roman „Spitzweg“ vor. Man könne sich fragen, so Schröder, ob das ein Roman sei, der die Kunst feiere, in dem junge Menschen in der Kunst aufgingen oder erst sie selbst würden, indem sie sich eine Kunstwelt schüfen. Es geht um drei junge Menschen kurz vor dem Abitur, um ein Selbstporträt, das von einer Lehrerin geschmäht wird, um Bilder, wie man sie anschaut, und immer wieder um den Gegensatz von Künstlichkeit und Natur. Das sei etwas, was Eckhard Nickel schon in seinen vorangegangenen Roman „Hysteria“ rumgetrieben habe. „Man kann sich in diesem Buch wunderbar verlieren“, schwärmt der Moderator. Bereits den Einband ziere ein Bild von Karl Spitzweg: „Der Hagestolz“. Auf diesen werde im Roman ein Loblied gesungen:  „Was hat der Hagestolz mit diesem Roman zu tun? Wer singt dieses Loblied? Wie kommt der Hagestolz in das Buch?“, fragt Schröder.

Eckhart Nickel  © Foto: Diether von Goddenthow
Eckhart Nickel © Foto: Diether von Goddenthow

Der Bildausschnitt wäre bewusst so ausgewählt, „weil darauf eigentlich nur noch drei Figuren zu sehen sind, und damit auch schon sozusagen die Vielbezüglichkeit dieses Gemäldes eigentlich ganz gut repräsentiert wird“, erklärt Eckhart Nickel. Denn beim Hagestolz ginge es eigentlich um eine Familientragödie als Figur. „Der Solitär des Hagestolz, das ist der zweitgeborene Sohn, der dann leider nicht den Hof erbt, sondern für den zwar noch genügend übrig bleibt, dass er sich ganz ordentlich anziehen kann, wie man auf dem Bild sieht, der sich auch ein Zeitungs-Abonnement leisten kann. Aber für alles andere reicht es nicht mehr, und wie jedes Gemälde in diesem Roman, ist auch dieses nicht nur ein Bild, sondern auch ein Bilderrätsel, ein Imaginationsraum, in den sich Figuren hineinversetzen“, so der Autor, der sich einstmals eigentlich nie viel aus Kunst gemacht hatte, bis ihn  Carl, ein bewunderter Freund mit seiner Spitzweg-Begeisterung angesteckt habe. In der Mitte des Geschehens: eine Dreiecksbeziehung, ein hochbegabtes Mädchen und der verräterische Diebstahl eines Gemäldes. Durch raffinierte Rachepläne wird die Schülerfreundschaft auf ihre schwerste Probe gestellt.

Kommentar der Jury:
Eckhart Nickel gelingt mit seinem Roman „Spitzweg“ Großes: was als Schülergeschichte beginnt, wandelt sich zu einer meisterhaften Reflexion über die Beziehung von Kunst und Leben. Sehr bewusst setzt er sich mit ästhetischen Fragen auseinander, und indem er die Leser*innen zu Schüler*innen macht, werden auch komplexe Diskurse verständlich. Sprachlich souverän und voller Ironie spielt „Spitzweg“ mit einer übertriebenen Gelehrsamkeit, mit verschachtelten Satzkonstruktionen und einem antiquiert anmutenden Vokabular. Dabei ist der Roman aller philosophischen Tiefe zum Trotz äußerst temporeich, in manchen Passagen gar komödiantisch. Ein großes intelligentes Lesevergnügen, das uns veranschaulicht, wie auch über Kultur diskutiert werden kann.

Biografie:

Eckhart Nickel  © Foto: Diether von Goddenthow
Eckhart Nickel © Foto: Diether von Goddenthow

Eckhart Nickel, geboren 1966 in Frankfurt am Main, studierte Kunstgeschichte und Literatur in Heidelberg und New York. Er gehörte zum popliterarischen Quintett „Tristesse Royale“ (1999) und debütierte 2000 mit dem Erzählband „Was ich davon halte“. Nickel leitete mit Christian Kracht die Literaturzeitschrift „Der Freund“ in Kathmandu. Heute schreibt er vorwiegend für die FAS, die FAZ und ihr Magazin. 2019 erhielt er den Friedrich-Hölderlin-Förderpreis der Stadt Bad Homburg.

(Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Weitere Informationen zum Deutschen Buchpreis.

Deutscher Buchpreis 2022: Die Preisverleihung live erleben

Literaturbegeisterte können online dabei sein, wenn der Roman des Jahres gekürt wird: Die Verleihung des Deutschen Buchpreises wird am 17. Oktober 2022 um 18 Uhr auf www.deutscher-buchpreis.de live aus dem Frankfurter Römer übertragen.
Gleichzeitig senden Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur die Veranstaltung live über den Sonderkanal „Dokumente und Debatten“ im Digitalradio und als Stream auf https://www.deutschlandradio.de/dokumente-und-debatten-102.html.

Der Stream der Preisverleihung ist auch über die Webseite der Frankfurter Buchmesse www.buchmesse.de erreichbar.

Der Deutsche Buchpreis begleitet die Veranstaltung außerdem auf Twitter: www.twitter.com/buchpreis, Hashtag: #dbp22.

Mit dem Deutschen Buchpreis zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels den deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Hauptförderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main.

Sieger- und Wettbewerbsentwürfe für’s neue Gutenberg-Museum werden jetzt im Naturhistorischen Museum bis 26.10.2022 präsentiert

Ab sofort können die Sieger- und Wettbewerbs-Entwürfe des neuen Gutenberg-Museum im Naturhistorischen Museum betrachtet werden. Bild: Prof. Dipl-Ing Architekt Michael Schuhmacher erläutert bei der Ausstellungseröffnung den Siegerentwurf. © Foto: Diether von Goddenthow
Ab sofort können die Sieger- und Wettbewerbs-Entwürfe des neuen Gutenberg-Museum im Naturhistorischen Museum betrachtet werden. Bild: Prof. Dipl-Ing Architekt Michael Schuhmacher erläutert bei der Ausstellungseröffnung den Siegerentwurf. © Foto: Diether von Goddenthow

Das Gutenberg-Museum als „Weltmuseum der Druckkunst“ steht vor dem nächsten Meilenstein. Nachdem der Stadtrat die Verwaltung im Mai 2018 beauftragt hatte eine Arbeitswerkstatt „Modernisierung Gutenberg-Museum“ einzurichten und Empfehlungen zur baulichen und inhaltlichen Zukunft an den Stadtrat zu formulieren, konnte im Frühjahr dieses Jahres der Architektenwettbewerb gestartet werden.

Ausgeschrieben war ein nichtoffener Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem offenen Bewerbungsverfahren. Auf die europaweite Ausschreibung haben sich insgesamt 133 Büros beworben. Nach der Zugangsprüfung wurden 82 Büros für das Losverfahren zugelassen. Unter notarieller Aufsicht wurden dann die 25 teilnehmenden Büros ausgelost, die dann jeweils einen Entwurf erarbeitet und vorgelegt haben.
Eine fachkundige Jury unter dem Vorsitz von Prof. Arno Lederer prüfte am 05./06. Oktober 2022 intensiv die eingereichten Wettbewerbsarbeiten.

Beraten wurde das Preisgericht hierbei auch von der oberen und unteren Denkmalschutzbehörde, dem Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderungen sowie Vertreter:innen der Arbeitswerkstatt Gutenberg-Museum. Es lag eine Vielzahl an Entwurfsideen vor, die konstruktiv diskutiert wurden.

Als Wettbewerbssieger wurde das Büro h4a Gessert + Randecker Architekten GmbH gewählt. Der zweite Preis konnte an das Büro Riehle + Assoziierte GmbH + Co. KG mit Carmody Groarke Ltd vergeben werden. Der dritte Preis wiederum ging an das Büro wulf architekten. Für ihre gute Leistung wurden zudem die Entwürfe der Büros Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten und Stadtplaner PartGmbH, Burger Rudacs Architekten mit Mang Architektur und TRU Architekten Part mbH mit einer Anerkennung ausgezeichnet.

Platz 1:Büro h4a Gessert + Randecker Architekten GmbH
Platz 1:Büro h4a Gessert + Randecker Architekten GmbH

Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse ist froh, dass nun ein weiterer Meilenstein unter der Überschrift „Die Zukunft kann nicht mehr warten“ erreicht ist. Marianne Grosse: „Kein Architekturwettbewerb in der Landeshauptstadt Mainz wurde im Vorfeld mit so großer Spannung erwartet und kein Wettbewerb wurde vorab so gut vorbereitet. Ich bin hoch zufrieden mit den ausgewählten Siegerentwürfen und bin sicher, dass wir nun einen entscheidenden Schritt weitergekommen sind auf dem Weg zu unserem neuen Weltmuseum der Druckkunst.“

Im Nachgang der Preisgerichtssitzung werden die Preisträger-Büros nun aufgefordert, Ihre Eignungskriterien und Angebote zu übermitteln, sodass dann der Abschluss des Vergabeverfahrens erfolgen kann, mit dem letztlich der umzusetzende Entwurf feststehen wird.
Die Auslobung des Wettbewerbs war in Abstimmung mit allen beteiligten städtischen Fachämtern, der Denkmalpflege, dem Gutenberg-Museum sowie der „Arbeitswerkstatt Gutenberg-Museum“ entstanden, in der auch die Bürgerinitiative „Mainz für Gutenberg“ sowie die „Bürgerinitiative Gutenberg-Museum“, die Stadtratsfraktionen, die Gutenberg-Stiftung und die Verwaltung vertreten waren. Viele Anregungen aus der öffentlichen Bürgerbeteiligung sind ebenfalls nach Prüfung und Abwägung in den Auslobungstext eingeflossen. Die Grundlage für den Architektenwettbewerb bildete außerdem die von Bund, Land und Stadt gemeinsam finanzierte und 2021 vorgelegte Machbarkeitsstudie „Modernisierung Gutenberg-Museum“.

v.li.: Ulf Sölter, Direktor des Gutenberg-Museums, Baudezernentin Marianne Grosse und Prof. Dipl. Ing. Michael Schuhmacher eröffneten am 7.10.2022 die Ausstellung im Naturhistorischen Museum. © Foto: Diether von Goddenthow
v.li.: Ulf Sölter, Direktor des Gutenberg-Museums, Baudezernentin Marianne Grosse und Prof. Dipl. Ing. Michael Schuhmacher eröffneten am 7.10.2022 die Ausstellung im Naturhistorischen Museum. © Foto: Diether von Goddenthow

Die Wettbewerbsentwürfe können in der gestern Abend eröffneten Ausstellung von allen interessierten Bürger zu den regulären Öffnungszeiten bis zum 26. Oktober 2022 im Naturhistorischen Museum angesehen werden.

Weitergehende Informationen zum Neubau-Projekt Gutenberg-Museum können online abgerufen werden unter:
https://www.mainz.de/microsite/gutenberg-museum/Museum/Der-weitere-Weg.php

Siegerentwürfe Platz 2 bis 3:

Platz 2: Büro Riehle + Assoziierte GmbH + Co. KG mit Carmody Groarke Ltd
Platz 2: Büro Riehle + Assoziierte GmbH + Co. KG mit Carmody Groarke Ltd
Platz 3: Büro wulf architekten
Platz 3: Büro wulf architekten

Was machen Robotik, Automatisierung und KI mit Wirtschaft und Gesellschaft? Konferenz an der Goethe-Universität

FRANKFURT. Welchen Einfluss haben Robotik und Automatisierung auf Wirtschaft und Gesellschaft? Mit dieser Frage befasst sich erstmals eine Tagung, die gemeinsam von der Goethe-Universität und der International Federation of Robotics (IFR) veranstaltet wird. Die „Conference on Robots and Automation“ (CORA) findet
am Donnerstag, 13. Oktober, und Freitag, 14. Oktober im House of Finance auf dem Campus Westend statt. Ziel der Konferenz ist es, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in diesem rasch wachsenden Forschungsgebiet zusammenzubringen, das die ökonomischen und sozialen Auswirkungen von Robotik, Automatisierung und Künstlicher Intelligenz in den Blick nimmt. Entscheidend für diese Forschung ist die Verfügbarkeit von Daten über den weltweiten Einsatz von Robotern. Der wichtigste Anbieter solcher Daten ist die International Federation of Robotics (IFR), der größte internationale Verband von Roboterherstellern, nationalen Robotikverbänden und Forschungseinrichtungen, der seinen Sitz in Frankfurt-Niederrad hat. Im Rahmen der Konferenz, die auch dem Austausch mit den Datennutzern dienen soll, wird der IFR exklusiv die neuesten Daten seines World Robotics Reports vorstellen.

„Der Verband erhebt seit 1993 Daten zur weltweiten Roboterproduktion“, sagt Prof. Rainer Klump, der an der Goethe-Universität Volkswirtschaft lehrt und die Tagung organisiert hat. „Auf Basis dieser Daten kann zum Beispiel der durch die Automatisierung induzierte Strukturwandel in einzelnen Ländern und Branchen analysiert werden, aber auch die Auswirkung auf Löhne und Beschäftigung“, sagt Klump weiter. Diese Auswirkungen können im internationalen Vergleich sehr unterschiedlich ausfallen: Während zum Beispiel in den USA Roboter Arbeitsplätze von gering Qualifizierten ersetzen, erhöht ihr industrieller Einsatz in manchen Ländern Europas eher die Wettbewerbsfähigkeit, sodass mehr Arbeitsplätze entstehen. „Wir beobachten auch, dass sich als Folge der kostensenkenden Automatisierung die globalen Lieferketten verändern und sich Produktionen, die in Schwellenländer ausgelagert worden waren, wieder in die Industrieländer zurückverlagern,“, berichtet Klump.

Zu CORA kommen insgesamt 40 Forscherinnen und Forscher aus den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften aus zehn Ländern nach Frankfurt, um über ihre aktuellen Arbeiten zu sprechen und neue Projekte anzustoßen. Den ersten Keynote-Vortrag hält Christopher Müller, ein Alumnus des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität, vom Mitveranstalter IFR, den zweiten Philippe Aghion (Collège de France Paris und INSEAD Fontainebleau). Die Konferenz wird, außer vom IFR, unterstützt von den Freunden und Förderern der Goethe-Universität, dem Institut Franco-Allemand de Sciences Historiques et Sociales (IFRA/SHS) sowie der Oddo BHF AG.

Weitere Informationen zur Tagung finden Sie unter https://www.wiwi.uni-frankfurt.de/abteilungen/eq/professoren/klump/cora-2022-conference.html

Figurenwerfen Sonderausstellung über das Spätwerk des Mainzer Künstlers Paul Strecker im Landesmuseum Mainz / Kuratiert von einer studentischen Projektgruppe

Ausstellungsimpression der Sonderausstellung "Figurenwerfen" von Paul Strecker vom 8. Oktober 2022 bis zum 15. Januar 2023 im Landesmuseum Mainz, Abteilung Moderne (2. Stockwerk). Bild zeigt das namensgebende Werk "Bilderwerfen". © Foto: Diether von Goddenthow
Ausstellungsimpression der Sonderausstellung „Figurenwerfen“ von Paul Strecker vom 8. Oktober 2022 bis zum 15. Januar 2023 im Landesmuseum Mainz, Abteilung Moderne (2. Stockwerk). Bild zeigt das namensgebende Werk „Bilderwerfen“. © Foto: Diether von Goddenthow

„Figurenwerfen“ heißt eine Sonderausstellung über das Spätwerk des Mainzer Künstlers Paul Strecker (1898–1950), die das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) vom 8. Oktober 2022 bis zum 15. Januar 2023 in der Abteilung Moderne zeigen wird.

Die Ausstellung rückt Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen aus den Jahren 1930 bis 1950 in den Mittelpunkt und untersucht das spannungsvolle Ineinandergreifen der Gegensätze, die sich in ihnen manifestieren.

Blick auf Paul Streckers Werk "Sauna" 1949, Öl auf Leinwand, © Paul Strecker-Stiftung Mainz. © Foto: Diether von Goddenthow
Blick auf Paul Streckers Werk „Sauna“ 1949, Öl auf Leinwand,
© Paul Strecker-Stiftung Mainz. © Foto: Diether von Goddenthow

Besonders an dieser Ausstellung ist, dass sie von einer studentischen Projektgruppe des Instituts für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität (JGU) Mainz kuratiert wird, die sich seit 2019 intensiv mit dem Œuvre des in Mainz geborenen Künstlers Paul Strecker auseinandersetzt.

Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf ein überliefertes Freizeitspiel, bei dem eine Person ihre Mitspielenden herumwirbelt und schließlich loslässt. Daraufhin verharren die anderen in ihrer Bewegung. Anschließend wird die schönste Figur gekürt, die das Spiel gewinnt und nun selbst Figuren werfen darf.

Ausstellungsimpressin mit Blick u.a. auf "Der Magier"  1947, Öl auf Leinwand, von Paul Strecker. © Paul Strecker-Stiftung Mainz © Foto: Diether von Goddenthow
Ausstellungsimpressin mit Blick u.a. auf „Der Magier“ 1947, Öl auf Leinwand, von Paul Strecker. © Paul Strecker-Stiftung Mainz © Foto: Diether von Goddenthow

Wie die herumwirbelnden Personen spontane Figuren bilden, sobald sie eine verharrende Pose einnehmen, so „wirft“ auch der Maler Paul Strecker mit seinen Farben Figuren auf die Leinwand und das Papier. Diese sind mal klar ausgearbeitet und mal mit schnellem Pinselstrich auf den Bildträger gebracht. Es entstehen einzelne in sich gekehrte Figuren und Gruppen, die oft weder untereinander noch mit dem Raum in Beziehung treten.

Eben diese Figuren stehen im Fokus von Paul Streckers in Paris und Berlin entstandenen Arbeiten und stellen mit den Landschaftsmotiven wiederkehrende Motive im Spätwerk dar, dem mit der Ausstellung ein frischer Blick gewidmet werden soll.

Die studentische Projektgruppe Paul Strecker besteht mit Saskia Bernaroli, Sarah Diedenhoven, Bettina Löwen, Paula Mirsch, Camille Theisinger und Samantha Rühl aus sechs (angehenden) Kunsthistorikerinnen, die diese Ausstellung konzipierten und organisierten. Angeleitet wurden sie dabei von Prof. Dr. Gregor Wedekind.

v.li. Camille Theisinger, Prof. Dr. Gregor Wedekind, Bettina Löwen, Saskia Bernaroli, Samantha Rühl, Dr. Eva Brachert (Landesmuseum Mainz), Dr. Peter Hanser-Strecker. © Agentur Bonewitz
v.li. Camille Theisinger, Prof. Dr. Gregor Wedekind, Bettina Löwen, Saskia Bernaroli, Samantha Rühl, Dr. Eva Brachert (Landesmuseum Mainz), Dr. Peter Hanser-Strecker. © Agentur Bonewitz

Die Sonderausstellung ist eine Kooperation des Landesmuseums Mainz mit der Paul Strecker-Stiftung Mainz sowie dem Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Die gezeigten Werke stammen aus dem Bestand der Paul Strecker-Stiftung sowie aus der Sammlung des Landesmuseums Mainz und werden mit Leihgaben der Sammlung Häret ergänzt. Es erscheint ein begleitender Ausstellungskatalog.

(Michael Bonewitz /Agentur Bonewitz)

Landesmuseum Mainz
Große Bleiche 49 – 51
55116 Mainz
Telefon 06131 2857 0
Fax 06131 2857 288
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20 Jahre „Verständliche Medizin“ – „Ich habe Rücken“ zur Jubiläumsveranstaltung

20 Jahre Verständliche Medizin Feier im Wiesbadener Ratssaal. © Foto: Diether von Goddenthow
20 Jahre Verständliche Medizin Feier im Wiesbadener Ratssaal. © Foto: Diether von Goddenthow

Nach coronabedingter Pause konnte am 5. Oktober 2022  mit  Vorträgen zum Thema „Ich habe Rücken“ zugleich das  Jubiläum zum 20jährigen Bestehen des beliebten Formates „Verständliche Medizin“ im großen Festsaal des Rathauses gefeiert werden. Im Fokus  standen dabei „degenerative“ und auch „neuronal bedingte“ „Rückenschmerzen“ – Leiden, die fast jeden Menschen im Laufe seines Lebens treffen, und je nach Beeinträchtigung von Lebensqualität einen Krankheitswert mit erheblichen Einschränkungen haben kann. Man kann aber auch einiges im Vorfeld tun, damit man nicht „Rücken kriegt“.

Die hohe Relevanz der „Rückenthematik“ spiegelte sich auch in der Anzahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern wider: Rund 85 interessierte Bürgerinnen und Bürger waren ins Rathaus gekommen, um der Veranstaltung beizuwohnen. Organisiert wurde die Veranstaltung durch das Gesundheitsamt Wiesbaden in Zusammenarbeit mit dem Praxisverbund Wiesbaden e.V., die bereits seit zwanzig Jahren die Veranstaltungsreihe gemeinsam anbieten. Ziel dieser Veranstaltung ist es, interessierte Bürgerinnen und Bürger über unterschiedliche, teils sehr komplexe, Gesundheitsthemen aufzuklären und zu informieren.

Bürgermeister und Gesundheitsdezernent Dr. Oliver Franz eröffnete die Veranstaltung: „Es macht mich stolz, dass wir als Landeshauptstadt bereits seit zwei Jahrzehnten die ‚Verständliche Medizin‘ anbieten können. Das ist eine großartige Leistung, die durch die hervorragende Kooperation der Initiatorinnen und Initiatoren ermöglicht wird“, bedankte sich Dr. Franz. In den vergangenen 20 Jahren wurden im Rahmen der Veranstaltungsreihe die verschiedensten Gesundheitsthemen vorgestellt, darunter sowohl klassische Volkskrankheiten wie Muskelskelett-Erkrankungen, Krebsleiden oder Diabetes als auch spezifischere Themen wie Kinderwunsch, Hepatitis oder Enddarmerkrankungen. „Ich freue mich sehr, die traditionsreiche Veranstaltungsreihe in diesem festlichen Rahmen und mit dem wichtigen Thema ‚Rückenschmerzen‘ nun wieder aufzunehmen“, so Dr. Franz.

Wie schon in den Jahren zuvor konnten das Gesundheitsamt Wiesbaden und der Praxisverbund Wiesbaden e.V. auch dieses Mal renommierte Fachexpertinnen und –experten aus Wiesbaden für die Veranstaltung gewinnen. Den Auftakt machte Dr. Marco Gassen, Gründer und Ärztlicher Leiter von Qimoto – Praxis für Sportmedizin und Orthopädie, mit einem Vortrag zum Thema „Rücken 5.0 – Veränderungen und neuste Erkenntnisse“. Darin zeigte er auf, wie sich die Behandlung von Rückenschmerzen im Laufe der Jahrhunderte und Jahrzehnte verändert hat und welche modernen Behandlungsmethoden heutzutage eingesetzt werden. Dr. Antje Velten, Leitende Fachärztin bei medizin24, veranschaulichte die unterschiedlichen Ansätze der konservativen Therapie von Rückenschmerzen. Oft sei ein multimodaler Behandlungsansatz sinnvoll, der neben physiologischen Aspekten beispielsweise auch psychologische Erkrankungen oder die Lebens- und Ernährungsgewohnheiten einbezieht. Professor Dr. Marcus Richter, Chefarzt im St. Josefs-Hospital, stellte operative Therapiemöglichkeiten und Operationstechniken für die Behandlung von degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen vor. Wichtig sei es, die individuelle Konstitution und die Gesundheitsziele der Patientinnen und Patienten im Blick zu behalten – Therapien, die für manche Patientinnen und Patienten gut funktionieren, können für andere wiederum nicht zielführend sein. Ein besonderes Highlight folgte zum Abschluss durch den aktiven Beitrag von Frau Christa Eng, Beauftragte für Seniorensport der Landeshauptstadt Wiesbaden. Die Referentin animierte das Publikum zu einer gemeinsamen Bewegungseinheit und stellte praktische Übungen vor, die zur Vorbeugung von Rückenleiden unkompliziert im Alltag eingebaut werden können. Bei einem anschließenden Imbiss und Umtrunk bestand die Möglichkeit, sich mit den Referentinnen und Referenten sowie anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern persönlich auszutauschen.

Aufgrund der positiven Resonanz soll die Veranstaltungsreihe „Verständliche Medizin“ auch weiterhin angeboten werden. Termine und weitere Informationen zu den kommenden Veranstaltungen werden zeitnah vorab auf www.wiesbaden.de veröffentlicht.