Der Film muss an die frische Luft: Das Paneuropäische Picknick von goEast – Nachholtermine

© goEast
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Häuserwände werden zu Leinwänden: Kurzfilmspaziergang mit Hamburger Künstlergruppe in Offenbach am Main // Pop Up Auto und Freiluftkino mitten in Wiesbaden // Filmischer Sprachkurs in der Caligari FilmBühne // Kurzfilme auf Tour im Rhein Main Gebiet

goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films befasst sich seit jeher über den filmischen Tellerrand hinaus mit den Kulturen seiner Fokusregion. In der Veranstaltungsreihe „Paneuropäisches Picknick“ steht die Kultur Mittel- und Osteuropas an außergewöhnlichen Orten erneut im Mittelpunkt; und zwar im gesamten Rhein-Main-Gebiet.

Kurzfilmwanderung durch Offenbachs Innenstadt

Am Samstag, den 28. August, ist die Hamburger Künstlergruppe „A Wall Is A Screen“ erneut im Rhein-Main-Gebiet zu Gast. Bei einem abendlichen Spaziergang werden Gebäudefassaden in Leinwände verwandelt und bislang (un)bekannte Orte in ein ganz neues Licht gerückt. In diesem Jahr führt die Kurzfilmwanderung durch die Innenstadt von Offenbach am Main. Das Filmprogramm bleibt geheim, wird aber für diesen besonderen Abend speziell ausgewählt und zu einer einmaligen Stadterkundung zusammengeführt.

A Wall is a Screen war bereits im vergangenen September in Wiesbaden-Klarenthal unterwegs. Mit seiner Idee ist der Verein in ganz Deutschland und international aktiv und begeistert das Publikum jedes Mal aufs Neue für den Kurzfilm an ungewöhnlichen Orten. Das Publikum versammelt sich um 21:00 Uhr auf dem Platz vor dem Café am Rathaus in Stadthof 18, Offenbach am Main. Der Eintritt ist frei.

Pop-Up Autokino auf dem Dern’schen Gelände

In der darauffolgenden Woche wird das Dern’sche Gelände mitten in Wiesbaden zu einem ganz speziellen Ort für Filmkunst umgewandelt. Dort, wo sonst der Wochenmarkt stattfindet, baut goEast ein Pop-Up Autokino auf. Das Publikum kommt nicht mit dem eigenen PKW, sondern bucht bis zu drei Plätze in einem der CarSharing Autos von stadtmobil RheinMain. Wer lieber unter freiem Himmel sitzt, kann es sich hingegen in einer Strandliege bequem machen. Der Ton wird mittels Funk an Kopfhörer übertragen. Von Mittwoch, 1. September, bis Freitag, 3. September, sind drei Film-Highlights aus dem Festivalprogramm auf der großen Leinwand zu sehen.

Am Mittwochabend ist der vielfach preisgekrönte Eröffnungsfilm der 21. Festivalausgabe von goEast-Stammgast Adilkhan Yerzhanov zu sehen. In der schwarzen Komödie YELLOW CAT wird der Wunsch des Protagonisten und Ex-Sträflings, in den Bergen seiner kasachischen Heimat ein Kino zu eröffnen, zum perfekten Sinnbild für die lang gehegte Hoffnung der Festivalmacher:innen, das eigene Programm auf großen Leinwänden zu zeigen. Am Donnerstagabend geht es zu den Sternen: Der lyrische Dokumentarfilm SPACE DOGS von Elsa Kremser und Levin Peter geht auf die Spurensuche nach Laika, dem ersten Hund im Weltall, deren Geist in den Straßenhunden Moskaus weiterleben soll – so die Legende. Den Abschluss macht am Freitag, 3. September, die Party-Doku HERE WE MOVE, HERE WE GROOVE von Sergej Kreso mit Balkan-Beats, guter Laune aber auch ernsten Tönen – Protagonist ist der bekannte Musiker, Produzent und Partymacher Robert Šoko. Der Vorverkauf startet am 20. August über www.filmfestival-goEast.de und an der Kinokasse der Caligari FilmBühne.

Caligaris FilmBühne zum  Schnupperkurs in Georgisch 

Am Montagabend, 6. September, bietet goEast erneut einen besonderen Sprachschnupperkurs an. In Zusammenarbeit mit dem Kulturverein Georgica e.V. wird in der Caligari FilmBühne ein Schnupperkurs in Georgisch angeboten. Vorab wird der biografische Animationsfilm REZO über den im Juli diesen Jahres verstorbenen Theaterregisseur, Drehbuchautor und Künstler Rezo Gabriadze gezeigt. Im Ticketpreis sind sowohl der Film als Kursteilnahme enthalten.

Kurzfilm-Tour durch die Programmkinos im Rhein-Main-Gebiet

Die acht Kurzfilme des RheinMain Kurzfilmpreis waren bereits online zu sehen. Das Programm geht mit eigens für das hiesige Publikum produzierten deutschen Untertiteln auf Tour durch die Programmkinos im Rhein-Main-Gebiet. Zu sehen sind die in den kommenden Wochen Filme in Wiesbaden, Frankfurt, Darmstadt, Gießen und Mainz. Die aktuellen Termine finden Sie online unter www.filmfestival-goEast.de.

Paneuropäisches Picknick

Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain fördert die Veranstaltungsreihe Paneuropäisches Picknick im Rahmen des Programms Kultur. Macht. Identität. zum dritten Mal in Folge. Während der Festivalwoche im April wurde der überwiegende Großteil des Programms online angeboten, doch die Begegnungsstätten des Rahmenprogramms eigneten sich am besten als Offline-Konzepte, so war etwas der Ost-Kiosk in der Festivalwoche vor den Toren des Nassauischen Kunstvereins bereits ein Ort zur Begegnung und zum Kennenlernen mittel- und osteuropäischer Kulturen „tief im Westen“.

Alle Veranstaltungen finden gemäß der aktuellen Verordnungen der zuständigen Gesundheitsämter und der Hygienekonzepte des DFF statt.

Aktuelle Informationen finden Sie online unter www.filmfestival-goEast.de.

Wiederaufnahme öffentlicher Veranstaltungen im Hessischen Landesmuseum Darmstadt

Bergkristall in Paragenese mit Pyrrhotin und Siderit Minas Gerais Dudeste © HLMD Foto W. Fuhrmannek
Bergkristall in Paragenese mit Pyrrhotin und Siderit Minas Gerais Dudeste © HLMD Foto W. Fuhrmannek

Nach einer langen, Pandemie bedingten Pause nimmt das Hessische Landesmuseum Darmstadt die öffentlichen Führungsangebote sowie andere öffentliche Veranstaltungsreihen für die Besucher*innen wieder in das Vermittlungsprogramm auf.

Am Sonntag, dem 22. August 2021, 15.00 Uhr, startet der freie Kulturvermittler Diplom Geologe Marco Kollbacher mit einem Rundgang in der Erd- und Lebensgeschichte: »Kostbarkeiten aus der Natur – Die Mineralien-Sammlung des HLMD«

Zur aktuell laufenden Ausstellung »Joseph Beuys. Ulysses« bietet das Museum eine Vortragsreihe an, um das Zeichnungskonvolut des Künstlers Joseph Beuys, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, den Besucher*innen aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven näher zu bringen.

Folgende öffentliche Veranstaltungen erwartet das Publikum in der kommenden Wochen:

Öffentliche Führungen:
12.09.2021, 11.30 – 12.30 Uhr
Öffentliche Führung am Tag des offenen Denkmals und »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«
»Alfred Messels Museumsbau für den Großherzog«
mit Hannes Pflügner, M. A.

12.09.2021, 15.00 – 16.00 Uhr
Öffentliche Führung am Tag des offenen Denkmals und »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«
»Alfred Messels Museumsbau für den Großherzog«
mit Hannes Pflügner, M. A.

19.09.2021, 15.00 – 16.00 Uhr
Öffentliche Kuratorenführung
»Joseph Beuys. Ulysses«
mit Dr. Mechthild Haas

Kosten: Eintritt zzgl. 2 Euro Führungsgebühr, Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse, ohne Vorreservierung

Öffentliche Vorträge zur Ausstellung »Joseph Beuys. Ulysses«

01.09.2021, 18.00 – 19.30 Uhr
»Die Heldenreise – ein antiker Mythos in der Kunst«
Vortrag von Dr. Jessica Schmidt, wissenschaftliche Mitarbeiterin HLMD

08.09.2021, 18.00 – 19.30 Uhr
»Zeichnen ist Denken – Joseph Beuys verlängert den ‚Ulysses'“
Vortrag von Dr. Mechthild Haas, Kuratorin der Ausstellung

15.09.2021, 18.00 – 19.30 Uhr
»Zeichnungen in der Digitalen Transformation – am Beispiel von Joseph Beuys«
Vortrag von Martin Menz, Leiter der Digitalisierungsabteilung am HLMD

22.09.2021, 18.00 – 19.30 Uhr
»Joyce in Art: Joseph Beuys‘ zentraler Ort in der künstlerischen Rezeption von James Joyce«
von Prof. Dr. Christa-Maria Lerm Hayes, Amsterdam

Kosten: ab 30 Min. vor Beginn 3 Euro pro Teilnehmer anstatt des vollen Museumseintritts, Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse, ohne Vorreservierung

Zu Ihrem Schutz gelten nach wie vor folgende relevante Regelungen:
Für die Teilnahme an öffentlichen Führungen max. 9 Teilnehmer*innen pro Führung, Verpflichtung zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung, Einhaltung des Mindestabstands

Für den Besuch öffentlicher Vorträge
Aufgrund der Einhaltung des Mindestabstands nur begrenzte Sitzplätze , Verpflichtung zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung, Einhaltung des Mindestabstands

Ggf. wird in der nächsten Zeit die Nachweispflicht für Geimpfte, Genesene und getestete Besucher*innen wieder eingeführt. Hierfür bitten wir Sie, sich über die aktuellen Bestimmungen auf der Museumshomepage unter www.hlmd.de zu informieren und, wenn erforderlich, dann Ihre Nachweise an der Kasse vorzulegen.

Weitere Informationen

Hessisches Landesmuseum Darmstadt (HLMD)
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt
T 06151 1657-000
info@hlmd.de

Landesmuseum Mainz zeigt „Vom Gefäß zur freien Form – Keramik im 20. Jahrhundert“ – Exponate aus sieben Jahrtausenden – vom 14.8.21 bis 23.01.2022

Besucher werden empfangen mit Keramik aus dem Altneolithikum bei der Sonderausstellung Vom Gefäß zur freien Form – Keramik im 20. Jahrhundert im Landesmuseum Mainz der GDKE. © Foto Diether v. Goddenthow
Besucher werden empfangen mit Keramik aus dem Altneolithikum bei der Sonderausstellung Vom Gefäß zur freien Form – Keramik im 20. Jahrhundert im Landesmuseum Mainz der GDKE. © Foto Diether v. Goddenthow

Ein altneolitischer Kumpf, 6. Jahrtausend vor Chr., empfängt die Besucher der einzigartigen Keramik-Ausstellung „Vom Gefäß zur freien Form – Keramik im 20. Jahrhundert“, die vom 14.08.2021 bis 23.01.2022 im Landesmuseum Mainz gezeigt wird.
kumpf-altneolithischer160--(c)-diether-v-goddenthow-jpgDas kleine gebrannte Ton-Gefäß mit bauchiger Form und Rundboden aus den Anfängen der Jungsteinzeit bringt einmal mehr in Erinnerung, dass Ton – der Urstoff der Kunst – einer der ältesten Werkstoffe der Menschheit überhaupt ist. So wundert es nicht, dass in vielen Mythen gar die ersten Menschen von einem Gott aus Lehm geformt werden.

Obgleich keramische Objekte fragil und empfindlich sind, gehören sie dennoch oft zu den besten Zeugnissen längst vergangener Kulturen. Ton-Objekte und ihre Scherben können bei der Einordnung in Kulturstufen oder Zuordnung in Epochen dienen. Das gilt aber nur für Objekte oder auf ihnen angebrachten Verzierungen, die, wie z.B. die Bandkeramik, mit dem Ende einer bestimmten kulturellen Epoche wieder verschwinden oder in andere Formen übergehen. Übergänge sind  oftmals fließend, wobei sich bewährte Grundformen, nach C.G. Jung bestimmte  Archetypen, zeitlos und länderübergreifend bis heute praktisch erhalten haben.

In der Ausstellung wird einmal mehr deutlich, dass künstlerische Keramik, ausgehend von historischen Vorläufern teils auf Traditionen beruft, sich weiterentwickelte und schließlich emanzipierte. © Foto Diether v. Goddenthow
In der Ausstellung wird einmal mehr deutlich, dass künstlerische Keramik, ausgehend von historischen Vorläufern teils auf Traditionen beruft, sich weiterentwickelte und schließlich emanzipierte. © Foto Diether v. Goddenthow

Dies können Besucher jetzt im Mainzer Landesmuseum anhand der exemplarisch gekonnt nebeneinander arrangierten Keramik-Exponaten aus sieben Jahrtausenden besonders gut nachvollziehen. „Die modernen Gefäße werden älteren gegenübergestellt und ermöglichen einen neuen Blickwinkel, etwa, dass Formen, aber auch Herstellungsweisen sich mitunter gar nicht so groß unterscheiden von alten traditionellen  Herstellungsweisen“, erläutert Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseum beim Presserundgang. Selbst der Jugendstil, der sonst mit lästigen Traditionen breche, wähle die Silhouette der antiken Amphore oder der chinesischen Balustervase noch einmal zur Grundlage seiner künstlerischen Gefäße. Glasuren und Dekore hingegen seien, Experimentierfelder der Moderne, so Dr. Ingrid Vetter, Leiterin der SammlungHinder/Reimers aus Schloss Villa Ludwigshöhe, und Kuratorin der Ausstellung.

Ausgewählte Stücke der „Landessammlung Hinder/Reimers“– seit 1993 im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz –, eine der bedeutendsten Sammlungen moderner Keramik in Deutschland. © Foto Diether v. Goddenthow
Ausgewählte Stücke der „Landessammlung Hinder/Reimers“– seit 1993 im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz –, eine der bedeutendsten Sammlungen moderner Keramik in Deutschland. © Foto Diether v. Goddenthow

Allerdings, so Dr. Vetter, habe es Mitte des 20. Jahrhunderts einen radikalen Schnitt, einen erklärten Bruch mit der Tradition gegeben. Nicht mehr das Töpferhandwerk und schon gar nicht das luxuriöse Porzellan der Manufakturen des 18. Jahrhunderts  inspirierten junge Keramikkünstler. Sondern sie entdecken den Ton als Medium für den künstlerischen Ausdruck.

Alte handwerkliche Techniken werden hinterfragt, neue erprobt, verworfen oder perfektioniert. Vasen werden zu Objekten und lösen sich schließlich von jedem Funktionszwang.
Während der Hochphase der abstrakten Kunst in den 1960er Jahren erreicht diese „Studiokeramik“ (im Unterschied zur Manufakturware, aber auch zum traditionellen Töpferbetrieb) die Sammlerkreise, die auf Kunstmessen, der documenta, oder der Biennale von Venedig zu finden sind.

Heinz H. Engler: Prototyp der Bauscher-Systemkeramik. © Foto Diether v. Goddenthow
Heinz H. Engler: Prototyp der Bauscher-Systemkeramik. © Foto Diether v. Goddenthow

Dabei spiele in  Deutschland Jakob Wilhelm Hinder (1901–1976) eine wichtige Rolle: Er machte junge Keramiker  mit der internationalen Avantgarde bekannt und ermutigte sie, ihren eigenen Weg zu gehen“, so die Kuratorin. Ein besonderes Exponat sei auch Heinz H. Englers Vorläufer-Prototyp für die späteren „Bauscher-Kannen“. Der Designer entwarf ein erstes Stapelsystem für Tassen, Teller und Kannen für die Hotelgastronomie. Damit revolutionierte er den Markt für gastronomisches Geschirr. Das System B1100, so die Bezeichnung, wurde 1959 zum meistgekauften Geschirrsystem der Welt.

„Mit der Ausstellung gehen wir aber bis in unser Produktionsjahr 2021 hinein“, so Gernot Frankhäuser, Ko-Kurator und Museologe  im Landesmuseum Mainz. Seiner Anregung ist es zu verdanken, dass  Besucher in der Ausstellung auch Keramik-Exponate aus dem 3D-Drucker bestaunen können.

Fabian Schmid (Entwicklung und Entwurf) - zwei Vasen der Serie Surface (r.), Vaser der Serie Skin, Entwürfe 2017, 3D-Keramik-Druck Majolika-Ton) - Fertigstellung mit Glasur erfolgte in Handarbeit.  © Foto Diether v. Goddenthow
Fabian Schmid (Entwicklung und Entwurf) – zwei Vasen der Serie Surface (r.), Vaser der Serie Skin, Entwürfe 2017, 3D-Keramik-Druck Majolika-Ton) – Fertigstellung mit Glasur erfolgte in Handarbeit. © Foto Diether v. Goddenthow

Seit Jahren werde experimentiert mit verschiedenen Materialien, auch mit Keramik, weil Keramik insbesondere im medizinischen Bereich, etwa für Prothesenherstellung, ein ganz wichtiger Werkstoff sei, so Frankhäuser. „Wir zeigen drei Projekte, die im 3D-Drucker mit Majolika-Ton hergestellt worden sind. Der Erfinder, beziehungsweise der Perfektionierer dieser Technik ist Fabian Schmid aus Welzheim (Schwabenland). Er hat 2018 die Vervollständigung dieser 3D-Keramikdruck-Technik als Abschlussarbeit in der Hochschule Karlsruhe zusammen mit der Staatlichen Majolika Manufaktur Karlsruhe entwickelt. Inzwischen ist das einer der Verkaufsschlager der Majolika-Manufaktur. „Vielleicht ist das auch nur ein Trend jetzt mal. Aber es ist  wirklich eine Weiterentwicklung des Manufakturwesens“, so Gernot Frankhäuser.

(Diether v. Goddenthow)

Weitere Infos zur Sonderausstellung:
Vom Gefäß zur freien Form – Keramik im 20. Jahrhundert
14. August 2021 – 23. Januar 2022

Landesmuseum Mainz
Große Bleiche 49 – 51
55116 Mainz
Telefon 06131 2857 0
Fax 06131 2857 288
landesmuseum-mainz@gdke.rlp.de
https://landesmuseum-mainz.de/

Besucheransturm auf Blüten- und Schmetterlingshaus im Frankfurter Palmengarten

© Foto Tom Wolf Palmengarten
© Foto Tom Wolf Palmengarten

ffm. Seit der Eröffnung seines Blüten- und Schmetterlingshauses (BSH) am 6. August erlebt der Palmengarten einen regelrechten Besucheransturm: In den ersten sechs Tagen nach der Öffnung des Hauses zählte der Garten insgesamt 18.711 Besucher. In vergleichbaren Zeiträumen waren es knapp 11.000. Der Spitzenwert pro Tag liegt bei 4300 Gästen.

„Unser neues Blüten- und Schmetterlingshaus hat sich binnen kürzester Zeit zu einem absoluten Publikumsmagneten entwickelt“, sagt Palmengarten-Direktorin Katja Heubach. „Dieser immense Zuspruch freut uns sehr und wir möchten allen unseren Gästen einen rundum gelungenen Besuch ermöglichen.“

Zurzeit ist mit rund einer Stunde Wartezeit vor dem Eintritt ins Blüten- und Schmetterlingshaus zu rechnen. Heubach sagt: „Damit alle Gäste eine Chance haben, die Schmetterlinge zu sehen, bitten wir darum, sich nicht länger als 15 Minuten im Warmhaus aufzuhalten und sich an die Einbahnstraßenregelung zu halten. So kann man im steten Fluss die flatternden Gesellen bestaunen. Gerne setzen diese sich auch mal auf Haaren, Kleidung oder Taschen von Besucher*innen ab. Daher ist es ganz wichtig, vor Verlassen des Hauses zu kontrollieren, dass man keinen der kleinen Gesellen versehentlich nach draußen befördert. Bitte schließen Sie also auch die Kettenvorhänge an den Ein- und Ausgängen zügig.“ Wichtig ist auch, die Schmetterlinge und Pflanzen nicht anzufassen. Auch nicht, wenn ein Schmetterling auf dem Boden sitzt. Tut er dies, macht er gerade eine Verschnaufpause. Gleichzeitig sollte man darauf achten, einem auf dem Boden sitzenden Schmetterling auszuweichen.

„Trotz des Besucheransturms herrscht eine beinahe andächtige Atmosphäre im Haus, die Schmetterlinge lösen bei Groß und Klein großes Staunen aus“, beschreibt Heubach. „Um dieses Erlebnis möglichst vielen Gästen zuteilwerden zu lassen, bitten wir darum, unserem kleinen Leitfaden zum Besuch der Blüten- und Schmetterlingshauses zu folgen.“

Das Blüten- und Schmetterlingshaus ist täglich von 9 bis 18.30 Uhr geöffnet. Der letzte Einlass erfolgt um 18 Uhr. Das Haus mitsamt der neuen Ausstellung „Abgestaubt – von Blüten und ihren Besuchern“ ist keine temporäre, sondern eine Dauereinrichtung. Die erste Flatterzeit dauert bis Dezember, danach wird es eine Pause geben. Ab Frühjahr 2022 werden neue Puppen geliefert, die Schmetterlinge flattern wieder.

Es empfiehlt sich eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln, da nur eine begrenzte Zahl an Parkplätzen zur Verfügung steht. Ins Blüten- und Schmetterlingshaus gelangt man über beide Eingänge des Palmengartens – den in der Siesmayerstraße und den in der Palmengartenstraße. Eine vorherige Anmeldung ist nicht notwendig.

Palmengarten Frankfurt

Schmetterlingshaus

Deutscher Wirtschaftsbuchpreis 2021- Die Shortlist

© Handelsblatt /Börsenverein des Deutschen Buchhandels
© Handelsblatt /Börsenverein des Deutschen Buchhandels

Die Finalisten des Deutschen Wirtschaftsbuchpreises stehen fest. Zehn Bücher haben es in die Endauswahl geschafft. Aus ihnen wählt eine hochkarätige Jury nun das beste Wirtschaftsbuch des Jahres. Den Vorsitz der Jury hat Hans-Jürgen Jakobs, Senior Editor und Autor des Handelsblatts.

Verliehen wird der Deutsche Wirtschaftsbuchpreis am Freitag, 22. Oktober, im Rahmen der Frankfurter Buchmesse. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und steht unter dem Motto „Wirtschaft verstehen“. Das Handelsblatt, die Frankfurter Buchmesse und die Investmentbank Goldman Sachs vergeben den Preis, um die Wirtschaftsliteratur zu fördern. Die drei Partnerinstitutionen wollen mit der Auszeichnung die Bedeutung des Wirtschaftsbuches bei der Vermittlung ökonomischer Zusammenhänge unterstreichen. Zu den Auswahlkriterien gehören daher neben innovativer Themensetzung oder einem neuen Blickwinkel auch Verständlichkeit und Lesbarkeit.

Die zehn Bücher der Shortlist stellt das Handelsblatt in den kommenden Wochen ausführlich auf der Literaturseite in der Wochenendausgabe sowie unter www.deutscher-wirtschaftsbuchpreis.de vor.

Die 10 Finalisten:

Eula Biss:
Was wir haben. Über Besitz, Kapitalismus und den Wert der Dinge.
Hanser, München 2021,
320 Seiten, 24 Euro

Markus K. Brunnermeier:
Die resiliente Gesellschaft
Aufbau Verlag, Berlin 2021,
336 Seiten, 24 Euro

Sir Ronald Cohen:
Impact – Ein neue Kapitalismus für echte Veränderungen
Plassen Buchverlage, Kulmbach 2021,
271 Seiten, 22,90 Euro

Sheera Frenkel/Cecilia Kang:
Inside Facebook. Die hässliche Wahrheit
S. Fischer Verlag, Frankfurt 2021,
384 Seiten, 24 Euro

Julia Friedrichs:
Working Class. Warum wir Arbeit brauchen, von der wir leben können
Berlin, Berlin 2021,
317 Seiten, 22 Euro

Bill Gates:
Wie wir die Klimakatastrophe verhindern
Piper Verlag, München 2021,
316 Seiten, 22 Euro

Felix Holtermann:
Geniale Betrüger – Wie Wirecard Politik und Finanzsystem bloßstellt
Westend Verlag, Frankfurt am Main 2021,
320 Seiten, 22 Euro

Daniel Kahnemann/Olivier Sibony/Cass R. Sunstein:
Noise. Was unsere Entscheidungen verzerrt – und wie wir sie verbessern können
Siedler Verlag, München 2021,
480 Seiten, 30 Euro

Fränzi Kühne:
Was Männer nie gefragt werden. Ich frage trotzdem mal.
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2021,
235 Seiten, 14 Euro

Moritz Schularick:
Der entzauberte Staat
C.H.Beck, München 2021,
140 Seiten, 14 Euro

Kunstausstellungen im Institut für Stadtgeschichte entdecken

Institut für Stadtgeschichte Frankfurt © Foto Diether v. Goddenthow
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt © Foto Diether v. Goddenthow

ffm. Am Wochenende des 14. und 15. Augusts bietet das Institut für Stadtgeschichte zwei Führungen zu Kunstwerken aus ganz unterschiedlichen Epochen im Karmeliterkloster an.

Am Samstag, 14. August, führt der Kunsthistoriker Pascal Heß durch die Ausstellung „Eberhard Steneberg: Zwischen allen Stühlen“. Das Institut für Stadtgeschichte zeigt noch bis zum 12. September in den Foyers des Karmeliterklosters eine Retrospektive der Werke des 1996 gestorbenen Frankfurter Malers aus der Sammlung Lambrette.

Am Sonntag, 15. August, um 15 Uhr, führt die Kunsthistorikerin Silke Wustmann durch das mittelalterliche Karmeliterkloster und erläutert die Wandgemälde des schwäbischen Malers Jörg Ratgeb (um 1480 bis 1526). Jörg Ratgeb und seine Werkstatt schmückten zwischen 1514 und 1521 den gerade erweiterten Kreuzgang des Karmeliterklosters mit der Heilsgeschichte und das Refektorium mit Motiven der Ordensgeschichte aus. Die damals entstandenen Zyklen gelten als die bedeutendsten vorbarocken Wandmalereien nördlich der Alpen. Wer ist die Dame mit dem ausgefallenen schwarzen Hut? Was hat es mit den Männern bei der Einschiffung auf sich? Warum haben die Wandbilder Fehlstellen? Die den heutigen Betrachtern vielfach unbekannte Ikonografie wird ausführlich erläutert, sodass die beeindruckenden Bilder zum Sprechen gebracht werden.

Treffpunkt zu den Führungen ist jeweils um 15 Uhr das Foyer im Institut für Stadtgeschichte, Münzgasse 9. Die Teilnahme kostet sechs Euro, ermäßigt drei Euro. Es besteht die Möglichkeit zur Platzreservierung über das Online-Reservierungsportal auf der Webseite des Instituts unter stadtgeschichte-ffm.de oder direkt unter pretix.eu/isgfrankfurt/.

Sanierung der Erkerkonsolen auf der Bastionsspitze Drusus durch die Zitadellen-Bauhütte

Bereits sanierter Mauerbereich der Zitadelle. © Foto Diether v. Goddenthow
Bereits sanierter Mauerbereich der Zitadelle. © Foto Diether v. Goddenthow

(gl) Zitadellen-Bauhütte leistet sehr wichtigen Beitrag zum Gelingen des großen Zitadellenprojektes. Baudezernentin Marianne Grosse besuchte Bauhüttenteam.

Im Zuge der Erarbeitung der Gesamtkonzeption zur naturverträglichen Sanierung des Zitadellenmauerwerks im Jahr 2017 wurde von den drei beauftragten Gutachtern als ein zentraler Vorschlag unterbreitet, für die Sanierungsarbeiten an den Zitadellenmauern eine Bauhütte einzurichten. Aus Gründen einer konsequenten Maßnahmendurchführung und einer zeitlich flexibleren Durchführung der Sanierung, die Belange des Naturschutzes und der Denkmalpflege unter einer Oberleitung zusammenführen soll, wird in dem oben genannten Gesamtkonzept der Gutachter empfohlen, die Möglichkeit der Einrichtung einer Zitadellen-Bauhütte zu prüfen. Denn bei den durchzuführenden Sanierungsmaßnahmen handele es sich um keine übliche Baumaßnahme, die ohne Weiteres von Unternehmen aus dem Neubaubereich übernommen werden könnte, sondern gefordert sei eine handwerkliche Instandsetzung mit Fingerspitzengefühl, die auf Erfahrungen im Umgang mit naturschutzrelevanten Ansprüchen aufbaue. Bei einer jährlichen Vergabe nach Losen an unterschiedliche Anbieter drohe, so die Gutachter, ein „Auseinander-Restaurieren“ der Mauerwerksabschnitte, was nicht im Sinne des Gesamtkonzepts wäre (Gesamtkonzept der Gutachter zur naturverträglichen Instandsetzung des Mauerwerks im Zitadellengraben, S. 21).

„Unser Ziel mit der Einrichtung einer Zitadellen-Bauhütte war also, die im Zuge der einzelnen Sanierungsabschnitte gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse mit der „Sonderbaustelle Zitadellenmauern“ und ihren speziellen Anforderungen bei uns zu bewahren und für die noch folgenden Baumaßnahmen darauf aufbauen zu können. So können wir eine hohe Kontinuität bei den Arbeiten sicherstellen. Wir sind außerdem sehr viel flexibler geworden und können gerade kleinere oder spontan erforderliche Arbeiten sehr viel schneller erledigen“, zeigt sich Baudezernentin Marianne Grosse begeistert über die Erfahrungen seit der Einrichtung der Zitadellen-Bauhütte. „Meiner damaligen Kollegin Katrin Eder und mir war sofort klar, dass die Einrichtung einer Bauhütte einen sehr wichtigen Beitrag zum Gelingen unseres großen Zitadellenprojektes leisten würde“, so Baudezernentin Marianne Grosse weiter. „Ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist, sie in relativer kurzer Zeit einrichten zu können und wirklich außerordentlich qualifizierte und erfahrene Mitarbeiter zu gewinnen, die mit großer Begeisterung und Expertise für ihre Aufgabe im Einsatz sind. Davon konnte ich mich auch gerade bei einem Besuch bei der Bauhütte überzeugen.“

Die Zitadellen-Bauhütte stellt sich vor:

Aktuell setzt sich das Stammpersonal der Bauhütte Zitadelle aus drei Mitarbeitern zusammen:

Seit Februar 2020 hat Udo Büchler die Leitung der Bauhütte übernommen. Durch seine langjährige Tätigkeit als Dozent im Ausbildungszentrum für Steinmetze und Steinbildhauer verfügt er über weitreichende Kenntnisse auch in der Meisterausbildung. Als Steinmetzmeister hat er an vielen Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen und verfügt dadurch über umfassendes Fachwissen.

Unterstützt wird do Büchler durch Jürgen Kliemt. Er ist Maurermeister und Restaurator im Handwerk und verfügt über langjährige Erfahrung in diesem Bereich.

Das Team wird vervollständigt durch Ralf Gorges. Er ist Steinmetzgeselle mit ebenfalls langjähriger Erfahrung, insbesondere im Restaurierungsbereich.

Somit sind die Mitarbeiter der Bauhütte in der Lage die Anforderungen seitens der Denkmalpflege vollumfänglich zu erfüllen. Je nach Art und Umfang der durchzuführenden Arbeiten erfolgt die Hinzuziehung von Fachfirmen um die Bauhütte Zitadelle zu unterstützen.

Ihr großes Können haben die Mitarbeiter der Bauhütte gerade wieder bei der Sanierung der Erkerkonsolen der Bastion Drusus unter Beweis gestellt: Der Erker der Bastionsspitze Drusus ruht auf vier Steinkonsolen. Drei dieser Konsolen waren aus Kalkstein und eine Konsole aus Mainsandstein. Eine Prüfung durch das Büro Kayser+Böttges, Barthel+Maus im Rahmen der Untersuchungen zur Sanierung des Zitadellenmauerwerks kam zu dem Ergebnis, dass die Kalksteinkonsolen erneuert werden mussten, da sie durch den Verwitterungsprozess sehr stark geschädigt waren und dadurch ihre Tragfähigkeit nicht mehr gegeben war. Bei der Sandsteinkonsole hingegen waren die Verwitterungsschäden nicht so stark fortgeschritten, so dass sie weiterhin verwendet werden konnte.

Als Kalksteinmaterial wurde Massangis (französischer Kalkstein) ausgewählt, der dem Originalmaterial in Farbe, Struktur und den technischen Daten sehr ähnlich ist.

Von den historischen Konsolen wurden Schablonen für die neuen Werkstücke angefertigt, nach deren Vorgaben die Steinmetze der Bauhütte die neuen Konsolen gearbeitet haben. Mit Hilfe eines Kran-LKW konnten die Konsolen, die je nach Größe zwischen 600 und 900 Kilogramm wiegen, auf die Einbauhöhe von circa neun Metern gebracht werden. Hier wurden zunächst die unteren, kleineren Konsolen versetzt und ausgemauert. In einer zweiten Etappe folgten dann die oberen Konsolen. Nach dem Abbinden des Mauermörtels werden die Bodenplatten des Erkers versetzt und die Brüstung wieder aufgemauert.

Diese anspruchsvollen Arbeiten wurden alle durch die Mitarbeiter der Bauhütte Zitadelle ohne die Einbindung externer Fachfirmen ausgeführt.

Senckenberg for Future: Klimapicknick im Rahmen des bundesweiten Klimastreiks am 13.8.

© Foto Diether v. Goddenthow
© Foto Diether v. Goddenthow

Frankfurt am Main, den 09.08.2021. Die Corona-Pandemie hat die seit Anfang 2019 weltweit stattfindenden Fridays for Future-Klimastreiks in den letzten anderthalb Jahren weitgehend verhindert oder ins Internet verlegt. Jetzt geht es wieder – mit Abstand und den geltenden Auflagen – auf die Straße: Beim bundesweiten Klimastreik am 13. August demonstrieren Schüler*innen aus ganz Deutschland in Frankfurt für Klimagerechtigkeit. Senckenberg lädt aus diesem Anlass bei freiem Museumseintritt zu einem offenen „Klimapicknick“ mit Wissenschaftler*innen ein. Während der Veranstaltung können sich interessierte Schüler*innen, Studierende und Bürger*innen aus erster Hand über den Sachstand der Klima- und Biodiversitätsforschung informieren.

Angesichts der weltweit immer deutlicher spürbaren Folgen der weltweiten Klimakrise bekräftigen auch Wissenschaftler*innen zahlreicher Forschungseinrichtungen die Dringlichkeit zum umfassenden Handeln. Am Tag des ersten bundesweiten Klimastreiks seit Beginn der Corona-Pandemie laden Prof. Dr. Klement Tockner, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und Senckenberg-Museumsdirektorin Dr. Brigitte Franzen deshalb zum „Klimapicknick“ im Hof des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt. Gemeinsam mit zehn Wissenschaftler*innen von Senckenberg, der Goethe-Universität, dem Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) und den Scientists4Future Frankfurt stehen Tockner und Franzen für einen Austausch rund um Klimawandel, Museen als Orte des Dialogs und konstruktiven Streitens sowie biologische Vielfalt zur Verfügung.
„Die aktuellen Katastrophen zeigen: Wir betreiben einen immensen, unverantwortlichen Raubbau an unserer Natur – es sind ja keine Naturkatastrophen, die wir derzeit erleben, es sind in erster Linie menschengemachte Katastrophen. Lösungen kann es nicht gegen, sondern nur mit der Natur geben.“ Brigitte Franzen ergänzt: „Das Museum ist eine ideale Dialogplattform und ein Instrument für den Austausch der Forschung mit der Öffentlichkeit – wir laden alle Interessierten herzlich zur Diskussion ein!“

Wie wirkt sich der globale Klimawandel auf die Biodiversität aus? Wie können nachhaltige Lösungen im Bereich Klimakrise und Gewässer aussehen? Welche Ursachen und Auswirkungen hat das globale Insektensterben? Was stresst Pflanzen in Frankfurt? Und was können wir alle gegen die Erosion des Naturkapitals tun? Dies sind einige der Fragen, zu denen sich Interessierte am 13.8. mit den Forschenden austauschen können.
Anschließend besteht für die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, direkt zum Auftakt des Klimastreiks an der Bockenheimer Warte gehen.

Veranstaltung: Senckenberg-Klimapicknick
Datum: Freitag, 13. August, 11:30 – 14:00 Uhr
Ort: Senckenberg Naturmuseum, im Außenbereich des Museums bei der Sonderausstellung „Edmonds Urzeitreich – eine Dinograbung in Frankfurt“.

Der Einlass erfolgt über den Haupteingang und ist für Teilnehmer*innen der Veranstaltung kostenfrei.

Es ist keine Anmeldung erforderlich.

Programm der 22. Wiesbadener Literaturtage 5. bis 11. September – Gastgeber Peter Stamm

„Ein Festival soll mehr sein als seine einzelnen Veranstaltungen. Das macht den Reiz aus, etwas Ganzes zu schaffen, das dennoch vielfältig ist“, erläutert der Schweizer Autor Peter Stamm seine Arbeit am Konzept für die 22. Wiesbadener Literaturtage. Es ist ein Programm entstanden, das als verbindendes Thema die Bedeutung der Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft behandelt: Was war, was ist und was sein wird.

Vom 5. bis 11. September sind die Besucherinnen und Besucher herzlich eingeladen, renommierte Künstlerinnen und Künstler und deren Arbeiten kennenzulernen: im Rahmen von Lesungen, einem Konzert, Tanztheater oder in Filmvorführungen. Zudem finden mehrere Veranstaltungen für Schulklassen statt.

„Das Zusammenspiel der verschiedenen Künste ist charakteristisch für die Wiesbadener Literaturtage, die wir nun bereits seit 1986 veranstalten“, ergänzt Kulturdezernent Axel Imholz. „Ich freue mich, dass in unserer Stadt das künstlerische Leben wieder erblüht. Das vielfältige Festival ermöglicht das konzentrierte Erleben von Kunst und Kultur vor Ort. Durch den Live-Stream der Lesungen wird das Programm zusätzlich über die Stadtgrenzen hinaus zugänglich“, so Imholz.

In dieser erweiterten Form werden die Literaturtage auch durch die großzügige Förderung des Kulturfonds Frankfurt RheinMain und Pro Helvetia ermöglicht.

Den Auftakt des Festivals gestalten die Pianistin Simone Keller und die Komponistin Lara Stanić im Museum Wiesbaden. Klavier trifft hier auf elektronische Klänge, neueste Stücke durchweht der Geist alter Musik. „Täuschungen“ in experimenteller Form.

Der Kurator Peter Stamm selbst ist am darauffolgenden Tag in einer Lesung seines aktuellen Romans „Das Archiv der Gefühle“ in der Casino-Gesellschaft zu erleben – ein Roman über die Frage nach vermeintlich verpassten Chancen.

Auch die Erzählerinnen in Judith Kuckarts Romanen „Wahl der Waffen“ (1990) und „Kein Sturm, nur Wetter“ (2019) scheuen nicht den Blick zurück, wie die Lesung im Kulturforum zeigen wird. Die Retrospektive beschäftigt Judith Kuckart nicht nur als Autorin, sondern auch als Tänzerin. In der Wartburg tritt sie mit der Tanztheatergruppe „Skoronel“ auf. Unter dem Motto „Die Erde ist gewaltig schön, doch sicher ist sie nicht“ erzählen die Tänzerinnen und Tänzer mit ihren Körpern von ihren – oft brüchigen – Biografien.

In den Irak und nach Bagdad geht es mit dem aus dem Irak stammenden Schweizer Filmemacher Samir. Im Gespräch berichtet er über die Hintergründe seiner Filme „Iraqi Odyssey“ und „Baghdad in my Shadow“, die in der Caligari Filmbühne zu sehen sind.

Im Museum Wiesbaden vermessen die Lyriker Daniela Danz und Thilo Krause die Natur als Ort der Entstehung und Vergänglichkeit.

Die Beschaffenheit eines Ortes steht auch im Zentrum von Judith Hermanns Roman „Daheim“, den sie zum Abschluss der Literaturtage im Gespräch mit Peter Stamm vorstellt.

Traditionell wird das Festival an verschiedenen Orten in der Stadt veranstaltet. Peter Stamm rückt die Landeshauptstadt jetzt sogar in einem digitalen Projekt selbst ins Zentrum: Mit
W-ORTE ruft er dazu auf, an der poetischen Kartographierung der Stadt mitzuarbeiten. Texte mit bis zu 150 Zeichen können unter www.w-orte.de passend zum jeweiligen Ort eingetragen werden. Das Projekt ist bereits gestartet und wird bis Herbst nächsten Jahres online sein.

Das ausführliche Programm liegt ab Mitte August aus und ist online verfügbar unter www.wiesbaden.de/literaturtage. Das Projekt W-ORTE ist unter www.w-orte.de zu finden.

Programmübersicht:

• Sonntag, 5. September, 18.30 Uhr, Simone Keller, Lara Stanic, Museum Wiesbaden
• Montag, 6. September, 19.30 Uhr, Peter Stamm, Casino-Gesellschaft
• Dienstag, 7. September, 19.30 Uhr, Judith Kuckart, Kulturforum Wiesbaden
• Mittwoch, 8. September, 17.30 Uhr, 20 Uhr, Samir, Caligar Filmbühne
• Donnerstag, 9. September, 18 Uhr, 21 Uhr, Tanztheater Skoronel, Wartburg
• Freitag, 10. September, 19.30 Uhr, Daniela Danz, Thilo Krause, Museum Wiesbaden
• Samstag, 11. September, 19.30 Uhr, Judith Hermann, Museum Wiesbaden

Vorverkauf: Tourist Information Wiesbaden, Marktplatz 1, Telefon (0611) 1729930; online-Vorverkauf: www.wiesbaden.de/literaturtage; Livestreams: www.reservix.de oder www.wiesbaden.de/literaturtage.

Archäologie-Jahr in Hessen widmet sich vom 10. März bis 31.12.2022 den Kelten mit Sonderausstellungen, Mitmachaktionen, Exkursionen und Vorträgen

Ausschnitt aus dem Gruppenbild aller am Projekt „Keltenland Hessen“ aktiv Beteiligter während der Auftaktveranstaltung am 4.08.2021 im Innenhof der Trinkkuranlage Bad Nauheim: In der ersten Reihe v.li.: Angela Dorn, Kunst- und Wissenschaftsministerin, dann hockend:Dr. Vera Rupp, Direktorin der Keltenwelt Glauberg und Sabine Philipp M.A.. Direktorin SAM Wiesbaden. In der hinteren Reihe v.li.: Prof. Dr. Udo Recker, Landesarchäologe von Hessen, Peter Krank, erster Stadtverordneter und Kulturdezernent  Bad Nauheim, Dr. Frank Verse, Direktor des Vonderau Museums Fulda, Dr. Karl-F. Rittershofer, Präsident der Archäologischen Gesellschaft in Hessen, Dr. Wolfgang David, Direktor des Archäologischen Museums Frankfurt.-v.r.: Stephan Medschinski , Wetterauer Archäologische Gesellschaft Glauberg, Dr. Daniel Burger-Völlmecke, Kurator Sammlung Nassauischer Altertümer, Sammlungsbereich Archäologie. © Foto Diether v. Goddenthow
Ausschnitt aus dem Gruppenbild aller am Projekt „Keltenland Hessen“ aktiv Beteiligter während der Auftaktveranstaltung am 4.08.2021 im Innenhof der Trinkkuranlage Bad Nauheim: In der ersten Reihe v.li.: Angela Dorn, Kunst- und Wissenschaftsministerin, dann hockend:Dr. Vera Rupp, Direktorin der Keltenwelt Glauberg und Sabine Philipp M.A.. Direktorin SAM Wiesbaden. In der hinteren Reihe v.li.: Prof. Dr. Udo Recker, Landesarchäologe von Hessen, Peter Krank, erster Stadtverordneter und Kulturdezernent Bad Nauheim, Dr. Frank Verse, Direktor des Vonderau Museums Fulda, Dr. Karl-F. Rittershofer, Präsident der Archäologischen Gesellschaft in Hessen, Dr. Wolfgang David, Direktor des Archäologischen Museums Frankfurt.-v.r.: Stephan Medschinski , Wetterauer Archäologische Gesellschaft Glauberg, Dr. Daniel Burger-Völlmecke, Kurator Sammlung Nassauischer Altertümer, Sammlungsbereich Archäologie. © Foto Diether v. Goddenthow

2022 findet das erste große Archäologie-Jahr in Hessen statt. Für das Projekt „KELTEN LAND HESSEN – Archäologische Spuren im Herzen Europas“ arbeiten Museen, Landesarchäologie, Stadt- und Kreisarchäologie, Forschungseinrichtungen und Vereine zusammen, um das reiche kulturelle Erbe der Kelten in Hessen sichtbar zu machen. Am 4. August 2021, ein halbes Jahr vor dem Start, informierten in Bad Nauheim Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn und die Beteiligten die Öffentlichkeit über das einzigartige landesweite Keltenprojekt vom 10. März bis 31.12.2022.

Ein halbes Jahr vor dem Start des ersten großen Archäologie-Jahres in Hessen informierten die Beteiligten gemeinsam mit Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn (am Pult) im Konzertsaal der Bad Nauheimer Trinkkuranlage die Öffentlichkeit über das Projekt. © Foto Diether v. Goddenthow
Ein halbes Jahr vor dem Start des ersten großen Archäologie-Jahres in Hessen informierten die Beteiligten gemeinsam mit Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn (am Pult) im Konzertsaal der Bad Nauheimer Trinkkuranlage die Öffentlichkeit über das Projekt. © Foto Diether v. Goddenthow

Zudem berichteten Projektpartner an zahlreichen Infotischen über ihre Themen und zeigten eine Auswahl an originalen Fundobjekten. Die Archäologische Restaurierungswerkstatt des Landesamt für Denkmalpflege zeigte Beispiele aus ihrer laufenden Restaurierungsarbeit keltischer Fundstücke für die geplanten Ausstellungen.

Begrüßung

Dr. Vera Rupp, Direktorin der Keltenwelt Glauberg © Foto Diether v. Goddenthow
Dr. Vera Rupp, Direktorin der Keltenwelt Glauberg © Foto Diether v. Goddenthow

Dr. Vera Rupp, Direktorin der Keltenwelt Glauberg, begrüßte gemeinsam mit Peter Krank, Erster Stadtrat und Kulturdezernent der Stadt Bad Nauheim, die Beteiligten des Keltenjahres und zahlreiche Gäste. Dabei machte die maßgebliche Initiatorin des Keltenprojektes einmal mehr deutlich, dass sämtliche Veranstaltungen im kommenden Jahr  unter das Label „Keltenland Hessen – archäologische Spuren im Herzen Europas“ gestellt wurden, um ganz gezielt den Blick auf die bewegte Zeit zwischen 800 vor Christus und den Beginn der Römerzeit am Ende des ersten Jahrhunderts vor Christus zu lenken. Bereits vor drei Jahren beschlossen auf Anregung der Keltenwelt Glauberg hessische Museen, Vereine, Institutionen und zahlreiche ehrenamtlich in der Archäologie Tätige das gemeinsame Kelten-Projekt. Coronabedingt wurde das Keltenjahr dann jedoch um ein Jahr verschoben. Doch die Motivation habe darunter keinesfalls gelitten, im Gegenteil: Die Museumsleute brennen darauf, nach Zeiten des Lockdowns endlich wieder Besucher begrüßen zu dürfen und freuen sich auf das Keltenjahr 2022. Zahlreiche Aktionen seien  geplant, darunter Exkursionen, Ausstellungen, Vorträge und Mitmachaktionen für jeden Geschmack und Alter.

Zu den wichtigsten Projekt-Partnern, so die Keltenwelt-Direktorin, gehören neben den Museen   die „Archäologische Gesellschaft in Hessen“ mit sehr vielen Mitgliedern sowie die Wetterauer Archäologische Gesellschaft Glauberg mit ihrem „Keltenmobil“. Das Keltenmobil werde auch im kommenden Jahr mit von der Partie sein, „und mit ihrem bewährten Vermittlungsprogramm Schulen besuchen“. Das Keltenmobil der Wetterauer Archäologischen Gesellschaft sei das einzige Projekt dieser Art in Hessen, „das mobil ist, und in die Schulen fährt, und dort eben Archäologie und Geschichte vermittelt und ein wenig Werbung für Besuche in Museen und Kultureinrichtungen mache“, so Dr. Vera Rupp.

Programm-Highlights

Auf Infotafeln und -tischen informierten die Museen über ihre Programmschwerpunkte zum Projektjahr Keltenland Hessen. © Foto Heike v. Goddenthow
Auf Infotafeln und -tischen informierten die Museen über ihre Programmschwerpunkte zum Projektjahr Keltenland Hessen. © Foto Heike v. Goddenthow

Neben den geplanten drei zentralen Veranstaltungen in der Keltenwelt Glauberg (Eine neue Zeit beginnt), im Archäologischen Museum Frankfurt (Kelten in Hessen?) und im Vonderau Museum Fulda (Eisen verändert die Welt), wird es auch zahlreiche Präsentationen und Sonderausstellungen in anderen hessischen Museen geben. Beispielsweise plant das Vordertaunusmuseum in Oberursel  die Sonderausstellung „Spuren aus keltischer Zeit im Hochtaunuskreis“ und zum Heide-Oppidum.  Zeiteninsel – Archäologisches Freilichtmuseum Marburger Land verspricht „ die Eisenzeit zum Anfassen“ mit Rekonstruktionen von Haus, Hof und Gärten in Originalgröße. Das Museum Bensheim beteiligt sich mit der Sonderausstellung „Die Kelten an der Bergstrasse“ und das Oberhessische Museum Gießen stellt in den Fokus seiner Ausstellung „Gold im Grab“ das bekannte Muschenheimer Schwert mit seinen spektakulären Goldresten aus der frühen Eisenzeit.  Die Städte und  Kreise Offenbach, Hanau und  Main-Kinzig-Kreis werden mit der Wanderausstellung „Mit dem Spaten ins Feld“ unterwegs sein.

Bronzener Schmuckanhänger des Pferdegeschirrs aus Hofheim. © Foto P. Odvody, hessenArchäologie, Außenstelle Darmstadt.
Bronzener Schmuckanhänger des Pferdegeschirrs aus Hofheim. © Foto P. Odvody, hessenArchäologie, Außenstelle Darmstadt.

Das Wiesbadener Stadtmuseum (SAM) wird von Anfang März bis Mitte August 2022 mit der Sonderausstellung „Hessen im Spannungsfeld der Kulturen“ an die keltischen Wurzeln Wiesbadens in römisch-germanischer Zeit erinnern. Das SAM wird zeigen, wie das Aufeinandertreffen von keltisch, germanisch und römisch geprägten Bevölkerungsteilen in der latènezeitlich geprägten Welt um 50 v. Chr. ein Prozess angestoßen wurde, aus dem neue kulturelle Formen und Traditionen entstanden,  so Dr. Daniel Burger-Völlmecke, Kurator Sammlung Nassauischer Altertümer, Sammlungsbereich Archäologie.

Bad Nauheimer Kelten betrieben größte vorindustrielle Saline Europas

Peter Krank, erster Stadtverordneter und Kulturdezernent  Bad Nauheim. © Foto Diether v. Goddenthow
Peter Krank, erster Stadtverordneter und Kulturdezernent Bad Nauheim. © Foto Diether v. Goddenthow

Wenig bekannt sei auch, dass Bad Nauheim nicht nur Jugendstil- und Sprudel-Bad, sondern auch Keltenstadt sei, weswegen er stolz sei, dass die Kick-off-Veranstaltung des Keltenjahres in Bad Nauheim stattfände, so Kulturdezernent Peter Krank bei seiner Begrüßung. Neben einem Rundweg auf den Spuren der Kelten in Bad Nauheim mit Infotafeln, gibt es einen Keltenpavillon am Gradierwerk I mit einem rekonstruiertem keltischen Siedeofen, Text- und Infotafeln sowie einen Film zum Thema „Keltische Saline“. Im dritten und zweiten Jahrhundert vor Christus haben die Kelten am Ufer der Usa auf der Länge von mehr als einem Kilometer die größte zeitgenössische Saline Europas betrieben. Obgleich die Kelten keine schriftlichen Zeugnisse hinterließen, sei ihr Tun durch archäologische Funde ausreichend belegt: Man fand beispielsweise flache gepflasterte Becken, in denen schwach salzhaltige Sole durch Verdunstung konzentrierte wurde, um den Siedeprozess zu verkürzen. Auch belegten tonnenweise Scherben von nach dem Sieden zerschlagenen Tongefäßen  den Umfang der keltischen   Salzgewinnung.

Europaweite Vernetzung frühkeltischer und mediterraner Kulturen

Angela Dorn, Kunst- und Wissenschaftsministerin. © Foto Heike v. Goddenthow
Angela Dorn, Kunst- und Wissenschaftsministerin. © Foto Heike v. Goddenthow

Kunst- und Wissenschaftsministerin Angela Dorn unterstrich in ihrem Grußwort mit Blick auf Bad Nauheim nochmals die Bedeutung der keltischen Salzgewinnung in Bad Nauheim. „Die Kelten geben der Wissenschaft bis heute Rätsel auf, da sie keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen haben. Wir wissen aber – unter anderem aus den Funden auf dem Glauberg –, dass schon die frühkeltischen Kulturen in Europa untereinander und mit den mediterranen Kulturen vernetzt waren“, erklärt Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Die Archäologinnen und Archäologen haben die faszinierende, aber auch oft kleinteilige und zeitintensive Aufgabe, die Vergangenheit anhand der Ausgrabungsergebnisse zu rekonstruieren. Viele Thesen werden im Verlaufe der Forschungen aufgestellt und verworfen, neue Funde können ein ganz anderes Bild ergeben: So ist Wissenschaft. Möglichst viele Menschen in diese Arbeit mit hineinzunehmen, das macht für mich den ganz besonderen Reiz dieses Archäologie- Jahres aus. Es ist eine einmalige Gelegenheit, die reiche Fund- und Forschungslandschaft Hessens für Klein und Groß erlebbar zu machen und vermeintlich Bekanntes aus einer neuen Perspektive zu entdecken.“

Erstmals ein archäologisches Thema  hessenweit im Fokus 

Prof. Dr. Udo Recker, Landesarchäologe von Hessen, © Foto Heike v. Goddenthow
Prof. Dr. Udo Recker, Landesarchäologe von Hessen, © Foto Heike v. Goddenthow

Prof. Dr. Udo Recker, Landesarchäologe von Hessen unterstrich: Mit dem Projekt „Keltenland Hessen – Archäologische Spuren im Herzen Europas“ finden zahlreiche wissenschaftliche Vorhaben in gewisser Weise ein Ende. Gleichzeitig weise das Projekt aber auch in die Zukunft. „Dass wir wissenschaftliche Ergebnisse in Museen präsentieren ist jetzt nichts Außergewöhnliches. Das ist der klassische Auftrag eines Museums, das zu tun und die breite Öffentlichkeit zu informieren. Dass wir das fokussiert auf das Thema Kelten tun, und dass wir das in dieser Breite tun, und dass wir uns praktisch im ganzen Land mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten dem Thema nähern, das ist neu. Das ist das erste Mal der Fall. Und das ist, glaube ich auch, ganz gut gelungen, und das ist ganz toll“, weil es auch die Bedeutung und das Interesse aller an einem solchen Projekt einmal mehr unterstreiche, so der Landesarchäologe in seinem Grußwort.

Kelten seien die Menschen der Eisenzeit

Dr. Frank Verse, Direktor des Vonderau Museums Fulda. © Foto Diether v. Goddenthow
Dr. Frank Verse, Direktor des Vonderau Museums Fulda. © Foto Diether v. Goddenthow

In seiner Einführung ins  „Keltenjahr“ machte Dr. Frank Verse, Direktor des Vonderau Museums Fulda, deutlich, dass es sich bei den Kelten nicht um eine eingewanderte Bevölkerungsgruppe handele: „Mit den Kelten wird die Bevölkerung der Eisenzeit, also die Bevölkerung des 8. bis 1. Jahrhunderts vor Christus, in Verbindung gebracht. Eisen bzw. Eisenerz, komme in der Natur deutlich häufiger vor als Kupfer und Zinn, den Metallen, aus denen Bronze legiert werde. „Dadurch ließ sich Eisen für die damalige Bevölkerung wesentlich leichter und in erheblich größeren Umfang beschaffen, was natürlich auch unmittelbare Auswirkungen auf die Herstellung von Waffen oder eisernen Geräte, und damit letztlich auch auf die Entwicklung der Kultur der Eisenzeit gehabt habe, so Dr. Frank Verse. Die Bedeutung dieses  technologischen Wandels in der Eisenzeit für die Kulturentwicklung machte der Museumsdirektor an einem Beispiel deutlich:
„Noch in der Bronzezeit wurde mit hölzernen Pflügen der Boden bestellt. Und erst in der Eisenzeit kommt der metallene Pflug, die eiserne Pflugschar dazu. Der eiserne Pflug, bzw. der Pflug mit eiserner Schar, ist natürlich deutlich stabiler gewesen, so dass sie wesentlich größere Flächen pro Tag annehmen konnten, und gleichzeitig auch schlechtere Böden bearbeitet werden konnten. Dies führte wiederum zu einer Steigerung des Ertrags und bildete die Grundlage für die Bildung größerer Ansiedlungen. Diese größeren Ansiedlungen mit Menschenansammlungen führten natürlich wiederum dazu, dass mehr Eisen benötigt wurde, und auch mehr Salz zur Konservierung von Lebensmitteln, um auf diese Weise eine Ernährungssicherheit herzustellen. Dies wiederum führte  zur Herausbildung früher Wirtschaftszentren wie hier etwa in Bad Nauheim zur Salzgewinnung oder im Bereich des Lahn-Tals zur Eisenproduktion“, erläuterte der Dr. Frank Verse.
Anhand dieses Beispiels ließe sich doch auch der Keltenbegriff grob erklären, nämlich „dass wir es bei den Kelten nicht mit einer neu eingewanderten Personengruppe zu tun haben, sondern, dass wir es mit einem materiellen und kulturellen Wandel zu tun haben, der im Wesentlichen durch die Eisentechnologie angestoßen wurde“, so Dr. Frank Verse . Dabei gäbe es innerhalb Hessens – mit einem erheblichen Nord-Südgefälle behaftet – deutliche regionale Unterschiede.

Keltenfest am Glauberg - © Foto Diether v. Goddenthow
Keltenfest am Glauberg – © Foto Diether v. Goddenthow

Wandel zur Eisenzeit vergleichbar mit digitalem Wandel
Man habe es zu Beginn der Eisenzeit  mit derselben Menschengruppe zu tun, wie am Ende der Bronzezeit, so der Museumsdirektor. Das belegten auch die Gräberfelder, die einfach am Übergang dieser Zeit Grenzen durchlaufen. Das mache aber die Beschäftigung mit der Eisenzeit umso spannender, „weil es auch deutliche Parallelen zu unserer Gesellschaft der Gegenwart gibt. Wir selber leben am Anfang des digitalen Zeitalters, und erleben bereits jetzt wie sehr diese neue Technik unser Lebens- und Arbeitsumfeld bereits nach wenigen Jahrzehnten umgeändert hat. Auch unsere Kultur befindet sich – ähnlich wie die in der eisenzeitlichen Bevölkerung – in einem starken Umbruch“, so Dr. Frank Verse.

Es ist aber auch kein Zufall, dass sich die Forschung immer wieder mit der Eisenzeit und damit mit den Kelten beschäftigt hat. Das Land Hessen ist dabei besonders gut aufgestellt, da es mit der Keltenwelt am Glauberg sowohl über ein eigenes Spezialmuseum verfügt, also auch mit dem Forschungszentrum eine entsprechende Forschungseinrichtung zu dieser Zeit besitzt. Und es wurde schon erwähnt: Es ist auch tatsächlich das einzige im Bereich der Denkmalpflege mit diesem ausschließlichen Forschungsauftrag, was für die Entwicklung sehr wichtig ist.

Info-Tisch der Restaurierungswerkstatt des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen mit Beispielen ihrer laufenden Restaurierungsarbeiten keltischer Fundstücke.  © Foto Heike v. Goddenthow
Info-Tisch der Restaurierungswerkstatt des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen mit Beispielen ihrer laufenden Restaurierungsarbeiten keltischer Fundstücke. © Foto Heike v. Goddenthow

Neben dem Glauberg mit der berühmten Statue eines Keltenfürsten sind der Dünsberg bei Wetzlar, der Altkönig und das Heidetränk-Oppidum im Taunus oder die Milseburg in der Rhön weitere bedeutende Zeugen keltischer Kultur in Hessen.
(Diether v. Goddenthow)

Informationen
Das Archäologie-Jahr umfasst Sonderausstellungen, Führungen, Mitmach-Aktionen und Vorträge vielerorts in Hessen. Der Veranstaltungskalender wird digital auf www.keltenland-hessen.de, Instagram und Facebook sowie gedruckt u.a. bei den Projektpartnerinnen und -partnern vor Ort zur Verfügung gestellt. Zudem wird es ein Begleitbuch zum Keltenjahr 2022 geben.

www.keltenland-hessen.de

Projektbüro
KELTENWELT AM GLAUBERG
Achäologisches Landesmuseum Hessen
Am Glauberg 1
63695 Glauburg
E-Mail: kontakt@keltenland-hessen.de