Kultursommer Rheinland-Pfalz 2020 – Überblick über die Veranstaltungen bis Anfang 2021

Logo-ZukunftKuso-highIn diesem Jahr ist vieles anders. Aus diesem Grund eröffnete Kulturminister Konrad Wolf die Pressekonferenz mit den Worten: „Der heutige Rückblick auf den Kultursommer 2020 kann natürlich kein gewöhnlicher Rückblick sein. Es war ja auch kein gewöhnlicher Kultursommer. Ich freue mich, dass trotz der außergewöhnlichen, corona-bedingten Situation viele Veranstaltungen stattfinden konnten und ich danke allen Beteiligten, denn ohne deren Einsatz wäre dies nicht möglich gewesen.“ Da einige der Projekte, die für 2020 geplant waren, nach 2021 verschoben werden konnten, heißt das Motto auch im kommenden Jahr noch einmal „Kompass Europa: Nordlichter“.
„Natürlich werden nicht nur ausgefallene Projekte nachgeholt“, so Kulturminister Wolf, „sondern es wird auch neue Projekte geben.“
Bis zum 31. Oktober kann die Kulturszene des Landes noch ihre Anträge stellen um eine Förderung zu erhalten und damit Teil des Kultursommers 2021 zu werden.

Als der Minister Anfang März das Programm des Kultursommers 2020 vorstellte, herrschte große Vorfreude: Etwa die Hälfte der insgesamt ca. 200 geförderten Projekte widmete sich dem aktuellen Motto „Kompass Europa: Nordlichter“, viele hatten Künstlerinnen und Künstler aus den Skandinavischen und Baltischen Ländern oder Island eingeladen oder planten Originalkunstwerke auszustellen. Nur wenige Tage später lauteten die brennenden Fragen: Können in den nächsten Monaten überhaupt Kulturveranstaltungen mit Publikum stattfinden? Können Künstlerinnen und Künstler reisen? Und ab wann wird was wieder möglich sein?

Schon im März konnte der Kultursommer den Veranstaltern ein hohes Maß an Flexibilität ermöglichen: Terminverschiebung bis in den Dezember, inhaltliche Anpassung, andere Veranstaltungsorte oder auch die teilweise oder vollständige Digitalisierung der Kulturangebote. All das machte möglich, dass immerhin fast 2/3 der ursprünglich geplanten Projekte realisiert werden konnten – und auch noch können. Die Reihen „Westerwälder Literaturtage“, „Gegen den Strom“ an der Lahn, „Philosophien des Glücks in Dänemark und Deutschland“ im Ernst-Bloch-Zentrum Ludwigshafen, Palatia Jazz mit einigen Konzerten in der Speyerer Gedächtsniskirche und andere werden nun bis in den Spätherbst Veranstaltungen anbieten, manche Ausstellungen gehen sogar darüber hinaus. Durch Absagen freigewordene Mittel wurden kurzfristig umverteilt. Insgesamt konnte alleine der Kultursommer dadurch drei Dutzend zusätzliche Projekte fördern. „Manche Veranstalter konnten ihre Angebote spontan den Gegebenheiten anpassen und haben neue Kulturangebote initiiert, die wir gerne unterstützt haben“, so Prof. Dr. Jürgen Hardeck, Geschäftsführer des Kultursommers. Zunächst rein digital, dann die geplanten Ausstellungen, dann „Live im Autokino“-Projekte ab Mitte Mai, denen ab Mitte Juni auch wieder Indoor- und Open-Air-Veranstaltungen folgten.

Die Förderungen einiger Projekte wurden aufgestockt, damit sie – unter veränderten Bedingungen – stattfinden konnten. So bot z.B. Michael Kötz mit Open-Air-Vorführungen ein kräftiges Lebenszeichen der Filmfestspiele Ludwigshafen: Täglich liefen drei Vorstellungen für maximal je 350 Besucher; 15.000 kamen insgesamt. Im Rahmen dieses Kultursommers haben einige Festivals bereits auf hybride Formate umgestellt oder andere Formate entwickelt. Die zweiten „Heimat-Europa Filmfestspiele“ in Simmern fanden als Autokinofestival und Open Air statt und hatten erfreuliche 4600 Gäste in vier Wochen. Das Internationale Musikfestival Koblenz IMUKO, das Festival Grenzenlos Kultur in Mainz,das Lahnsteiner Bluesfestival und einige Veranstaltungen der Westerwälder Literaturtage im KulturWerk Wissen wurden und werden als Hybridveranstaltungen angeboten, und auch kleinere Veranstalter haben sich die Technik zunutze gemacht. Mit einem fahrenden Musikzimmer, Klang- und Rauminszenierungen sowie Konzert- und Weingenüssen für die eigenen vier Wände setzte sich das Mosel Musikfestival im August „in Bewegung“ und „Bingen swingt! auf Bestellung“ hat seine Fans ebenfalls zuhause besucht.

Großveranstaltungen und vor allem Veranstaltungen mit Gästen aus den acht nordeuropäischen Ländern konnten nicht stattfinden. Darum gilt das Motto „Kompass Europa: Nordlichter“ in 2021 erneut. Die Kompassnadel wird dann 2022 auf Osteuropa weisen; 2023, wenn Rheinland-Pfalz die Präsidentschaft in der Großregion innehaben wird, auf Westeuropa und 2024 auf Südeuropa.

Die offizielle Eröffnung des Kultursommers wird weitgehend mit dem bereits für 2020 geplanten Programm in Zweibrücken stattfinden. Vom 30. April bis 2. Mai werden dort zahlreiche Mitwirkende aus den Ländern Nordeuropas erwartet. Das Team aus Stadt und Kultursommer arbeitet intensiv daran, das Kulturfest zu einem genussvollen und sicheren Event für die ganze Familie zu machen.

„Natürlich werden nicht nur ausgefallene Projekte nachgeholt“, so Kulturminister Wolf, „sondern es wird auch neue Projekte geben.“ Bis zum 31. Oktober kann die Kulturszene des Landes noch ihre Anträge stellen um eine Förderung zu erhalten und damit Teil des Kultursommers 2021 zu werden.

Mehr zum Kultursommer Rheinland-Pfalz unter
www.kultursommer.de und www.facebook.com/kultursommer.rlp .

Noch im Kultursommer 2020 zu erleben:
(Änderungen vorbehalten)

bis 25.10.2020 | Ausstellungsreihe: „Kompass Europa: Nordlichter“
in Schönecken / Eifel
bis 31.10.2020 | Hei, Hej! Filme aus dem Norden – cinemayence, Mainz
bis 31.10.2020 | Ausstellung: Konsonanz – sucht das Freie doch die Nähe zur Ordnung
Galerieräume der Fruchthalle Kaiserslautern
bis 31.10.2020 | Im Hause des Vaters gibt es viele Wohnungen – Teil III: pilger/reise
Ausstellung im Fronhof Leutesdorf u. Buchhandlung Ankerbuch, Andernach
bis mind. 31.10.2020 | #stayathomeKaiserslautern – Open-Air-Ausstellung
bis 08.11.2020 | Ausstellung „Alter Schwede“, Kunstpfade Sankt Martin, Pfalz
9 x Blind Date mit skandinavischer Kunst; Rundgang auch als Video verfügbar
bis 14.11.2020 | Enjoy Jazz; Ludwigshafen
bis 15.11.2020 | SKRIK (Schrei); Ausstellung MAM Kunstverein in Neumagen-Dhron
bis 18.11.2020 | 19. Westerwälder Literaturtage
mit „Nordlichter“-Schwerpunkt
bis 19.11.2020 | DENKBARES – Begegnungen mit Menschen und Büchern
literarisch-philosophischen Begegnungen im Norden des Landes
bis 23.11.2020 | Helmut Schmidt. Hanseat-Staatsmann-Weltbürger
im Willy-Brandt-Forum Unkel
bis 04.12.2020 | „Glück“ Komödie von Eric Assous; Theater Am Ehrenbreitstein
bis 12.12.2020 | Festspiele Ludwigshafen
bis 18.12.2020 | „Gegen den Strom“ – Festival an der Lahn
bis 30.12.2020 | Sonderausstellungen „Pippi Langstrumpf, Petterson und Mama Muh“
& „The voice of puppetry“ im PUK Bad Kreuznach
bis 30.12.2020 | Bildende Kunst virtuell erlebbar machen – Videos des Zehnthaus Jockgrim
bis 09.01.2021 | Wanderausstellung „Fake News“ in Kaiserslautern und Ludwigshafen
bis Frühjahr 2021 | Sondervorstellungen „marionettissimo“ im PUK Bad Kreuznach

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24.10.2020 & 01.11.2020 | 26. Koblenzer Mendelssohn-Tage
25.10.2020 | Windrose: Nord; Konzert im Museum Pfalzgalerie, Kaiserslautern
25.10.2020 – 19.12.2020 | Folk & Fools Spezial in Montabaur
29.10.2020 – 30.10.2020 | Klingende Nordlichter – Ostseereise
Kinder und Jugendliche singen mit dem Calmus Ensemble, Hambach
29.10.2020 – 01.11.2020 | 2. VISIONÄR FILM FESTIVAL MAINZ
mit jungen Filmemacher*innen aus Nordeuropa
30.10.2020 | Solveigs Songs – Die dunkle Seite des Fjords
Kinder- und Jugendtheater Speyer
30.10.2020 & 27.11.2020 | GIG’N’GO UNLOCKED Teil 2 & 3
online Tanzstück, LiveStream des Ensemble BewegGrund Trier
30.10.2020 – 11.12.2020 | Nuit de la Chanson, Kammgarn Kaiserslautern
31.10.2020 – 02.11.2020 | Nibelungen-Festspiele Worms – „Das Herbstprogramm“
31.10.2020 & 21.11.2020 | Binger Meisterkonzerte
05.11.2020 – 14.11.2020 | FILMZ – Festival des deutschen Kinos, Mainz
06.11.2020 – 07.11.2020 | Kultursommer Wachenheim
Foto-Vorträge zu Lappland, Norwegen, Island
09.11.2020 – 22.11.2020 | 16. Figurentheater-Festival in Hachenburg
12.11.2020 – 29.11.2020 | Finnland – ein Nordlicht zwischen Mythos und Realität, Trier
multimediales Theaterstück
12.11.2020 – 03.12.2020 | Philosophien des Glücks in Dänemark und Deutschland
Ernst Bloch und Henrik Pontoppidan; Ernst Bloch-Zentrum Ludwigshafen
ab Mitte November | Kreativ & Kultur Winter Lounge in der Kulturei, Mainz
27.11.2020 – 07.03.2021 | Joachim Koester, Kunsthalle Mainz
dänischer Konzeptkünstler, Fotograf und Filmschaffender
03.12.2020 – 05.12.2020 | palatia jazz Trostperlen Konzerte
Drei Doppelkonzerte in der Gedächtniskirche in Speyer
03.12.2020 – 10.01.2021 | Festungsvarieté, Ehrenbreitstein
06.12.2020 | Otterberger Abteikirchenkonzert: Bach, WO, Kantaten 1+2 (gekürzt)
10.12.2020 – 20.12.2020 | Nobody’s Company – die fröhliche Revolution, unterhaus Mainz
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außerdem:
bis 07.02.2021 | FLUX4ART. Kunst in Rheinland-Pfalz; Sayn / Pirmasens / Wittlich
bis 18.04.2021 | Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht im Landesmuseum Mainz
mit Begleitprogramm an historischen Orten in ganz Rheinland-Pfalz
bis 13.06.2021 | Der Medicus im Historischen Museum der Pfalz Speyer
bis 12.09.2021 | ECHO – Die Aura der Antike: Werner Kroener im Landesmuseum Trier

Mehr zum Kultursommer Rheinland-Pfalz unter
www.kultursommer.de und www.facebook.com/kultursommer.rlp .

Landeshauptstadt Mainz verschärft ab 22.10.2020 die Corona-Schutzmaßnahmen

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Die Stadt Mainz reduziert ab dem 22. Oktober 2020 die zulässige Personenzahl bei Veranstaltungen und Privatfeiern und beschließt Maskenpflicht in weiterführenden Schulen nach Ferienende. Denn allein am gestrigen Tag gab es 35 Neuinfektionen. Das sei ein sehr hoher Wert, weswegen die Lage in Mainz weiterhin angespannt bliebe, so der Magistrat. Der 7-Tage-Inzidenzwert – mithin die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner pro Woche – hat mit 85 einen Rekordwert erreicht.

Deswegen tagte heute der Verwaltungsstab unter der Leitung von Sozialdezernent Dr. Eckart Lensch und unter Beteiligung des Gesundheitsamtes. Hierbei wurden aufgrund der weiterhin steigenden Infektionszahlen ergänzende Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung gegen Coronavirus-Infektionen beschlossen, die die aktuellen Regelungen der Corona-Bekämpfungsverordnung des Landes Rheinland-Pfalz (CoBeLVO) flankieren.

Die Corona-Warn-Ampel für Mainz steht seit dem 13. Oktober 2020 in Mainz auf „Gefahrenstufe Rot“. Der „Corona Warn- und Aktionsplan Rheinland-Pfalz“ empfiehlt, dass diese Stufe dann erreicht wird, wenn der 7-Tage-Inzidenzwert von 50 Fällen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern überschritten wird. Da die Überschreitung des 50er-Schwellenwertes – aktuell liegt dieser in Mainz bei 85 – derzeit auf einem hohen Level verharrt und davon auszugehen ist, dass die Fallzahlen in den nächsten Tagen auf hohem Niveau und damit deutlich oberhalb dieses Warnwertes verbleiben dürften, hat der Verwaltungsstab der Landeshauptstadt Mainz am heutigen Tage entschieden, die bislang gültigen Einschränkungen und Maßnahmen um einige weitere Schritte zu ergänzen. Auf diesem Wege sollen mögliche Gefahrenquellen für Infektionen weiter reduziert werden.

Sozialdezernent Dr. Eckart Lensch, der aktuell den Verwaltungsstab leitet, betont: „Die Infektionslage bleibt angespannt. Wir verbleiben auf einem sehr hohen Infektionsniveau. Die Situation muss daher weiterhin als sehr ernst bezeichnet werden. Wir müssen der dynamischen Infektionslage mit weiteren Maßnahmen entgegenwirken, die ab heute Nacht um 0.00 Uhr in Kraft treten werden.
Wir setzen nach der Analyse der vorherrschenden Situation weitere Angleichungen unserer Corona-Vorgaben dort um, wo es uns als zwingend und sinnvoll erscheint: Bei Feierlichkeiten, bei Veranstaltungen im Innen- und Außenbereich, als auch absehbar in den Schulen. Auf Vorschlag der Schulaufsicht und des Bildungsministeriums in der gemeinsamen Task-Force haben wir deshalb auch die Maskenpflicht an Schulen nach den Herbstferien als geeignete Maßnahme beschlossen, um Risiken zum Schulstart weiter zu minimieren. Um Herr des Geschehens zu bleiben, müssen wir in Begleitung des Infektionsgeschehens zudem in der Lage bleiben, die Kontakte der Infizierten weiterhin nachverfolgen zu können. Dies ist von großer Bedeutung. Mit den ergänzenden Regelungen appelliere ich erneut an die Mainzerinnen und Mainzer. Halten Sie sich an die Vorgaben, nehmen Sie Rücksicht auf Ihr Umfeld, halten Sie Abstand, vermeiden Sie größere Zusammenkünfte und reduzieren Sie weit möglichst Kontakte. Denn nur so schützen wir uns selbst, unsere nächsten Angehörigen und Familien sowie jene, die aufgrund ihres Alters oder einer Vorerkrankung besonders gefährdet sind.

Wir sind alle zu verantwortungsvollem Handeln aufgerufen, helfen Sie mit, das Infektionsgeschehen zu reduzieren. Wir haben es alle weiterhin gemeinsam in der Hand!“

Ab dem morgigen Donnerstag, 22. Oktober 2020 (0.00 Uhr), wurden für das Stadtgebiet Mainz folgende ergänzenden Maßnahmen beschlossen, die in Kraft treten:

Änderung Ziffer 2
• Veranstaltungen im Freien sind anstatt wie bisher mit 250 Personen nur noch mit bis zu 100 gleichzeitig anwesenden Personen zulässig.

Änderung Ziffer 3
• Veranstaltungen in geschlossenen Räumen sind nur noch mit bis zu 50 gleichzeitig anwesenden Personen unter Beachtung der allgemeinen Schutzmaßnahmen zulässig. Die Möglichkeit der erhöhten Personenanzahl bei Veranstaltungen mit festen Sitzplätzen wurde aufgehoben.

Änderung Ziffer 4
• Privatveranstaltungen, zum Beispiel Hochzeiten oder Geburtstage, sind statt wie bisher mit 20 Personen nur noch mit bis zu 10 gleichzeitig anwesenden Personen auch in angemieteten/zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten oder Flächen zulässig.

Änderung Ziffer 18
• Von dem weiterhin grundsätzlich vorhandenen Prostitutionsverbot kann eine Befreiung erteilt werden, wenn tatsächliche Anhaltspunkte die Annahme rechtfertigen, dass die in § 6a der 11. CoBeLVO festgelegten Pflichten und Gebote erfüllt werden und ein individuelles Hygienekonzept vorgelegt wird.

Änderung Ziffer 21
• Maskenpflicht in Schulen: An allen Schulen in der Stadt Mainz gilt während der gesamten Schulzeit, einschließlich des Unterrichts, eine Maskenpflicht. Ausgenommen davon sind Grundschulen, die Primarstufe an Förderschulen sowie Schulen mit dem Förderschwerpunkt ganzheitliche Entwicklung oder motorische Entwicklung.

Martinsumzüge
Unabhängig von diesen per Allgemeinverfügung vorgeschriebenen Maßnahmen, appelliert der Verwaltungsstab der Stadt Mainz auch an die Veranstalterinnen und Veranstalter von St. Martins- oder Laternenumzügen, diese in diesem Jahr auf Grund des sehr dynamischen Infektionsgeschehens und der sehr hohen Infektionszahlen nicht durchzuführen, zumal dies unter den derzeit geltenden Regelungen auch nur schwer möglich wäre.

Freisportanlagen im Stadtgebiet
Weiterhin hat der Verwaltungsstab festgelegt, dass „Freisportanlagen“ wie städtische Bolzplätze, Basketballplätze, Bouleplätze etc. nur noch von max. 5 Personen oder max. zwei Hausständen zeitgleich (entsprechend der Regelung für den Aufenthalt im öffentlichen Raum) benutzt werden dürfen.

Auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes, in Abstimmung mit der Task-Force des Landes RLP und dem örtlich zuständigen Gesundheitsamt, erlässt die Landeshauptstadt Mainz daher für die genannten Maßnahmen eine entsprechende Allgemeinverfügung, die noch am heutigen Tag, also Mittwoch, 21. Oktober 2020 veröffentlicht wird und damit ab dem morgigen Donnerstag, 22. Oktober 2020 um 0.00 Uhr Gültigkeit entfalten.

Die Maßnahmen wurden mit der Corona-Task Force, die auf Grundlage des Warn- und Aktionsplans Rheinland-Pfalz den städtischen Verwaltungsstab berät und Empfehlungen ausspricht, abgestimmt und fand deren ausdrückliche Zustimmung. Die Task Force setzt sich zusammen aus Vertretern der Stadtverwaltung Mainz, des zuständigen Gesundheitsamts Mainz-Bingen, des Gesundheitsministeriums, des Innenministeriums, des Bildungsministeriums, der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, des Städtetags Rheinland-Pfalz, der Polizei und tagt unter der Leitung des Präsidenten des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung.

Der Verwaltungsstab der Landeshauptstadt Mainz wird die Entwicklung bei der Ausbreitung der Coronavirus-Infektionen weiterhin kontinuierlich beobachten und die beschlossenen Maßnahmen entsprechend anpassen. Der Verwaltungsstab wird dazu in engen zeitlichen Abständen zusammentreten. Seit März dieses Jahres tagt der Stab regelmäßig und trifft sich ein bis dreimal die Woche.

Aktuelle Informationen der Stadtverwaltung Mainz zu den Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Infektionen unter www.mainz.de/coronavirus.

Hessischer Film- und Kinopreis wird im hr-Fernsehen in einer Sondersendung am 22. Oktober bekannt gegeben

Bild © hr
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Wiesbaden. Die Gewinnerinnen und Gewinner des 31. Film- und Kinopreises werden nach der Pandemie-bedingten Absage der Präsenzveranstaltung am kommenden Donnerstag in einer Sondersendung des hr-Fernsehens bekannt gegeben. Der Hessische Rundfunk sendet am Donnerstag, 22.Oktober, von 22.30 Uhr an ein „Hauptsache Kultur Spezial: Der Hessische Film- und Kinopreis 2020“.

Weitere Infos: https://www.hessischerfilmpreis.de/

Die Frankfurter Kunstmesse: Die DISCOVERY ART FAIR findet trotz Corona von 29. 10. bis 1. Nov. 2020 statt – Sie will Kunst wieder erlebbar machen

© discovery art fair
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Nach dem derzeitigen Stand soll vom 29. Oktober bis 1. November 2020 die dritte Ausgabe der Kunstmesse „Discovery Art Fair“ auf dem Frankfurter Messegelände ihre Tore öffnen. Wie die Veranstalter mitteilen sei das in Zeiten wie diesen keine Selbstverständlichkeit. Während viele Messen der letzten Monate abgesagt werden mussten, arbeiteten die DAF-Organisatoren zusammen mit der Messe Frankfurt intensiv daran, die beliebte Kunstmesse so zu gestalten, dass die entspannte und anregende Atmosphäre erhalten bleibt, zeitgleich aber alle Hygienevorschriften und die Sicherheit von Besuchern und Ausstellern gewährleistet ist, so die Veranstalter.

Seit Beginn der Pandemie handelt es sich laut Veranstalter um  die erste Publikumsmesse auf dem Frankfurter Messegelände, die ganz im Zeichen der Kunst steht.

In einer Pressemeldung heißt es weitert: „Der Umzug in die weitaus größere Halle 1, die ehemalige Halle der Art Frankfurt, erlaubt eine aufgelockerte Standarchitektur, Abstandsbereiche und breite Gänge. Zusätzliche Skulpturenplätze bereichern das Angebot der Messe, an der in diesem Jahr auf mehr als 7.000 Quadratmetern rund 100 Aussteller zeitgenössische Kunst aller Sparten präsentieren. Damit konnte die Teilnehmerzahl, trotz geltender Einreise-beschränkungen, im Vergleich zu den beiden Vorjahren sogar noch gesteigert werden, was als wichtiges Signal für den Kunstmarktstandort Frankfurt gewertet werden kann.

Der digitale Messe-Begleiter: Kontaktlose Informationsbeschaffung für Besucher

Als erste Deutsche Kunstmesse wird die Discovery Art Fair Frankfurt die innovativen Leistungen von fynd.art, einem Start-Up aus Österreich, in Anspruch nehmen. Mit der neu entwickelten Web-Applikation können Messebesucher ausgestellte Werke scannen und Informationen über Kunstwerk und Künstler kontaktlos auf ihr Smartphone erhalten. Die gescannten Kunstwerke können in einer persönlichen Merkliste gespeichert werden und sind auch nach der Messe noch abrufbar. Die Web-App übernimmt die Funktion von Flyern und Katalogen und sorgt mit der Möglichkeit zum einfachen kontaktlosen Sammeln von Daten und Fakten nicht nur für eine Optimierung des Messe-Besuchs sondern stellt auch im Rahmen eines umfassenden Hygienekonzepts eine weitere Unterstützung zur Senkung des Ansteckungsrisikos dar.

Tausende Kunstwerke suchen neue Besitzer
Besonders der in der Messelandschaft einmalige, sorgfältig kuratierte Mix aus Galerien, Projekten und Einzelkünstlern sorgt für einen spannenden Einblick in die aktuelle Kunstproduktion. Das Angebot reicht von Malerei, Fotokunst und Arbeiten auf Papier über Skulptur und Installation bis zu Mixed-Media-Arbeiten und Urban Art.

Namhafte Messeteilnehmer wie die Frankfurter Galerie Barbara von Stechow, die Düsseldorfer Galerie Bengelsträter, die Berliner Galerie Gräfe art.concept oder Galerie Augarde aus der Eifel bieten eine attraktive Zusammenstellung von aufstrebenden Newcomern und etablierten Positionen. Junge Galerien und Künstler-Projekte bieten Kunstentdeckern und Sammlern die Chance, für jeden Geschmack und jedes Budget das passende Kunstwerk zu finden. Und die „Artist Section“ offenbart die einmalige Gelegenheit, die Künstler persönlich kennenzulernen und sich mit ihnen über ihre Arbeiten auszutauschen.

Alle Kunstfans, die in einen Dialog mit Künstlern und Galeristen treten wollen und ein einzigartiges Original suchen, sind herzlich eingeladen, am besten vorab ihr Online-Ticket zu buchen, denn die maximale Besucherzahl ist begrenzt.

Außerdem lautet der Apell der Veranstalter an alle Kunstliebhaber, gerade jetzt durch den Kauf eines kleinen oder auch großen Kunstwerkes die Kunstschaffenden zu unterstützen und ihr Zuhause mit ihrem neuen Lieblingswerk zu verschönern.

Aussteller der Discovery Art Fair Frankfurt 2020

Galerien / Projekte
ArsCubis, Art moves Europe e.V., ART2you, Art42, coGALERIE, Die Böden zur Kunst, dieHO Galerie, FineArtCrash, Forum Kunst contemporary, Galeria C4ter, Galerie Augarde, Galerie Barbara von Stechow, Galerie Bengelsträter, Galerie Gräfe art-concepts, Galerie Klose, Galerie le art, Galerie Shia Bender, Galerie WangHohmann, Galerie Wilmsen, Galerie Z22, Hamburger Kunst Galerie, HLP Gallery, Ingallery, MJFdesign Gallery, Kunsthandel Fiedler, Lions-Edition, OpenArtExchange, Parcus Gallery, Paris-Berlin Artspace, Red Corridor Gallery, Rurbrecht Severens Fine Arts, Sarto Art Agency, Schlieder Contemporary, Steinberger Galerien – Kunsthaus am See, Studio Komander, teleSCOPE gallery, Unique Contemporary, Vijion Art Gallery, Wolfram Völcker Fine Art

Präsentation der Einzelkünstler
A.W. Schöps, abstract meets sculpture, Achim Ripperger, Alwin Seel, Anjuta Schneider, Atelier Luke, Axel Becker, Babette Hintz, Birgit Pollklaesener, Brigitte Witzer, Burkhard Schittny, Claudia Botz, Claudia Küster, Daniel Engelberg, Daniela Polz, Danny Frede, Dorothee Wendel, Forman_act, Frank Scheidhauer, frau wiese, Fräulein Nehring, Gabriele Willberg ,Gerd Paulicke, Gerda Jacobs, Heide Fischer, Heike Lin Triebel, Hyeja, Hyp Yerlikaya, Irina Wolff, Irmgard Marx, Isabel Ritter, Jacques Gassmann, Jana Dettmer, Johannes Ehemann, Jörg Minrath, Josef Thalhofer, Jürgen Schmidt-Lohmann, Kaja el Attar, Katja Gehrung, Katrin Sandmann-Henkel, Kerstin Grobler, Kuno Vollet, Leah Rudolph, Lisa Follmann, Ljuba Stille, Lucia Brauburger, Manuela Baltz, Manuela Pasch, Markus Maier, Michael Hartfelder, Monika Lehmann, Nadja Zikes, Niaz Naseri, Oliver Pavic, Pe Hagen, Pia von Reis, Rabe, Rainer Jacob, Reinhold Adscheid, Richard Hoffmann, Sussi Hodel, Tatjana Lee, Thomas Gessner, Thomas Wolter, Tim David Trillsam, Titus Reinarz, Ursula Schregel, Volker W Hamann, Winfried Becker

Discovery Art Fair Frankfurt
Messetage 30. Oktober – 1. November 2020
Eröffnungstag 29. Oktober 2020 – First Choice (nur für geladene Gäste)

Messe Frankfurt, Halle 1 (Eingang City)
Ludwig-Erhard-Anlage 1, 60327 Frankfurt am Main

Öffnungszeiten
Freitag – Samstag: 11:00 bis 21:00 Uhr
Sonntag: 11:00 bis 18:00 Uhr

Eintrittspreise
Tagesticket inkl. Katalog 20 EUR | ermäßigt 15 EUR

https://discoveryartfair.com/de/fairs/frankfurt

NEUERÖFFNUNG DES JÜDISCHEN MUSEUMS FRANKFURT

Neueröffnung des Jüdischen Museums am Dienstag, 20. Oktober 2020. (vli.) Andreas von Schoeler, Kulturdezernentin Ina Hartwig, Oberbürgermeister Peter Feldmann und Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums  © Stadt Frankfurt Foto Bernd Kammerer
Neueröffnung des Jüdischen Museums am Dienstag, 20. Oktober 2020. (vli.) Andreas von Schoeler, Kulturdezernentin Ina Hartwig, Oberbürgermeister Peter Feldmann und Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums © Stadt Frankfurt Foto Bernd Kammerer

Deutschlands erstes kommunales Jüdisches Museum öffnet nach mehrjähriger Bauzeit in erweiterter Form am 21. Oktober 2020

Das Jüdische Museum der Stadt Frankfurt am Main wird nach fünfjähriger Umbauzeit am 21. Oktober 2020 in doppelter Größe wieder eröffnet. Der einzigartige neue Museumskomplex besteht aus dem sorgfältig restaurierten Rothschild-Palais und einem hellen Neubau des renommierten Berliner Büros Staab Architekten. Das neoklassizistische Palais beherbergt die neue Dauerausstellung Wir sind Jetzt: Jüdisches Frankfurt von der Aufklärung bis zur Gegenwart über jüdisches Leben in der Moderne und knüpft damit an die Ausstellungserzählung im preisgekrönten Museum Judengasse an, die seit 2016 viele Besucher angezogen hat. Das neue Gebäude, Lichtbau genannt, bietet Raum für Wechselausstellungen und Veranstaltungen, eine öffentliche Bibliothek, das erste milchig-koschere Café in einem Jüdischen Museum in Deutschland, FLOWDELI, sowie einen Museumsshop, der von der Literaturhandlung betrieben wird. Der Lichthof zwischen den beiden Gebäuden bildet die Adresse des neuen Museums, Bertha-Pappenheim-Platz 1, und präsentiert die eindrucksvolle Skulptur „Untitled“ von Ariel Schlesinger.

Oberbürgermeister Peter Feldmann sagt: „Frankfurt ist sicherlich die jüdischste Stadt Deutschlands – und bekommt mit der Neueröffnung des Jüdisches Museums nicht bloß neue und größere Ausstellungsräume, die der jahrhundertelangen jüdischen Vergangenheit unserer Heimatstadt einen angemessenen Rahmen geben. Das Jüdische Museum widmet sich vor allem gegenwärtigem jüdischen Leben in Frankfurt und das ist bundesweit einmalig.“

Ein Zentrum für jüdische Kultur in der Vergangenheit und in der Gegenwart
Das Jüdische Museum Frankfurt hat sich in den vergangenen fünf Jahren auch programmatisch erneuert und das Leitbild eines ‘Museums ohne Mauern‘ gegeben, das sich mit einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm (Diskussionen, Vorträgen, Konzerten, Filmvorführungen), einer Vielfalt an Bildungsangeboten (Führungen, Workshops, Kreativkurse), die in Teilen auch außerhalb des Museums stattfinden, und einer prägnanten digitalen Strategie an ein diverses, internationales Publikum wendet. Der neue Museumskomplex wird dabei als ein Zentrum für jüdische Kultur in Geschichte und Gegenwart begriffen, das sich im besonderen Maße mit der Frage beschäftigt, wie das Zusammenleben in einer diversen Gesellschaft gelingen kann. Die erste Wechselausstellung Die weibliche Seite Gottes widmet sich dieser Frage in einer kultur- und geschlechtergeschichtlichen Perspektive. Sie präsentiert archäologische Funde, mittelalterliche Handschriften, jüdische Zeremonialobjekte, christliche Ikonendarstellungen sowie Werke der Bildenden Kunst.

„Mit dem Jüdischen Museum Frankfurt hat die Stadt Frankfurt bereits 1988 eine Stätte der Erinnerung und des Wissens geschaffen, die sich herausragende Verdienste um die Bewahrung und Vermittlung der jüdischen Geschichte und Kultur in Frankfurt erworben hat. Die feierliche Neueröffnung nach Erweiterung und Renovierung ist ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Entwicklung dieses Hauses. Wir wollen, dass jüdisches Leben in diesem Land sichtbar ist – in einer Gesellschaft, die friedlich und in gegenseitigem Respekt miteinander lebt. Antisemitismus und Rassismus, Hass und Hetze dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. Mit Bürgermeister Uwe Becker hat unser Land einen Beauftragten für das jüdische Leben und den Kampf gegen Antisemitismus“, so der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier.

Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig erklärt: „Mit dem neuen Museumskomplexes und dem 2016 wiedereröffneten Museum Judengasse ist ein einzigartiges Zentrum für jüdische Kultur in Geschichte und Gegenwart entstanden, das die Vielfalt jüdischen Lebens historisch und für die Gegenwart auf visuelle, emotionale und kognitive Art erfahrbar macht. Das Jüdische Museum wirkt dabei so einladend wie wenige Gebäude in unserer Stadt, der öffentliche Raum geht fließend in die Ausstellungsfläche über. Diese Offenheit ist ein elementar wichtiges Signal im Kampf gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus. Das Jüdische Museum ist einer der wichtigsten öffentlichen Räume unserer Stadt, an dem sich ihre Diversität ausdrückt und ihr Pluralismus verteidigt wird.“

Die neue Dauerausstellung „Wir sind Jetzt: Jüdisches Frankfurt von der Aufklärung bis zur Gegenwart“
Auf drei Etagen des Rothschild-Palais bietet die neue Dauerausstellung „Wir sind Jetzt“ unterschiedliche Zugänge zur jüdischen Geschichte und Kultur in Frankfurt, einem der bedeutendsten Zentren jüdischen Lebens in Europa. Ausgehend von der Gegenwart skizziert der Ausstellungsrundgang wichtige historische Ereignisse und Konflikte seit der Aufklärung, reflektiert den Wandel von Traditionen und Ritualen in der Moderne und vermittelt Geschichte in Geschichten und aus einer jüdischen Perspektive. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Präsentation von Werken namhafter bildende Künstler, wie etwa Moritz Daniel Oppenheim und Ludwig Meidner, jüdischer Gelehrter wie etwa dem Begründer der Neo-Orthodoxie Samson Raphael Hirsch, und Intellektueller wie Martin Buber, Max Horkheimer und Theodor W. Adorno.

„Das Jüdische Museum Frankfurt macht jüdisches Leben, seine Geschichte und seine Gegenwart in Hessen und darüber hinaus sichtbar. Das ist wichtig gerade in einer Zeit, in der Antisemitismus zu gewalttätigen Angriffen auf Juden führt und Vertreter einer in deutschen Parlamenten sitzenden Partei den Holocaust als ‚Vogelschiss‘ abtun wollen. Dieses Haus ist eine unverzichtbare Bildungseinrichtung für das ganze Land; nach dem Umbau wird der gegenwärtige Blick konzeptionell weiter gestärkt. Dazu trägt die Hessische Landesregierung mit dem Einstieg in die institutionelle Förderung des Jüdischen Museums mit seit diesem Jahr 500.000 Euro jährlich gern bei, und wir haben – neben zahlreichen weiteren Projektförderungen – im Rahmen des Neubaus auch die moderne Ausstattung mit insgesamt zwei Millionen Euro unterstützt.“ sagt Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

Jüdinnen und Juden prägten die kulturelle, wirtschaftliche, wissenschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Frankfurts auch nach dem Holocaust. Mit ihrem mäzenatischem Engagement, ihren Gründungen von Forschungsinstituten, Industriezweigen, Privatbanken, Bildungs-, Kranken- und Pflegeeinrichtungen, ihrer Beteiligung an den sozialen Bewegungen und den Innovationen im Bereich von Kunst und Städtebau verliehen sie der Stadt des Verlagswesens, der Wissenschaft, des Handels und der Finanzen eine europaweite Bedeutung. Um einen persönlichen Blick auf diese außergewöhnliche Geschichte zu ermöglichen, widmet sich die Ausstellung insbesondere der Geschichte einiger jüdischer Familien, beispielsweise der Familie von Anne Frank, deren private Sammlung an Alltagsgegenständen und Dokumenten hier exklusiv präsentiert wird. Auch die berühmte Familie Rothschild spielt in dem neuen Museum eine zentrale Rolle. „Die historischen Wurzeln der Rothschilds liegen in Frankfurt, und die beiden heutigen Häuser des Jüdischen Museums sind eng mit dem Namen und der Geschichte der Familie verbunden. Entsprechend ist es für uns eine Ehre und Freude, an der Neugestaltung dieser prestigeträchtigen Institution mitzuwirken, die zudem zahlreiche ehemalige Familienbesitze ausstellt“, lässt Prof. Klaus Mangold, auch im Namen von Baron Eric und Baron David de Rothschild, wissen: „Wir unterstützen ausdrücklich das Ziel des Jüdischen Museums, jüdisches Leben in Vergangenheit und Gegenwart erlebbar zu machen. Das ist gerade in Zeiten, in denen Antisemitismus und Ressentiment gegen Fremdes wieder hoffähig zu werden drohen, wichtiger denn je.“

Jüdisches Museum Frankfurt am Main

Corona: Kontaktbeschränkungen, Sperrstunde und weitere Maßnahmen beschlossen

© Archivbild: Diether v. Goddenthow
© Archivbild: Diether v. Goddenthow

Wie bereits Frankfurt und Mainz, hat nun auch der Verwaltungsstab in der Landeshauptstadt Wiesbaden am 20. 10. 2020 wegen steigender Infektionszahlen (7-Tage-Inzidenz 76,65) nochmals die Corona-Schutzmaßnahmen verschärft und entsprechende Kontaktbeschränkungen, eine Sperrstunde und weitere Maßnahmen beschlossen

Ab Mittwoch, 21. Oktober, bis vorerst einschließlich Sonntag, 1. November, sollen folgende neue Maßnahmen gelten:

Private Zusammenkünfte mit vornehmlich geselligem Charakter (Feiern) außerhalb von Wohnungen mit mehr als zehn Personen sind untersagt, insbesondere in gewerblich überlassenen Räumen und Gaststätten. Für Zusammenkünfte in privaten Räumen, insbesondere Wohnungen, wird empfohlen, dass sich höchstens zehn Personen aus höchstens zwei Haushalten treffen.

Zusammenkünfte und Veranstaltungen sowie Kulturangebote wie Theater, Opern, Konzerte, Kinos und vergleichbare Veranstaltungen mit mehr als hundert Personen sind untersagt. Im begründeten Einzelfall kann das Gesundheitsamt Ausnahmen erteilen. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn Hygienekonzepte bereits vom Gesundheitsamt ausdrücklich genehmigt oder mit dem Amt abgestimmt wurden. Die Begrenzung auf hundert Personen gilt auch für Zusammenkünfte von Glaubensgemeinschaften zur Religionsausübung sowie für Trauerfeiern und Bestattungen. Die Begrenzung gilt ebenso für Veranstaltungen und Führungen in Museen, Schlössern, Gedenkstätten, Tierparks und vergleichbaren Einrichtungen.

In Gaststätten sowie Übernachtungsbetrieben müssen Gäste beim Betreten und Verlassen sowie beim Verweilen auf Gemeinschaftsflächen wie Sanitärräumen, Garderoben und Wellnessbereichen eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen.

Im gesamten Stadtgebiet gilt eine Sperrstunde für Gaststätten und öffentliche Vergnügungsstätten zwischen 23 und 6 Uhr. Als Gaststätten gelten insbesondere Restaurants, Kneipen, Schank- und Speisewirtschaften, Straußwirtschaften, Bars, Mensen, Kantinen, Hotelrestaurants und –bars sowie Eisdielen und Eiscafés. Ausgenommen von der Sperrstunde sind Spielzeiten in Spielbanken und -hallen. Spielbanken und -hallen dürfen jedoch zwischen 23 und 6 Uhr keine alkoholhaltigen Getränke ausschenken.

Zwischen 23 und 6 Uhr dürfen keine alkoholischen Getränke zum Außerhaus-Verzehr verkauft werden. Das Verbot gilt sowohl für Gaststätten als auch für Groß- und Einzelhändler, also insbesondere für Restaurants, Kneipen, Bars, Tankstellen, Kioske sowie weitere Verkaufsstätten und ähnliche Einrichtungen im Sinne von Paragraph 3, Absatz 1, der Corona-Kontakt- und Betriebsbeschränkungsverordnung des Landes Hessen.

Der Konsum von alkoholischen Getränken ist auf den folgenden Flächen und Plätzen ganztägig untersagt: auf dem Gebiet des „Historischen Fünfecks“ (begrenzt durch die Rheinstraße, die Schwalbacher Straße, die Röderstraße, die Taunusstraße und die Wilhelmstraße); im Kulturpark (begrenzt durch die Murnaustraße, den Fußweg am Ende der Murnaustraße in Richtung der Gleisanlagen der Deutschen Bahn, die Gleisanlagen der Deutschen Bahn, den Parkplatz Salzbauchaue); auf dem Bahnhofsplatz 1-3 (Bahnhofsvorplatz) einschließlich der angrenzenden Bushaltestelle „Hauptbahnhof“ am Kaiser-Friedrich-Ring (Bussteig A); in der Reisingeranlage und Herbertanlage; auf der Fläche des Warmen Damm (einschließlich der Straße Am Warmen Damm); auf der Fläche des Bowling Green; auf dem Blücherplatz (begrenzt von der Scharnhorststraße, der Yorckstraße, der Roonstraße sowie der Blücherstraße) mit Ausnahme des Schulgeländes; auf dem Wallufer Platz (begrenzt von der Straße Wallufer Platz, Hallgarter Straße, der Bebauung in der Erbacher Straße und der Niederwaldstraße); in den Nerotalanlagen (umschlossen von der Straße Nerotal und dem Volker-Kriegel-Platz); in der „Eleonoren Anlage“, das heißt der Rheinanlage in Mainz-Kastel, (begrenzt durch die Eleonorenstraße ab der Johannes-Goßner-Straße, der Eleonorenstraße bis Rampenstraße bis zur Abzweigung der Rampenstraße Richtung Rheinufer auf Höhe der Hausnummer 26 sowie durch den Rhein); auf dem Gebiet in Wiesbaden-Biebrich bis zum Rhein, das begrenzt wird durch die Rheingaustraße beginnend ab der Straße Am Parkfeld bis zur Wilhelm-Kopp-Straße. Ausgenommen von dem Verbot ist der Konsum von alkoholischen Getränken in Gaststätten einschließlich deren Außengastronomie während der jeweiligen Öffnungszeiten.

Das Klo-Papier wird in den Regalen bereits wieder knapp © Diether v. Goddenthow
Das Klo-Papier wird aktuell in den Regalen bereits wieder knapp © Diether v. Goddenthow

Gesichts- und Kinnvisiere gelten nicht mehr als ausreichende Mund-Nasen-Bedeckungen. Das Tragen von diesen Visieren ist an allen Orten verboten, an denen die Bedeckung von Mund und Nase vorgeschrieben ist. Stattdessen müssen textile Bekleidungsgegenstände (Masken) getragen werden. Ausnahmen gelten weiterhin für Kinder unter sechs Jahren und Personen, die aufgrund einer gesundheitlichen Beeinträchtigung oder Behinderung keine Mund-Nasen-Bedeckung tragen können. Das ist gegebenenfalls durch eine geeignete ärztliche Bescheinigung nachzuweisen, die mitzuführen ist.

Bereits vergangene Woche beschloss der Verwaltungsstab Besuchseinschränkungen in Pflegeeinrichtungen. Sie gelten ab Mittwoch, 21. Oktober, bis einschließlich Sonntag, 15. November. Personen, die in Alten- und Pflegeheimen oder in ambulant betreuten Wohngemeinschaften leben, dürfen dann maximal drei Mal pro Kalenderwoche für jeweils eine Stunde Besuch von maximal zwei Personen empfangen. Seit Montag, 19. Oktober, ist eine generelle Maskenpflicht in Schulen ab der fünften Klasse in Kraft. Auch der praktische Sportunterricht ist in Schulen für alle Jahrgänge in geschlossenen Räumen untersagt. Beim Trainings- und Wettkampfbetrieb des Profi-, Spitzen- und Amateursports in geschlossenen Räumen sind keine Zuschauer mehr zugelassen, im Freien maximal hundert Zuschauer. Es gilt außerdem weiterhin das Besuchsverbot für Wiesbadener Kliniken und die Maskenpflicht an Bushaltestellen.

Alle Details erfahren Sie hier!

Open Books: Ein Symbol für die Lebendigkeit der Buchstadt Frankfurt in schwierigen Zeiten

Eröffnung mit Kulturdezernentin Ina Hartwig  © Open Books 2020
Eröffnung mit Kulturdezernentin Ina Hartwig © Open Books 2020

(ffm) Am Sonntag, 18. Oktober, ging Open Books, das Lesefest der Stadt zur Frankfurter Buchmesse, nach fünf erfolgreichen Tagen zu Ende. Die Botschaft des Festivals, dass unter klar definierten Hygieneverordnungen Lesungen auch vor Publikum stattfinden können, wurde angenommen. Insgesamt kamen 5300 Besucher zu den 90 Lesungen. Die 24 Livestreams fanden ebenfalls großen Zuspruch. Der populäre Lesungsmarathon „Literatur im Römer“ feierte in diesem Jahr sein 45-jähriges Jubiläum. Erstmalig stellten sich Frankfurter und Offenbacher Buchhandlungen mit dem Open Book Store Day am Buchmessensamstag als die kleine Buchmesse vor Ort vor.

Die große Unterstützung seitens der Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz war ausschlaggebend dafür, dass die Stadt Frankfurt entschieden hat, das große Lesefest zur Buchmesse im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten zu organisieren und durchzuführen. Es konnte ein Programm zusammengestellt werden, dass den Markenkern des Festivals, die besten Neuerscheinungen des Herbstes in den Sparten Belletristik, Sachbuch, Lyrik, Comic und Kinderbuch an schönen Orten in der Frankfurter Innenstadt zu präsentieren, bewahrte. Insgesamt umfasste das Lesefest in diesem Jahr knapp 100 Veranstaltungen mit 170 Mitwirkenden. Aufgrund der klar definierten Verordnungen zum Infektionsschutz wurden in diesem Jahr größere Räume wie die Katharinenkirche, das Goethehaus, die Volksbühne am großen Hirschgraben und das Ignatz-Bubis-Gemeindezentrum bespielt, um in nennenswerter Zahl Publikum erreichen zu können. Die Kapazität der Räume reichte von 37 bis 110 Personen. Bestehende Kooperationen wie mit dem Blauen Sofa wurden ausgebaut und neue – wie der Auftritt der Nominierten des Schweizer Buchpreises, die SWR Bestenliste und 3sat Buchzeit – bereicherten das Programm.

Ijona Mangold und Sandra Kegel © Open Books 2020
Ijona Mangold und Sandra Kegel © Open Books 2020

Kulturdezernentin Ina Hartwig dankt allen Beteiligten: „Open Books war in diesem Jahr ein eindrucksvolles Symbol für die Lebendigkeit der Buchstadt Frankfurt in schwierigen Zeiten und ein Zeichen der Solidarität mit der Buchbranche insgesamt. Statt vor dem Coronavirus zu resignieren, hat das Open Books-Team die Herausforderung angenommen und auf der Grundlage eines überzeugenden Hygienekonzepts an vier Tagen Lesungen und Diskussionen vor Publikum organisiert. Dank der großen Unterstützung von insgesamt 60 Verlagen konnte auch in diesem Jahr ein abwechslungsreiches und vielfältiges Programm angeboten werden. So präsentierte sich die Frankfurter Innenstadt auch in diesem Ausnahmejahr mit den entsprechenden Regularien als vitaler Ort der Buchkultur. Besonders freue ich mich, dass selbst der von Hilmar Hoffmann initiierte Lesungsmarathon ‚Literatur im Römer‘ stattfinden konnte und dies in seinem 45. Jahr.“

Erstmals wurde in diesem Jahr ein Ticketing eingerichtet. Am freien Eintritt für alle Veranstaltungen – bis auf die große Autorengala mit dem Blauen Sofa zur Eröffnung und dem Lyrikabend „Teil der Bewegung“ zum Abschluss – wurde festgehalten.

Lesung mit Benjamin Moser und Denis Scheck © Open Books 2020
Lesung mit Benjamin Moser und Denis Scheck © Open Books 2020

„Open Books war auch 2020 ein echtes Live-Festival. Lesungen vor Publikum haben die Autorinnen und Autoren nach Frankfurt gelockt. Das Publikum war begeistert und dankbar. Die neuen und interessanten Lesungsorte waren ein Gewinn. Trotz Coronaauflagen hat das Lesefest Open Books Festivalsog erzeugt und sich seine schöne Stimmung bewahrt. Darüber sind wir stolz und glücklich“, sagt Sonja Vandenrath, die Leiterin von Opem Books.

Erstmalig fand am Buchmessen-Samstag der Open Book Store Day statt, zu dem sich 24 Buchhandlungen in Frankfurt und Offenbach auf Initiative des Kulturamtes Frankfurt zusammengeschlossen haben, um sich als die kleinen Buchmessen vor Ort zu präsentieren. Das Angebot wurde von den Buchhandlungen sehr engagiert aufgegriffen und fand zahlreiche Besucher, die die schönen Aktionen rund um das Buch lobten. Ein Flyer und ein Plakat informierten über das Programm.

Weitere Infos 

72. Frankfurter Buchmesse – Special Edition erreichte 200 000 Menschen weltweit – Bookfest digital mit 1,5 Mio Usern über Facebook

© Archivbild: Diether v. Goddenthow
© Archivbild: Diether v. Goddenthow

In einem Jahr, in dem weltweit Buchmessen abgesagt, Literaturfestivals und Veranstaltungen gestrichen wurden und Autoren und Künstler dadurch auf einen signifikanten Teil ihrer Einkünfte verzichten mussten, hat die Frankfurter Buchmesse mit der digitalen Ausgabe ein Zeichen gesetzt. Die digitalen Angebote der Frankfurter Buchmesse konnten durch großzügige finanzielle Unterstützung der Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters aus dem NEUSTART KULTUR Programm der Bundesregierung finanziert werden. Die Angebote standen allen Nutzer*innen in der Messewoche kostenlos zur Verfügung und werden zum großen Teil auch im Anschluss an die Frankfurter Buchmesse abrufbar sein.

Juergen Boos, der Direktor der Frankfurter Buchmesse, sagte: „In diesem Jahr ist es uns gelungen, neben dem Fachangebot für die internationale Buchbranche und einem Fest für das Lesen, die Frankfurter Buchmesse auch als politische Plattform ins Netz zu transferieren, um den dringend benötigten Diskurs dort stattfinden zu lassen. Unsere Strategie, mit starken Medienpartnern zu kooperieren und mit unserem Angebot dort präsent zu sein, wo sich unsere Zielgruppen aufhalten – sei es auf unseren eigenen Plattformen oder in den Sozialen Medien – ist aufgegangen: Wir haben allein auf buchmesse.de über 200.000 User weltweit erreicht, das BOOKFEST digital konnte allein auf Facebook 1,5 Millionen Zuschauer*innen gewinnen. Aber, uns allen ist klar: Die persönliche Begegnung ist durch nichts zu ersetzen. Wir haben viel für die kommenden Buchmessen gelernt, im physischen wie im digitalen Raum.“

Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels: „Die Frankfurter Buchmesse 2020 war in jeder Hinsicht eine besondere Messe. Die physischen Begegnungen haben wir vermisst. Aber es ist uns gelungen, dem Buch in dieser Woche eine große digitale und mediale Bühne zu bieten. Auf neuen Wegen hat die Buchmesse die Branche zusammengeführt und Buchbegeisterung zu den Menschen nach Hause gebracht. Auch digital war sie eine starke Plattform, auf der die drängenden Fragen der Zeit verhandelt wurden. Gemeinsam mit den Aussteller*innen und der gesamten Branche werden wir an Konzepten für die Zukunft arbeiten und gehen selbstbewusst und engagiert in den Bücherherbst.“

„Dieses Jahr hat uns vor eine außergewöhnliche Situation gestellt, die besondere Anstrengungen erfordert hat. Wir freuen uns daher sehr, dass wir gemeinsam mit der Frankfurter Buchmesse und unseren Medienpartnern ein attraktives digitales Angebot machen konnten“, resümiert der Intendant des Hessischen Rundfunks, Manfred Krupp. „Mit der ARD-Buchmessenbühne und dem Online-Auftritt buchmesse.ard.de ist es uns gelungen, die Vielfalt des Buchmarkts abzubilden und mit zahlreichen Gesprächen eine Plattform für spannende Diskurse zu sein. Nun hoffen wir, im nächsten Jahr wieder bei persönlichen Begegnungen mit den Besucher*innen in den Austausch zu treten.“

Viele der am Programm teilnehmenden Autoren äußerten sich im Rahmen der Sonderausgabe der Frankfurter Buchmesse zu den gesellschaftlichen Themen unserer Zeit.

In seiner Videobotschaft anlässlich der Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse sprach David Grossman über die Covid-19 Krise und die Verantwortung der Schriftsteller: „Wie immer, wenn die Grundlagen der Gesellschaft erschüttert werden, wenn die persönliche und nationale Sicherheit abnimmt, befürchte ich, dass der Nationalismus, der religiöse Fundamentalismus, die Fremdenfeindlichkeit und der Rassismus zunehmen und die Demokratie und die Bürgerrechte schwer geschädigt werden. […] Schreiben – auch wenn es nicht direkt mit der Pandemie zu tun hat – ist unser Mittel des Widerstands. So widersetzen wir uns Klischees, leeren Slogans, wahllosen Aussagen und Verallgemeinerungen, die den Weg für Anstiftung, Vorurteile und Rassismus ebnen.”

ARD Bühne in der Festhalle, 3 Sat, im Gespräch, 3sat Gespräch: Andreas Steinhöfel „Rico, Oskar und das Mistverständnis“ mit Michael Schmitt. ©   Frankfurter Buchmesse  Foto: Marc Jacquemin
ARD Bühne in der Festhalle, 3 Sat, im Gespräch, 3sat Gespräch: Andreas Steinhöfel „Rico, Oskar und das Mistverständnis“ mit Michael Schmitt. ©
Frankfurter Buchmesse Foto: Marc Jacquemin

Der digital auf die ARD-Buchmessenbühne zugeschaltete Aktivist Joshua Wong forderte Europa auf, sich stärker für die Demokratiebewegung in Hongkong einzusetzen. „Wenn wir demokratische Reformen in Hongkong oder China vorantreiben wollen, ist es wirklich wichtig, dass Menschen, die in einer freien Welt oder in Europa leben, die Mentalität „nicht in meinem Hinterhof“ (not in my backyard) beiseitelegen. Denn wir leben in einer vernetzten Welt und Hongkong kann als Beispiel für eine Geschichte dienen, aus der wir lernen können.”

Die mit dem Booker Prize 2019 ausgezeichnete Autorin Bernardine Evaristo sprach in ihrer Keynote beim Publishing Insights Track der Frankfurt Conference über das Thema Diversität und appellierte an die Branche: „Wir brauchen jede Art von Autor*in, die jede Art von Buch in jedem Genre schreiben.“ Sie sagte zudem, die Branche wisse, was sie zu tun habe – nämlich, die Strukturen in ihren Unternehmen radikal zu verändern und ein ausgewogenes und diverses, spannendes Programm mit guten Büchern mit vielfältigen kulturellen Einflüssen für jede Art Leser*in zu veröffentlichen.“

Bei dem von Litprom e.V. und der KFW Stiftung organisierten Symposium „African Perspectives – Writers and Literary Experts in Conversation“ diskutierten Autor*innen, Verleger*innen und Expert*innen über Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte und ihre Visionen für die Zukunft. Der kenianische Autor Ngũgĩ wa Thiong’o forderte mehr Einsatz für Literaturen aus Afrika: „Es scheint, dass die Zukunft der afrikanischen Literatur, d.h. der Literatur in afrikanischen Sprachen, bereits da ist. Aber es muss noch viel mehr getan werden, um die volle Blüte der von afrikanischen Sprachen geborenen Zukunft in Gesprächen mit allen anderen Sprachen der Erde zu bewirken.“

Amina J. Mohammed, stellvertretende Generalsekretärin der Vereinten Nationen (UN), hob in ihrer Botschaft für die „Signals of Hope“-Kampagne die Bedeutung von Kultur bei der Bewältigung der globalen Klimakrise hervor: „Jede*r von uns muss einen Beitrag leisten, wenn wir diese Krise überwinden und eine grünere, gerechtere Welt aufbauen wollen. Wir brauchen konkrete Maßnahmen, um die Sustainable Development Goals (Ziele für nachhaltige Entwicklung) zu erreichen. Dazu müssen wir Menschen überall inspirieren und befähigen. Kultur ist ein ideales Mittel, eine universelle Sprache, die Menschen und Gemeinschaften verbindet.“

Literaturkritiker Denis Scheck, der auf der ARD-Buchmessenbühne jeden Tag Gäste in seiner Sendung „Druckfrisch“ empfing, sagte: „Dies war die größte Stunde der Frankfurter Buchmesse. Und dennoch fühlte sich die Buchmesse 2020 an, als hätten sich Lord Voldemort und Lady Macbeth, Sauron und der Räuber Hotzenplotz, der Grinch, Lex Luthor und der Speckfürst zusammengetan, um all das kaputt zu machen, was uns Leserinnen und Leser am Herzen liegt. Einerlei. Wir werden weiter kämpfen. Besser kämpfen. Wir werden diesen Kampf gegen das Virus Buch um Buch führen, Lesung um Lesung, Sendung um Sendung. Niemals zuvor hatten so viele so wenigen so viel zu verdanken.“

Mit „Signals of Hope“ startete die Frankfurter Buchmesse ein digitales Projekt, das im Corona-Jahr 2020 Event, Programm und Kampagne der Buchmesse zugleich ist. In der Messewoche wurden digitale Veranstaltungen zu den Themen „Black Stories“, „Raising Hope for a Better Life”, „Immersive Storytelling”, „Speak up! For Climate!“ angeboten. Teilnehmer*innen waren Tiffany Jewell, Melissa Fleming (UN), die Schauspielerin Katja Riemann u.v.a. Das Finale von Signals of Hope bestritt am Sonntag der britische Bestseller-Autor Ken Follett.

BOOKFEST digital / city

Bookfest - Richard David Precht - „Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens“ – im Montez am Main, Philosoph Richard David Precht stellt im Gespräch sein neuestes Buch vor. In welcher Gesellschaft wollen wir leben? © Frankfurter Buchmesse  Foto: Marc Jacquemin
Bookfest – Richard David Precht – „Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens“ – im Montez am Main, Philosoph Richard David Precht stellt im Gespräch sein neuestes Buch vor. In welcher Gesellschaft wollen wir leben? © Frankfurter Buchmesse Foto: Marc Jacquemin

Die große Online-Show BOOKFEST digital sendete am Samstag, dem 17. Oktober 2020, achtundzwanzig Stunden Programm auf zwei Kanälen und erreichte damit allein auf Facebook 1,5 Millionen User*innen weltweit. Von 9.30 Uhr bis Mitternacht erlebten die Zuschauer*innen u.a. Live-Interviews mit Edward Snowden, Yvonne Adhiambo Owuor, Eliot Weinberger, Håkan Nesser, Ralf König, Margaret Atwood, Elizabeth Gilbert, Ayad Akhtar, Ibram X. Kendi, Paul Maar, Matt Haig und vielen anderen.
Auch das BOOKFEST city konnte trotz erschwerter Corona-Bedingungen wie geplant stattfinden und war damit das einzige physische Publikumsformat der Frankfurter Buchmesse. Insgesamt konnten die Besucher*innen fast 120 Stunden Programm in 36 Locations in Frankfurt erleben.

Ehrengast Kanada
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau gab anlässlich der Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse das Startsignal für den Gastlandauftritt Kanadas 2021. Unter dem Motto „Singular Plurality“ war Kanada sowohl im Fachprogramm als auch auf der ARD-Buchmessenbühne, bei THE ARTS+, im BOOKFEST digital und city und in zahlreichen Kulturveranstaltungen in der Stadt und bundesweit vertreten. Der deutsch-französische TV-Sender ARTE strahlte einen Programmschwerpunkt zu Kanada aus und war in der Messewoche täglich mit Veranstaltungen zu Kanada auf der ARD-Buchmessenbühne präsent, bei der Veranstaltung ARTE concert trat der kanadische Pianist und Entertainer Chilly Gonzales auf.

Frankfurt Conference und Fachprogramm
Mehr als 70 Stunden umfasste das digitale Konferenz- und Fachprogramm der diesjährigen Frankfurter Buchmesse mit Sprecher*innen und Teilnehmer*innen aus der ganzen Welt.
Unter dem Motto „Signals of Hope: New Perspectives for a Stronger Future“ diskutierten Expert*innen und Publishing Professionals bei der ersten digitalen Konferenzreihe der Buchmesse – Frankfurt Conference. Die Veranstaltungen wurden per Livestream übertragen und das internationale Fachpublikum nutzte die Möglichkeit, bei den Live-Veranstaltungen Fragen an die Sprecher*innen zu richten.

Neben den Herausforderungen für die Buchbranche im COVID-19-Jahr, den Entwicklungen im internationalen Rechtehandel und in Buch- und Audiomärkten weltweit, standen u.a. die Themen Diversität und Vielfalt in der Verlagsbranche sowie Nachhaltigkeit und Publikationsfreiheit im Fokus beim internationalen Fachprogramm der diesjährigen Buchmesse.

Zur allgemeinen Lage des Einzelhandels der Branche sagte James Daunt, CEO von Barnes & Noble und Managing Director von Waterstones beim Publishing Insights Track, dass die Buchverkäufe derzeit insgesamt „ziemlich robust“ seien.

Eine vielbeachtete Veranstaltung war das Panel zum Thema Publikationsfreiheit mit Pham Doan Trang, der ehemaligen Sprecherin des mit dem IPA Prix Voltaire ausgezeichneten vietnamesischen Liberal Publishing House, die Berichten zufolge derzeit inhaftiert ist. Per Videobotschaft sprach sie davon, dass Publizieren in Vietnam ein gefährliches Unterfangen sei. Verleger*innen sind von Anfang bis Ende des Publikationsprozesses der Gefahr von Verhaftung, Folter und Inhaftierung ausgesetzt.

THE ARTS+ bot ein über 11-stündiges Programm mit insgesamt 54 Sprecher*innen – u.a. mit Cameron Bailey, Artistic Director und Co-Head des Toronto International Film Festival (TIFF), Stephanie Riggs, Autorin von The End of Storytelling: The Future of Narrative in the Storyplex, und Bestsellerautorin Maja Lunde – zu den Themen Augmented Reality, Virtual Reality und XR, Licensing/Merchandising sowie Film und Games.

Die Frankfurter Buchmesse 2020 in Zahlen:
200.000 User*innen nahmen die virtuellen Angebote auf der Plattform buchmesse.de an.
4.440 digitale Aussteller*innen aus 103 Ländern registrierten sich auf buchmesse.de.
3.644 Veranstaltungen im Veranstaltungskalender der Frankfurter Buchmesse in der Messewoche.
6.800 Einreichungen von Präsentationskacheln durch digitale Aussteller*innen wurden für die 13 Themenseiten auf buchmesse.de erfasst.

BOOKFEST Digital
1,5 Millionen Videoansichten auf Facebook am 17. Oktober 2020, Zuschauer*innen aus 124 Ländern haben sich zugeschaltet.

Social Media
Darüber hinaus wurden auf den Social Media-Kanälen der Frankfurter Buchmesse in den letzten sieben Tagen 1,2 Millionen Interaktionen und Aufrufe erreicht.

Frankfurt Rights Plattform
4.165 registrierte Ein- und Verkäufer*innen
31.100 innerhalb der FBM20 Mitgliedschaft hochgeladene Titel
400.000 Titel auf der Frankfurt Rights Plattform

Match-Making
2388 Teilnehmer*innen
9542 Kontaktanfragen
3153 Matches

(Text: Frankfurter Buchmesse)

Amartya Sen mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2020 ausgezeichnet

Die Freiheit der Wahl gibt uns die Möglichkeit zu entscheiden, was wir tun sollten, aber damit zugleich auch die Verantwortung für das, was wir tun – soweit unsere Handlungen frei gewählt sind. (Amartya Sen, "Die Idee der Gerechtigkeit")  Der indische Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph Amartya Sen mit der Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs. Sen wurde live zur Verleihung des Friedenspreises in der Frankfurter Paulskirche zugeschaltet. Foto: Tobias Bohm
Die Freiheit der Wahl gibt uns die Möglichkeit zu entscheiden, was wir tun sollten, aber damit zugleich auch die Verantwortung für das, was wir tun – soweit unsere Handlungen frei gewählt sind. (Amartya Sen, „Die Idee der Gerechtigkeit“)
Der indische Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph Amartya Sen mit der Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs. Sen wurde live zur Verleihung des Friedenspreises in der Frankfurter Paulskirche zugeschaltet. Foto: Tobias Bohm

Der indische Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph Amartya Sen ist heute mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. Die Verleihung in der Frankfurter Paulskirche fand pandemiebedingt ohne geladene Gäste statt. Amartya Sen wurde live aus den USA zugeschaltet. Die Laudatio von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der sich am Vortag der Verleihung in Quarantäne begeben musste, wurde durch Schauspieler Burghart Klaußner verlesen.

In seiner Dankesrede rückte Amartya Sen die Bedeutung der Meinungsfreiheit und der Debatte für Freiheit, Frieden und Fortschritt in den Mittelpunkt und warnte vor deren zunehmender Gefährdung durch autokratische Systeme. Bücher übernähmen eine wichtige Rolle beim Schaffen einer Gesprächs- und Streitkultur: „Bücher zu lesen – und über sie zu sprechen – kann uns unterhalten, amüsieren, aufregen und unser Interesse für alle möglichen Dinge wecken. Bücher helfen uns auch, miteinander zu streiten. Und nichts ist meiner Meinung nach so wichtig wie die Möglichkeit, über Dinge zu streiten, bei denen wir möglicherweise uneins sind.“

Den Streit als Möglichkeit, seine eigene Meinung kundzutun und die der anderen anzuhören, beschrieb Sen als fundamental für die Zuschreibung von Sinn – und zugleich als stark gefährdetes Gut: „Wenn die Redefreiheit beschnitten wird und Menschen dafür bestraft werden, dass sie ihre Meinung sagen, können wir in dem Leben, das wir führen können, schweren Schaden erleiden. Leider gehört die erhebliche Einschränkung der Meinungsfreiheit nicht der Vergangenheit an, und es gibt immer mehr Länder, in denen autoritäre Entwicklungen die Freiheit zu widersprechen schwieriger – oft viel schwieriger – machen als früher. Die repressiven Tendenzen in vielen Ländern der heutigen Welt – insbesondere in Asien, in Europa, in Lateinamerika und innerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika – geben Anlass zur Sorge. Mein eigenes Land, Indien, gehört ebenfalls in diesen beklagenswerten Korb.“

Anhand von Beispielen aus Ländern wie Indien, den Philippinen, Ungarn oder Brasilien legte er dar, wie Regierungen auf unterschiedliche Weise Teile der Gesellschaft unterdrücken und in ihren Rechten beschneiden. In dieser gesellschaftlichen Spaltung sieht er großen Grund zur Sorge: „Der Autoritarismus verhängt direkte Strafen gegen Menschen; dazu gehören die Verletzung der persönlichen Freiheit und der politischen Freiheitsrechte. Darüber hinaus aber hängt der soziale Fortschritt in hohem Maße von menschlicher Kooperation ab, und eine Spaltung der Gesellschaft durch die Verfolgung missliebiger Gruppen kann die gemeinsame Arbeit für den Fortschritt um ein Vielfaches schwieriger machen. Ich will keineswegs behaupten, dass in einem autoritären System niemals je sozialer Fortschritt erreicht werden kann. Das ist manchmal durchaus möglich, aber tendenziell wird der Fortschritt ernsthaft behindert, wenn Streit und kritische Diskussionen verboten und die Interessen einiger Menschen beharrlich ignoriert werden.“

Er sagte: „Die Welt ist heute mit einer Pandemie des Autoritarismus konfrontiert, die das menschliche Leben auf je unterschiedliche, aber zusammenhängende Weise in Mitleidenschaft zieht. Angesichts unserer globalen Verbindungen und der Bedeutung unseres gemeinsamen Menschseins gibt es allen Grund, uns nicht nur um unser eigenes Land, sondern auch um andere ernsthaft Sorgen zu machen und uns für Probleme überall auf der Welt zu interessieren.“ Und so schloss er mit einem Appell: „Heute ist gesellschaftlich kaum etwas dringlicher geboten als globaler Widerstand gegen den zunehmenden Autoritarismus überall auf der Welt. Der notwendige Widerstand kann auf vielerlei Art erfolgen, aber mehr Lesen, mehr Reden, mehr Streiten sollten ohne Zweifel Teil dessen sein.“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Amartya Sen in seiner Laudatio als moralische Instanz, als Kämpfer für globale Gerechtigkeit und als Demokraten. Er betonte die zentrale Rolle, die Demokratie in Sens Vorstellungen von Gerechtigkeit und Freiheit einnimmt und verwies auf den immerwährenden Wettstreit politischer Systeme bei der Beantwortung der zentralen Fragen unserer Zeit: „Für Sen gibt es echte Gerechtigkeit auch nicht ohne politische Freiheit und politische Freiheit nicht ohne Demokratie. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar. Demokratie ist für ihn darum auch kein Luxusartikel für reiche Länder und auch nicht nur normatives Projekt des Westens. Sie ist weltweite Sehnsucht und ein universelles Versprechen. Auch daran erinnern uns die Demonstrantinnen und Demonstranten auf den Straßen von Caracas, Minsk und Hongkong! Der Universalismus der Demokratie und der grundlegenden Menschenrechte – das sind die Eckpunkte der Sen’schen Philosophie. Das ist der Kern einer fundamentalen Erkenntnis, die heute wieder unter Druck steht.“

Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins, bezeichnete Sens Schriften als ein geeignetes Fundament für den Aufbau einer besseren Welt nach Corona: „Sen ist ein Vordenker in Fragen der Verteilungsgerechtigkeit, als Feminist und als Weltenbürger, der der Weisheit des Ostens eine stärkere Stimme verleiht. Die Lektüre von Amartya Sen kann so etwas sein wie der Polarstern für eine weltoffene, gerechte Gesellschaft. Sie kann Orientierung geben und Ansporn sein. Sie kann helfen, keine faulen Kompromisse zu machen, sondern Wege zu finden, die mutig sind.“

Seit 1950 vergibt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Preisträger waren unter anderem Albert Schweitzer, Astrid Lindgren, Václav Havel, Jürgen Habermas, Susan Sontag, Liao Yiwu, Navid Kermani, Margaret Atwood, Aleida und Jan Assmann und im vergangenen Jahr Sebastião Salgado. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.

Die Reden  von Amartya Sen, dem Bundespräsidenten sowie von Amartya Sen

Deutscher Wirtschaftsbuchpreis 2020: Gute Ökonomie für harte Zeiten von Abhijit V. Banerjee und Esther Duflo ist das beste Wirtschaftsbuch des Jahres

deutscher-wirtschaftsbuchpreis2wFür ihr Buch Gute Ökonomie für harte Zeiten. Sechs Überlebensfragen und wie wir sie besser lösen können, erschienen bei Penguin, haben die beiden Ökonomen Abhijit V. Banerjee und Esther Duflo den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis 2020 gewonnen. Die Jury wählte das Buch aus einer Shortlist von zehn Titeln. Das Preisgeld beträgt 10.000 Euro.

Die Jury aus hochrangigen Vertretern aus Wirtschaft, Medien und Wissenschaft entschied sich für das Buch, weil die Autoren eine realistische Bestandsaufnahme der drängendsten wirtschaftlichen Probleme unserer Zeit mit praktischen Handlungsempfehlungen und Lösungsmöglichkeiten verbinden. „Das Buch hat uns beeindruckt, weil es sehr intensiv, ausbalanciert und gut verständlich die großen Themen wie die wachsende Ungleichheit, Migration, Freihandel, Wachstum und Klimaschutz behandelt“, urteilte die Jury über das Buch der beiden miteinander verheirateten Ökonomen, die 2019 mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet wurden.

Hereinhören ins Werk "Gute Ökonomie für harte Zeiten"!
Hereinhören ins Werk „Gute Ökonomie für harte Zeiten“!

„Zwei Nobelpreisträger schaffen es, ökonomische Theorien auf ihre praktische Anwendung herunterzubrechen, das ist sehr gut gemacht“, erklärte der Jury-Vorsitzende Hans-Jürgen Jakobs, Senior Editor und Autor des Handelsblatts. „Das Buch ist in gewisser Weise eine Werbeschrift für die Ökonomie, eine Rehabilitierung der Wirtschaftswissenschaften, weil es zeigt, was gute Ökonomie zu leisten vermag.“

Die Autoren sehen die Ökonomie in der Pflicht, gerade in Krisenzeiten Vorschläge zu machen, um das Leben der Menschen zu verbessern. Konkret geht es um diejenigen, die in den Industrieländern vom technologischen und wirtschaftlichen Fortschritt abgehängt werden.

Abhijit V. Banerjee und Esther Duflo arbeiten in Boston am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in ihrem Spezialgebiet Armutsforschung. International bekannt wurden sie durch ihren 2011 erschienenen Bestseller Poor Economics. Plädoyer für ein neues Verständnis von Armut.

Als Premiere vergibt die Jury in diesem Jahr einen undotierten Sonderpreis für das beste Unternehmerbuch des Jahres. Ausgezeichnet wird Verena Pausder für ihr Buch Das neue Land. Wie es jetzt weitergeht, erschienen im Murmann-Verlag. Die Jury lobte den Appell der Autorin, etwas zu tun, statt zu klagen, als überzeugend und innovativ. „Das ist das Thema der Stunde“, so das Urteil der Jury, „eine Unternehmerin schreibt über ihr Leben, schreibt über Wirtschaft und wie sie Wirtschaft erlebt und verändern möchte. Das ist authentisch und mitreißend.“

Der Deutsche Wirtschaftsbuchpreis wird verliehen vom Handelsblatt, der Frankfurter Buchmesse und der Investmentbank Goldman Sachs, die das Preisgeld stiftet. Die Partner wollen mit der Auszeichnung die Bedeutung des Wirtschaftsbuches bei der Vermittlung ökonomischer Zusammenhänge unterstreichen und einen Beitrag zur ökonomischen Bildung in der Gesellschaft liefern. Verständlichkeit ist ein wichtiges Kriterium. Das Motto des Preises lautet deshalb „Wirtschaft verstehen“.