Tanzfestival Rhein-Main 2019 am Hessischen Staatstheater Wiesbaden ab 31.10 – 17.11.2019

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Vom 31. Oktober bis 17. November 2019 findet das Tanzfestival Rhein-Main, mit dem diesjährigen Motiv »Moving beyond«, an den Spielorten Wiesbaden, Frankfurt, Darmstadt und Offenbach statt. Das Festival ist eines der Höhepunkte im Programm der Tanzplattform Rhein-Main, einem Kooperationsprojekt des Künstlerhauses Mousonturm und des Hessischen Staatsballetts.

Das zweiwöchige Bühnenprogramm vereint Produktionen herausragender Choreograf*innen aus der Region sowie Gastspiele internationaler Tanzstars mit einem spannenden Rahmenprogramm, das zahlreiche Möglichkeiten des Austauschs zwischen Tanzschaffenden und -interessierten bietet. Ergänzend dazu haben Besucher*innen mit und ohne Tanzerfahrung Gelegenheiten, ihre Kenntnisse und Erfahrungen zu vertiefen und tanzbezogene Themenfelder zu erforschen. Am Tanztag Rhein-Main am 16.11. laden unzählige Schnupperkurse die ganze Region zum Mittanzen ein.

Am Hessischen Staatstheater Wiesbaden ist das Tanzfestival Rhein-Main mit fünf Veranstaltungen zu erleben:

»Der Nussknacker«
Die Vorlage zum Stück stammt von E.T.A. Hoffmann, die in der Version von Alexandre Dumas von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky vertont und eines der populärsten Ballette überhaupt wurde. In Plegges Fassung, in der märchenhafte Elemente und blanker Familienweihnachtsalltag ineinander verschränkt sind, haben auch die dunklen und skurrilen Seiten der Geschichte ihren Platz. Genau da liegen für Marie die Nüsse verborgen, die sie auf ihrem Weg zu knacken hat.

»Der Nussknacker«
Ballett von Tim Plegge
Donnerstag, 31. Oktober 2019 | 19.30 Uhr | Großes Haus

» My Body is Your Body«
Der Choreograf und Spezialist für zeitgenössischen Zirkus Tim Behren konfrontiert in »My Body is Your Body« die Zuschauer*innen mit ihrem eigenen Blick. Er verweist sie in die Ränge einer bifrontalen Arena direkt auf »opposing benches«, ähnlich denen des britischen Parlaments. Zur Debatte steht der Körper inklusive des Ichs, das in ihm steckt. Das Plädoyer hält ein ungleiches Performer*innen-Trio, das sich in dem ausgestellten Zwischenraum befindet. An der Grenze zwischen Tanz, Performance und zeitgenössischem Zirkus entstehen subtile Zwischenräume, in denen sich so manche gesehenen Realitäten verschieben.

» My Body is Your Body«
Overhead Project
Donnerstag, 7. November 2019 | 19.30 Uhr | Wartburg
Freitag, 8. November 2019 | 19.30 Uhr | Wartburg

»Antanzen: Zeitgenössisch« mit Jungyeon Kim
Antanzen ist ein regelmäßig stattfindendes, offenes Training für Nichtprofis, angeboten vom Hessischen Staatsballett. Es bietet Raum, um unterschiedliche Stile und Tanztechniken – von klassischem bis zeitgenössischem Tanz – kennenzulernen und zu erproben. Alle sind willkommen. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich.

»Antanzen: Zeitgenössisch«
mit Jungyeon Kim
Samstag, 9. November 2019 | 10.00 Uhr | Treff: Bühneneingang (bereits ausverkauft)

»Danza Contemporánea de Cuba«
Das Ensemble Danza Contemporánea de Cuba blickt auf eine über 50-jährige Geschichte zurück und ist in vielerlei Hinsicht ein Abbild des Inselstaates und seiner Menschen. Da der Tanz auf Kuba einen so hohen Stellenwert hat wie in kaum einem anderen Land der Welt, wird die traditionsreichste Kompanie besonders geschätzt. Ihr unverwechselbares ästhetisches Profil basiert auf kubanischen Modern-Dance-Techniken, die von afrikanischen und spanischen Vorfahren beeinflusst wurden und unterschiedlichste Tanzstile verbinden.

»Danza Contemporánea de Cuba«
Iglesias / Darkin / Cespedes
Samstag, 9. November 2019 | 19.00 Uhr | Kleines Haus (bereits ausverkauft)
Sonntag, 10. November 2019 | 16.00 Uhr | Kleines Haus (bereits ausverkauft)

» Lisbeth Gruwez Dances Bob Dylan«
Ein Körper, alleine auf der Tanzfläche, vollkommen verloren in der Musik. »Lisbeth Gruwez dances Bob Dylan« führt an Grenzen, zwischen zwei Menschen, zwischen Tanz und Musik und zwischen der Sprache und jenen Momenten, die unaussprechlich sind. Das Set-up des Stückes ist dabei mehr als einfach: Maarten Van Cauwenberghe, Co-Direktor von Voetvolk, steht an zwei Plattenspielern und Lisbeth Gruwez tanzt. Verbunden wird diese intime Begegnung ohne Worte durch die Lieder von Bob Dylan, die der Soundtrack des Abends sind. Zwischen ihnen, Van Cauwenberghe und Gruwez entfaltet sich eine ungeahnte Dynamik. Es entfaltet sich ein Plädoyer für die befreiende Kraft körperlicher Ekstase, das alle in den Bann zieht, unabhängig davon, ob Sie Bob-Dylan-Fan sind oder nicht.

» Lisbeth Gruwez Dances Bob Dylan«
Voetvolk | Lisbeth Gruwez
Samstag, 9. November 2019 | 21.30 Uhr | Wartburg (bereits ausverkauft)

Karten erhältlich unter: Telefon: 0611.132 325 | E-Mail: vorverkauf@staatstheater-wiesbaden.de | www.staatstheater-wiesbaden.de

Frankfurter Goethe-Haus: ,Tumult in feurigem Gemüte‘ Goethe und Nicolai im Wortgefecht, Vortrag, 5. November

goethe-haus-logoAm Dienstag, 5. November 2019, 19.00 Uhr lädt das Freie Deutsche Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum zum Vortrag ‚Tumult in feurigem Gemüte. Goethe und Nicolai im Wortgefecht‘ in den Arkadensaal ein. Es spricht Dr. Michael Knoche.

Seit Nicolais ‚Freuden des jungen Werthers‘ als Antwort auf Goethes Sturm-und-Drang-Roman waren der Berliner und Weimarer Schriftsteller in herzlicher Feindschaft miteinander verbunden. Ohne dass Nicolais Verdienste als zentrale Gestalt der deutschen Aufklärung anerkannt worden wären, bildete er für Goethe und Schiller im Xenienstreit eine der Hauptzielscheiben ihrer Attacken. So lautet etwa das Xenion 277: ‚Querkopf!‘ schreiet ergrimmt in unsere Wälder Herr Nickel. ‚Leerkopf?‘ schallt es darauf zum Walde heraus.

Noch schlimmer erging es Nicolai im ‚Faust‘. Aber der Angefeindete war in seinen Gegenangriffen nicht minder zimperlich. Der Vortrag zeigt, welch scharfe Trennlinie zwischen Aufklärung und Weimarer Klassik – jenseits des Persönlichen – diese Auseinandersetzung markiert.

Dr. Michael Knoche hat Germanistik, Philosophie und Theologie studiert und eine Bibliothekarsausbildung absolviert. Er war Angestellter bei wissenschaftlichen Verlagen und von 1991 bis 2016 Direktor der Herzogin Anna Amalia Bibliothek der Klassik Stiftung Weimar.

Eintritt: 4,- Euro / frei für Mitglieder des Freien Deutschen Hochstifts

Veranstaltungen im Gutenberg-Museum vom 28.10. bis 03.11.2019

©  Foto: Diether  v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Veranstaltungen, die vom 28.10. bis 03.11.2019 im Gutenberg-Museum stattfinden.

Montag, 28.10.10.2019, 9.00-17.00 Uhr
Drucken und Setzen im Druckladen des Gutenberg-Museums für Kleingruppen. Setzen mit Holzlettern, Drucken der Motive im Hochdruck, Anwenden des Frottageverfahrens. Weitere Projekte nach Absprache. Kosten: Werkstattbeitrag (Voranmeldung erforderlich, Tel. 06131-122686 oder gm-druckladen@stadt.mainz.de)

Dienstag, 29.10.2019, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse

Mittwoch, 30.10.2019, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse

Mittwoch, 30.10.2019, 18.30 Uhr
Der steinerne Gutenberg kehrt zurück!
Das älteste Gutenberg-Denkmal der Welt kehrt nach umfangreicher Restaurierung ins Gutenberg-Museum zurück und bekommt einen Ehrenplatz im gläsernen Verbindungsbau. Anlässlich der Rückkehr Gutenbergs findet im Vortragssaal des Gutenberg-Museums eine Feierstunde mit anschließendem Umtrunk statt, bei der über die Geschichte und Restaurierung des Denkmals informiert wird.

Donnerstag, 31.10.2019, 9.00-17.00 Uhr
Drucken und Setzen im Druckladen des Gutenberg-Museums für Kleingruppen. Setzen mit Holzlettern, Drucken der Motive im Hochdruck, Anwenden des Frottageverfahrens. Weitere Projekte nach Absprache. Kosten: Werkstattbeitrag (Voranmeldung erforderlich, Tel. 06131-122686 oder gm-druckladen@stadt.mainz.de)

Donnerstag, 31.10.2019, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse

Freitag, 01.11.2019, Museum geschlossen
Am Freitag, den 01.11.2019, ist das Museum wegen aufgrund des Feiertags Allerheiligen geschlossen

Samstag, 02.11.2019, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse

Samstag, 02.11.2019, 10.00-15.00 Uhr
Offene Werkstatt im Druckladen des Gutenberg-Museums
für Einzelpersonen und Kleingruppen mit max. 5 Teilnehmern. Drucken von eigenen oder vorhandenen Motiven, Setzen mit Holzlettern. Sondermaterialien auf Anfrage. Kosten: Werkstattbeitrag

Samstag, 02.11.2019, 11.00 Uhr
Nachlass von großen und kleinen Sünden
Druckvorführung von Ablassbriefen im 1. Stock des Gutenberg-Museums
Sonntag, 03.11.2019, 12.00, 13.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse (15 Uhr im Rahmen der Kinderführung)

Sonntag, 03.11.2019, 12.00 Uhr
Drehbuch-Pitching
FILMZ – Festival des Deutschen Kinos fordert auch in diesem Jahr junge Nachwuchstalente heraus, ihre Drehbuchideen zu präsentieren. Die Autoren und Autorinnen haben 10 Minuten Zeit ,um ihre Idee zu pitchen und werden anschließend durch Fragen aus dem Publikum auf eine harte Bewerbungsprobe gestellt. Nur wer Jury und Publikum überzeugen kann, darf sich über ein Preisgeld in Höhe von 300 Euro (gesponsort von Kontrastfilm) sowie eine professionelle Drehbuchsoftware von Drama-Queen freuen.
Wir freuen uns mit den Jurymitgliedern Varinka Link (ZDF – Das kleine Fernsehspiel), Michael Schwarz (nachtschwärmerfilm) und Tidi von Tiedemann (Kontrastfilm) auf spannende, fantastische und dramatische Geschichten!

Seit 2001 präsentiert das ehrenamtlich organisierte Filmfestival FILMZ deutschsprachige Produktionen. Bei dem Publikumsfestival entscheiden die Zuschauer und Zuschauerinnen über den besten Film in diversen Kategorien. Ein besonderes Anliegen ist für FILMZ der direkte Austausch zwischen Filmschaffenden und Kinofans.

Sonntag, 03.11.2019, 13.00 Uhr
Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung mit den Gästeführern der Stadt Mainz. Führung 5 Euro/ erm. 4 Euro/Kinder 2,50 Euro (zzgl. Eintritt)

Sonntag, 03.11.2019, 15.00-17.00 Uhr
Familiennachmittag
Von tanzenden Buchstaben und bunten Blättern – Spannende Kinderführung von A bis Z mit Druckerschwärze und zauberhaften Büchern im Reich der schwarzen Kunst. Für Kinder ab 4 Jahre und ihre Eltern. Treffpunkt 15 Uhr an der Museumskasse | Mobile Druckwerkstatt: Drucken im Foyer des Gutenberg-Museums. Teilnahmebeitrag pro Kind: Führung 2 Euro und Drucken 2 Euro, inkl. Eintritt, erm. Eintritt 3,50 Euro für Eltern und begleitende Angehörige

Von Montag bis Freitag zwischen 9.00-17.00 Uhr
Einzelbetreuung und Druckaufträge im Druckladen des Gutenberg-Museums
Erstellen privater Drucksachen unter fachkundiger Hilfe. Entgegennahme von Aufträgen nach persönlicher Absprache (Voranmeldung erforderlich, Tel. 06131-122686 oder gm-druckladen@stadt.mainz.de)

Gutenberg-Museum
Liebfrauenplatz 5
D-55116 Mainz
http://www.gutenberg-museum.de/

Deutsches Architekturmuseum: DAM Preis 2020 für Architektur in Deutschland

© DAM
© DAM

Nach einer Meldung des Deutsche Architekturmuseums (DAM), haben sich nun aus der Shortlist von 12 Architekturprojekten fünf Finalisten zum DAM Preis 2020 qualifiziert, der Ende Januar 2020 im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt verliehen wird.

Seit 2007 werden mit dem DAM Preis für Architektur in Deutschland jährlich herausragende Bauten in
Deutschland ausgezeichnet. 2020 wird der Preis vom Deutschen Architekturmuseum (DAM) bereits zum vierten Mal in enger Zusammenarbeit mit JUNG als Kooperationspartner in einem gestaffelten Juryverfahren vergeben.

Eine Expertenjury unter Vorsitz von Stephan Schütz (gmp Architekten von Gerkan Marg und Partner, Gewinner des DAM Preis 2019) hatte nun aus dem Feld der Shortlist die fünf Projekte für die engere Wahl der Finalisten zum DAM Preis 2020 bestimmt. Informationen zu Shortlist und Finalisten sowie einen profunden Überblick zum Baugeschehen in und aus Deutschland bietet die Internetpräsenz zum DAM Preis dam-preis.de.

Die Finalisten:

James-Simon-Galerie, Berlin, Deutschland David Chipperfield Architects

James-Simon-Galerie. © Foto: Diether v Goddenthow
James-Simon-Galerie. © Foto: Diether v Goddenthow

Zwischen Kupfergraben und Neuem Museum gelegen, übernimmt die James-Simon-Galerie als neues Eingangsgebäude der Berliner Museumsinsel zentrale Servicefunktionen und leitet die Museumsbesucher über die Archäologische Promenade in die einzelnen Häuser. Die Architektursprache bedient sich vorgefundener Elemente wie gebauter Topografie, Kolonnade und Freitreppe. Durch die Staffelung der Gebäudemasse bleibt der Blick von der Schlossbrücke in die Tiefe der Museumsinsel und auf die Westfassade des Neuen Museums erhalten. Die Uferkante zum Kupfergraben wird durch einen steinernen Sockel ausgebildet, über dem sich die Hochkolonnade mit schlanken Stützen erhebt. Eine breite Freitreppe empfängt die Besucher. Auf der oberen Ebene gelangen sie in das großzügige Foyer mit direktem Anschluss an das Pergamonmuseum. Das Foyer, in dem auch das Café gelegen ist, öffnet sich zu einer Terrasse, die sich über die gesamte Länge des Gebäudes erstreckt und auch außerhalb der Öffnungszeiten frei zugänglich ist. Im Mezzaningeschoss unter dem Haupteingangsfoyer befinden sich der Museumsshop, eine große Garderobe und Schließfächer, im Sockelgeschoss liegen Ausstellungsbereiche und das Auditorium.

taz Neubau, Redaktions- und Verlagsgebäude, Berlin, Deutschland E2A

Der Neubau der taz vermittelt in seiner besonderen Ecklage an der Friedrichstrasse zwischen dem traditionellen Berliner Block und den Solitärbauten aus der Zeit der IBA von 1984. Aus der Kombination von Ecke und Block wurde eine einfache Lösung vorgeschlagen: Entlang der Friedrichstrasse werden die Berliner Traufhöhen übernommen und der Block weitergeführt. Ein Rücksprung in der Fassade entlang der Friedrichstrasse bildet ein klar akzentuierter Eingang. Das strukturelle System des neuen Hauses ist als Netz ausgebildet. Mit möglichst wenigen Elementen wird eine grösstmögliche Belastbarkeit erreicht. Es ist eine Struktur, in der alle Teile gleichviel leisten müssen und nur zusammen Stabilität erreichen. Es ist ein System ohne Hierarchie. Die architektonische Anmutung des neuen Hauses für die taz wird so Struktur und Sinnbild der Organisation zugleich. Die Hauptstruktur besteht aus diagonalen Verstrebungen entlang der Gebäudehülle und erfordert keine zusätzliche Unterstützung auf der Innenseite. Die dreizehn Meter tiefen Büroflächen schaffen eine Werkstattatmosphäre und ermöglichen eine Vielzahl unterschiedlicher Arbeitsformen. Die Treppenskulptur im Zentrum des Neubaus bildet aufgrund ihrer Dimension und Plastizität eine vertikale Fussgängerzone über die ganze Höhe des neuen Hauses. Sie ist ein Ort der Begegnung und des informellen Austauschs. Hier atmet das Gebäude und fördert die spontane Kommunikation.

Eingangsgebäude Freilichtmuseum Glentleiten, Deutschland Florian Nagler Architekten GmbH

Die Architekten begeistert an den Bauernhäusern des Oberlandes, dass einer einfachen äußeren Geometrie ein vielschichtiges Inneres, sowohl im Hinblick auf die Funktion als auch die Konstruktion, gegenübersteht. Dieses Prinzip hat sie auch beim neuen Eingangsgebäude des Freilichtmuseums Glentleiten inspiriert. Die Idee war, ein großes, einfaches Dach zu bauen und darunter eine robuste Struktur, die die gewünschten Funktionen aufnehmen kann und dabei auch flexibel und damit nachhaltig ist. Das Dachvolumen orientiert sich Maßstab der umliegenden Gebäude und fügt sich dabei erstaunlich gut in den Kontext ein. Die Gestaltung der Fassaden nimmt mit zwei großen Zugangstoren zum Museum und zur Gastwirtschaft Bezug auf die Tore des benachbarten Starkerer Stadels, ist dabei jedoch fast abstrakt gehalten. Die traditionelle Dachform und die einfachen Holzfassaden erinnern auf den ersten Blick an landwirtschaftliche Funktionsbauten, deren Anblick im bayerischen Voralpenland vertraut ist. Die Ausführung im Detail weicht dann jedoch von den vertrauten Bildern etwas ab. Auf der unteren Zugangsebene liegen der Eingang zum Museum, die Sonderausstellung und alle dazu gehörigen Räume. Im Geschoss darüber ist das Wirtshaus untergebracht, das durch die geschickte Ausnutzung der Topografie einen barrierefreien externen Zugang und Austritt in den Biergarten erhält. Flächen, die kein Tageslicht benötigen, sind in den sanften Hang eingegraben, das Gebäudevolumen wird dadurch optisch reduziert.

Stylepark Neubau am Peterskirchhof, Frankfurt am Main, Deutschland NKBAK

In Frankfurts Innenstadt sollte ein Wohn- und Geschäftshaus in einen Hinterhof erweitert werden. Das Besondere an dieser Bauaufgabe war– entgegen üblicher Hinterhofsituationen – die Sichtbarkeit der neuen Bebauung vom angrenzenden Peterskirchhof aus. Diese parkähnliche Anlage mit seiner umgrenzenden Friedhofsmauer ist denkmalgeschützt. Im Konzeptgedanken steht nicht eine Abgrenzung, sondern das Weiterbauen und die Akzentuierung der Zeitschichten im Vordergrund. Der Neubau wurde daher mit einer Klinkerfassade auf die Friedhofsmauer aufgebaut. Das Sichtmauerwerk ist mit verschiedenen Steinformaten horizontal geschichtet, sodass sich das (Zeit-)Schichten auch in der Materialität manifestiert. Die Bebaubarkeit war auf Grund der Abstandsregelungen begrenzt. Die Kubatur ist im Hinblick auf die Baumasse und die Belichtungssituationen präzise abgestimmt. Im Erdgeschoss wurde eine bereits vorhandene Gewerbeeinheit erweitert. In den Obergeschossen entstanden zwei Wohneinheiten. Sie sind ein Beitrag zur Verdichtung der Frankfurter Innenstadt mit der Schaffung von Wohnraum.

„einfach gebaut“, Berlin, Deutschland orange architekten

Die Architekten kauften das als unbebaubar geltende Grundstück selber und entwickelten und realisierten das Wohnensemble komplett in Eigenregie. Durch die Aufständerung der Baukörper blieben die Fußwege als auch die Durchlüftung des Quartiers gewahrt. Ebenso konnten die meisten Bäume erhalten werden, da das gesamte Gebäude zwischen den Wurzelbereichen positioniert wurde. Das Gebäude besteht aus zwei voneinander unabhängigen Teilen. Im fünfgeschossigen, schmalen „Langhaus “ befinden sich großzügige Lofts. Die Wohnungen sind zur Südseite hin komplett verglast. Von den durchgehenden Balkons schauen die Bewohner direkt in die Baumwipfel. Auf der Nordseite befinden sich Laubengänge. Das „Atelierhaus“ besteht aus drei übereinander gestapelten Apartments von 40 Quadratmetern. Beide Gebäudeteile werden durch ein straßenseitiges, außen liegendes Treppenhaus erschlossen. Als Alternative zum WDVS entwickelten die Architekten eine Netzfassade mit gesteckter Wärmedämmung, ohne jede Verbundmaterialien, die vollständig und sortenrein demontabel und rezyklierbar ist. Am Boden wurde statt mit Estrich und Klebeparkett mit einer lose liegenden, massiven Brettschichtholzplatte in einem einzigen Bauelement die Funktionen Estrich und Fußboden vereint. Es gibt in allen Wohnungen Sichtbetondecken. Schiebeelemente ersetzen Wände aus Gipskarton und ermöglichen eine flexible Nutzung der Flächen. Zugunsten einer Deckenhöhen von drei Metern wurde auf ein mögliches weiteres Geschoss verzichtet.

PREISVERLEIHUNG UND ERÖFFNUNG: Fr, 31. Januar 2020, 19 Uhr \ DAM Auditorium

© Foto: Diether v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Deutsches Architekturmuseum (DAM)
Schaumainkai 43
60596 Frankfurt am Main

Das älteste Gutenberg-Denkmal der Welt kehrt in neuem Glanz zurück auf einen Ehrenplatz ins Gutenberg-Museum Mainz

Das älteste Gutenberg-Denkmal der Welt bekommt einen Ehrenplatz im gläsernen Verbindungsbau des Gutenberg-Museums Mainz.  © Foto: Diether v Goddenthow
Das älteste Gutenberg-Denkmal der Welt bekommt einen Ehrenplatz im gläsernen Verbindungsbau des Gutenberg-Museums Mainz. © Foto: Diether v Goddenthow

Mainz. Das älteste Gutenberg-Denkmal der Welt kehrt nach umfangreicher Restaurierung ins Gutenberg-Museum zurück und bekommt einen Ehrenplatz im gläsernen Verbindungsbau. Dort kann der „Mann des Jahrtausends“ nun rund um die Uhr gesehen werden.

Was zuvor nur Herrschenden, Helden und Heiligen, Feldherren und der hohen Geistlichkeit vorbehalten war, das wurde Johannes Gutenberg (um 1400 – 1468) in seiner Vaterstadt zuteil: Man hob ihn auf den Sockel, errichtete ihm zu Ehren ein vollplastisches Denkmal.

Alle Welt kennt heute das monumentale Bronze-Standbild des dänischen Künstlers Bertel Thorvaldsen am Gutenbergplatz, das 1837 feierlich eingeweiht wurde. Aber bereits zehn Jahre zuvor hatte der seinerzeit bekannte Mainzer Bildhauer Joseph Scholl (1796 – 1842) eine 150 cm hohe Gutenbergstatue aus Sandstein geschaffen. In der Linken hält der steinerne Gutenberg ein Satzschiff mit dem „ABC“, in der Rechten eine Planzeichnung der Druckpresse, am Boden liegen zwei Bücher.
Dieses Standbild war nicht für einen öffentlichen Platz bestimmt, sondern wur-de im Hof der Casino Gesellschaft, die bis 1894 im „Hof zum Gutenberg“, dem Nachfolgebau des Gutenbergschen Anwesens an der heutigen Ecke Schus-terstraße/Christophstraße beheimatet war, am 4. Oktober 1827 enthüllt, nahe bei einem „Denkstein“ zu Ehren des „Erfinders der Buchdruckerkunst, Wohlthä-ters der Menschheit.“

Als Dauerleihgabe der Casino-Gesellschaft wurde das Denkmal Ende der 1920er Jahre zum Blickfang im Gutenberg-Museum, das gerade Teile des Hauses „Zum Römischen Kaiser“ am Liebfrauenplatz bezogen hatte. Nach Krieg und Wiederaufbau stand Scholls Gutenberg nun seit Jahrzehnten im Eingangsbereich des „Römischen Kaiser“ – beliebtes Fotomotiv für die an-kommenden Besuchergruppen aus aller Welt, aber doch abseits des Mainzer Lebens ringsum, weil nur während der Öffnungszeiten des Hauses zugänglich.

Das Gutenberg-Museum rückte die Statue in den Fokus, indem es sie 2018 in die Sonderausstellung „Ohne Zweifel Gutenberg“ anlässlich des Gutenberg-Jubiläumsjahres integrierte. Gutenberg symbolisierte dort als Torwächter den Teil der Ausstellung, der die Erfindung des Buchdrucks in Europa zeigte. Die Schau war der Anstoß, Gutenberg mutig vom Sockel zu holen und im Rahmen der Ausstellung für die Finanzierung der Restaurierung durch den Eigentümer zu sorgen.

Auf neuem Sockel, hinter Glas und vom neuen, prominenten Aufstellungsort aus blickt Gutenberg nun aus dem gläsernen Verbindungsgang, der derzeit die bauhaus.werkstatt beheimatet, hinaus in seine Stadt.

Anlässlich der Rückkehr von Gutenberg findet ein Pressetermin statt, zu dem auch die interessierte Öffentlichkeit eingeladen ist,

am Mittwoch, 30. Oktober, 18.30 Uhr
im Vortragssaal des Gutenberg-Museums, Liebfrauenplatz 5.

Marianne Grosse, Kulturdezernentin der Stadt Mainz hält ein Grußwort.
Dr. Annette Ludwig, Direktorin des Gutenberg-Museums informiert über die Hintergründe der Restaurierungsmaßnahmen und den neuen Aufstellungsort.
Matthias Steyer, Restaurator des Denkmals, gibt einen bebilderten Einblick in seine Arbeit.
Der Eigentümer informiert über die Zusammenarbeit.

Ort:
Vortragssaal des Gutenberg-Museums,
Liebfrauenplatz 5

Am 2. Nov. freier Eintritt ins Museum Wiesbaden für alle Bereiche – im Foyer Schwerpunkt „Insektenhotels“ –

Blick in die Studienausstellung © Museum Wiesbaden, Foto: Bernd Fickert
Blick in die Studienausstellung © Museum Wiesbaden, Foto: Bernd Fickert

Jeden ersten Samstag des Monats sind alle aktuellen Sonderausstellungen und Sammlungspräsentationen Ausstellungen im Museum Wiesbaden bei freiem Eintritt zu besuchen, so auch am 2. November.

Dieses Mal liegt dabei der Fokus auf den Naturhistorischen Sammlungen mit der Studienausstellung „Auf Staatsbesuch im Insektenreich“. In Kooperation mit dem Tier- und Pflanzenpark Fasanerie entstehen Insektenhotels im Museumsfoyer.

Die Dauerausstellung der Naturhistorischen Sammlungen „Ästhetik der Natur“ schlägt eine Brücke zwischen Kunst und Natur. Das Beobachten und Beschreiben der Natur steht dabei im Mittelpunkt. Auf den Spuren der Erd- und Evolutionsgeschichte wird die formenreiche und farbenprächtige Vielfalt der Natur präsentiert. Ein besonderer Fokus liegt am eintrittsfreien Samstag auf den staatenbildenden Insekten, denn uns Menschen sind unterschiedlichste Staatsformen geläufig und nur wenigen davon vertrauen wir uns gerne an. Eine bewusste Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Form der arbeitsteiligen Gemeinschaft findet in der Natur dagegen selten statt. Die Studienausstellung „Auf Staatsbesuch im Insektenreich“ führt in das komplexe und spannende Thema der Insektenstaaten ein.

Um 12 Uhr und 12.45 Uhr haben Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, an Familienführungen durch die Studienausstellung teilzunehmen. Ein besonderer Gast in der Wandelhalle ist der Tier- und Pflanzenpark Fasanerie mit einem Aktionsstand. Kleine und große Gäste können zwischen 12 und 15 Uhr Lebensräume für soziale Insekten bauen und ihre Insektenhotels anschließend im eigenen Garten errichten.

Um 15 Uhr wird eine öffentliche Führung zum Thema „Tiere in der Kunst“ angeboten. Parallel dazu können Kinder von 11 bis 15 Uhr am Maltisch im Museumsfoyer selber kreativ tätig werden und ihre Eindrücke auf Papier festhalten.

Die Sonderausstellungen „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ (bis 19. Januar 2020), „Mit fremden Federn“ (bis 8. März 2020) sowie die Dauerausstellungen können bei freiem Eintritt besucht werden.

Ermöglicht in Kooperation mit den Freunden des Museums Wiesbaden e. V.

© Foto: Diether v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Hessisches Landesmuseum
für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2
65185 Wiesbaden
www.museum-wiesbaden.de

Zur Zeit zu sehen im Museum Wiesbaden

Christopher Clark über „Von Zeit und Macht – Herrschaft und Geschichtsbild vom Großen Kurfürsten bis zu den Nationalsozialisten“

CHRISTOPHER CLARK lehrt als Professor für Neuere Europäische Geschichte am St. Catharine‘s College in Cambridge. im Gespräch mit WINFRIED STRÄTER ist Historiker und Redakteur im Deutschlandfunk Kultur, verantwortlich für die Sendung „Zeitfragen Kultur und Geschichte“.© Foto: Diether v Goddenthow
CHRISTOPHER CLARK (li.) lehrt als Professor für Neuere Europäische Geschichte am St. Catharine‘s College in Cambridge. im Gespräch mit WINFRIED STRÄTER
ist Historiker und Redakteur im Deutschlandfunk Kultur, verantwortlich für die Sendung „Zeitfragen Kultur und Geschichte“.© Foto: Diether v Goddenthow

Worauf gründen sich Macht und Herrschaft? Wie entsteht Macht? Wie wird sie begründet und erhalten? Und in welchem Verhältnis stehen Macht und Zeit? Diesen großen Fragen widmete sich Christopher Clark bei einer Veranstaltung der Veranstaltungsreihe Literatur und Politik der Landeszentrale für Politische Bildung in den Kurhaus Kolonnaden am 24.10.2019. Wer Macht hat, verortet sich in der Zeit. Er begreift sich als Teil der Geschichte und schafft damit das Geschichtsbild seiner Epoche. Vier solcher Geschichtsbilder betrachtete der auch aus der ZDF-Serie History bekannte englische Autor in seinem Buch: das des Großen Kurfürsten von Brandenburg, Friedrichs II. von Preußen, das Bismarcks und der Nationalsozialisten. Geschrieben während der Brexit-Ereignisse, Trumps Präsidentschaft und Putins vierter Amtszeit ist dieses Buch nicht nur ein großes Geschichtswerk, sondern lehrt uns auch viel über unsere eigene Epoche und deren Strukturen von Selbstlegitimation, Machtverständnis und Machterhalt.

CHRISTOPHER CLARK

Christopher Clark. © Foto: Diether v Goddenthow
Christopher Clark. © Foto: Diether v Goddenthow

Jahrgang 1960, lehrt als Professor für Neuere Europäische
Geschichte am St. Catharine‘s College in
Cambridge. Sein Forschungsschwerpunkt ist die
Geschichte Preußens. Er ist Autor einer Biografi e
Wilhelms II., des letzten deutschen Kaisers. Für sein
Buch „Preußen“ erhielt er 2007 den renommierten
Wolfson History Prize sowie 2010 den Preis des Historischen
Kollegs. Sein epochales Buch über den Ersten
Weltkrieg, „Die Schlafwandler“ (2013), führte wochenlang
die deutsche Sachbuch-Bestseller-Liste an und
war ein internationaler Bucherfolg.

Eröffnung der Ausstellung „Stadt – Jugend – Stil. Lebensreform in Wiesbaden“

lebensreformGestern Abend wurde im Wiesbadener Stadtmuseum am Markt (SAM) die Ausstellung „Stadt – Jugend – Stil. Lebensreform in Wiesbaden“ feierlich von Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Kulturdezernent Axel Imholz und Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer Kulturfonds Frankfurt RheinMain gemeinsam mit dem SAM-Team unter Leitung von Direktorin Dr. Vera Philipp eröffnet. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Sebastian Reckert mit klassischen Werken auf der Glasharmonikasoli.

Da Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende etwas später eintraf wegen der zur gleichen Zeit stattfindenden Ehrung des Kunstmäzens Friedrich Wolfgang Neess mit der Georg August Zinn-Medaille durch Ministerpräsident Volker Bouffier im Landesmuseum, eröffnete Kulturdezernent Axel Imholz im SAM den Grußwortreigen, und hob sogleich  Ferdinand Wolfgang Neess Jugendstil-Sammlung als Spiritus rectus auch dieser Ausstellung im SAM hervor: Da Ferdinand Wolfgang Neess dem Museum Wiesbaden so eine wunderbare Jugendstil-Ausstellung gestiftet habe, habe das Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden und das Hessische Landesmuseum Wiesbaden anlässlich der damaligen Ausstellungs-Eröffnung das Jahr des Jugendstils ins Leben gerufen, eins, das nicht mit dem Kalender Jahr identisch ist, sondern vom Juni 2019 bis zum Juni 2020 reicht, so Imholz.

Kulturdezernent und Stadtkämmerer Axel Imholz. © Foto: Diether v Goddenthow
Kulturdezernent und Stadtkämmerer Axel Imholz. © Foto: Diether v Goddenthow

Da ganz viele Kulturinstitutionen mit unterschiedlichen Kunstrichtungen sich an der inhaltlichen Gestaltung des Wiesbadener Jugendstiljahrs beteiligten, so Imholz weiter, haben „wir ein breitgefächertes Kulturprogramm im Jahr des Jugendstils, darunter: klassische Ausstellungen, historische Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Filme usw. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei, wobei das Verbindende die Beschäftigung mit dem Thema Jugendstil ist. Ein wichtiger Beitrag zum Jugendstiljahr sei die jetzt im SAM präsentierte Ausstellung „Stadt – Jugend – Stil. Lebensreform in Wiesbaden, wobei das SAM – im Unterschied zu anderen Jugendstilprojekten – den Blick auf einen anderen Aspekt richte, nämlich auf die Frage: „Was hat der Jugendstil in der Stadtgesellschaft von Wiesbaden in dieser Zeit für eine Bedeutung gehabt, und vielleicht auch noch heute. Das ist der Fokus der Ausstellung, die wir heute eröffnen.“, so Imholz.

Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende. In der ersten Reihe v. r. Dr. Helmut Müller,Geschäftsführer Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Kulturdezerent Axel Imholz,, Kuratorin Dr. Vera Klewitz und Direktorin Dr. Vera Philipp im historischen Marktkeller. © Foto: Diether v Goddenthow
Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (li). In der ersten Reihe (v. r.) Dr. Helmut Müller,Geschäftsführer Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Kulturdezerent Axel Imholz,, Kuratorin Dr. Vera Klewitz und Direktorin Dr. Vera Philipp im historischen Marktkeller. © Foto: Diether v Goddenthow

Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende unterstrich, dass es „die erste große Sonderausstellung der relativ jungen Stiftung Stadtmuseum unter Leitung von Frau Direktorin Dr. Vera Philipp“ sei, und zugleich die größte und aufwendigste. „Ich finde, das Stadtmuseum nimmt damit einen Stellenwert ein als Forum für Geschichte der Gegenwart und Zukunft der Stadt Wiesbaden. Hier wird Geschichte lebendig gemacht“, so der Oberbürgermeister, der von Hause aus Historiker ist und somit mit solchen Historiken eng vertraut. Eine solch gute Präsentation sei nicht nur schön, sondern einfach wichtig, um auch jungen Menschen den Zugang zu unserer Geschichte zu erleichtern, wozu ansehen und anschauen dazu gehöre, ebenso, eine sehr sinnliche Erfahrung von Dingen zu erleben. Und das liefere auch die neue Ausstellung, so der Oberbürgermeister.

Kunst ist mehr als der Tischschmuck einer Gesellschaft

Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto: Diether v Goddenthow
Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto: Diether v Goddenthow

Wiesbaden sei bislang immer als eine Stadt des Historismus wahrgenommen worden. Die „Debatte war so stark, dass man an Jugendstil gar nicht oder nur ganz wenig gedacht hat“, was sich erst mit der Schenkung Neess, sozusagen als Startschuss, Wiesbaden auch als Jugendstilstadt zu sehen, geändert habe, erläuterte Dr. Helmut Müller. Das Jahr des Jugendstils mit seinen vielfältigen Angeboten, wozu auch diese Ausstellung „Lebensreform“ gehöre, sei eine Einladung, die Stadt neu zu entdecken und mit anderen Augen zu sehen. „Der besondere Wert dieser Ausstellung oder der besondere Ansatz liegt darin, zu zeigen, dass Kunst nicht nur der Tischschmuck einer Gesellschaft ist, sondern der Ausdruck eines Lebensgefühls, welches sich an Veränderungen einer Gesellschaft breit macht“, so Dr. Müller. Mit dem Ende einer bislang monarchistisch geprägten Gesellschaftsordnung gegen Ende des vorvorherigen Jahrhunderts seien ganz viele neue Bewegungen, eben auch die Jugendbewegung entstanden, die in der Kunst mit einer wirklich enormen Wucht aufgeschlagen sei und weit über die Jahrhundertwende hinaus gewirkt habe. Beispielsweise könne man im München das Lenbachhaus diese heftigen, mitunter völlig verschiedenen und doch parallel verlaufenden Strömungen und Umbrüche von einem zum anderen Zimmer selbst erleben: Sei man durch die Zimmer des Malerfürsten Lenbach gegangen, befände man sich eine Tür weiter in der „Modernen“. „Da sieht man“, so Müller, „wie zum selben Zeitpunkt eine unterschiedliche Ästhetik in einer Stadt, in einer Region da war, wie man sie sich unterschiedlicher nicht vorstellen kann. Und man bekommt auch eine Idee dafür, was welche Kraft in solchen (Jugenstil-)Strömungen stecke, und in Wiesbaden sei das genauso. Diese Ausstellung hier stelle genau diesen Weg her zwischen einer Kunstbetrachtung von Objekten (Bildern, Objekten, Skulpturen, Büchern) und einen Blick darauf zu richten, „welchen gesellschaftlichen Impact eine solche Veränderung hat, und vor allem, wie weit so etwas bis heute wirken kann“, so Müller.

Wir brauchen mehr Platz!

Direktorin Dr. Vera Philipp.© Foto: Diether v Goddenthow
Direktorin Dr. Vera Philipp.© Foto: Diether v Goddenthow

Dr. Sabine Philipp sagte, dass man bei der Erforschung des Jugendstils der Lebensreformer der damaligen Zeit in Wiesbaden auf fruchtbaren Boden gestoßen sei. „Das ist uns ein Auftrag, aber auch eine Wonne, sich mit so einer noch unbearbeiteten Zeit auseinander zu setzen, und das der breiten Öffentlichkeit eben ergänzend zu den wunderbaren anderen Veranstaltungen, die angesprochen wurden und die auch noch weiter entstehen werden, zeigen zu dürfen“. Die Direktorin dankte den Festrednern, den Sponsoren und vor allem ihrem Team, abschließend mit Blümchen und erläuterte kurz den Rahmen und Ansatz der Ausstellung, die den Spuren der Lebensreform im „Weltkurbad“ in den Jahren zwischen 1880 und 1932 auf den Grund gehe. Vor allem gäbe es ein großes Begleit- und Vermittlungsprogramm, und man arbeite auch noch am Ausstellungskatalog. Zudem ging die Direktorin auch auf „die“ Zahlen ein, machte deutlich, wie viel Arbeit in  Ausstellungen dieser Art stecke, obwohl dies   auf den ersten Blick kaum erkennbar sei. Sie  deutete zudem an, dass das SAM ein wenig zu eng sei, und man eigentlich mehr Platz benötige. Stadtkämmerer Axel Imholz als auch Oberbürgermeister  Gert-Uwe Mende hatten in ihren Grußworten bereits signalisiert, sich für die Sicherung der finanziellen Rahmenbedingungen weiterer Ausstellungsprojekte in den städtischen Gremien einsetzen zu wollen.

Lebensreform –  die Sehnsucht nach mehr Natur

Dr. Vera Klewitz, wissenschaftliche Konzeption. © Foto: Diether v Goddenthow
Dr. Vera Klewitz, wissenschaftliche Konzeption. © Foto: Diether v Goddenthow

Dr. Vera Klewitz, zuständig für die wissenschaftliche Konzeption, führte in die Ausstellung mit der Frage ein „Was Lebensreformbewegung“ bedeute, um dann auf die vielfältigen Auswirkungen und Strömungen der Lebensreform sowie der speziellen Sicht und Rezeption des Jugendstils in Wiesbaden zu sprechen zu kommen. Das alles kann man nun ausschnittweise im historischen Marktkeller am Dern‘schen Gelände nachschauen und erkunden, etwa wie die Wiesbadener Bürgergesellschaft Ende des 19. Jhd. und zu Beginn des 20. Jhd. die neuen Strömungen, Ideen und Impulse veränderter Lebensvisionen der Reformbewegung(en) vor allem aus den deutschsprachigen Zentren des Jugendstils Wien, Berlin, Weimar und Darmstadt aufgenommen und ins Geschäftsleben und die Alltagskultur integriert hat.

Jugendstil und Lebensreform – stünden für die Sehnsucht nach mehr Natur in der Kultur, für ein gesünderes Leben und mehr Freude am Körper. Der Nackte Körper sei Körperideal gewesen, so Klewitz. Die Hinwendung zur Natur habe insbesondere auch im Bereich der Gesundheit zu großen Veränderungen geführt. So wurden in Wiesbaden ein vegetarisches Restaurant und neue Erholungs- und Sportanlagen eröffnet.

Raus in die Natur - Nacktheit wurde bei den Lebensreformern zum neuen Körperideal.© Foto: Diether v Goddenthow
Raus in die Natur – Nacktheit wurde bei den Lebensreformern zum neuen Körperideal.© Foto: Diether v Goddenthow

In Neubauten wie dem Hauptbahnhof (1906), dem Kurhaus (1907) und dem städtischen Kaiser-Friedrich-Bad (1913) wurden dem historistischen Geschmack Kaiser Wilhelms II. zum Trotz Details oder auch ganze Räume im Jugendstil integriert. Die Stadt krönte ihre Glanzzeit mit einer stolzen Selbstdarstellung, der Ausstellung für Handwerk und Gewerbe, Kunst und Gartenbau im Jahr 1909. Die „Weltausstellung im Kleinformat“ lockte über eine Million Besucher an. Lange her? Nicht so sehr. Manches sei wohlerhalten, vieles wäre im historischen Gedächtnis verankert oder präge die Stadt noch heute. Darunter seien auch gebaute Zeugnisse, zum Beispiel die Trauerhalle auf dem Südfriedhof (1909), die vom Wiesbadener Jugendstilkünstler Hans Völcker ausgemalt wurde sowie das 1921 eröffnete Luft- und Lichtbad, das nach wie vor beliebte „Lufti“ Unter den Eichen.

Unter den Alltagszeugnissen sind Souvenirs wie ein Taschenmesser mit Ansichten von Wiesbaden, eine launig illustrierte Speisekarte und Fotos von Elisabeth Groitzsch mit ihren Patientinnen: Nach dem Tod ihres Mannes arbeitetet sie als Masseurin – nicht selbstverständlich für eine Frau um 1900, so Klewitz. .
Wie es in einer Pressemeldung heißt stammen historische Zeugnisse und Exponate aus den Sammlungen der Stiftung Stadtmuseum und einiger institutioneller wie privater Leihgeber. Sie sind kurz und eingängig in einem kostenlosen Exponat-Heft erklärt, das in deutscher und englischer Sprache erhältlich ist.
Mitmach-Stationen wie ein Mustergenerator oder eine Stereoskop-Apparatur laden ein, selbst kreativ zu werden beziehungsweise in ein Wiesbaden um die Wende zum 20. Jahrhundert einzutauchen. Ein vielseitiges Workshop- und Führungsangebot spricht explizit Schulklassen und Gruppen an.

Ausstellungs-Impression der Ausstellung „Stadt – Jugend – Stil. Lebensreform in Wiesbaden“  vom 23.10.2019 - 8.03.2020 © Foto: Diether v Goddenthow
Ausstellungs-Impression der Ausstellung „Stadt – Jugend – Stil. Lebensreform in Wiesbaden“ vom 23.10.2019 – 8.03.2020 © Foto: Diether v Goddenthow

 

Begleitprogramm

Das Begleitprogramm lässt die Themen der damaligen Zeit lebendig werden: Im Museum eröffnet am Mittwoch, 27. Oktober, um 11 Uhr der Salon Jugendstil. Am Dienstag, 12. November, lädt die Wiesbadener Traditionsfirma F. Ad. Müller und Söhne ins „sam – Stadtmuseum am Markt“ ein, live dabei zu sein, wenn ihre Erfindung – das Reformauge – ein besonders lebensechtes, trag- und haltbares Glasauge, angefertigt wird. Bei einem Reform-Menü kann die Lebensreform auch außerhalb im Restaurant Les Deux Dienstbach erschmeckt werden. Jugendstil und Lebensreform werden dank des „sam – Stadtmuseum am Markt“ mit allen Sinnen erfahrbar.

Das für die Ausstellung verantwortliche SAM-Team
Die Wissenschaftliche Konzeption leitet Dr. Vera Klewitz, für das Austellungsmanagement und die PR sind Carolin Falk, Eva Köhler, Antje Stöhr, und Stephan Wiesehöfer zuständig und die Museumspädagogik und Vermittlung leiten Nicole Weidel und Sabine Weber. Die Gesamtleitung trägt Sabine Philipp, die Gestaltung haben Jochen Hunger und Britta Speer von Jochen Hunger Museum and exhibition design übernommen und das Ausstellungsdesign ist von Sandra Di Maria.

Informationen zu diesen und vielen weiteren Veranstaltungen gibt es im Ausstellungs-Flyer sowie – immer aktuell – auf der Homepage des Stadtmuseums www.wiesbaden.de/sam oder unter der Telefonnummer: (0611) 44750060

Die Ausstellung „Stadt – Jugend – Stil. Lebensreform in Wiesbaden“ ist vom Mittwoch, 23. Oktober, bis zum Sonntag, 8. März 2020,

Ort: 
„sam – Stadtmuseum am Markt“, Marktplatz 3, zu sehen.

Öffnungszeiten der Ausstellung sind von Dienstag bis Donnerstag von 11 bis 17 Uhr.
Der Eintritt kostet 6 Euro, ermäßigte Karten erhält man für 4 Euro, inklusive Exponat-Heft.

 

亞歐堂 MEET ASIAN ART: VON DRACHEN, EINHÖRNERN UND MONDHASEN TIERISCHE UND MYTHISCHE WESEN IM ALTEN CHINA

Räuchergefäß, Detail Cloisonné China, Qing-Zeit 18./19. Jh. Foto: Ute Kunze, © Museum Angewandte Kunst
Räuchergefäß, Detail Cloisonné China, Qing-Zeit 18./19. Jh. Foto: Ute Kunze, © Museum Angewandte Kunst

Vom 24. Oktober 2019 – 30. August 2020 zeigt das Museum Angewandte Kunst Frankfurt die Ausstellung MEET ASIAN ART. Präsentiert werden ausgewählte Beispiele aus der umfangreichen Asiatischen Sammlung des Hauses,  die mehr als 2.000 Jahre chinesische  Kultur und Geistesgeschichte widerspiegeln.

Im Zentrum der Ausstellung steht dieses Mal die Welt der Kreaturen. Die Darstellung von Tieren in der chinesischen Kunst und Kultur ist außerordentlich vielgestaltig und oft weit entfernt von einer romantischen Idee der stillen und erhabenen Natur.   Die Darstellung von Natur, besonders aber auch der Tiere, ist schon seit rund 2.500 Jahren eine der wichtigsten Ausdrucksformen im Reich der Mitte und   gehört zu den faszinierendsten Gebieten der visuellen Kultur Chinas.

Wie es im Pressetext heißt, werden in der Präsentation VON DRACHEN, EINHÖRNERN UND MONDHASEN unterschiedliche Tierbilder vorgestellt. Dabei treten mythisch-fiktive Kreaturen häufiger auf als Abbilder der realen Tierwelt. Bereits zwischen dem 4. und 2. Jh. v. Chr. erscheint das auf älterer mündlicher Überlieferung basierende Buch Shanhaijing 山海經 („Klassiker der Berge und Meere“), in dem in enzyklopädischer Aufstellung Hunderte von Sagentieren und kuriosen Wesen vorgestellt werden.

Das visuelle Erscheinungsbild von Tieren beginnt mit kaum erkennbaren Wesen, die neben vollkommen abstrakten Ornamentformen auf frühen Ritualbronzen erscheinen. Rund tausend Jahre später tritt eine neuartige, ganz und gar lebensnahe Darstellung von Pferden, Hunden, Schweinen und anderen den Menschen umgebenden Tieren an den Tag – und dies paradoxerweise in der Grabkeramik. Figuren dieser Art wurden den Verstorbenen mit ins Grab gegeben, um ihnen dort für die ihnen vertraute diesseitige Welt symbolisch zur Seite zu stehen.

Mehr noch als die reale Tierwelt beherrschen mythische Tierwesen in den späteren Jahrhunderten das visuelle Feld. Der Drache als Symbol für Kaiser und Fruchtbarkeit, die mildtätige und Kindersegen versprechende Kreatur Qilin, die wundertätige dreibeinige Kröte erscheinen ebenso wie z.B. Hirsch und Kranich als Reittiere der Unsterblichen. Als Glückssymbole prägen sie seit jeher den chinesischen Alltag.

Was ist 亞歐堂MEET ASIAN ART?
Mit MEET ASIAN ART widmet das Museum Angewandte Kunst der Kunst Asiens seit 2016 einen dauerhaften Ort des Austausches, des Entdeckens, Verstehens und Diskutierens. Hier finden wechselnde Exponate aus der Sammlung asiatischer Kunst des Museums in Form kleiner Kabinettausstellungen einen Platz. Zugleich ist MEET ASIAN ART mehr als ein Ausstellungsraum: Als Forum für Veranstaltungen und Präsentationen bietet es immer wieder neue Einblicke in Asiens Beitrag zur Kunst der Welt.

Kurator: Dr. Stephan von der Schulenburg

24. Oktober 2019 – 30. August 2020
Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt am Main
www.museumangewandtekunst.de

Öffnungszeiten
Di, Do-So 10-18 Uhr, Mi 10-20 Uhr

Kunst-Mäzen Ferdinand Wolfgang Neess von Ministerpräsident Volker Bouffier mit derGeorg August Zinn-Medaille ausgezeichnet

Danielle Neess, Ferdinand Wolfgang Neess, Familienmitglied und Ministerpräsident Volker Bouffier. © Foto: Diether v Goddenthow
Danielle Neess, Mäzen Ferdinand Wolfgang Neess, Familienmitglied und Ministerpräsident Volker Bouffier. © Foto: Diether v Goddenthow

Während einer Feierstunde im Hessischen Landesmuseum Wiesbaden hat der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier den Wiesbadener Kunstsammler und Mäzen Ferdinand Wolfgang Neess mit der Georg August Zinn-Medaille geehrt. „Ferdinand Wolfgang Neess hat dem Museum Wiesbaden einen einzigartigen Schatz vermacht. Hessen ist nun im Besitz einer der bedeutendsten europäischen Privatsammlungen des Jugendstils und des Symbolismus“, erklärte der Regierungschef heute im Museum Wiesbaden.

Ministerpräsident Volker Bouffier. © Foto: Diether v Goddenthow
Ministerpräsident Volker Bouffier. © Foto: Diether v Goddenthow

Seit März 2017 ist das Museum Wiesbaden Eigentümer der Sammlung. Es war die größte Einzelschenkung in der Geschichte des Landesmuseums. Ihr Wert wird mit 42 Millionen Euro beziffert. Als sichtbares Zeichen des Dankes und der Anerkennung für seinen Verdienst, die Werke einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und sie dem Land Hessen und der Stadt Wiesbaden dauerhaft zur Verfügung zu stellen, hat der Wiesbadener Kunstmäzen die Georg August Zinn-Medaille vom Ministerpräsidenten erhalten. Sie wird seit 1997 für herausragende Verdienste und sehr großes Engagement zur Förderung des Gemeinwohls verliehen. „Die Hessische Museumslandschaft ist durch Herrn Neess um eine weitere kunsthistorische Attraktion reicher“, betonte Bouffier.

Impression der Jugendstilausstellung. © Foto: Diether v Goddenthow
Impression der Jugendstilausstellung. © Foto: Diether v Goddenthow

Über 40 Jahre hatte der heute 90-Jährige die Kunstobjekte des Jugendstils und des Symbolismus gesammelt. Die Leidenschaft habe mit einem Kauf in den sechziger Jahren begonnen. Als Banklehrling hatte er damals zwei Jugendstil-Leuchten erworben. Ein geschenkter Katalog sei dann die Initialzündung gewesen, die ihn endgültig zum Kunstmäzen machte.
Im Laufe der Zeit hat Neess rund 570 Jugendstil-Stücke aus dem 19. Jahrhundert zusammengetragen. Darunter finden sich unter anderem Möbel, Gemälde, Lampen und Glaskunst. „Die Schenkung ist einzigartig. Wir haben in Hessen nun, neben Darmstadt und Bad Nauheim, eine dritte Jugendstil-Hochburg. Darauf können wir stolz sein“, erklärte der Ministerpräsident. Die Exponate können von nun an in einer Dauerstellung, die im Juni 2019 eröffnet wurde, betrachtet werden. „Künftige Generationen nach uns werden noch viel Freude an den Exponaten haben“, erklärte der Ministerpräsident.

Dr. Jörg Dauer, kommissarischer Museumsdirektor und Abteilungsleiter für Kunst. © Foto: Diether v Goddenthow
Dr. Jörg Dauer, kommissarischer Museumsdirektor und Abteilungsleiter für Kunst. © Foto: Diether v Goddenthow

Dr. Jörg Daur kommissarischer Direktor und Kustos moderne und zeitgenössische Kunst, dankte dem Mäzen ganz herzlich und unterstrich, dass durch die Sammlung Jugendstil und Symbolismus das Museum Wiesbaden „seit nunmehr vier Monaten einen außerordentlichen Zuspruch erfahre. Tausende begeisterte Besucherinnen und Besucher besuchen die Neess’sche Sammlung, die „nun eben auch die unsere Sammlung“ sei, so Daur. Das Wichtigste sei vielleicht, dass „uns der Zugang der Jugendstilsammlung die Chance“ gebe, „uns selbst und unsere Sammlungen in wissenschaftlicher Hinsicht neu zu befragen. Wir nehmen dieses Geschenk also nicht nur mit großem Dank, sondern auch als Aufgabe an. Wir feiern hier heute also nicht nur das glorreiche Ergebnis einer Entwicklung, sondern zugleich auch den Aufbruch und den Beginn einer neuen Geschichte hier im Museum Wiesbaden“, so Daur in seiner Begrüßung.

Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende. © Foto: Diether v Goddenthow
Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende. © Foto: Diether v Goddenthow

Oberbürgermeister Gert Uwe Mende gratulierte im Namen der Gremien der Stadt Wiesbaden Wolfgang Neess ganz herzlich für diese hohe Auszeichnung. Wiesbaden würde durch diese großartige Sammlung nunmehr in einem Atemzug mit den Jugendstil-Städten Darmstadt und Bad Nauheim genannt werden. Er könne sich vorstellen, dass für Kunstliebhaber alleine diese Jugendstilsammlung eine Reise nach Wiesbaden wert sei. Die Präsentation sei wirklich rundum gelungen. „Es ist ein wirkliches Highlight, wie wunderbar diese Ausstellung gelungen ist, auch in ihrer räumlichen Ausstattung und in der der Art und Weise wie die Kunstwerke dort präsentiert werden mit einer solchen Schönheit, mit einer solchen Anmut, dass es einem wirklich das Herz warm werden lässt“, so Mende.

Dr. Gerd Eckelmann, Vorsitzender des Vorstandes der Freunde des Museums Wiesbaden unterstrich diese außerordentliche Bedeutung der Sammlung Neess für das Hessische Landesmuseum und dankte auch im Namen der Freunde des Museums ganz herzlich dem Ehepaar Neess.

Kunstsammler Ferdinand Wolfgang Neess.© Foto: Diether v Goddenthow
Kunstsammler Ferdinand Wolfgang Neess.© Foto: Diether v Goddenthow

Der Geehrte Friedrich Wolfgang Neess, dankte ganz herzlich für diese Anerkennung und betonte, dass es „meine größte Freude ist, dass Museum Wiesbaden und die Stadt Wiesbaden mit dieser Schenkung glücklich gemacht zu haben“. „Ich übertrage das auch gleichzeitig auf meine Frau, die ein gutes Stück meines Weges, was die Sammlung betrifft, mich begleitet hat und mir mitgeholfen hat mit Rat und Tat und stets zur Seite stand, und der auch die Ehrung heute zusteht. Vielen Dank!“