Im Senckenberg-Naturmuseum kann man jetzt auch nach Dinos graben – „Dino-Grabung: vom Fund ins Museum“

Senckenbergs neue Grabungsstätte im kleinen Workshop-Bereich, gleich neben Diplodocus und Iguanodon, ist einem realen ‚Bonebed’ nachempfunden“. Doris Manz-Wisser (Förderin), Kuratorin Larissa Goebel, Claus Wisser (Förderer)und Museums-Direktorin Dr. Katrin Böhning-Gaese zeigen schon mal wie es geht. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Senckenbergs neue Grabungsstätte im kleinen Workshop-Bereich, gleich neben Diplodocus und Iguanodon, ist einem realen ‚Bonebed’ nachempfunden“. Doris Manz-Wisser (Förderin), Kuratorin Larissa Goebel, Claus Wisser (Förderer)und Museums-Direktorin Dr. Katrin Böhning-Gaese zeigen schon mal wie es geht. © Foto: Diether v Goddenthow

Im Senckenberg- Naturmuseum Frankfurt können Kinder ab der dritten Klasse im Rahmen gebuchter Workshops und ab 1. November auch zu Geburtstagsfeiern nicht nur Dinos gucken, sondern auch nach ihnen graben. Wie Paläontologen können sie mit Grabungswerkzeugen wie kleinen Schaufeln und Pinseln, aber auch per Hand, in einer mit kieseligem Sand gefüllten Grabungskiste nach „alten“ Tyrannosaurus-Knochen suchen und diese ausgraben. Zuvor teilen sie – wie die Profis in echt – den Grabungsbereich ein in Quadrante und können dann skizzieren, von welcher Stelle ihr Fund stammt. Haben sie die Abgüsse von Dino-Überresten gefunden, und per Skizze dokumentiert, können sie raten, um welche Knochenstücke es sich handeln könnte. Unter fachkundiger Anleitung ihrer Lehrer oder der Museumpädagogik können sie direkt im Lichthof 1 am Skelette des T-Rex vergleichen, welchen Knochen ihre Funde denen des Dions entsprechen.

In den Vitrinen kann auch der "normale" Museumsbesucher erfahren, mit welchen Werkzeugen Paläontologen arbeiten, wie sie die Funde aus dem Stein kriegen, welche Prägarationsmethoden es gibt, und wie Abgüsse und von Knochenfunden gemacht werden und vieles mehr, erläutert die Kuratorin Larissa Goebel.©  Foto: Diether  v Goddenthow.
In den Vitrinen kann auch der „normale“ Museumsbesucher erfahren, mit welchen Werkzeugen Paläontologen arbeiten, wie sie die Funde aus dem Stein kriegen, welche Präparationsmethoden es gibt, und wie Abgüsse  von Knochenfunden gemacht werden und vieles mehr, erläutert die Kuratorin Larissa Goebel.© Foto: Diether v Goddenthow.

In der nachgestellten Grabungssituation befinden sich zurzeit Abgüsse unterschiedlicher fossiler Knochen des Fleischfressers T.rex und des Entenschnabeldinosauriers Maiasaura. „Unsere Grabungskiste ist einem realen ‚Bonebed’ nachempfunden“, betont Projektleiterin Larissa Goebel beim Pressegespräch- „Darin befinden sich die Abgüsse unsortierter Einzelknochen, die zunächst freigelegt werden müssen und dann einem Dinosaurier in unserem Museum zugeordnet werden können“ so die Projektleiterin. Aber auch dem „normalen“ Besucher wird die Möglichkeit gegeben, etwas zu dem Thema zu lernen. Dafür wurde eine kleine, aber feine Ausstellung um die Grabungskiste herum aufgebaut, in der jeder sehen und nachvollziehen kann, wie der Weg vom Knochenfund über die Restaurierung und Abguss-Herstellung bis hin zur Ausstellung erfolgen kann. In den Ausstellungsvitrinen wird erläutert, mit welchen Werkzeugen Paläontologen arbeiten, wie sie den Fund aus dem Stein kriegen, restaurieren, präparieren, konservieren und duplizieren.

Seit dem ersten Fund versteinerter Knochen von Diplodocus 1877 gab es verschiedene Theorien zu dessen Körperbau und Lebensweise. Anhand der hier gezeigten Modelle werden die verschiedenen Forschungs-Stadien bis heute nachempfunden. ©  Foto: Diether  v Goddenthow.
Seit dem ersten Fund versteinerter Knochen von Diplodocus 1877 gab es verschiedene Theorien zu dessen Körperbau und Lebensweise. Anhand der hier gezeigten Modelle werden die verschiedenen Forschungs-Stadien bis heute nachempfunden. © Foto: Diether v Goddenthow.

„In dem neuen Ausstellungsbereich ist etwas gelungen, das uns bei Senckenberg sehr am Herzen liegt“, freut sich Direktoriumsmitglied Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese. „Wir möchten Forschung in unseren Museen sichtbar und erfahrbar machen“, fährt sie fort. Dazu gehöre auch zu zeigen, dass sich wissenschaftliche Erkenntnisse mit jeder Neuentdeckung stetig weiterentwickeln. Der Fortschritt der Wissenschaft werde an drei Diplodocus-Modellen in der Ausstellung verdeutlicht. Sie zeigen unterschiedliche Phasen in der wissenschaftlichen Darstellung des Langhalssauriers. Einige Theorien gingen davon aus, dass er im Wasser lebte, andere wiesen ihm einen echsenhaften Gang zu. Die Rekonstruktion des Diplodocus, so wie er heute auch im Original im Museum zu bestaunen ist, war erst durch das Zusammenspiel verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen möglich. „Wir haben festgestellt, dass unsere Dinos ein sehr gutes Vehikel sind, um auch unseren jungen Museumsbesucher*innen Prozesse der Forschung nahe zu bringen“, ergänzt Dr. Eva Roßmanith, Leiterin des Bereichs Bildung und Vermittlung. Gemeinsam mit Katrin Böhning-Gaese dankt sie den Förderern Doris und Claus Wisser dafür, dass sie dieses Projekt ermöglicht haben.

Impression der kleinen nachgestellten Grabungssituation. In der Grabungskiste  befinden sich Abgüsse unterschiedlicher fossiler Knochen des Fleischfressers T.rex und des Entenschnabeldinosauriers Maiasaura, wonach die Kinder unter fachkundiger Anleitung suchen können.  ©  Foto: Diether  v Goddenthow.
Impression der kleinen nachgestellten Grabungssituation. In der Grabungskiste befinden sich Abgüsse unterschiedlicher fossiler Knochen des Fleischfressers T.rex und des Entenschnabeldinosauriers Maiasaura, wonach die Kinder unter fachkundiger Anleitung suchen können. © Foto: Diether v Goddenthow.

Zu Herbstferienbeginn: Kostenlose Schnupper-Workshops
Am Montag, 30. September 2019, dem ersten Tag der hessischen Herbstferien, wird die nachgestellte Grabungssituation für alle interessierten Museumsbesucher*innen von 10 bis 16 Uhr geöffnet sein. Es werden dann kostenfreie Workshops angeboten, die jeweils zur vollen Stunde starten. Die Anzahl der Plätze ist begrenzt, um Voranmeldung vor Ort wird gebeten.

Buchung und Information unter: museumfrankfurt.senckenberg.de oder telefonisch unter 069/7542-1357 (Montag – Donnerstag von 9 – 12 und 13 – 16 Uhr).

Aus der Antike für die Zukunft lernen – Kooperation von RGZM, GDKE u. Uni Trier schaffen hierzu neuen Forschungsschwerpunkt Römische Archäologie und Maritime Antike (FoRuM)

(v.l. n. r.:)Generaldirektor Thomas Metz (GDKE), Wissenschafts- und Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf, Prof. Dr. Michael Jäckel, Präsident der Universität Trier, Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Wissenschafts- und Kulturminister und Generaldirektorin Prof. Dr. Alexandra Busch (RGZM) schmieden mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung eine neue Allianz für Spitzenforschung zur römischen Archäologie und Maritimen Antike in Rheinland-Pfalz. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
(v.l. n. r.:)Generaldirektor Thomas Metz (GDKE), Wissenschafts- und Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf, Prof. Dr. Michael Jäckel, Präsident der Universität Trier, Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Wissenschafts- und Kulturminister und Generaldirektorin Prof. Dr. Alexandra Busch (RGZM) schmieden mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung eine neue Allianz für Spitzenforschung zur römischen Archäologie und Maritimen Antike in Rheinland-Pfalz. © Foto: Diether v Goddenthow

Die nördlich der Alpen einzigartigen rheinland-pfälzischen antiken Schätze der Römerzeit und der maritimen Antike sollen Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Alters und unterschiedlichen Bildungsstandes durch verstärkte Erforschung der Antike in neu zu schaffenden Erfahrungsräumen als wertvolle Ressource ihrer Gegenwart näher gebracht werden. Aus diesem Grund schmieden das Römisch-Germanische Zentralmuseum Mainz Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM), die Universität Trier und die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) eine neue strategische Allianz. Als einen wesentlichen Schritt hierzu, unterzeichneten am 23.09.219 Prof. Dr. Michael Jäckel, Präsident der Universität Trier, sowie Generaldirektor Thomas Metz (GDKE) und Generaldirektorin Prof. Dr. Alexandra Busch (RGZM) zwei Kooperationsvereinbarungen. Ziel sei die nachhaltige Etablierung eines international sichtbaren Forschungsschwerpunktes für Römische Archäologie und Maritime Antike (FoRuM) in Rheinland-Pfalz, gaben die drei Einrichtungen heute in Anwesenheit von Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Wissenschafts- und Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf in Mainz bekannt.

„Rheinland-Pfalz ist reich an antikem Erbe. Unsere Forschungseinrichtungen haben einen exzellenten Ruf auf dem Gebiet der Altertumsforschung. Ich freue mich sehr, dass wir heute durch die intensive Kooperation des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, der Universität Trier und der Generaldirektion Kulturelles Erbe eine neue Allianz schaffen. Damit bündeln wir unsere Expertise und können international noch schlagkräftiger auftreten“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer. „Das ist ein großer Schritt für das Wissenschaftsland Rheinland-Pfalz, da Forschungen zur Antike einen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten und helfen können, die richtigen Fragen im Hinblick auf die Herausforderungen unserer Zeit zu stellen.“

Schwerpunkt Wissenstransfer: Antike Realität mobil erleben" © RGZM
Schwerpunkt Wissenstransfer: Antike Realität mobil erleben“ © RGZM

Staatsminister Prof. Dr. Konrad Wolf, zuständig für die Ressorts Wissenschaft und Kultur in Rheinland-Pfalz, ergänzte: „Mit den neuen Partnerschaften bereichern wir unser Wissenschaftssystem in Rheinland-Pfalz, denn wir bringen die akademische Antiken-Forschung eines außeruniversitären Leibniz-Forschungsinstituts und – museums, der Universität und der Landesverwaltung zusammen. Das ist eine große Chance. Eine enge Verschränkung über einen personellen Austausch garantiert die Nachhaltigkeit.“

So werden im kommenden Jahr zwei neu eingerichtete Professuren in einer gemeinsamen Berufung durch Leibniz-Forschungsinstitut und -museum und Universität Trier besetzt, die neue gemeinsame Forschungsimpulse setzen und die universitäre Lehre bereichern. Darüber hinaus sieht die Kooperationsvereinbarung vor, dass die Universität eine zusätzliche Junior-Professur für provinzialrömische Archäologie einrichtet, um die Erforschung der Römischen Provinzen dauerhaft auszubauen.

„Die Altertumswissenschaften werden an der Universität Trier seit jeher groß geschrieben. In Trier trifft kulturelles Erbe auf moderne Wissenschaft. Das zeigen unter anderem aktuelle Projekte wie die Rekonstruktion eines römischen Handelsschiffes oder das Erlebbarmachen antiker Stätten mittels Augmented Reality. Ich freue mich über die neue Kooperation, die uns auch als interessanter Partner für Dritte auftreten lässt“, führte Prof. Dr. Michael Jäckel, Präsident der Universität Trier, aus.

Schwerpunkt Forschung: "'Seehandel in einer globalisierten Welt'" © RGZM
Schwerpunkt Forschung: „‚Seehandel in einer globalisierten Welt'“ © RGZM

Schon 2015 hat sich an der Universität Trier das Forschungsinstitut TRANSMARE gegründet, das die bereits vielfach vorhandenen Forschungen zu maritimen Verbindungen über die Flüsse und das Meer sowie zum Transport von Menschen Gütern und Ideen über ebendiese Verkehrswege bündelt. Das Besondere daran ist die Perspektive langer Dauer. Hier werden mit nationalen und internationalen Kooperationen bis hin zu Oxford und dem Massachusetts Institut of Technology (MIT) aus der Antike heraus Forschungsfragen und Ideen für die Gegenwart entwickelt, etwa im Hinblick auf Globalisierungsphänomene. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Universität Trier und die Generaldirektion Kulturelles Erbe den Forschungsverbund VaKT gegründet, der die verstärkte Erforschung der römischen Kaiserresidenz Trier zum Ziel hat.

Die zweite, heute geschlossene Kooperationsvereinbarung baut auf VaKT und TRANSMARE auf und begründet einen gemeinsamen neuen Forschungsschwerpunkt Römische Archäologie und Maritime Antike (FoRuM) zwischen RömischGermanischen Zentralmuseum Mainz, Universität Trier und der Generaldirektion. Hier liegt der Fokus räumlich insbesondere auf den römischen Nordwestprovinzen mit Trier als Zentrum und ihre Verbindungen in die antike Mittelmeerwelt. Inhaltliche Schwerpunkte sollen u.a. die Archäologie und Geschichte Triers und seines Umlands, der Erhalt des kulturellen Erbes, die Erforschung der wirtschaftlichen und kulturellen Verflechtungen und die infrastrukturelle Vernetzung in die gesamte antike Welt unter besonderer Berücksichtigung der antiken Schifffahrt werden. Die Partnerinstitutionen werden eine gemeinsame Forschungsagenda entwickeln, gemeinsam neue Forschungsvorhaben auf den Weg bringen und sich bei der Bearbeitung dieser Forschungsfelder gegenseitig unterstützen. Zudem wird der wissenschaftliche Nachwuchs und die internationale Vernetzung entscheidend gefördert werden. Die Forschungsergebnisse werden in innovativen Formaten an die Öffentlichkeit vermittelt. Damit wird FoRuM einen wichtigen Beitrag zur Profilbildung des Wissenschaftsstandortes Trier und des Wissenschaftslandes Rheinland-Pfalz leisten.

Schwerpunkt Forschung: "'Kaiservillen im Trierer Land" © RGZM
Schwerpunkt Forschung: „‚Kaiservillen im Trierer Land“ © RGZM

Thomas Metz, Generaldirektor Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, wies auf die Bedeutung von Trier als dem Zentrum der Antike in Deutschland, wenn nicht sogar, „als Zentrum nördlich der Alpen“. „Dies ist für uns nicht nur Marke, um Besucher/innen nach Trier zu locken, um sie mit den Römerbauten und den Museen zu konfrontieren, sondern es ist auch eine Marke, die wichtig ist für unsere interne Kommunikation für das Verständnis unserer Arbeit.“, so der Generaldirektor. Die Organisationsstrukturen seien entsprechend auf dieses Zentrum in Rheinland-Pfalz ausgerichtet. Das bedeute beispielsweise, das die GDKE einen sehr engen Verbund zwischen Museum und Archäologie habe und darüber hinaus gehöre entsprechend des gesetzlichen Auftrags des Denkmalschutzgesetzes, das wissenschaftliche Erforschung von Kulturdenkmäler und die öffentliche Zugänglichmachung der Ergebnisse zu den zentralen Aufgaben der GDKE. „Durch die Kooperation wird die gute Zusammenarbeit zwischen RGZM, Universität Trier und der GDKE nachhaltig gefestigt und der gesetzliche Auftrag der GDKE, das kulturelle Erbe zu erforschen, in Trier weiter optimiert“, freute sich Metz.

Zahlreiche Wissenschaftler/innen des RGZM und seiner Außenstellen, der Universität Trier und des GDKE waren bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung und dem anschließenden Ausstellungsrundgang im Museum für Antike Schifffahrt in Mainz am 23.09.2019 anwesend. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Zahlreiche Wissenschaftler/innen des RGZM und seiner Außenstellen, der Universität Trier und des GDKE waren bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung und dem anschließenden Ausstellungsrundgang im Museum für Antike Schifffahrt in Mainz am 23.09.2019 anwesend. © Foto: Diether v Goddenthow

Professorin Dr. Alexandra Busch, Generaldirektorin des Römisch-Germanischen-Zentralmuseums, betonte, dass mit den beiden strategischen Kooperationsvereinbarungen nicht nur dem Leibniz-Forschungs-Credo entsprochen würde, sondern es sei vor allem möglich, „ wichtige Forschungsbereiche unseres Hauses gezielt und zukunftsträchtig in Zusammenarbeit mit starken Partnern, der Universität Trier, der Landesarchäologie und dem Landesmuseum der GDKE gezielt weiterzuentwickeln.“ Trier sei dabei in zweierlei Hinsicht bedeutend: Als antike Kaiserresidenz, gülten für Trier und sein Umland, als einer der bedeutendsten Orte im gesamten römischen Reich, außergewöhnliche Erhaltungsbedingungen. Mit Landesarchäologie, Landesmuseum und Universität seien an diesem Stantort die besten Voraussetzungen geschaffen, „um beispielhaft grundlegende Fragen zur römischen Archäologie zu klären. Denn Qualität und Quantität der Befunde und Funde, wie auch Dokumentation findet so gut wie keine Entsprechung im römischen Reich. Die geplante gemeinsame Berufung unterstützt die strategischen Planung der Universität und des Landesmuseums, da hierdurch nicht nur inhaltliche, sondern auch im Langfristigen infrastrukturelle und strukturelle Verbindungen mit der zweitgrößten Forschungseinrichtung für Archäologie in Deutschland eingegangen wird.“, so Busch.

Schwerpunkt Forschung: "'Ein römisches Industrierevier in der Südeifel" © RGZM
Schwerpunkt Forschung: „‚Ein römisches Industrierevier in der Südeifel“ © RGZM

Die römische Archäologie Deutschland würde der neuen Kooperation in den Bereichen Forschung, Lehre und Nachwuchsförderung wie auch im Bereich des Wissenstransfers auf ein neues Fundament und auch auf ein neues Level gebracht und die internationale Sichtbarkeit für das Wissenschaftsland Rheinland-Pfalz deutlich verbessert werden.

Ein weiterer nicht weniger bedeutender Punkt sei die die Antike Schifffahrt, so die Generaldirektorin. Denn in Deutschland gebe „es genau zwei Spezialisten für alles, was sich um antike Schifffahrt dreht. Das ist der Kollege Prof. Dr. Christoph Schäfer in Trier und der Kollege Dr. Ronald Bockius“, so Busch. So fördere die Kooperation „die Etablierung eines dauerhaften maritimen Forschungsschwerpunktes vor allem für historische und archäologische Untersuchungen in den älteren historischen Epochen, insbesondere des griechisch-römischen Altertums“, erläuterte die Generaldirektorin. Hiermit baue man zudem gezielt ein Alleinstellungsmerkmal des Landes Rheinland-Pfalz in der deutschen Wissenschaft auf, ist sich Busch sicher.

Die Ergebnisse der Forschungskooperationen würden gemeinsam in die Öffentlichkeit vermittelt. „Und Ziel ist es dabei, Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Alters und unterschiedlichen Bildungsstandes Erfahrungsräume zu bieten, die es ihnen ermöglichen kulturelles Erbe und die daraus abgeleiteten Forschungen nicht als statischen Wissensbestand sehen, sondern als Ressourcen für ihr Leben in der Gegenwart begreifen.“, so die Generaldirektorin des RGZM. Busch ist sich sicher, dass mit der jetzt geschlossenen Kooperation optimale Bedingungen für nationale und internationale Positionierung „unseres Landes und auch für die römische Archäologie und die maritime Antike“ geschaffen würde.

Mobile Begleitausstellung FoRuM

© RGZM
© RGZM

Einen visuellen Überblick wichtiger Bereiche des neuen Forschungsschwerpunkt Römische Archäologie und Maritime Antike (FoRuM) gibt die gleichnamige mobile Ausstellung:

  • Forschung: „Binnenwasserstrassen und maritime Ökonomie“, „Seehandel in einer ‚globalen Welt‘“, „Falschmünzer in Trier“, „Ein römisches Industrierevier in der Südeifel“, „Römische Ziegeltempel aus Trier“, „Kaiservillen im Trierer Land“ und „Rom ist dort, wo der Kaiser ist“.
  • Wissenstransfer: „Antike Realität mobil erleben“
  • Nachwuchs: „Antike Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Trier“.

Der mit 11.111 Euro und 111 Flaschen Riesling dotierte Rheingauer Literatur Preis 2019 an Dörte Hansen verliehen

doerte-hanselOestrich-Winkel, 23.09.2019 – Gestern Nachmittag wurde die deutsche Schriftstellerin Dörte Hansen für ihren Roman „Mittagsstunde“ auf Burg Schwarzenstein mit dem Rheingau Literatur Preis 2019 ausgezeichnet. Die durch das Rheingau Literatur Festival initiierte Ehrung wurde in diesem Jahr zum sechsundzwanzigsten Mal vergeben. Der Preis ist mit 11.111 Euro und 111 Flaschen besten Rheingau Rieslings dotiert. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der Rheingau Musik Festival e.V. stiften je 5.000 Euro des Preises, der vom Relais & Châteaux Hotel Burg Schwarzenstein um 1.111 Euro ergänzt wird. Die erlesenen Weine stammen aus den herausragenden Kellern des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter Rheingau. Die Laudatio auf Dörte Hansen hielt Prof. Dr. Heiner Boehncke, der Künstlerische Leiter des Rheingau Literatur Festivals und der Vorsitzende der Jury des Rheingau Literatur Preises.

Die Jury begründete die Wahl folgendermaßen: „„Mittagsstunde“ ist eine bewegende Reise in die verlorene Zeit. Mit archäologischem Gespür lässt Dörte Hansen die untergehende Kultur einer norddeutschen Dorfgemeinschaft wieder lebendig werden. In meisterhafter Intensität beschwört sie Gerüche und Geräusche der ländlichen Lebenswelt und damit gelingt ihr das Kunststück, das Verschwinden dieser Lebensform sinnlich erfahrbar werden zu lassen.“ Staatssekretärin Ayse Asar: „Dörte Hansen hat uns mit ,Mittagsstunde‘ einen eindrucksvollen Roman geschenkt, der vom Abschied einer alten Welt, aber auch vom Neubeginn handelt. Ich gratuliere herzlich zum Rheingau Literatur Preis und freue mich, dass wir diese Auszeichnung als Teil unserer Literaturförderung tatkräftig unterstützen. Mein Dank geht an das Gremium, das jedes Jahr aufs Neue mit feinem Gespür Autorinnen und Autoren prämiert, die sich mit Themen unserer Zeit in herausragender Prosa auf künstlerisch hohem Niveau auseinandersetzen.“

Die Jury des Rheingau Literatur Preises setzte sich unter der Leitung von Prof. Dr. Heiner Boehncke zusammen aus Dr. Alf Mentzer (Literaturredakteur hr2-kultur), Dr. Viola Bolduan (ehemalige Feuilletonchefin des Wiesbadener Kuriers), Andreas Platthaus (Literaturchef der F.A.Z.), und Prof. Dr. Wilfried Schoeller (Journalist und P.E.N. Deutschland). Bisherige Preisträger waren Stefanie Menzinger, Ulla Berkéwicz, Herbert Maurer, Thomas Meinecke, Hella Eckert, Thomas Lehr, Peter Stamm, Bodo Kirchhoff, Robert Gernhardt, Reinhard Jirgl, Ralf Rothmann, Gert Loschütz, Clemens Meyer, Antje Rávic Strubel, Ursula Krechel, Christoph Peters, Jochen Schimmang, Josef Haslinger, Sten Nadolny, Ralph Dutli, Stephanie Bart, Klaus Modick, Saša Stanišić, Ingo Schulze und Robert Seethaler.

Weitere Informationen: Rheingau-Literaturfestival

Arte Wiesbaden mobilisiert neues Interesse für Kunst und Kreatives

©  Foto: Diether  v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Am 20. September 2019 startete erstmals die ARTe, ein junges Messeformat für zeitgenössische Kunst, im neuen Wiesbadener RheinMain CongressCenter mit Insgesamt 111 Galerien und selbständig ausstellenden Künstlern. Einige Aussteller, die in den drei Tagen vom 20. bis 22.09. auf 5000 qm ihre aktuellen Positionen präsentierten, kamen aus dem Ausland, etliche Aussteller aus anderen Bundesländern, der überwiegende Teil, also gut 50 Prozent, stammten jedoch aus der Region Rhein-Main und Umgebung. Unter ihnen waren auch einige Mainzer „Lokalmatadoren“ sowie Galerien aus der Landeshauptstadt Wiesbaden.

Impression. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Impression. © Foto: Diether v Goddenthow

Trotz schönem Spätsommer-Wetters war die Arte überraschenderweise recht gut besucht. Es herrschte eine entspannt positive Atmosphäre, und viele Aussteller waren recht angetan über die Frequenz, wobei, so eine Ausstellerin „die Leute mit Käufen doch recht zurückhaltend sind“. Das brauche Zeit, und mehrere Kontakte.

Die bekannte Holzbildhauerin Karin Waldmann ist sehr zufrieden mit der Ausstellung. . ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Die bekannte Holzbildhauerin Karin Waldmann ist sehr zufrieden mit der Ausstellung. . © Foto: Diether v Goddenthow

Geboten wurde auf der Arte Wiesbaden ein Querschnitt künstlerischen Schaffens fast aller Genres: von hochwertiger Malerei über Druckgrafik und Skulptur bis hin zu experimentellen Techniken, sowie an Schrottkunst erinnernde Blech-Skulpturen und auch Kitsch. Was aber gefällt, ist bekanntlich stets Geschmacksache. Und persönlich wichtig mag doch sein, dass beim Betrachten eines Lieblingswerkes das Herz aufgeht, und wenn dies der „Stier in der Kampfarena“ oder „röhrende Hirsch“ bewirkt – why not? Es sei denn, Erwerbungen sollen (auch) der Kapitalanlage dienen. Da sei vielleicht  der Weg zur Galerie des Vertrauens empfohlen.

Gute Stimmung auch auf dem Stand der renommierten Wiesbadener Galerie Kunst Schäfer. Björn Lewalter hier im angeregten Gespräch mit Frankfurter Gästen. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Gute Stimmung auch auf dem Stand der renommierten Wiesbadener Galerie Kunst Schäfer. Björn Lewalter hier im angeregten Gespräch mit Frankfurter Gästen. © Foto: Diether v Goddenthow

Hochwertige Kunst neben kommerziell Gefälligem präsentiert, scheint auch bei der Arte Wiesbaden ein Ausstellungskonzept zu sein, das bereits ähnlich bei der im vergangenen Jahr erstmals in Frankfurt gestarteten Kunst-Messe „Discovery Art Fair“ (wieder vom 1. – 3. November 2019 im Messeforum Frankfurt) aufging und auch zahlreiche neue Besucher als Interessenten und potentielle Käufer für Kunst und Kreatives mobilisieren und gewinnen konnte. So dürften sich die Wiesbadener Kunstmesse Arte und die Frankfurter Discovery Art Fair durchaus gut ergänzen. Denn wer sich auf der Arte vielleicht (noch) nicht entschieden hat, wird vielleicht demnächst auf der Frankfurter Kunstmesse zum Käufer, oder auch umgekehrt bei der nächsten Arte in Wiesbaden.

(Diether v. Goddenthow / Rhein-Main.Eurokunst)

 

 

Frankfurter Buchmesse Film Awards 2019: Die Shortlist

Frankfurter Buchmesse Film Awards 2019: Die Shortlist

Verleihung am Samstag, 19. Oktober, im Frakfurt Pavilion

Im Frankfurt Pavilion wird am Samstag, 19. Oktober 2019 um 20.00 Uhr der rote Teppich wieder ausgerollt. Dann findet die Verleihung der Frankfurter Buchmesse Film Awards statt, die in diesem Jahr in drei Kategorien verliehen werden: „Best Illustrated Book on Film”, „Best International Adaption for Children or Young Adults” und „Best International Literary Adaption”.

Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse: „Der Boom der Literaturadaptionen ist ungebrochen – Filmschaffende, Autoren und Verlage vernetzen sich immer stärker, um gemeinsame Projekte zu erschaffen. Wir freuen uns sehr, mit den Frankfurter Buchmesse Film Awards ein Event anzubieten, das Inspirationsquelle und Netzwerk zugleich ist.“

Nominierte in der Kategorie „Best Illustrated Book on Film”
„Andrej Tarkovskij Leben und Werk“ (Schirmer/Mosel)
„Once upon a time in the West Shooting a Masterpiece” (R|A|P)
“The big Illusion or How to build a Movie Miracle” (Slovart Verlag)

Die Kategorie Best Illustrated Book on Film vergibt die Frankfurter Buchmesse gemeinsam mit der MGIP Motovun Group of International Publishers. Die Auszeichnung wird in Anerkennung für originelle Buchkonzepte verliehen und zeichnet die kongeniale Umsetzung eines filmrelevanten Themas in Buchform aus.

Nominierte der Kategorie „Best International Literary Adaption”
Animals (Adaption der Buchvorlage von: Emma Jane Unsworth/ Regie: Sophie Hyde)
Deutschstunde (Siegfried Lenz/ Christian Schwochow)
Out Stealing Horses – Pferde Stehlen – Ut og stjæle hester (Per Petterson / Hans Petter Moland)
The Invisible Life of Eurídice Gusmão – Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão – A Vida Invisível de Eurídice Gusmão (Martha Batalha/ Karim Aïnouz)
The Master Butcher – Der Club der Singenden Metzger (Louise Erdrich /Ulrich Edel)

Nominierte in der Kategorie „Best International Adaption for Children or Young Adults”
„Alfons Zitterbacke – Das Chaos is zurück“ (Gerhart Holtz-Baumert / Mark Schlichter)
„Mein Lotta Leben – Alles Bingo mit Flamingo!“ (Alice Pantermüller /Neele Leana Vollmar)
„My extraordinary Summer with Tess“ (Anna Woltz /Steven Woulterlood)

Bei der Auswahl der Gewinnerfilme steht Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, ein Advisory Board zur Seite. Das Board setzt sich zusammen aus Leo Barraclough (International Features Editor Variety), Frederic Boyer (Künstlerischer Leiter Tribeca Film Festival und Künstlerischer Leiter European Film Festival Les Arcs), Beat Glur (Musik-, Film- und Literaturjournalist, Festivalberater), Ellen Harrington (Direktorin Deutsches Filminstitut & Filmmuseum), Ulrich Höcherl (Leitender Chefredakteur Blickpunkt:Film und stellvertretender Geschäftsführer Busch Entertainment Media), Rajendra Roy (The Celeste Bartos Chief Curator of Film, Museum of Modern Art (MoMA)) und Signe Zeilich-Jensen (Film Consultant Children & Family Film, Netherlands Film Fund).

Der Fokus: Film Networking Tag: A Book is a Film is a Game
Zum vierten Mal präsentieren die Frankfurter Buchmesse und THE ARTS+/B3 in diesem Jahr den Networking-Tag „A Book is a Film is a Game” am Buchmessenfreitag, 18. Oktober 2019. Experten aus der Verlags- und Filmwelt, aus Gaming und neuen Medien treffen sich zu spannenden Workshops und Vorträgen. Teilnehmer des Fokus:Film Networking-Days erwartet ein vielseitiges Programm mit Best-Cases-Studies, Panels und Matchmaking-Sessions. Zu den Sprechern zählen u.a. Schauspielerin und Produzentin Grace Glowicki („Her Friend Adam“, „Paper Year“), Pier Nirandara, Director of Development Sony Pictures, Regisseur Hans Petter Moland („‚Out Stealing Horses“), Produzent Quirin Berg („Werk ohne Autor“, “DARK”, “Das Leben der Anderen“) und Regisseur Itay Tal („God of the Piano“).

Spannend wird es beim Pitching-Event – hier gehen acht Einreichungen zum Thema „Books on revolution“ in den „Pitch“. Im Rahmen der B3 präsentieren zudem Persönlichkeiten aus den Bewegtbildbereichen Kunst, Film, TV, Games sowie Virtual & Augmented Reality (VR / AR) ihre neuesten Arbeiten. Die besten werden von der B3 mit einem B3 BEN ausgezeichnet.
https://www.buchmesse.de/highlights/theartsplus/fokus-film

Nora Bossong liest am Mittwoch, 25. September, 19.30 Uhr, im Wiesbadener Literaturhaus Villa Clementine

schutzzone-coverNora Bossong liest am Mittwoch, 25. September, 19.30 Uhr, im Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Straße 1, aus ihrem Roman „Schutzzone“. Karten gibt es im Vorverkauf zu acht, ermäßigt fünf Euro, zuzüglich Vorverkaufsgebühr, bei der Tourist-Information, Marktplatz 1, Telefon (0611) 1729930, der TicketBox, Galeria Kaufhof, Kirchgasse 28, Telefon (0611) 304808, sowie online unter www.wiesbaden.de/literaturhaus. An der Abendkasse kosten die Karten elf, ermäßigt acht Euro.

In ihren Vorlesungen als Poetikdozentin der Hochschule RheinMain hat Nora Bossong bereits von ihrem Romanprojekt berichtet. Nun ist „Schutzzone“ erschienen und wird im Literaturhaus Villa Clementine vorgestellt. Nora Bossong geht darin der Frage nach Vertrauen und Verantwortung in privaten Beziehungen wie auf der großen politischen Bühne nach: Wie greifen Schutz und Herrschaft ineinander? Wie verhält sich Zeugenschaft zur Wahrheit? Und wer sitzt darüber zu Gericht?

Mira arbeitet für das Büro der Vereinten Nationen in Genf. Tagsüber schreibt sie Berichte über Krisenregionen, abends eilt sie durch die Gänge der Luxushotels, um zwischen verfeindeten Staatsvertretern zu vermitteln. Als ihre Rolle bei der Aufarbeitung des Völkermords in Burundi hinterfragt wird, gerät Miras Souveränität ins Wanken.

Nora Bossong wurde 1982 in Bremen geboren. Sie studierte in Berlin, Leipzig und Rom. Neben Gedichten und Romanen verfasst sie Essays und Reportagen. Zuletzt erschien ihr Gedichtband „Kreuzzug mit Hund“. Sie wurde unter anderem mit dem Peter-Huchel-Preis, dem Kunstpreis Berlin und dem Roswitha-Preis ausgezeichnet. „Schutzzone“ stand 2019 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Im Wintersemester 2018/19 war sie Poetikdozentin der Hochschule RheinMain und der Landeshauptstadt Wiesbaden.

Weitere Infos finden Interessierte unter www.wiesbaden.de/literaturhaus.

Hessischer Kulturpreis 2019 ehrt Architekten Andrea Wandel und Wolfgang Lorch für Ihre Gedankarchitektur

v.links: Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn, Prof. Wolfgang Lorch (Preisträger), Prof. Andrea Wandel (Preisträgerin), Univ.-Prof. Dr. phil. Stephan Tüby. Institut für Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen an der  Universität Stuttgart©  Foto: Diether  v Goddenthow
v.links: Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn, Prof. Wolfgang Lorch (Preisträger), Prof. Andrea Wandel (Preisträgerin), Univ.-Prof. Dr. phil. Stephan Tüby. Institut für Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen an der Universität Stuttgart© Foto: Diether v Goddenthow

Frankfurt. Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat heute in Frankfurt die Frankfurter Architekten Prof. Andrea Wandel und Prof. Wolfgang Lorch mit dem Hessischen Kulturpreis 2019 geehrt. Die Auszeichnung ist mit 45.000 Euro der höchstdotierte Kulturpreis der Bundesrepublik Deutschland.

Architektur sei mehr als nur ein Dach über den Kopf, ein Kirchturm im Dorf oder die kühne Form eines modernen Museums. Architektur gestalte wie keine andere Kunst unseren Lebensraum. Sie setze sich mit Geschichte auseinander, sie präge unsere Zukunft, „weil wir in ihr leben, in ihr arbeiten, eintauchen, unsere Freizeit verbringen“, sagte Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn, die in Vertretung und mit herzlichen Grüßen des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier am 20.9.2019 während einer Feierstunde im Casio-Saal der Goethe-Universität den Hessischen Kulturpreis für herausragende künstlerische Leistungen an das Architekturbüro von Andrea Wandel und Wolfgang Lorch überreichte.

Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn.©  Foto: Diether  v Goddenthow
Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn.© Foto: Diether v Goddenthow

Geehrt würden zwei Menschen, „die sich ganz besonders um die Gestaltung dieser umbauten Umwelt verdient gemacht haben. Die Arbeit ihres Frankfurter Büros Wandel /Lorch sind in der Tat herausragende Leistungen der Baukunst.“ Sie seien nicht nur einfach handwerklich geschaffener gebauter Raum. Sie seien“ vielmehr ästhetische Auseinandersetzungen mit dem Raum  und Gestaltung der Beziehung zwischen Mensch und Raum. In ihrer Architektur, Frau Professorin Wandel und Herr Professor Lorch, ist genau diese Menschlichkeit, die Alvar Aalto gefordert hatte, gelungen“, so die Kunst- und Kulturministerin.

Architekturbüro Wandel Lorch fühlt sich insbesondere der Gedenkarchitektur und dem Sakralbau verpflichtet. „Dazu gehören in jüngster Zeit beispielsweise das Hotel Silber in Stuttgart, das zuvor eine ehemalige Gestapo-Zentrale war, sowie die Sanierung der Synagoge am Opernhaus in Bayreuth. Die Auszeichnung an dieses Büro ist eine Aufforderung und Ermunterung an alle Architekten, uns auch in Zukunft Orte zu schaffen, die die Erinnerung an die dunklen Kapitel der deutschen Geschichte manifestieren.“

Das Architekturbüro Wandel Lorch in Frankfurt und Saarbrücken wurde 1969 von Hubertus Wandel gegründet. Mit unterschiedlichen Büropartnern sowie in einigen früheren Projekten als Arbeitsgemeinschaft mit dem Frankfurter Architekten Nikolaus Hirsch führen die Tochter des Gründers, Andrea Wandel, und Wolfgang Lorch es heute gemeinsam weiter. Andrea Wandel ist Professorin im Lehrgebiet Entwerfen, Raumbildung und Darstellung an der Hochschule Trier. Wolfgang Lorch ist Professor für Entwerfen und Baugestaltung an der Technischen Universität Darmstadt.

„Die Erinnerungskultur des Büros von Professorin Wandel und Professor Lorch beschränkt sich nicht nur auf die Zeit des Nationalsozialismus, sondern es schlägt den Bogen aus der Geschichte in unsere Zeit und in die Zukunft“, so Ministerin Dorn weiter. Neben Bauten des jüdischen Lebens wie die Neue Synagoge in Dresden oder das Jüdische Zentrum in München ist die Gedenkstätte am Neuen Börneplatz in Frankfurt ein herausragendes Beispiel. Bei diesen Projekten war der frühere Rektor der Städelschule, Nikolaus Hirsch, beteiligt.

„Die Gedenkstätte am Neuen Börneplatz in Frankfurt ist ein Ort des Innehaltens, der Erinnerung, der Mahnung mitten in der Stadt, eine Insel der Stille mitten im Getöse an einer der verkehrsreichsten Kreuzungen der Stadt. Die Gedenkstätte bewahrt das Andenken an mehr als 11.000 ermordete jüdische Frankfurterinnen und Frankfurter. Auch die 1945 im KZ Bergen-Belsen ermordete Anne Frank hat hier eine symbolische Ruhestätte erhalten. In einer Zeit, in der rechte Populisten die Gräueltaten der Nationalsozialisten als ,Vogelschiss‘ abtun wollen, bekommen gebaute Erinnerung, lebendige Geschichte, aber auch Dialog und religiöse Vielfalt eine umso größere Bedeutung. Dafür steht die Arbeit des Büros von Prof. Wandel und Prof. Lorch. Deshalb freue ich mich sehr, dass ich ihnen den Kulturpreis des Landes Hessen überreichen kann.“

Sanfte, textil anmutende Architektur – Laudatio

Univ.-Prof. Dr. phil. Stephan Tüby. Institut für Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen an der  Universität Stuttgart©  Foto: Diether  v Goddenthow
Univ.-Prof. Dr. phil. Stephan Tüby. Institut für Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen an der Universität Stuttgart© Foto: Diether v Goddenthow

Univ.-Prof. Dr. phil. Stephan Tüby. Institut für Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen an der Universität Stuttgart, hob in seiner Laudatio die Aspekte der anmutend „weichen“ und „textilen Oberflächenarchitektur“ des Büros Wandel Lorch hervor. So wirke beispielsweise die Kirchenportalwand der Überlinger Auferstehungskirche „mit versetzten abgetreppten weissgeschlämmten Backsteinen, die von gläsernen Elementen durchsetzt seien“ dadurch geradezu wie eine weiche, nachgebende Kirchenfassade. Ähnlich sei dieses dem Büro Wandel Lorch auch beim Ökumenischen Forum in der Hamburger Hafen-City gelungen, einer Mischung aus Sakralbau, Wohn- und Geschäftshaus. An der Straßenfassade seien in das Ziegelmauerwerk die „ganz klassischen Merkmale christlicher Kirchen, nämlich Kreuz und Glocke, angebracht worden“, wobei aber „ganz unklassisch Kreuz und Glocke in dellenartigen Vertiefungen an der Fassade platziert wurden“, so Tüby, der so vor den Augen der Gäste eine Vorstellung „vom textil anmutenden Oberflächenwerk von Wandel Lorch“ entstehen ließ, welches in der Architektur auch als Stoffwechselmotiv bezeichnet würde.

Der Stoffwechselbegriff in der Architektur prägte Gottfried Semper Mitte des 19. Jahrhunderts. In seinem Werk „Vier Elemente der Baukunst“ ging Semper von den vier Grundelementen der Architektur „Werden, Boden, Dach und Wand“ aus. Mit seiner Stoffwechseltheorie leitete Semper jedoch einen Paradigmenwechsel im architektonischen Denken ein: „Die Idee der Architektur wurde damit eben nicht mehr auf Konstruktion, nicht mehr auf Stabilität gegründet, sondern auf der Bekleidung, auf Wärme spendender Instabilität“.

Damit wurde die Architektur auch, wohlgemerkt mitten im 19. Jahrhundert, auf der weiblich konnotierten Urtechnik des Webens und Flechtens begründet. Und zum ersten Architekturdetail wurde der Knoten ausgerufen. „Das war nicht weniger als eine Umwertung aller Werte. Friedrich Nietzsche gehörte zum Kreise begeisterter Semper-Leser“, so der Laudator.
Sempers Theoriewerk habe insofern nichts an Aktualität auch für die Produktion von Architektur in der Gegenwart verloren, weil sie einen wunderbaren Gedanken beinhalte, „der nicht besser zum heutigen Abend passt und zur Architektur von Wandel Lorch passen würde. Denn Semper begründet die Architektur eben nicht nur im Textilen, sondern auch und vor allem im Feierlichen und Festlichen“, so Tüby.

Der Laudator unterstrich die optimistische Zukunftsgewandtheit des Büro Wandel Lorch mit einem Zitat von Daniel Libeskind: „Als Architekt muss du an die Zukunft glauben. Du kannst weder Zyniker noch Skeptiker sein, sonst wärest du kein Architekt, vielleicht ein Politiker oder Historiker oder ein Autor, aber nie ein Architekt.“ Denn die Aufgabe eines Architekten sei es, das Leben besser zu machen, und das sei Wandel und Lorch bislang hervorragend gelungen.

Der Hessische Kulturpreis wird seit 1982 jährlich für besondere Leistungen in Kunst, Wissenschaft und Kulturvermittlung vergeben. Er ist mit 45.000 Euro dotiert. Dem Kuratorium sitzt der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier vor. Neben der Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, gehören ihm an:
Jürgen Engel, Architekt, Frankfurt am Main
Prof. Susanne Pfeffer, Direktorin des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt
Michael Herrmann, Intendant Rheingau Musik-Festival
Bernd Leifeld, ehem. Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum Veranstaltungs¬GmbH
Michael Quast, Schauspieler, Kabarettist, Regisseur
Hans Sarkowicz, Leiter Ressort hr2 Kultur und Bildung
Dr. Gerhard Stadelmaier, Redakteur und Theaterkritiker im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität Frankfurt am Mai

Regenschirm-Mahnwache auf der Frankfurter Buchmesse für die Meinungsfreiheit

©  Foto: Diether  v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Mahnwache auf der Frankfurter Buchmesse: Mit Regenschirmen für die Meinungsfreiheit #FreeGuiMinhai #FreeHongKong #FreeTheWords

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels lädt gemeinsam mit Amnesty International, der European and International Booksellers Federation (EIBF), der International Publishers Association (IPA), dem PEN-Zentrum Deutschland und PEN International am 17. Oktober 2019 um 13.30 Uhr zu einer Mahnwache für Meinungsfreiheit auf der Agora der Frankfurter Buchmesse ein. Mit der Veranstaltung rufen die Partner dazu auf, Solidarität mit dem seit 2015 inhaftierten schwedisch-hongkonger Autor, Verleger und Buchhändler Gui Minhai zu zeigen und ein Zeichen zu setzen für Meinungsfreiheit in Hongkong und weltweit – mit aufgespannten Regenschirmen, dem Symbol der Hongkonger Freiheitsbewegung.

Bei der Veranstaltung sprechen:

  • Lam Wing Kee (Hongkonger Buchhändler im Exil)
  • Liao Yiwu (Chinesischer Autor im Exil und Friedenspreisträger)
  • Jennifer Clement (Präsidentin PEN International)
  • Alexander Skipis (Hauptgeschäftsführer Börsenverein des Deutschen Buchhandels)

Lam Wing Kee, ehemaliger Geschäftsführer der Hongkonger Buchhandlung Causeway Bay Books wurde 2015, fast zeitgleich mit seinem Freund und Geschäftspartner Gui Minhai, entführt und aufs chinesische Festland gebracht. 2016 wurde ihm gestattet, zurück nach Hongkong zu reisen – unter der Bedingung sensible Kundendaten zu sammeln und an den chinesischen Staat zu übermitteln. In Hongkong angekommen, entschied sich Lam Wing Kee dafür, an die Öffentlichkeit zu gehen. Danach hielt er sich drei Jahre lang inkognito in Hongkong auf, ehe er im April 2019 ins taiwanesische Exil gegangen ist.

Termin: 17. Oktober 2019, 13.30 Uhr
Ort: Frankfurter Buchmesse, Agora, in der Nähe des Lesezelts
Zugangsvoraussetzung ist ein Fachbesucherticket für die Frankfurter Buchmesse.

Regenschirme sollen nach Möglichkeit selbst mitgebracht werden. Aufgrund möglicher Sicherheitskontrollen an den Messeeingängen werden Knirpse empfohlen. Der Börsenverein stellt vor Ort ebenfalls Regenschirme zur Verfügung.

Siehe auch „Freiheit für das Wort“ 

30. Hessischer Film- und Kinopreis 2019 mit neuem Konzept – DFF erhält Preis des Ministerpräsidenten

30. Hessischer Film- und Kinopreis 2019 feiert die Leidenschaft für das Kino. Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten für Deutsches Filminstitut & Filmmuseum DFF / Newcomerpreis für Maryam Zaree. Während der Frankfurter Buchmesse findet am 18. Oktober 2019  die feierliche Preis-Gala in der Alten Oper statt. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
30. Hessischer Film- und Kinopreis 2019
feiert die Leidenschaft für das Kino. Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten für Deutsches Filminstitut & Filmmuseum DFF / Newcomerpreis für Maryam Zaree. Während der Frankfurter Buchmesse findet am 18. Oktober 2019 die feierliche Preis-Gala in der Alten Oper statt. © Foto: Diether v Goddenthow

Frankfurt/Wiesbaden. Seit 1990 setzt das Land Hessen mit der Verleihung des Hessischen Film- und Kinopreises jedes Jahr seine Filmschaffenden und das Filmland Hessen insgesamt in Szene. Die Preise vergibt das Ministerium für Wissenschaft und Kunst im Rahmen einer großen festlichen Dala in der Alten Oper, traditionell während der Frankfurter Buchmesse.
Hessen ist neben Bayern das einzige Bundesland, das die Leistungen von Filmemachern mit einem solchen eigenen Preis würdigt und hervorhebt. Der Hessische Filmpreis ist mit insgesamt 97.500 Euro dotiert, der Hessische Kinopreis mit 150 000 Euro.  Darüber hinaus vergibt der Hessische Rundfunk den undotierten Hessischen Fernsehpreis.

Der Filmpreis zeichnet Regisseurinnen und Regisseure in den Kategorien Spielfilm, Kurzfilm und Dokumentarfilm sowie Autorinnen und Autoren in der Kategorie Drehbuch aus. Im Nachwuchsbereich verleiht das Land Hessen den Hochschulpreis für den besten Abschlussfilm sowie seit 2017 den Newcomerpreis. Für eine herausragende Einzelleistung in einem Film (zum Beispiel Kamera, Produktion, Schnitt, Musik) ist ein Sonderpreis vorgesehen. Der undotierte Ehrenpreis würdigt in der Regel herausragende Persönlichkeiten des Films. Mit den Kinokulturpreisen werden außerordentliche Leistungen und Engagement von gewerblichen und nicht gewerblichen Kinoinitiativen gewürdigt. Auch über diese Preise entscheidet eine unabhängige Jury.

Hessischer Fernsehpreis 2019
Darüber hinaus vergibt der Hessische Rundfunk  in derselben Gala den Hessischen Fernsehpreis in den Kategorien: „Beste Schauspielerin“ und „Bester Schauspieler“.

Neues  Konzept zum 30.  
Zum Jubiläum des 30. Film- und Kinopreises soll das Konzept verändert und die traditionelle Gala mit mehr inhaltlichen Input aufgewertet werden. So wird beim 30. Film- und Kinopreis die Leidenschaft für das Kino in all seinen Facetten in den Mittelpunkt gestellt werden. Wie Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn bei der Vorstellung des neuen Konzeptes beim heutigen Pressegespräch mitteilte, sollen bei der Verleihung am 18. Oktober die vielen starken Frauen des Films, der kreative Nachwuchs und der Wandel des Mediums „Film“ selbst ins Scheinwerferlicht gerückt werden. Zudem verriet die Ministerin, wer in diesem Jahr den Ehrenpreises des Hessischen Ministerpräsidenten und des Newcomerpreis erhält. So geht zum ersten Mal in seiner Geschichte geht der Ehrenpreis an eine Institution, die sich besonders um den Film verdient gemacht hat.

Moderieren werden die Preisverleihung Katty Salié, bekannt unter anderem aus der ZDF-Kultursendung „Aspekte“, und Mitri Sirin vom ZDF-Morgenmagazin. Die Gäste dürfen sich – neben zahlreichen Film- und Fernsehstars – auf den Regisseur, Komponisten und Pianisten Dietrich Brüggemann freuen, der den Abend als Hommage an die großen Klassiker des Stummfilms musikalisch begleiten wird.

Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. © Foto: Diether v Goddenthow

Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn: „Wir wollen mit dem diesjährigen Filmpreis die Kunst des Kinos und die Filmschaffenden feiern. Dabei geht es ein bisschen um Nostalgie, aber vor allem um Gegenwart und Zukunft. Wir freuen uns auf Laudatorinnen und Laudatoren, die diese Themen als Expertinnen und Experten lebendig vermitteln. Auch für die Musik wird ein Filmschaffender sorgen: Dietrich Brüggemann, Regisseur, Drehbuchautor und Musiker, begleitet am Klavier das Geschehen auf der Bühne.“

Den Ehrenpreis für das DFF
Den Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten 2019 erhält das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum (DFF). Entgegennehmen werden ihn dessen langjährige Direktorin Claudia Dillmann und Ellen Harrington, ihre Nachfolgerin und aktuelle Direktorin, sowie das langjährige Vorstandsmitglied Dr. Nikolaus Hensel, der mit Harrington das Vorstandstandem bildet. Die Auszeichnung ist undotiert.

Deutsches Filminstitut Filmmuseum ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Deutsches Filminstitut Filmmuseum © Foto: Diether v Goddenthow

Seine Entscheidung begründet Ministerpräsident Volker Bouffier wie folgt: „Das DFF setzt die ihm zugeschriebene Aufgabe, Filmkultur lebendig zu halten und deren Stellenwert zu vermitteln, in herausragender Weise um. Das DFF ist eine Institution von internationalem Rang, sie verbindet das Bewahren des filmischen Erbes mit so lebendiger wie moderner Vermittlung von historischer und aktueller Filmkultur. Ob Museum, Kino, Archive und Sammlungen, Festivals, digitale Plattformen, Forschung und Digitalisierung – das DFF verbindet Verantwortung für Bewahren und wissenschaftlichem Erforschen mit den Herausforderungen digitaler Realitäten und Zukunft. Das DFF feiert und würdigt den Film und alles, was ihn ausmacht, gestern wie heute. Und das seit 70 Jahren. Darauf kann Hessen stolz sein!“

Newcomer-Preis
Der mit 7.500 Euro dotierte Newcomerpreis geht in diesem Jahr an Schauspielerin und Filmemacherin Maryam Zaree. Ihr Debütfilm „Born in Evin“ ist gleichzeitig in der Kategorie Bester Dokumentarfilm nominiert.

Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn: „Maryam Zaree behandelt in ihrem Regiedebüt ein persönlich schmerzhaftes Thema, denn ,Born in Evin‘ ist sie selbst: Ihre Mutter, im Iran politisch verfolgt, brachte Maryam 1983 im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran zur Welt. Mit ihrem Film gewährt sie Einblicke in persönliche Abgründe, ihre eigenen und die anderer Opfer des Khomeini-Regimes. Es geling ihr, ihre filmische Spurensuche in einem dunklen Kapitel ihrer Familie und ihres Landes mit humorvollen und selbstironischen Sequenzen anzureichern und eine Balance zwischen tragischen und warmen Momenten zu schaffen. Und sie meistert die besondere Herausforderung, sowohl Regisseurin als auch Protagonistin dieses künstlerisch wie gesellschaftspolitisch hervorragenden Films zu sein.“

Bekanntgegeben wurden am Freitag zudem die Preise in zwei weiteren Kategorien: Joschua Keßler, Absolvent der Hochschule Darmstadt, bekommt für seinen Abschlussfilm „Pech und Schwefel“ den Hochschulfilmpreis. Die Autorin Frauke Lodders bekommt den Preis in der Kategorie Drehbuch für „Am Ende des Sommers“ über ein Geschwisterpaar, das in einer strenggläubigen Familie aufwächst.

In weiteren Kategorien wurden folgende Nominierungen bekanntgegeben:

Bester Spielfilm:
• „Crescendo“ von Droar Zahavi
• „Ostwind‘ – Aris Ankunft“ von Theresa von Eltz
• „Bruder Schwester Herz“ von Tom Sommerlatte

Bester Dokumentarfilm
• „Adelheit, Kornelius und die Töde“ von Kirstin Schmitt
• „Born in Evin“ von Maryam Zaree
• „Why are we creative“ von Hermann Vaske

Bester Kurzfilm
• „Der kleine Achill“ von Sebastian Jansen
• „Rea“ von Joanna Bielinski
• „See der Freude“ von Aliaksei Paluyan

Nominiert für den Hessischen Fernsehpreis des Hessischen Rundfunks, der ebenfalls am 18. Oktober im Rahmen der Gala vergeben wird, sind:

Beste Schauspielerin
• Emma Bading in „Play“
• Katharina Marie Schubert in „Tatort – Falscher Hase“
• Anna Schudt in „Zwischen zwei Herzen“

Bester Schauspieler
• Peter Kurth in „Tatort – Der Angriff“
• Jannis Niewöhner in „Jonathan“
• Uwe Ochsenknecht in „Labaule & Erben“

Wer von den Nominierten die Preise in diesen Kategorien, den Sonderpreis des Fernsehpreises sowie die ebenfalls zu vergebenden Kinokulturpreise erhält, wird erst bei der Preisverleihung bekannt gegeben. Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn verriet am Freitag zudem, dass es einen Sonderpreis der Jury des Filmpreises für eine herausragende Einzelleistung geben wird.

Am 18.Oktober wird vor der Alten Oper Frankfurt für die Filmschaffenden des Landes wieder der rote Teppich ausgerollt werden. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Am 18.Oktober wird vor der Alten Oper Frankfurt für die Filmschaffenden des Landes wieder der rote Teppich ausgerollt werden. © Foto: Diether v Goddenthow

Der Hessische Rundfunk strahlt am 20. Oktober um 18:30 Uhr eine 30-minütige Sondersendung mit dem Titel „Die hessischen Oscars – der Hessische Film- und Kinopreis 2019“ aus. Moderatorin Monika Kullmann und Moderator Holger Weinert führen Interviews mit den Nominierten und den Preisträgerinnen und Preisträgern und berichten auch von der Party danach.

Wer bei der Gala dabei sein möchte, sollte den Instagram-Kanal des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst im Auge behalten: Auf @hmwk_hessen verlost das Ministerium dreimal zwei Karten für den Abend mit Stars und Berühmtheiten.

Sonderausstellung „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ zeigt Querschnitt aus der Gegenwarts-Malerei einer neuen Künstler-Generation – Museum Wiesbaden – 19.9.2019 – 19.1.2020.

Florian Meisenberg Reichswald.Day 5 : 8 mm Installation Wiesbaden  Öl, Ölstift, Airbrush, Glasstaub.  ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Florian Meisenberg Reichswald.Day 5 : 8 mm Installation Wiesbaden Öl, Ölstift, Airbrush, Glasstaub. © Foto: Diether v Goddenthow

Das Ausstellungsprojekt „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ verfolgt das Ziel, einen gültigen Querschnitt durch die junge, in Deutschland entstandene Malerei zu geben und dabei alle Erscheinungsformen des Mediums ohne konzeptuelle oder ideologische Einschränkungen zu berücksichtigen – einzig der Rückbezug auf das Tafelbild, als klassische Erscheinungsform der Malerei gibt dabei einen gedachten „Rahmen“ vor. Vom 19. September 2019 bis zum 19. Januar 2020 präsentiert die Schau zeitgleich an drei Ausstellungsorten, dem Kunstmuseum Bonn, dem Museum Wiesbaden und den Kunstsammlungen Chemnitz – Museum Gunzenhauser, rund 500 Werke von 53 Künstlerinnen und Künstlern. Jeder der drei Ausstellungsorte stellt alle teilnehmenden Künstler*innen mit jeweils bis zu vier Arbeiten vor. Die Wiesbadener Station der Ausstellung (20.9.2019-19.1.2020) zeigt 164, teils großformatige Arbeiten in 15 Ausstellungsräumen. Im Anschluss übernehmen die Deichtorhallen Hamburg mit ausgewählten Werken aller teilnehmenden Künstler*innen die Ausstellung.

Dr. Jörg Daur. Leiter Museum Wiesbaden Kurator: Cornelia Baltes Bilder erscheinen wie Nahaufnahmen vergrößerter Ausschnitte realer Alltagsmotive mit cartoonhaften Effekten.  ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Dr. Jörg Daur. Leiter Museum Wiesbaden Kurator: Cornelia Baltes Bilder erscheinen wie Nahaufnahmen vergrößerter Ausschnitte realer Alltagsmotive mit
cartoonhaften Effekten. © Foto: Diether v Goddenthow

Das Tafelbild als traditionsreiches künstlerisches Medium der Malereigeschichte erfreut sich bis heute großer Beliebtheit. Wie schon bei den alten Meistern ist die Mehrheit der gemalten Bilder heute viereckig, vielfarbig und transportabel. Seit seinen Anfängen stand das Tafelbild in einem Gefüge zwischen immateriellen Bildgegenstand und dessen Materialisierung durch Farbe und Bildträger. Handwerkliche Aspekte der Umsetzung fließen bei der Erschaffung von Bildräumen, die auf flachen, festen oder flexiblen Bildträgern entstehen, ebenfalls mit ein.

Moritz Schleime. Keine Pizza auf Ibiza (The Diary), Öl auf Leinwand. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Moritz Schleime. Keine Pizza auf Ibiza (The Diary), Öl auf Leinwand. © Foto: Diether v Goddenthow

Das Bild als Medium der Malerei ist bis heute in stetiger Diskussion. Was ist die gegenwärtige Situation des Mediums Malerei? Die Gemeinschaftsausstellung „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ wirft diese Fragestellung auf und präsentiert Künstlerpositionen, die die Möglichkeiten des Mediums auf unterschiedlichste Weise ausloten. Dabei zeigen die Werke der jungen Malerinnen und Maler, dass die Bedeutung von Farbmaterial und Bildträger für die zeitgenössische Malerei, unabhängig der Diskussionen um expansive Spielarten des Mediums, ungebrochen ist. Auf der Suche nach einem zeitgenössischen Ausdruck der Malerei werden die Elemente des Tafelbilds weiterhin genutzt. Oftmals ist die Leinwand aktiver Teil der medialen Selbstreflexion und wird als Material oder Metapher eingesetzt. Auch das Spektrum der malerischen Bildproduktion ist facettenreich: Unterschiedlichste Auseinandersetzungen mit Rahmen, Leinwand, Maltechnik, Art des Farbauftrags und der Konstruktion des Bildmotivs werden anhand der in der Ausstellung gezeigten Werke deutlich. Manche Arbeiten wecken Assoziationen zu Stillleben, figürlicher Portraitmalerei oder wirken comic-artig, erinnern an Karten oder Mindmaps. Andere sind abstrakt, gliedern sich in monochrome Farbfelder, ergänzen die Leinwand mit Objekten wie Arzneirezepten und anderen Fragmenten der „realen“ Welt oder sie sind ganz der Maltechnik und dem daraus folgenden Schaffensprozess verschrieben.

Lea Schäfer, Kuratorin erläutert Maximilians Kirmses Werk, unter anderem hier: Dinos, Öl auf Leinwand. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Lea Schäfer, Kuratorin erläutert Maximilians Kirmses Werk, unter anderem hier: Dinos, Öl auf Leinwand. © Foto: Diether v Goddenthow

Die Auswahl der Künstler erfolgte in zahlreichen Atelierbesuchen durch das Kuratorenteam bestehend aus Prof. Dr. Stephan Berg, Dr. Fréderic Bußmann, Dr. Jörg Daur, Prof. Dr. Alexander Klar, Anja Richter, Lea Schäfer und Dr. Christoph Schreier. Das Team der Kurator*innen wurde ferner in der Selektion der Künstler*innen von arrivierten Maler*innen, Kunsthochschulen, Kunstkritiker*innen und Kolleg*innen aus anderen Museen beratend unterstützt. Aus einer ersten Auswahl von mehr als 200 Künstlerpositionen wurden am Ende 53 Malerinnen und Maler gewählt.

Dabei bedingten drei für das Projekt festgelegte Kriterien die Auswahl der beteiligten jungen Künstlerpositionen: Nur Malerei im Sinne des klassischen Tafelbilds sollte Gegenstand der Gemeinschaftsausstellung sein, zentral ist also die Auseinandersetzung mit dem Medium auf der begrenzten Fläche des Bildgevierts. Dabei wurde auf alle Formen der Erweiterung der Malerei, darunter malerisch angelegte, rauminstallative Interventionen, multimediale Malerei-ohne-Malerei Explorationen verzichtet, um erörtern zu können, welche Möglichkeiten das gemalte Bild vor dem Hintergrund der Digitalisierung heute noch hat. Ebenfalls konzentriert sich die Schau nur auf Künstlerinnen und Künstler, geboren seit den späten 1970er-Jahren; mithin die erste Generation, die im Wesentlichen nicht mehr in der Erfahrung des geteilten Deutschlands aufgewachsen ist und ausgebildet wurde. Der jüngste Künstler ist 28 Jahre alt. Der geographische Rahmen der Ausstellung ist auf die in Deutschland entstandene Malerei beschränkt, um das Untersuchungsgebiet des Projekts überschaubar zu halten und einen repräsentativen Schnitt der jungen Malerei in Deutschland zu ermöglichen.

Ausstellungs-Impression ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Ausstellungs-Impression © Foto: Diether v Goddenthow

Der Rundgang der Wiesbadener Schau (20.09.2019-19.1.2020) ist nicht thematisch gegliedert, sondern arbeitet mit 164, auf 15 Ausstellungsräume verteilten Werken die unmittelbaren Beziehungen zwischen den Künstlerpositionen heraus. Hängung und Durchblicke in die angrenzenden Räume ermöglichen Vergleiche und lassen den Betrachter die verbindenden Elemente der im jeweiligen Raum vorhandenen Künstlerkonstellationen entdecken. Gerade im vergleichenden Sehen können Aufschlüsse zu Malprozess und Bildthema gegeben werden und es wird deutlich, welche vielseitigen Möglichkeiten und Grenzen das Medium der Malerei haben kann.

Beteiligte Künstler*innen: Mona Ardeleanu, Israel Aten, Paula Baader, Lydia Balke, Cornelia Baltes, Jagoda Bednarsky, Viola Bittl, Peppi Bottrop, Andreas Breunig, Paul Czerlitzki, Benjamin Dittrich, Jens Einhorn, Jenny Forster, Pius Fox, Max Frintrop, Sabrina Fritsch, Ina Gerken, Fabian Ginsberg, Gregor Gleiwitz, Lukas Glinkowski, Henriette Grahnert, Dana Greiner, Vivian Greven, Sebastian Gögel, Toulu Hassani, Sabrina Haunsperg, Franziska Holstein, Aneta Kajzer, Sumi Kim, Maximilian Kirmse, Li-Wen Kuo, David Lehmann, Benedikt Leonhardt, Florian Meisenberg, Monika Michalko, Hannes Michanek, Simon Modersohn, Bastian Muhr, Anna Nero, Moritz Neuhoff, Vera Palme, Alexander Pröpster, Franziska Reinbothe, Daniel Rossi, Markus Saile, Moritz Schleime, Jana Schröder, Daniel Schubert, Kristina Schuldt, Alicia Viebrock, Stefan Vogel, Jonas Weichsel, Tristan Wilczek

Mit der Magenta VR -Brille kann man zugleich auch virtuell  durch einige  Ausstellungsräume  in Bonn und Chemnitz  "schreiten". ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Mit der Magenta VR -Brille kann man zugleich auch virtuell durch einige Ausstellungsräume in Bonn und Chemnitz „schreiten“. © Foto: Diether v Goddenthow

Ein Virtual Reality Projekt verbindet die drei Stationen der Ausstellung. Besucherinnen und Besucher können wie durch ein virtuelles Fenster Blicke in die Ausstellungsräume der jeweiligen anderen Museen erhaschen. Das Virtual Reality Projekt wurde gemeinsam von der Telekom Deutschland und den Freunden des Kunstmuseum Bonn e.V entwickelt.

Die Wiesbadener Ausstellung wurde unterstützt durch die Art Mentor Foundation Lucerne, Habbel, Pohlig und Partner, die Deutsche Telekom AG und die Freunde des Museums Wiesbaden e.V.

Anlässlich des Ausstellungsprojekts erscheint der Katalog „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ beim Hirmer Verlag, München (978-3-7774-3419-3, 35 Euro an der Museumskasse).