Cybermobbingdrama „Rufmord“ gewinnt in Wiesbaden den 15. Deutschen FernsehKrimi-Preis, beste Regie für Julia von Heinz, Darstellerpreise an Ulrich Tukur und Katrin Wichmann

Deutscher FernsehKrimi-Festival-Preis und Publikumspreis 2019 für „Rufmord“(ZDF/ARTE). V.l.n.r.: Drehbuchautorin Claudia Hoffmann, Regisseurin Viviane Andereggen, Britta Stöckle (Drehbuch) und ARTE-Redakteur Olaf Grunert. Im Hintergrund die Jurymitglieder Zoë Beck, Benjamin Dörr und der Kulturdezernent Wiesbadens, Axel Imholz. © Foto: Diether v. Goddenthow
Deutscher FernsehKrimi-Festival-Preis und Publikumspreis 2019 für „Rufmord“(ZDF/ARTE). V.l.n.r.: Drehbuchautorin Claudia Hoffmann, Regisseurin Viviane Andereggen, Britta Stöckle (Drehbuch) und ARTE-Redakteur Olaf Grunert. Im Hintergrund die Jurymitglieder Zoë Beck, Benjamin Dörr und der Kulturdezernent Wiesbadens, Axel Imholz. © Foto: Diether v. Goddenthow

Jury in Wiesbaden ehrt „Rufmord“ (ZDF/ARTE) und die Tatort-Produktionen „ Für immer und dich“ (SWR), „Murot und das Murmeltier“ (HR) und „Borowski und das Glück der Anderen“ (NDR). Ulrich Tukur und Julia von Heinz nehmen ihre Preise am Abend persönlich entgegen.

Am gestrigen Abend des 15. März 2019 fand in der Caligari-FilmBühne in Wiesbaden zum 15. Mal die feierliche Verleihung des Deutschen FernsehKrimi-Preises in Beisein zahlreicher prominenter Schauspieler, Filmschaffender und Gäste aus Gesellschaft und Politik statt. Durch die Gala führte 3-SAT-Moderator Rainer Maria Jilg, der auch von der Berlinale 2019 her bekannt ist. Für das pop-rockige musikalische Begleitprogramm sorgte das Streicherinnen-Duo La Finesse.

Moderator Rainer Maria Jilg im Gespräch mit taatssekretärin Ayse Asar vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.© Foto: Diether v. Goddenthow
Moderator Rainer Maria Jilg im Gespräch mit Staatssekretärin Ayse Asar vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.© Foto: Diether v. Goddenthow

Jilg begrüßte zahlreiche Ehrengäste, unter Ihnen auch Staatssekretärin Ayse Asar vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, welches über die HessenFilm und Medien GmbH das Deutsche FernsehKrimi-Festival in diesem Jahr mit 12.000 Euro gefördert hat. Im Interview Rainer Maria Jilg sagte Frau Asar, dass das FernsehKrimi-Festival eine Besonderheit in Hessens großer bunter Festivallandschaft sei und  sich zurecht zu einem starken Publikumsmagneten entwickelt habe. „Die Faszination des Verbrechens beschäftigt unsere Gesellschaft und so ist der Sonntagsabendkrimi für viele Menschen ein wichtiges Ritual. Ganz besonders gelungen ist auch das Rahmenprogramm des Festivals, das sich dem Genre ‚Krimi‘ mit Filmgesprächen, Wettbewerben, Lesungen und Kunstausstellungen nähert. Auch Schülerinnen und Schüler haben die Gelegenheit, Themen wie Cybermobbing und organisierte Kriminalität im Dialog mit Filmschaffenden zu diskutieren und den Arbeitsalltag in der Filmbranche aus erster Hand zu erfahren.“, sagte die Staatssekretärin und wünschte dem Festival weiterhin eine kluge Auswahl aus den Wettbewerbseinreichungen.

Duo-La-Finesse. © Foto: Diether v. Goddenthow
Duo-La-Finesse. © Foto: Diether v. Goddenthow

Kulturdezernent Axel Imholz glaubt, dass das Fernsehkrimifestival nicht mehr in Tradition der Film- und Fernsehstadt Wiesbaden á la „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ stünde. „Da sind wir ein paar Schritte weiter. Aber das Fernsehkrimifestival passe wunderbar „ins moderne Wiesbaden, in die moderne Filmstadt Wiesbaden“. Das sähe man auch am Publikum des Festivals. Das Schöne sei natürlich, dass wir Krimis mal in groß sehen können, und nicht nur in den doch nach wie vor begrenzten Flimmerkisten daheim. Im Kino hier sei das eine ganz andere Atmosphäre, insbesondere, wenn dann Filmmacher und wichtige Schauspieler in Fleisch und Blut da wären, die man sonst ja nur durch die getrennte Scheibe sähe. Das ist ein Anreiz für alle Krimifans. Imholz bevorzugt übrigens so schräge und abgedrehte Fernsehkrimis wie den „Murmeltiertatort“ „MUROT UND DAS MURMELTIER“

Damit es bis zum Schluss der Gala spannend blieb, wurden, bevor der Gewinnerfilm des Hauptpreises bekannt gegeben wurde, zunächst die Preise aller anderen Kategorien, darunter der Sonderpreis für Regie, der Publikumspreis des Wiesbadener Kurier und Nachwuchs-Preis für „Deutschlands spannendsten FernsehKrimiDrehbuchnachwuchs“ verliehen.

Dion-Schumann,„Deutschlands spannendsten FernsehKrimiDrehbuchnachwuchs“, rechts SANDRA DUSCHL von HessenFilm und Medien. © Foto: Diether v. Goddenthow
Dion-Schumann,„Deutschlands spannendsten FernsehKrimiDrehbuchnachwuchs“, rechts SANDRA DUSCHL von HessenFilm und Medien. © Foto: Diether v. Goddenthow

Seit drei Jahren wird der Nachwuchs-Preis für „Deutschlands spannendsten FernsehKrimiDrehbuchnachwuchs“ vergeben. Unter dem Aufruf „Drehbuchnotruf 110“ suchte das Deutsche FernsehKrimi-Festival von September 2018 an gemeinsam mit der HessenFilm und Medien nach abendfüllenden Stoffen kreativer Nachwuchsautorinnen und -autoren. Die Voraussetzungen: Es sollte sich um den ersten oder zweiten unverfilmten Drehbuchstoff handeln. Durchgesetzt hatte sich letztlich Dion Schumann mit seinem sehr abgefahrenen Drehbuch-Exposé „Der Apfelgriebschmann“. Dion Schumann habe ein Genre-Stück geschrieben, das so nicht alle Tage im deutschen Fernsehen zu sehen sei. „Bei allen Horror- und ThrillerElementen überwiegen aber immer der tiefschwarze Humor und die Skurrilität seiner Hauptfiguren“, begründet die Jury des Drehbuchpreises ihre Entscheidung. Juroren waren SANDRA DUSCHL von HessenFilm und Medien, DANIEL LORENZ Regisseur und Filmstoffentwickler für verschiedene Formate und Sender sowie Tom Winter, unter anderm für Programm und Wettbewerbe beim Fernsehkrimifestival zuständig. Der Gewinner erhält keinen Sach- oder Geldpreis, sondern eine fachkundige Unterstützung durch das renommierte TOP: Talente e. V.-Institut. Mit dieser professionellen Hilfe kann er seinen Exposé-Stoff bis zum Treatment entwickeln und diese dann in der Hoffnung einen Produzenten zu finden auf dem FernsehfilmFestival Baden-Baden 2019 während eines Pitch-Workshop vorstellen.

Im „Schnelldurchgang“ wurden die 10 im Wettbewerb befindlichen Fernsehkrimis ausschnittweise kurz angerissen, bevor der Reigen der Preisvergaben startet, beginnend mit dem Publikumspreis der Publikumsjury des Wiesbadener Kuriers.

Die Publikumsjury

Adolf E. Bremer, Angelika Pohl, Elke Boger, und Sarah Müller im Gespräch mit dem Moderator. © Foto: Diether v. Goddenthow
Adolf E. Bremer, Angelika Pohl, Elke Boger, und Sarah Müller im Gespräch mit dem Moderator. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Publikumsjury setzt sich jedes Jahr aus fünf krimibegeisterten Wiesbadener Zuschauern zusammen, die vom Wiesbadener Kurier ermittelt werden. In diesem Jahr hießen die Juroren: Elke Boger, Angelika Pohl, Heidrun Groeger, Sarah Müller und Adolf E. Bremer, die in den Tagen davor alle 10 Wettbewerbsfilme angeschaut hatten und in der Nacht zuvor diskutieren, welcher diesjährige Fernsehkrimi ihrer Meinung nach den ersten Publikums-Preis bekommen sollte. Für unsere Entscheidung des Gewinnerfilms der Publikumsjury war maßgebend, so die Jurysprecherin Angelika Pohl, die emotionale Betroffenheit, die dieser Film bei uns ausgelöst hat, die schauspielerische Leistungen, die beeindruckenden Bilder, der bis zum Ende gehaltene Spannungsbogen der Handlung, die thematische Wichtigkeit und vor allem „die eindrucksvolle Darstellung der sukzessiven Zerstörung der Persönlichkeit der Protagonistin, aber auch die Kraft, die sie gezeigt hat, aus der Opferrolle herauszutreten“.
2-rufmord.jpgDeswegen fiel die Entscheidung des Publikumspreises 2019 auf „Rufmord“, in dem das Cybermobbing zum Thema gemacht wird. Zu diesem Zeitpunkt wussten weder die Galagäste noch die Publikums-Juroren, dass sie für denselben Fernsehkrimi gevotet hatten. „Rufmord“ wird am 1. April im ZDF um 20.15 Uhr ausgestrahlt werden.

Die Jury 

(v.l.n.r.) Die Juroren des Deutschen FernsehKrimi-Festivals 2019 Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer, Schauspieler Oscar Hoppe, Zoë Beck (Krimistipendiatin der Landeshauptstadt Wiesbaden und Krimiautorin), Heike Borufka (Gerichtsreporterin des HR) und Benjamin Dörr (Strafverteidiger), © Foto: Diether v. Goddenthow
(v.l.n.r.) Die Juroren des Deutschen FernsehKrimi-Festivals 2019 Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer, Schauspieler Oscar Hoppe, Zoë Beck (Krimistipendiatin der Landeshauptstadt Wiesbaden und Krimiautorin), Heike Borufka (Gerichtsreporterin des HR) und Benjamin Dörr (Strafverteidiger), © Foto: Diether v. Goddenthow

Über den Gewinner des Deutschen FernsehKrimi-Preises 2019 in den Kategorien „Sonderpreis Regie“, „Bester Darsteller“, „Beste Darstellerin“ und „Hauptpreis“ entschied die Festival- Jury. In diesem Jahr gehörten ihr an: Zoë Beck (Krimistipendiatin der Landeshauptstadt Wiesbaden und Krimiautorin), Heike Borufka (Gerichtsreporterin des HR), Benjamin Dörr (Strafverteidiger) und die Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer sowie der Schauspieler Oscar Hoppe.

Sonderpreis für Regie

Julia von Heinz  erhielt für ihren „Für immer und dich“ (SWR)  den Preis für die beste Regie.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Julia von Heinz erhielt für ihren „Für immer und dich“ (SWR) den Preis für die beste Regie. © Foto: Diether v. Goddenthow

Mit einem Sonderpreis für Regie zeichnet die Jury Julia von Heinz für ihren sensiblen und gleichzeitig schonungslos radikalen Umgang mit dem Thema Kindesmissbrauch und Kindesentzug in dem Tatort „Für immer und dich“ (SWR) aus. Der Regisseurin sei ein Ausnahmetatort gelungen, urteilt die Jury. „Hier wird eine Geschichte wirklich ausgelotet und es wird nicht weggeschwenkt, wenn es ans Eingemachte geht. Das ist mutig und wahrhaftig und absolut preiswürdig.“

 Preis “Bester Darsteller“

Ulrich Tukur, Preis für "Bester Darsteller" im HR-Tatort „Murot und das Murmeltier“, © Foto: Diether v. Goddenthow
Ulrich Tukur, Preis für „Bester Darsteller“ im HR-Tatort „Murot und das Murmeltier“, © Foto: Diether v. Goddenthow

Für die Rolle des LKA-Ermittlers Felix Murot im HR-Tatort „Murot und das Murmeltier“, der in einer Wiederholungsschleife denselben Tag immer wieder erleben muss, erhält  Ulrich Tukur den Preis “Bester Darsteller“. In einem selten gesehenen Variantenreichtum lasse Tukur den routinierten Felix Murot erlebbar werden, „immer im Moment, sich wundernd, grummelig, verwirrt, hoffend, verzweifelt kämpfend, gleichgültig, lebensfreudig“, lobt die Jury.

 

„Beste Darstellerin“

Katrin Wichmann , Preis für "Beste Darstellerin" in ihrer Rolle im NDR-Tatort „Borowski und das Glück der Anderen“. Foto aus ihrer Video-Botschaft.
Katrin Wichmann , Preis für „Beste Darstellerin“ in ihrer Rolle im NDR-Tatort „Borowski und das Glück der Anderen“. Foto aus ihrer Video-Botschaft.

Mit dem Preis  „Beste Darstellerin“ wird Katrin Wichmann für ihre Rolle im NDR-Tatort „Borowski und das Glück der Anderen“ (NDR) ausgezeichnet. Die Tragik um die Supermarkt-Kassiererin Peggy Stresemann beginnt mit ihrem Neid auf die Nachbarn und deren vermeintliches Lottoglück. Unzufrieden, neidisch und gierig sei diese Figur, so die Jury, eine Suchende, die Gefühle anspreche, die wir alle kennen. „Wir sehen selten eine Figur aus dieser Schicht in einer solchen Wahrhaftigkeit wie Katrin Wichmann als Peggy Stresemann.“

Filme gut,  Festival gut!

Ein Hoch auf das FernsehKrimi-Festival. Festivalleiterin Cathrin Ehrlich im Gespräch mit dem Moderator bevor es zur Verleihung des Hauptpreises kommt. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ein Hoch auf das FernsehKrimi-Festival. Festivalleiterin Cathrin Ehrlich im Gespräch mit dem Moderator bevor es zur Verleihung des Hauptpreises kommt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Bevor die Jury den Hauptpreis bekannt geben konnte, fragte der Moderator die kurz auf die Bühne geholte Krimifestivalleiterin Cathrin Ehrlich, wie denn das diesjährige Fernsehkrimifestival für sie war: „Ich könnte jetzt weiterhin jeden Tag ins Kino gehen, Filme gucken, nette Leute treffen, Gespräche führen und Prominenz neben sich sitzen haben“, das habe man ja auch nicht jeden Tag, so Ehrlich. Es sei für sie einfach eine wirklich tolle Zeit gewesen, was „natürlich auch an der hohen Qualität der Filme“ lag. Denn seien die Filme gut, gelänge auch ein Festival, so Ehrlich. Auch habe insbesondere die hohe Qualität beider Jurys, der die Festivalleiterin herzlich dankte, zum guten Gelingen beigetragen. Darauf und auf alle Mitstreiter des Festivals und aufs Publikum stieß Krimifestivalleiterin mit Moderator Jilg an, bevor die Jury den Hauptpreis bekannt geben konnte.

Gewinner des Deutschen FernsehKrimi-Preises 2019

Gewinner des Deutschen FernsehKrimipreises Drehbuchautorin Claudia Hoffmann, Regisseurin Viviane Andereggen, Britta Stöckle (Drehbuch) und ARTE-Redakteur Olaf Grunert mit den  Jurymitgliedern Zoë Beck und Benjamin Dörr und dem Kulturdezernent  Axel Imholz bei der Preisverleihung. © Foto: Diether v. Goddenthow
Gewinner des Deutschen FernsehKrimipreises Drehbuchautorin Claudia Hoffmann, Regisseurin Viviane Andereggen, Britta Stöckle (Drehbuch) und ARTE-Redakteur Olaf Grunert mit den Jurymitgliedern Zoë Beck und Benjamin Dörr und dem Kulturdezernent Axel Imholz bei der Preisverleihung. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der Gewinner des Deutschen FernsehKrimi-Preises 2019 ist die ZDF/ARTEProduktion „Rufmord“. Das Cybermobbingdrama um die selbstbewusste, kompromisslose junge Lehrerin Luisa Jobst (Rosalie Thomass) überzeugte die Jury. In dem Film habe nahezu jede Person einen Ruf zu verlieren und halte deshalb auch gegen besseres Wissen daran fest. Jeden und jede von uns könne es treffen, nicht nur als Opfer, sondern auch als Täter oder Täterin, so die Jury. Der in „Rufmord“ dargestellte Mikrokosmos sei „ein Abbild unserer Gesellschaft, die ausgeübte digitale Gewalt letztlich nur eine Variation archaischer Rachemotive“. Die Regie zu „Rufmord“ führte Viviane Andereggen, das Drehbuch verfassten Claudia Kaufmann und Britta Stöckle; die Schauspielerin Rosalie Thomass und der Schauspieler Johann von Bülow sind in den Hauptrollen zu sehen, produziert wurde der Fernsehfilm von der hager moss film (Kirsten Hager und Carmen Stozek). Das Filmteam erhält 1.000 Liter Wein als Preis.

Eintrag ins Goldene Buch der Stadt (vlnr.) Zoë Beck (Krimistipendiatin der Landeshauptstadt Wiesbaden und Krimiautorin), Ulrich Tukur (Schauspieler), Cathrin Ehrlich (FernsehKrimi-Festivalleiterin) und Sozialdezernent Axel Imholz. © Foto: Diether v. Goddenthow
Eintrag ins Goldene Buch der Stadt (vlnr.) Zoë Beck (Krimistipendiatin der Landeshauptstadt Wiesbaden und Krimiautorin), Ulrich Tukur (Schauspieler), Cathrin Ehrlich (FernsehKrimi-Festivalleiterin) und Sozialdezernent Axel Imholz. © Foto: Diether v. Goddenthow

Anschließend begrüßten Kulturdezernent Axel Imholz und Cathrin Ehrlich die Preisträger, Filmschaffenden und Gäste herzlich zum Empfang der Stadt Wiesbaden im Ratssaal. Dabei wurde das Team des Deutschen FernsehKrimi-Festivals mit heftigen Applaus für die großartige Organisation und Umsetzung des Festivals gefeiert. Die Gewinner des 15. Deutschen Fernsehkrimipreises sowie die Juroren trugen sich in das Goldene Buch der Stadt ein.

Abschlussbild aller Beteiligten des 15. Fernsehkrimifestivals in der Caligari FilmBühne am 15. März 2019 © Foto: Diether v. Goddenthow
Abschlussbild aller Beteiligten des 15. Fernsehkrimifestivals in der Caligari FilmBühne am 15. März 2019 © Foto: Diether v. Goddenthow

Das Deutsche FernsehKrimi-Festival ist eine Veranstaltung des Kulturamtes der Landeshauptstadt Wiesbaden mit Unterstützung der HessenFilm und Medien GmbH und des Hessischen Rundfunk, in Kooperation mit dem Literaturhaus Villa Clementine, dem Medienzentrum Wiesbaden, der Friedrich-Wilhelm-MurnauStiftung, der SV SparkassenVersicherung, dem Hessischen Staatstheater Wiesbaden und dem Wiesbadener Kurier.

 

15. FernsehKrimi-Festival mit dem Sozial-Thriller „Polizeiruf 110 – Kindeswohl“ eröffnet

Ansturm auf die Caligari Filmbühne zur Eröffnung des 15. FernsehKrimi-Festivals am 12.10.2019 in Wiesbaden. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ansturm auf die Caligari Filmbühne zur Eröffnung des 15. FernsehKrimi-Festivals am 12.10.2019 in Wiesbaden. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der eigentliche Wettbewerb des Fernsehkrimi-Festivals startete am Dienstag, 12. März, um 20 Uhr mit der Premiere des Wettbewerbsbeitrags „Polizeiruf 110 – Kindeswohl“. Das erschütternde, wie spannende Krimidrama im Jugendhilfe-Milieu wird wiederholt am Sonntag, 17. März 2019, 03.50 Uhr in der „LangeFernsehkrimiNacht“. Diese beginnt bereits am Samstag 16. März um 19.30 Uhr und geht bis Sonntag-Mittag um 12.00 Uhr. In den Hauptrollen sind Charly Hübner als Kommissar Alexander Bukow und Anneke Kim Sarnau als seine Kollegin Katrin König sowie Jack Owen Berglund und Junis Marlon. Regisseur und Drehbuchautor: Lars Jessen. Drehbuchautorin: Christina Sothmann. Produzentin: Iris Kiefer.

Polizeiruf 110 – Kindeswohl   © NDR_filmpool fiction
Polizeiruf 110 – Kindeswohl © NDR_filmpool fiction

Der gewaltige Sozial-Thriller „Kindeswohl“ unter der brillanten Regie von Lars Jessen, entlarvt den an mafiöse Strukturen erinnernden Verschiebebahnhof schwersterziehbarer, krimineller Jugendlicher an „Pflegefamilien“ ins osteuropäische Ausland durch staatlich beauftragte Privatunternehmen der Jugendhilfe. In diesen Kinderverschickungs-Unternehmen sei, so Jessen beim anschließenden Filmgespräch mit Moderator Knut Elstermann, das Kindeswohl anscheinend nicht unbedingt davon abhängig, was pädagogisch, sondern, was ökonomisch geboten ist. Das Ganze sei ein riesiger Skandal.

Regisseur und Drehbuchautor Lars Jessen mit Hauptdarstellers Junis Marlon "Ken" . © Foto: Diether v. Goddenthow
Regisseur und Drehbuchautor Lars Jessen mit Hauptdarstellers Junis Marlon „Ken“ . © Foto: Diether v. Goddenthow

Auf das in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Thema seien er und Drehbuchautorin Christina Sothmann über Jessens Frau gekommen. Diese habe selbst einmal in solch einer Einrichtung der Jugendhilfe gearbeitet, und dabei mitgekriegt, dass private Unternehmen der Jugendhilfe für „normal“ schwererziehbare Kinder und Jugendliche rund 4.900 Euro, und für schwersterziehbare um die 9.900 Euro monatlich zu deren Unterbringung in Heimen oder Pflegefamilien kriegten. Die von den örtlichen Jugendämtern beauftragten privaten Jugendhilfeunternehmen würden, ohne, dass die Ausgaben tatsächlich kontrolliert würden, häufig, wie im Film, schwersterziehbare Jugendliche in Pflegefamilien im osteuropäischen Ausland unterbringen. Die Gastfamilien erhielten dann nur einen Bruchteil der Pflegegelder, so zwischen 600 bis 800 Euro wie die polnische Pflegefamilie im Film, wobei es häufig, wie gleichfalls dargestellt, massive Sprachbarrieren gäbe. Zurzeit seien rund 850 Jugendliche so oder ähnlich im Ausland untergebracht, oftmals völlig unnötig, da Jugendbehörden bzw. deren beauftragte Einrichtungen hierzulande manche sich anbietende pädagogisch bessere und preiswertere Unterbringungsmöglichkeit, etwa wie im Film bei der Großmutter, nicht nutzen.

Im Anschluss an das Filmgespräch trafen sich die Filmschaffenden, Juroren und Gäste zum traditionellen Empfang in der Villa Clementine. Hierbei wurde gegen Mitternacht auf den 19. Geburtstag des Hauptdarstellers Junis Marlon angestoßen, der als schwersterziehbarer „Ken“ in „Kindeswohl“ sehr überzeugend rüberkommt.

Gegen Mitternacht wurde in der Villa Clementine im Kreis der Filmschaffenden auf den 19. Geburtstag des Hauptdarstellers  Junis Marlon "Ken" angestoßen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Gegen Mitternacht wurde in der Villa Clementine im Kreis der Filmschaffenden auf den 19. Geburtstag des Hauptdarstellers Junis Marlon „Ken“, 2. v. links, angestoßen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Erstausstrahlung von „Polizeitruf 110 – Kindeswohl“ erfolgt in der ARD am 7. 4.2019. Sehr empfehlenswert! Aber nur etwas für starke Nerven!

(Diether v. Goddenthow / Rhein-Main.Eurokunst)

Dringend gesucht: Werke und Werksnachweise des Universal- und Jugendstilkünstlers Hans Christiansen

hans-christiansen169Zur Vorbereitung der Ausstellung „Hans Christiansen-Gesamtkunstwerker des Jugendstils“ vom 26.Mai -2.August 2019 in der Wiesbadener Kunstarche /Stadtarchiv und zur Ergänzung des Werkverzeichnisses von Margret Zimmermann-Degen (erschienen 1985) sucht die 1. Vorsitzende der Kunstarche Wiesbaden e.V., Felicitas Reusch, noch Nachweise und Quellen weiterer Werke des Universalkünstlers Hans Christiansen (*geb. Flensburg 1866, gest. Wiesbaden 1945).

Eigentümer und Besitzer von Werken oder von Kenntnissen über das Vorhandensein von Arbeiten und Aktivitäten des außergewöhnlichen Jugendstilkünstlers möchten sich bitte wenden an:

Felicitas Reusch
Kunstarche Wiesbaden e.V.
Im Rad 42
65197 Wiesbaden
Telefon: 0611.23838690 oder 525391
Email: Kontakt@Kunstarche-Wiesbaden.org
http://www.kunstarche-wiesbaden.org

Forms larger and bolder: Überblicksschau zu Eva Hesses Zeichnungen im Museum Wiesbaden

Kurator und Hesse-Experte Dr. Jörg Daur, stellvertretender Direktor Kustos moderne und zeitgenössische Kunst, beim Presserundgang in der neuen Überblicksausstellung "Eva Hesse – Zeich­nun­gen" vom 15.3. bis 23.06. 2019 © Foto: Diether v. Goddenthow
Kurator und Hesse-Experte Dr. Jörg Daur, stellvertretender Direktor Kustos moderne und zeitgenössische Kunst, beim Presserundgang in der neuen Überblicksausstellung „Eva Hesse – Zeich­nun­gen“ vom 15.3. bis 23.06. 2019 © Foto: Diether v. Goddenthow

Das Hessische Landesmuseum Wiesbaden rückt fünfzehn Jahre nach der groß angelegten Retrospektive in einer Überblicksausstellung „Eva Hesse – Zeichnungen“ (15. März– 23. Juni 2019) erneut das Schaffen einer der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts seinen Mittelpunkt. Vernissage ist am 14. März um 19.00 Uhr.

Die wenigsten wissen, dass das Museum Wiesbaden der wohl wichtigste Sammler von Werken von Eva Hesse (1936–1970) in Europa ist. Tatsächlich seien dies zahlenmäßig lediglich fünf skulpturale Arbeiten, drei Gemälde und drei Zeichnungen. Das sei aber bei Eva Hesse schon sehr viel, so Dr. Jörg Daur, stellvertretender Direktor, Kustos moderne und zeitgenössische Kunst, und Kurator der Ausstellung. Dauer hat bereits die erste Hesse-Ausstellung 2002, damals noch als Assistent, mitorganisiert und über die Ausnahmekünstlerin promoviert. Denn in ihrem kurzen Leben konnte Eva Hesse im Bereich der Malerei und der Skulptur nur wenig mehr als 100 Arbeiten überhaupt schaffen, so der Kurator heute beim Presserundgang. Eva Hesse ist 1970 im Alter von 34 Jahren an einem Gehirnturmor viel zu früh verstorben.
Insofern sei es „auch immer ein bisschen schwierig beim Werk von Eva Hesse von Früh- und Spätwerk, von Chronologie und Entwicklung zu reden“. Es handele sich letztlich eben nur um eine Schaffensperiode von 10 Jahren. Aber in diesen 10 Jahren sei wirklich Wesentliches passiert, „was uns auch hier im Museum Wiesbaden seit vielen Jahren beschäftigt“, so Daur. Allerdings sei neue Ausstellung, „natürlich eine andere als damals, wobei der Fokus jetzt nicht auf dem skulpturalen Werk, sondern auf den Zeichnungen liege.

Ein Grund dafür sei natürlich auch, dass seit der Wiederentdeckung von Eva Hesses Werk nach Erscheinen ihres Werkverzeichnisses 1989 mit der folgenden Rezeptionsgeschichte in den 1990er Jahren die Skulpturen im Wert so extrem gestiegen sind, dass sie kaum mehr verliehen werden, da sich selbst größere Häuser die horrenden Versicherungssummen kaum mehr leisten können. Insofern ist das Museum Wiesbaden natürlich sehr glücklich über seinen eigenen Fundus.

Dennoch ist es zum ersten Mal mit der Ausstellung „Eva Hesse – Zeichnungen“ gelungen das gesamte Schaffen der US-amerikanischen Künstlerin mit deutschen Wurzeln in den Fokus zustellen. Anhand der 72, teils kleinformatigen zeichnerischen Arbeiten lassen sich unterschiedliche Stränge in Hesses Werk verfolgen und Rückschlüsse auf die Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen Zeichnung, Malerei und Skulptur ziehen. Die Ausstellung zeigt in einem chronologisch angelegten Rundgang frühe Studienskizzen neben malerischen Gouachen und Aquarellen, dazu expressive Tusch- und Farbstiftzeichnungen, Collagen wie auch Konstruktionszeichnungen und Entwürfe für skulpturale Arbeiten. Eine Auswahl von Gemälden und Skulpturen aus der Sammlung des Museums Wiesbaden ergänzen die Schau, der Großteil der Leihgaben speist sich aus den Beständen des Allen Memorial Art Museums, Oberlin College (Ohio).

Die Künstlerin selbst sei natürlich auch mit ihrem deutschen Bezug zu sehen, so der Kurator. Eva Hesse, 1936 in Hamburg als zweite Tochter eines renommierten Rechtsanwalts geboren, wird im Rahmen der elterlichen Fluchtpläne nach den Ereignissen der Reichspogromnacht bereits 1938 mit ihrer älteren Schwester Helen über Amsterdam nach London geschickt und von dort ging es dann 1939 in die USA nach New York, wo die Familie, wieder zusammengeführt, sich in der deutsch-jüdischen Nachbarschaft in Washington Heights niederließ. Eva Hesse, die ihr malerisches Talent wohl von ihrer künstlerisch begabten Mutter geerbt hatte, und nach der elterlichen Scheidung und Selbstmord ihrer Mutter, zunächst beim sorgeberechtigten Vater aufwuchs, studierte später an der Cooper Union School und an der Yale School of Art and Architecture. 1961 heiratete sie den berühmten Bildhauer Tom Doyle.
Damals war sie als Künstlerin noch völlig unbedeutend, galt eher als Ehefrau des großen Bildhauers, die eben auch Kunst studiert hatte, so Daur. Das sollte sich aber bald ändern, nachdem sie zusammen mit Doyle von 1964 bis 1965 ein Jahr lang in Deutschland, Kettwig an der Ruhr, auf Einladung des Industriellenpaares Isabell und Friedrich Arnhard Scheidt verbrachte. Hier fand sie zu ihrer eigenen Kunst, arbeitete schließlich nur noch figural.

Während des Deutschlandaufenthalt unternehmen sie gemeinsam Reisen durch ganz Europa, unter anderem nach Kassel (Besuch der documenta 3), Basel, Bern, Brüssel, Paris, Rom, Florenz, Zürich und Berlin. Im Atelier des stillgelegten Teils der Scheidt’schen Textilfabrik entstehen Zeichnungen und Gemälde mit Motiven der dort herumliegenden Maschinenteile. Im März 1965 entsteht Hesses erstes Relief Ringaro und Arosie. Im Mai stellt sie im Gewächshaus auf dem Scheidt’schen Anwesen ihre fünf Reliefs und Maschinenzeichnungen aus. Die Kunsthalle Düsseldorf zeigt unter dem Titel „Materialbilder und Zeichnungen“ im August alle vierzehn Reliefs. Im September kehren Hesse und Doyle nach New York zurück.

New York 1966–1970 Im Januar 1966 trennt sich das Paar. Im August stirbt Wilhelm Hesse. Im September zeigt Hesse in der von Lucy Lippard kuratierten Ausstellung „Eccentric Abstraction“ in der Fischbach Gallery Metronomic Irregularity II. Zu Hesses Freundeskreis gehören inzwischen Robert Smithson, Nancy Holt, Dan Graham, Mel Bochner, Donald und Julie Judd sowie Dan und Sonja Flavin. Im Januar 1967 geht Hesse bei der Fischbach Gallery unter Vertrag. In der School of Visual Arts nimmt sie gemeinsam mit Louise Bourgeois und Paul Thek an einer Podiumsdiskussion über erotischen Symbolismus teil. Sie entdeckt Latex als künstlerischen Werkstoff und es entstehen erste Teststücke.

Ab 1968 experimentiert Hesse zusammen mit Doug Johns mit Fiberglas und Polyester. Im September übernimmt sie einen Lehrauftrag an der School of Visual Arts. Ihre erste Ausstellung als Objektkünstlerin feiert Hesse im November in der Fischbach Gallery mit der Ausstellung „Eva Hesse: Chain Polymers“. Im Januar 1969 vollendet Hesse die beiden Arbeiten Sans III und Vinculum II, die für die Ausstellung „Live in Your Head. When Attitudes Become Form“ von Harald Szeemann in der Kunsthalle Bern bestimmt sind. Sie nimmt einen Lehrauftrag an der Boston Museum School an. Im März mehren sich die Anzeichen einer beginnenden Krankheit und sie ist zunehmend auf Hilfe durch die Assistenten Doug Johns und Martha Schieve angewiesen. Die Ärzte diagnostizieren einen Hirntumor. Trotz ihrer Erkrankung ist mit der Beteiligung an 21 Gruppenausstellungen 1969 das Jahr ihrer großen Ausstellungserfolge.

Im Mai 1970 erscheint ein ausführliches Interview mit Cindy Nemser. Ende März wird sie zum dritten Mal an einem Gehirntumor operiert. Im Frühjahr findet eine Einzelausstellung ihrer Zeichnungen in der Fischbach Gallery statt und sie beteiligt sich an einer Gruppenausstellung im Owens-Corning Fiberglas Center in New York. Nachdem Eva Hesse eine Woche im Koma liegt stirbt sie am 29. Mai im Alter von 34 Jahren.

Die Ausstellung „Eva Hesse – Zeichnungen“ stellt das gesamte Schaffen der US-amerikanischen Künstlerin in den Fokus. Anhand der 72, teils kleinformatigen zeichnerischen Arbeiten lassen sich unterschiedliche Stränge in Hesses Werk verfolgen und Rückschlüsse auf die Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen Zeichnung, Malerei und Skulptur ziehen. Die Ausstellung zeigt in einem chronologisch angelegten Rundgang frühe Studienskizzen neben malerischen Gouachen und Aquarellen, dazu expressive Tusch- und Farbstiftzeichnungen, Collagen wie auch Konstruktionszeichnungen und Entwürfe für skulpturale Arbeiten. Eine Auswahl von Gemälden und Skulpturen aus der Sammlung des Museums Wiesbaden ergänzen die Schau, der Großteil der Leihgaben speist sich aus den Beständen des Allen Memorial Art Museums, Oberlin College (Ohio).

Diese Ausstellung wurde organisiert in Zusammenarbeit mit dem Estate of Eva Hesse, der Galerie Hauser & Wirth sowie dem Allen Memorial Art Museum, Oberlin College.

Laufzeit der Ausstellung: 15. März – 23. Juni 2019
https://museum-wiesbaden.de/hesse

Begleitpublikation
eva-hesse-publikationDie Publikation „Eva Hesse – Unheimlich lustig“, 2019, MuWi-Buch / MuWi Book (ISBN: 978-3-89258-122-2, Preis: 14,50 Euro) beschreibt Werk und Schaffen sowie systematisch die Eva Hesses Ausstellung. Es ist sehr empfehlenswert.

 

 

 

Auswahl der wichtigsten Ausstellungen

Einzelausstellungen (Auswahl)
1963 Eva Hesse, Recent Drawings, Allan Stone Gallery, New York
1965 Eva Hesse. Materialbilder und Zeichnungen, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen / Kunsthalle Düsseldorf, Düsseldorf
1968 Eva Hesse. Chain Polymers, Fischbach Gallery, New York
1970 Eva Hesse. New Drawings, Fischbach Gallery, New York
1972 Eva Hesse. A Memorial Exhibition, Solomon R. Guggenheim Museum, New York; Albright-Knox Art Gallery, Buffalo; Museum of Contemporary Art, Chicago; Pasadena Museum of Modern Art, Pasadena; University Art Museum, Berkeley
1979 Eva Hesse. Sculpture, Whitechapel Art Gallery, London; Rijksmuseum Kröller-Müller, Otterlo; Kestner-Gesellschaft, Hannover
1992 Eva Hesse. A Retrospective, Yale University Art Gallery, New Haven; The Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Smithsonian Institute, Washington
2002 Eva Hesse Retrospective, San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco; Museum Wiesbaden, Wiesbaden; Tate Modern, London
2013 Eva Hesse. One More than One, Hamburger Kunsthalle, Hamburg

Gruppenausstellungen (Auswahl)
1961 Drawings. Three Young Americans, John Heller Gallery, New York
1966 Eccentric Abstraction, Fischbach Gallery, New York
1969 Live in Your Head. When Attitudes Become Form. Works, Concepts, Processes, Situations, Information, Kunsthalle Bern, Bern; Museum Haus Lange, Krefeld; ICA – Institute of Contemporary Art, London

Führungen und Veranstaltungen

Öffentliche Führungen
Sa 16 Mär 15:00 Uhr
So 17 Mär 15:00 Uhr
Sa 23 Mär 15:00 Uhr
So 31 Mär 15:00 Uhr
So 7 Apr 15:00 Uhr
So 14 Apr 15:00 Uhr
Fr 19 Apr 15:00 Uhr
Mo 22 Apr 15:00 Uhr
So 28 Apr 15:00 Uhr
Sa 4 Mai 15:00 Uhr
Di 14 Mai 18:00 Uhr Kuratorenführung
So 12 Mai 15:00 Uhr
Di 14 Mai 18:00 Uhr
Di 28 Mai 18:00 Uhr
So 2 Jun 15:00 Uhr
Sa 15 Jun 15:00 Uhr
So 23 Jun 15:00 Uhr

Vortrag
Do 25 Apr 18:00 Uhr
Zwischen Gemälde und Skulptur –Die Zeichnung im Werk von Eva Hesse. Mit Dr. Renate
Petzinger. In Kooperation mit den Freunden des Museums Wiesbaden e.V.

Film
Do 4 Apr 17:30 Uhr
„Eva Hesse“. Regie: Marcie Begleiter, 2015. In Kooperation mit der Caligari FilmBühne.

Kunstpause
Mi 3 Apr 12:15 Uhr
Mi 12 Jun 12:15 Uhr
Art after Work
Di 16 Apr 19:00 Uhr
Kunst und Religion
Di 2 Apr 18:30 Uhr

„Preziosen auf Papier“ – Eva Hesse, ohne Titel, 1965
60+
Di 16 Apr 15:00 Uhr
Kunst und Kuchen
Do 11 Apr 15:00 Uhr

Angebote für Kinder und Familien
Sa 23 Mär 11:00 – 13:30 Uhr

Museumswerkstatt für Kinder: Den Rätselhaften Formen der Künstlerin Eva Hesse in der
Ausstellung „Zeichnungen“ auf der Spur.

Freier Samstag Sa 6 Apr
Maltisch in der Wandelhalle 11:00 – 14:00 Uhr
Familienführungen 12:00 Uhr, 12:45 Uhr

Angebote für KITAS und Schulen
Pädagogische Gruppen und zwei Begleitpersonen erhalten freien Eintritt in die Dauer- und Sonderausstellungen des Museums Wiesbaden.
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Einfache Führungen
Dauer: 45 Minuten (1 Schulstunde)
Kosten für Schul- und Kindergartengruppen:
45,— Euro, Freier Eintritt für Kinder und 2 Betreuer
Kosten für Privatgruppen: 70,— Euro zzgl. Eintritt

Erweiterte Führungen
Dauer: 90 Minuten (2 Schulstunden)
Kosten für Schul- und Kindergartengruppen:
75,— Euro, Freier Eintritt für Kinder und 2 Betreuer

Führung mit Workshop
Dauer: 135 Minuten (3 Schulstunden)
Kosten für Schul- und Kindergartengruppen:
90,— Euro, Freier Eintritt für Kinder und 2 Betreuer

Der wilde Raum: Zeichnungen und Collage bei Eva Hesse
Das Ringen um naturalistische Abbildung kennen alle Schülerinnen und Schüler. Inspiriert durch Hesses Lust an der Form und ihrem spielerischen Umgang damit – fernab von naturalistischen Zwängen – geht es in der Vermittlung darum, sich in der Begegnung mit ihren Arbeiten für den eigenen Ausdruck inspirieren zu lassen. Eva Hesse verwendet u.a. die Technik der Collage, um sich in der Arbeit im Zweidimensionalen auf der Bildfläche vorhersehbaren Kompositionsschemata zu entziehen und erweitert dadurch auch gleichzeitig den Bildraum ins Dreidimensionale. Dieses Verfahren wird auch als Strategie in der Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern genutzt und erprobt, damit ihr jeweils eigener zeichnerische Ausdruck einen „wilden Raum“ findet.

Workshop:
Eigenes kreatives Erproben in unseren Ateliers mittels der künstlerischen Arbeitsweisen: Collage • Formwiederholung • Mixed Media

Anmeldung, Buchung und Beratung für Schulgruppen unter 0611 / 335 2185 oder
bildungundvermittlung@museum-wiesbaden.de.

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
Fon 0611 ⁄ 335 2170, Fax 0611 ⁄ 335 2192
direktion@museum-wiesbaden.de

Ehrung Ulrike Folkerts mit dem ersten Ehrenpreis des Deutschen Fernsehkrimifestivals

(v.li.): Erste Laudatorin Liane Jessen, Preisträgerin Ulrike Folkerts und Kulturdezernent Axel Imhols bei der Verleihung des ersten Ehrenpreis des Deutschen Fernsehkrimifestivals am 10.3.2019 auf der Caligari FilmBühne in Wiesbaden.  © Foto: Diether v. Goddenthow
(v.li.): Erste Laudatorin Liane Jessen, Preisträgerin Ulrike Folkerts und Kulturdezernent Axel Imhols bei der Verleihung des ersten Ehrenpreis des Deutschen Fernsehkrimifestivals am 10.3.2019 auf der Caligari FilmBühne in Wiesbaden. © Foto: Diether v. Goddenthow

Gegen 17.15 Uhr eröffneten am 10. März 2019 Kulturdezernent Axel Imholz, Fernsehkrimifestivalleiterin Cathrin Ehrlich, Schauspieler Heino Ferch und Thüringens bekanntester Künstler Harald Reiner Gratz im Foyer der Caligari FilmBühne den 2. Teils der Ausstellung „Hinter den Spiegeln“, bevor um 18 Uhr Deutschlands dienstälteste Tatortkommissarin Ulrike Folkerts, alias Lena Odenthal, mit dem allerersten Ehrenpreis des Fernsehkrimifestivals ausgezeichnet wurde. Zuvor musste die von zahlreichen Fans und Medienleuten umlagerte, beliebte Schauspielerin noch zahlreiche Autogramme und erste Interviews geben.

Krimifestivalleiterin Cathrin Ehrlich. © Foto: Diether v. Goddenthow
Krimifestivalleiterin Cathrin Ehrlich. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Jurysitzung habe maximal 2 Minuten betragen, da stand die erste Preisträgerin des Ehrenpreises des Deutschen Fernsehkrimifestivals, nämlich „Ulrike Folkerts“, fest. „Wir wollten anlässlich des Jubiläums zum 15. Deutschen FernsehKrimi-Festivals etwas Besonderes machen, und da kamen wir auf die Idee des „Ehrenpreises“, berichtet die Festivalleitern und freut sich, dass die Presse „unsere Auswahl sehr goutiert hat“. „Wir waren in der Bildzeitung auf der ersten Seite, die Presseresonanz ist toll“, ist Cathrin Ehrlich begeistert. Aber es ging den Veranstaltern nicht nur um Aufmerksamkeit, sondern darum, eine Persönlichkeit zu ehren, „die sich in besonderer Weise für den deutschen Fernsehkrimi verdient gemacht hat“. Ulrike Folkerts ist nicht nur als dienstälteste Tatortkommissarin eine Idealauswahl, sie habe auch den deutschen Fernsehkrimi beeinflusst und verändert. Die große Zustimmung und Beliebtheit der Person hinter der Tatortkommissarin Lena Odenthal zeigte sich einmal mehr auch und gerade in den emotionalen Laudationes von Jurymitglied und Festivalgründerin Liane Jessen vom Hessischen Rundfunk und von Regisseur Axel Ranisch, mit dem die Preisträgerin die beiden experimentellen Tatorte „Babbeldasch“ und „Waldlust“ gedreht hatte. Für diese herrlichen Drehs ohne Drehbuch hatten beide, insbesondere Ranisch, ordentlich harte Kritik aushalten müssen. Hierbei hatte sich Folkerts ganz hinter Axel Ranisch gestellt, eine weitere Tugend, die „Kommissarin Odenthal“ auszeichnet: Haltung!

(v.li.) Brigitta Lamparth, Leiterin der Feuilletonredaktion Wiesbadener Kurier, Ulrike Folkerts mit Autogramm-Jäger auf dem roten Teppich im Foyer der Caligari FilmBühne. © Foto: Diether v. Goddenthow
(v.li.) Brigitta Lamparth, Leiterin der Feuilletonredaktion  im Wiesbadener Kurier, Ulrike Folkerts mit Autogramm-Jäger auf dem roten Teppich im Foyer der Caligari FilmBühne. © Foto: Diether v. Goddenthow

„ Sehnsuchtsblick mit resignativer Ironie“ – Laudatio von Liane Jessen

Ulrike Folkerts gehöre zu den Menschen, die man, so die Leiterin Fersehspiel beim HR, leider zu selten „in unserer Branche der Eitelkeiten“, des ewigen „Hallosagens“ und „in den weiten Blumenfeldern der Narzissten“ träfe. Schon nach dem ersten Treffen sei Jessen von der Einheit von Mensch, Abbild und Fiktionalem und von der spürbaren Integrität und Leidenschaft, die Folkerts ausstrahlte, beeindruckt gewesen. Nicht nur Höhen und Tiefen des politischen und gesellschaftlichen Lebens, sondern auch die Entwicklung als Frau hätten sich „in den Themen ihrer Tatorte gespiegelt“, wobei ihr innerer Kern „in den Jahren für mich immer sichtbarer hervorgetreten“, „während das Fernsehen leider gleichzeitig immer weniger wagemutig geworden ist.“, so die Laudatorin.

Liane Jessen, Leiterin Fersehspiel beim Hessischen Rundfunk. © Foto: Diether v. Goddenthow
Liane Jessen, Leiterin Fersehspiel beim Hessischen Rundfunk. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Faszination gehe nicht nur von ihrer vom Glück getragenen äußeren Schönheit „und ganz altmodisch formuliert,“ von ihrer Anmut aus, sondern auch von einem „Ausdruck von Verlorenheit“ mit einem Blick, der sich bis an die Schwelle der Sehnsucht erstrecke, wobei sich ein inneres Feuer hinter einer feinen, resignativen Ironie verbürge. Und trotzdem kämpfe „Lena Odenthal wie wir alle weiter durch Alltag, Widrigkeiten, Abgründe“, so Jessen ganz emotional und persönlich. Diese spezielle Verbindung von uns zu ihrer fiktiven Person mache den Zauber dieser Tatortkommissarin aus. „Ihre Tatorte sind herausragend, haben eine Eigenschaft, auf die das Fernsehen unbedingt nicht verzichten kann: Sie alle ergänzen unseren Vorrat des persönlichen Erlebens, docken an Gefühle an und auch an Wunden, die wir alle in uns tragen.“, brachte die Laudatorin ihre Wertschätzung – wohl stellvertretend für die meisten im großen Kinosaal – „mit ein wenig Pathos“ auf den Punkt.
„Du bist im besten Sinne uneitel“ – Laudatio von Axel Ranisch

Axel Ranisch, Regisseur u.a. von den beiden Tatort-Krimis „Babbeldasch“ und „Waldlust“ © Foto: Diether v. Goddenthow
Axel Ranisch, Regisseur u.a. von den beiden Tatort-Krimis „Babbeldasch“ und „Waldlust“ © Foto: Diether v. Goddenthow

Nicht minder emotional, beinahe schon einer Liebeserklärung gleich, folgte Axel Ranisch Laudatio: “Du hast in den vergangenen drei Jahren, sehr, sehr viele liebe Dinge über mich und unsere Zusammenarbeit gesagt, dass ich mich also jetzt von ganzem Herzen freue, dass ich das jetzt hier vor großem Publikum und diesem wunderschönen Saal auch über Dich tun darf.
Du bist für die Menschen hier im Saal und da draußen, ich weiß nicht im Umkreis von 700 Kilometern oder mehr, eine Legende. Selbst Menschen ohne Fernseher kennen Dich, doch!
Du bist aber noch so unendlich viel mehr als eine TV-Kommissarin, Du bist eine Mutmacherin, eine Kämpferin, eine Heldin. Du stehst für Gerechtigkeit, für Stärke, für Verlässlichkeit, für Durchhaltevermögen und Beständigkeit. Du bist für Millionen von Menschen eine Freundin, die zweimal im Jahr zu Besuch kommt. Und die gar nicht so viele Wort braucht, um einem das Gefühl zu geben, dass man sich zuhause fühlen kann. In den letzten 30 Jahren hast Du mit Konsequenz und ganz unprätentiös die Fernsehlandschaft verändert, einfach so. Du hast sie sinnlicher gemacht. Du hast Zwischentöne zum Klingen gebracht. Du hast mit Vorurteilen aufgeräumt, und bist ein Vorbild geworden, ein Idol für Generationen“, feuerte der Laudator aus tiefstem inneren Bedürfnis eine „Liebeserklärung nach der anderen“ auf Folkerts ab, und unterstrich noch einmal seine Wertschätzung: „Das Treppchen, auf dass ich Dich jetzt da stelle, das existiert fernab dieser Laudatio. Du stehst da wirklich drauf, und gleichwohl ist es Dir fast körperlich unangenehm, diesen Platz da oben einzunehmen. Dass ist eine riesige Stärke von Dir. Du bist immer nah, Du bist kein Star, Du bist keine Diva, Du hast keine Allüren, wie viele Deiner Kollegen. Du bist eine richtige Menschenfreundin. Du bist einfach mega cool, loyal, fair und im besten Sinne uneitel.“

„Es war die richtige Rolle“ Ulrike Folkerts gerührt über die tolle Auszeichnung

Ulrike Folkerts, geehrt mit dem ersten Ehrenpreis des Deutschen FernsehKrimi-Festivals für 30 Jahre Tatortkommissarin Lena Odenthal. . © Foto: Diether v. Goddenthow
Ulrike Folkerts, geehrt mit dem ersten Ehrenpreis des Deutschen FernsehKrimi-Festivals für 30 Jahre Tatortkommissarin Lena Odenthal. . © Foto: Diether v. Goddenthow

Ulrike Folkerts, ganz gerührt über diese Lobreden und noch nach Worten ringend, sagte, dass dies ein „sehr bewegender Moment für mich“ sei, und sie sich „in den Laudatien sehr gut wiederfinde“, die sie sehr bewegt hätten. Diese Ehrenpreisverleihung, bei der auch ein kleiner Tatort-Rückblick auf 30 Jahre Kommissarin Lena Odenthal gezeigt wurde, „werfe mich zurück, wie ich angefangen habe“. Sie habe diese Bilder, diese Ausschnitte gesehen, in der auch so viel „Ulrike-Geschichte eingefangen ist“. Das war echt. Sie sei auch ein ängstlicher Mensch gewesen und habe sich in der Branche allmählich ihren Platz erkämpfen müssen, wobei die Rolle für sie perfekt gewesen sei und ist, „weil, ich nicht beispielsweise so Girlies spielen brauchte, „die sich ausziehen müssen oder die vergewaltig werden oder den Männern den Kopf abschneiden“. Sie konnte „Polizistin sein, die auf Gerechtigkeit setzt, die für andere wütend sein darf, Bösewichter einsperren, Lügner aufdecken und Arschlöcher entlarven kann, mit denen ich mich kloppen oder sie auch zu einer Schießerei herausfordern kann“, so die Folkerts, die bekennt: „Ich habe nicht immer gewonnen als Kommissarin, aber es war die richtige Rolle für mich. Ich habe mich da so wohl gefühlt, das war so richtig meins“. Danke, danke für diese tolle Auszeichnung!“

Impression aus der Caligari FilmBühne. © Foto: Diether v. Goddenthow
Impression aus der Caligari FilmBühne. © Foto: Diether v. Goddenthow

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Gemalte Tatorte – Harald Reiner Gratz Sonderausstellung „Hinter den Spiegeln“ –zum 15. Deutschen Fernsehkrimifestival in Wiesbaden eröffnet

Künstler Harald Reiner (li.) Gratz mit Schauspieler-Freund Heino Ferch bei der Eröffnung der Sonderausstellung "Hinter den Spiegeln" am 10.3..2019 in der SV-AtriumGalerie der Sparkassenversicherung anlässlich  des 15. Deutschen FernsehKrimi-Festivals. © Foto: Diether v. Goddenthow
Künstler Harald Reiner (li.) Gratz mit Schauspieler-Freund Heino Ferch bei der Eröffnung der Sonderausstellung „Hinter den Spiegeln“ am 10.3..2019 in der SV-AtriumGalerie der Sparkassenversicherung anlässlich des 15. Deutschen FernsehKrimi-Festivals. Im Hintergrund Harald Reiner Gratz Werk „Stadt sucht einen Mörder (Leihgabe aus Privatbesitz). © Foto: Diether v. Goddenthow

Dem glücklichen Umstand der Freundschaft zwischen Schauspieler Heino Ferch, Fernsehkrimipreisträger „Bester Darsteller“ 2018, und Thüringens bekanntestem Maler Harald Reiner Gratz ist die wunderbar-abgründig anmutende Festival-Begleitausstellung „Hinter den Spiegeln“ an den zwei Standorten in der SV-Sparkassen-Versicherung und in der Caligari FilmBühne zu verdanken. Kuratiert wurde die Sonderausstellung von Dr. Verena Titze-Winter. Sie wurde zwei Tage vor dem eigentlichen Start des 15. Fernehkrimiwettbewerbs am 10. März 2019 gegen 15 Uhr eröffnet von Dr. Stefan Korbach, Vorstandsmitglied der SV Sparkassenversicherung, gemeinsam mit Cathrin Ehrlich, Leiterin des Fernsehkrimifestivals und Kulturdezernent Axel Imholz in Beisein der Künstlerfreunde Gratz und Ferch.

Dr. Stefan Korbach eröffnete die Sonderausstellung "Hinter den Spiegeln" in der AtriumGalerie der Sparkassenversicherung  , Bahnhofstrasse 69.© Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Stefan Korbach eröffnete die Sonderausstellung „Hinter den Spiegeln“ in der AtriumGalerie der Sparkassenversicherung , Bahnhofstrasse 69.© Foto: Diether v. Goddenthow

Stefan Korbach, bekannt für seinen feinsinnigen Humor, fand so auch den Ort für eine derartige Ausstellung solch zwielichtiger, an Massaker und Tatorte erinnernde Gemälde durchaus passend: Denn vor einiger Zeit erst habe sich während zweier ZDF-Krimi-Drehtage „Der Staatsanwalt“ mit Rainer Hunold in einem „unserer Büros heraus gestellt: Der Böse war ein Versicherer, einer, der zudem noch einen Callgirlring leitete“, so Korbach augenzwinkernd.

Kulturdezernent und Krimifan Axel Imholz. © Foto: Diether v. Goddenthow
Kulturdezernent und Krimifan Axel Imholz. © Foto: Diether v. Goddenthow

Krimifan Axel Imholz verriet, dass jedes Gratz-Bild, über das er während seines Vorabrundgangs schon mal seinen Blick schweifen ließ, ihn zusehends beeindruckt habe, „gerade weil ich’s auch gerne blutrünstig mag“.

 

 

 

Einige Werke hat Gratz eigens für das Fernsehkrimifestival geschaffen, den Großteil musste der bekennende Fernsehkrimifan jedoch aus seinem Fundus und über Leihgaben für die Ausstellung gemeinsam mit der Kuratorin auswählen. Das war aber von der Motivauswahl her nicht sonderlich kompliziert, da viele seiner Bilder alltägliche Gewalt, Sex, Gemetzel und menschliche Abgründe widerspiegeln.

Harald Reiner Gratz: Porträt Tom Waits (aus der Serie Hinter den Spiegeln), 150 x 240 cm, Öl auf Leinwand 2018. © Foto: Diether v. Goddenthow
Harald Reiner Gratz: Porträt Tom Waits (aus der Serie Hinter den Spiegeln), 150 x 240 cm, Öl auf Leinwand 2018. © Foto: Diether v. Goddenthow

Stets emotional, sensibel, sind manche Werke gar robust-berührend, hervorgehoben auch durch seinen virtuos eingesetzten, mitunter dicken Farbauftrag, oder durch seine Bildaufteilungen, mittels „abgegrenzter Bildfelder, Blickachsen oder auch Überlagerungen und Motivverbindungen“.

Gratz Werke stehen, wie es an anderer Stelle in der Begleitschrift zur Ausstellung heißt, „ in der Tradition des Deutschen Impressionismus und Expressionismus eines Lovis Corinth, aber auch der DDR-Kunst des sozialistischen Realismus eines Bernhard Heisig oder Werner Tübke.“ In seiner Ausstellung „Hinter den Spiegeln“, einer Metapher, die auf das Rätselhafte und Zweideutige, aber insbesondere auch auf die Dinge hinter dem, was wir sehen, also auf unser Unterbewusstsein anspielen, hat er Werke zusammengestellt, „die uns mit szenischen Bildern eines Kriminalfilms oder eines Tatortes konfrontieren“. Unterstrichen wird dies, indem Gratz mit Schauspielern, etwa aus dem Krimi-Genre, zusammenarbeitet, und sie wie Heino Ferch in seinen Werken „Stadt sucht einen Mörder“ oder „Götz von Berlichingen“ verewigt. Vor drei Jahren hatte Ferch Gratz kennengelernt, als er diesem zusagte, für sein Werk „Reformations-Zyklus“ Model zu stehen. Seither verbindet die beiden eine Freundschaft, und Ferchs Porträt taucht auch in zahlreichen weiteren Gratz-Werken auf.

Krimifestivalleiterin Cathrin Ehrlich. © Foto: Diether v. Goddenthow
Krimifestivalleiterin Cathrin Ehrlich. © Foto: Diether v. Goddenthow

Cathrin Ehrlich lobte, gleichsam begeistert, das Gratz Werk, das so gut zum Deutschen Fernsehkrimifestival passe. Die Festivalleiterin dankte vor allem der Sparkassenversicherung, ohne die diese gewaltige Ausstellung gar nicht möglich gewesen wäre, und den Machern und ihrem Team hinter den Kulissen, insbesondere Nicole Hauptmann (Programm, Ausstellung, Preisverleihung, Sponsoring), Ethel Dadam (Gästebetreuung, Reiseorganisation), Tom Winter ( Programm, Wettbewerb, Drehbuchnachwuchswettbewerb, Serien und Social Media), Aimée Torre Brons (Presse), Bianca Wolf (Festivalassistenz) und den Festival-Fotografen Martin Ohnesorge, Tom Augustiniak & Marisa Luna Santos sowie den vielen anderen.

(v.li.): Tom Winter, Nicole Hauptmann  und Dr. Verena Titze-Winter. © Foto: Diether v. Goddenthow
(v.li.): Tom Winter, Nicole Hauptmann und Dr. Verena Titze-Winter vom Krimi-Festivalteam. © Foto: Diether v. Goddenthow

 

 

Die Ausstellung „Hinter den Spiegeln“ ist noch bis zum 30. April 2019 in der AtriumGalerie (Montag bis Freitag 9:00 bis 18:00, Bahnhofstrasse 69) und bis 17. März (17:00 bis 22:00 Uhr) Caligari Filmbühne kostenfrei zu den jeweiligen Öffnungszeiten besichtigen.

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Weitere aktuelle Infos zum 15. Deutschen Fernsehkrimifestival 

Ab Montag startet der Studienbetrieb – Hochschule Fresenius eröffnet pünktlich zum Sommersemester ihren Campus in Wiesbaden

Die neue Hochschule liegt ganz zentral zwischen Oranien- und Moritzstrasse mit Geschäften, Kleingastronomie und interkulturellem Flair unweit der Fußgängerzone. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die neue Hochschule liegt ganz zentral zwischen Oranien- und Moritzstrasse mit Geschäften, Kleingastronomie und interkulturellem Flair unweit der Fußgängerzone. © Foto: Diether v. Goddenthow

Mit einem Festakt und  Tag der offenen Tür wurde heute nach  rund 28 Monaten Bauzeit die Hochschule Fresenius  an ihrem neuen Standort in Wiesbaden pünktlich zum Sommersemester 2019 offiziell eröffnet.  Wie es in einer Pressemitteilung heißt, ist dies der achte Hochschul-Standort in Deutschland. Ein weiterer besteht  in New York. Ab Montag, dem 11. März werden dann mehr als 900 Studierende (zum Wintersemester über 1000)   den Campus und das noch im Rohbau befindliche Areal um das Alte Gericht in Hessens Landeshauptstadt besiedeln.

Der Campus wird einmal Hochschule und das Alte Gericht miteinander verbinden.© Foto: Diether v. Goddenthow
Der Campus wird einmal Hochschule und das Alte Gericht miteinander verbinden.© Foto: Diether v. Goddenthow

Wiesbaden. Mit der Eröffnung ihres neuen Standortes vollendet die Hochschule Fresenius ihre Rückkehr in die hessische Landeshauptstadt: 1848 gründete Carl Remigius Fresenius in Wiesbaden sein Chemisches Laboratorium und legte damit den Grundstein für die heutige Hochschule. Weil es an Platz für weiteres Wachstum fehlte, verließ die Hochschule 1995 Wiesbaden und verlegte ihren Sitz nach Idstein. Knapp 24 Jahre später kommt sie mit den Fachbereichen Wirtschaft & Medien, Design sowie Gesundheit & Soziales wieder. „Jetzt verfügen wir in Wiesbaden über den nötigen Raum und das entsprechende Ambiente, in dem sich Wissen und kreative Ideen optimal entfalten können“, sagt Hochschulpräsident Prof. Dr. Tobias Engelsleben. „Unsere Studierenden sollen hier die besten Voraussetzungen vorfinden, um sich ganz auf ihre Karriereplanung konzentrieren zu können.“

EINEN OFFENEN CAMPUS PFLEGEN

Herzlich willkommen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Herzlich willkommen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Dafür sollen auch spezielle Raumkonzepte sorgen, die vor allem in der neuen Mensa umgesetzt werden. Hier entsteht ein Ort für gesunde Ernährung und Begegnungen vielfältiger Art. Man kann zu ungestörten kleineren Gesprächsrunden zusammenfinden, in Workshops an Lösungen arbeiten oder ganze Lehrveranstaltungen hierher verlegen. Gemeinsame Betreiber der Mensa sind der Heimathafen und die Hofköche. Insgesamt stehen der Hochschule Fresenius im Areal rund um das Alte Gericht 6.200 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Die Studierenden lernen und arbeiten in 30 modern ausgestatteten Hörsälen. Die rund 75 Mitarbeiter aus Lehre und Verwaltung verteilen sich auf 40 Büros. In der Mensa stehen auf 430 Quadratmetern rund 120 Sitzplätze zur Verfügung.

Aula, Mensa, Veranstaltungsraum - am Tag der offenen Tür.© Foto: Diether v. Goddenthow
Aula, Mensa, Veranstaltungsraum – am Tag der offenen Tür.© Foto: Diether v. Goddenthow

„Es ist unser großes Ziel, einen offenen Campus zu pflegen und in der Stadt eine aktive Rolle zu spielen“, führt Standortleiterin Ann-Kristin Lauber aus. Ein wichtiger Baustein dafür ist der 205 Quadratmeter große Bürgersaal im Erdgeschoss des Gebäudes. „Hier möchten wir regelmäßig Events veranstalten, bei denen Menschen aus der Hochschule und aus der Stadt zusammenkommen, Netzwerke knüpfen und sich über gemeinsame Zukunftsprojekte austauschen.“ Die erste Veranstaltung ist gleich im Anschluss an die Neueröffnung die „Media Experience Night“ am 13. März, in Planung für den Sommer ist außerdem das zum zweiten Mal in Wiesbaden stattfindende „Digital Camp“.

ZUM ERSTEN MAL IN HESSEN: FACHBEREICH DESIGN

Info-Stand für Fachbereich: Wirtschaftsinformatik und Forensik. © Foto: Diether v. Goddenthow
Info-Stand für Fachbereich: Wirtschaftsinformatik und Forensik. © Foto: Diether v. Goddenthow

31 Studiengänge bietet die Hochschule Fresenius in der Landeshauptstadt zunächst an. „Besonders nachgefragt sind zurzeit Studiengänge im Bereich Psychologie und Wirtschaftspsychologie sowie im Medien- und Kommunikationsmanagement“, so Lauber. „Großes Interesse besteht aber auch an den berufsbegleitenden Bachelorprogrammen und Masterangeboten. Nicht zuletzt interessieren sich viele für unsere neuen Studiengänge Wirtschaftsinformatik und Modedesign.“

Zum ersten Mal ist in Hessen mit dem Programm der AMD Akademie Mode & Design auch der Fachbereich Design der Hochschule Fresenius vertreten – zunächst mit vier Bachelorstudiengängen und zwei Masterprogrammen.

Der Fachbereich Medien & Design der Hochschule Fresenius ist mit modernster Technik ausgestattet, unter anderem mit VR-Brillen ( Oculus Rift mit Touch Bundle). © Foto: Diether v. Goddenthow
Der Fachbereich Medien & Design der Hochschule Fresenius ist mit modernster Technik ausgestattet, unter anderem mit VR-Brillen ( Oculus Rift mit Touch Bundle). © Foto: Diether v. Goddenthow

Das Angebot soll über die nächsten Jahre sukzessive ausgebaut werden. „Wir freuen uns auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Fachbereiche sowie auf den Austausch mit der Kreativszene im Rhein-Main Gebiet“, sagt Kai Metzner, Geschäftsführer der AMD Akademie Mode & Design.

Impression des Fachbereichs Mode & Design. © Foto: Diether v. Goddenthow
Impression des Fachbereichs Mode & Design. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die neue Mainzer „Stadtschreiber-Hofnärrin“ ins Amt eingeführt – Wider digitaler Herrscherlein und moralischen Maulkörben von rechts bis links

Eva Menasse ist am Donnerstag, 7. März 2019, als neue Mainzer Stadtschreiberin feierlich in ihr Amt eingeführt worden. V.l. Oberbürgermeister Michael Ebling, Schriftstellerin Eva Menasse und Kulturdezernentin und Jurorin Marianne Grosse, die  die Festgäste der Feierstunde begrüßte.© Foto: Diether v. Goddenthow
Eva Menasse ist am Donnerstag, 7. März 2019, als neue Mainzer Stadtschreiberin feierlich in ihr Amt eingeführt worden. V.l. Oberbürgermeister Michael Ebling, Schriftstellerin Eva Menasse und Kulturdezernentin und Jurorin Marianne Grosse, die die Festgäste der Feierstunde begrüßte.© Foto: Diether v. Goddenthow

Am Tag nach Aschermittwoch, 7. März 2019, wurde Eva Menasse als neue Mainzer Stadtschreiberin feierlich in ihr Amt eingeführt. Die österreichische Schriftstellerin, 1970 in Wien geboren und wohnhaft in Berlin, ist die 35. Trägerin des von ZDF, 3sat und der Stadt Mainz vergebenen Literaturpreises.

Eva Menasse, die große Menschenerzählerin, die mit feiner Empathie und scharfsinnigem Humor über fragile Beziehungen schreibe, sei ein Glücksfall für das Amt der Mainzer Stadtschreiberin 2019, urteilte die Jury (siehe unten). Denn sie mische sich zugleich öffentlich ein, streite wirkungsvoll für Grundrechte im digitalen Zeitalter und wende sich engagiert gegen Diskriminierung und rechte Hetze. Mit ihrem ersten Roman, dem österreichisch-jüdischen Familienepos „Vienna“ (2005), gelang Eva Menasse ein fulminantes Debüt. Der jüngste Erzählband „Tiere für Fortgeschrittene“ (2017) handelt von Lebenslügen und Lebensillusionen des aufgeklärten Bürgertums.

Einführung I von Oberbürgermeister Michael Ebling

Oberbürgermeister Michael Ebling. © Foto: Diether v. Goddenthow
Oberbürgermeister Michael Ebling. © Foto: Diether v. Goddenthow

Michael Ebling, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz, noch den abklingenden „Rosenmontagszug-Rhythmus“ im Blut, war sich sicher, dass Eva Menasse, wenngleich sie das närrische Treiben knapp verpasst habe, rasch feststellen werde, das Mainz „eine Stadt der guten Laune“ sei, eine Stadt, in welche die Meisterin des Aufspürens von Lebenslügen und Luftschlössern, gut hineinpasse, der „wir mit Sicherheit nichts vormachen können“. Die Mainzer könnten gespannt sein, wie Sie, die einmal ‚Verhaltensforscherin der Spezies Mensch‘ genannt wurde, ihr Amt als neue Mainzer Stadtschreiberin ausfüllen werde, so der Oberbürgermeister.

Humor und Hintersinn, Wiener Schmäh und jüdische Chuzpe und nicht zuletzt dieser wunderbar lässige, immer leicht ironische Erzählton quasi als „Milchschaumhäubchen“ oben drauf – das seien die Zutaten für Eva Menasses Schreiben: eine „Wiener Melange“, die es verstünde, das Süße zu betonen, ohne das Bittere zu verschweigen, so Ebling. „Uns Lesern und Leserinnen beschert das viele köstliche Momente bester Leseunterhaltung. Es beschert uns aber auch den ungeschönten, ja bisweilen harten Blick auf die Selbsttäuschungen der Protagonisten und in die Abgründe des menschlichen Seins“, lobte er Menasses Werk.

„Das Leben bei Eva Menasse ist – ich zitiere hier aus Ihrem 2013 erschienenen Roman ‚Quasikristalle‘ – gleichzeitig festgefahren und fragil, ein Fahrzeug, das in einer steilen Kurve hängen geblieben ist. Nun frage ich Sie, verehrtes Publikum: Wem von uns ist es nicht selbst schon so ergangen? Wer kennt dieses Gefühl des ‚Festgefahrenseins‘ im eigenen Leben nicht? Da ist es ein Trost, dass Eva Menasses sezierender Blick die Helden ihrer Geschichten zwar schonungs-, aber doch nie empathielos trifft. Ihr Schreiben ist immer ein ehrliches, ein lebenskluges Schreiben.“, unterstrich der Oberbürgermeister.

Mit Eva Menasse konnten die Landeshauptstadt Mainz, das ZDF und 3sat – eine Stadtschreiberin gewinnen, die, so Ebbling, „zu den herausragenden Schriftstellerinnen in Deutschland und Österreich gehört und bereits mit hochrangigen Preisen ausgezeichnet wurde: darunter 2017 mit dem Österreichischen Buchpreis für ‚Tiere für Fortgeschrittene‘ und gerade erst mit dem Ludwig-Börne-Preis für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Reportage, des Essays und der Kritik. Wir konnten eine Stadtschreiberin gewinnen, die ‚mit Witz und Intelligenz zeitgenössische Charaktere von großer Lebendigkeit erschafft. Ihre Figuren haben alle einen schwachen Punkt, an dem unsere Empathie andocken kann. Nie verfällt sie in die Versuchung, ihnen endgültige Zeugnisse auszustellen. Es ist eine Freude, am Leben zu sein, aber alle Gewissheiten sind im besten Fall anrührende Selbsttäuschungen.‘“, freute sich der Oberbürgermeister.

Einführung  II von ZDF-Programmdirektor Dr. Norbert Himmler,

ZDF-Programmdirektor Dr. Norbert Himmler. © Foto: Diether v. Goddenthow
ZDF-Programmdirektor Dr. Norbert Himmler. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der ZDF-Programmdirektor Dr. Norbert Himmler hob zur Verleihung des Mainzer Stadtschreiber-Literaturpreises 2019 an Eva Menasse hervor, dass diese, statt den Niedergang des Lesens zu beklagen oder die Bedeutung der Literatur zu beschwören, eine leidenschaftliche Rede gegen „digitale Gespenster“, gegen die negativen Phänomene des Digitalen Zeitalters hielt. Eva Menasse führe, wie in Berlin 2018 auf Literaturfestival geschehen, so Himmler, dem Zuhörer „ungeschönt die destruktiven Aspekte der digitalen Revolution, die Auswüchse der sozialen Netzwerke vor Augen: die Radikalisierung extremer Meinungen, die Festigung eindimensionalen Denkens, schlicht den Verlust der Freiheit: Die Mitte, das Abgewogene sei wie Eva Menasse sagte, für den Diskurs verloren“.

In den defragmentierten und zugleich maximal radikalisierten Zeiten, in denen wir lebten, benötige die Gesellschaft Autorinnen und Autoren, „die sich öffentlich einmischen: für Bürgerrechte, für Selbstbestimmung auch und gerade im Digitalen. So wie Eva Menasse und ihre Kolleginnen und Kollegen. Die sich beispielsweise für eine Charta der Digitalen Grundrechte in der Europäischen Union engagierten. Die sagen, ich zitiere: „Ein Mensch unter Beobachtung ist niemals frei; und eine Gesellschaft unter ständiger Beobachtung ist keine Demokratie mehr‘“, so der ZDF-Programmdirektor, der mit großer Sorge auf die totalitär-digitalen Entwicklungen in China schaut, „wie ein Staat es schafft, Autoritär und auch mit einer zentralen Parteiführung als Stütze ausgestattet, Daten von Bürgern zu sammeln, um sie dann auch gegen die eigenen Bürger zu nutzen. Vermeintliches Wohlverhalten wird belohnt, vermeintliches Fehlverhalten wird auch bestraft in Reisefreiheit, Freizügigkeit.“ Er habe gerade die Zahl gelesen, dass 15 Millionen Reiseaktivitäten, Flugreisen wie Bahnreisen von der Chinesischen Zentralregierung untersagt wurden, weil Fehlverhalten von Menschen, was zentral festgehalten wurde, damit auch sanktioniert wurde. „Da braucht man keine Mauern mehr, wenn man Digitalisierung entsprechend so versteht“, warnt Himmler.
Es gäbe sie auch heute noch „die großen moralischen Stimmen, die Mahnenden. So wie Eva Menasse, wie Juli Zeh oder unsere ehemaligen Stadtschreiber Ilija Trojanow und Josef Haslinger, die jetzt in unserer Stadtschreiberjury sitzen. Denn – hier zitiere ich abermals Eva Menasse – ‚Was man für richtig hält, was man in Ruhe begründen kann, muss man sagen, egal, wer applaudiert, wer protestiert, egal, ob es einen Shitstorm gibt‘“, so Himmler, der mit den klassischen sieben Todsünden „Trägheit, Gefräßigkeit, Wollust, Zorn, Hochmut, Neid und Habgier“, auch trefflich die niedrigsten Eigenschaften im Internet beschrieben sähe.

Die sieben Todsünden haben „seit jeher Autorinnen und Autoren zu großer Literatur inspiriert, auch Eva Menasse hat sie in ihrem Band ‚Lässliche Todsünden‘ zum Thema gemacht.“ Es sei ein Titel. der paradox klinge, in dem Menschen zumeist Paare, vielfach Familien mit unguten Konstellationen, Fremdgänger, Verliebte und Betrogene, kleine oder größere Sünder seien, ohne dass Eva Menasse dies moralisch werte, so Himmler. Eine Zeit-Rezension von Michael Neumann anführend, liege vielleicht ein literarisches Erfolgsgeheimnis im „Glück der Lektüre über das Unglück anderer Leute.“ Zum Glück des Lesens gehöre, „dass Eva Menasse jedoch nie billige Schadenfreude aufkommen lässt. Sie erhebt sich nicht über ihre angeschlagenen Heldinnen und Helden. Daher kommen uns die Figuren wie Rument, Cajou, Fiona, Martine und der träge Fritz erstaunlich nahe, ganz getreu ihrer ersten Maxime: ‚Liebe jede einzelne deiner Figuren‘“. Mit Eleganz, Humor und Ironie nehme sie die Welt des Wiener Kulturmilieus bis in die kleinste Gefühlsregung auseinander und setze sie kunstvoll wieder zusammen, so der ZDF-Programmchef, der berichtete, dass Eva Menasse einmal auf die Frage, „wie sie schreibe“ geantwortet habe: „Mein größtes Problem ist, dass ich nicht aufhören kann. […] Wenn es gut läuft, ist es fast schlimmer, wie in dem Märchen mit dem süßen Brei. Man kann schon nicht mehr, will der quellenden Masse aber Herr werden, den Reichtum an sich raffen, bis zuletzt.“

Laudatio von FAZ Mitherausgeber Jürgen Kaube

FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube. © Foto: Diether v. Goddenthow
FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube. © Foto: Diether v. Goddenthow

Jürgen Kaube hatte bereits Eva Menasse hochgelobt, bevor sie vielfach, inklusive dem Börne-Preis Ende Mai, mit 10 großen Literatur-Preisen geehrt und bundesweit hierdurch bekannt und erfolgreich wurde. Kaube analysierte Eva Menasses erzählerisches Werk mit einem Hang „für krisenhafte Situationen, menschliche Schwächen, für das Vermischte“, praktische für alles:: parallelisierte Tiere, Gerichtsprozesse, Krankheiten, Urlaube, Kinder, Verbrechen, Piefkes und Österreicher, und beide im Unterschied zu Wienern.“ Eva Menasse Worte seien nicht nur „sprachlich ergonomische ‘Stich‘-‘Proben‘“. Die Autorin schwimme auch, so sein Eindruck, „gegen den Storm der Zeit. Sie will der Vergangenheit nah bleiben.“. Ihre Figuren feierten Feste in blauen Salons, historischen Gebäuden und ähnlichem. Aber, wie sie bereits in ihrem deutschen Debüt-Erfolg der Großfamilien-Chronik „Vienna“ dem Versuch der touristischen Verklärung des Zeitlichen und Räumlichen widerstanden habe, schmelze sie gerade nicht die Vergangenheit um, auch nicht, in dem sie Figuren aus der Vergangenheit (er-)schaffe. Vielmehr führe sie häufig Menschen an ihren Figuren vor, die „die Realität verwechseln, Klugheit mit Bildung, Bequemlichkeit mit Güte, Normalität mit Moral.“, so Kaube. „Oft haben sie gar kein Verhältnis zu der Tatsache, dass die Zeit vergeht, und der Tod kommt.“ Und lebten so dahin, hätten kein Verhältnis zu unwiederbringlichen Verlusten, oder, vorsichtiger ausgedrückt, seien ohne „Unterstützung dabei, ein solches Verhältnis zu entwickeln“.

v.l.n.r.: Jury-Vorsitzender Werner von Bergen, ZDF-Hauptredaktion.  Geschichte und Wissenschaft, ZDF-Programmdirektor Dr. Norbert Himmler, Preisträgerin und Schriftstellerin Eva Menasse; Oberbürgermeister Michael Ebling, Gutenberg Wolfgang Neumann. © Foto: Diether v. Goddenthow
v.l.n.r.: Jury-Vorsitzender Werner von Bergen, ZDF-Hauptredaktion. Geschichte und Wissenschaft, ZDF-Programmdirektor Dr. Norbert Himmler, Preisträgerin und Schriftstellerin Eva Menasse; Oberbürgermeister Michael Ebling, Gutenberg Wolfgang Neumann. © Foto: Diether v. Goddenthow

Danksagung der  Mainzer Stadtschreiberin 2019 Eva Menasse

In ihrer „eulenspiegelhaften“ Dankesrede, in der Eva Menasse in einem anfänglichen Exkurs auf den Wert und die Bedeutung eines „heutigen Stadtschreibers“ einging, drängte sich ihr synonym „ein anderes Wort“ auf, „nämlich: Hofnarr“. Daniel Kehlmann habe in seinem Roman Tyll gezeigt, was einen guten Hofnarren ausmache, dass er „ nämlich kein Spaßmacher oder Unterhalter ist, sondern ein Wahrsager im Wortsinn, Quälgeist und Provokateur, einer der seinem König alle Illusionsblasen so vor der Nase zersticht, dass ihm die Fetzen ins Gesicht fliegen. Ein Hofnarr ist für seinen Herrscher die fleischgewordene Herausforderung.“ Zwar sei nicht jeder Künstler ein geborener Störer oder Dissident, „aber durch unsere unabhängige und fragile Stellung in der Gesellschaft“ sei die sprichwörtliche Narrenfreiheit auch ein starker Auftrag und Antrieb. Diese Freiheit sei nicht jeden Tag gleich: „Sie kann so schnell verschwinden, wenn sich der jeweilige Fürst quer über die Kehle streicht“, was kein neues, sondern ein alltäglich begleitendes Phänomen geworden sei, nämlich in Form von vielen „kleinen Herrscherlein“, die „heute stattdessen mit der Mouse klicken“.
Zurzeit sei es wieder besonders spürbar: „Die Künstler sollen sich gefälligst benehmen. Für sie gelten dieselben Regeln wie für alle anderen auch. Das ist so ein Satz, der immer gut klingt, obwohl er aus der Kleinkindererziehung stammt. Da die Kunst ihrer Natur gemäß auf öffentlichem Terrain spielt, lässt sich die Gereiztheit einer Gesellschaft sehr gut an ihrer Neigung zum Kulturkampf ablesen.

Preisträgerin und Schriftstellerin Eva Menasse. © Foto: Diether v. Goddenthow
Preisträgerin und Schriftstellerin Eva Menasse. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der Unterschied heute zu früher sei, dass „die Attacken heute von ganz rechts bis ganz links kommen, wobei es mir inzwischen widerstrebt, die Produzenten von Maulkörben überhaupt noch nach Lagern oder Richtungen zu unterscheiden.“ Aktivisten störten brachial Theateraufführungen und Podiumsdiskussionen, auf der Buchmesse werde sich geprügelt, wobei es für die schützenswerte Sache, nämlich die Kunst und Meinungsfreiheit aber keinen Unterschied mache, ob Rechte das Gorki Theater stürmten oder ob besorgte Bürger, die Angst vor einem Rechtsruck haben, Lesungen von Thilo Sarrazin oder Martin Walser zu verhindern suchten. „Alles schon mal vorgekommen“, so Eva Menasse.
Auch jenseits von Handgreiflichkeiten greife ein neuer Rigorismus um sich, „der verbal aggressiv und von hochwirksamen Diskreditierungen ist“. Sehr Vieles werde plötzlich als untragbar empfunden, wobei man über manches lachen könne, handele es sich um Einzelfälle. „Aber die Einzelfälle, die absurden Einzelfälle verdichten sich zum Zeitgeist.“, mahnt die neue Mainzer Stadtschreiberin vor einer bis zum maximal Absurden getriebenen Political correctness, in dessen Geist beispielsweise Tugendwächterinnen im US-Schlager „Baby, it´s cold outside“ den „Beginn einer Vergewaltigung“ witterten.
Kunst müsse frei sein und bleiben. Denn Künstler zu sein bedeute, ohne garantierten Auftraggeber oder Abnehmer und ohne viele Kompromisse „ein Leben lang nur die eigene Sturheit und Unvollkommenheit als Gegenüber zu haben“, an der man sich eben abarbeite. Für diese Freiheit verzichteten Künstler auf Vieles: „Auf Planbarkeit, Sicherheit, auf stabile Einkünfte. Wir verzichten gern darauf. Theoretisch verzichten wir überhaupt auf alles, auf Rang, Ehre und Machtinsignien, also auf alles, womit man in der Gesellschaft aufsteigen kann.“ Künstler verzichteten auf alles, „um im Gegenzug alles zu dürfen mit unserer Kunst. Denn nur diese entsetzliche, schwindelerregende und beglückende Freiheit macht möglich, dass ab und zu Sätze geschrieben, ab und zu Kunstwerke geschaffen werden, die bleiben.“, so Eva Menasse.

Und in diesem Sinne, möchte Eva Menasse den Mainzern „als ihre neue Stadtschreiber-Hofnärrin die Wahrheit sagen: Denn diese Wahrheit scheint mir gerade nötig. Sie verdienen gewiss unsere Dankbarkeit, aber weil es für Sie leichter ist, zu verdienen, dient das, was Sie uns geben, uns nur dazu, nicht käuflich zu werden. In diesem Sinne dürfen Sie von uns keine Dankbarkeit erwarten Wir werden Ihre Wünsche nicht erfüllen. Wir werden nicht tun, was Sie für richtig und für passend und für künstlerisch wertvoll halten. Wir werden Sie im Gegenteil oft ärgern, verstören, befremden. Wir machen das nicht absichtlich, das geschieht, wie von selbst. Mit Ihrem großzügigen Preis werde ich ein verrücktes, möglicherweise größenwahnsinniges Projekt weiterverfolgen, das ich mir vor einiger Zeit in den Kopf gesetzt habe, nichts anderes. Ich hätte das auch ohne ihren Preis getan, aber nun wird es leichter sein.“, dankte die neue Stadtschreiberin ein wenig schelmisch in der Hoffnung, dass dabei Geschichten entstehen, die „Ihnen irgendwann später einmal Freude machen, Sie unterhalten, Sie vielleicht sogar auf neue Gedanken bringen. „.

Diether v. Goddenthow/ Rhein-Main.Eurokunst

Eva Menasse, die am Freitagabend im Rathaus Mainz bei einer Lesung ihr Werk vorstellte, signierte bereits nach ihrer Amtseinführung. © Foto: Diether v. Goddenthow
Eva Menasse, die am Freitagabend im Rathaus Mainz bei einer Lesung ihr Werk vorstellte, signierte bereits nach ihrer Amtseinführung. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Mainzer Stadtschreiberin 2019: Eva Menasse
Biografie und Bibliografie

Eva Menasse wurde 1970 in Wien geboren. Nach dem Schulabschluss 1988 studierte Menasse Germanistik und Geschichte an der Universität Wien. Noch während ihres Studiums begann sie ihre journalistische Karriere, die sie vom Wiener Wochenmagazin Profil bis zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung führte. Mit ihrem ersten Roman, dem österreichisch-jüdischen Familienepos „Vienna“ (2005) gelang Eva Menasse ein fulminantes Debüt. Mit ihrem zweiten Roman „Lässliche Todsünden“ (2009), der sich aus locker miteinander verbundenen Erzählungen über das lasterhafte Leben der Wiener Intellektuellenszene zusammensetzt, konnte sie ihren Erfolg bei Publikum und Kritik fortsetzen. Preisgekrönt ist ihr Roman „Quasikristalle“ (2013), in dem Menasse das Lebensmosaik einer Frau aus verschiedensten Perspektiven schildert. Der jüngste Erzählband „Tiere für Fortgeschrittene“ (2017) handelt von Lebenslügen und Lebensillusionen des aufgeklärten Bürgertums.
Eva Menasse engagiert sich vielfach öffentlich, u.a. für die SPD oder gemeinsam mit Autorinnen und Autoren wie Juli Zeh und Ilija Trojanow für einen europäischen Datenschutz gegen die digitale Massenüberwachung unserer Gesellschaft.
Menasse, die seit 2003 in Berlin lebt, wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, unter anderem mit dem Corine-Preis (2005), dem Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln (2013), dem Stipendium der Villa Massimo in Rom (2015), dem Friedrich-Hölderlin-Preis (2017), dem Österreichischen Buchpreis (2017) und dem Ludwig Börne-Preis (2019).
Bibliografie-Auswahl

  • Vienna. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2005
  • Lässliche Todsünden. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009
  • Quasikristalle. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2013
  • Lieber aufgeklärt als abgeklärt. Essays. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2015
  • Tiere für Fortgeschrittene. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2017

Die Jury

Der Jury des Mainzer Stadtschreiber-Literaturpreises 2019 gehörten an:
Die Schriftstellerinnen und Schriftsteller:
Prof. Dr. Josef Haslinger
Katja Lange-Müller
Dr. Tilman Spengler
Ilija Trojanow
und als amtierende Stadtschreiberin Anna Katharina Hahn

Für die Landeshauptstadt Mainz:
Kulturdezernentin Marianne Grosse

Für das ZDF:
Programmdirektor Dr. Norbert Himmler
Leiterin der Hauptredaktion Kultur, Anne Reidt
Jury-Vorsitzender Werner von Bergen, Hauptredaktion Geschichte und Wissenschaft
Koordinatorin 3sat, Natalie Müller-Elmau
Literaturredakteur 3sat, Dr. Michael Schmitt

Die Mainzer Stadtschreiber und ihre TV-Dokumentationen

1985 Gabriele Wohmann (verstorben am 22. Juni 2015)
„Unterwegs“
(Sendung: 17. November 1985)
1986 H. C. Artmann (verstorben am 4. Dezember 2000)
„Den Horizont überschreiten“
(Sendung: 7. Dezember 1986)
1987 Ludwig Harig (verstorgen am 5. Mai 2018)
„Zu ergründen die eigene Heimkehr“
(Sendung: 6. Dezember 1987)
1988 Sarah Kirsch (verstorben am 5. Mai 2013)
„Briefe an eine Freundin“
(Sendung: 4. Dezember 1988)
1989 Horst Bienek (verstorben am 7. Dezember 1990)
„Die verrinnende Zeit“
(Sendung: 31. Dezember 1989)
1990 Günter Kunert
„Artus – ein König wird gesucht“
(Sendung: 9. Dezember 1990)
1991 Helga Schütz
„Hinterm Vorhang sieht man einen Schatten“
(Sendung: 26. April 1992)
1992 Katja Behrens
„Jerusalem – Berlin. Eine Begegnung“
Mit Asher Reich und Hans Joachim Schädlich
(Sendung: 7. März 1993)
1993 Dieter Kühn (verstorben am 25. Juli 2015)
„Eine Reise nach Surinam“
(Sendung: 19. Dezember 1993)
1994 Libuse Monîková (verstorben am 12. Januar 1998)
„Grönland-Tagebuch: Wer nicht liest, kennt die Welt nicht“
(Sendung: 13. Dezember 1994)
1995 Peter Härtling (verstorben am 10. Juli 2017)
„Schumann in Finnland“
(Sendung: 21. Dezember 1995)
1996 Peter Bichsel
„Wir hätten in Spiez umsteigen sollen“
(Sendung: 12. Dezember 1996)
1997 F.C. Delius
„Wie weit ist es von einem Mann zu einer Frau?
24 Stunden mit Tucholsky in Gripsholm“
(Sendung: 23. November 1997)
1998 Erich Loest (verstorben am 12. September 2013)
„Karl May reist zu den lieben Haddedihn“
(Sendung: 6. September 1998)
1999 Tilman Spengler
„Bitterer Balkan. Der Krieg ist eine Zerrüttung der Seelen“
(Sendung: 5. Dezember 1999)
2000 Hanns-Josef Ortheil
„Schauplätze meiner Fantasien – Rom, Venedig und Prag“
(Sendung: 22. Oktober 2000)
2001 Es wurde keine Dokumentation produziert.
2002 Katja Lange-Müller
„Mein erster Amerikaner. Der Maler Kedron Barrett“
(Sendung: 17. November 2002)
2003 Urs Widmer (verstorben am 2. April 2014)
„Die Forschungsreise“
(Sendung: 14. Dezember 2003)
2004 Raoul Schrott
„Deutschland – Himmel und Hölle“
(Sendung: 3. August 2005)
2005 Sten Nadolny
Es wurde keine Dokumentation produziert
2006 Patrick Roth
„In My Life – 12 Places I Remember.“
(Sendung: 26. November 2006)
2007 Ilija Trojanow
„Vorwärts und nie vergessen! Ballade über bulgarische Helden“
(Sendung: 16. Dezember 2007)
2008 Michael Kleeberg
„Europas Heimkehr. Eine Reise in den Libanon“
(Sendung: 4. Januar 2009)
2009 Monika Maron
„Rückkehr nach Bitterfeld“
(Sendung: 30. Oktober 2009)
2010 Josef Haslinger
„Nachtasyl – Die Heimat der Heimatlosen“
(Sendung: 16. Dezember 2010)
2011 Ingo Schulze
„Rettung aus dem Regenwald? Die Wiederentdeckung der Terra Preta“
(Sendung: 11. November 2011)
2012 Kathrin Röggla
„Die bewegliche Zukunft – Eine Reise ins Risikomanage¬ment“
(Sendung: 18. November 2012)
2013 Peter Stamm
„Fordlandia – Das verlorene Paradies?“
(Sendung: 1. Juni 2014)
2014 Judith Schalansky
Es wurde keine Dokumentation produziert.
2015 Feridun Zaimoglu
„Istanbul von vorne. Eine Recherche“
(Sendung: 25. Oktober 2015)
2016 Clemens Meyer
„Nicht jedes Los gewinnt – Erzählungen vom Rummelplatz“
(Sendung: 9. Dezember 2016)
2017 Abbas Khider
Es wurde keine Dokumentation produziert.
2018 Anna Katharina Hahn
Tauben in Städten
(Sendung: 21. Oktober 2018)

 

Rheinland-Pfalz: Kultursommer 2019 feiert ab 4. Mai die „Heimat/en“ – Start in Ingelheim

Kultursommer Rheinland-Pfalz - Heimat/en  Vom Rothenfels über's Nahetal. © Foto: Diether v. Goddenthow
Kultursommer Rheinland-Pfalz – Heimat/en -Vom Rothenfels über’s Nahetal. © Foto: Diether v. Goddenthow

Kaum ein Begriff hat so viele Facetten und wird so unterschiedlich interpretiert, wie der Begriff „Heimat“. Der 28. Kultursommer Rheinland-Pfalz spiegelt diese Vielfalt in seinem Programm wieder. Er hat sich das Motto „heimat/en“ gegeben. „Wir haben mit dem Begriff bewusst etwas gespielt und ihn in den ungewohnten Plural gesetzt. Heimat ist vielfältig und jeder verbindet etwas anderes damit “, so Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf bei der gestrigen Pressekonferenz in Mainz.

Mehr als 200 Projekte zwischen Mai und Oktober werden auch in diesem Jahr wieder vom Land und vom Kultursommer Rheinland-Pfalz gefördert – viele von ihnen beschäftigen sich intensiv mit dem Motto „heimat/en“. Eine Auswahl wird in der gleichnamigen Publikation des Kultursommers vorgestellt: einem Büchlein mit launigen Texten, phantasievollen Grafiken und Veranstaltungen aller Kultursparten in allen Regionen des Landes.

Pünktlich zur ITB in Berlin ist auch wieder die Broschüre „Gastlandschaften Rheinland-Pfalz“ fertig geworden – eine Koproduktion mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe und der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH. Mit ihren Bildern, Geschichten und Kulturtipps zum „Ansehen“ und „Hingehen“ lädt sie Gäste von nah und fern dazu ein, das Land, seine Lebensart und seine Attraktionen näher kennenzulernen.

Beide Publikationen sind ab sofort auf der WEB-Seite des Kultursommers zu finden oder zu bestellen:  Kultursommer 2019
In Kürze werden Sie auch an vielen Stellen im Land ausliegen.

Man könnte fast glauben, dass Rheinland-Pfälzer den Begriff „Heimat“ erfunden haben müssen: Carl Zuckmayer aus Nackenheim nennt in „Des Teufels General“ seine rheinhessische Heimat die „Völkermühle Europas“, Edgar Reitz ließ seine FilmTrilogie „Heimat“ im Hunsrück spielen, Jacques Berndorf erfand mit seinen „EifelKrimis“ gleich ein neues Genre – heute gibt es Heimatkrimis aus fast allen Regionen Deutschlands. Aber auch die Landschaft selber prägt unsere Kultur: von kargen Regionen, die Wellen an Auswanderungen und die westpfälzischen Wandermusikanten hervorbrachten, über den romantischen Mittelrhein bis zu Naturschätzen wie im Kannenbäckerland im Westerwald. Heilquellen lockten u.a. Jacques Offenbach nach Bad Ems, der im Marmorsaal (der noch original erhalten ist) viele seiner Operetten aufführte und dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird.

All diese Themen und vieles mehr wird im Kultursommer 2019 zu finden, entdecken und erleben sein.

Die aktuellen Publikationen finden Sie unter https://www.kultursommer.de/erleben/downloads
kultursommer-rpl19

Und es gibt weitere Jubiläen:
SAALÜ! ist das Heimatprojekt des Kultursommers Rheinland-Pfalz. Und das bereits seit 25 Jahren. Bei Theater, Comedy, Musik und ganz viel Dorf(geschichte) steht das Dorf, zusammen mit Bühnenprofis, selbst auf der Bühne Ein maßgeschneiderter Heimatabend, fünfzehn Abende von Mai bis Ende Oktober, landesweit.

Seit nunmehr 20 Jahren gibt es „Via Mediaeval – Musik und Räume des Mittelalters“ – eine Konzertreihe, die in dieser Form deutschlandweit einmalig ist: Die Musik des Mittelalters erklingt im September in Gebäuden, meist Kirchen, romanischen Ursprungs in der Pfalz, also sozusagen am „Originalspielort“.

Der schwedische Männerchor Orphei Drängar (die Söhne des Orpheus) – viele bezeichnen ihn als den Besten der Welt – ist im Oktober in Zweibrücken, Ludwigshafen, Mainz und Koblenz zu erleben. Die Konzerte präsentieren große Männerchorwerke, wobei deutsche und schwedische Volkslieder nicht fehlen werden. Damit bilden sie einen Brückenschlag zum Motto des Kultursommers 2020.

„Nachdem wir im Jahr 2017 auf die Reformation und ihre Folgen zurückgeblickt haben und in 2018 der Industriegeschichte und den von ihr verursachten Veränderungen nachspürten, endet mit dem Motto ‚heimat/en‘ in 2019 der Spannungsbogen mit Fragen nach unserer Herkunft, dem Entstehen und der Wandlung unserer Identitäten“, erläuterte Minister Wolf. „2020 starten wir mit ‚Kompass Europa: Nordlichter‘ in vier Jahre, in denen wir unseren Kontinent in allen Himmelsrichtungen noch besser kennenlernen wollen.“

Erst einmal wird Ingelheim am ersten Maiwochenende zur Bühne für Kabarett, Straßentheater, Tanz, Musik, Kunstinstallationen und Film rund um das Motto 2019. Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Minister Wolf werden den Kultursommer am Samstag, 4. Mai, offiziell eröffnen. Aber vor allem sind die drei Tage ein großes Kulturfest für die ganze Familie – bei freiem bzw. nur sehr geringem Eintritt.

Programm Kultursommer 2019

Veranstaltungen im Gutenberg-Museum vom 11.03. bis 17.03.2019

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Veranstaltungen, die vom 11.03. bis 17.03.2019 im Gutenberg-Museum stattfinden.

Montag, 11.03.2019, 9.00-17.00 Uhr
Drucken und Setzen im Druckladen des Gutenberg-Museums für Kleingruppen. Setzen mit Holzlettern, Drucken der Motive im Hochdruck, Anwenden des Frottageverfahrens. Weitere Projekte nach Absprache. Kosten: Werkstattbeitrag (Voranmeldung erforderlich, Tel. 06131-122686 oder gm-druckladen@stadt.mainz.de)

Dienstag, 12.03.2019, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse

Mittwoch, 13.03.2019, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse

Mittwoch, 13.03.2019, 19 Uhr
Gutenberg auf der Geige – Konzert und Vortrag
Violinprofessor Benjamin Bergmann stellt dar, wie sich die vielen Spielbewegungen des Geigers in ein übersichtliches System – ähnlich dem unseres Alphabets – gliedern lassen. Damit dieser Einblick auch zum Ohrenschmaus wird, wird das junge „Glücksklee-Quartett“ aus Mainz zusammen mit dem Gitarristen Russell Poyner musikalische Kostproben servieren. Eintritt frei.

Donnerstag, 14.03.2019, 9.00-17.00 Uhr
Drucken und Setzen im Druckladen des Gutenberg-Museums für Kleingruppen. Setzen mit Holzlettern, Drucken der Motive im Hochdruck, Anwenden des Frottageverfahrens. Weitere Projekte nach Absprache. Kosten: Werkstattbeitrag (Voranmeldung erforderlich, Tel. 06131-122686 oder gm-druckladen@stadt.mainz.de)

Donnerstag, 14.03.2019, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse

Freitag, 15.03.2019, 9.00-17.00 Uhr
Tag der Druckkunst
Der Druckladen bietet zum „Tag der Druckkunst“ künstlerische Druckangebote und fachkundig begleitetes Drucken an historischen Druckpressen in einer offenen Werkstatt für Liebhaberinnen und Liebhaber der schwarzen Kunst an. Für Jugendliche ab 16 Jahren und Erwachsene. Kosten 5/4/3 Euro Werkstattbeitrag.

Freitag, 15.03.2019, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse

Freitag, 15.03.2019, 13.30-17.00 Uhr
Drucken und Setzen im Druckladen des Gutenberg-Museums für Kleingruppen
Setzen mit Holzlettern, Drucken der Motive im Hochdruck, Anwenden des Frottageverfahrens. Weitere Projekte nach Absprache. Kosten: Werkstattbeitrag (Voranmeldung erforderlich, Tel. 06131-122686 oder gm-druckladen@stadt.mainz.de)

Freitag, 15.03.2019, 11.00 Uhr
Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung mit den Gästeführern der Stadt Mainz. Führung 5 Euro/erm. 4 Euro/Kinder 2,50 Euro (zzgl. Eintritt)

Samstag, 16.03.2019, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse

Samstag, 16.03.2019, 10.00-15.00 Uhr
Offene Werkstatt im Druckladen des Gutenberg-Museums
für Einzelpersonen und Kleingruppen mit max. 5 Teilnehmern. Drucken von eigenen oder vorhandenen Motiven, Setzen mit Holzlettern. Sondermaterialien auf Anfrage. Kosten: Werkstattbeitrag

Samstag, 16.03.2019, 11.00 Uhr
Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung mit den Gästeführern der Stadt Mainz. Führung 5 Euro/erm. 4 Euro/Kinder 2,50 Euro (zzgl. Eintritt)

Samstag, 16.03.2019, 13.30-16.30 Uhr
Nachlass von großen und kleinen Sünden
Druckvorführung von Ablassbriefen im 1. Stock des Gutenberg-Museums
Sonntag, 17.03.2019, 12.00, 13.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse (15 Uhr im Rahmen der Kinderführung)

Sonntag, 17.03.2019, 13.00 Uhr
Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung mit den Gästeführern der Stadt Mainz. Führung 5 Euro/erm. 4 Euro/Kinder 2,50 Euro (zzgl. Eintritt)

Sonntag, 17.03.2019, 15.00-17.00 Uhr
Familiennachmittag
Von tanzenden Buchstaben und bunten Blättern – Spannende Kinderführung von A bis Z mit Druckerschwärze und zauberhaften Büchern im Reich der schwarzen Kunst. Für Kinder ab 4 Jahre und ihre Eltern. Beginn 15 Uhr (bei Bedarf auch 16 Uhr) an der Museumskasse | Mobile Druckwerkstatt: Drucken im Foyer des Gutenberg-Museums. Teilnahmebeitrag 4 Euro pro Kind (Führung und Drucken), erm. Eintritt 3,50 Euro für Eltern und begleitende Angehörige

Von Montag bis Freitag zwischen 9.00-17.00 Uhr
Einzelbetreuung und Druckaufträge im Druckladen des Gutenberg-Museums
Erstellen privater Drucksachen unter fachkundiger Hilfe. Entgegennahme von Aufträgen nach persönlicher Absprache (Voranmeldung erforderlich, Tel. 06131-122686 oder gm-druckladen@stadt.mainz.de)