Archäologisches Schaufenster in die Anfänge Frankfurts: Kaiserpfalz franconofurd eröffnet – auch beim Museumsuferfest Publikumsmagnet

Die Kaiserpfalz franconofurd betritt man im Norden über das „Stadthaus“ (Eingänge Domplatz und Hühnermarkt). Im Süden hat man von einem „Balkon“ an der Bendergasse aus einen guten Überblick über die konservierten Mauern. Weiter östlichen sind in einem kleinen Ausstellungsraum an der Bendergasse Funde aus den Altstadtgrabungen präsentiert. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Kaiserpfalz franconofurd betritt man im Norden über das „Stadthaus“ (Eingänge Domplatz und Hühnermarkt). Im Süden hat man von einem „Balkon“ an der Bendergasse aus einen guten Überblick über die konservierten Mauern. Weiter östlichen sind in einem kleinen Ausstellungsraum an der Bendergasse Funde aus den Altstadtgrabungen präsentiert. © Foto: Diether v. Goddenthow

Das am 21. August 2018 eröffnete Archäologisches Schaufenster  „Kaiserpfalz franconofurd“ in Frankfurts wunderbar teilrekonstruierter Altstadt war auch am Museumsuferfest vom 24. bis 26.August ein Publikumsmagnet.  Die Frankfurter Altstadt ist um eine historische Attraktion reicher, was insbesondere noch mehr internationale Touristen nach Frankfurt ziehen wird.

Eröffnet hatten die unter der spektakulären Architektur des Stadthauses mit dem Saalbau befindliche neue Präsentation der Ruinenstädte aus der Karolinger- und Römerzeit Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig, der Leiter des Archäologischen Museums Dr. Wolfgang David und Michael Guntersdorf, Geschäftsführer der DomRömer GmbH. Neu erschlossen und mit Schaukästen- und Tafeln sowie Modellen ergänzt wurde die  „Kaiserpfalz franconofurd“  im ehemaligen „Archäologischen Garten“ auf dem sogenannten Domhügel. Damit öffnet sich für Frankfurter und  Besucher  ein von mehreren Seiten einsehbares und begehbares Schaufenster in die Anfänge Frankfurts – ein Blick auf rund 2000 Jahre Stadtgeschichte.

„Diese Kaiserpfalz franconofurd wird ein neues, farbigeres Bild des frühesten Frankfurt zeichnen – regional und international“, sagt Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig. „Im Herzen der Stadt können die Besucherinnen und Besucher die Anfänge unserer in vielfacher Hinsicht herausragenden Stadt bestaunen und – im wahrsten Sinne des Wortes – begehen.“

Im einem Ausstellungsraum an der Bendergasse werden ausgewählte Funde aus 70 Jahren Ausgrabung aus 1800 Jahren Stadtgeschichte auf dem Domhügel gezeigt: vom römischen Militärstützpunkt um 100 n. Chr. über karolingische Objekte der Kaiserpfalz bis zu neuzeitlichem Hausgeschirr aus Abfallgruben. © Foto: Diether v. Goddenthow
Im einem Ausstellungsraum an der Bendergasse werden ausgewählte Funde aus 70 Jahren Ausgrabung aus 1800 Jahren Stadtgeschichte auf dem Domhügel gezeigt: vom römischen Militärstützpunkt um 100 n. Chr. über karolingische Objekte der Kaiserpfalz bis zu neuzeitlichem Hausgeschirr aus Abfallgruben. © Foto: Diether v. Goddenthow

Dr. Wolfgang David, Direktor des Archäologischen Museums Frankfurt, zeigte sich begeistert über die neue Außenstelle seines Hauses. Er wies in seiner Rede auf den beispielhaften Umgang der Stadt Frankfurt mit den kulturgeschichtlich bedeutenden Relikten auf dem Domhügel hin: „Bereits die Erhaltung und Präsentation der bis in die römische Antike zurückreichenden originalen Mauerzüge als eine Art „Freilichtmuseum“ in den 1970er Jahren, und zwar mitten im Herzen der Großstadt, war eine für die damalige Zeit ungewöhnliche, zukunftsweisende Maßnahme“. Dr. David ist sich sicher, dass die neue Präsentation der Kaiserpfalz unter der spektakulären Architektur des Stadthauses mit dem Saalbau, der über den Gebäuderesten der Karolinger- und Römerzeit „schwebt“, weit über die Stadtgrenzen Frankfurts hinaus für Aufsehen sorgen und neue Maßstäbe, was den Umgang mit archäologischen Denkmälern und deren Valorisation angeht, setzen wird.

Dr. Hartwig, Dr. David und Michael Guntersdorf, Geschäftsführer der DomRömer GmbH als Bauherr dankten in ihren Ansprachen allen am Projekt beteiligten, insbesondere Prof. Egon Wamers, dem ehemaligen Direktor des Archäologischen Museums, der das Projekt von Anfang an bis zur Fertigstellung betreute. Prof. Wamers gab anschließend in seiner Rede eine Einführung in die Konzeption der Neupräsentation und erläuterte die historische Bedeutung des Ortes.

Ab September 2018 bietet das Archäologische Museum ein reiches Führungsprogramm durch geschultes Fachpersonal an. Die Führungen umfassen das Gelände der Ausgrabungen im Erdgeschoss sowie den Ausstellungsraum an der Bendergasse.

Die Kaiserpfalz franconofurd ist ab dem 22. August 2018 täglich von 8.30 bis 19.30 Uhr für Besucher frei zugänglich. Der Eintritt ist frei.

ARCHÄOLOGISCHES DENKMAL

Impression der neuen Präsentation "Kaiserpfalz franconofurd": Unter dem neu errichteten „Stadthaus am Markt“ öffnet sich nun für die Einwohner und Besucher der Stadt ein Schaufenster in die Anfänge Frankfurts – ein Blick auf rund 2000 Jahre Stadtgeschichte. © Foto: Diether v. Goddenthow
Impression der neuen Präsentation „Kaiserpfalz franconofurd“: Unter dem neu errichteten „Stadthaus am Markt“ öffnet sich nun für die Einwohner und Besucher der Stadt ein Schaufenster in die Anfänge Frankfurts – ein Blick auf rund 2000 Jahre Stadtgeschichte. © Foto: Diether v. Goddenthow

Wenige Meter westlich der Bartholomäuskirche (Dom) liegen Mauer- und Gebäudereste aus römischer und mittelalterlicher Zeit. Sie wurden in langwierigen Grabungen freigelegt, teilweise rekonstruiert und wiederaufgebaut. 1972/73 konservierte man die Mauerzüge und machte sie im „Archäologischen Garten“ der Öffentlichkeit zugänglich.

Seit 2017 sind diese ältesten Steinbauten in Frankfurts Altstadt vom „Stadthaus am Markt“ überbaut und geschützt. Jetzt steht dieses bedeutende archäologische Denkmal in neuer musealer Gestaltung der Öffentlichkeit zur Verfügung. In die neue museale Präsentation der Anlage flossen die Ergebnisse der jüngsten Ausgrabungen des Denkmalamtes 2012-14 sowie aktuelle wissenschaftliche Auswertungen ein. Nach den baulichen Überresten der frühmittelalterlichen Pfalz trägt der Ort jetzt den Namen Kaiserpfalz franconofurd.

WAS IST ZU SEHEN?

Neben Teilen einer römischen Badeanlage, hochmittelalterlichen Hausfundamenten und Kellerbauten steht im Zentrum des Denkmalensembles die große Königshalle (Aula regia) der karolingischen Kaiserpfalz franconofurd. In dieser Pfalz wurde unter Karl dem Großen (reg. 768-814) und seinen Söhnen und Enkeln europäische Geschichte geschrieben. Frankfurt war seit seinen Anfängen ein international bedeutender Ort. Faszinierend ist die epochenübergreifende Kontinuität der Nutzung des Domhügels als strategisch und verkehrsgeographisch wichtiger Platz seit römischer Zeit. Neu ist die Präsentation des runden Schwitzbades (sudatorium) des römischen Militärstützpunktes auf dem Domhügel (ca. 75–100 n. Chr.). Das antike Heizsystem (hypocaustum) mit seiner Wandbemalung wurde nach dem originalen archäologischen Befund rekonstruiert.

ZUGANG

Die Kaiserpfalz franconofurd betritt man im Norden über das „Stadthaus“ (Eingänge Domplatz und Hühnermarkt). Im Süden hat man von einem „Balkon“ an der Bendergasse aus einen guten Überblick über die konservierten Mauern. Weiter östlichen sind in einem kleinen Ausstellungsraum an der Bendergasse Funde aus den Altstadtgrabungen präsentiert.

INFORMATIONEN VOR ORT

Über die Gebäudereste und ihre archäologisch-historische Bedeutung informieren Übersichtspläne an den Eingängen sowie Leuchtdisplays mit Detailinformationen im Untergeschoss.

Große Leuchtkästen, mit Illustrationen und Malereien der Karolingerzeit illuminiert, geben grundlegende Einblicke in die historische Bedeutung des Platzes:

· am Eingang Domplatz zu Wesen, Aufgaben, Architektur und herrschaftlicher Symbolik karolingischer Pfalzen (Was ist eine Königspfalz? Pfalz und palatium – die heilige Herrschaft, Aula, Capella, Camera – die Bauten der Pfalz, Die Capella sowie Aufgaben und Verwaltung der Pfalzen);

· am Eingang West über die Topografie sowie über die Anfänge Frankfurts an Hand der drei für den Ort wichtigsten karolingischen Herrscher: Karl dem Großen, Ludwig dem Frommen und Ludwig dem Deutschen;

· am Balkon Süd über die Ausgrabungen auf dem Domhügel, die Geschichte der Kaiserpfalz, die Konservierung der ergrabenen Mauern und die Einrichtung der Freianlage.

DIE GROSSEN LEBENSBILDER

Zwei große, digital erstellte Lebensbilder führen die Besucher in zwei wichtige Epochen des frühen Frankfurt: die römische Straßenstation um 150 n. Chr. und die karolingische Pfalzanlage um 860 n. Chr. Die detailreich ausgearbeiteten Illustrationen basieren auf den Grabungsbefunden, vergleichbaren archäologischen Plätzen und zeitgenössischen Bilddenkmälern.

DIE GROSSEN WANDKALLIGRAFIEN

Auf die Nordwand wurden zwei großformatige Kalligrafien aufgemalt. Die erste gibt das Schrift-Logo des Platzes wieder: Kaiserpfalz franconofurd. Die Vorlage für den Namen „francono furd – Furt der Franken“ ist einer 821 in Regensburg in frühkarolingischer Minuskel mit einzelnen Unzialen abgefassten Handschrift entnommen.

Die zweite Monumentalkalligrafie zeigt sechs frühe Schreib-Varianten des Namens Franconofurd aus Urkunden, Briefen, Annalen und Formularen des späten 8. bis frühen 11. Jahrhunderts. Sie machen die unterschiedlichen Orthographien und Schreibstile der Epoche deutlich und symbolisieren die Wiedergewinnung der antiken Schriftkultur.

NEUES PFALZMODELL und NEUER FILM

Im Areal der Königshalle (Aula regia) steht ein neues Bronzemodell der Kaiserpfalz um 860 im Maßstab 1:90, das die jüngsten Grabungen 2012-14 des Denkmalamtes sowie aktuellste Forschungen berücksichtigt. Es zeigt die 822 fertig gestellte Königshalle mit mächtigem Turm im Süden sowie die 855 eingeweihte Salvator-Basilika, diese mit einem zweigeschossigen Gang zur Königshalle und vorgelagertem Atrium. Wie die Pfalzanlage innen und außen aussah, können die Besucher in einem neu geschaffenen 3D-Film sehen, der auf einem Terminal neben dem Modell läuft.

AUSGRABUNGSFUNDE AUS 1800 JAHREN

Im einem Ausstellungsraum an der Bendergasse werden ausgewählte Funde aus 70 Jahren Ausgrabung auf dem Domhügel gezeigt: vom römischen Militärstützpunkt um 100 n. Chr. über karolingische Objekte der Kaiserpfalz bis zu neuzeitlichem Hausgeschirr aus Abfallgruben.

Öffentliche Führungen
Mittwochs, 18 Uhr
Samstags, 15 / 16.30 Uhr
Dauer: 45 Minuten
Keine Anmeldung erforderlich; Eintritt frei

Treffpunkt: Eingang Nord („Markt 1“), vor dem Haus „Goldene Waage“

Buchung von Gruppenführungen für Erwachsene
Dauer: 60 Minuten
Gruppen bis maximal 25 Personen: € 90.-

Führungen für Kita-Gruppen und Schulklassen
Führung pro Person: Kita-Kinder, Schüler, Lehrer und Begleitpersonen € 3,-; Eintritt frei
Treffpunkt für alle gebuchten Führungen ist im Westen des Stadthauses an der Bendergasse.

Anmeldung
Telefon 069 212-39344 (dienstags – freitags 9 – 15 Uhr) oder fuehrungen.archaeologie@stadt-frankfurt.de

Wichtiger Hinweis
Im Denkmal- und Ausstellungsbereich gibt es keine sanitären Anlagen.
Die „Kaiserpfalz franconofurd“ ist barrierefrei; der Ausstellungsraum in der Bendergasse über zwei Stufen zugänglich.

PREMIERE im Schauspiel »Der Floh im Ohr« am 8. September im Großen Haus Wiesbaden

Foto: Heike v. Goddenthow
Foto: Heike v. Goddenthow

»Der Irrsinn hat Methode! Wenn man nichts mehr glauben kann, weiß man hinterher auch nicht mehr, wer man selber ist. Auf eine verrückte, turbulente Weise beweist das Feydeaus Komödie.«
(Uwe Eric Laufenberg)

Uwe Eric Laufenberg eröffnet im Großen Haus die Spielzeit 2018.2019 mit dem Schauspiel „Der Floh im Ohr“. „Für diese Komödie eine Inhaltsangabe zu geben, scheint ein Ding der Unmöglichkeit: Zu turbulent überschlagen sich in Georges Feydeaus Komödie die Ereignisse. Soviel immerhin lässt sich sagen: Madame Chandebise hat den Floh ins Ohr gesetzt bekommen, ihr Mann sei untreu. Um ihn zu überführen, bestellt sie ihn brieflich unter falschem Namen zum Rendezvous in ein einschlägiges Hotel. (mehr).“

Rolf Glittenberg konnte wieder als Bühnenbildner, Jessica Karge als Kostümbildnerin gewonnen werden.

Michael Birnbaum spielt die berühmte Doppelrolle Victor-Emmanuel Chandebise/Poche, als neue Ensemblemitglieder stellen sich Linus Schütz als Camille Chandebise und Felix Strüven als Romain Tournel vor.

Regie Uwe Eric Laufenberg Bühne Rolf Glittenberg Kostüme Jessica Karge Dramaturgie Laura Weber, Susanne Birkefeld

Victor-Emmanuel Chandebise/Poche Michael Birnbaum Camille Chandebise Linus Schütz

Romain Tournel Felix Strüven Doktor Finache Uwe Kraus Carlos Homenidès de Histangua Matze Vogel Augustin Ferraillon Gottfried Herbe Etienne Thomas Jansen Rugby Frank Bettinger Baptistin Benjamin Krämer-Jenster Raymonde Chandebise Mira Benser Lucienne Homenidès de Histangua Llewellyn Reichman Olympe Ferraillon Evelyn M. Faber Antoinette Christina Tzatzaraki

Weitere Vorstellungstermine und mehr Informationen finden Sie unter www.staatstheater-wiesbaden.de.

Tag des offenen Denkmals 2018: „Denkmaltag Rheinland-Pfalz“ feiert Premiere

Die Burg Pfalzgrafenstein, auch die Pfalz bei Kaub genannt, wurde von Ludwig dem Bayern, dem Pfalzgrafen bei Rhein und späteren römisch-deutschen König und Kaiser, im Rhein bei Kaub als eine Zollburg errichtet. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Burg Pfalzgrafenstein, auch die Pfalz bei Kaub genannt, wurde von Ludwig dem Bayern, dem Pfalzgrafen bei Rhein und späteren römisch-deutschen König und Kaiser, im Rhein bei Kaub als eine Zollburg errichtet. © Foto: Diether v. Goddenthow

Passend zum Europäischen Kulturerbejahr steht der Tag des offenen Denkmals in diesem Jahr unter dem Motto „Entdecken, was uns verbindet“. Am Sonntag, 9. September, können sich die Besucherinnen und Besucher auf Spurensuche in Rheinland-Pfalz begeben und einzigartige Orte besichtigen. Mit dem „Denkmaltag Rheinland-Pfalz“ beteiligt sich in diesem Jahr erstmalig die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) mit einem eigenen Programm an der bundesweiten Veranstaltung, die in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum feiert. „Der ‚Tag des offenen Denkmals‘ ist eine Erfolgsgeschichte. Seit 25 Jahren lockt die Veranstaltung tausende Menschen zu historischen Orten in Rheinland-Pfalz. An diesem Tag werden nicht nur unsere geschichtsträchtigen Kulturgüter gebührend in Szene gesetzt, sondern zugleich ein Bewusstsein für unser kulturelles Erbe vermittelt und dafür, was nötig ist, um die große Bandbreite an Kulturgütern zu erhalten. Mit dem erstmaligen Beitrag der GDKE, dem ´Denkmaltag Rheinland-Pfalz‘, setzen wir in diesem Jahr neue Akzente, die die erfolgreiche Tradition des ´Tags des offenen Denkmals‘ absolut bereichern werden“, ist sich Kulturminister Konrad Wolf sicher, der heute zusammen mit Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE, sowie Dr. Markus Fritz-von Preuschen, stellvertretender Landeskonservator, das Programm zum Tag des offenen Denkmals im Landesmuseum Mainz der GDKE vorstellte.

Die Auftaktveranstaltung zum „Denkmaltag Rheinland-Pfalz“ am „Tag des offenen Denkmals“ findet im feierlichen Rahmen am 9. September auf dem Hambacher Schloss statt, das als eine von vier deutschen Stätten das Europäische Kulturerbesiegel trägt. Für die musikalische Begleitung sorgt die Combo der „Phoenix Foundation“ des Landesjugendjazzorchesters Rheinland-Pfalz.

„Der ´Denkmaltag Rheinland-Pfalz‘ am ´Tag des offenen Denkmals‘ ist ein besonderes Angebot für alle Kultur- und Geschichtsliebhaber. An diesem Tag beleuchten Experten der GDKE das einzigartige kulturelle Erbe unserer Region aus verschiedenen Blickwinkeln, geben tiefe Einblicke in die Arbeit und die Projekte der Landesdenkmalpflege und zeigen zugleich die enorme geschichtliche Bedeutung von Rheinland-Pfalz als Grenzland, das Menschen und Kulturen bis heute miteinander verbindet“, so Generaldirektor Thomas Metz. Und der stellvertretende Landeskonservator Dr. Markus Fritz-von Preuschen ergänzt: „Die Referenten der GDKE bieten an diesem Tag gemeinsam mit Eigentümern und ehrenamtlichen Aktiven Führungen durch ausgewählte Kulturdenkmäler an. Dabei stehen historische Bauten im Mittelpunkt, die einen Bezug zum Motto ´Entdecken, was uns verbindet´ haben und zugleich von der Direktion Landesdenkmalpflege fachlich betreut werden“.

Die GDKE tritt am 9. September auch als Denkmaleigentümer auf. So bietet die Direktion Burgen, Schlösser, Altertümer eine Reihe von kostenfreien Veranstaltungen an, unter anderem eine Bunkerführung auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz, einen Vortrag zur preußischen optischen Telegraphenlinie zwischen Berlin und Koblenz sowie weitere Führungen durch die Matthiaskapelle in Kobern-Gondorf und durch die Burgen Nassau und Pfalzgrafenstein.

Der Tag des offenen Denkmals 2018, an dem sich über 350 Objekte beteiligen, bietet den Besuchern die Gelegenheit, bislang verborgene Facetten von Denkmälern zu entdecken, sie als verbindende Elemente zwischen Regionen, Kulturen und Menschen kennenzulernen und gleichzeitig zu erfahren, welche internationalen Einflüsse und Beziehungen die Region bis heute prägen.

Die Kulturdenkmäler, die sich in diesem Jahr an der bundesweiten Veranstaltung beteiligen, greifen das Motto „Entdecken, was uns verbindet“ aus verschiedenen Blickrichtungen auf. So gibt es Bauten, die wortwörtlich verbinden, so wie Brücken, Tunnel oder Eisenbahnstrecken. Zudem gibt es Bauwerke, die aufgrund ihrer geografischen Lage, ihrer Bekanntheit oder aufgrund ihrer immensen Bedeutung Menschen seit Jahrhunderten miteinander verbinden. Das trifft beispielsweise auf kleine Pfarrkirchen ebenso zu wie auf den Mainzer Dom. Aber auch profane Architektur wie die Porta Nigra in Trier kann zum Symbol einer ganzen Stadt werden. Darüber hinaus thematisiert der „Tag des offenen Denkmals“ 2018 auch die Verbindungen, die Menschen untereinander über politische und kulturelle Grenzen hinweg pflegen. Handwerker und Fachkräfte, die auch in früheren Zeiten aus ganz Europa angeworben wurden, brachten neue Techniken und architektonische Herangehensweisen mit. So weisen zahlreiche Bauten im Grenzland Rheinland-Pfalz eine Vielzahl an internationalen Einflüssen auf. Die Oppenheimer Katharinenkirche beispielsweise besitzt Elemente aus der französischen Gotik, das Schloss Malberg in der Eifel ist italienisch geprägt.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gibt eine Liste mit den teilnehmenden Denkmälern heraus, die wichtige Informationen sowie sämtliche Angebote beinhaltet.

Der Tag des offenen Denkmals findet 2018 bundesweit bereits zum 25. Mal statt. 1993 wurde der Aktionstag von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ausgerufen. Rheinland-Pfalz beteiligt sich bereits seit 1992 an den European Heritage Days.

Weitere Informationen: https://tag-des-offenen-denkmals.de/laender/rp/
Führungen am Denkmaltag Rheinland-Pfalz
Experten der GDKE stellen ausgewählte Kulturdenkmäler vor

Blüchermuseum in Kaub. © Foto: Diether v. Goddenthow
Blüchermuseum in Kaub.
© Foto: Diether v. Goddenthow

Mit dem „Denkmaltag Rheinland-Pfalz“ beteiligt sich die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) in diesem Jahr mit einem eigenen Programm am Tag des offenen Denkmals. Die GDKE-Direktion Landesdenkmalpflege bietet am 9. September gemeinsam mit Eigentümern und ehrenamtlichen Helfern fünf kostenfreie Führungen durch ausgewählte Kulturdenkmäler an, die einen Bezug zum diesjährigen Motto „Entdecken, was uns verbindet“ haben. Bei den Expertenführungen vor Ort tauchen die Besucher in die Geschichte bedeutender Denkmäler ein, erfahren mehr über die bewegte Geschichte von Rheinland-Pfalz und erhalten zugleich Einblicke in die Arbeit und in aktuelle Projekte der Landesdenkmalpflege.

So stellt die Landeskonservatorin Dr. Roswitha Kaiser das Stadttheater Koblenz vor, das 1787 erbaut wurde und eines der frühesten Bürgertheater Deutschlands ist. Seine Entstehungsund Entwicklungsgeschichte zeugt von vielfachen kulturellen Einflüssen aus europäischen Nachbarländern. Die Führungen von Dr. Kaiser finden um 11 und 16 Uhr statt. In Mainz führt Dr. Markus Fritz-von Preuschen, stellvertretender Landeskonservator, durch den Erthaler Hof. Der Barockbau wurde im 18. Jahrhundert errichtet, war 1816 Schauplatz der Geburtsstunde Rheinhessens und dient heute als Sitz der GDKE. Bei der Führung, die um 15.30 Uhr und 16.30 Uhr angeboten wird, bietet sich den Besuchern die seltene Möglichkeit, die historischen Räume des einstigen Adelshofs zu besichtigen. In Neustadt an der Weinstraße widmet sich Dr. Georg Peter Karn, Leiter des Bereichs Weiterbildung und Vermittlung, zusammen mit Sabine Groß vom Finanzministerium und Kollegen aus der Direktion Landesarchäologie dem Hambacher Schloss, dem Austragungsort der Auftaktveranstaltung zum Tag des offenen Denkmals 2018. Die im 11. Jahrhundert als Reichsburg gegründete und im 12. Jahrhundert durch die Bischöfe von Speyer ausgebaute Anlage gilt seit dem Hambacher Fest 1832 als „Wiege der deutschen Demokratie“. Das Kulturdenkmal wurde 1688 zerstört, ab 1844 durch den Kronprinz Maximilian von Bayern teilweise wieder aufgebaut und zwischen 1979 und 1982 schließlich vollständig restauriert und zur Veranstaltungs- und Dokumentationsstätte umgebaut. Zwischen 2005 und 2014 folgten zeitgemäße bauliche Ergänzungen. Die Führung findet am 9. September um 13 Uhr statt.

In Kaub im Rhein-Lahn-Landkreis steht beim Denkmaltag Rheinland-Pfalz das BlücherMuseum im Fokus. Dr. Alexandra Fink und Claudia Gerner-Beuerle, die an der Instandsetzung des ehemaligen Gasthauses beteiligt waren, stellen die einzigartige bauzeitliche Innenausstattung vor und berichten von der Restaurierung der handgemalten Leinwand- und Papiertapeten, die bei der Errichtung des Barockbaus 1780 entstanden sind. Berühmt wurde das heutige Museum als Herberge für den Generalfeldmarschall Leberecht von Blücher während des Rheinübergangs der preußischen Truppen 1813/1814. Die Führung findet um 10, 11, 12 und 13.30 Uhr statt. Die Burg Lissingen in Gerolstein in der Eifel zählt zu den aktuellen Projekten der Direktion Landesdenkmalpflege. Die ehemalige Wasserburg, die unter anderem Elemente des Mittelalters, der Renaissance und des Barock aufweist, wird derzeit saniert. Dr. Christian Schuler-Beigang, der das Projekt seitens der Landesdenkmalpflege betreut, wird durch die Unterburg führen. Die Burganlage ist nicht barrierefrei.

Desweiteren stehen, betreut durch die GDKE-Direktion Burgen Schlösser Altertümer, folgende Kulturdenkmäler an diesem Tag im Fokus: die Burgruine Sporkenburg in Eitelborn, die Burg Schwalbach, Burg Pfalzgrafenstein in Kaub, Lotsenhaus Kaub, die Festung Ehrenbreitstein in Koblenz, die Burg Nassau, die Matthias-Kapelle in Kobern-Gondorf und die Porta Nigra in Trier.

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Demarkationslinie mitten durch Wiesbaden. Mit Aktion Santiago Sierra startet die Biennale 2018 in der Landeshauptstadt

Und plötzlich ist da ein Grenzzaun quer über die Reisinger Anlage. Einige Besucher und die Fotografen sind abgetrennt von den Besuchern auf der anderen Seite, unter ihnen Oberbürgermeister Sven Gerich, Theater-Intendant Uwe Eric Laufenberg usw. Eröffnungsaktion von Santiago Sierra der Wiesbadener Biennale 2018. © Foto: Diether v. Goddenthow
Und plötzlich ist da ein Grenzzaun quer über die Reisinger Anlage.  © Foto: Diether v. Goddenthow

Einer der  ersten Höhepunkte der Wiesbadener Biennale 2018 ereignete sich   gleich mit der Eröffnungs-Aktion des spanischen Konzeptkünstlers Santiago Sierra  am 23.August gegen 17.15 Uhr in der Reisinger-Anlage als dieser eine „Demarkationslinie“ quer über die Freizeitwiese errichten ließ.

Startschuss. Der Großtraktor setzt sich in Bewegung. Aus dem Container fallen wie an einer Perlenschnur gereiht vorgefertigte Zaunelemente heraus, die sich automatisch zur Grenze aufbauen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Startschuss. Der Großtraktor setzt sich in Bewegung. Aus dem Container fallen wie an einer Perlenschnur gereiht vorgefertigte Zaunelemente heraus, die sich automatisch zur Grenze aufbauen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Hierzu zog ein Großtraktor einen mit Baubegrenzungs-Zäunen befüllten olivgrünen Übersee-Container vom „Bahnhof“ ausgehend leicht diagonal rund 350 Meter in Richtung RheinMain-CongressCenter über den gepflegten Rasen, während die aneinander geknüpften Zaunelemente wie an einer Perlenschnur herauskamen und sich automatisch zu einem gigantischen Grenzzaun aufstellten.

Und plötzlich ist da ein Grenzzaun quer über die Reisinger Anlage. Einige Besucher und die Fotografen sind abgetrennt von den Besuchern auf der anderen Seite, unter ihnen Oberbürgermeister Sven Gerich, Theater-Intendant Uwe Eric Laufenberg usw. Eröffnungsaktion von Santiago Sierra der Wiesbadener Biennale 2018. © Foto: Diether v. Goddenthow
Einige Besucher und die Fotografen sind abgetrennt von den Besuchern auf der anderen Seite, unter ihnen Oberbürgermeister Sven Gerich, Theater-Intendant Uwe Eric Laufenberg usw. Eröffnungsaktion von Santiago Sierra der Wiesbadener Biennale 2018. © Foto: Diether v. Goddenthow

Vernahm man anfangs noch Stimmen wie etwa „Was für’n Scheiß mit einem Traktor einen Container über den Rasen zu ziehen!“ veränderte das unmittelbare Erleben dieser überraschenden, simulierten „Mauerbau-Aktion“ die Stimmung abrupt. Viele Besucher waren echt emotional berührt, ja leicht erschüttert, mitzuerleben, wie sie von einer Minute auf die andere von ihren Bekannten plötzlich durch einen undurchsichtigen Grenzzaun getrennt worden waren, und das mitten auf einer der beliebtesten Freizeitwiesen in einer der reichsten und schönsten Landeshauptstädte der Bundesrepublik Deutschland. Assoziationen von der jahrelang durch Deutschland gezogenen Demarkationslinie mit Todestreifen, Wachtürmen und Schießbefehl des sozialistischen DDR-Unrechts-Regimes oder der aktuellen ungarischen Grenzzäune   gegen Flüchtlingsströme lagen in der Luft und erhitzen ein wenig die Gemüter.

Diskutieren und Nachdenken auf der anderen Seite des Grenzzauns. © Foto: Diether v. Goddenthow
Diskutieren und Nachdenken auf der anderen Seite des Grenzzauns. © Foto: Diether v. Goddenthow

Angeregt haben zu dieser Aktion dürften den 52jährigen Konzeptkünstler der Grenzzaun bei Ceuta zwischen Marokko und Stadt Ceuta, die auf nordafrikanischem Festland an der Straße von Gibraltar liegt.

Nach Grußworten von Intendant Uwe Eric Laufenberg, Staatssekretär Patrick Burghardt und Oberbürgermeister Sven Gerich eröffnen die Kuratoren Maria Magdalena Ludewig, und Martin Hammer gegen 20.30 Uhr die Wiesbadener Biennale 2018 auf dem Parkdeck der zum "Hinterland" erklärten Citypassage, in der zahlreiche Aktionskünstler ihre Werke /Installationen und Aktionen zeigen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Nach Grußworten von Intendant Uwe Eric Laufenberg, Staatssekretär Patrick Burghardt und Oberbürgermeister Sven Gerich eröffnen die Kuratoren Maria Magdalena Ludewig, und Martin Hammer gegen 20.30 Uhr die Wiesbadener Biennale 2018 auf dem Parkdeck der zum „Hinterland“ erklärten Citypassage, in der zahlreiche Aktionskünstler ihre Werke /Installationen und Aktionen zeigen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Wiesbadener Biennale 2018 enthält eine Fülle solcher Ideen und bietet ein umfangreiches, auch darstellerisches Programm, welches Sie am besten direkt beim Veranstalter einsehen über:  http://www.wiesbaden-biennale.eu/

Programm Welcome to Hinterland

Terminübersicht-Biennale

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Carl Remigius Fresenius: Chemie des Alltags – Museum Wiesbaden würdigt den Wiesbadener Ehrenbürger im Jahr seines 200. Geburtstags mit einer Kabinettausstellung

Ausstellungsansicht. Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert
Ausstellungsansicht. Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert

Heute mit Beginn der Wiesbadener Biennale eröffnet um 18.00 Uhr das Museum Wiesbaden die Kabinettausstellung „Chemie des Alltags“ anlässlich des 200. Geburtstags von Carl Remigius Fresenius.

Am 28. Dezember 2018 wäre Carl Remigius Fresenius 200 alt geworden. Das Wirken des Mitbegründers der modernen Chemie steht im Zentrum der Kabinettausstellung der Naturhistorischen Sammlungen des Museums Wiesbaden. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Fresenius werden vom 23. August 2018 bis zum 20. Januar 2019 anhand von rund 200 Objekten Aspekte der Wasseranalytik, Kriminaltechnik und Materialforschung vorgestellt.

Wenigen Chemikern ist es vergönnt, über lange Zeit hinweg im allgemeinen Bewusstsein zu bleiben. Der Frankfurter Carl Remigius Fresenius (1818–1897), widmete sein Leben und Wirken der Analytik. Seine chemischen Analyseverfahren dienten der Untersuchung von Mineralwassern, aber auch anderen alltäglichen Dingen wie der Nahrungsmittel- oder Weinanalytik. Um die entscheidenden Fragen „Was ist drin? – Wieviel ist drin?“ zu beantworten, entwickelte und prüfte er Methoden und wendete sie auf alltägliche und industrielle Fragestellungen an. In fast fünfzig Jahren veröffentlichte er zahlreiche Bücher, eine Fachzeitschrift und hatte über 2000 Schüler. Noch heute ist Fresenius Forschung zur chemischen Analytik relevant und moderne Adaptionen seiner Analyseverfahren finden in der Wissenschaft gebrauch. Aus dem Kreis von Fresenius Studenten gingen Begründer großer Chemiekonzerne und zahlreicher weiterer Firmen hervor. Andere Gründer schickten ihre Söhne und Enkel zur ersten Ausbildung zu Fresenius.

Fresenius studierte nach einer Apothekenlehre in Bonn und Gießen. 1842 wurde er zum Staatsassistenten am Universitätslaboratorium zu Gießen berufen und promovierte und habilitierte sich bei Justus Liebig. Nach seiner Berufung an das Landwirtschaftliche Institut in Wiesbaden gründete er in der Hauptstadt des Herzogtums Nassau das Chemische Laboratorium Fresenius, aus dem das SGS-Institut Fresenius in Taunusstein und die Hochschule Fresenius Idstein hervorgingen. Die Hochschule wird ab 2019 in ihrem Neubau in der Moritzstraße nach 23 Jahren und kurz nach dem 200. Geburtstag ihres Gründers mit den Fachbereichen Wirtschaft & Medien, Design sowie Gesundheit & Soziales wieder in Wiesbaden ansässig werden.

Die Kabinettausstellung „Carl Remigius Fresenius“ (23. August 2018-20. Januar 2019) veranschaulicht viele Facetten der Analytik. Ausgehend von rund 200, zum Teil historischen Laborgeräten aus der Sammlung Rainer Friedrich rekapitulieren sieben Ausstellungskapitel den Werdegang des Wegbereiters der Analytik. Beginnend mit seinen Anfängen als Wissenschaftler bis hin zu Fresenius Tätigkeit als Unternehmer werden Einblicke in die wichtigsten Aspekte des Lebens und die bedeutendsten Errungenschaften Carl Remigius Fresenius gegeben. Darüber hinaus werden Messprinzipien sowie moderne Entsprechungen der von Fresenius genutzten oder entwickelten Analyseverfahren vorgestellt. Die gezeigten Geräte und Messergebnisse stammen alle aus Partnerfirmen und -instituten der Hochschule Fresenius, so z.B. dem Bundeskriminalamt, und den Forschungslabors der Hochschule.

Die Kabinettausstellung ist in Zusammenarbeit mit der Hochschule Fresenius entstanden.
Begleitend zur Ausstellung ist der Katalog „Carl Remigius Fresenius– Vater der Analytischen Chemie“ erschienen (Autor: Leo Gros, ISBN: 978-3-89258-120-8, Preis: 7,-€).

Veranstaltungen in den Museen Schlosspark und Römerhalle Bad Kreuznach im Monat September 2018

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Museum Schlosspark
bis 09. September 2018
Sonderausstellung
„Fundstücke – Schmuckstücke. Schmuck und Objekte der Bad Kreuznacher Künstlerinnen Vitalis Kubach und Marion Marga Freund“

Sonntag, 02. September 2018, 15.00 Uhr
Rahmenprogramm zur Sonderausstellung und im Rahmen der Kunst- und Kulturtage 2018 der Stadt Bad Kreuznach
„Fundstücke – Schmuckstücke. Schmuck und Objekte Bad Kreuznacher Künstlerinnen Vitalis Kubach und Marion Marga Freund“
Die Künstlerin Vitalis Kubach ist in der Sonderausstellung anwesend und gibt Erläuterungen zu den ausgestellten Objekten.

Museum Schlosspark und Museum Römerhalle
bis 11.11.2018
Sonderausstellung
„Landschaften des 1. Weltkriegs. Der Erste Weltkrieg am Ende – Bilder und Installationen von Geert Koevoets“

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Museum Römerhalle
Samstag, 08. September 2018
Konzert Villa Musica

Samstag, 15. September 2018, 19.00 Uhr
Konzert
Duo „Voices of the Trenches / Stimmen aus den Schützengräben“
Lizet van Beek (vocals) and John Nuyten (guitar) bieten live einen Blumenstrauß von 12 Gedichten oder Liedern von Persönlichkeiten und unbekannten Autoren aus der Zeit des 1. Weltkrieg, viele waren Frontsoldaten und dienten in den unterschiedlichsten Kriegsländern (hier: Frankreich, Deutschland und England). Interpretin Lizet van Beek präsentiert eindrucksvoll die eindringliche „Poesie“, die mit der Gitarre akustisch untermalt durch neue Kompositionen von John Nuyten. Zu jedem Lied gibt es vorab eine kurze Einführung.

Eintritt: 15,– €, ermäßigt 12,– €

KulturViertel Bad Kreuznach
Museum Römerhalle
Hüffelsheimer Straße 11
55545 Bad Kreuznach
0671 92077-7
0671 92077-92
museum-roemerhalle-kasse@bad-kreuznach.de
www.museum-roemerhalle.de
www.museum-schlosspark.de

Das Leibniz-Instituts für Europäische Geschichte (IEG) lädt ein zum Tag der offenen Tür der Domus Universitatis

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Ort: Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Alte Universitätsstraße 19, 55116 Mainz

Zeit: Samstag, 8. September und Sonntag, 9. September, 12.00 – 17.00 Uhr

»Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen, als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei« – den Worten des deutschen Bürgers in Goethes »Faust« folgend, stellt das IEG seinen diesjährigen Tag der offenen Tür unter das Rahmenthema »Krieg und Frieden«. Schließlich jähren sich 2018 prägende Kriegsereignisse der deutschen und europäischen Geschichte, wie zum Beispiel der 400. Jahrestag des Beginns des Dreißigjährigen Kriegs oder das Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren.

Welche Spuren diese beiden Kriege in Mainz hinterlassen haben, zeigen die beiden Stadtführungen, die parallel zum Tag der offenen Tür durchgeführt werden. Mit den religionsbezogenen Friedensregelungen im Europa der Frühen Neuzeit beschäftigt sich die Projektpräsentation auf dem Gutenbergplatz, die mit einem Puzzle dazu einlädt, sich selbst an einer Konfliktlösung zu versuchen.

In der Domus Universitatis kann man hinter die Fassade des Alten Universitätsgebäudes blicken, den Vorträge zum Rahmenthema »Krieg und Frieden« der IEG-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zuhören, die virtuelle Ausstellung »Friedensbilder« besuchen, die aktuellen Stipendiatinnen und Stipendiaten kennenlernen oder sich bei Kaffee und Kuchen im Institutsgarten stärken.

Für die Unterhaltung der jüngeren Besucherinnen und Besucher schließlich sorgen eine Druckwerkstatt und das Kinderschminken.

Weitere Informationen finden Sie in unserer Programmübersicht oder unter www.ieg-mainz.de

IM ECHORAUM – GROSSE FINISSAGE – Neue Ausstellung u. weitere Termine im Bellevue-Saal

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Vom 30. August bis zum 30. September 2018 zeigt der Kunstverein Bellevue-Saal die Ausstellung IM ECHORAUM – GROSSE FINISSAGE von Sabine Groß und Tom Früchtl.

Die Vernissage findet am Donnerstag, den 30. August 2018, um 19.00 Uhr statt.
Die Einführung hält Matthias Ulrich, Kurator an der Schirn Kunsthalle Frankfurt.

Die Arbeiten von Sabine Groß und Tom Früchtl beschäftigen sich – jede auf ihre eigene Art – mit der Kunst als Bühne und der Frage: Sind Kunstwerke Schaupieler ihrer selbst und wenn nicht, was dann?

Sabine Groß macht Kunst über Kunst. Oder besser: Kunst, die sich mit der Frage beschäftigt, was zwischen dem Kunstwerk und seinem Betrachter geschieht. Hierzu bezieht sie sich in ihren Arbeiten gelegentlich auf bereits bestehende Kunstwerke, die als Kunst-Ikonen gelten. Es ist der Ikonenstatus, der solche von einem Künstler gemachten Gegenstände zur Kunst erhebt. Zur Kunst-Ikone wird ein Gegenstand durch die Produktion von Bedeutung – durch Theoriebildung. Diese Theorien neigen dazu, sich von dem Gegenstand, an dem sie sich entzünden, abzukoppeln und selbstreferenziell zu werden. Wenn eine solche geisterhafte Größe erreicht ist, ist einem Kunstwerk der Ikonenstatus gewiss: Es ist in die höchsten Höhen aufgestiegen – und seine Materialität gilt gegenüber seiner Idealität nur noch wenig.

An dieser Kluft zwischen Materialität und Theorie hakt Sabine Groß ein. In einem Interview sagte sie: „Zuallererst interessiert mich das Reale, die Verhältnisse und die Abmachungen, nach denen ein Künstler und auch der Konsument vorgeht. Das gehört für mich zum Arbeiten einfach dazu – das Hinterfragen der Bedingungen.“

Für die Ausstellung Im Echoraum – Große Finissage hat Sabine Groß eine neue Skulptur produziert. Sie hat die Fassade eines großen Haufens in Kartons, Decken und Luftpolsterfolie verpackter Kunstwerke aus polymerisiertem Gips abgeformt. Die entstandene Skulptur wird wie eine Kulisse im Bellevuesaal aufgestellt werden. Die Transportverpackung der aus mehreren Teilen bestehenden Skulptur wird für jedermann sichtbar auf der Rückseite abgelegt sein. Die Vorderseite ist farblich so gestaltet, dass sie der Materialhaftigkeit des originalen Verpackungshaufens entspricht. Der Künstlerin ist wichtig, dass die Skulptur in ihrer Kulissenhaftigkeit rundum betrachtet werden kann und nichts verborgen wird.

„Meine Vorstellung war es, ein Werk zu schaffen, welches die noch verpackten für die Ausstellung im Kunstverein Bellevue-Saal bestimmten Werke als unausgepackten Haufen, einfach in den Raum abgestellte Kunstwerke zeigt. Da es sich jedoch um eine Abformung davon handelt, ist die Skulptur quasi ein Abbild davon. Die Frage, die sich nun stellt, ist, was wird wirklich gezeigt und welchen Status hat das Gezeigte.“

Tom Früchtl verhandelt mit seiner Malerei die ebenso alte wie atemberaubend frische Frage nach der Kunst des Malens, nach der Frage des Verhältnisses zwischen dem Gegenstand und seinem Abbild. Kann das Bild beides zugleich sein? Wie ist das mit der Simulation von Wirklichkeit? Seine Tape-Bilder sind in Wirklichkeit gemalte Illusion, die zum Bild erkorene Speditionsdecke geht unmerklich in Malerei über. Früchtl konfrontiert uns in seinen Werken spielerisch leicht mit der konkreten Dinglichkeit der Objekte. Er ermöglicht es, Bilder zu entdecken, deren Sinnlichkeit nicht in ihrer Expressivität, sondern in der Metaphysik der Malerei zu finden ist. Der Stoff des Bildes ist der Stoff, das Malen eine Verausgabung, die in dem Augeneindruck aufgehoben ist, der Wirklichkeit und Bild kaum mehr zu unterscheiden weiß. Dann ist Kunst so konstruierte wie alltägliche Wirklichkeit. What you see is what you see! – oder nicht? (Auszug aus dem Pressetext Kunsthalle Göppingen, Werner Meyer, 2012)

Für den Kunstverein Bellevue-Saal entsteht wallonwall (Arbeitstitel), ein Wandgemälde, das ein Gegenspieler zur Skulptur von Sabine Groß darstellt. Die leere, nahezu 20 Meter lange Hauptwand des Bellevue-Saales dient dabei in zweifacher Hinsicht als Malgrund. Einerseits als Grundierung für eine Wandmalerei und andererseits als Motiv für diese.

Das Wandgemälde entsteht durch Verschränkung und Überlagerung dreier Ebenen. Zum einen gibt es die Wandstruktur, die in der Vergrösserung wieder auf diese Wand gemalt wird, die zweite Ebene sind Gebrauchsspuren, die in abstrahierter Form als trompe-l’oeil-Malerei vergrössert auftauchen. Und als dritte Ebene dienen Bilder aus der Fleckensammlung von Tom Früchtl als Vorlage, die über Projektion auf die Wand vergrößert und nachgemalt werden. Der malerische Eingriff ist dabei so subtil, dass auf den ersten Blick eine leere Wand zu sehen sein wird, die Abnutzungsspuren aufweist, die ihre eigenen Geschichten erzählen.

Bei genauerer Betrachtung fallen mehr und mehr malerische Details ins Auge, die eine Handschrift und Spuren des Prozesses von Malerei zeigen. Pinselspuren, gemalte Schmutzstellen und schablonenartig nachgezogene Formen von projizierten Flecken verdichten sich zu einer abstrakten Komposition eines allover-Gemäldes. Dieses erscheint als Nachhall unzähliger Gemälde, die auf dieser Wand im Laufe der Jahre gezeigt wurden.

Kunstverein Bellevue-Saal
Wilhelmstraße 32, 65183 Wiesbaden
Öffnungszeiten
Di – Fr von 16.00 – 19.00 Uhr,
Sa und So 14.00 – 18.00 Uhr
www.kunstverein-bellevue-saal.de

Die nächsten Termine des Kunstverein Bellevue-Saal

30. August, 19.00 Uhr
Vernissage
IM ECHORAUM – eine Gemeinschaftssausstellung von Sabine Groß und Tom Früchtl
Einführung: Matthias Ulrich, Kurator an der Schirn Kunsthalle Frankfurt
Ausstellungsdauer: 30. August bis 30. September 2018

6. September, 19.00 Uhr
Vernissage der Ausstellung von Dominik Halmer im Museum Wiesbaden
Dominik Halmer wird im Oktober in einer weiteren Ausstellung im Kunstverein Bellevue-Saal zu sehen sein.
Ausstellungsdauer im Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
7. September 2018 bis 6. Januar 2019

6. Oktober, 16.00 Uhr
LUST AM DENKEN – Das Philosophische Café mit Dr. Christian Rabanus

11. Oktober, 11.00 Uhr
Pressegespräch
Vorstellung des Jahresprogramms 2019, des neuen Vorstands und der Ausstellung INTERCOURSE. Nähere Informationen folgen.

11. Oktober, 19.00 Uhr
Vernissage
INTERCOURSE – eine Gemeinschaftssausstellung von Dominik Halmer und Björn Drenkwitz
Einführung: Sergey Harutoonian, Kurator am Kunstverein Hannover
Ausstellungsdauer: 11. Oktober bis 11. Novermber 2018

11. November, 15.30 Uhr
Künstlergespräch zur Finissage
INTERCOURSE – eine Gemeinschaftssausstellung von Dominik Halmer und Björn Drenkwitz
anschließend
Buchpräsentation des neuen monographischen Katalogs von Björn Drenkwitz

22. November, 19.00 Uhr
Vernissage
BITTER SCENT – Ausstellung unserer Stipendiatin Daniela Kneip Velescu
Einführung: Nadine Hahn M.A.
Ausstellungsdauer: 22. November bis 16. Dezember 2018

1. Dezember, 16.00 Uhr
LUST AM DENKEN – Das Philosophische Café mit Dr. Christian Rabanus

Kunstverein Bellevue-Saal
Wilhelmstraße 32, 65183 Wiesbaden
Öffnungszeiten
Di – Fr von 16.00 – 19.00 Uhr,
Sa und So 14.00 – 18.00 Uhr
www.kunstverein-bellevue-saal.de

Septemberprogramm des Literaturforums im Mounsonturm Frankfurt

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Mittwoch, 5. September 2018, 20 Uhr:
Frank Witzel stellt vor: Maruan Paschen mit Weihnachten

Man nehme: ein Therapiegespräch, Geschichten à la Till Eulenspiegel, Themen wie Migration, die erste Liebe und die Ironisierung der Ironie, portioniere alles in 25 Kapitel – et voilà, fertig ist Weihnachten. Ein Ich, das Maruan Paschen heißt, schildert einem Psychologen namens Dr. Gänsehaupt eine Familientradition: An Heiligabend gibt es bei den Paschens stets Fondue, diesmal jedoch mit fatalem Ausgang. Denn, so erfahren wir schon zu Beginn des Romans, am Ende dieses Abends ist die Familie tot.

Wie das Essen, so das Erzählen: Maruan Paschen spießt genussvoll verschiedenste literarische Motive und Formen auf, um sie – Text statt Topf – in einen Roman zu stecken. Aus dieser wilden Mischung entsteht ein ganz eigener Geschmack. Kostproben gefällig? Wie wäre es mit der Krankheit der Mutter, die in jungen Jahren ohne Knochen auskommen musste und deshalb in einem Cognac-Glas herumgetragen wurde? Oder der Frau, der er beim Unterwäschekauf näher kommt, bis sie erfährt, dass seine Familie Fondue nur in Handschellen isst? Glauben sollte man Weihnachten, diesem Feuerwerk aus Räuberpistolen, besser nicht schenken.

Moderation: Frank Witzel

Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (VVK)| 8,-/5,- (AK)

Maruan Paschen, geboren 1984 nahe Ramallah, aufgewachsen in Hamburg, wurde zum Koch ausgebildet, ehe es ihn die Schweiz ans Bieler Literaturinstitut zog. Sein Debütroman Kai. Eine Internatsgeschichte erschien 2014. Maruan Paschen lebt in Leipzig.

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Freitag, 14. September 2018, 20 Uhr:
Desintegriert euch! Max Czollek im Gespräch mit Necati Öziri.

Die aktuelle Gretchenfrage der Nation: Wie hast du’s mit der Integration? Mehr fördern, sagen die einen, mehr fordern, die anderen. Alles für die Katz, meint der „Lyriker, Berliner und Jude“ Max Czollek in seiner politischen Streitschrift Desintegriert euch! Nicht das Wie der Integration ist für ihn das Problem, sondern der Begriff an sich. Denn er setze ein gesellschaftliches „Zentrum“ voraus, eine „Dominanzkultur“, die durch die bunt gescheckte Lebensrealität Deutschlands alltäglich Lügen gestraft werde. Seinen polemischen Aufruf zur Desintegration erläutert Czollek am Beispiel der jüdischen Minderheit. Die sie auszeichnende Vielfalt schnurre in der deutschen Öffentlichkeit auf eine Facette zusammen: „die Nachkommen der Täter*innen bei der Konstruktion ihrer Identität zu unterstützen“. Czollek fordert dazu auf, aus dieser Rolle auszubrechen, weil Judentum sich nicht auf Schlagworte wie Shoa und Antisemitismus reduzieren lässt. Eine Analyse und Kritik der deutschen Erinnerungspolitik ist dabei genauso inbegriffen wie das Aufzeigen möglicher Alternativen. Angesichts des allenthalben wieder erstarkenden Nationalismus hat Czollek ein Ziel klar vor Augen: „Wir müssen weg von jeder Sehnsucht nach Normalität“. Über seine Thesen wird er an diesem Abend mit dem Theaterautor und Dramaturg Necati Öziri sprechen.

Eine Veranstaltung im Rahmen des Literaturprojekts Textland – Made in Germany.

Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (VVK)| 8,-/5,- (AK)

Max Czollek wurde 1987 in Berlin geboren, wo er Politikwissenschaften studierte und bis heute lebt. Am Zentrum für Antisemitismusforschung wurde er promoviert. Er ist sowohl Mitglied des Lyrikkollektivs G13 als auch Kurator des internationalen Lyrikprojekts „Babelsprech“. Zuletzt erschien der Gedichtband A.H.A.S.V.E.R. (2016). Mit Sasha Marianna Salzmann kuratierte er 2016 die Veranstaltung „Desintegration. Ein Kongress zeitgenössischer jüdischer Positionen“.

Necati Öziri, geboren 1988, hat Philosophie, Germanistik und Neuere Deutsche Literatur in Bochum, Istanbul und Berlin studiert. Öziri war Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung, arbeitete am Ballhaus Naunynstraße, Berlin, und ist derzeit Dramaturg am Maxim Gorki Theater, Berlin, wo er seit der Spielzeit 2014/15 künstlerischer Leiter des Studio R ist.

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Mittwoch, 19. September 2018, 20 Uhr:
Inger-Maria Mahlke: Archipel

Und mittendrin ein Trübsal blasender Faschist im Bademantel. Natürlich „nicht in dem aus Frotté“. Nein, „Lorenzo trauert in anthrazitfarbener Seide, mit weißem Einstecktuchdreieck in der Brusttasche“, weil Franco die Falangisten von der Regierung ausgeschlossen hat. Im Archipel liegt der Witz im Detail. Jener Lorenzo macht sich gerne wichtig, ist aber nur ein Glied in einer Generationenfolge, die die Bautes und Bernadottes – Republikaner die einen, Nationalisten die anderen – auf Teneriffa zusammenführt. Oder andersherum: Inger-Maria Mahlke dröselt in ihrem vierten Roman das Familiengeflecht auf, treibt wieder auseinander, was sich gefunden hat. Die Chronologie steht Kopf, auf der größten Insel der Kanaren wird die Zeit zurückgespult.

Anhand der Geschichte zweier Familien, ihrer Freunde und Angestellten, erzählt der Roman im Rückwärtsgang von 2015 bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, wie die sozialen und politischen Spannungen Spaniens ihre Gestalt zwar ändern, aber nicht vergehen: von der Immobilienkrise über den Westsaharakonflikt bis zum Bürgerkrieg – und darüber hinaus.

Moderation: Björn Jager

Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (VVK)| 8,-/5,- (AK)

Inger-Maria Mahlke, gebürtige Hamburgerin, Jahrgang 1977, verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Lübeck und auf Teneriffa, studierte Rechtswissenschaften in Berlin und setzte ein erstes literarisches Ausrufezeichen mit einem Preis beim „open mike“ 2009. Ausgezeichnet wurden auch ihr Debüt Silberfischchen (2010) und der Roman Rechnung offen (2014), während Wie Ihr wollt (2016) den Sprung auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises schaffte. Inger-Maria Mahlke lebt in Berlin.

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Dienstag, 25. September 2018, 20 Uhr:
Heinz Helle: Die Überwindung der Schwerkraft

Plötzlich ein Kuss – und Pause. In einer Münchener Kneipe stoppt ein Glatzkopf den alkoholgetränkten Redeschwall des großen Bruders. Aber der ergreift gleich wieder das Wort, gibt kurz darauf eine „abstoßende Erzählung“ zum Besten und schickt Monate später einen verworrenen Text hinterher. Es ist die letzte Nacht, die zwei Brüder miteinander erleben, eine letzte Nachricht, die der Jüngere bekommt, bevor der Ältere stirbt. Der kleine Bruder versucht, sich zu erinnern, sich nicht länger dem zu entziehen, was er zu dessen Lebzeiten kaum mehr hören wollte. Er leiht dem Toten seine Stimme, damit dieser erzählen kann: von zu viel Alkohol und Zigaretten, von der Schuld, die er spürt, vor allem aber vom Hadern mit der Welt, in der es Treblinka gab und die einen Marc Dutroux hervorgebracht hat. Nicht mal die Hoffnung, Vater zu werden, hält den Raubbau am eigenen Körper auf, zu tief verstrickt ist der große Bruder in seine Gedankenwelt, in der er ohne Unterlass um Zivilisationsbrüche kreist.

Die Kälte, die den Ton von Heinz Helles ersten beiden Romanen geprägt hat, muss diesmal draußen bleiben – als Eis auf Gehwegen und Schnee vor Kneipenfenstern. Die Überwindung der Schwerkraft dient dem „zutiefst menschlichen Ziel, das jeder Austausch von Zeichen hat, der Erzeugung von Nähe“.

Moderation: Christoph Schröder

Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (VVK)| 8,-/5,- (AK)

Heinz Helle wurde 1978 in München geboren. Er studierte Philosophie, arbeitete als Werbetexte und absolvierte das Schweizer Literaturinstitut in Biel. Mittlerweile lebt er mit Frau und Kind in Zürich. Für seine Romane Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin (2014) und Eigentlich müssten wir tanzen (2015) hat er mehrere Preise erhalten. 2016 wurde er mit einer philosophischen Arbeit über Bewusstsein promoviert.

Mit freundlicher Unterstützung von Pro Helvetia.

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Mittwoch, 26. September 2018, 20 Uhr:
Karin Duve: Fräulein Nettes kurzer Sommer

Schlechte Karten für Liebe auf den ersten Blick. Die junge Adelige: stark kurzsichtig, mit Glubschaugen, und gegenüber Männern um Widerworte nicht verlegen. Der mittellose Student: „ein kleiner, grundhässlicher Mann“. Schlimmer noch: Er ist nicht nur von bürgerlicher Herkunft, sondern auch Protestant. Und dennoch entwickeln Annette von Droste-Hülshoff und Heinrich Straube Gefühle füreinander. Die Poesie macht’s möglich. Den gehässigen Vorbehalten seiner Geschlechtsgenossen zum Trotz erkennt Straube ihr literarisches Talent und setzt sich für sie ein. Wo zwei sich lieben, darf jedoch ein Rivale nicht fehlen. August von Arnswaldt redet wie Helmut Markwort („Fakten, Fakten, Fakten“), sieht aber gut aus. Was Nette mit Straube verbindet, ist schneller vorbei, als sie gucken kann.  

Karen Duve erzählt in ihrem historischen Roman Fräulein Nettes kurzer Sommer davon, wie sich am Anfang des 19. Jahrhunderts eine junge Frau zu behaupten versucht gegen die Widerstände eines chauvinistischen, männerdominierten Umfelds. Der Roman ist aber mehr als eine Liebes- und Emanzipationsgeschichte: Die Grimms lernt man genauso kennen wie einen jungen Studenten namens Heinrich Heine. Und spätestens wenn es um Politik geht, um die zunehmend nationalistischen und völkischen Ideale der Männerfiguren, sind wir auch mittendrin in unserer eigenen Gegenwart.

Moderation: Björn Jager

Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (VVK)| 8,-/5,- (AK)

Karen Duve wurde 1961 in Hamburg geboren. Dort arbeitete sie mehrere Jahre als Taxifahrerin, bevor sie sich voll und ganz dem Schreiben widmete. Mittlerweile lebt sie in der Märkischen Schweiz. Ihre Romane – z.B. Dies ist kein Liebeslied (2005) und Taxi (2008) – sind Bestseller. Zahlreiche Übersetzungen in andere Sprachen und mehrere Auszeichnungen sprechen für sich. Die Verfilmung ihres Romans Taxi kam im Sommer 2015 ins Kino.

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Donnerstag, 27. September 2018, 20 Uhr:
Olga Martynova stellt vor: Thomas Stangl mit Fremde Verwandtschaften

Es ist ein „Sprachkunstwerk“ (Kurier), ein „grandioser Roman“ (NZZ) – so klar und einhellig das Urteil der Literaturkritik, so mehrdeutig und aufs Schönste rätselhaft erscheint Thomas Stangls Fremde Verwandtschaften. Zwei Erzählebenen wechseln sich ab, nähern sich einander an: Ein Architekt reist in ein afrikanisches Land zu einem Kongress. Ein Ich bewegt sich durch Paris, auf den Spuren eines früheren Aufenthalts. Der Architekt fühlt sich in seiner Haut nicht wohl, eine Form der Nähe zu seiner Reisegruppe will sich nicht einstellen, Wege verschwinden oder führen ins Nirgendwo. Träume, Wünsche und Erinnerungen beginnen ineinander zu verschwimmen. Und dazwischen immer wieder die Stimme dieses Ichs. Oder sind es und der Architekt doch eins?

Thomas Stangls Protagonist bieten weder Erfahrungen noch Gewohnheiten Sicherheit. In Afrika droht der postkolonial geschulte Europäer sich selbst zu verlieren – und so wird Fremde Verwandtschaften zu einem Roman ganz im Sinne der Moderne, in der Ich und Welt kollidieren, in der Identitätssuche und Entfremdung Hand in Hand gehen.

Moderation: Olga Martynova

Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (VVK)| 8,-/5,- (AK)

Thomas Stangl wurde 1966 in Wien geboren und ist seiner Heimatstadt treu geblieben. Er studierte Philosophie sowie Hispanistik. Seit Anfang der Neunziger veröffentlichte er Essays, Rezensionen und später Prosatexte in Tageszeitungen wie in Literaturzeitschriften. Bereits sein erster Roman Der einzige Ort brachte ihm den aspekte-Preis (2004) für das beste deutschsprachige Debüt ein. In den Folgejahren erhielt er u. a. den Literaturpreis der deutschen Wirtschaft (2007), den Telekom-Austria-Preis beim Bachmann-Preis (2007), den Alpha-Literaturpreis (2010) und den Erich-Fried-Preis (2011).

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Samstag, 29. September, und Sonntag, 30. September 2018, 10-18 Uhr:
Der Roman als Kurzform. Seminar mit Frank Witzel

Die Definitionen des Romans sind vielfältig, allen gemein aber ist die Angabe einer gewissen Länge, die ihn von der Erzählung oder der Novelle unterscheiden soll. In der Moderne wurde das Genre mit unterschiedlichsten Mitteln aufgebrochen, doch auch hier wurde der Aspekt des Umfangs kaum infrage gestellt. Zeichnen den Roman aber nicht vielmehr ganz andere Aspekte aus, die nichts mit einer erreichten Seitenzahl zu tun haben? Umgekehrt gefragt: Wie kurz kann ein Text sein und dennoch als Roman gelten?

An diesem Wochenende wollen wir versuchen, das starre Gerüst des Romans aufzubrechen, indem wir uns mit dem Entwickeln kurzer Texte befassen, die jedoch weiter dem Genre Roman zugeordnet werden sollen.

Anhand von kleinen thematischen Einführungen und Aufgabenstellungen, vor allem aber in der direkten Arbeit am Text und dem gemeinsamen Gespräch darüber, soll die Perspektive des eigenen Schreibens erweitert und neue Darstellungsformen zugänglich gemacht werden.

Anmeldungen mit einer zwei- bis dreiseitigen Leseprobe an bjoern.jager@hlfm.de

Mit freundlicher Unterstützung der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen

Ort: Literaturforum im Mousonturm
Gebühr: 100,- / 50,-

Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.
Waldschmidtstraße 4
60316 Frankfurt am Main

www.hlfm.de

Museumsuferfest 2018 im Museum Angewandte Kunst: El Barrio – Jazz, Beats und Kulinarik im Garten

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Zum Museumsuferfest 2018 laden das Museum Angewandte Kunst, das Restaurant Emma Metzler, die Bar AMP und der Jazz Montez e.V. zum Musik- und Kulturfestival „El Barrio“ ein. Mit dem Besten aus Kulinarik, Live Musik, DJs und Frankfurter Savoir Vivre entsteht im Park rund ums Museum drei Tage lang ein buntes Festivaltreiben. Der Museumshof verwandelt sich in einen internationalen Foodcourt, auf dem sich die Besucherinnen und Besucher durch die kulinarischen Spezialitäten von zahlreichen Frankfurter Trendgastronomien probieren können.

Auf zwei Bühnen sorgen Live Bands und DJs rund um die Uhr für Musikgenuss vom Feinsten. Auf der von Jazz Montez e.V. ins Leben gerufenen Jazz Stage geben sich die aufregendsten Vertreter der aktuellen Jazz-Avantgarde die Ehre, mit Brückenschlägen zu Afro Beat, Elektro, Funk, Rock und Soul. Zu den Highlights zählen das Melt Trio aus Berlin, die internationale Formation Heimatliebe feat. Niels Klein, Sun Dew, Insalar feat. Baris K aus Istanbul und das Contrast Trio aus Frankfurt, Gewinner des hessischen Jazzpreises. Auf der Electronic Music Stage beglücken die Stars der Frankfurter und internationalen DJ-Szene Freunde elektronischer Musik mit Beats von treibendem House bis chilligem Dub. Und in der Nacht von Samstag auf Sonntag steigt im Museumsfoyer eine große Sommernachtsparty, auf der zu den Sounds von Aziesch und Baris K an den Boards bis in die frühen Morgenstunden getanzt werden kann.

Wer hingegen ein wenig Ruhe vom Trubel sucht, kann am grünen Rand des Festivals inmitten unserer Hochbeete das museumseigene Urban-Gardening-Projekt kennenlernen und sich kleine Duftwunder zum Mitnehmen kreieren. Mit hausgemachten Limonaden und koreanischen Cocktails lässt es sich in der Aromagarten-Lounge auf der Museums-Tiefterrasse entspannt verweilen. Daneben geben Performances und Workshops Einblicke in die faszinierende Kultur Koreas, ermöglicht dank der freundlichen Unterstützung des koreanischen Generalkonsulats.

Und nicht zuletzt bieten die aktuellen Ausstellungen im Museum abwechslungsreichen Kunstgenuss. Bevor die Schau „Lore Kramer. Ich konnte ohne Keramik nicht leben“ am 26. August endet, lädt sie am Festwochenende noch einmal ein, in das Werk der Ausnahmegestalterin einzutauchen. Spektakuläre raumgreifende Arbeiten zeigt die Schau „Michael Riedel. Grafik als Ereignis“, faszinierende Fotografien sind zu entdecken bei „RAY 2018: EXTREME. BODIES“. Die Kabinettschau „Geraubt. Gesammelt. Getäuscht. Die Sammlung Pinkus/Ehrlich und das Museum Angewandte Kunst“ lüftet ein dunkles Museumsgeheimnis, während „Die Farbe von Jade und Ewigkeit“ chinesische Keramiken aus zweieinhalb Jahrtausenden präsentiert.

https://www.museumangewandtekunst.de/