85 Jahre Bücherverbrennung: „Mahnung an unsere freie, demokratische Gesellschaft“

Am 10. Mai 2018 jähren sich die in der Zeit des Nationalsozialismus begangenen Bücherverbrennungen zum 85. Mal. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ruft zum Gedenken und zur Auseinandersetzung mit dem Ereignis auf, das in erschreckender Weise gezeigt hat, wie die Freiheit des Wortes außer Kraft gesetzt werden kann.

Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins: „Vor 85 Jahren wurde die Meinungs- und Publikationsfreiheit in unserem Land auf schreckliche Art und Weise angegriffen. Die Bücherverbrennungen rund um den 10. Mai 1933 sind eine Mahnung an unsere freie, demokratische Gesellschaft. Sie zeigen, wie zerbrechlich die Freiheit des Wortes sein kann. Als Buchhändlerinnen und Buchhändler, Verlegerinnen und Verleger wollen wir die Erinnerung an diese Ereignisse wach halten und ihnen ein entschiedenes ,Nie wieder!‘ entgegensetzen.“

Der Börsenverein sieht sich aufgrund seiner eigenen Geschichte in einer besonderen Verantwortung: „Aus opportunistischen Gründen hat der Verband damals mit den Machthabern kooperiert und die Bücherverbrennungen aktiv unterstützt. Das ist beschämend. Unser innerer Wertekompass ging uns verloren. Umso konsequenter treten wir heute für die Freiheit des Wortes als Menschenrecht und unverzichtbare Grundlage unserer Demokratie ein“, sagt Riethmüller.

Heute Abend lädt der Börsenverein gemeinsam mit dem Kulturdezernat der Stadt Frankfurt am Main zu einer Gedenkveranstaltung im Historischen Museum Frankfurt ein. Bodo Kirchhoff, Frank Witzel, Olga Martynova und Gerd Koenen lesen aus Werken, die vor 85 Jahren geächtet und verbrannt wurden. Gespräche und Wortbeiträge erinnern an das Geschehen und rücken die Bedeutung des Gedenktages in der heutigen Zeit in den Blick. „Lesen gegen das Vergessen: Frankfurt gedenkt der Bücherverbrennung vor 85 Jahren“ beginnt um 20 Uhr, der Eintritt ist frei. Weitere Informationen unter: www.wort-und-freiheit.de/termine/lesen-gegen-das-vergessen

Jugendkunstpreis 2018 im Landesmuseum Mainz verliehen

Die Preisträger Saskia Kussmann, Paula Barth, Yinying Shen, Dagat Mera, Helena Fankel, Victoria Porten, Melina Nickel, Ayu Hosea, Dana Lenz, Lucie Becker, Selina Hammer und Emma Menne zusammen mit Ilse Lang von der ALISA-Stiftung (8.v.l.) und Bernhard Bremm vom rheinland-pfälzischen Bildungsministerium (rechts). © Agentur Bonewitz
Die Preisträger Saskia Kussmann, Paula Barth, Yinying Shen, Dagat Mera, Helena Fankel,
Victoria Porten, Melina Nickel, Ayu Hosea, Dana Lenz, Lucie Becker, Selina Hammer und
Emma Menne zusammen mit Ilse Lang von der ALISA-Stiftung (8.v.l.) und Bernhard Bremm
vom rheinland-pfälzischen Bildungsministerium (rechts). © Agentur Bonewitz

Er fördert die Kreativität, bringt künstlerisch begabte junge Menschen zusammen und wurde in diesem Jahr bereits zum neunten Mal vergeben: der Alexandra-Lang-Jugendkunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz. Im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) nahmen die zwölf Preisträgerinnen und Preisträger nun die Auszeichnung entgegen. Der Jugendkunstpreis, der in diesem Jahr an Schülerinnen und Schüler zwischen 13 und 17 Jahren vergeben wurde, umfasst ein mehrtägiges Seminar in einem idyllisch gelegenen Landhaus in Hennweiler im Hunsrück. Dort haben die talentierten Jugendlichen unter dem Motto „Kreationstage 2018“ ihre eigenen Kunstwerke geschaffen, die bei der Preisverleihung im Landesmuseum ausgestellt wurden. Unterstützung bekamen sie dabei von Eberhard Grillparzer (Zeichnung, Stencil), Dorothee Becker (Zeichnung, Stencil), Harry Seifert (Zeichnung, Comic) und Eva Korn, die gemeinsam mit drei Teilnehmern der Gruppe einen Handyfilm mit gezeichnetem Storyboard entwickelte. „Man wird herausgefordert, etwas zu versuchen, was man alleine wohl nie begonnen hätte“, beschreibt Saskia (16) den Reiz des Kunstseminars, und Victoria (13) ergänzt: „Die Atmosphäre war klasse, weil wir so viele Interessen teilen.“

Der Jugendkunstpreis für Bildkunst (Grafik, Malerei, Plastik, Fotografie usw.) für künstlerisch hochbegabte Jugendliche wird seit 2008 vergeben, gestiftet in Erinnerung an die Künstlerin Alexandra Lang (1970-2000). Die Auszeichnung wird gefördert von der Alisa Stiftung, deren Initiatorin Ilse Lang alljährlich persönlich die Preise verleiht, und dem BDK Fachverband für Kunstpädagogik. Schirmherrin ist die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig.

Urban Sketchers im Landesmuseum Mainz – „Vor Ort – zeichnend Erzähltes“

"Schnüffler", Liesel Metten
„Schnüffler“, Liesel Metten

Auftakt zu Rahmenprogramm rund um Ausstellung „Vor Ort – zeichnend Erzähltes“

Die „Urban Sketchers“ sind ein internationales Netzwerk von kreativen Künstlern, die mit ihrem Zeichenstift Städte auf der ganzen Welt in ihren Skizzenbüchern verewigen. Im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) erhält die Künstlervereinigung nun eine Plattform, um in einer Ausstellung ihre Werke zu präsentieren und zugleich den Besuchern ihre Philosophie, Technik und Herangehensweise zu erläutern. Am Mittwoch, 9. Mai, steht der Auftakt zu einem breit gefächerten Rahmenprogramm an, das anlässlich der Ausstellung „Vor Ort – zeichnend Erzähltes“ viele spannende Veranstaltungen und Aktionen rund um die Kunst der Urban Sketchers bereithält. Unter dem Titel „Das Museum zeichnend erobern“ wird Urban Sketcherin Nadine Hanssen, Mitarbeiterin des Römisch-Germanischen-Zentralmuseums, bei einem Lunchtime-Gespräch um 12.30 Uhr vor vier ausgewählten Objekten Zeichentechniken demonstrieren, die eine spontane Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Werk ermöglichen. Dabei lädt Hanssen die Besucher dazu ein, es ihr gleich zu tun und selbst künstlerisch tätig zu werden. Die Aktion, die auch ein Beitrag zur 1. Mainzer Science-Week ist, weist zugleich auf die Ausstellung „Vor Ort – zeichnend Erzähltes“ hin, die vom 29. Juni bis 2. September Arbeiten von international tätigen Urban Sketchers zeigt. Die Ausstellung wird in Konzept und Rahmenprogramm viele Möglichkeiten zur handelnden Annäherung an die persönliche Umwelt und die gezeigten Zeichnungen bieten.

Die Urban Sketchers-Bewegung versteht sich als eine Art visueller Journalismus, der Städte so zeigt, wie sie von den Künstlern in dem Moment des Zeichnens vor Ort gerade wahrgenommen werden. Das Künstlernetzwerk wurde 2007 in den USA ins Leben gerufen und hat auf der ganzen Welt mehrere tausend Mitglieder. Urban Sketcher stellen sämtliche Szenen des täglichen Lebens dar, sei es aus Großstädten, kleinen Städten oder ländlichen Gebieten. Gebäude, Menschen, Parks und Märkte können genauso zum Motiv werden wie Flugzeuge, Züge und Autos, Geschäfte und Cafés. Ihrem journalistischen Anspruch folgend schaffen die Künstler mit ihren Zeichnungen eine visuelle Chronik ihres Lebens. Dabei werden verschiedene Zeichentechniken und -materialien verwendet: von Bleistift- und Tintenzeichnungen über verschiedene Aquarelltechniken bis zur Anwendung digitaler Medien auf Smartphones und Tablets. Die Arbeiten werden vor allem über das Internet weltweit verbreitet und untereinander ausgetauscht.

Neben der Auftaktveranstaltung am 9. Mai und der Ausstellung „Vor Ort“ bieten erfahrene Urban Sketcher im Landesmuseum Mainz auch Workshops zum Mitmachen, Zeichenkurse und Vorträge an.

Ort:
Landesmuseum Mainz
Große Bleiche 49-51.
http://www.landesmuseum-mainz.de/

9. Literaturfestival FrankfurtRheinMain vom 4. bis 10. Juni 2018 unter dem Motto „Biografie“

literaTurm-2018-Keyvisual

Programm  Literaturfestival literaTurm 2018

Alle zwei Jahre veranstaltet die Stadt Frankfurt ein großes Literaturfestival in Frankfurt und der Rhein-Main-Region. Als Konzeptfestival setzt literaTurm einen wechselnden thematischen Schwerpunkt. In diesem Jahr stehen unter dem Motto „Biografie!“ zum Buch gewordene Lebensgeschichten im Zentrum. Zwei Lesungskonzerte mit dem Ensemble Modern, mehrere Podiumsgespräche und ein Filmabend runden das Programm ab. Insgesamt finden 44 Veranstaltungen mit rund 100 Autoren, Wissenschaftlern, Journalisten und Musikern statt. Der Frankfurter OpernTurm bleibt ein zentraler Veranstaltungsort.

Vom 4. bis 10. Juni 2018 veranstaltet das Kulturamt Frankfurt zum neunten Mal das Literaturfestival literaTurm. Unter dem Motto „Biografie!“ präsentiert das Festival in diesem Jahr die verschiedenen Formen des Erzählens von Lebensgeschichten: als Sachbuch zu historischen Figuren, als Autobiografie oder autobiografisch grundierter Roman oder als Künstlerroman. Podiumsgespräche, wie zum 200. Geburtstag von Karl Marx oder dem Jubiläum von 1968, ein von literaTurm in Auftrag gegebenes Lesungskonzert mit Felicitas Hoppe und Iris ter Schiphorst, interpretiert vom Ensemble Modern und ein Abend zu georgischer Literatur begleiten das Programm. Insgesamt 81 Schriftsteller, Wissenschaftler und Journalisten diskutieren und untersuchen im Rahmen des Festivals die verschieden Spielarten biografischen Schreibens.

Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig unterstreicht die Bedeutung von literaTurm als bundesweit einmaliges Konzeptfestival und betont seine Stadt und Region verbindende Kraft: „Als Festival, das sowohl in Frankfurter Türmen als auch an ausgewählten Orten der Region wie in Wiesbaden, Offenbach, Bad Soden, Hanau und Oestrich-Winkel stattfindet, festigt literaTurm das gemeinsame Selbstverständnis der Rhein-Main-Region als ein kulturelles Kraftzentrum. Mit seinem diesjährigen Motto „Biografie!“ greift das Festival Fragen im Spannungsfeld von Herkunft, individueller Lebensgeschichte und Identität auf, die gerade angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen von großer Bedeutung sind.“

Die Festivalleiterin Dr. Sonja Vandenrath ergänzt: „Biografien erleben eine Renaissance. Sie heben ein Einzelschicksal heraus, das über das rein Individuelle hinausweist. Das kann ein Zeitalter, ein Werk oder auch ein Menschheitsverbrechen sein. Ob die Lebenswege wirklich so waren, spielt bei Biografien weniger eine Rolle als die Frage, wie gut sie erzählt sind. Das gilt umso mehr für ein Literaturfestival wie literaTurm, das im biografischen Schreiben das Literarische sucht. Imagination und Erzählfluss verbindet die in diesem Jahr vorgestellten Biografien mit autobiografisch grundierten Romane und den Künstlerromanen. Wie noch nie zuvor bewegt sich literaTurm 2018 im Zwischenreich der Fakten und Fiktionen.“

Zu den Höhepunkten des Festivals zählt die Eröffnungsveranstaltung im Dominikanerkloster mit der Uraufführung eines Lesungskonzertes, das die Schriftstellerin Felicitas Hoppe und die Komponistin Iris ter Schiphorst konzipiert haben. Die Auftragskomposition für literaTurm 2018 wird vom Ensemble Modern aufgeführt. Weitere Höhepunkte sind Veranstaltungen mit Karl Heinz Bohrer, Eva Demski, Durs Grünbein, Jakob Hein, Dominique Horwitz, Lamya Kaddor, Ijoma Mangold, Anthony McCarten, Klaus Modick, Ralf Rothmann, Barbara Stollberg-Rilinger, Linn Ullmann, Josef Winkler sowie Martin Walser zusammen mit Jakob Augstein.

Seinem Anspruch als kuratiertes Konzeptfestival wird literaTurm erneut mit einer Reihe von hochkarätig besetzten Podiumsdiskussionen gerecht: anlässlich des Karl Marx-Jubiläumsjahr sprechen die Biographen Jürgen Neffe, Eva Weissweiler und Uwe Wittstock über seine Person und sein Werk (6. Juni). An die 68-Bewegung, ihre Erfolge und die gemeinsamen Jahre mit dem politischen Aktivisten Rudi Dutschke erinnert der Abend mit dessen Weggefährten Gretchen Dutschke und Milan Horáček im Gespräch mit dem Politologen Wolfgang Kraushaar (10. Juni).

Zum neuen Schwerpunkt Sachbuch sind im Programm etwa neuere Biografien zu Ludwig van Beethoven, Helmut Kohl, Helmut Schmidt, Claude Lévi-Strauss und Kaiserin Maria Theresia vertreten. Ein Filmabend rundet das Festivalprogramm ab und zeigt den Werdegang der amerikanischen Dichterin Emily Dickinson in „A Quiet Passion“ von Terence Davies (2016).

Ein Großteil der Veranstaltungen findet auch in diesem Jahr wieder in den namensgebenden Türmen statt. Dazu zählen der OpernTurm und die nahe gelegene ODDO BHF-Bank. Neu hinzugekommen ist der ebenfalls an der Bockenheimer Landstraße gelegene Büroturm WestendDuo. In Frankfurt sind darüber hinaus das Archäologische Museum, die Mensa der Städelschule, das Dominikanerkloster, das Haus der Deutschen Ensemble Akademie, das Freie Deutsche Hochstift, das Hessische Literaturforum im Mousonturm, das Literaturhaus, das Filmmuseum, das Haus am Dom, die Evangelische Akademie Frankfurt, das Diakoniezentrum WESER5 und der Kuhhirtenturm Lesungsorte. Außerhalb Frankfurts finden zudem Veranstaltungen in Bad Soden, Bad Vilbel, Darmstadt, Eppstein, Hanau, Hochheim, Oberursel, Offenbach, OestrichWinkel und Wiesbaden in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern statt;

Veranstaltungsorte Frankfurt am Main
Archäologisches Museum Frankfurt, Karmelitergasse 1
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41
Diakoniezentrum WESER5, Weserstraße 5
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Straße 23
Evangelische Akademie Frankfurt, Römerberg 9
Frankfurter Goethe-Haus / Freies Deutsches Hochstift, Großer Hirschgraben 23 – 25
Haus am Dom, Domplatz 3
Haus der Deutschen Ensemble Akademie, Schwedlerstraße 2-4
Hessisches Literaturforum im Mousonturm, Waldschmidtstraße 4
ODDO BHF, Bockenheimer Landstraße 10
OpernTurm, Bockenheimer Landstraße 2-4
Kuhhirtenturm, Große Rittergasse 118
Literaturhaus Frankfurt, Schöne Aussicht 2
Städelschule, Dürerstraße 10
Westend Duo, Bockenheimer Landstraße 24

Veranstaltungsorte RheinMain
Badehaus Bad Soden, Königsteiner Straße 86, 65812 Bad Soden am Taunus
Brentano-Scheune, Hauptstraße 134A, 65375 Oestrich-Winkel
Burgvilla, Rödelbergweg 1, 65917 Eppstein
Galerie Kurzweil, Bismarckstraße 133A, 64293 Darmstadt
Historisches Museum Hanau, Schloss Philippsruhe, Philippsruher Allee 45, 63454 Hanau
Hochheimer Weinbachmuseum, Wiesbadener Str. 1, 65239 Hochheim am Main
Klingspor Museum, Herrnstraße 80, 63065 Offenbach am Main
kunstbühne portstraße, Hohemarkstraße 18, 61440 Oberursel
Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65183 Wiesbaden
Parkside Studios, Friedhofstraße 59, 63065 Offenbach am Main
Stadtbibliothek Bad Vilbel, Niddaplatz 2, 61118 Bad Vilbel

 

literaTurm wird gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain sowie zahlreiche Raumsponsoren und Kooperationspartnern.

 

Infos zum Programm
Unter www.literaturm.de sind alle Informationen zu den Veranstaltungen und Mitwirkenden abrufbar. Das Festival wird auf in den sozialen Medien mit dem Hashtag #literaturm2018 kommuniziert.
Programm  Literaturfestival literaTurm 2018

Zum Thema

Jeder Mensch hat ein Leben, doch nicht jedes Leben wird zur Biografie. Erst der Biograf überführt den Werdegang von Kaiserinnen und Kanzlern, Komponisten und Kurtisanen aus der Chronologie in die Erzählung. Dass er um das Ende seiner Protagonisten weiß, verleiht ihm die Souveränität, einen Lebensweg neu und anders zu entfalten. Dies eröffnet einen großen Erzählraum, der an historischen Personen einlädt, ein ganzes Zeitalter zu besichtigen. Als Chronist den Fakten und als Erzähler dem Leser verpflichtet, kennt der Biograf nur zwei Todsünden: die Lüge und die Langeweile. Kluge und meisterhaft erzählte Lebensgeschichten, wie sie jüngst in einer erstaunlichen Anzahl erschienen sind, erinnern an das trompel’oeil einer jeden Biografie: „Die Suggestion der Echtheit wird zugleich vorgeführt und entlarvt“, so die Historikerin Barbara Stollberg-Rilinger.

Warum aber Biografien gerade jetzt eine Renaissance erleben, kann nur vermutet werden. Vielleicht liegt es an ihrer Eigenart, dem Denken und Handeln des Porträtierten das zu verleihen, was in der „Gesellschaft der Singularitäten“ (Andreas Reckwitz) als Kardinaltugend gilt: Einzigartigkeit. Der Mensch von heute, der vor allem besonders und unverwechselbar sein will, kuratiert seine eigene Geschichte. Nichts anderes als ein solcher Kurator ist der Biograf, der einen Lebensweg nicht erfindet, sondern recherchiert, arrangiert und in ein Narrativ fügt. Stets gilt dabei: ohne Archive keine Exegese und ohne Imagination kein Erzählfluss.

Auch Schriftstellern, diesen Experten der Imagination, dient das eigene Leben oder dasjenige berühmter Künstler als Stoff. Wenn sie einen Roman über die großen Meister schreiben, dann aus einer Nähe heraus, die der Text inszeniert. Ob Gerhart Hauptmanns letzte Lebensjahre, Eduard von Keyserlings Berufung zum Dichter oder der Verfall des legendären Beatpoeten Jack Kerouac – die biografischen Erzähler von heute kriechen ihren Figuren regelrecht unter die Haut. Fließen dagegen die „süßen und bitteren Tropfen“ (James Baldwin) eigener Erfahrungen und Erlebnisse in einen Roman hinein, dann verschmelzen Autor und Figur. Eine solche autofiktionale Prosa, zu der sich etwa Ulrike Edschmid, Felicitas Hoppe, Andreas Maier, Linn Ullmann und Josef Winkler bekennen, bewegt sich zwischen den Gattungen Autobiografie und Roman, ohne jemals ihren genuin literarischen Charakter einzubüßen. Wer schließlich die Deutungshoheit über das eigene Leben wahren will, der schreibt seine Memoiren. Dass auch sie zwischen Dichtung und Wahrheit changieren, ist seit Goethe unbestritten. Die Biografie als Sachbuch, die Autobiografie und autofiktionale Prosa sowie Künstlerromane stehen im Zentrum des Festivals literaTurm 2018, das sich mit diesem Thema wie nie zuvor im Zwischenreich von Fiktion und Realität bewegt.

Text: Dr. Sonja Vandenrath Festival- und Programmleiterin

Das Literaturforum Mousonturm Frankfurt im Juni 2018

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Mit Unterstützung durch das Frankfurter Kulturamt kann das Literaturforum  im Mousonturm im Rahmen des Festivals literaTurm zwei Veranstaltungen anbieten, die sich jeweils Hochkarätern widmen: zum einen ein Abend für Susan Sontag, bei dem es u.a. um ihre Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit und ihren Einfluss auf zeitgenössische Essayistinnen gehen wird; zum anderen eine Matinee für den mit Frankfurt eng verbundenen Schriftsteller Peter Kurzeck, der am 10. Juni 75. Jahre alt geworden wäre. Zu diesem Anlass gibt der Stroemfeld Verlag ein Romanfragment aus Kurzecks Nachlass heraus, um dessen Einordnung ins Gesamtwerk sich unsere Gäste bemühen werden. Es folgt ein „Ausswärtsspiel“ in der Romanfabrik mit Annika Scheffels neuem Roman Hier ist es schön. In Zusammenarbeit mit dem Philosophischen Colloqium: Kritische Theorie und der KunstGesellschaft präsentieren wir zudem eine Edition von Walter Benjamins Rundfunkarbeiten. Den Abschluss des ersten Halbjahresprogramms bildet eine gemeinsame Veranstaltung mit der jüdischen Gemeinde Frankfurts. Der Nachrichtensprecher und Journalist Christian Sievers wird sein Buch vorstellen, das auf seinen Erfahrungen als Auslandskorrespondent im Nahen Osten beruht.

Das Programm im Literaturform Juni 2018 auf einen Blick:

Freitag, 8. Juni 2018, 20 Uhr:
literaTurm – Ein Abend für Susan Sontag
Mit Elisabeth Bronfen, Anna-Lisa Dieter, Daniel Schreiber und Silvia Tiedtke

„Radikales Denken“ ist das Markenzeichen von Susan Sontag – und der Titel eines kürzlich erschienenen Sammelbandes, der ihre ungebrochene Aktualität unter Beweis stellt. Anna-Lisa Dieter und Silvia Tiedtke, die Herausgeberinnen, werden zusammen mit Elisabeth Bronfen über Werk und Wirkung der „Silberlocke“ (Monika Rinck) sprechen, moderiert und unterstützt vom Sontag-Biografen Daniel Schreiber.
Elisabeth Bronfen lehrt an der Universität Zürich englische Literatur. Seit 2007 ist sie zudem Global Distinguished Professor an der New York University.
Anna-Lisa Dieter hat Romanistik, Germanistik und Komparatistik studiert und über Stendhal promoviert. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Hygiene-Museum in Dresden.
Daniel Schreiber ist Kulturkritiker. Seine Artikel erscheinen in internationalen Zeitungen und Magazinen. 2007 veröffentlichte er die Susan-Sontag-Biografie Geist und Glamour.
Silvia Tiedtke ist promovierte Germanistin. Zuletzt war sie als wissenschaftliche Koordinatorin an der LMU München tätig und unterrichtete englische Literatur.
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturamts der Stadt Frankfurt und im Rahmen von literaTurm.

***************************************************************************
Sonntag, 10. Juni 2018, 11 Uhr:
literaTurm – Peter Kurzeck zum 75. Geburtstag
Mit Rudi Deuble, Alexander Losse und Beate Tröger

Am 10. Juni wäre Peter Kurzeck 75 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass macht der Stroemfeld Verlag der Leserschaft ein Geschenk: die Herausgabe eines Romanfragments aus Kurzecks Nachlass. Für seine Lektoren Rudi Deuble und Alexander Losse sowie die Literaturkritikerin Beate Tröger Grund genug, um nicht nur zu feiern, sondern auch um zurückzuschauen auf das Schreiben und die Texte von einem, der viel zu früh gegangen ist.
Rudi Deuble war langjähriger Lektor Peter Kurzecks im Stroemfeld Verlag und verwaltet dessen Nachlass.
Alexander Losse studierte Philosophie und Germanistik. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Siegen. Von 2005 bis 2016 war er Lektor im Stroemfeld Verlag.
Beate Tröger studierte Germanistik, Anglistik und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft.  Sie arbeitet als Literaturkritikerin für Print und Radio und als Moderatorin.
Harry Oberländer ist freier Schriftsteller und Journalist. Bis 2015 leitete er das Hessische Literaturforum.
Moderation: Harry Oberländer
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturamts der Stadt Frankfurt und im Rahmen von literaTurm.

***************************************************************************
Mittwoch, 13. Juni 2018, 20 Uhr:
Auswärtsspiel in der Romanfabrik
Annika Scheffel: Hier ist es schön

Erst Castingshow, dann Space Odyssey. So ist der Plan – bis ein Roadmovie dazwischenkommt. Dabei sind Irma und Sam „Hoffnungsträger“. Vor einem Millionenpublikum haben sie es ins Finale geschafft. Abgeschottet von der Außenwelt, werden sie in einer „Arena“ zehn Jahre lang darauf vorbereitet, zu den Sternen zu fliegen. Der Erde droht die Apokalypse. Die Rettung ist ein ferner Planet. Doch kurz vor dem Abflug entdeckt Sam eine Karte zu einem Ort, um den sich Mythen ranken: „Die letzte Insel. Niemand weiß genau, was dort ist, ob noch jemand dort lebt.“ Die erste heiße Spur, seit er den anonymen Brief („Die Insel. Ich warte dort.“) in seinem Koffer gefunden hat. Sam, eine Mischung aus Parzival und Kaspar Hauser, „der angespült wurde“, bricht aus: „Die Welt ist schön, und alles, was er kennt, ist Linoleum.“ Und Irma folgt ihm. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, immer die Straße lang, die Frage nach der eigenen Herkunft im Visier. Seltsam nur, dass ihre Verfolger, die Wächter und Ausbilder mit den Pestmasken, auf sich warten lassen.
Was als One-Way-Briefroman beginnt, entwickelt sich zu einem zart erzählten Abenteuer, getragen vom Glauben an eine Utopie. In Hier ist es schön, ausgezeichnet mit dem Robert Gernhardt Preis, lotet Annika Scheffel aus, inwieweit der Mensch Illusionen braucht, um sich Hoffnungen machen zu können.
Moderation: Björn Jager
Ort: Romanfabrik
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf+Abendkasse)
In Kooperation mit der Romanfabrik.
Annika Scheffel, 1983 in Hannover geboren, ist Prosa- und Drehbuchautorin. Für ihre Arbeiten wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar 2013 und dem Robert Gernhardt Preis 2015. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.

***************************************************************************
Dienstag, 19. Juni 2018, 20 Uhr:
„Vergessen Sie nicht: zwanglose Vortragsart!“
Der Philosoph am Mikrofon. Walter Benjamins Rundfunkarbeiten
Der Philosoph, Essayist und Kritiker Walter Benjamin (1892-1940) hat jahrelang für das Massenmedium Rundfunk geschrieben und selbst am Mikrofon gesprochen. Die soeben erschienene kritische Edition seiner Rundfunkarbeiten präsentiert diesen wichtigen Teil seines Schaffens erstmals zusammenhängend und ausführlich kommentiert. Damit bietet sie einen gänzlich neuen Einblick in Benjamins Arbeitsprozesse und macht das Medienspezifische seiner Radiotexte sichtbar.
Die Herausgeberin Anja Nowak und der Herausgeber Thomas Küpper stellen gemeinsam mit der Rundfunk-Expertin Sabine Schiller-Lerg die neue Edition vor und zeichnen ein lebendiges Bild von Benjamins Rundfunkpraxis.
Ort: Literaturforum im Literaturforum
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)
In Kooperation mit Philosophisches Kolloquium: Kritische Theorie sowie KunstGesellschaft e.V.

***************************************************************************
Mittwoch, 20. Juni 2018, 20 Uhr:
Christian Sievers: Grauzonen. Geschichten aus der Welt hinter den Nachrichten

Zwanzig Minuten hat Christian Sievers in einer «heute»-Sendung, um über das aktuelle Weltgeschehen zu berichten – und muss dabei erklären, zusammenfassen, weglassen. In diesem Buch erzählt er die Geschichten hinter der Nachricht. Gerade in den Krisengebieten dieser Welt stößt er auf Unerwartetes, Überraschendes, Verwirrendes: Humor neben Hass, Mut in der Katastrophe, Propaganda mit Augenzwinkern und Lügner, die den Wert der Wahrheit predigen. Eine verunsicherte Medienwelt steht vor der Herausforderung, all diesen Facetten der Story gerecht zu werden. Das Buch ist ein Blick hinter die Kulissen einer Nachrichtensendung und in den aufwühlenden Alltag von Krisenreportern. Es ist auch eine Liebeserklärung an den Nahen Osten, wo nichts geht und alles möglich ist.
Ort: Literaturforum im Literaturforum
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)
Eine Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Frankfurts.
Christian Sievers, (Jahrgang 1969) hat Rechtswissenschaften studiert. Seine journalistische Kariere begann er beim Radio; die Fernsehzuschauer lernten ihn
als Moderator des ZDF-Morgenmagazins kennen. Heute moderiert er die Nachrichtensendungen «heute» und «heute journal». Zuvor war er fünf Jahre lang Auslands-Korrespondent des ZDF im Nahen Osten. Er twittert mit Leidenschaft und liebt im Urlaub Hotels, die ihr Frühstück bis nachmittags servieren.

Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.
Waldschmidtstraße 4
60316 Frankfurt am Main
www.hlfm.de

Veranstaltungen im Gutenberg-Museum vom 07.05. bis 13.05.2018

 © Foto: atelier-Goddenthow
© Foto: atelier-Goddenthow

Veranstaltungen, die vom 07.05. bis 13.05.2018 im Gutenberg-Museum stattfinden. 

Montag, 07.05.2018, 9.00-17.00 Uhr 

Drucken und Setzen im Druckladen des Gutenberg-Museums für Kleingruppen. Setzen mit Holzlettern, Drucken der Motive im Hochdruck, Anwenden des Frottageverfahrens. Weitere Projekte nach Absprache. Kosten: Werkstattbeitrag (Voranmeldung erforderlich, Tel. 06131-122686 oder gm-druckladen@stadt.mainz.de)

Dienstag, 08.05.2018, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr

Druckvorführung an der Gutenberg-Presse 

Dienstag, 08.05.2018, 12.30-13.00 Uhr 
Perspektivwechsel – Lunchtimegespräch im Gutenberg-Museum
Die Kuratorin und Gutenberg-Spezialistin Dr. Cornelia Schneider gibt unter dem Titel
„Was ich schon immer über die Gutenberg-Bibel wissen wollte“ einen ganz persönlichen
Einblick in den größten Schatz des Gutenberg-Museums – die Gutenberg-Bibel3 Euro inkl. Führung 

Mittwoch, 09.05.2018, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse 

Donnerstag, 10.05.2018
Museum und Druckladen geschlossen (Maifeiertag)

Freitag, 11.05.2018, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr 
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse 


Freitag, 11.05.2018, 11.00 Uhr 
Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung mit den Gästeführern der Stadt Mainz. Führung 5 Euro/erm. 4 Euro/Kinder 2,50 Euro (zzgl. Eintritt)

Samstag, 12.05.2018, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse 

Samstag, 12.05.2018, 11.00 Uhr   
Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung mit den Gästeführern der Stadt Mainz. Führung 5 Euro/erm. 4 Euro/Kinder 2,50 Euro (zzgl. Eintritt)

Samstag, 12.05.2018, 13.30-16.30 Uhr
Nachlass von großen und kleinen Sünden
Druckvorführung von Ablassbriefen im 1. Stock des Gutenberg-Museums

Samstag, 12.05.2018, 14 Uhr
Kinderführung
 (ab 6 Jahre): Treffpunkt im Foyer. Druckvorführung, Gießen von Bleilettern, Rundgang durch das Museum; Führung 2 Euro (zzgl. Eintritt).

Sonntag, 13.05.2018, 12.00, 13.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse (15 Uhr im Rahmen der Kinderführung)

Sonntag, 13.05.2018, 13.00 Uhr   

Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung mit  den Gästeführern der Stadt Mainz. Führung 5 Euro/erm. 4 Euro/Kinder 2,50 Euro (zzgl. Eintritt) 

Sonntag, 13.05.2018, 15.00-17.00 Uhr
Familiennachmittag

Von tanzenden Buchstaben und bunten Blättern – Spannende Kinderführung von A bis Z mit Druckerschwärze und zauberhaften Büchern im Reich der schwarzen Kunst.  Für Kinder ab 4 Jahre und ihre Eltern. Treffpunkt 15 Uhr an der Museumskasse | Mobile Druckwerkstatt: Drucken im Foyer des Gutenberg-Museums. Teilnahmebeitrag 4 Euro pro Kind (Führung und Drucken), freier Eintritt

Von Montag bis Freitag zwischen 9.00-17.00 Uhr
Einzelbetreuung und Druckaufträge im Druckladen des Gutenberg-Museums
Erstellen privater Drucksachen unter fachkundiger Hilfe. Entgegennahme von Aufträgen nach persönlicher Absprache (Voranmeldung erforderlich, Tel. 06131-122686 oder gm-druckladen@stadt.mainz.de)

Gutenberg-Museum
Liebfrauenplatz 5
55116 Mainz
Tel.: 06131-122640

Verstorbener Künstler Max Weinberg erhält die Goetheplakette der Stadt Frankfurt

Max Weinberg war selbst ein Kunstwerk. Archivbild v. 2.2.2016  © Foto: Heike  v. Goddenthow
Max Weinberg war selbst ein Kunstwerk. Archivbild v. 2.2.2016 © Foto: Heike v. Goddenthow

(ffm)Die Stadt Frankfurt am Main ehrt den verstorbenen Frankfurter Künstler Max Weinberg posthum mit der Goetheplakette. Er war am 18. April im Alter von 90 Jahren in Frankfurt verstorben.

Wenige Stunden vor dessen Tod besichtigte Oberbürgermeister Peter Feldmann Max Weinbergs aktuelle Ausstellung in der Oberfinanzdirektion Frankfurt und besuchte ihn danach spontan an dessen Krankenbett, um ihm gute Besserung zu wünschen und ihn über die bevorstehende Auszeichnung zu unterrichten. „Max Weinberg persönlich über die ihm zustehende Würdigung zu informieren war mir ein wichtiges Anliegen. Leider hat er diesen letzten Kampf nicht mehr für sich entscheiden können. Doch auch wenn er die Goethe-Plakette selbst nicht mehr entgegennehmen kann, so hoffe ich, dass seine Angehörigen und Mitstreiter aus dieser posthumen Würdigung Kraft schöpfen können“, sagt der Oberbürgermeister. Feldmann würdigte Weinberg als streitbaren und unbeugsamen Künstler, dessen beeindruckende Biographe selbst in einer Stadt wie Frankfurt ihresgleichen suche.

„Wir werden Max Weinberg und sein Werk nicht vergessen und in angemessener Weise ehren. Max Weinberg war nicht nur für die ihm nahestehenden Künstler, sondern für alle Frankfurter ein echtes Vorbild und ein moralischer Kompass“, sagte Kulturdezernentin Ina Hartwig.

Weinberg wurde 1928 in Kassel geboren, floh 1933 mit seinen Eltern aus Deutschland und emigrierte 1935 nach Israel. Nach einem Studium an der staatlichen Akademie für Kultur und Künste in Tel Aviv sah sich Weinberg daran gehindert, seine künstlerische Laufbahn in Israel fortzusetzen und verließ das Land.

Er kehrte 1959 nach Frankfurt zurück, wo er seit mehreren Jahrzehnten in einem städtisch geförderten Atelier in der Ostparkstraße arbeitete. Anlässlich seines 80. Geburtstags richtete die Stadt Frankfurt Max Weinberg eine große Ausstellung in der AusstellungsHalle 1A mit begleitendem Katalog aus. Es folgten viele große Ausstellungen in der Rhein-Main-Region.

Die Goetheplakette wird an Dichter, Schriftsteller, Künstler, Wissenschaftler und andere Persönlichkeiten des kulturellen Lebens verliehen, „…die mit ihrem Wirken einer dem Andenken Goethes gewidmeten Ehrung würdig sind“, heißt es in der offiziellen Ehrungsordnung der Stadt Frankfurt. Die Vorderseite der Plakette zeigt das Portrait Goethes, die Rückseite ziert ein Spruch des Dichters und Denkers. Die Auszeichnung der Stadt Frankfurt wird maximal zweimal pro Jahr verliehen.

Senckenberg-Wissenschaftler blasen zur Mückenjagd auf Friedhöfen in Wiesbaden, Lorch und Dornburg im Westerwald

Asiatische Buschmücke Aedes japonicus  nach einer Blutmahlzeit,  © Foto: James Gathany/CDC
Asiatische Buschmücke Aedes japonicus nach einer Blutmahlzeit, © Foto: James Gathany/CDC

Dem einen oder anderen aufmerksamen Friedhofsbesucher wird es schon aufgefallen sein: Seit kurzem stehen auf Friedhöfen in Wiesbaden, Lorch und Dornburg im Westerwald kleine, weiße Tonnen mit einem schwarzen Stutzen oder wassergefüllte, schwarze
Plastikbecher. Was so unscheinbar daher kommt, sind tatsächlich ausgeklügelte Fallen, mit denen Frankfurter Forscher auf Friedhöfen der Region drei Jahre lang Jagd auf exotische Stechmücken machen.

Unsere heimischen Stechmücken sind nicht mehr allein. Seit Jahren mischen sich exotische Zuwanderer unter sie. Einer dieser Neuankömmlinge ist die Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus japonicus), die erstmals 2008 in Deutschland nachgewiesen wurde. Derzeit kommt sie in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bayern vor.

„Laborexperimente zeigen, dass diese Mücken Krankheitserreger der Japanischen Enzephalitis oder des West-Nil-Virus übertragen können“, erklärt die Biologin Friederike Reuß, Abteilung Molekulare Ökologie des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums in Frankfurt am Main. Deshalb steht die Asiatische Buschmücken von nun an in Hessen unter Beobachtung der Frankfurter WissenschaftlerInnen.

Finanziert vom Fachzentrum Klimawandel (FZK) des Hessischen Landesamts für Natur, Umwelt und Geologie (HLNUG) haben die WissenschaftlerInnen auf den Friedhöfen Bierstadt und Süd in Wiesbaden, dem Friedhof Dorndorf in Dornburg/Westerwald, dem Neuen Friedhof in Hadamar und dem Friedhof Lorch am Rhein insgesamt zehn Fallen aufgestellt. Ihr Ziel: Herausfinden, wie viele Asiatische Buschmücken über das Jahr verteilt in diesen Regionen unterwegs sind.

Die kleinen, weißen Stofftonnen mit schwarzem Stutzen gaukeln Stechmücken vor, lebendige Stechobjekte zu sein, indem sie Kohlendioxid und Duftstoffe ausstoßen. Über einen Ventilator werden die Mücken dann in die Falle gesaugt. Sitzt die Mücke in der Tonne, kann sie nicht wieder heraus.

Falle zum Fang ausgewachsener Stechmücken;  die Tiere werden mit Kohlendioxid und Duftstoffen  angelockt, © Foto: Axel Magdeburg/Senckenberg
Falle zum Fang ausgewachsener Stechmücken; die Tiere werden mit Kohlendioxid und Duftstoffen angelockt, © Foto: Axel Magdeburg/Senckenberg

„Friedhofsbesucher müssen also keine Angst haben, in der Nähe der Fallen besonders oft gestochen zu werden. Außerdem locken wir keine zusätzlichen Mücken an, sondern fangen nur die bereits vorhandenen“, erklärt Reuß. Zusätzliche kleine Behälter mit stehendem Wasser sollen zudem Aufschluss über die Eiablage der Mücken geben.

Die ersten Stechmückenfallen haben die Frankfurter WissenschaftlerInnen Ende Oktober in Betrieb genommen. Im Winter werden sie zwei Mal pro Monat, im Sommer wöchentlich geleert und der Inhalt wird in Frankfurt ausgewertet. Denn außer der Asiatischen Buschmücke gehen den Forschern auch allerhand andere Stechmücken und Insekten in die Falle.

Die erwachsenen Stechmücken und deren Larvalstadien werden im Labor bestimmt und gezählt. Mit gutem Grund: „Das Wissen darum, wann wie viele Asiatische Buschmücken schlüpfen und fliegen, ist Voraussetzung für eventuelle Aktionen zur Eindämmung“, so Reuß.

Ein mögliches natürliches Bekämpfungsmittel testet das Team bereits in einem weiteren Projekt, das ebenfalls vom FZK des HLNUG finanziert wird. An einzelnen Stellen wird Nelkenöl in die Eiablagegefäße mit stehendem Wasser getropft. Dadurch sollen vorhandene Larven abgetötet werden. Ob der großflächige Einsatz sinnvoll ist, wird die Forschung zeigen.

Das Forschungsprojekt läuft noch mindestens bis zum Sommer 2020 unter der Leitung des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums und des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Goethe-Universität Frankfurt. Des Weiteren sind das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung und die Hochschule Geisenheim University maßgeblich an der Forschung beteiligt.

WissenschaftlerInnen des ISOE werden untersuchen, inwieweit die natürliche Mückenbekämpfung mittels Nelkenöl bei Friedhofsbesuchern auf Zustimmung stößt. Die Hochschule Geisenheim wiederum will die im Projekt gesammelten Daten für Modelle nutzen, die zeigen, wo und mit wie vielen Mücken zukünftig zu rechnen ist.

Neue Angebote für Kinder und Familien Sonderausstellung „Mickey, Donald & Friends“ im Landesmuseum Mainz

© GDKE Rheinland-Pfalz – Landesmuseum Mainz (Foto: Ursula Rudischer)
© GDKE Rheinland-Pfalz – Landesmuseum Mainz (Foto: Ursula Rudischer)

Kindercafé, Familien-Quiz, Leseecke und vieles mehr

Mit ganz neuen Angeboten speziell für Kinder und Familien ergänzt das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) die Sonderausstellung „Walt Disney – Mickey, Donald & Friends.“ So wurde jetzt eigens ein Kindercafé inklusive Eisverkauf eingerichtet, mit witzigen Memory-Spielen, Puzzles und Malvorlagen. Auf Wunsch können die künstlerischen Werke in einen Briefkasten eingeworfen und auf Facebook veröffentlicht werden.

Außerdem gibt es ab sofort jeden Sonntag von 12-13 Uhr öffentliche Familienführungen und ab 12.5. auch samstags von 15-16 Uhr. Eine Voranmeldung ist nicht notwendig. Die Teilnahme an der Führung kostet zusätzlich 3 Euro pro Person. Für größere Gruppen (bis zu 20 Kinder und Jugendliche) bietet sich die neue Themenführung an „Einmal Entenhausen, bitte!“, hier kann jeder miterleben, wie es den Disney-Zeichnern gelingt, die Comic-Figuren zum Lachen und Weinen zu bringen und den gezeichneten Enten und Mäusen menschelndes Leben einzuhauchen. Viele neue Angebote ergänzen zudem das Kinderprogramm: lustige Foto-Aktionen, ein spannendes Familien-Quiz, eine gemütliche Leseecke und am Ausgang erhält jedes Kind eine Überraschung.

Das museumspädagogische Rahmenprogramm für große und kleine Comic-Fans bietet zudem abwechslungsreiche Workshops und offene Ateliers mit Kurzführungen und praktischen künstlerischen Übungen. Außerdem verwandelt sich das Forum im Landesmuseum an jedem Wochenende in ein cooles Comic-Kino mit verschiedenen Disney-Klassikern für die ganze Familie. Das Programm für Kinder und Jugendliche kann direkt über Ellen.Loechner@gdke.rlp.deabgestimmt und gebucht werden.

Freuen dürfen sich alle Disney-Fans auch schon auf das große Comic-Fest im Landesmuseum, das am Sonntag, 10. Juni, einen ganzen Tag im Zeichen von Mickey, Donald & Friends steht, mit vielen interaktiven Angeboten und Überraschungen – Blubberlutsch inklusive.

„Walt Disney – Mickey, Donald & Friends“ ist eine Ausstellung von mainzplus CITYMARKETING in Kooperation mit dem Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), in Zusammenarbeit mit dem artstar Verlag GmbH, Düsseldorf. Mit rund 300 Exponaten auf fast 600 Quadratmetern Ausstellungsfläche bietet das Mainzer Landesmuseum der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) einen außergewöhnlichen Einblick in die Welt der berühmten Disney-Figuren, von der Skizze zum fertigen Comic, und stellt die Zeichner und ihre Arbeitsweisen in den Mittelpunkt – von den ersten Vorzeichnungen vor rund 90 Jahren bis heute.

Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet, das sich an alle großen und kleinen Comic-Fans richtet. Führungen, Workshops, Filme, Vorträge und viele Aktionen rund um den Kosmos Entenhausen laden noch bis zum Ende der Ausstellung am 29. Juli 2018 ins Landesmuseum Mainz ein.

Alle Informationen zur Ausstellung unter www.landesmuseum-mainz.de.

10 Jahre Goethe-Medienpreis – Ausschreibungsrunde bis 31.Juli 2018

Sechste Ausschreibungsrunde/Weiterhin einzige Auszeichnung für Journalisten im hochschul- und wissenschaftspolitischen Metier

FRANKFURT. Vor 10 Jahren feierte der Goethe-Medienpreis für wissenschafts- und hochschulpolitischen Journalismus auf Initiative der Goethe-Universität und der FAZIT-Stiftung Premiere. Bis heute ist er weiterhin die einzige Auszeichnung im deutschsprachigen Raum, bei der ausschließlich die Arbeiten wissenschafts- und hochschulpolitisch tätiger Journalisten im Mittelpunkt stehen. 15 Preisträgerinnen und Preisträger wurde in dieser Zeit prämiert mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt mehr als 37.000 Euro in den Kategorien Print, Online und Hörfunk – gestiftet von der FAZIT-Stiftung. Die Jury aus renommierten Fachleuten (s.u.) hatte in dieser Zeit die Qual der Wahl zwischen mehr als 250 zumeist überregionalen Bewerbungen.

Die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Dr. Birgitta Wolff, sagte: „Zehn Jahre nach seiner Gründung schafft der Goethe-Medienpreis spürbar mehr Aufmerksamkeit für wissenschafts- und hochschulpolitische Themen im Journalismus. Die Auszeichnung soll Ansporn sein, diesen Themen in den Redaktionen heute noch mehr Gewicht zu geben. Ich danke der Jury und der Fazit-Stiftung für ihr langjähriges und großartiges Engagement. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Zukunft des Qualitätsjournalismus, der im Zeitalter von ‚fake news‘ notwendiger ist denn je.“

Nach nunmehr fünf erfolgreichen Ausschreibungen startet der alle zwei Jahre vergebene Preis 2018 in die sechste Runde und hat sich damit als unabhängige Auszeichnung im breiten Feld der mehr als 300 deutschen Journalistenpreisen etabliert. Das zeigt insbesondere der mit inzwischen 80 Prozentsehr hohe Anteil von Bewerbungen aus überregionalen Leitmedien. Ob Süddeutsche Zeitung oder Spiegel, ob Frankfurter Allgemeine Zeitung oder ZEIT: Journalisten mit wissenschafts- und hochschulpolitischem Schwerpunkt beteiligten sich in der letzten Runde wieder mit etwa 50 Einsendungen.

Preisträgerinnen und Preisträger der letzten 10 Jahre haben sich auf höchst anschauliche, hintergründige, zum Teil alarmierende und gelegentlich auch kurzweilige Weise vertieft in herausfordernde Themen wie die Präsenz von Humboldts Denken in deutschen Unis („Goodbye Humboldt“), das Germanistik-Studium nach Einführung des Bachelors („Lesen ist kein Modul“) und die fatale Wirkung der so genannten Kapazitätsverordnung auf das deutsche Hochschulwesen („Die fiese Formel“). Die Autoren haben der universitären Wissenschaft aber auch kriminalistische Seiten abgewonnen („Der Fall Christoph Broelsch“), das immer schneller rotierende Berufungsgeschäft an deutschen Hochschulen mit dem Transfergeschäft im Fußball verglichen („Das Millionenspiel“) oder die Folgen von Ausländerfeindlichkeit in einem wichtigen Hochschulstandort analysiert („Vor Dresden wird gewarnt“). Bei aller Unterschiedlichkeit im Thema verbinden jedoch neben dem wissenschaftspolitischen Hintergrund zwei Kriterien alle diese Arbeiten und viele, die in die engere Wahl kamen: Qualität und Originalität.

Die Ausschreibungsrunde 2018, die bis zum 31. Juli läuft, startete Ende April mit einer öffentlichen Ausschreibung in der „Deutschen Universitätszeitung“ sowie „Forschung & Lehre“. Im November kommt die Jury in Frankfurt zusammen, um die Preisträger zu bestimmen, im Frühjahr 2019 ist die feierliche Preisverleihung im Rahmen der DHV-Wissenschaftsgala.

Bewerberinnen oder Bewerber schicken bitte ihre formlose Bewerbung mit dem entsprechenden Beitrag zusammen mit einer maximal einseitigen Begründung, weshalb sie ihre Arbeit für preiswürdig halten, unter dem Stichwort „Goethe-Medienpreis“ an folgende Adresse: Goethe-Universität Frankfurt, Abteilung PR und Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main.

Je Bewerber ist nur ein Beitrag zulässig. Im Falle einer thematisch orientierten Artikelserie eines Autoren-Teams wird der Preis auf die Mitglieder der Autorengruppe aufgeteilt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Mitglieder der Jury:

  • Prof. Dr. Bernhard Kempen (Präsident des Deutschen Hochschulverbandes)
  • Prof. Dr. Margret Wintermantel (Präsidentin Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD))
  • Werner D‘Inka (Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeine Zeitung)
  • Prof. Dr. Christian Floto (Abteilungsleiter Wissenschaft und Bildung, Deutschlandfunk),
  • Dr. Reinhard Grunwald (Generalsekretär a.D. der Deutschen Forschungsgemeinschaft),
  • Dr. Martin Doerry (Leitender Redakteur, DER SPIEGEL)
  • Dr. Wolfgang Heuser (Herausgeber Deutsche Universitätszeitung)
  • Marco Finetti (Pressesprecher der Deutschen Forschungsgemeinschaft)

Informationen: Dr. Olaf Kaltenborn, Leiter PR und Kommunikation,
Campus Westend, Tel: (069) 798-13035, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de,

http://goethe-medienpreis.uni-frankfurt.de