Apfelfest im Freilichtmuseum Hessenpark am 21. u. 22. Oktober 2017

Apfelfest im Hessenpark am 21. und 22. Oktober. Foto: Jürgen Lamberti
Apfelfest im Hessenpark am 21. und 22. Oktober. Foto: Jürgen Lamberti

Neu-Anspach, den 16. Oktober 2017. Zu den schönsten Seiten des Herbstes zählen die Apfelernte und das Keltern des frischen Mosts. Zusammen mit der Kelterei Heil und allen Besuchern feiert das Freilichtmuseum Hessenpark die Lieblingsfrucht der Hessen am 21. und 22. Oktober mit einem großen Apfelfest. Auf dem Programm stehen Apfel- und Obstwiesenführungen, eine Apfelsortenschau, Infostände rund ums Thema Apfel und eine Obstrallye. Wer einen Apfelbaum sein Eigen nennt, kann unserem Pomologen Früchte mitbringen und zur Sortenbestimmung vorlegen. Dabei werden pro Baum mindestens fünf Früchte benötigt. Auch für die Anschaffung eines neuen Apfelbaumes kann Expertenrat eingeholt werden.

In der Hofanlage aus Emstal-Sand (Baugruppe Nordhessen) wird vor den Augen der Besucher frischer Most auf historischen Keltern gepresst. Die Ernte der rund 200 Apfelbäume im Hessenpark fällt dieses Jahr sehr spärlich aus, da ein Frosteinbruch im Frühjahr fast alle Blüten zerstört hat. Damit der Most trotzdem aus den historischen Keltern fließen kann, werden Äpfel aus Regionen ohne Frostschäden die Hessenparkernte ergänzen. Auch bei den Speiseäpfeln wird neben den Hessenparksorten ein ausgewähltes Bio-Apfel und Birnensortiment zum Verkauf angeboten. Apfel-Allergiker können sich über verträgliche Sorten informieren und diese auch probieren oder kaufen. Bei einem Glas frischem Most aus der historischen Kelterei und dem kurzweiligen Bühnenprogramm mit Livemusik kommt garantiert gute Stimmung auf! Am Samstag sorgt der Fanfarenzug Langenbach für Unterhaltung. Am Sonntag begrüßt hr1-Moderator Kai Völker den beliebten Musiker Peter Grün.

Apfelfest im Hessenpark am 21. und 22. Oktober. Foto: Sascha Erdmann
Apfelfest im Hessenpark am 21. und 22. Oktober. Foto: Sascha Erdmann

Wer nach einem ereignisreichen Tag nicht nur tolle Erinnerungen mit nach Hause nehmen möchte, kann sich auf dem Apfelmarkt mit schönen Dingen aus der Region versorgen. Angeboten werden allerlei Köstlichkeiten von Marmeladen und Chutneys über Käse und Bio-Fleisch bis hin zu essbaren Geschenken aus frischem Obst. Außerdem gibt es Strickwaren aus Alpakawolle, Laubsägearbeiten, Korbwaren, Kränze, Pflanzen, Holzartikel, Vogelhäuser, Naturseifen und vieles mehr.

Apfelfest mit Apfelmarkt
Samstag, 21. Oktober / Sonntag, 22. Oktober 2017, 11 bis 17 Uhr
Der Apfelmarkt hat analog zum Museum von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Eintritt: Erwachsene 9 Euro, Kinder 2,50 Euro, Familien 18 Euro.
Freilichtmuseum Hessenpark GmbH
Laubweg 5
61267 Neu-Anspach

Volker Kutscher erhält das Wiesbadener Krimistipendium 2018

Volker Kutscher Foto: Diether v. Goddenthow
Volker Kutscher Foto: Diether v. Goddenthow

Volker Kutscher wird mit dem Krimistipendium der Landeshauptstadt Wiesbaden ausgezeichnet. Im März 2018 wird der renommierte und bekannte Krimiautor im Rahmen des Stipendiums vier Wochen lang in Wiesbaden leben und arbeiten, einen von seinem Aufenthalt inspirierten Kurzkrimi schreiben und in der Jury des Deutschen Fernsehkrimifestivals mitwirken. Das mit 4.000 Euro dotierte Krimistipendium wird im kommenden Jahr zum zehnten Mal vergeben.

„Volker Kutscher versteht es wie kaum ein anderer Krimiautor, historische Fakten und Literatur auf spannende Weise miteinander zu verbinden“, sagt Kulturdezernent Axel Imholz. In seinen Kriminalromanen beschreibe er auf eindrückliche Weise das Lebensgefühl der späten 20er- und 30er Jahre, einer von Emanzipation, Freiheit, Wirtschaftskrise und politischen Unruhen geprägten Epoche, die in den Nationalsozialismus mündete.

Auch freue er sich, das Krimistipendium an einen Autor vergeben zu können, der selbst Erfahrungen mit der Adaption seiner Bücher in andere Medien gemacht hat. „Im Herbst läuft die Serie ‚Babylon Berlin‘ nach den Romanen von Volker Kutscher und unter der Regie von Tom Tykwer im Fernsehen an. Vor diesem Hintergrund ist es eine besondere Freude, Volker Kutscher in Wiesbaden beim spartenübergreifenden ‚KrimiMärz‘ zu Gast zu haben“, so Imholz.

Volker Kutscher wurde 1962 in Lindlar geboren und wuchs in Wipperfürth auf. Nach seinem Studium der Germanistik, Philosophie und Geschichtswissenschaft in Wuppertal und Köln arbeitete er unter anderem als Journalist, heute lebt er als freier Autor in Köln. Bekanntheit erlangte Kutscher durch seine Reihe um den Kölner Kriminalkommissar Gereon Rath, deren erster Teil namens „Der nasse Fisch“ 2007 erschien. Die Bücher spielen im Berlin der Weimarer Republik bis in die Anfangsjahre des Dritten Reichs und thematisieren verschiedene Aspekte der damaligen Zeit, von der Vergnügungssucht der 20er Jahre bis hin zu immer gewalttätigeren Auseinandersetzungen zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten. Mit „Lunapark“ ist im November 2016 der sechste Band erschienen, insgesamt sind mindestens acht Bände geplant. Die Reihe wurde 2011 mit dem Berliner Krimipreis Reinickendorfer Krimifuchs und 2012 mit dem Krimi-Blitz von Krimi-Couch.de ausgezeichnet, der zweite Band der Reihe, „Der stumme Tod“, erhielt zudem den Burgdorfer Krimipreis 2010.

Mit der Puppe Claudius in die Römerzeit Führung für die kleinsten Besucher im Römerkastell Saalburg am 21. Oktober 2017

Foto: Diether v. Goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow

 

Claudius ist die Nachbildung einer römischen Puppe aus Lumpen, die sich im ägyptischen Wüstensand erhalten hat. Sozusagen als ihr „Verwandter“ erzählt sie den Kindern, wie es damals auf der Saalburg zugegangen ist. Gezeigt wird auch, wie sich die Römer kleideten.

Anmeldung bis Donnerstag, 19. Oktober 2017:

Puppe-Claudius2Die einstündige Führung kostet für die Kinder einen Euro, für die erwachsenen Begleitpersonen zwei Euro zuzüglich Eintritt (Kinder unter sechs Jahren frei, drei Euro für Kinder ab 6 Jahren, fünf Euro für Erwachsene, zehn Euro für Familien). Teilnahme nur nach Anmeldung bis Donnerstag, 19. Oktober, unter Tel. 06175/9374-0 (montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr oder per Email: info@saalburgmuseum.de). Die Führung kann zu anderen Terminen auch von Gruppen gebucht werden (Tel. 06175/9374-20).

Herbert Bonewitz tritt nicht mehr auf

Herbert Bonewitz bei seiner letzten Buchpräsentation "Spaß muss sein. Die benoewitzige Hausapotheke" im Mainzer Rathaus. Foto: Diether v. Goddenthow
Herbert Bonewitz bei seiner letzten Buchpräsentation „Spaß muss sein. Die benoewitzige Hausapotheke“ im Mainzer Rathaus. Foto: Diether v. Goddenthow

Der Mainzer Kabarettist Herbert Bonewitz hat bekannt gegeben, dass er seine Bühnentätigkeit ab sofort beenden wird. Anfang August erkrankte er an einer schweren Infektion und musste acht Tage lang auf der Intensivstation des Katholischen Klinikums Mainz behandelt werden. „Herzlichen Dank an dieser Stelle den Notärzten, dem Personal und den behandelnden Ärzten, sie haben einen tollen Job gemacht, dank ihnen kann ich sagen: Hurra, ich lebe noch“, so Bonewitz. Nach fast dreiwöchigem Krankenhausaufenthalt und mehrwöchiger Reha ist er zwar auf dem Weg der Besserung, sieht sich aber durch diverse körperliche Einschränkungen – unter anderem dauerhaft seh- und gehbehindert – außerstande wieder auf die Bühne zu gehen. Auch seine Ehefrau Bärbel musste sich einem mehrwöchigen Klinikaufenthalt unterziehen. „Wir leiden beide zudem an diversen Alterserkrankungen und wollen uns nach unserer Rekonvaleszenz in den kommenden Jahren ins Privatleben zurückziehen.“ Aus gesundheitlichen Gründen muss er daher seinen geplanten Auftritt im unterhaus am 18. Dezember absagen und auch seinen Auftritt bei der Nachtvorlesung am 21. Dezember. Die Karten für das unterhaus-Gastspiel werden ab sofort im unterhaus-Vorverkauf zurückgenommen und erstattet. „Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, zumal das unterhaus für mich ja schon fast wie ein zweites Wohnzimmer war und auch die Nachtvorlesung bei Christian Vahl war eine liebgewonnene Tradition.“ Sofern es ihm die Gesundheit erlaubt, will er allerdings auch künftig noch hie und da publizistisch in Erscheinung treten.

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Landesmuseum Mainz bietet erstmals inklusive Lesung an „Mainz liest bunt“: Zum bundesweiten Vorlesetag wird Buch in Leichter Sprache vorgelesen

Foto: Diether v. Goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow

Zum bundesweiteten Vorlesetag veranstaltet das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) am Donnerstag, 16. November, in Kooperation mit der Lebenshilfe Rheinland-Pfalz e.V. zum ersten Mal eine inklusive Lesung. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr und findet im Rahmen der Reihe „Mainz liest bunt“ statt. Die Vorleser sind: der ehemalige Kulturdezernent der Stadt Mainz, Peter Krawietz und Claudia Presser, die für ihre Vorlesearbeit unter anderem für die Stiftung Lesen bereits mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde.

Zudem lesen Anja Geißler, sie ist von Geburt an blind und präsentiert bei der Lesung eine ganz besondere Lesetechnik, das Lesen mit den Fingern (Braille), sowie Johannes Instinsky vom Landesbeirat behinderter Menschen der Lebenshilfe Rheinland-Pfalz. Alle vier lesen aus dem kürzlich erschienenen Buch „Geschichten aus Rheinland-Pfalz in Leichter Sprache“ vor.

Zusätzlich wird die Lesung live in Gebärdensprache gedolmetscht. Der Ausdruck „Leichte Sprache“ steht für eine leicht verständliche Art der Kommunikation. Dabei werden zum Beispiel kurze Sätze und einfache Wörter verwendet sowie unterstützende Bilder eingesetzt. Es wird zudem auf eine leicht lesbare und große Schrift geachtet. Ziel ist es, den Zugang zu Texten zu erleichtern.
„Die Themen „Inklusion und Barrierefreiheit“ liegen uns ganz besonders am Herzen.

Für unsere aktuelle Ausstellung „vorZEITEN – Archäologische Schätze an Rhein und Mosel“ haben wir bereits einen Ausstellungsführer in Leichter Sprache erstellt. Mit der ersten inklusiven Lesung in unserem Haus gehen wir diesen Weg weiter“, betont Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums.
„Geschichten aus Rheinland-Pfalz in Leichter Sprache“ enthält fünf Sagengeschichten: Das Mainzer Rad, Der Binger Mäuseturm, Die Braut von der Burg Rheinstein, Der Schatz im Feuer von Bacharach und Die Loreley. Die Erzählungen wurden von Anne-Kathrin Berg vom Zentrum für Leichte Sprache nacherzählt. Im Anschluss wurden die Geschichten dahingehend geprüft, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten die erstellten Texte und Bilder vorab begutachten und ihre Eindrücke schildern konnten. Diese wichtige Aufgabe übernahmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der in.betrieb GmbH Gesellschaft für Teilhabe und Integration. Grafikerin Julia Disser aus Landshut hat die Erzählungen liebevoll illustriert und die Wünsche und Anregungen der „Probeleser“ umgesetzt.

Der bundesweite Vorlesetag, eine Initiative der Stiftung Lesen, der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ und der Deutsche Bahn Stiftung findet seit 2004 statt. Leidenschaft für das Lesen und Vorlesen zu wecken und Kinder möglichst früh mit dem geschriebenen und erzählten Wort in Kontakt zu bringen, ist das Anliegen der Initiative. In diesem Jahr steht unter dem Titel „Lesespaß für alle“ das Thema Inklusion im Fokus. Ganz unterschiedliche Vorleserinnen und Vorleser werden Leser und Hörer mit und ohne Behinderung den Spaß am Lesen entdecken lassen und sie für inklusive Leseveranstaltungen oder inklusive Leseclubs begeistern.

Buchmesse: Druckerpresse erweist sich als Besuchermagnet des Gutenberg-Museums

Dreharbeiten am Stand des Gutenberg-Museums: SWR-Moderator Denis Scheck demonstriert den Zuschauern des Kulturmagazins "Kunscht!" an der rekonstruierten Gutenberg-Presse, wie vor 550 Jahren gedruckt wurde. Foto: Gutenberg-Museum Mainz
Dreharbeiten am Stand des Gutenberg-Museums: SWR-Moderator Denis Scheck demonstriert den Zuschauern des Kulturmagazins „Kunscht!“ an der rekonstruierten Gutenberg-Presse, wie vor 550 Jahren gedruckt wurde. Foto: Gutenberg-Museum Mainz

Eine durchweg positive Bilanz seines Auftritts auf der Frankfurter Buchmesse zieht das Mainzer Gutenberg-Museum. Fünf Tage lang hatte sich das Team um Direktorin Dr. Annette Ludwig mit spannenden Aktionen rund um Johannes Gutenberg, den Buchdruck und dessen Bedeutung im Zeitalter der Digitalisierung an einem eigenen Stand präsentiert. „Diese weltweit größte Büchermesse ist ein idealer Schauplatz, um die Buch-, Druck- und Schriftgeschichte von ihren Wurzeln bis zur Gegenwart vor regionalem und internationalem Publikum sowie vor politischen Mandats- und Würdenträgern darzustellen“, sagte Museumsdirektorin Ludwig.

Fünf Tage lang hatte sich das Team um Direktorin Dr. Annette Ludwig mit spannenden Aktionen rund um Johannes Gutenberg, den Buchdruck und dessen Bedeutung im Zeitalter der Digitalisierung auf der weltweit größten Büchermesse präsentiert li.: Direktorin Dr. Annette Ludwig. Foto: Diether v. Goddenthow
Fünf Tage lang hatte sich das Team um Direktorin Dr. Annette Ludwig mit spannenden Aktionen rund um Johannes Gutenberg, den Buchdruck und dessen Bedeutung im Zeitalter der Digitalisierung auf der weltweit größten Büchermesse präsentiert li.: Direktorin Dr. Annette Ludwig. Foto: Diether v. Goddenthow

In der Tat strömten große und kleine Buchmessen- Besucher scharenweise zum Stand des Gutenberg-Museums, um mit Techniken des Abriebdrucks zu experimentieren oder an der rekonstruierten Druckerpresse zu bestaunen, wie zu Gutenbergs Zeit gedruckt wurde. Andere informierten sich über die aktuelle Sonderausstellung “Absolument moderne!“ oder tauchten im Gutenberg-Film des Museums tief ein in Leben und Wirken Gutenbergs. Und Denis Scheck vom SWR-Kulturmagazin „Kunscht!“ nutzte kurzerhand die Gelegenheit, um einen Teil seiner Sendung von der rekonstruierten Druckerpresse des Gutenberg-Museums aus zu moderieren.

Besucherrekord bei OPEN BOOKS, OPEN BOOKS KIDS und „Literatur im Römer“ anlässlich der Frankfurter Buchmesse

Besucherinnen und Besucher Besucherinnen und Besucher standen vor "Literatur im Römer" wieder Schlange. Foto: Alexander Paul
Besucherinnen und Besucher Besucherinnen und Besucher standen vor „Literatur im Römer“ wieder Schlange. Foto: Alexander Paul

Das von der Stadt Frankfurt veranstaltete Lesefest OPEN BOOKS erlebte im neunten Jahr seines Bestehens wieder einen deutlichen Besucherzuwachs. Das Kulturamt Frankfurt als Veranstalter zählte 2017 an den Tagen vom 10. bis zum 15. Oktober 16.000 Zuschauer, die an 120 Lesungen mit 200 Mitwirkenden teilnahmen. Wie die Jahre zuvor konzentrierten sich die Veranstaltungen auf fünf Orte rund um den Römerberg. OPEN BOOKS verwandelte die Buchmesse in ein lebendiges Fest des Lesens, das auch dank des freien Eintritts für Menschen aller Generationen und Interessen offen war. Für junge Besucher gab es erstmals den Lesungsreigen OPEN BOOKS KIDS.

Die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, Dr. Ina Hartwig, sagt zum Abschluss: „Ich bin begeistert, dass ein so dichtes und hochkarätiges Programm wie das von OPEN BOOKS einen so großen Zuspruch findet. Das Buch erweist sich als großes Kulturereignis und Frankfurt kann mit Stolz sagen, dass es seinem Ruf als Buch- und Literaturstadt mehr denn je gerecht wird. Ganz besonders freue ich mich, dass bei OPEN BOOKS KIDS auch die kommende Lesegeneration angesprochen wird und die Kinder erleben konnten, was für ein Erlebnis für Augen und Ohren ein Buch sein kann.“ Die Leiterin von OPEN BOOKS, Dr. Sonja Vandenrath, ergänzt: „Wir haben in diesem Jahr einen regelrechten Wahrnehmungssprung gemacht. OPEN BOOKS gehört zu Frankfurt wie die Buchmesse selbst. Ich bin stolz und glücklich, dass unser Konzept aufgegangen ist, 120 Veranstaltungen an rund vier Tagen anzubieten und dies alles rund um den Römer. Der Römerberg war quirlig und lebendig wie noch nie zu BuchmessenTagen.

Neben dem Römer war die deutschsprachige Belletristik auch im Frankfurter Kunstverein vertreten. Foto: Alexander Paul
Neben dem Römer war die deutschsprachige Belletristik auch im Frankfurter Kunstverein vertreten. Foto: Alexander Paul

Wir hatten ein großartiges Publikum, das dankbar für das Angebot war, Lesungen aus den wichtigsten Büchern des Herbstes bei freiem Eintritt und auf kurzen Wegen erleben zu können. Die Besucherströme bei OPEN BOOKS zeigen, dass Lesungen für die Buchkultur immer wichtiger werden.“

Bereits der erstmalig in der Deutschen Nationalbibliothek stattfindende Auftakt am 10. Oktober mit doppelt so vielen Plätzen wie die Jahre zuvor war ausverkauft. OPEN BOOKS erlebt eine furiose Eröffnung, zu der die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt, Dr. Ina Hartwig, und die stellvertretende Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek, Ute Schwens, begrüßten.

Auf dem legendären „Blauen Sofa“ nahmen anschließend der frischgekürte Buchpreisträger des Jahres 2017 Robert Menasse, der Büchner-Preisträger 2014 Jürgen Becker, der französische Soziologe Didier Eribon und die Frankfurter Schriftstellerin Eva Demski Platz. Das Programm bot an den drauffolgenden Tagen eine Auslese der wichtigsten Neuerscheinungen des Herbstes, zu denen der diesjährige Ehrengast Frankreich hochkarätige Autoren wie Leila Slimani, Hédi Kaddour, Annie Ernaux und Marie NDiaye beitrugen. Sie lasen in der Evangelischen Akademie Frankfurt. Das Sachbuch im Haus am Dom erwies sich erneut als Besuchermagnet. Die deutschsprachige Belletristik in den Römerhallen und dem Frankfurter Kunstverein war mit den wichtigsten Titeln prominent vertreten. Die von Jakob Hoffmann kuratierte Comicreihe ist aus dem Programm nicht mehr wegzudenken. Vor den Römerhallen, dem traditionsreichen Veranstaltungsort von „Literatur im Römer“, stand das Publikum schon lange vor Beginn Schlange und wartete geduldig auf den Einlass, um die 16 besten Romane des Herbstes in kurzen Gesprächen und Lesungen präsentiert zu bekommen. Rund um den Römer war der Eintritt zu allen Veranstaltungen frei.

Besonderen Interesses erfreute sich in diesem Jahr das Kinderbuchprogramm OPEN BOOKS KIDS. Am Buchmesse Wochenende stellten unter anderem der bekannte Kinderbuchillustrator Ole Könnecke sein Buch „Sport ist herrlich“ und Tanya Stewner ihren zehnten Band der Erfolgsreihe „Liliane Susewind“ im kinder museum frankfurt vor und antworten auf die vielen Fragen der jungen Zuhörer. OPEN BOOKS KIDS, der erstmalig veranstalteten Lesungsreigen für Kinder im Frankfurter Kindermuseum, wird aufgrund des großen Erfolgs im kommenden Jahr fortgesetzt.

Solilesung für den in der Türkei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel im Haus am Dom. Foto: Alexander Paul
Solilesung für den in der Türkei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel im Haus am Dom. Foto: Alexander Paul

Am Samstag ging OPEN BOOKS mit der langen Lyriknacht „Teil der Bewegung“ und einer Solidaritätsveranstaltung für den in der Türkei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel im Haus am Dom zu Ende. Gefeiert wurde bei der OPEN PARTY im Literaturhaus.

Frankfurter Buchmesse 2017 war politisch wie nie – Ehrengast Frankreich und europäische Verständigung im Zentrum

Frankfurter Buchmesse 2017  mit Besucherrekord. Foto: Diether v. Goddenthow
Frankfurter Buchmesse 2017 mit Besucherrekord. Foto: Diether v. Goddenthow

Mit einem Besucherplus von 6,5 Prozent am Messewochenende und einem leichten Rückgang von 0,2 Prozent an den Fachbesuchertagen ist die Frankfurter Buchmesse 2017 am heutigen Sonntag zu Ende gegangen. 286.425 Besucherinnen und Besucher kamen zur Frankfurter Buchmesse, das entspricht einem Zuwachs von 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 7.300 Aussteller aus 102 Ländern nahmen in diesem Jahr teil. Insgesamt fanden in der Messewoche rund 4.000 Veranstaltungen statt. Das Literary Agents & Scouts Centre war mit 500 gebuchten Tischen, 788 Agenten und 321 Agenturen (davon 29 Neuaussteller) aus 30 Ländern erneut ausgebucht.

Angela Merkel. Foto: Diether v. Goddenthow
Angela Merkel. Foto: Diether v. Goddenthow

Bei der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse durch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und den französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron wurde ein starkes Zeichen für ein Europa der Kultur gesetzt. Zahlreiche Politiker, darunter die französische Kulturministerin Françoise Nyssen, die Staatsministerin für Kultur und Medien Monika Grütters, die Bundesministerin für Arbeit und Soziales Andrea Nahles, der SPD-Vorsitzende Martin Schulz und der Präsident der Europäischen Linken Gregor Gysi, besuchten die Frankfurter Buchmesse. Überschattet wurde die Buchmesse durch Konfrontationen zwischen rechten und linken Gruppierungen.

Von Fans umringt: Udo Lindenberg am teNeues-Stand. Foto: Diether v. Goddenthow
Von Fans umringt: Udo Lindenberg am teNeues-Stand. Foto: Diether v. Goddenthow

„Auf der Frankfurter Buchmesse kommen an fünf Tagen mehr als 280.000 Besucherinnen und Besucher aus über 150 Ländern zusammen. Sie ist ein Ort, der von einer enormen Vielfalt an Meinungen lebt. Wir lehnen die politische Haltung und verlegerischen Aktivitäten der Neuen Rechten entschieden ab. Dennoch sind wir als Veranstalter der größten internationalen Messe für Bücher und Medien dem Grundrecht auf freie Meinungsäußerung verpflichtet. Konflikte bleiben hier nicht aus. In diesem Jahr wurden wir Zeugen von Handgreiflichkeiten, die von der Polizei aufgelöst wurden. Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung verurteilen wir aufs Schärfste“, sagte Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse.

Grenzen der Toleranz - Wie viel Meinungsfreiheit halten wir aus?, hieß eine Talkrunde am Stand der Süddeutschen Zeitung mit (v.r.n.li.) Wolfgang Ferchl,Random House, Aleander Skipis, Hauptgeschäftsführer Börsenverein des deutschen Buchhandels, Boris Palmer, Tübinger Bürgermeister, Mitglied der Grünen, Autor von "Wir können nicht allen helfen",  und Moderatorin Franziska Augstein.  Foto: Diether v. Goddenthow
Grenzen der Toleranz – Wie viel Meinungsfreiheit halten wir aus?, hieß eine Talkrunde am Stand der Süddeutschen Zeitung mit (v.r.n.li.) Wolfgang Ferchl,Random House, Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer Börsenverein des deutschen Buchhandels, Boris Palmer, Tübinger Bürgermeister, Mitglied der Grünen, Autor von „Wir können nicht allen helfen“, und Moderatorin Franziska Augstein. Foto: Diether v. Goddenthow

„Unsere Gesellschaft steht vor großen Fragen und Herausforderungen – das war auch auf der diesjährigen Buchmesse spürbar. Gerade jetzt sind Verlage und Buchhandlungen gefragt, um Debatten anzuregen, den Dialog und die politische Auseinandersetzung zu fördern.

Der türkische Investigativjournalist Ahmet Sik erhielt den Raif Badawi Award. Er soll an den saudischen Blogger Raif Badawi erinnern, der wegen seiner islamkritischen Texte zu 1000 Peitschenhieben und 10 Jahren Haft verurteilt wurde. v.li.: Şiks Anwalt Can Atalay, Raif Badawis Ehefrau Ensaf und HaidarBundesinnenminister Gerhard Baum. Die Auszeichnung wird von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit verliehen. Foto: Diether v. Goddenthow
Der türkische Investigativjournalist Ahmet Sik erhielt den Raif Badawi Award. Er soll an den saudischen Blogger Raif Badawi erinnern, der wegen seiner islamkritischen Texte zu 1000 Peitschenhieben und 10 Jahren Haft verurteilt wurde. v.li.: Şiks Anwalt Can Atalay, Raif Badawis Ehefrau Ensaf Haidar und Bundesinnenminister a.D. Gerhard Baum. Die Auszeichnung wird von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit verliehen. Foto: Diether v. Goddenthow

In den vergangenen Tagen hat sich die Buchbranche lebendig und vielfältig gezeigt und einen starken Appell für Meinungsfreiheit und Pluralismus, für eine offene und tolerante Gesellschaft von Frankfurt aus in die Welt gesendet“, sagte Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Gast bei der Preisverleihung war der türkische, inzwischen in Deutschland lebende Journalist Can Dündar.Foto: Diether v. Goddenthow
Gast bei der Preisverleihung war der türkische, inzwischen in Deutschland lebende Journalist Can Dündar.Foto: Diether v. Goddenthow

Der frühere Bundesinnenminister Gerhard Baum unterstrich bei der Verleihung des Raif Badawie-Preises in seiner Laudatio auf den Preisträger Ahmet Şik  das Menschenrecht auf Meinungsfreiheit: Ohne Meinungsfreiheit sei eine Demokratie zum Sterben verurteilt sei: „Wir können nicht an alle denken, die im Gefängnis sitzen, aber wir müssen exemplarisch an einige denken – und zeigen, dass uns ihr Schicksal nicht gleichgültig ist.“ Ahmet Siks Buch „Die Armee des Imam“ über die Gülen-Bewegung galt in der Türkei als „das gefährlichste Buch des Landes“.

Der lichtdurchflutete, durch Kiefnerholzregalelemente in Themengebiete untergliederte Ehrengast-Pavillon lockte mit Lesungen, Ausstellungen, Attraktionen wie eine Gutenberg-Druckpresse Tausende Besucher an. Foto: Diether v. Goddenthow
Der lichtdurchflutete, durch Kiefnerholzregalelemente in Themengebiete untergliederte Ehrengast-Pavillon lockte mit Lesungen, Ausstellungen, Attraktionen wie eine Gutenberg-Druckpresse Tausende Besucher an. Foto: Diether v. Goddenthow

Ein Höhepunkt der Frankfurter Buchmesse 2017 war der Ehrengastauftritt Frankreichs. „Francfort en Français“ war das wichtigste und größte Kulturprojekt, das Frankreich jemals mit Partnern in Deutschland umgesetzt hat.

Emmanuel Jean-Michel Frédéric Macron warb bei der Eröffnung der Buchmesse für seine Visionen eines erneuteren Europas. Foto: Diether v. Goddenthow
Emmanuel Jean-Michel Frédéric Macron warb bei der Eröffnung der Buchmesse für seine Visionen eines erneuteren Europas. Foto: Diether v. Goddenthow

Es beruhte auf der engen deutsch-französischen Freundschaft und lebte von der Vision, gemeinsam ein Europa des Geistes, der Literatur und der Kultur zu schaffen. 180 französischsprachige Autorinnen und Autoren trafen bei rund 350 Veranstaltungen auf der Frankfurter Buchmesse und in der Stadt ihre Leser. Tausende Besucherinnen und Besucher haben in den letzten Tagen den französischen Pavillon mit seiner kunstvollen Holzkonstruktion besichtigt und mit Leben gefüllt.

Autorin und PEN-Präsidiumsmitglied Tanja Kinkel (li.) diskutierte mit deutschen und französischen Schülern über die Bedeutung von Meinungsfreiheit. Zweisprachige Moderation Thomas Koch (Mitte). Foto: Diether v. Goddenthow
Autorin und PEN-Präsidiumsmitglied Tanja Kinkel (li.) diskutierte mit deutschen und französischen Schülern über die Bedeutung von Meinungsfreiheit. Zweisprachige Moderation Thomas Koch (Mitte). Foto: Diether v. Goddenthow

Ein Höhepunkt im vielfältigen Programmangebot des Azubistro war die Podiumsdiskussion „Meinungsfreiheit und Diskussionskulturbei Jugendlichen in Europa“, moderiert von Thomas Koch, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. Autorin und PEN-Präsidiumsmitglied Tanja Kinkel kam mit deutschen und französischen Jugendlichen des deutsch-französischen Jugendcamps über die Meinungsfreiheit „Du hast das Wort – Tu as la parole“ ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass weder in deutschen noch französischen Schulen die Lehrer „Meinungsfreiheit“ kaum zum Thema machten, allenfalls die Schüler untereinander die Bedeutung von Meinungsfreiheit diskutierten, etwa an der Elysées Schule Paris nach den islamistischen Anschlägen auf des Satireblatt „Charlie Hebdo“. Fazit: Meinungsfreiheit ist  nichts Selbstverständliches, sie ist heute mehr gefährdet denn je, und muss als ein Menschenrecht  verteidigt werden.

Femme fatale

v.r.n.li.:Bascha Mika, Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau ,Maria Furtwängler, Cécile Calla, Rüdiger Suchsland und Barbara Vinken im lustvollen Talk über eines der ältesten Themen der Welt. Foto: Diether v. Goddenthow
v.r.n.li.:Bascha Mika, Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau ,Maria Furtwängler, Cécile Calla, Rüdiger Suchsland und Barbara Vinken im lustvollen Talk über eines der ältesten Themen der Welt. Foto: Diether v. Goddenthow

Zwar ein wenig augenzwinkernd, aber immer noch ein Aufreger-Thema, diskutierten Maria Furtwängler, Rüdiger Suchsland, Cécile Calla und Barbara Vinken über die Bilder und Waffen „der“ deutschen und französischen Frau: „Femme fatale: Erotisch, lässig, selbstbestimmt – Frauenbilder in Frankreich und Deutschland. Wo sind die fröhlichen Feministinnen?“, hieß es provokativ.

Das Lesezelt bis auf den letzten Platz mit - zumeist - fröhlichen Feministinnen belegt. Foto: Diether v. Goddenthow
Das Lesezelt bis auf den letzten Platz mit – zumeist – fröhlichen Feministinnen belegt. Foto: Diether v. Goddenthow

Moderiert wurde das Gespräch von Bascha Mika, Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau, und Feministin und Karl May-Liebhaberin. Maria Furtwängler brachte schließlich das Fazit auf den Punkt: „Französinnen dürfen vielleicht ein wenig sinnlicher und verwegener sein als deutsche Frauen!“.

Verleihung des Deutschen Selfpublishing-Preises

Erster Deutscher eBook-Award auf der Bühne von "Buchkunst". Foto: Diether v. Goddenthow
Erster Deutscher eBook-Award auf der Bühne von „Buchkunst“. Foto: Diether v. Goddenthow

Die MVB und der Selfpublisher-Verband verleihen erstmals den Deutschen Selfpublishing-Preis #dspp17. Zur Jury gehören unter anderem Jochen Wegner (Chefredakteur Zeit Online), Robert Duchstein (Geschäftsführer der Buchhandlung Reuffel), Nina George (Autorin) und Florian Geuppert (CEO Digital Content Group by Holtzbrinck). Zusätzlich wird der Träger des Publikumspreises bekanntgegeben. Moderatoren: Matthias Matting (Selfpublisher-Verband), Sandra Schüssel (MVB).

Robert Menasse, Deutscher Buchpreis 2017, auf dem blauen Sofa der ZDF-Bühne. Menasses ironischer Gesellschaftsroman mit Krimi-Elementen spielt in Brüssel. Er durchleuchtet die EU-Bürokratie und entwirft am Beispiel zahlreicher Figuren und Erzählstränge ein schillerndes Panorama der europäischen Eliten, wobei eine Sau, alle Figuren miteinander verknüpft und zugleich als Metapher dient. Foto: Diether v. Goddenthow
Robert Menasse, Deutscher Buchpreis 2017, auf dem blauen Sofa der ZDF-Bühne. Menasses ironischer Gesellschaftsroman mit Krimi-Elementen spielt in Brüssel. Er durchleuchtet die EU-Bürokratie und entwirft am Beispiel zahlreicher Figuren und Erzählstränge ein schillerndes Panorama der europäischen Eliten, wobei eine Sau, alle Figuren miteinander verknüpft und zugleich als Metapher dient. Foto: Diether v. Goddenthow

Dass die Frankfurter Buchmesse auch in diesem Jahr die weltweit größte Bühne für Literatur wurde, garantierten zahlreiche Veranstaltungen mit prominenten Autoren wie Margaret Atwood, Cecelia Ahern, Paula Hawkins, Nicholas Sparks, Édouard Louis, Kerstin Gier, Leïla Slimani, Daniel Kehlmann, Rafik Schami, Dr. Eckart von Hirschhausen, Bergsteiger-Held Reinhold Messner, Ilija Trojanow, Thriller-Autoren Dan Brown, Ken Follett und Sebastian Fitzek, Bestseller-Philosoph Dr. Richard David Precht sowie Teenager-Star Lukas Rieger u.v.a. Abends fanden in ausgewählten Bars und Clubs im Rahmen des BOOKFEST Slams, Lesungen, Networking-Events und Partys statt.

THE ARTS+, das Business Festival der Frankfurter Buchmesse, wurde in diesem Jahr erfolgreich weiterentwickelt. Auf 3.000 Quadratmetern zeigten 54 Aussteller und 31 weitere Partner innovative Projekte und Dienstleistungen – 120 Sprecher präsentierten ihre Vision für die Zukunft des Kreativsektors. Zu den bekanntesten Sprechern zählten der Volksbühne-Intendant Chris Dercon, der Leiter des ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe Peter Weibel, Astrid Welter von der Fondazione Prada, CEO und Founder von Arago Chris Boos, Artifical-Intelligence-Experte Dr. Ahmed Elgammal sowie Googles Caroline Atkinson, Wirtschaftsexpertin und ehemalige Beraterin im Kabinett Barack Obamas (hier zum Soundfile: https://soundcloud.com/detektorfm-wort/caroline-atkinson-the-economic-impact-of-culture-and-creativity-in-the-future). Künstler wie John Craig Freeman und Jeremy Bailey und Kreative wie Diane Drubay von „We are Museums“ rundeten das Programm ab.

Sound ohne Gnade: The Sisters of Mercy im Schlachthof Wiesbaden

Nicht viele Bands schaffen es, mit einem mageren Output von nur drei Studioalben eine rund 35-jährige Karriere erfolgreich zu bestreiten. The Sisters of Mercy aus Leeds gehören zu den wenigen, denen dies gelungen ist. Die Band um Sänger Andrew Eldritch existiert tatsächlich seit 1980 und veröffentlichte zwischen 1985 und 1990 die Alben „First and Last and Always“, „Floodland“ und „Vision Thing“. Und so ist es kein Wunder, dass die besten Songs daraus auch im Mittelpunkt des Konzerts Ende September im Schlachthof in Wiesbaden standen. Daneben gab es aber auch nicht-veröffentlichte Stücke wie das gleichwohl seit 2000 zum Live-Repertoire der ‚barmherzigen Schwestern‘ zählende „Crash and Burn“ zu hören. Auf der Bühne zwei Gitarristen, Eldritch am Gesang, im betont legeren Outfit mit Kapuzenshirt und Baggy Trousers, und Drumcomputer Doctor Avalanche. Im Publikum ist fast keiner unter 40, man sieht tätowierte Damen und Herren, viele auch als Gothics gestylt, obwohl sich Andrew Eldritch erklärtermaßen schon Anfang der 1990er Jahre von dieser Stilrichtung distanzierte. Nichtsdestotrotz sind es die Anhänger aus dem Gothic-Lager, die der düsteren Musik all die Jahre hindurch die Treue gehalten haben.

Das Konzert beginnt mit einer stark verkürzten Version des Songs „More“, gefolgt von „Ribbons“. Wie leider oft bei Liveauftritten der Band übertönt die Musik Eldritchs Gesang, der meist nur als ein Grummeln und Knurren wahrzunehmen ist, und auch gegen das, was eigentlich Background-Gesang sein sollte, nicht anzukommen scheint. Man fragt sich, ob die Stimme des Frontmanns durch den jahrelang praktizierten tiefen Düstergesang gelitten hat und das vielleicht der Grund für die lange Studioabstinenz sein könnte. Dass es auch anders geht, hatte die Vorgruppe des Abends bewiesen. The Membranes aus Blackpool mit Frontmann John Robb, mit seinen 56 Jahren nur zwei Jahre jünger als Andrew Eldritch, bieten Punk der ersten Stunde, gepaart mit purer Energie. Die 1977 gegründete Band veröffentlichte in den 80ern zahlreiche Alben, und auch jetzt ist John Robb noch bei guter Stimme und hat ausreichend Kondition, um mit treibenden Beats ordentlich einzuheizen. Songs des Albums „Dark Matter/Dark Energy“ wie „Do the Supernova“ und „The Hum of the Universe“ begeistern und zeigen, dass Punk auch nach 40 Jahren nicht angestaubt klingen muss.

Sieht man von den für The Sisters of Mercy schon berühmt-berüchtigten Soundproblemen ab, so gelang es der Band mit ihrer Lightshow und den für Eldritch typischen Posen, die Anhängerschaft mitzureißen. Auch wenn mancher einer bei „This Corrosion“ Patricia Morrison am Bass und den weiblichen Background-Gesang der Albumversion vermisst haben mag, scheint auch der Wiedererkennungsfaktor fast aller gespielten Stücke ein Übriges getan zu haben. Bleibt abzuwarten, ob Andrew Eldritch seine vor den Wahlen in den USA verlautbarte Ankündigung wahr macht, das nächste Album aufzunehmen, wenn Trump Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika geworden ist.

(Jutta Ziegler /Rhein-Main.Eurokunst)

Buchmesse: Ehrengast Frankreich (2017) übergab die GastRolle an Georgien (2018)

Pénélope Bagieu erhält von Paul de Sinety, Vorsitzender von „Francfort en français / Frankfurt auf Französisch symbolisch die Gastrolle 2018 übertragen. © Marie Preaud
Pénélope Bagieu erhält von Paul de Sinety, Vorsitzender von „Francfort en français / Frankfurt auf Französisch symbolisch die Gastrolle 2018 übertragen.
© Marie Preaud

Der Messesonntag der Frankfurter Buchmesse steht jedes Jahr unter dem Motto eines symbolischen Verabschiedens und Begrüßens / Auftritt Katie Melua

Frankfurt, 15.10.2017 – Jedes Jahr am letzten Tag der Frankfurter Buchmesse findet eine ganz besondere Veranstaltung statt. Am Nachmittag des Messesonntags verabschiedet sich der amtierende Ehrengast und übergibt in einer feierlichen Zeremonie an den künftigen. Eigens dafür wurde das Objekt der GastRolle kreiert, welches jährlich um einen literarischen Beitrag des folgenden Ehrengastes erweitert wird. Frankreich hatte ein Zitat von Paul Ricœur gewählt:

„Hospitalité où le plaisir d’habiter la langue de l’autre est compensé par le plaisir de recevoir chez soi, dans sa propre demeure d’accueil, la parole de l’étranger.“
„Sprachliche Gastfreundschaft also, bei der das Vergnügen, die Sprache des anderen zu bewohnen, vergolten wird durch das Vergnügen, bei sich, in seiner eigenen, gern aufnehmenden Bleibe, das Wort des Fremden zu empfangen.“

Georgien präsentierte sich auf der GastRolle mit einem Auszug aus dem Nationalepos „Der Recke im Tigerfell“ von Schota Rustaweli aus dem 12. Jahrhundert.

Wie die Sonne gleiche Lichtflut auf Gestrüpp und Rosen gießt,
sieh, dass Arm’ und Reiche du mit gleicher Fürstengnade misst.
Auch den Trotz bezwing durch Güte, die allzeit bezwingend ist
spende – wie die Flut, vom vollen Meere kommend, meerwärts fließt.

Auf der Bühne begleiteten Pénélope Bagieu, französische Autorin und Illustratorin und der georgische Autor Davit Gabunia die GastRollen-Übergabe.

Paul de Sinety, Vorsitzender von „Francfort en français / Frankfurt auf Französisch“, resümierte: „Mit dem Ehrengastauftritt Frankreichs auf der Frankfurter Buchmesse war gleichwohl auch die französische Sprache eingeladen. Dies war uns eine große Ehre und Freude und die außergewöhnliche Gelegenheit zusammen mit unseren deutschen Freunden das Europa der Kultur neu zu denken. Dies ist eine Vision, die wir gerne mit unseren georgischen Freunden teilen möchten. Die Einladung Georgiens als Gastland der Frankfurter Buchmesse 2018 ist in dieser Hinsicht sehr symbolträchtig und wir wünschen unserem europäischen Nachbarn über die Grenzen der Europäischen Union hinweg alles Gute.“

„Unser diesjähriger Ehrengast Frankreich öffnete uns den Blick für den französischen Sprachraum. Wir haben den Reichtum, die thematische Vielfalt und Widersprüchlichkeit der französischsprachigen Literatur kennengelernt, die weit über die Staatsgrenzen unseres Nachbarlandes hinweg geschrieben und gelesen wird. Mit Georgien kündigt sich nun ein Ehrengast an, dessen jahrtausendealte kulturelle Wurzeln vielen von uns noch weitgehend unbekannt sind. Wir freuen uns auf die literarischen Entdeckungen und sind sehr gespannt auf die Persönlichkeiten und Geschichten, die uns das georgische Organisationskomitee im Oktober 2018 vorstellen wird“, sagte Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse.

Der Beitrag Georgiens auf der GastRolle ist in den kunstvoll geschwungenen Buchstaben des georgischen Alphabets verfasst. Die einzigartige Schrift spielt auch für die britisch-georgische Sängerin Katie Melua, die die GastRollen-Übergabe musikalisch begleitete, eine große Rolle: „Ihr verdanke ich, dass ich das Bücherlesen liebgewonnen habe und das spielte eine entscheidende Rolle bei der Herausbildung meiner Persönlichkeit“, so die Künstlerin. „Georgien ist stets in meinem Herzen. Mein Schaffen ist ein Teil meines Charakters, der nicht zuletzt aus georgischen Buchstaben geformt wurde.“

Medea Metreveli, Leiterin des Ehrengastkomitees Georgien 2018, versprach für das nächste Jahr weitere spannende und ungewöhnliche Begegnungen. „Unter dem Motto ‚Georgia – Made by Characters‘ wollen wir die große literarische Tradition des Landes, die bis ins 5. Jahrhundert zurückreicht und so reich an Genres ist, und die einzigartige Schrift präsentieren, in der sie niedergeschrieben wurde“, erklärte Medea Metreveli. „Wir wollen zeigen, wie sich die georgische Literatur seit der Unabhängigkeit Georgiens auf eine ganz andere und experimentelle Weise etabliert und wieder ihre eigene Identität entwickelt hat. Und schließlich möchten wir unsere historischen und kulturellen Erfahrungen und unsere Antwort auf die Herausforderungen der modernen Welt mit der ganzen Welt teilen.“