Tag der Deutschen Einheit: OB Michael Ebling eröffnet Bühne der Mainzer Kunst- und Kulturszene

(gl) – Anlässlich der Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit präsentiert sich die Landeshauptstadt Mainz gemeinsam mit ihren Partnern am Bischofsplatz und in der Fuststraße, der an den beiden Festtagen unter dem Titel Mainz-Platz präsentiert wird.

Unmittelbar an die Ländermeile angrenzend wird am 2. und 3. Oktober ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm geboten, bei dem sich alles rund um die Mainzer Kunst- und Kulturszene drehen wird.

Oberbürgermeister Michael Ebling wird gemeinsam mit dem Chef der Staatskanzlei, Staatssekretär Clemens Hoch, und dem Moderator Nick Benjamin am Montag, 2. Oktober 2017 um 12 Uhr die Bühne auf dem Mainz-Platz eröffnen.

 

SWR2 Internationale Pianisten in Mainz starten wieder Sechs Klavierabende im Frankfurter Hof / Auftakt am 20. Oktober 2017 mit Pierre-Laurent Aimard / Vorverkauf hat begonnen

Mainz. Mit dem Auftritt des Franzosen Pierre-Laurent Aimard startet die Konzertreihe „SWR2 Internationale Pianisten in Mainz“ am 20. Oktober 2017, 20 Uhr, im Frankfurter Hof in ihre 19. Saison. Bei einem Pressegespräch am Ort der Konzerte stellten Sabine Fallenstein (SWR2 Landesmusikredaktion Rheinland-Pfalz), Marianne Grosse (Dezernentin für Bauen, Denkmalpflege und Kultur der Landeshauptstadt Mainz) und Ludwig Jantzer (Programmplanung Frankfurter Hof) das Programm für 2017/2018 vor.

Junge Interpreten und etablierte Namen auf internationalem künstlerischen Niveau und ein exquisites Programm prägen auch die aktuelle Saison der Reihe „SWR2 Internationale Pianisten in Mainz“: Die auftretenden Künstlerinnen und Künstler sind allesamt Kosmopoliten, doch meist hat sie die Musik- und Ausbildungstradition ihrer Herkunftsländer so geprägt, dass bei aller Globalisierung die traditionellen Klavierschulen aus Ost und West in ihrem Spiel noch immer durchschimmern. Künstlerisch individuell gestalten die Musikerinnen und Musiker die sechs Klavierabende in ihrer jeweiligen pianistischen Handschrift – mit sehr unterschiedlichen Programmen aus fünf Jahrhunderten.

Den Auftakt macht der 1957 in Lyon geborene Pierre-Laurent Aimard. Für ein „Leben im Dienste der Musik“ erhielt er in diesem Jahr den renommierten Ernst von Siemens Musikpreis. Seit Jahrzehnten ist Aimard, dessen Karriere mit dem Gewinn des Concours Olivier Messiaen 1973 entscheidend Fahrt aufnahm, als Solist auf den Konzertpodien der Welt präsent. In Mainz spielt der Franzose Werke von Claude Debussy und die anspruchsvolle „Hammerklaviersonate“ von Ludwig van Beethoven.

„SWR2 Internationale Pianisten in Mainz“ 2017/2018:

  • 20.10.2017 Pierre-Laurent Aimard (Frankreich)
  • 01.12.2017 Francesco Piemontesi (Schweiz)
  • 26.01.2017 Sophie Pacini (Italien/Deutschland)
  • 23.02.2018 Ronald Brautigam (Niederlande)
  • 23.03.2018 Andrew Tyson (USA)
  • 13.04.2018 Olga Kern (Russland/USA)

Die Konzerte beginnen um 20 Uhr. Karten zum Preis von 20 und 24 Euro zzgl. Gebühr (an der Abendkasse 22 und 26 Euro) sind erhältlich beim Frankfurter Hof, Tel.: 06131 / 22 04 38 und den bekannten Vorverkaufsstellen. Schüler und Studierende erhalten 50 Prozent Ermäßigung. Inhabern der SWR2 Kulturkarte wird 20 Prozent Ermäßigung für ein Ticket an der Abendkasse erstattet. Im Abonnement kosten die sechs Klavierabende 85 bzw. 110 Euro.

Die Veranstaltungen werden mitgeschnitten und zu einem späteren Zeitpunkt im Kulturprogramm SWR2 gesendet.

Weitere Informationen auf SWR2.de und frankfurter-hof-mainz.de

[AN-]SICHTEN Vom Umgang mit der Wirklichkeit ab 29.09.17 in der DZ-Bank Frankfurt

© Michael Schäfer ohne Titel, aus der Serie: Invasive Links, 2016
© Michael Schäfer
ohne Titel, aus der Serie: Invasive Links, 2016

Die von Thomas Rietschel kuratierte Ausstellung aus Werken der DZ BANK Kunstsammlung zeigt das Spannungsfeld zwischen Wirklichkeit und scheinbarer Realität

28 Arbeiten von dreizehn internationalen Künstlern, welche die Wahrnehmung gleich in mehrfacher Hinsicht infrage stellen, sind in der Ausstellung „[AN-]SICHTEN: Vom Umgang mit der Wirklichkeit“ vom 29. September 2017 bis 6. Januar 2018 im ART FOYER zu sehen.

Das Ausstellungsformat [AN-]SICHTEN wird von einem Gastkurator aus einem anderen Kulturbereich gestaltet. In diesem Jahr wurde Thomas Rietschel, ehemaliger Präsident der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt, eingeladen, eine Ausstellung aus der DZ BANK Kunstsammlung zu kuratieren. Thomas Rietschel hat Fotografien der Sammlung ausgewählt, die auf unterschiedliche Weise das Spannungsfeld aufzeigen zwischen einer vermeintlich objektiven Wirklichkeit und dem, was sie als scheinbare Realität darstellen. Ein Thema, das durch die gesellschaftspolitische Diskussion um „Fake News“ gerade einen aktuellen Bezug erhält.

Vertreten sind Fotoarbeiten aus der Sammlung von Gregory Crewdson, Thomas Demand, Valie Export, Joan Fontcuberta, Anton Henning, David Hockney, Barbara Klemm, Rosemary Laing, Louise Lawler, Ville Lenkkeri und Helen Sear sowie Neuerwerbungen von Barbara Probst und Michael Schäfer.

Thomas Rietschel empfiehlt, die Ausstellung als kleine Übung im vielfältigen Umgang mit der Wirklichkeit zu sehen und stellt die Arbeit „Exposure #56, NYC, 428 Broome Street, 06.05.08,1:42 p.m.“ von Barbara Probst (*1964 in München) ins Zentrum. Darin zeigt die Künstlerin eine Szene, die zur selben Zeit von zehn im Raum verteilten Kameras aus zehn Perspektiven fiktiverZeugen fotografiert wurde. Alle nehmen einen anderen Ausschnitt derselben Szene auf. Doch statt einen umfassenden Eindruck der Realität zu erhalten, entfernt sich damit der Betrachter von der einen Wirklichkeit.

Pressefotografien sind der Versuch, eine größtmögliche Annäherung an die Realität zu schaffen und sollen Zeitgeschehen dokumentarisch abbilden. Barbara Klemm (*1939 in Münster) war von 1970 bis 2005 Redaktionsfotografin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Ihr gelingt es, Bilder entstehen zu lassen, die als Schlüsselmomente der Geschichte gelten und sich ins kollektive
Bildgedächtnis einprägen.

Auch Thomas Demand (*1964 in München), der 1997/98 Stipendiat der DZ BANK Kunstsammlung war, hat einen Bezug zur Pressefotografie: Er baut berühmte Tatort- und Pressefotografien detailgetreu aus Papier nach, um sie dann zu fotografieren. Die Arbeit „Büro“ bezieht sich auf ein Zeitungfoto vom 15. Januar 1990, als Bürger der liquidierten DDR dasHauptquartier der Staatssicherheit in Berlin stürmen. Überall im Büro liegen durchwühlte Akten und Blätter, die im Nachbau bei Demand jedoch unbeschrieben sind.

Das Bildmaterial aus dem Internet, das Michael Schäfer (*1964 in Sigmaringen) als Ausgangsbasis dient, stammt oft vom Portal „LiveLeak – Redefining the Media“, das Videos von Betroffenen und Zeugen eines Geschehens zeigt. Die zumeist aus Kriegsregionen stammenden Bilder bearbeitet er nach und überschneidet sie mit subjektiven Alltagssituationen. Als derart umdefinierte Vorlagen schleust er sie erneut in die Bilderflut ein.

Ville Lenkkeri (*1972 in Oulu, Finnland) beschäftigt sich mit der Tatsache, dass der Mensch Gefallen daran hat, sich auf unterschiedliche Weise selbst Realität vorzuspielen. In den simulierten Wirklichkeiten, die er beispielsweise in Dioramen in Naturkundemuseen oder Wachsfigurenkabinetten fotografiert, verstärkt die Anwesenheit einer Person das raffinierte Spiel zwischen Realität und Fiktion.

Die großformatigen Fotoarbeiten des amerikanischen Künstlers Gregory Crewdson (*1962 in Brooklyn, USA) werden oft als unheimlich, mysteriös und fantastisch beschrieben. Der Künstler betont immer wieder, dass seine Bilder von einer Psychologie beeinflusst sind, die auf Sigmund Freuds Aufsatz „Das Unheimliche“ (1919) zurückgeht. In seinen aufwendigen Inszenierungen, die
wie Filmstandbilder wirken, ist kein Detail zufällig, keine Pose und Geste unbeabsichtigt. Louise Lawler (* 1947 in Bronxville, New York, USA) zeichnet in ihrer Arbeit „Add To It (E)“ die Entwicklungen und Wechselwirkungen zwischen Fotografie und Malerei nach. Durch das Ablichten von Kunstwerken unter Einbeziehung des Ortes thematisiert Lawler die Wahrnehmung von Kunstwerken. Auf der ersten Ebene fotografierte sie die Hängung einer eigenen Arbeit in einer Ausstellung 2003 im Portikus Frankfurt. Auf dieser Fotografie ist Gerhard Richters „Ema – Akt auf einer Treppe“ von 1966 auf dem Boden gegen die Wand gelehnt im New Yorker MoMA zu sehen.

Richter wiederum wurde zu seinem Bild durch Marcel Duchamps Malerei „Akt, eine Treppe herabsteigend Nr.2“ aus dem Jahre 1912 inspiriert. Und Duchamp bezieht sich auf Eadweard Muybridges Serienfotografie „Woman Walking Downstairs“ von 1887. Ähnlich wie Lawler stellt auch David Hockney (*1937 in Bradford, England) Malerei und Fotografie einander gegenüber. Er präsentiert auf seiner Fotografie eine Vase mit Blumen neben einem Gemälde, welches nahezu exakt dasselbe Motiv wiedergibt.

[AN-]SICHTEN
Vom Umgang mit der Wirklichkeit
29. September 2017 – 6. Januar 2018
ART FOYER der DZ BANK Kunstsammlung,
Platz der Republik, 60325 Frankfurt am Main.
Öffentlicher Zugang: Friedrich-Ebert-Anlage / Cityhaus 1.

exground-Filmfestival

exground filmfest in Wiesbaden gehört zu Deutschlands wichtigsten Filmfestivals für internationale, unabhängige Produktionen und ist ein bedeutender Treffpunkt für Journalisten, Fachbesucher und Gäste aus der Filmbranche. Alles über das Filmfestival finden Sie auf http://exground.com/festival/profil/

Meldungen zu exground auf dieser Site finden Sie unter:

Exground 30
Exground 29
Exground 27

Wiesbadener Kinofestival e. V.
exground filmfest
Ernst-Göbel-Str. 27
65207 Wiesbaden
Deutschland
Tel. +49 (611) 1 74 82 27
Fax +49 (611) 1 74 82 28
info@exground.com

Buchkunst: The Beauty & The Book Award: Wer wird das schönste Buch in Frankfurt?

Shortlist des Schönheitswettbewerbs der Frankfurter Buchmesse steht / Sieger-Abstimmung und Preisübergabe auf der Messe

buchmessenlogo2Zum vierten Mal richtet die Frankfurter Buchmesse zusammen mit der Stiftung Buchkunst den The Beauty & The Book Award aus. Frei nach dem Motto “Always (also) judge a book by its cover” wird der Publikumspreis für das schönste Buch verliehen. Sowohl für die Einreichungen wie auch für die finale Entscheidung in Frankfurt ist keine Institution sondern das Publikum selbst verantwortlich.

Über 600 Einreichungen und 80.000 Votes auf www.beautyandbook.com zeigen die große Bandbreite in diesem literarischen Schönheitswettbewerb: Vom deutschen Kinderbuchverlag bis zum malaysischen Universitätsverlag.

Dies ist die Shortlist der im Online-Voting beliebtesten Bücher in den 10 Kategorien. Sie wird gegenüber der Stiftung Buchkunst (Halle 4.1 Q31) ausgestellt, wo die Messebesucher dann auch vor Ort für den Sieger abstimmen können.

Allgemeine Literatur:
Alegori Rumah Api von Mat Luthfi (Puteh Press)

Architektur:
Modern Mosques in Malaysia: Between Regionalism and Eclecticism von Wael A. Yousef Mousa (Penerbit USM)

Design:
Für den tieferen Sinn – Duft als Medium in Kunst, Design und Kommunikation von Martin Hegel und Matthias Wagner K (Spielbein Publishers GmbH)

DIY:
Tulis! Jangan Takut-Takut von Zamri Mohamad (Legacy Publishing PLT)

Fotobuch:
Don Rosa: I still get chills von Alex Jakubowski, Lois Lammerhuber, Don Rosa (Edition Lammerhuber)

Kinder- und Jugendbuch:
Der geheimnisvolle Koffer von Herrn Benjamin von Pei-Yu Chang (NordSüd Verlag)

Kochbuch:
Hundebraten süßsauer: Kochbuch der chinesischen Hausmannskost von Pei-Yu Chang (Kunstanstifter Verlag)

Kunstbuch:
Im Licht – Im Bild von Bernhard C. Striebel (Edition Monhardt)

Natur und Garten:
Mein Bienengarten von Elke Schwarzer (Verlag Eugen Ulmer)

Reisen:
Kias Tersirat ~ Perantauan Bertemu Melayu & Islam Di Dunia Melayu Benua von Herman Abdullah (Penerbit USM)

„Die Ideen für Design und Gestaltung sind so vielfältig, wie die Inhalte der eingereichten Bücher. Auch im vierten Jahr sind wir überrascht von der regen Teilnahme. Dieser Award macht uns einfach Spaß und verbindet gleichzeitig Verlage und ihre Leser miteinander“, so Markus Gogolin, Direktor Strategisches Marketing Frankfurter Buchmesse.

„Was ist ein schönes Buch? Die Stiftung Buchkunst hat darauf ziemlich genaue Antworten. Beim The Beauty and the Book Award aber entscheidet das Publikum – aktuell mit über 80.000 Votes aus aller Welt. Umso gespannter sind wir, welcher Titel der internationalen Shortlist 2017 das Rennen machen wird“, sagt Ines Roth, Marketing & PR, Stiftung Buchkunst.

Termin der Preisverleihung
Den Machern des Buches mit den meisten Votes wird am Samstag, 14. Oktober, 16:00 – 17:00 Uhr im Gourmet Gallery Gourmet Salon (Halle 3.1 L 137) der internationale Publikumspreis „The Beauty and the Book Award“ verliehen.

Website: www.beautyandbook.com

Hashtag: #batb17

Fünf Autoren der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2017 lasen im Literaturhaus Frankfurt aus ihren Werken

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Bereits zum zehnten Mal veranstalteten gestern Abend das Kulturamt Frankfurt am Main und das Literaturhaus Frankfurt in Kooperation mit der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung anlässlich des 13. Deutschen Buchpreises den Shortlist-Abend, bei dem fünf der sechs potentiellen diesjährigen Buchpreisträger aus ihren Werken lasen und diese in Interviews mit Sandra Kegel, F.A.Z., Alf Mentzer, hr2-kultur und Gert Scobel, 3sat vorstellten.

Hauke Hückstädt, Leiter des Literaturhauses Frankfurt. Foto: Diether v. Goddenthow
Hauke Hückstädt, Leiter des Literaturhauses Frankfurt. Foto: Diether v. Goddenthow

Hauke Hückstädt, Leiter des Literaturhauses Frankfurt, freute sich bei der Begrüßung, „dass sechs Autoren auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis stehen, die kürzlich oder regelmäßig oder in Kürze ohnehin unsere Gäste waren, sind oder sein werden“, unter anderem Shooting-Star Sasha Marianna Salzmann, die für ihr Debüt „Außer sich“ (Suhrkamp Verlag, 2017) demnächst im Literaturhaus Frankfurt den Preis der Jürgen-Ponto-Stiftung entgegennehmen kann. Er gratulierte allen Autorinnen und Autoren für ihren großen Erfolg, es in diese hochkarätige Endrunde geschafft zu haben.

Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig. Foto: Diether v. Goddenthow
Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig. Foto: Diether v. Goddenthow

Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig, als Autorin und gewesene Literaturkritikerin bestens im Literaturbetrieb unterwegs, weiß, dass der große Erfolg auf der Shortlist zu stehen, durchaus als Kehrseite auch eine Strapaze für die Autoren bedeute. Aber  Strapaze, Nervosität, Konkurrenz  usw. gehörten eben auch zum Prozedere des Deutschen Buchpreises dazu.  Aber etwas sei dieses Jahr anders, stellte Hartwig fest:  Zum ersten Mal, so ihr Gefühl, sei die Jury nicht kritisiert, sondern sogar von den Medien gelobt worden. Sie habe den Eindruck, dass dieses Mal die ästhetische Qualität im Vordergrund stehe und der Buchpreis in diesem Jahr seine Aufgabe im Ideal-Sinne erfülle, so die Kulturdezernentin. Eine wirkliche Krise des Buches, die schon immer vor jeder  Buchmesse ausgerufen wurde, gäbe es nicht,  allenfalls eine Krise des Lesens, da das Internet unser Verhältnis zur Zeit verändert habe, insbesondere von Frauen, den Hauptleserinnen. War die Großzeit des Romanlesens im 19. und 20.Jahrhundert, ist die Aufgabe des Romans, oder das, was die Romane können, gleichgeblieben, so Hartwig: „Sie sind  einzigartig in der Erforschung des menschlichen Innenlebens.“ Diese Introspektion  könnten weder Film noch bildende Kunst leisten. „Das können tatsächlich nur Romane leisten“,  weswegen die Neugier auf Romane – wie auch der große Andrang des Leserpublikums heute Abend zeige – ungebrochen bleibe.

Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Foto: Diether v. Goddenthow
Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Foto: Diether v. Goddenthow

Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels , griff nicht zu hoch, als er noch ein  Schippchen drauflegte, indem er dem Publikum zurief: „Sie werden Zeugen, wie die Besten der Besten nicht nur Rede und Antwort stehen, sondern aus ihren Werken lesen werden. Das ist ein Genuss, den es so ohne Weiteres  nicht gibt!“ Skipis lobte und dankte der Jury für „die Ungeheuerlichkeit“:  sie habe über 200 Neuerscheinungen in dieser Saison nicht nur gesichtet,  sondern gelesen und daraus eine Longlist von 20 Titeln und schließlich eine Shortlist von 6 Titeln destilliert. Sie würden da heraus  am 9. Oktober 2017 auf der Veranstaltung im Kaisersaal des Römers der Stadt Frankfurt die Siegerin oder den Sieger des Deutschen Buchpreises küren.
Trotz des gewaltigen Medienumbruchs der vergangenen 10 bis 15 Jahre habe sich – auch im Umsatz der Branche – gezeigt, so Skipis, dass das Buch in der Gesellschaft fest verankert sei, weil es ganz offensichtlich die passgenaue Antwort auf  ein Bedürfnis der Menschen sei, von  anderen Menschen zu erfahren, was sie bewege, was ihre Visionen, ihre Leidenschaften  und ihre Obsessionen seien, was sie dächten. Die Rolle des Romans hatten einst, als man noch nicht publizieren konnte, Geschichtenerzähler inne, um die herum Menschen mit staunenden Augen saßen und gebannt vernahmen, was diese kundtaten. „Genau das tut Literatur. Daher ist es mir um das Buch überhaupt nicht bange. Ich weiß genau, dass wir das Buch als das, was es ist, als eine lineare Erzählung,  eigentlich alle wollen. Insofern mache ich mir keine Sorgen um das Buch“, so Skipis.

Floß der Medusa

Autor Franzobel und FAZ-Feuilleton-Redakteurin Sandra Kegel. Foto: Diether v. Goddenthow
Autor Franzobel und FAZ-Feuilleton-Redakteurin Sandra Kegel. Foto: Diether v. Goddenthow

Autor Franzobel und FAZ-Feuilleton-Redakteurin Sandra Kegel eröffnen mit dem Roman „Das Floß der Medusa“ die Shortlist-Runde. Der österreichische Autor Franzobel, Bachmann-Preisträger 1995, ist literarisch breit aufgestellt. In Anlehnung an Théodore Géricaults berühmtes Louvre-Bild „Das Floß der Medusa“ und nach gründlicher Recherchen erzählt Franzobel in seinem gleichnamigen Roman das legendäre Ende der französischen Fregatte Medusa im Jahr 1816 neu. Es ist die Geschichte eines unfähigen Kapitäns, ursprünglich Zoll-Offizier, vor Napoleon geflohen und wieder zurückgekehrt, der durch Beziehungen das Kommando über eine Flotte mir vier Schiffen nach Senegal erhielt. Schon seine  erste Fahrt endete in der Katastrophe. Der unerfahrene Kapitän war mit seiner Fregatte Medusa auf eine Sandbank aufgelaufen, da er sich über den Rat seiner Offiziere hinwegsetzt hatte.

Weil die vorhandenen sechs Rettungsboote, vier davon in schlechtem Zustand, nur einen Bruchteil der Besatzung fassen konnten, befahl der Kapitän, aus den Masten und Rahen der Medusa mit Hilfe komplizierter Seilwinden ein großes Floß zu bauen. Es maß 8 mal 15 Meter für 149 Menschen. Es versank bei Betreten so tief, dass die eng aneinander gedrängten Schiffbrüchigen sofort hüfthoch im Salzwasser standen. An Seile gekettet, sollten die Rettungsboote das völlig überladene Floss an Land ziehen. Das misslang. So kappte man nach kurzer Zeit die Seile und überließ die Schiffbrüchigen sich selbst. Franzobels Roman beginnt mit der „Rettungssituation“. Er beschreibt, was Théodore Géricaults Bild zeigt, die Situation, als der Kapitän der Argus das Elends-Floß der Medusa mit 15 eher wie lebende Toten ausschauenden Überlebenden nach 13 Tagen Irrfahrt entdeckt. An einer Leine herabhängende graue Trockenfleischstreifen, ein im Gebälk steckengebliebener, abgetrennter Fuß zeugen von Kannibalismus. Die Menschen hatten sich gegenseitig aufgegessen, um zu überleben.
2floss.der.medusa2Es ist ein ergreifender, gewaltiger Roman, der gewisse Parallelen zur Gegenwart aufzeigt und, wenn man wollte, auch als Parabel zum heutigen Flüchtlingsdrama im Mittelmeer verstanden werden könnte. Es ist ein Roman der zeigt, dass Menschen in jeder Gesellschaft unter bestimmten Bedingungen zu Barbaren werden können.

Auf das Thema gestoßen ist Franzobel „durch eine Nebenbemerkung eines Theaterintendanten“. Auch Géricaults romantisches Bild „Floß der Medusa“ habe er nicht wirklich gekannt. Er habe das Bild im Louvre studiert und viel über den Fall und Seereisen zu Anfang des 19. Jahrhunderts recherchiert. Sein ursprüngliches Vorhaben, den Roman im romantischen Stil zu verfassen, habe er jedoch wieder aufgegeben, da es  ihn zu sehr wie eine Sprachmaske erschienen wäre. Drei Jahre hat Franzobel an dem Werk gearbeitet, wobei es ihm mitunterschwer fiel, Abstand zu finden, und er mitunter „selbst nicht mehr wusste, was historisch und was erfunden war“, so der Autor.

Kieferninseln

Marion Poschmann und Alf Mentzer. Foto: Diether v. Goddenthow
Marion Poschmann und Alf Mentzer. Foto: Diether v. Goddenthow

Als zweite im Shortlist-Reigen unterhielten sich Marion Poschmann, „Kieferninseln, Suhrkamp,  und Alf Mentzer. Die Berliner Germanistin und Slawistin erhielt unter anderem den  Peter-Huchel- Preis und den Ernst-Meister-Preis für Lyrik, gewann 2013 den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis und stand bereits mit ihrem Roman „Die Sonnenposition“ auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Poschmanns psychologisch hintergründiger, völlig absurder Roman erzählt von einer wahnhaften Kurzschlußhandlung: Der Privatdozent und Bartforscher Gilbert Silvester hat geträumt, dass seine Frau ihn betrügt, und da ihn dieser Traum den ganzen Tag über verfolgt, wird hieraus für ihn Realität. Er stellt seine Frau schließlich zur Rede. Als diese ihm daraufhin vorwirft, er habe sich morgens doch selbst aus dem Haus geschlichen, „geht sie zu weit, ihm dafür noch die Schuld zu geben“. Nach einem hässlichen Streit bleibt ihm keine andere Wahl, als seine Frau Hals über Kopf zu verlassen. Gilbert Silvester steigt ins erstbeste Flugzeug und reist nach Japan. Dort fallen ihm die Reisebeschreibungen des klassischen Haiku-Dichters Bashō in die Hände, und plötzlich hat er ein Ziel: Wie die alten Wandermönche möchte auch er den Mond über den Kieferninseln sehen. Auf der traditionsreichen Pilgerroute könnte er sich in der Betrachtung der Natur verlieren und seinen inneren Aufruhr hinter sich lassen. Aber noch vor dem Start trifft er auf den suizidalen Petrochemie-Studenten Yosa, der mit einer ganz anderen Reiselektüre, einer „Anleitung zur Selbsttötung“ unterwegs ist, dem ‚Complete Manual of Suicide‘.

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Die Geschichte wird immer absurder, wobei ein wesentlicher Reiz des Romans im hohen Neurotizismusgrad des Protagonisten liegt, der den unterschiedlichsten Illusionen, Lebenslügen und Einbildungen aufsitzt, und alles im Nachgang solange rationalisiert, bis es für ihn passt, bis sein Verhalten für ihn beinahe zwingend unvermeidbar erscheint: „Im Airbus auf dem Weg nach Tokyo trank er grünen Tee, sah zwei Samuraifilme in der Rückenlehne des Vordersitzes und überzeugte sich immer wieder davon, daß er nicht nur alles richtig gemacht hatte, sondern daß sein Handeln unausweichlich gewesen war, daß es weiterhin unausweichlich war und unausweichlich sein würde, nach seiner persönlichen Meinung und nach der Meinung der Welt.“ (Kieferninseln, Suhrkamp-Verlag 2017, Seite 8).

Die Hauptstadt

Robert Menasse mit 3-Sat-Moderator Gert Scobel. Foto: Diether v. Goddenthow
Robert Menasse mit 3-Sat-Moderator Gert Scobel. Foto: Diether v. Goddenthow

Robert Menasse, dritter Autor im Shortlistreigen mit 3-Sat-Moderator Gert Scobel, ist in seinem spannenden EU-Roman „Die Hauptstadt“, Suhrkamp-Verlag, auf’s Schwein gekommen, auf das Borstenvieh als Universal-Metapher vom Glücks- bis zum Dreckschwein für alles, was Menschen sind und sein können. „Ich wollte versuchen zu erzählen: Was machen eigentlich die Menschen in der Europäischen Kommission. Sie haben ein schlechtes Image, sie sind irgendwie so mit Klischees und Vorurteilen konfrontiert“ und jeden Tag werde die Europäische Kommission aus politischem Kalkül  wie eine Sau durch’s Dorf getrieben, so der promovierte Autor. Er studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft. Sechs Jahre lehrte er – zunächst als Lektor für österreichische Literatur, dann als Gastdozent am Institut für Literaturtheorie – an der Universität São Paulo.

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Auch als  „Querschnittmaterie“ eignet sich das Schwein bestens. Denn quer durch die Europa-Bürokratie sind unter Umständen ganz unterschiedliche Abteilungen für „das Schwein“ zuständig. Das hängt davon ab, „ob das Schwein noch im Stall steht, oder ob es geliefert wird für den Schlachthof, ob es im Schlachthaus ist oder ob es bereits in der Weiterverarbeitungsindustrie ist oder im Container für den Export“, so Menasse. Jeweils sei ein anderer dafür zuständig. „Das ist ein Glücksfall, wenn man erzählen will, was die Bürokratie macht.“  Und ein zweiter Grund für die Wahl des „Schweins“ sei, dass das herumlaufende Schwein die verschiedenen Hauptfiguren des Romans miteinander verbinde, die sich zufällig am selben Platz im Zentrum von Brüssel befänden, ohne voneinander zu wissen, so Menasse. Im Kern geht es jedoch nicht nur ums Schwein. Es geht auch um einen Kriminalfall vor dem Hintergrund, dass eine Beamtin der Generaldirektion Kultur der Europäischen Kommission mit Hilfe eines Referenten das Image der EU-Kommission aufpolieren soll. Gleich zu Beginn gibt es einen Toten. Die Polizei kommt.

Es ist ein spannendes Buch mit fundiert recherchierten EU- Insiderinformationen, welches den Bogen weit spannt zwischen den Zeiten, den Nationen, dem Unausweichlichen und der Ironie des Schicksals, zwischen kleinlicher Bürokratie und großen Gefühlen.

Außer sich

Sandra Kegel mit Sasha Marianna Salzmann. Foto: Diether v. Goddenthow
Sandra Kegel mit Sasha Marianna Salzmann. Foto: Diether v. Goddenthow

Als Vierte in der Folge las und präsentierte Sasha Marianna Salzmann im Interview mit Sandra Kegel ihren autobiographisch gefärbten Debüt-Roman „Außer sich“, Suhrkamp-Verlag. Vor dem Hintergrund des Schicksals einer jüdischen Familie in Moskau, die aufgrund antisemitischer Anfeindungen in den neunziger Jahren nach Deutschland emigriert, erzählt die Autorin vom entwurzelten Schicksal des inzestuös verbandelten Zwilling-Paars Alissa und Anton. Noch in Berlin schmeißt Alissa ihr Mathematikstudium. Es hält sie vom Boxtraining ab. Anton verschwindet spurlos, bis irgendwann eine Postkarte aus Istanbul  kommt, ohne Text, ohne Absender. Alissa macht sich auf nach Istanbul, um in der zerrissenen, flirrenden  Stadt am Bosporus und in der eigenen Familiengeschichte nach ihrem verschollenen Bruder zu suchen, aber vor allem nach ihren eigenen Wurzeln, nach einem Gefühl von Zugehörigkeit jenseits von Vaterland, Muttersprache oder Geschlecht. Dabei thematisiert die Autorin perspektivisch Zugehörigkeitsfragen, erzählt humorvoll von brüchigen Identitäten und skizziert ganze Lebensgeschichten aus vier Generationen ihrer Familie.

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Sasha Marianna Salzmann, unter anderem seit der Spielzeit 2013/2014 Hausautorin am Maxim Gorki Theater Berlin, deren Stücke international aufgeführt und ausgezeichnet wurden, studierte Literatur/Theater/Medien sowie Szenisches Schreiben an der Berliner Universität der Künste. „Außer sich“  ist ihr Debütroman, für den sie im November den Preis der Jürgen-Ponto-Stiftung im Frankfurter Literaturhaus erhalten wird..

 

Schlafende Sonne

Thomas Lehr mit Alf Mentzer. Foto: Diether v. Goddenthow
Thomas Lehr mit Alf Mentzer. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Abschlussrunde des Shortlist-Abends bestritt Thomas Lehr „Schlafende Sonne“, Suhrkamp mit Alf Mentzer. Thomas Lehr stand bereits 2005 und 2010 auf der Shortlist. Sein Werk wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. 2012 mit dem Marie-Luise Kaschnitz-Preis und 2015 mit dem Joseph Breitbach-Preis. „Schlafende Sonne“ ist Teil 1 einer Roman-Trilogie geworden, als Thomas Lehr beim Schreiben seiner Dreiecksgeschichte zwischen der Malerin Milena Sonntag, ihrem Mann Jonas und ihrem ehemaligen Philosophielehrer, mit dem sie ein halbamouröses und haltwahlverwandtschaftliches Verhältnis verbindet, der Stoff entglitt und der Autor anfing, über sich selbst nachzudenken. „Da wurde der Physiker Jonas plötzlich zum Solarphysiker, und dann fing ich an über die Sonne nachzudenken, und dann merkte ich: ‚Oh, jetzt willst du einen Roman eigentlich so ziemlich über alles schreiben, was dich interessiert!‘“ Da habe man nur zwei Möglichkeiten, so Lehr:– „Entweder man hört auf oder man fängt an!“. Lehr hat sich auf das „Anfangen“ eines „sehr markanten Projektes“ eingelassen, wie er sagt, „was mich selbst, an die Grenzen dessen bringt, was ich schöpferisch entscheiden kann!“ Lehrs sehr potente Zentralmetapher dabei ist die Sonne. Auf Menasses „Die Hauptstadt“ anspielend: „Die Sonne ist mein Schwein“, vielmehr die Sonne und das Licht in seinen Hauptfacetten, nicht nur als ganz konkretes physikalisches Licht, sondern auch mit dem Motiv des Lichtes im 20. Jahrhundert. Das habe ihn umgetrieben, „weil es gewissermaßen mein oder unser Jahrhundert ist“, so Lehr.

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Im 20. Jahrhundert sei mit dem Licht, auch physikalisch betrachtet, viel Neues passiert: So habe sich mit „der Entdeckung der Quanten- und der Relativitätstheorie, die sich beide mit dem Licht beschäftigen, unser Weltbild verändert“, so der Autor. Auch die Malerei habe im 20. Jahrhundert neue Schritte unternommen. Und über das Licht als Synonym für Wahrheit und Erkenntnis, „das Licht der Erkenntnis, kam mein Steckenpferd, die Philosophie auch noch dazu“, so Lehr. Zuletzt kreiste sein Interesse um das Licht der  Sonne „als solare Physik, als Physik der Sonne und aber auch als Synonym für politische Macht.“  Von Echnaton bis zum Hakenkreuz haben sich schon immer die Mächtigen des Lichtes als Symbol politischer Macht  bemächtigt. Das alles entstand während des Schreibens, und er beschloss dies auf diese Dreiecksgeschichte draufzusetzen. Er stellte fest, wenn er noch eine vierte Figur einführe, was er mit dem 106jährigen Augenzeugen Friedrich Bernsdorf tat, kann die ganze mehrbändige, insgesamt dann 1500 bis 2000 Seiten lange Geschichte in drei Bänden gelingen.

„Schlafende Sonne“ der erste Band seines „Universal-Romanprojektes“ ist ihm schon mal  geglückt. Von einem einzigen Tag, dem 19. August 2011, ausgehend, entwirft er während eines Vernissagenbesuches   im Rückblick sprialförmig  ein  ein Jahrhundert umfassendes Geschichtslabyrinth: Hierzu lässt er den Dokumentarfilmer und Philosophielehrer Rudolf Zacharias zu einer Vernissage seiner früheren Studentin Milena Sonntag nach Berlin reisen. Auf der Ausstellung bringt er seine künstlerische Lebensbilanz und die historischen Katastrophen nebst privater Verwicklungen dreier Menschen neu zur Sprache. Sie führen ihn von den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs bis ins heutige Berlin.

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

40. LUCAS –Internationales Festival für junge Filmfans Internationales Festival für junge Filmfans Internationales Festival für junge Filmfans startet am 1.10.2017

40. Ausgabe (1. Ausgabe 1975)
Ältestes Filmfestival für junges Publikum in Deutschland
Programm Programm
Insgesamt 30 Langfilme, davon 16 in den Wettbewerben 8+ und 13+
Insgesamt 43 Kurzfilme, davon 21 in den Wettbewerben 8+ und 13+
8 Langfilme in der Reihe LUCAS #40
9 Kurzfilme im Programm „40 Jahre Kinderfilm in Oberhausen“
4 Kurzfilme im Programm „Kinder kuratieren: 4 Mal kurz“
9 Kurzfilme in der Reihe MINIS
3 Langfilme in der Reihe KLASSIKER
3 Langfilme in der Reihe YOUNG EUROPEAN CINEPHILES

Spielstätten Spielstätten
Kino im Deutschen Filmmuseum, Schaumainkai
41, 60596 Frankfurt am Main
CineStar Metropolis, Eschenheimer Anlage 40,
60318 Frankfurt am Main
Cinema, Rossmarkt 7, 60311 Frankfurt am Main
Kino im Hafen 2, Nordring 129, 63067 Offenbach/Main
Caligari FilmBühne, Marktplatz 9, 65183 Wiesbaden

Wettbewerb und Preise

Sektion 8+ Sektion 8+
Preis für den besten abendfüllenden Film (5.000 €)
Preis für den besten Kurzfilm (2.000 €)
ECFA-Award (Langfilme, undotiert)
Sektion 13+ Sektion 13+
Preis für den besten abendfüllenden Film (5.000 €)
Preis für den besten Kurzfilm (2.000 €)
Preis für eine außergewöhnliche cineastische Leistung (2.000 €)
Publikumspreis (undotiert), wird unter allen Langfilmen des Wettbewerbs gewählt

Ort:
Deutsches Filminstitut – DIF e.V.
Deutsches Filmmuseum
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main
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Weitere Infos zu Festival-Programm und Anmeldung

Kinder- und Jugend-Juroren im Interview mit Festivalleiterin Julia Fleißig. Foto: Diether v. Goddenthow
Kinder- und Jugend-Juroren im Interview mit Festivalleiterin Julia Fleißig. Foto: Diether v. Goddenthow
Informationen zum Festival im Detail:

Filmprogramm für ein Publikum von vier Jahren bis 18plus +++ Mehr als 70 Filme aus 35 Ländern +++ Internationale Filmschaffende zu Gast +++ Filmwettbewerbe um LUCAS-Preise +++ Kinder und Jugendliche gestalten Festival

Vom 1. bis 7. Oktober lädt „LUCAS – Internationales Festival für junge Internationales Festival für junge Filmfans Filmfans“ seine Gäste  zum 40. Mal an fünf Spielorte nach  nach Frankfurt, Offenbach und Wiesbaden. Mehr als 70 Filme aus 35 Ländern sind in der Festivalwoche zu sehen.

„40 Ausgaben von LUCAS, das sind mehr als vier Jahrzehnte gelebte Kinderund Jugendfilmkultur mitten in Frankfurt“, betonte der Schirmherr des traditionsreichen Festivals, Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann. LUCAS sei dabei auch immer ein „Ort der Begegnung und der Beteiligung: Es ist großartig, dass Kindern und Jugendlichen Kino nicht nur als Besucher erleben, sondern Filmschaffende, Regisseure und Schauspieler persönlich treffen sowie am Programm und in der Jury mitwirken können. So wird Kino zum Lernort.“

Filmprogramm Filmprogramm
Das Spektrum der Filme reicht von Spielfilmen über Animationsfilme bis zu Kurz-, und Dokumentarfilmen. Sie nehmen die Besucher/innen mit auf eine filmische Weltreise quer durch eine Vielfalt anderer Kulturen. Die Kinder und Jugendlichen erleben im Kino den Alltag von Gleichaltrigen in weit entfernten Ländern, begleiten junge Protagonist/innen auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden und erkennen dabei eigene Erfahrungen und Gefühle wieder. „Ich lade unsere Festivalbesucher/innen dazu ein, einzigartige Kinoerlebnisse mit uns zu teilen – denn bei uns sind internationale Filmproduktionen zu sehen, von denen manche unter Umständen nie in den deutschen Verleih kommen“, sagt die Festivalleiterin Julia Fleißig. „Auch deshalb ist LUCAS etwas ganz Besonderes.“

Vier Kurzfilmprogramme und 16 Langfilme konkurrieren in den Filmwettbewerben der Alterssektionen 8+ und 13+ um die LUCAS-Preise.
Vier Deutschlandpremieren sind in den Langfilmwettbewerben zu sehen: darunter die Schweizer Produktion DAS MÄDCHEN VOM ÄNZILOCH (CH 2016, R: Alice Schmid) am Donnerstag, 5. Oktober, in Wiesbaden und am Freitag, 6. Oktober, im CineStar Metropolis in Frankfurt. Der Film begleitet die zwölfjährige Laura, die auf einem abgelegenen Bauernhof lebt, einen Sommer lang und gibt Einblick in die Gedankenwelt des jungen Mädchens am Beginn der Pubertät. Als Laura der Legende um den Spuk in einer nahegelegenen Felsschlucht auf den Grund geht, wird es richtig spannend. Im Kino des Deutschen Filmmuseums ist am Mittwoch und Donnerstag, 4. und 5. Oktober, SWALLOWS AND AMAZONS (Schwalben und Amazonen, GB 2016) zu sehen, Philippa Lowthorpes charmanter, klassischer Abenteuerfilm vor der pittoresken Kulisse des Lake District. An denselben Tagen läuft dort auch der iranische Spielfilm GAMICHI (Steuermann, IR 2016, R: Majid Esmaeili). GAMICHI erzählt von dem iranischen Teenager Hassan, der nach dem Verschwinden seines Vaters und dem Tod seiner Mutter mit seinem Freund Naji den Fischerkahn des Vaters auf Vordermann bringt.

Ebenfalls am Mittwoch und Donnerstag, 4. und 5. Oktober, stellt LUCAS die philippinische Produktion WAN-TU-TRI (1-2-3) (1-2-3, PH 2016, R: Carlo Obispo) im CineStar Metropolis in Frankfurt vor. In WAN-TU-TRI zieht die talentierte Lulu in die philippinische Hauptstadt, um Sängerin zu werden und tappt in eine Falle. Lulus Bruder ist entschlossen, seine Schwester nach Hause zu bringen und gerät in eine Spirale aus Gewalt und Prostitution. Alice Schmid, Carlo Obispo und Majid Esmaeili sowie Javad Jafargholizad, Produzent von GAMICHI, stehen ihrem jungen Publikum in Film- und Leinwandgesprächen Rede und Antwort.

Preise
Die Jurys, die sich paritätisch aus jungen Filmfans und Branchenprofis zusammensetzen, vergeben in den Altersgruppen 8+ und 13+ den Preis für den besten Langfilm (5.000 Euro) und den Preis für den besten Kurzfilm (2.000 Euro). Zusätzlich gibt es den undotierten Publikumspreis. Zu Gast ist eine Jury der ECFA (European Children’s Film Association).

Klassiker / Young European Cinephiles/Minis
Auf drei Klassiker aus der Filmgeschichte können sich junge, aber auch erwachsene Filmliebhaber/innen, freuen. Am Donnerstag, 5. Oktober, ist im Offenbacher Kino im Hafen 2 OLIVER TWIST (GB 1948, R: David Lean) zu sehen. Das Frankfurter Cinema zeigt am Mittwoch, 4. Oktober, DIE HALBSTARKEN (BRD 1956, R: Georg Tressler) und im CineStar Metropolis läuft am Freitag, 6. Oktober, Charles Chaplins THE KID (Der Vagabund und das Kind, US 1921). An drei Abenden präsentieren die „Young European Cinephiles“, sechs Jugendliche aus Deutschland und Slowenien, das von ihnen kuratierte Programm mit den Filmen HOUSTON, WE HAVE A PROBLEM! (SI/HR/CZ/QA 2016, R: Žiga Virc), THE CONGRESS (IL/DE/BE/LU/PL/FR 2013, R: Ari Folman) und SYNECDOCHE, NEW YORK (Stage Play, US 2008, R: Charlie Kaufman) im Kino des Deutschen Filmmuseums. Die Jugendlichen widmen sich mit ihrer Filmauswahl der Frage, wie und ob in der heutigen Welt noch zwischen wahr und unwahr unterschieden werden kann und laden nach ihren Filmvorstellungen zur Diskussion. Mit der Reihe „Minis“ möchte LUCAS seine jüngsten Festivalbesucher/innen, die noch nicht zur Schule gehen, mit einer Auswahl leicht zugänglicher und doch anspruchsvoller Filme neugierig machen auf das Erlebnis Kino.

Partizipation Partizipation
Junge Filmliebhaber/innen fordert LUCAS ausdrücklich auf, das Festival mitzugestalten. Beim Mitmischen! schlüpfen die Festivalbesucher/innen in verschiedene Rollen. So berichten sie als Festivalreporter/innen über das Festivalgeschehen und führen Interviews mit Filmgästen, schreiben Filmkritiken oder entscheiden als Jury-Mitglied, wer die LUCAS-Preise bekommt. „Filmbildung und -vermittlung ist ein zentrales Anliegen des Deutschen Filminstituts“, hob Dr. Nikolaus Hensel, Vorstand des Deutschen Filminstituts, hervor. „In einer Zeit, in der das bewegte Bild im Netz, auf Smartphones und Werbeträgern den Alltag prägt, ist es wichtig, der jungen Generation zu vermitteln, dass Film ein kulturelles Gut, eine Kunstform ist.“ Ganze Filmprogramme werden von Gruppen und Schulklassen unter filmpädagogischer Anleitung kuratiert und als Programmpunkt von LUCAS vorgestellt, etwa von einer Schulklasse der Frankfurter Schillerschule. In dem Projekt „LUCAS goes Preungesheim“ kuratierten Kinder und Jugendliche einer Preungesheimer Kindertagestätte bereits in den Osterferien ein „Best-Of“ aus Kurzfilmen von LUCAS 2016, das sie an einem Open-Air-Kinoabend in ihrem Stadtteil präsentierten. Unter dem Motto „Hallo Eschborn!“ sind Kinder und Jugendliche aus Frankfurts Nachbarstadt eingeladen, bei LUCAS mitzumischen. Eine Gruppe von Schüler/innen wird als Filmpaten zu Expert/innen für den LUCASWettbewerbsfilm DIE KÖNIGIN VON NIENDORF (DE 2017, R: Joya Thome). Am Mittwoch, 8. November, präsentiert die Filmpatenklasse den Film in der Stadthalle Eschborn auf der großen Leinwand. Thomas Ebert, Erster Stadtrat der Stadt Eschborn, wünscht sich weitere Projekte dieser Art: „Die Filmpatenklasse ist ein Beispiel für ein rundum gelungenes filmpädagogisches Projekt, welches es Eschborner Kindern und Jugendlichen ermöglicht, LUCAS mitzugestalten und dabei viel über das Medium und die Kunstform Film zu lernen. Ich freue mich, dass die LUCASFestivalatmosphäre auch in Eschborn in der Luft liegen wird.“

Nicht nur Frankfurts Nachbarstädte lässt LUCAS Festivalluft schnuppern. Mit dem Filmmobil fördert LUCAS Filmbildung auch in den ländlichen Regionen Hessens. In Kooperation mit lokalen Kinobetreiber/innen, bringt LUCAS hier eine Auswahl von Festivalfilmen außerhalb der LUCAS-Festivalwoche auf die Kinoleinwand. „Die zahlreichen, hessischen Filmfestivals garantieren eine lebendige Film- und Kinokultur“, betonte Patrick Schaaf von der HessenFilm und Medien GmbH, der sich über die Stärkung des Filmstandortes Hessen freute: „LUCAS als traditionsreichstes Kinder- und Jugendfilmfestival in Deutschland ist aus der hessischen Festivallandschaft nicht mehr wegzudenken. Ich bin glücklich, dass wir uns jedes Jahr auf eine spannende und vielseitige Festivalwoche freuen dürfen.“

Die Kinder- und Jugendjury und Festivalleiterin Julia Fleißig mit Robbi (Bildmitte, Hintergrund), des Films ROBBI, TOBBI UND DAS FLIEWATÜÜT .Foto: Diether v. Goddenthow
Die Kinder- und Jugendjury und Festivalleiterin Julia Fleißig mit Robbi (Bildmitte, Hintergrund), des Films ROBBI, TOBBI UND DAS FLIEWATÜÜT .Foto: Diether v. Goddenthow

Familientag Familientag
Dienstag, 3. Oktober, 10 bis 17 Uhr
Am Dienstag, 3. Oktober, öffnet das Deutsche Filmmuseum seine Tore weit für ein Familienfest auf allen Etagen. Zahlreiche Workshops und Filmprogramme, interessante Gäste, Mitmach-Aktionen und der Festivalcheck mit Tobias Krell alias »Checker Tobi« laden Besucher/innen jeden Alters ein, die 40. Ausgabe von LUCAS ausgiebig zu feiern. Der Eintritt ist frei.

Von 10 Uhr an können Familien mit Kindern ab drei Jahren in der interaktiven Zeltlandschaft »Cinemini« spielerisch die Effekte von Licht und Schatten erkunden und im Kino ein dazu abgestimmtes Kurzfilmprogramm sehen. KLEINE REVOLTE (VE 1985, R: Olegario Barrera) bietet um 14 Uhr einen Ausflug in die LUCAS Filmgeschichte, bevor um 16 Uhr der junge Hauptdarsteller des Wettbewerbsbeitrags GILBERTS GRUSOMME HEVN (Gilberts grausame Rache, NO/SE 2016, R: Hanne Larsen) sowie die internationale Gruppe der Young European Cinephiles zur Präsentation ihrer LUCAS-Filme ins Filmmuseum kommen.

Jurymitglied Tobias Krell, besser bekannt als »Checker Tobi« vom KiKA, ist am Nachmittag bei LUCAS unterwegs und macht den Festival-Check. Professionelle Schauspiel- Stunt- und Castingworkshops vermitteln einen Tag lang Neugierigen nützliche und vergnügliche Einblicke. In den Kulissen der Ausstellung Abgedreht! Die Filmfabrik von Michel Go Abgedreht! Die Filmfabrik von Michel Go Abgedreht! Die Filmfabrik von Michel Gondry, in der Bluebox oder aber beim Kinderschminken kommt Filmset-Atmosphäre auf. Mit dem Originalmodell des Roboters aus ROBBI, TOBBI UND DAS FLIEWATÜÜT (DE 2016, R: Wolfgang Groos) steht eine beliebte Filmfigur für Erinnerungsfotos bereit.

Welche filmsprachlichen Mittel Regisseure einsetzen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen, lässt sich bei Führungen durch die Dauerausstellung ebenso erkunden wie die Vor- und Frühgeschichte des Kinos. Bei einer QuizRallye und am LUCAS-Glücksrad gibt es attraktive Preise zu gewinnen.

Podiumsdiskussion „Nachwuchsfilm und junges Publikum“

Podiumsdiskussion „Nachwuchsfilm und junges Publikum“ „Nachwuchsfilm und junges Publikum“
Donnerstag, 5. Oktober, 18 Uhr
Speeddating: Speeddating:Fördermöglichkeiten Fördermöglichkeiten Fördermöglichkeitenum 15 Uhr

Probleme und Potenziale, die die Zielgruppe des jungen Publikums für junge Filmemacher/innen mit sich bringt, ist das Thema einer Podiumsdiskussion am Donnerstag, 5. Oktober, um 18 Uhr im Deutschen Filmmuseum. Fünf Expert/innen aus der Filmbranche tauschen sich zum Thema „Nachwuchsfilm und junges Publikum“ aus.

Im Anschluss an die Diskussion laden FilmInFrankfurt und die Wirtschaftsförderung Frankfurt gemeinsam mit dem Stammtisch der Filmemacher ein zu einem Get-Together mit Vertretern der regionalen Filmbranche und internationalen Festivalgästen.
Podiumsdiskussion „Nachwuchsfilm und junges Publikum“

Podiumsdiskussion „Nachwuchsfilm und junges Publikum“
Donnerstag, 5. Oktober, 18 Uhr, Foyer des Deutschen Filmmuseums
Podiumsteilnehmer/innen:
Philipp Budweg (Produzent), Dr. Steffi Ebert (Universität Halle-Wittenberg), Hendrik Maximilian Schmitt (Filmemacher), Anna Schoeppe (Kuratorium junger deutscher Film), Joya Thome (Filmemacherin) – Moderation: Dr. Cathy de Haan

LUCAS möchte nicht nur kritische Fragen diskutieren, sondern Newcomer in der Filmbranche über ihre Möglichkeiten informieren und sie aktiv unterstützen. Um 15 Uhr beginnt im Filmcafé im Foyer des Deutschen Filmmuseums das „Speeddating Speeddating Speeddating: Fördermöglichkeiten Fördermöglichkeiten Fördermöglichkeiten“ mit drei Vertreterinnen zweier Förderinstitutionen, die interessierten Filmemacher/innen Rede und Antwort stehen.

Tagung „Film bildet!“ 
Freitag, 6., und Samstag, 7. Oktober

Aktuellen filmpädagogischen Projekten und Ansätzen in Deutschland widmet sich die Arbeitstagung „Film bildet!“ der Fachgruppe Schule und der Fachgruppe Film der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur am Freitag, 6., und Samstag, 7. Oktober, in Frankfurt.
Die Tagung findet in Kooperation mit dem Deutschen Filminstitut während LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans statt.

Nach kurzen Impulsvorträgen, unter anderem von Detlef Endeward, Niedersächsisches Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ), Reinhard Middel von Vision Kino und Christine Kopf für die AG Filmbildung und -vermittlung im Kinematheksverbund, lädt die Tagung dazu ein, verschiedene Filmbildungsprojekte vorzustellen und Erfahrungen auszutauschen. Projekte präsentieren werden unter anderem Merten Giesen vom Medienzentrum Frankfurt, Carmen Breitbach, Pädagogisches Landesinstitut Rheinland-Pfalz und Andreas Hackert, Landesfachverband Medienbildung Brandenburg e.V.. Gemeinsam sollen Qualitätskriterien festgelegt und eine Landkarte von Filmvermittlungsinitiativen in Deutschland erstellt werden.

Die Tagung steht interessiertem Fachpublikum offen.
Anmeldung über: horst.sulewski@arcor.de.

Freitag, 6. Oktober, 11 Freitag, 6. Oktober, 11–18 Uhr
Museum für Kommunikation, Schaumainkai 53, Frankfurt

Samstag, 7. Oktober, Samstag, 7. Oktober,9:30 –15 Uhr
Deutsches Architekturmuseum, Schaumainkai 43, Frankfurt

Ort:
Deutsches Filminstitut – DIF e.V.
Deutsches Filmmuseum
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main
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Hessischer Film- und Kinopreis: Ulrich Tukur erhält Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten

Foto: Diether v. Goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow

Hessischer Film- und Kinopreis: Ulrich Tukur erhält Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten
Neuer Newcomerpreis geht an Jasna Fritzi Bauer – Cassandra Steen tritt auf, Jochen Schropp moderiert

Frankfurt/Wiesbaden. Kunst- und Kulturminister Boris Rhein hat heute die ersten Nominierungen und den Ehrenpreisträger des diesjährigen Hessischen Film- und Kinopreises vorgestellt. Bei der Gala am 13. Oktober dürfen sich die Gäste auf den Moderator Jochen Schropp sowie zahlreiche Film- und Fernsehstars freuen. Als Musik-Act erwartet die Gäste eine glänzende Eröffnung der Stage Musical School Frankfurt und ein Showbeitrag von Cassandra Steen. Zudem wird erstmals der Newcomerpreis verliehen.

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein: „Der Hessische Film- und Kinopreis ist zu einem festen Bestanteil der deutschen Filmszene geworden. Darauf sind wir stolz. Ich freue mich sehr, dass in diesem Jahre wieder bekannte Persönlichkeiten zugesagt haben, wie unsere beiden Jury-Mitglieder Nina Kronjäger und Florian Bartholomäi, aber auch David Rott, Max Giermann, Anna Fischer und noch einige mehr. Ebenso freue ich mich natürlich auf die vielen Filmschaffenden, die für das nationale und internationale Ansehen des Filmstandortes Hessen stehen.“

Den Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten 2017 erhält Ulrich Tukur. Der 60 Jahre alte, im hessischen Viernheim geborene Schauspieler ist dem Publikum aus vielfach preisgekrönten Kino- und Fernsehfilmen bekannt. Er gilt als einer der renommiertesten Filmschauspieler seiner Generation in Deutschland.

Ulrich Tukur begann seine Schauspielkarriere nach dem Studium bei den Städtischen Bühnen Heidelberg. Es folgten zahlreiche Engagements an Theatern in Hamburg und Berlin, 1986 wurde er von den deutschen Theaterkritikern zum Schauspieler des Jahres gekürt. Auch in Hollywood kam er gut an: 2002 spielte er an der Seite von George Clooney im Science-Fiction-Film „Solaris“. In Deutschland brillierte Turkur in Florian Henckel von Donnersmarcks oscarprämiertem Meisterwerk „Das Leben der Anderen“ in der Rolle eines Oberstleutnants der DDR-Staatssicherheit.

Seit 2010 ermittelt Tukur als Kommissar Felix Murot im Wiesbadener Tatort. Besonderen Erfolg feierte die Episode „Im Schmerz geboren“: Sie bediente sich bei klassischen Theaterelementen, stellte Parallelen zu Tarantino und Shakespeare her und begeisterte sowohl das Publikum als auch die Kritiker. Es war vor allem Tukurs Kunst zu verdanken, dass der Film die „Goldene Kamera“ und den „Grimme-Preis“ erhielt.

Seine Entscheidung begründet Ministerpräsident Volker Bouffier wie folgt: „Seit Jahrzehnten weiß Ulrich Tukur in unzähligen Rollen mit der Vielseitigkeit in seiner Schauspielkunst zu begeistern. Dabei liegt es auf der Hand, dass er als gebürtiger Hesse auch in die Rolle des hessischen Tatort-Kommissars Felix Murot ‚geschlüpft‘ ist. Zahlreiche große Filmproduktionen dokumentieren Tukurs großartige Schauspielkarriere und nicht zuletzt in ,Grzimek‘ – womit wir wieder in Hessen sind – demonstrierte er wiederholt, wie eindrucksvoll und feinsinnig er sich in die Charaktere, die er vor der Kamera verkörpert, hineinversetzen kann. Und damit nicht genug: Nicht nur auf der Schauspielbühne oder vor dem Filmset hat er in den letzten Dekaden brilliert, auch als Musiker, Sänger, Pianist und Akkordeon-Spieler hat er sich erfolgreich hervorgetan. Somit ist Ulrich Tukur ein Allrounder, stets sicher im Takt und nichts bringt ihn dabei aus dem Rhythmus.“

Ulrich Tukur

Der Hessische Film- und Kinopreis ist in diesem Jahr mit insgesamt 192.500 Euro dotiert.

Der erstmals vergebene, mit 7.500 Euro dotierte Newcomerpreis geht an Jasna Fritzi Bauer. Sie wurde 1989 in Wiesbaden geboren und gehörte zuerst dem Jugendclub und später dem Ensemble des Hessischen Staatstheaters an. Ihre Schauspielausbildung absolvierte sie an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“. Von 2012 bis 2015 stand sie am Wiener Burgtheater auf der Bühne. Im Jahr 2013 war sie für ihre Rolle in Bettina Blümners Drama „Scherbenpark“ als „Beste Schauspielerin“ für den Hessischen Fernsehpreis nominiert

Jasna Fritz Bauer beweist in ihren Porträtrollen immer wieder Feingefühl für provokante Charaktere – etwa die am Tourette-Syndrom leidende Eva in ihrem Kinodebüt „Ein Tick anders“, als suizidgefährdete Charleen in der Tragikomödie „About a Girl“ oder als Nazi-Mädchen Vera im Frankfurter Tatort „Land in dieser Zeit“. Auch ihre Darstellung des schrägen Berliner Görs Mifti in ihrem Spielfilmdebüt „Axolotl Overkill“ überzeugte Publikum und Kritiker.
Kunst- und Kulturminister Boris Rhein: „Jasna Fritzi Bauer ist eine der ausdrucksstärksten und begehrtesten Jungschauspielerinnen ihrer Generation. Ihre Darstellung von problematischen Jugendlichen sucht ihresgleichen. Mit großer Spielfreude und mitreißender Energie weckt sie Empathie beim Zuschauer und überzeugt sofort mit ihrem Spiel. Ich freue mich, eine so talentierte junge Schauspielerin mit unserem neuen Newcomerpreis auszeichnen zu können.“

In der Kategorie Hessischer Filmpreis – Spielfilm sind nominiert:

· Vorwärts immer (Regie: Franziska Maletzky)
· Nur Gott kann mich richten (Regie: Özgür Yildirim)
· Ostwind – Aufbruch nach Ora (Regie: Katja von Garnier)

In der Kategorie Hessischer Filmpreis – Dokumentarfilm sind nominiert:

· Wunder der Wirklichkeit (Regie: Thomas Frickel)
· Moritz Daniel Oppenheim (Regie: Isabel Gathof)
· A Gravame – Das Stahlwerk, der Tod, Maria und die Mütter von Tamburi (Regie: Peter Rippl)

Die Nominierungen in beiden Kategorien sind mit je 5.000 Euro dotiert.

In der Kategorie Hessischer Fernsehpreis – Beste Schauspielerin sind nominiert:

· Corinna Harfouch für ihre Leistung im Fernsehfilm „Viel zu nah“ (ARD) 2017, Regie: Petra K. Wagner
· Tijan Marei für ihre Leistung im Fernsehfilm „Ellas Baby“ (ARD) 2017, Regie: David Dietl
· Caroline Peters für ihre Leistung im Ferns „Kalt ist die Angst“ (ARD) 2017, Regie: Benno Kürten

In der Kategorie Hessischer Fernsehpreis – Bester Schauspieler sind nominiert:

· Jens Harzer für seine Leistung im Fernsehfilm „Tatort – Amour fou“ (ARD) 2017, Regie: Vanessa Jopp
· Ernst Stötzner für seine Leistung in der Fernsehserie „Charité“ (ARD) 2017, Regie: Sönke Wortmann
· Manfred Zapatka für seine Leistung im Fernsehfilm „Sanft schläft der Tod“ ARD 2017, Regie: Marco Kreuzpaintner

Die Nominierungen für den Hessischen Fernsehpreis sind undotiert.
„Eine Preisverleihung zeigt nicht nur die Bandbreite schauspielerischen Könnens und herausragende Regie-Arbeit. Sie demonstriert gleichzeitig den Erfolg guter Förderung, die zu außergewöhnlichen Projekten führt. Gerade im letzten Jahr hat die Hessische Landesregierung entscheidende Schritte unternommen, um Hessens als Filmstandort weiter auszubauen. So wurden die Förderbedingungen angepasst, die Aufnahme Hessens im Länderverbund der großen Filmförderer „Focus germany“ ist gelungen, eine besondere Nachwuchsförderung wurde eingeführt und schließlich wurden auch mehr Filmfördermittel zur Verfügung gestellt. Die Filmförderung liegt in Hessen somit inzwischen bei rund 10 Millionen Euro“, so Kunst- und Kulturminister Boris Rhein abschließend.

Weitere Informationen 

 

Inhaltsskizzen der Nominierungen zum Hessischen Film- und Kinopreis 2017

Kategorie Spielfilm

Vorwärts immer (Deutschland 2017, 98 Minuten)
Regie: Franziska Meletzky

„Vorwärts immer!“ ist eine turbulente und kurzweilige Komödie über die DDR in ihren letzten Tagen. Regisseurin und Co-Autorin Franziska Meletzky versteht es, die Themen Theater und Politik, die von den Augen des Zentralkomitees kritisch bewacht werden, humorvoll und dennoch realistisch umzusetzen. Ebenso gelingt es ihr mit spürbarerer Leichtigkeit, aus ihrem gut besetzten Schauspielerensemble großartige Leistungen heraus zu holen. Allen voran brilliert Jörg Schüttauf in einer Doppelrolle als falscher und echter Erich Honecker, der mit Hedi Kriegeskotte eine ebenbürtige Margot Honecker zur Seite gestellt bekommen hat. In Sorge um seine Tochter will er als falscher Honecker getarnt, einen Schießbefehl zurückziehen, was natürlich das ein oder andere „Opfer“ mit sich bringt.

„Vorwärts immer“ ist heitere und intelligente Unterhaltung, nicht zuletzt dank einer großartigen Regiearbeit und einer Top-Besetzung.

Oswind – Aufbruch nach Ora (Deutschland 2017, 110 Minuten)
Regie: Katja von Garnier

„Ostwind – Aufbruch nach Ora“ ist der dritte Teil der hessischen Erfolgsgeschichte unter der Regie von Katja von Garnier. Die Protagonistin Mika bricht mit ihrem Pferd Ostwind nach Andalusien auf und die Regisseurin nimmt den Zuschauer mit bildgewaltigen Landschaftsaufnahmen mit auf diese Reise. Untermalt von harmonischer Musik entstand ein wunderschöner Abenteuerfilm, der nicht nur das junge Publikum begeistert. Katja von Garnier beweist auch hier wieder, dass sie weiß, wie man Pferde zu einem ausdrucksstarken Teil des Darstellerensembles macht, das bis in die Nebenrollen u.a. mit Nicolette Krebitz und Martin Feifel prominent besetzt ist.

Mit „Ostwind – Aufbruch nach Ora“ werden nicht nur Sehnsüchte gestillt, der Film zeigt auch, wie gefährlich ökonomisch zielgerichtete Vorhaben der Natur werden können und welche Macht kulturelle Traditionen haben können, um diese Pläne erfolgreich zu durchqueren.

Nur Gott kann mich richten (Deutschland 2017, 90 Minuten)
Regie: Özgür Yildirim

In „Nur Gott kann mich richten“ kreuzen sich die Wege des Ex-Knackis Ricky, seines jüngeren Bruders Rafael und der Polizistin Diana, die alle drei eigentlich nur ihre Träume verwirklichen wollen. Um ihr Ziel zu erreichen, kommen sie aber an bösen Taten nicht vorbei. Den Schauplatz dieser Begegnungen bildet die Stadt Frankfurt, die von der Kamera atmosphärisch beeindruckend eingefangen wird. Das ist nicht zuletzt auch dem herausragenden Szenenbild zu verdanken. Bemerkenswert ist außerdem, wie es dem Regisseur Özgür Yildirim gelingt, neben einer starken Charakterstudie auch eine realistische Milieustudie abzubilden.

„Nur Gott kann mich richten“ ist ein starker Genrefilm, in dem neben dem perfekt besetzten Ensemble um Moritz Bleibtreu, Edin Hasanovic und Birgit Minichmayr auch Frankfurt eine großartige Hauptrolle übernimmt.

Kategorie Dokumentarfilm

A Gravame – Das Stahlwerk, der Tod und die Mütter von Tamburi (Deutschland 2017, 72 Minuten)
Regie: Peter Rippl

„A Gravame – Das Stahlwerk, der Tod und die Mütter von Tamburi“ ist ein Dokumentarfilm über einen paradiesischen Ort, der bedroht ist von einem gigantischen Umweltskandal. Die Menschen, die dort leben, können seit Jahren nur zwischen Arbeit und Gesundheit wählen, denn das größte Stahlwerk Europas befindet sich vor den Toren ihrer Altstadt.

Der Filmemacher Peter Rippl verzichtet auf reißerische und reportagenhafte Klischees. Er portraitiert die Bewohner Tarantos und ihre sehr unterschiedlichen Haltungen zu dieser Lage präzise und neugierig. Er schaut genau auf die politischen Verwicklungen und hört seinen Protagonisten aufmerksam zu.

Seinen Beobachtungen folgend sehen wir, wie Glaube, Musik und die Liebe zur Heimat, Widerstand aufkeimen und Hoffnung wachsen lässt. Dabei beweist Peter Rippl eine lässige Sicherheit für formale Stilmittel und Rhythmus und schafft es, eine filmische Wucht zu entwickeln, die uns fesselt.

Moritz Daniel Oppenheim (Deutschland 2017, 100 Minuten)
Regie: Isabel Gathof

In einer hessischen Mittelstadt wird eine abstrakte Stahlskulptur und eine bronzene Menschenfigur aufgestellt. Welche Person, welche Idee und welche Geschichte steckt dahinter? Die Filmemacherin Isabel Gathof nimmt uns mit auf eine Reise zu den Machern der Skulpturen und in die Vergangenheit des Malers „Moritz Daniel Oppenheim“.

Parallel zur Entstehung der Skulpturen entblättert sie das Leben des Malers und so gelingt es Isabel Gathof, kreatives Schaffen sinnlich fühlbar zu machen. Ohne belehrend zu werden, lässt sie den Zuschauer erfahren, wie ein außergewöhnlicher Künstler Anfang des 19. Jahrhunderts in Frankfurt, einer kulturellen Hochburg, als Deutscher und Jude in seinen Bildern gesellschaftliche Themen und jüdische Traditionen betrachtet. Und sich, seiner Traditionen bewusst, eine gesellschaftliche Position erarbeitet, während andere Juden in jener Zeit zum christlichen Glauben konvertierten, um vollkommen anerkannt zu werden.
Isabel Gathof liefert damit einen wunderbaren Dokumentarfilm, der dem Publikum einen neuen Einblick in das Entstehen von Werken beschert.

Wunder der Wirklichkeit (Deutschland 2017, 97 Minuten)
Regie: Thomas Frickel

Einen Film über einen toten Freund und Kollegen zu machen, ist nicht einfach. Thomas Frickel hat es dennoch gewagt und Martin Kirchberger und seiner Künstlergruppe „Cinema Concetta“ einen Dokumentarfilm gewidmet.

Zu Beginn zwingt er den Zuschauer teil zu haben an dem Flugzeugunglück, das sich am 22. Dezember 1991 in der Nähe von Heidelberg ereignete, und in dem Martin Kirchberger und fast alle Passagiere ums Leben kamen. Dann reißt der Film ab und es folgt eine Kollage aus Original-Aufnahmen, Zeichnungen und Erinnerungen von Familienmitgliedern und Freunden. Dazwischen hört man immer wieder die Stimme des Filmemachers. Er beschreibt die kreative Starrheit, der sich die damalige Künstlerszene in Rüsselsheim stellen musste, und die provokativen und politisch motivierten Ideen, mit denen man sich dieser geistigen Beengtheit stellte.

Thomas Frickels Dokumentarfilm „Wunder der Wirklichkeit“ geht unter die Haut und ist eine sehr persönliche Widmung an einen unvergessenen Freund und Künstler.

Kategorie Fernsehpreis – Beste Schauspielerin

Caroline Peters in „Kalt ist die Angst“ (ARD 2017, Regie: Benno Kürten)

Caroline Peters ist immer noch mehr als ihre Szene, immer noch hintergründiger als ihr Text, immer noch geheimnisvoller als der Plot. Hinter ihrem Spiel lauert etwas; da ist so eine schwindelnde Tiefe. Ihr stets bedächtiges Tempo gibt einer seltenen Intensität Raum. Caroline Peters spielt in „Kalt ist die Angst“ eine psychisch labile Frau, die, verstrickt in eine Intrige, am Ende ihr Schicksal beherzt in die Hände nimmt. Sie beherrscht dabei eine beeindruckende schauspielerische Vielstimmigkeit: Selbst wenn ihre Figur am Boden zu liegen scheint, lässt Peters eine innere Stärke durchscheinen; und umgekehrt verleiht sie ihr in ihren triumphalsten Momenten immer auch etwas Verletzliches.

Corinna Harfouch in „Viel zu nah“ (ARD 2017, Regie: Petra K. Wagner)

Caro ist Mutter, Caro ist Polizistin. Diese beiden Leben prallen plötzlich aufeinander, als sie ihren geliebten Sohn eines Gewaltverbrechens verdächtigt. Corinna Harfouchs ist Caro. Sie vereint dabei scheinbar weit entfernte Gegensätze. Die Figur, die sie spielt, ist verwundet, irregeleitet, suchend. Gleichzeitig ist sie Fundament des Films, das, worauf alles lastet. Sie entwickelt selbstbewusst eine atemberaubende Präsenz. Gleichzeitig ordnet sie ihr Spiel demütig der Geschichte unter. Corinna Harfouch lebt förmlich in den Sätzen dieses klugen Drehbuchs. Ihre stärksten Momente hat sie jedoch, wenn sie schweigend innehält. Dann ist sie im besten Sinne bildfüllend. Corinna Harfouch hat den Mut zur Pause. Und so hypnotisiert sie uns Zuschauer, lässt uns eintauchen in Caros Innenwelt. Wir zweifeln mit ihr, wir triumphieren mit ihr, wir rätseln mit ihr – und am Ende erkennen wir.

Tijan Marei in „Ellas Baby“ (ARD 2017, Regie: David Dietl)

Tijan Marei hat diese ganz besondere Wirkung. Sie scheint von einem frischen Windhauch umgeben. Eine wache Natürlichkeit geht von ihr aus. Ganz selbstverständlich bewegt sie sich im erfahrenen Ensemble von „Ellas Baby“ und ist sofort das Herz des Films. Ihre Ella, ungewollt schwanger, ist alles gleichzeitig: kindlich und klug, verletzlich und trotzig, total überfordert und doch geerdet. Tijan Marei interpretiert diese Adoleszenz variantenreich, authentisch und umwerfend lässig. Wo nimmt sie das bloß her? Das ist wohl ihr Geheimnis, aber wir wollen unbedingt mehr davon sehen!

Kategorie Fernsehpreis – Bester Schauspieler

Jens Harzer in „Tatort – Amour fou“ (ARD 2017, Regie: Vanessa Jopp)

Wäre dieser „Tatort“ ein Uhrwerk, Jens Harzer wäre seine Triebfeder. Er hat 90 Minuten Zeit, eine Figur zu entwickeln, und diese Zeit nimmt er sich auch. Er spielt Armin, einen schwulen Witwer – traurig, hochintelligent, unnahbar. Jens Harzer schickt uns auf eine Reise. Auf dieser Reise wird unser Bild von diesem Armin ständig verändert. Wir starten mit Ablehnung, dann zweifeln wir, wir rätseln, wir verdächtigen, und am Ende – selten im „Tatort“-Kosmos – sind wir zu Tränen gerührt. Das ist Storytelling! Ein guter „Tatort“ ist immer auch eine Momentaufnahme unserer Gesellschaft. „Amour fou“ ist ein ehrenvolles Plädoyer für Toleranz und gegen Ausgrenzung. Jens Harzers berührendem Spiel ist es aber zu verdanken, dass dieser „Tatort“ mehr ist als ein Lehrstück; Harzer erhebt es zu einer universellen Liebesgeschichte, zu etwas, was über den Zeitgeist hinausragt.

Manfred Zapatka in „Sanft schläft der Tod“ (ARD 2017, Regie: Marco Kreuzpainter)

Das muss man können – eine Nebenfigur zum heimlichen Zentrum eines Films zu machen. Manfred Zapatka gelingt dieses Kunststück in „Sanft schläft der Tod“. Unaufdringlich, aber unaufhaltsam gerät man in seinen Sog. Ist gebannt, wie sich dieser Ex-Stasi-Mann, diese gescheiterte Existenz zum leidenschaftlichen Kämpfer und selbstlosen Retter entwickelt. Zapatka lässt uns tief in die Vergangenheit seiner Filmfigur schauen. Jeder Blick zeugt von Schmerz und Sehnsucht. In der brüchigen Stimme schwingen Verbitterung und Resignation. Einen solchen Verlierer zum Helden machen zu können, das ist große Schauspielkunst.

Ernst Stötzner in „Charité“ (ARD 2017, Regie: Sönke Wortmann)

Pathologe, Prähistoriker, Politiker – Rudolph Virchow ist ein äußerst komplexer Charakter, und Ernst Stötzner schraubt sich mit großer Präzision in diese Rolle. In „Charité“ sind sie alle versammelt, die historischen Schwergewichte und Alphatiere. In diesem Reigen spielt Ernst Stötzner mit kontrollierter Zurückhaltung. Ihm genügt eine Augenbrauenbewegung, um Irritation und innere Kämpfe auszudrücken, ein kleines Zucken der Mundwinkel, um die enorme Angespanntheit eines Mannes zu offenbaren, der um Selbstbeherrschung ringt. Und dann gibt es diese bewegenden Momente, wenn sich Leidenschaft und Kampfgeist fast explosionsartig Bahn brechen. – Eine brillante Charakterstudie.

Weitere Informationen 

Rendezvous der Ost-Ampelmännchen und Mainzelmännchen-Ampelmännchen

Ost-Ampelmännchen auf dem Weg zum Rendezvous ... Foto: Diether v. Goddenthow
Ost-Ampelmännchen auf dem Weg zum Rendezvous …
Foto: Diether v. Goddenthow

(gl) Anlässlich des Tags der Deutschen Einheit treffen Ost-Ampelmännchen und Mainzelmännchen-Ampelmännchen in Mainz aufeinander

Das gibt es nur in Mainz! Seit Ende November 2016 leuchtet die erste Mainzelmännchen-Ampel Deutschlands an einem Fußgängerüberweg in der Großen Bleiche auf Höhe des Neubrunnenplatzes. Mittlerweile wurden weitere Mainzelmännchen-Ampeln im Stadtgebiet installiert und sind zu richtigen Eyecatchern und Besuchermagneten geworden.

Anlässlich der bevorstehenden Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit hat sich die Landeshauptstadt Mainz etwas Besonderes einfallen lassen. Am Fischtorplatz, mitten im Herzen der Mainzer Innenstadt, sollen eine Mainzelmännchen-Ampel und eine Ost-Ampelmännchen-Ampel aufgestellt werden und bis Mitte Oktober den Mainzerinnen und Mainzern und den Gästen am Tag der Deutschen Einheit den Weg leuchten.

Oberbürgermeister Michael Ebling wird gemeinsam mit dem Chef der Staatskanzlei, Staatssekretär Clemens Hoch, am Montag, 25. September 2017 um 13 Uhr die beiden Ampeln am Fischtorplatz in Betrieb nehmen.

Magistrat beschließt: Goetheplakette für Moses Pelham

(kus) Am Freitag, 22. September, hat der Magistrat der Stadt Frankfurt beschlossen, den Künstler Moses Pelham mit der Goetheplakette der Stadt Frankfurt auszuzeichnen. Sein jüngstes Album trägt den Titel „Herz“ und ist eine Hommage an seine Heimatstadt Frankfurt am Main sowie den Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe.

„Moses Pelham hat als einer der deutschen Sprechgesangs-Pioniere wesentlichen Anteil daran, dass dieses Musikgenre binnen der vergangenen 20 Jahre zu einer international respektierten Kunstform avanciert ist. Mit seinem Werk hat Pelham seiner Heimatstadt Frankfurt ein musikalisches Denkmal gesetzt und sich auf lyrisch anspruchsvolle Weise mit sozialer Gerechtigkeit, Vielfalt und Heimatverbundenheit auseinandergesetzt“, begründet Oberbürgermeister Peter Feldmann die Entscheidung, Pelham mit der Goetheplakette auszuzeichnen.

Der 1971 in Frankfurt geborene Sohn des US-amerikanischen Bluesmusikers Moe Pelham hat mit seinem Debüt-Album „Direkt aus Rödelheim“, das unter dem Label Rödelheim Hartreim Projekt in Kooperation mit Thomas Hofmann entstand, im Jahre 1994 Musikgeschichte geschrieben und im Laufe seiner Karriere Künstler wie Sabrina Setlur und Xaiver Naidoo entdeckt. „Moses Pelham hat in seiner Karriere viel erreicht und ist dabei stets authentisch und offen für neue Einflüsse geblieben. Während anderen der Ruhm zu Kopf gestiegen wäre, ist Pelham stets mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben und hat sich weder von Lob, noch von Kritik von seinem ganz eigenen Weg abbringen lassen“, sagt Feldmann.
Die Goetheplakette der Stadt Frankfurt wird jährlich verliehen. Sie kann an Dichter, Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler und andere Persönlichkeiten des kulturellen Lebens verliehen werden, die durch ihr schöpferisches Wirken einer dem Andenken Goethes gewidmeten Ehrung würdig sind. Preisträger sind unter anderem der Verleger Peter Suhrkamp (1956), der Philosoph Theodor W. Adorno (1963), der Literatur-Kritiker Marcel Reich-Ranicki (1984) und der Architekt Albert Speer (2003).