9. Deutscher Archäologiekongress vom 3. bis 8. Juli 2017 in Mainz mit Exkursionen zu einzigartigen Fundstätten

v.li.Prof. Dr. Alfried Wieczorek, Vorsitzender des West- und Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung e.V. (WSVA) und Vizepräsident des Deutschen Verbandes für Archäologie e.V. (DVA),Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE Rheinland-Pfalz,Dr. Birgit Heide, GDKE, Kommissarische Direktorin Landesmuseum Mainz, Dr. Jasper von Richthofen, Vorsitzender des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumswissenschaften e. V. (MOVA), Prof. Dr. Claus von Carnap Bornheim, Vorsitzender des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumswissenschaften e. V. (NWVA). Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
v.li.Prof. Dr. Alfried Wieczorek, Vorsitzender des West- und Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung e.V. (WSVA) und Vizepräsident des Deutschen Verbandes für Archäologie e.V. (DVA),Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE Rheinland-Pfalz,Dr. Birgit Heide, GDKE, Kommissarische Direktorin Landesmuseum Mainz, Dr. Jasper von Richthofen, Vorsitzender des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumswissenschaften e. V. (MOVA), Prof. Dr. Claus von Carnap Bornheim, Vorsitzender des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumswissenschaften e. V. (NWVA). Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Kaum ein Deutscher Archäologiekongress verspricht so spannend zu werden, wie der derzeitige 9. Deutsche Archäologiekongress vom 3. Bis 8. Juli 2017 im Mainzer Landesmuseum. Geht es doch neben Vortragsreihen, Diskussionsrunden, Arbeitsgruppen, Poster-Ausstellungen auch um so zentrale Fragen wie „Prekäre Beschäftigungsverhältnisse“, „Archäologie und Identität“ und „Migration und Mobilität in der Menschheitsgeschichte“. Darüber hinaus haben die über 650 Kongressbesucher die Chance, die wesentlichen Highlights Rheinland-Pfälzischer Archäologie aus 400 Grabungsstätten in der Jubiläumsausstellung „vorZeiten“ im Landesmuseum besichtigen zu können sowie an zahlreichen Exkursionen teilzunehmen, etwa zum: Isis-Tempel oder zur Kirche St. Johannis in Mainz sowie Exkursionen etwa zur Georgskapelle nach Heidesheim, zur Kaiserpfalz in Ingelheim, zur Römervilla in Bad Kreuznach und zur Klosterruine Disibodenberg.

Was die Sache, insbesondere für Teilnehmer von außerhalb besonders spannend mache, sei, dass es „wahrscheinlich im Bundesvergleich keine Region oder Regionen wie in Rheinland-Pfalz gibt, die eine solche Qualität an Funden haben“, unterstreicht Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE Rheinland-Pfalz, mit ein wenig Stolz die Bedeutung von Mainz als diesjährigen Kongress-Ort beim Pressegespräch. Mainz und Tier gingen als urbane Zentren auf die Römerzeit zurück. Allein das seien Qualitäten, „die tatsächlich nicht vergleichbar sind mit anderen Grabungsstätten im Bundesgebiet.“, so der GDKE-Generaldirektor. „Rheinland-Pfalz müsse keinen Vergleich mit irgendeiner anderen Landschaft im westlichen Mitteleuropa scheuen.“Schließlich belegten die außerordentlich hohe Zahl an archäologischen Funden und Befunden nicht weniger als 4 Mio. Jahre Erd- und 800.000 Jahre wechselvolle Menschheitsgeschichte an Rhein und Mosel, deren Highlights gegenwärtig in der Landesausstellung VorZeiten im Landesmuseum Mainz gezeigt werden.“, Thomas Metz.

Das sieht auch ähnlich so der Vorsitzender des West- und Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung e.V. (WSVA) und Vizepräsident des Deutschen Verbandes für Archäologie e.V. (DVA) Prof. Dr. Alfried Wieczorek: Zum einen sei Mainz ein Ort für Archäologen, wo man immer gerne wieder kommt, vor allem dann, wenn es viel Neues zu sehen gäbe, nicht nur die fantastische Ausstellung VorZeiten, in der die Highlights aus 70 Jahren Rheinland-Pfälzische Landesarchäologie gezeigt würden. „Sondern hier in Mainz und Umgebung sind unglaublich wichtige, interessante Grabungen, die zur Zeit laufen, allein die Ausgrabung an der Johanniskirche, die wirkliche ein Unikat ist für die Archäologie nördlich der Alpen, so Prof. Dr. Alfried Wieczorek. Das sei ein außergewöhnlicher Standort mit fantastischen Funden, ein Ort, „den man als Archäologe unbedingt mal gesehen haben muss.“ Denn so schnell käme ein solcher Ort, an dem man so etwas Besonderes sehen kann, nicht wieder, schwärmt der WSVA- und DVA-Vorsitzende.

Der diesjährige Archäologen-Kongress wäre nicht „bloß“ ein Tagungsprogramm, „dass sich alle drei Jahre, sozusagen kulminiert in einem großen Archäologiekongress“. Vielmehr habe es der Kongress in diesem Jahr auch mit unzähligen wichtigen Dingen außerhalb dieses Kongressgebäudes zu tun, nämlich mit den Ausgrabungen, mit den archäologischen Stätten in der Umgebung von Mainz und in Mainz selbst, so Wieczorek. Diese würden in ihrer Veränderung vergangener 70 Jahre dem Teilnehmer-Kreis aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Polen, Tschechien, Dänemark, aus der Schweiz und den Beneluxländern die in dieser Woche präsentiert werden.

„Aktuell stehen wir angesichts vieler finanzieller Engpässe vor großen Herausforderungen“, ergänzt Dr. Jasper von Richthofen, Vorsitzender des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung (MOVA) „das macht die Bedeutung dieses Archäologiekongresses deutlich und wir müssen uns zugleich immer wieder neu mit der Frage beschäftigen, welche Rolle die archäologische Wissenschaft für die Gesellschaft spielen kann.“

In den unterschiedlichen Arbeitsgruppen diskutieren Expertinnen und Experten um Themen wie etwa die Vielfalt der Geschlechter, Migration und aktuelle Forschungsergebnisse oder um das Schwerpunktthema des diesjährigen Kongresses: „Archäologie und Identität“. „Angesichts der Zerstörungen von kulturellem Erbe in den letzten Jahren wird der Kulturgutschutz aktuell viel diskutiert und auch die umfassenden Migrationsbewegungen stellen uns vor neue Herausforderungen“, so Prof. Dr. Alfried Wieczorek.

Ein weiteres aktuelles Thema sind „prekäre Beschäftigungsverhältnisse“ in der Archäologie. Dabei geht es unter anderem um problematische Zeitverträge und unverhältnismäßige Entlohnung. „Für den wissenschaftlichen Nachwuchs ist diese Situation zunehmend untragbar und sie bedroht auch die Qualität der Arbeit in der Denkmalpflege“, so Prof. Dr. Claus von Carnap Bornheim, Vorsitzender Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsforschung, „wir werden die Thematik daher intensiv im Laufe des Archäologiekongresses mit allen Beteiligten diskutieren.“

„Das Herz der Archäologie schlägt in diesem Jahr in Mainz“, freut sich die kommissarische Direktorin des Landesmuseum Mainz, Dr. Birgit Heide, „mit unserer aktuellen Landesausstellung „vorZeiten“ präsentieren wir zudem eine außergewöhnliche Zeitreise durch 400 Millionen Jahre Erd- und Kulturgeschichte mit faszinierende Zeugnissen längst vergangener Epochen und einmaligen Exponaten – von den erdgeschichtlichen Anfängen bis in die Gegenwart. So gesehen ist es uns eine große Ehre, dass wir den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Archäologiekongresses das reichhaltige kulturelle Erbe von Rheinland-Pfalz erlebbar machen können.“

Der 9. Deutsche Archäologiekongress des Deutschen Verbandes für Archäologie und der Deutschen Altertumsverbände wird veranstaltet für den Deutschen Verband für Archäologie vom West- und Süddeutschen Verband für Altertumsforschung in Kooperation mit dem Mittel- und Ostdeutschen Verband für Altertumsforschung. Kooperiert wird dabei in Mainz mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz und seinen Direktionen Landesmuseum Mainz und Landesarchäologie, Außenstelle Mainz. Im Landesmuseum befindet sich zugleich das Tagungsbüro. Weitere Kooperationspartner und Tagungsorte sind das Römisch-Germanische Zentralmuseum, das Institut für Altertumswissenschaften, Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Deutschen Archäologen-Verband.

Landesmuseum Mainz: Termine im Juli 2017

Foto:. Diether v. Goddenthow
Foto:. Diether v. Goddenthow

SO 02.07. | 11.00
Überblicksführung durch die Landesausstellung „vorZEITEN“

SO 02.07. | 14.00 – 16.00
Familiensonntag
› Familienführung um 14.30 Uhr: Tierisch heilig!

SO 02.07. | 15.00
beziehungsWeise
Kunst, Religion, Musik

DI 04.07. | 12.30 – 13.00
KiM – Kunst in der Mittagspause

DI 04.07. | 18.00
Kurzführung durch die Landesausstellung „vorZEITEN“ mit Workshop
› Im Garten Karls des Großen

MI 05.07. | 17.00 – 18.00
Der frische Blick
› Christine Reifenberger blickt auf Hans Hartung, Ohne Titel, 1962

DO 06.07. | 12.30 – 13.00
KiM – Kunst in der Mittagspause

SA 08.07. | 14.00
Führung zur Landesausstellung „vorZEITEN“ mit den Mainzer Gästeführern
› Treffpunkt Johanniskirche, Bischofsplatz 10

SA 08.07| 19.00
Konzert der Villa Musica
› Bachfamilie

SO 09.07. | 11.00
Themenführung durch die Landesausstellung „vorZEITEN“
› Planung und Zufall – Untersuchungsmethoden der modernen Archäologie

SO 09.07. | 15.00
Kunst gucken – Kinderführung: Vorsicht, zerbrechlich! Das „weiße Gold“ im Museum

DI 11.07. | 12.30 – 13.00
KiM – Kunst in der Mittagspause

DI 11.07. | 18.00
Vortrag zu „vorZEITEN“
Die Hunnen im Westen? Der Schatzfund von Rülzheim
› Dr. Ulrich Himmelmann

DO 13.07. | 12.30 – 13.00
KiM – Kunst in der Mittagspause

SA 15.07. | 10.00 – 17.00
Erlebniswochenende: Ritter

SO 16.07. | 10.00 – 17.00
Erlebniswochenende: Ritter

DI 18.07. | 12.30 – 13.00
KiM – Kunst in der Mittagspause

DI 18.07. | 18.00
Überblicksführung durch die Steinhalle

DI 18.07. | 18.00
Der Weinsalon zu Gast im Innenhof

DO 20.07. | 12.30 – 13.00
KiM – Kunst in der Mittagspause

DO 20.07. | 20.00
Mondscheinkino im Innenhof
› Das Leben des Brian, GB 1979

FR 21.07. | 20.00
Mondscheinkino im Innenhof
› Allied – Vertraute Fremde, USA 2016

SA 22.07. | 14.00 – 16.00
Offenes Atelier – Die Mitmachwerkstatt
› Naturmaterialien aus der Steinzeit

SA 22.07. | 20.00
Mondscheinkino im Innenhof
› Der 1. Ritter, USA 1995

SO 23.07. | 11.00
Themenführung durch die Landesausstellung „vorZEITEN“:
› Die Schönheit der Dinge – Kleinode, Waffen und Kultobjekte

SO 23.07. | 15.00
Kunst gucken – Kinderführung: Ritter im Landesmuseum

MO 24.07. | 14.00 – 17.00
Sommerferienkurs Zeichnen
› Sketchwalk Mainz
› Treffpunkt: Vor dem Landesmuseum

DI 25.07. | 12.30 – 13.00
KiM – Kunst in der Mittagspause

DI 25.07. | 14.00 – 17.00
Sommerferienkurs Zeichnen
› Sketchwalk Mainz oder Skizzieren im Museum

DI 25.07. | 18.00
Überblicksführung durch die Landesausstellung „vorZEITEN“

MI 26.07. | 14.00 – 17.00
Sommerferienkurs Zeichnen
› Skizzenbuchwerkstatt im Museum

DO 27.07. | 12.30 – 13.00
KiM – Kunst in der Mittagspause

DO 27.07. | 14.00 – 17.00
Sommerferienkurs Zeichnen
› Skizzenbuchwerkstatt im Museum

FR 28.07. | 14.00 – 17.00
Sommerferienkurs Zeichnen
› Skizzenbuchwerkstatt im Museum und gemeinsamer Ausklang im Museumscafé

SA 29.07. | 14.00
Führung zur Landesausstellung „vorZEITEN“ mit den Mainzer Gästeführern
› Treffpunkt: Römisches Theater/Lutherkirche

SO 30.07. | 11.00
Überblicksführung durch die Landesausstellung „vorZEITEN“
SO 30.07. | 15.00
Kunst gucken – Kinderführung: Die Welt ist eine Reise wert

Landesmuseum Mainz,
Große Bleiche 49-51.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz

Eine Bibel des Komischen oder „Komik. Ein interdisziplinäres Handbuch“, herausgegeben von Uwe Wirth, erschienen im Metzler- Verlag

komik-coverDieses Buch war längst überfällig: „Komik. Ein interdisziplinäres Handbuch“, jetzt erschienen im Stuttgarter Metzler-Verlag, herausgegeben vom Gießener Literaturprofessor Uwe Wirth und mit verfasst von 20 hochkarätigen Co-Autoren, entführt uns in ganz unterschiedliche gesellschaftspolitische, philosophische, psychologische, kulturelle, religiöse und mediale Welten des Komischen.
Erst jetzt beginnt man – auch in der akademischen Welt – wohl zu begreifen, was Komik als Forschungsgegenstand ist: der Brückenkopf für jede Erforschung der Kultur – vor allem der eigenen. Hierbei leistet Uwe Wirths „Komik. Ein interdisziplinäres Handbuch“ wahre Pionierarbeit: Auf 400 Seiten haben 20 Autorinnen und Autoren aus 10 verschiedenen Disziplinen (darunter etliche Beiträger mit praktischer Erfahrung in der Komikproduktion, so dass sich der Begriff ‚interdisziplinär‘ auch auf die ‚Praxeologie‘ des Komischen beziehen lässt) in sechsjähriger Arbeit alles zusammengetragen, was sich zurzeit über das Phänomen Komik wissen lässt.

Neben der Erschaffung einer Enzyklopädie des Komischen geht es den Autoren auch auch darum, die interkulturellen Verschiedenheiten in der Wertschätzung des Komischen und so etwas wie eine Binnenperspektive auf die Kulturen des Komischen aufzuzeigen. So werden auch die unterschiedlichen Stile des Komischen, die mitunter sogar Komikschulen hervorgebracht haben, dargestellt: Man denke nur an Loriot, Otto Waalkes, Monty Python, und natürlich an die von Robert Gernhardt mitbegründete Neue Frankfurter Schule, aus der die Satire Zeitschrift Titanic 2 hervorgegangen ist. Freilich gibt es auch – wie man zuletzt im Fall Jan Böhmermann gesehen hat, unterschiedliche Stile – und Kulturen – der Humorlosigkeit. Dabei zeigt sich gerade am Widerstand gegen das Komische, insbesondere am Wunsch, dem Witz und der Satire Grenzen aufzuzeigen, welch außergewöhnlich interessanter Untersuchungsgegenstand das Phänomen Komik ist.

„Komik“ ist das erste wissenschaftlich fundierte Kompendium des Humors, eine höchst empfehlenswerte Bibel des Komischen für alle, die sich ernsthaft mit den Phänomen des Humoristischen beschäftigen wollen. In „Komik“ erhalten sie erstmals einen breiten Überblick über die vielfältigen Formen und Themen des Komischen, methodische Zugänge und somit eine Bestandsaufnahme der aktuellen Komikforschung insgesamt.

In einem ersten Teil werden die Grundbegriffe wie Komik, Humor, Witz, Ironie, Satire, Parodie, Komödie, aber auch Randphänomene wie Dummheit, Groteske, Sarkasmus dargestellt.

Im zweiten Teil werden die vielfältigen Ansätze und methodischen Zugänge zur Komikforschung in verschiedenen Disziplinen beleuchtet: von der Anthropologie und Philosophie über die Hirnforschung, die Psychologie und die Psychoanalyse, bis hin zu Sprach- und Literaturwissenschaft, Soziologie, Gender-Forschung und Interkulturalität.

Im dritten Teil stehen die historischen Erscheinungsformen des Komischen in verschiedenen Gattungen und Medien im Fokus: von Literatur und Theater über Presse, Malerei und Grafik bis zu Film, Fernsehen, Rundfunk und den neuen Medien.

komik-cover

Uwe Wirth (Hg.) Komik. Ein interdisziplinäres Handbuch
Metzler-Verlag, Stuttgart 2017, Gebundene Ausgabe: 415 Seiten, 69,95 Euro
ISBN-13: 978-3476023490

 

 

 

 Aus dem Inhaltsverzeichnis

I Grundbegriffe des Komischen
1 Komik Tom Kindt 2
2 Humor Tom Kindt 7
3 Witz Stefan Willer 11
4 Ironie Uwe Wirth 16
5 Satire Rüdiger Zymner 21
6 Parodie Uwe Wirth 26
7 Komödie/Tragikomödie Bernhard Greiner 30
8 Das Groteskkomische Günter Oesterle 35
9 Spaßmacher Hans Rudolf Velten 42
10 Lachen Christiane Voss 47
11 Dummheit Uwe Wirth 52
12 Wortspiel Alexander Brock 56
13 Sarkasmus Burkhard Meyer-Sickendiek 61

II Methodische Zugänge zum Komischen
14 Philosophie Achim Geisenhanslüke 68
14.1 Zum Begriff der Komik 68
14.2 Komik und Witz in der Philosophie 68
14.2.1 Komik und Witz in der englischen
Aufklärung: Shaftesbury, Addison,
Hutcheson 69
14.2.2 Kant, der Witz und das Wissen 71
14.2.3 Ästhetik des Komischen: F. Schlegel
– Schopenhauer – Nietzsche 72
14.2.4 Witz bei Bergson und Freud 73
14.2.5 Anthropologie des Witzes: Plessner,
Ritter und Marquard 75
15 Anthropologie
Tom Kindt / Robert Vellusig 78
15.1 Bioanthropologie 78
15.2 Philosophische Anthropologie 80
15.3 Anthropologische Psychologie 83
15.4 Kulturanthropologie 86
16 Psychologie, Medizin, Hirnforschung
Willibald Ruch / Jennifer Hofmann 89
16.1 Der Lustigkeitseindruck 89
16.2 Lächeln 90
16.3 Lachen 92
16.4 Erheiterung 93
16.5 Struktur und Prozesse: Die Verarbeitung
von Komik 94
16.6 Motivationale Prozesse 95
16.7 Stimmung und Persönlichkeit 96
16.8 Humor als Tugend/Charakterstärke 96
16.9 Messverfahren 97
16.10 Weitere Aspekte einer Psychologie des
Humors 98
17 Komik, Witz und Humor in der Psychoanalyse
Michael Wetzel 101
17.1 Freuds ursprüngliche Einsicht 101
17.2 Sparsamkeit und Verausgabung 105
17.3 Andere Schauplätze des Lachens 108
18 Linguistik und Humor Helga Kotthoff 112
18.1 Sprachspiele, Rahmungsspiele,
Necken 112
18.2 Pointen und (semantische) Inkongruenzen
113
18.3 Humor, Ironie und die Griceschen
Maximen der Kommunikation 115
18.4 Komik, Humor und Ironie in der
Interaktionsforschung 117
18.5 Humor in der Gruppe und in den
Medien 118
18.6 Lachen im Gespräch 119
19 Literaturtheorie 122
19.1 Rhetorisch-poetologische Ansätze
Arne Kapitza 122
19.2 Sprechakttheorie und Komiktheorie 125
19.3 Bachtins Ansatz im Spannungsfeld von
Karneval und Literatur 128
19.4 Neuere (analytische, systemtheoretische,
performanztheoretische) Ansätze
Uwe Wirth 129
20 Komik, Gesellschaft und Politik
Arne Kapitza

usw. über: komik-inhaltsverzeichnis

Schirn Kunsthalle Frankfurt provoziert mit Friedens-Ausstellung „Peace“ – Keine „Flower-Power-Romantik“

Foto: Diether v. Goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow

Ob „PEACE“ die Seelen der Menschen erreichen wird, wird sich erst noch zeigen müssen: Denn mutig präsentiert die Schirn Kunsthalle Frankfurt vom 1. Juli bis 24. September 2017 ihre „diskurtive“ Gruppenausstellung PEACE bewusst ohne „Flower-Power-Romantik“ á la Blumenkränzchen um Gewehre, Taubensymbolik oder Regenbogenfarben, und ohne das legendäre PEACE-Zeichen, welches am Osterwochenende im April 1958 in London erstmals bei einem Anti- Atombomben-Marsch gezeigt, und seit den Anti-Vietnamkriegs-Aktionen bis zum heutigen Tage weltweit zum Symbol aller Friedensbewegten schlechthin avancierte.

Die Ausstellungsmacher haben das alte PEACE-Zeichen nach einer Publikums-Ausschreibung im Frühjahr 2017 abgelöst durch einen ent-emotionalisierenden hellblauen Punkt, den blauen Planeten Erde symbolisierend, religionsneutral. Auch in den weiteren Positionen wird der eigenwillige neue Weg, den die Ausstellung „PEACE“ geht, um „Frieden“ zu thematisieren, sichtbar.
Frieden zeigt sich, so die Ausstellungsmacher, nicht als Gegenstand, sondern als Prozess von Interaktion und Kommunikation – nicht nur zwischen Menschen, sondern auch zwischen allen Akteuren des Ökosystems. Diese Ansicht unterscheidet sich grundlegend vom humanistischen Weltbild, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Der Blick richtet sich nun auf die Umwelt: auf Wasser, Pflanzen, Tiere, auch auf die leblosen Dinge. Es findet eine Neubewertung der Hierarchien innerhalb des Ökosystems und der letztlich schädlichen Aneignungs- und Verwertungsstrategien des Menschen statt. Die in der Ausstellung versammelten Arbeiten widmen sich dieser Neubewertung und beleuchten über Umwege u. a. soziale Systeme wie die Sprache oder Rituale des Gebens, Schenkens und Nehmens, die das (Zusammen-)Leben der Menschen erst ermöglichen. Die Ausstellung PEACE versteht sich als Impuls, darüber nachzudenken, was Frieden sein kann.

Die Ausstellungsmacher wollten erst gar nicht den unmöglichen Versuch erliegen, darzustellen, wie Frieden aussehen und was Frieden sein könnte. Vielmehr geht es ihnen um den Prozess des Friedens, nämlich um die Frage: „Wie geht Frieden eigentlich?“
Zu Einstieg in diesen spannenden Diskurs haben Dr. Philipp Demandt, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, Matthias Ulrich, Kurator der Ausstellung, und das Schirnausstellungsteam – gefördert von der Dr. Marschner Stiftung und den Gemeinnützigen Kulturfonds Frankfurt RheinMain – zwölf international renommierte Künstlerinnen und Künstler versammelt, die in ihren unerwarteten spannenden Positionen das Thema PEACE aus zeitgenössischer Perspektive betrachten.

Golden Ghost (The Future Belongs To Ghosts), 2011 von Surasi Kusolwong konfrontiert die Besucher gleich zu Beginn der Ausstellung: In einem Berg von textilen Fadenresten versteckt Kusolwong eigens für die Frankfurter PEACE-Ausstellung gefertigte „Gold“ketttchen, die Besucher durch Wühlen im symbolischen Wohlstandsmüll vereinzelt finden können. Ob das Projekt auf den Wert des oftmals leichtfertig weggeworfenen Industriemülls aufmerksam machen und zum achtsameren Umgang mit der wertvollen Ressource auffordern soll, sagt uns der Künstler nicht. Inwieweit das gemeinsame spielerische Schürfen nach Goldkettchen monopolyähnliche Wettbewerbesgefühle bei Besuchern entfacht, sie gar in ehrgeizigen Unrast oder doch eher in friedlichen Flow versetzt, bleibt abzuwarten. Foto: Diether v. Goddenthow
Golden Ghost (The Future Belongs To Ghosts), 2011 von Surasi Kusolwong konfrontiert die Besucher gleich zu Beginn der Ausstellung: In einem Berg von textilen Fadenresten versteckt Kusolwong eigens für die Frankfurter PEACE-Ausstellung gefertigte „Gold“ketttchen, die Besucher durch Wühlen im symbolischen Wohlstandsmüll vereinzelt finden können. Ob das Projekt auf den Wert des oftmals leichtfertig weggeworfenen Industriemülls aufmerksam machen und zum achtsameren Umgang mit der wertvollen Ressource auffordern soll, sagt uns der Künstler nicht. Inwieweit das gemeinsame spielerische Schürfen nach Goldkettchen monopolyähnliche Wettbewerbesgefühle bei Besuchern entfacht, sie gar in ehrgeizigen Unrast oder doch eher in friedlichen Flow versetzt, bleibt abzuwarten und dürfte individuell – auch von Typ u. Tageskondition abhängig. – recht unterschiedlich sein. Ob es je „friedliche, uneigennützige Menschen geben kann?“ Foto: Diether v. Goddenthow

Dabei verstehen Jan de Cock, Minerva Cuevas, Ed Fornieles, Michel Houellebecq, Surasi Kusolwong, Isabel Lewis, Lee Mingwei, Katja Novitskova, Heather Phillipson, Agnieszka Polska, Timur Si-Qin und Ulay ihre Arbeiten nicht als „Antworten“, sondern als Impulse und anregende Einladungen an die Besucher, eigene Positionen zu beziehen.
Ausstellungsbegleitend finden zahlreiche Live-Events statt wie etwa Vorträge, Lesungen, Poetry-Performances sowie Tanz- und Musikveranstaltungen.

Zur Ausstellung entsteht die interaktive Website WWW.SCHIRN-PEACE.ORG, die u. a. Essays von Prof. Chus Martínez, Dr. Mary Zournazi, Prof. Michael Marder, Texte zu den Werkpositionen, Videointerviews mit den Künstlerinnen und Künstlern sowie weiteres Dokumentationsmaterial des PEACE-Projekts vereinen wird.

(v.li.) Matthias Ulrich, Kurator der Ausstellung, Rechtsanwalt Peter Gatzemeier, Vorstandsvorsitzender Dr. Marschner-Stiftung, Dr. Philipp Demandt, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt,  Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer Kulturfonds Frankfurt RheinMain stellen während eines Pressegespräches in der Schirn die Ausstellung PEACE. Foto: Diether v. Goddenthow
(v.li.) Matthias Ulrich, Kurator der Ausstellung, Rechtsanwalt Peter Gatzemeier, Vorstandsvorsitzender Dr. Marschner-Stiftung, Dr. Philipp Demandt, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer Kulturfonds Frankfurt RheinMain stellen während eines Pressegespräches in der Schirn die Ausstellung PEACE. Foto: Diether v. Goddenthow

Dr. Philipp Demandt, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, über PEACE: „Was ist Frieden? Die Frage ist simpel, die Antwort diffizil. Im Zuge einer gedanklichen Annäherung haben wir uns entschlossen, die Perspektive zu wechseln und zu fragen: Wie geht Frieden eigentlich? Die PEACE-Ausstellung kommt damit zur richtigen Zeit – das beweisen nicht nur die mehr als 600 Einreichungen der Logo-Ausschreibung. PEACE ist ein aktuelles, für die Gesellschaft relevantes Thema, das Diskussionen herausfordert und aktive Teilhabe einfordert. Die in der Ausstellung präsentierten Werke zeigen, wie die Künstlerinnen und Künstler unserer Zeit sich dem Thema nähern – und bleiben beides: Antwort und Denkanstoß zugleich.“

„Die Geschichte des Friedens ist so alt wie die Menschheit selbst. Während Krieg oft als die Natur der Menschheit verstanden wird, handelt es sich beim Frieden vermeintlich um etwas weitaus Zerbrechlicheres und Flüchtigeres. Im Medienzeitalter sind Krieg und Gewalt profitable Events und werden von der Politik mit großer Aufmerksamkeit bedacht. Der Frieden wird als eine kapitalistische, ökonomische Größe nur dann zu einer breiten gesellschaftlichen Anerkennung kommen, wenn das wirtschaftliche Auseinander-Wachstum an Bedeutung verliert und stattdessen ein kollektives Zusammen Wachstum an Attraktivität gewinnt. Die Ausstellung PEACE konstruiert Verbindungen, mit deren Hilfe andere Zugänge zu einem Leben mit und in Frieden wahrnehmbar werden. Frieden ist Gegenwart, ist Mit-Sein – mit der Welt und mit anderen sein“, erläutert Matthias Ulrich, Kurator der Ausstellung.

Lee Mingwei, The Letter Writing Project, 1998/2014, Mixed media, interaktive Installation. Foto: Diether v. Goddenthow
Lee Mingwei, The Letter Writing Project, 1998/2014, Mixed media, interaktive Installation. Foto: Diether v. Goddenthow

Auftakt der Präsentation ist die partizipative Installation The Letter Writing Project (seit 1998) des in Taiwan geborenen Künstlers Lee Mingwei (*1964). Sie behandelt Wünsche, Sehnsüchte und Bedürfnisse, aber auch die Angst, sie zu artikulieren. Diese können die Besucher in Briefen formulieren und sie in der Installation entweder für andere zum Lesen anbieten oder sie von der Schirn an bestimmte Adressaten verschicken lassen.

Eine weitere Arbeit des Künstlers, die den Titel Sonic Blossom (seit 2013) trägt, wird gemeinsam mit vier Frankfurter Museen sowie der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main realisiert. Jeweils eine Woche lang werden dort Sängerinnen und Sänger ausgewählten Besuchern die Frage Darf ich Ihnen ein Lied schenken? stellen und anschließend eines von fünf Liedern des Komponisten Franz Schubert vortragen. Sonic Blossom ist im Städel Museum (4.–9. Juli), im Deutschen Architekturmuseum (11.–16. Juli), im MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main (15.–20. August), im Museum Angewandte Kunst (22.–27. August) und in der Schirn (19.–24. September) zu erleben.

Der thailändische Künstler Surasi Kusolwong (*1965) versteckt in seiner Installation Golden Ghost (2011/2017) Goldketten in Tonnen von Fadenresten der industriellen Textilproduktion, die die Besucher der Ausstellung suchen können. Deren goldene Anhänger wurden für die Ausstellung entwickelt und in kleiner Auflage gefertigt. Auf der Suche nach den Ketten in den Abfällen der Konsumindustrie wirft der Künstler die Frage nach Kunst, Ware und Wert auf.

Katja Novitskova, Pattern of Activation (planetary bonds), 2015 Foto: Diether v. Goddenthow
Katja Novitskova, Pattern of Activation (planetary bonds), 2015 Foto: Diether v. Goddenthow

Das Interesse der estnischen Künstlerin Katja Novitskova (*1984) liegt in der Verbindung von Bildern des Humanen und technischen Daten. In ihrer Installation Pattern of Activation (planetary bonds) (2015) erscheinen automatisierte Wiegen für Babys wie Raumfahrtobjekte, ein riesiges Proteinmolekül in derselben Größe wie der Mars und automatisierte Spielzeuginsekten, die in Glaskäfigen mühevoll strampeln.

Der britische Künstler Ed Fornieles (*1983) hat eigens für die Ausstellung Sim Vol. 1: Existential Risk (2017) entwickelt – ein RPG (Role Playing Game). Anknüpfend an die simulierte Welt von Rollenspielen werden mögliche Formen einer post-apokalyptischen Utopie in Szene gesetzt. Der spieltheoretische Hintergrund schließt Ideen von Chaos, von Zufallsgeneratoren und Sprachspielen ein. Jeder Besucher ist eingeladen, sich anhand von Interviews mit einzelnen Spielern in deren jeweilige Position hineinzuversetzen und Szenarien selbst weiterzudenken.

Der von der zeitgenössischen Kultur und Konsumwelt faszinierte, in Berlin lebende Künstler Timur Si-Qin (*1984) eignet sich für seine digitalen Bildproduktionen bewusst Markenstrategien an. Seine Marke New Peace verwischt die Grenzen zwischen Spiritualität und Konsum. In der Ausstellung ist Si-Qin mit mehreren Arbeiten vertreten: mit einem Leuchtzeichen seines New Peace Pro Sign (2016), der zweiteiligen Arbeit On the Path to Mirrorscape (2016) sowie Mirrorscape Effigy (2016). Es sind Bilder von Landschaften zwischen Realität und Fiktion, zwischen Natur und Technik.

Jan de Cock, Everything for you, Frankfurt, 2017, Installationsansicht, © Schirn Kunsthalle Frankfurt 2017 Foto: Diether v. Goddenthow
Jan de Cock, Everything for you, Frankfurt, 2017, Installationsansicht, © Schirn Kunsthalle Frankfurt 2017 Foto: Diether v. Goddenthow

Der belgische Künstler Jan de Cock (*1976) hat unter dem Titel Everything For You, Frankfurt (2017) Skulpturen entwickelt, die er – ganz im Sinne des von ihm bereits in Hongkong oder Havanna ausgerufenen „Skulpturenkommunismus“ – als ein Geschenk an die Stadt, ihre Einwohner und Architektur versteht. Er baute im Vorfeld der Ausstellung aus einzelnen Elementen immer wieder neu kombinierte Skulpturen im Frankfurter Stadtraum kurzzeitig auf und hielt diese fotografisch fest. Sein Projekt präsentiert er in der Schirn in Form eines selbstproduzierten Magazins, das die Fotografien der Skulpturen dokumentiert und das die Besucher mitnehmen können.

Die polnische Künstlerin Agnieszka Polska (*1985) erkundet die Bedeutung und Wirkung von Sprache sowie deren Materialisierung. Sie ist mit der aus drei Videoarbeiten bestehenden Installation The Body of Words (2015) vertreten, in der sie die Entstehung des Menschen als sprechender Organismus und ich-bewusster Körper verhandelt und auf die Anfänge der Zivilisation verweist.

Mit der Installation Clément (2016) hat der französische Schriftsteller Michel Houellebecq (*1958) seinem gleichnamigen verstorbenen Hund ein intimes Denkmal geschaffen. In der Mitte des dunklen, holzvertäfelten Raumes mit Teppichboden und Bildern an den Wänden befindet sich eine große Vitrine mit u. a. Spielzeugen – Devotionalien und Erinnerungen an seinen Gefährten.

Die britische Videokünstlerin Heather Phillipson (*1978) versetzt sich in die Psychologie und Physiologie von Tieren hinein. In der Filminstallation 100 % OTHER FIBRES (2016) heißt der Protagonist Gavin – ein Pudel, der aufgrund traumatischer Erlebnisse und Stress nicht mehr leben will. Im Zentrum steht sein Körper, der auch ein menschlicher Körper sein könnte. In das Changieren zwischen hündischer und menschlicher Körperlichkeit werden Gefühle wie Verlangen und Begehren, Sex und Fortpflanzung einbezogen.

Drei Arbeiten beschäftigen sich im letzten Ausstellungsraum mit dem Thema Wasser. Eine ganze Wand der Ausstellung füllt die mexikanische Konzeptkünstlerin Minerva Cuevas (*1975) mit einem großen Bild. Vor dem roséfarbenen Hintergrund mit hellblauer Bergkette ist in satter roter Schrift zu lesen: égalité (2004). Sofort ist das zugrunde liegende Logo der Marke evian zu erkennen, das die Künstlerin durch das französische Wort für Gleichheit ersetzt hat. Das Motiv des Wandbilds liegt als Poster für die Besucher zum Mitnehmen aus. Nach außen getragen, steht es für freie Verfügbarkeit statt Exklusivität und Vermarktung.

In großen, leuchtenden Buchstaben bringt der Foto- und Performancekünstler Ulay (*1943) die Frage Whose water is it? (2012) an die Wand. Hinter den Buchstaben scheinen Währungszeichen wie €, $, £ auf. In den letzten Jahren behandelt Ulay in zahlreichen Werken das Thema Wasser als natürliche Ressource, aber auch als Stoff, aus dem der Mensch sich konstituiert. In einer zweiten Arbeit, die in der Ausstellung präsentiert wird, führt er auf einfache und fast poetische Weise die Komplexität des Materials vor: Ein Tropfen Wasser fällt auf eine heiße Oberfläche, verpufft und löst sich im Bruchteil einer Sekunde auf – ein Sinnbild des Tropfens auf dem heißen Stein.

Isabel Lewis inmitten ihrer mit Sitzgelegenheiten und Pflanzen gestalteten Installation, die gleichzeitig Veranstaltungsort und Bühne ist. Foto: Diether v. Goddenthow
Isabel Lewis inmitten ihrer mit Sitzgelegenheiten und Pflanzen gestalteten Installation, die gleichzeitig Veranstaltungsort und Bühne ist. Foto: Diether v. Goddenthow

Die PEACE-Ausstellung mündet in einer von Isabel Lewis (*1981) mit Sitzgelegenheiten und Pflanzen gestalteten Installation, die gleichzeitig Veranstaltungsort und Bühne ist. Als „Gastgeberin“ ihrer occasions (dt.: Anlässe) richtet die ausgebildete Tänzerin Lewis dort Multimediaperformances aus. Sie erzählt, komponiert dann zu hörende Musik, singt, tanzt, „verführt“ die Sinne durch gemeinsam mit der Duftforscherin Sissel Tolaas entwickelte Aromen und serviert spezielle Drinks oder Menüs. Auf dieser Bühne wird im Rahmen ihrer occasions und in weiteren Live-Events die zentrale Frage der Ausstellung diskutiert, wie Frieden eigentlich geht.

ORT
SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT, Römerberg, 60311 Frankfurt
DAUER 1. Juli – 24. September 2017
INFORMATION www.schirn-peace.org E-MAIL welcome@schirn.de
TELEFON +49.69.29 98 82-0 FAX +49.69.29 98 82-240
EINTRITT 9 €, 7 €; freier Eintritt für Kinder unter 8 Jahren ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN Di 17 Uhr, Mi 19 Uhr, Do 20 Uhr, Sa 17 Uhr, So 15 Uhr
FÜHRUNGEN BUCHEN individuelle Führungen oder Gruppenführungen buchbar unter Tel. +49.69.29 98 82-0 und E-Mail fuehrungen@schirn.de KURATOR Matthias Ulrich

WEBSITE
Ausstellungbegleitend entsteht die interaktive Website WWW.SCHIRN-PEACE.ORG. Sie wird u. a. Essays von Prof. Chus Martínez, Dr. Mary Zournazi, Prof. Michael Marder, Texte zu den Werkpositionen, Videointerviews mit den Künstlerinnen und Künstlern sowie weiteres Dokumentationsmaterial des PEACE-Projekts vereinen. Nach dem Ende der Ausstellung wird sie als digitale Dokumentation des Projekts dienen.